05.06.2023 Aufrufe

XXL_Sonderheft_Lizenzen_1_2023

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fotos: TracyHornbrook, font83, TracyHornbrook<br />

starken Jahren weitgehend akzeptiert. Das hat<br />

sich nun geändert. Wie wenig Handelskonzerne<br />

in diesen schwierigen Zeiten bereit sind,<br />

sich den Preisvorstellungen ihrer Lieferanten<br />

zu beugen, mussten schon Weltkonzerne wie<br />

Mars, Nestlé oder Coca-Cola erleben. Edeka<br />

oder Rewe riskierten lieber leere Regale, als<br />

sich auf die von den Markenartiklern geforderten<br />

Preiserhöhungen einzulassen. Ähnliches<br />

könnte sich auch im Lizenzgeschäft abspielen.<br />

Höherpreisiges ist derzeit bei den Verbrauchern<br />

nicht gefragt.<br />

Für Lizenzgeber und -nehmer wird das Geschäft<br />

nicht einfacher. Vor allem auch deshalb,<br />

weil es bei den für diese Branche so wichtigen<br />

Vertriebslinien wie etwa dem frequenzstarken<br />

Lebensmittelhandel an strategischen<br />

Ansprechpartnern fehlt. Denn dort gibt es keine<br />

übergeordneten Verantwortlichkeiten. Über<br />

Aktionen und Listungen von Lizenzartikeln<br />

entscheiden die zuständigen Einkäufer der jeweiligen<br />

Warengruppen. Zusammenhängende<br />

Präsentationen von Themen sind deshalb<br />

die große Ausnahme und gelingen nur selten,<br />

etwa zum Start eines neuen Film-Themas wie<br />

beispielsweise Star Wars. Über den Nutzen, <strong>Lizenzen</strong><br />

als eigenständige Warengruppe und<br />

mit eigenen Flächen in den Märkten zu etablieren,<br />

wird zwar immer wieder mal diskutiert,<br />

allerdings ohne Ergebnis.<br />

NICHT ÜBER DEN TELLERRAND<br />

Eine solche Strategie könnte nur funktionieren,<br />

wenn die Konzerne ihre Einkaufs- und Vertriebsstrukturen<br />

grundlegend reformieren würden.<br />

Denn die Verantwortlichen der Warengruppen<br />

in den Zentralen und vor Ort werden an ihrem<br />

jeweiligen wirtschaftlichen Ergebnis bemessen,<br />

davon hängt dann auch die Höhe von Boni-Zahlungen<br />

ab. Übergreifende Lösungen scheitern<br />

deshalb meist an den von Lieferanten gefürchteten<br />

Abteilungsanimositäten, weil in den Konzernen<br />

keiner dem anderen einen Zusatzumsatz<br />

gönnt. Deshalb wird sich so schnell nichts daran<br />

ändern, dass Lizenzprodukte nur sehr selten<br />

thematisch zusammenhängend präsentiert<br />

werden, sondern sie verstreut in Abteilungen<br />

wie Spielwaren, Textil, Haushaltsprodukten oder<br />

Schulbedarf zu finden sind.<br />

Dass gerade mittelständische Händler flexible<br />

Lösungen erarbeiten können, beweist das Familienunternehmen<br />

Rofu Kinderland. Mit den<br />

mittlerweile 100 Filialen erzielt der Händler rund<br />

150 Mio. Euro Umsatz, 20 Prozent davon mit <strong>Lizenzen</strong>.<br />

Das erklärt ihre strategische Bedeutung<br />

für Rofu, weshalb eine eigene Konzeption entwickelt<br />

wurde. Grundüberzeugung ist dabei, dass<br />

<strong>Lizenzen</strong> Zugpferde für die Spielwarenbranche<br />

seien und deshalb „entsprechend behandelt,<br />

gepflegt und in Szene gesetzt werden sollten“.<br />

STRATEGISCHER ANFORDERUNGSKATALOG<br />

Lizenzthemen machen bei Rofu den Schwerpunkt<br />

der Sonderplatzierungen aus und werden<br />

nach festgelegten Kriterien identifiziert. Wesentlich<br />

für die Beurteilung ist, ob die Themen<br />

im Trend liegen, optimales Potenzial haben<br />

und zielgruppengerecht sind. Danach erfolgt<br />

die Zusammenstellung des Portfolios mit der<br />

Auswahl der Lizenznehmer, der Produkte und<br />

der Einschätzung des Preis-Leistungs-Verhältnisses.<br />

Geklärt wird in diesem Stadium außerdem,<br />

ob die Produkte rechtzeitig verfügbar<br />

sind und ob das Portfolio ausreicht für eine<br />

Präsentation am PoS.<br />

Aus Sicht der Kunden wird definiert, welche<br />

Art von Präsentation und welcher Zeitrahmen<br />

sich für ein bestimmtes Themen eignen, außerdem<br />

wird der Umfang der Platzierungen<br />

festgelegt. Wichtig für den Erfolg sei die Inszenierung,<br />

also wie die Kunden einbezogen<br />

werden können, etwa auch mit Zugabe-Aktionen<br />

oder auch Kundenbindungsmaßnahmen<br />

der Lieferanten.<br />

SICHERHEIT BEI PLANUNG<br />

Bei Rofu sind sich die Verantwortlichen bewusst,<br />

dass oft genug Theorie und Praxis voneinander<br />

abweichen. Mitunter fehle es am notwendigen<br />

Platz in den Filialen oder die Kosten der Umsetzung<br />

erwiesen sich als zu hoch. Mitunter<br />

scheiterten lieferantenübergreifende Aktivitäten<br />

an mangelnder Kooperationsbereitschaft<br />

der Hersteller. Jede noch so gute Planung könne<br />

zunichtegemacht werden, wenn die Ware<br />

nicht rechtzeitig geliefert wird.<br />

Diese analytische Vorgehensweise gibt Sicherheit<br />

bei der Planung, weil sie von vornherein<br />

alle Eventualitäten im Blick hat. Künftige Anforderungen<br />

an Lizenzgeber, Lizenznehmer und<br />

den Handel werden bei Rofu so definiert: über<br />

Grenzen hinausdenken und an gemeinsamen<br />

Lösungen arbeiten. Mit seiner Strategie hat<br />

Rofu damit gegenüber dem Klein-Klein vieler<br />

anderer Handelsunternehmen einen Wettbewerbsvorteil<br />

im Lizenzgeschäft.<br />

RISIKO: Die Lizenzvermarktung<br />

ist herausfordernd.<br />

Genauso wie das<br />

Ringen um Macht, Geld<br />

und Einfluss, um das es<br />

bei dem bekannten Brettspiel<br />

Monopoly geht. Taktisches<br />

Geschick ist hier<br />

wie dort gefordert, dann<br />

winkt Reichtum. Den Unvorsichtigen<br />

droht der Absturz.<br />

Das gehört zu den<br />

Regeln des Spiels und<br />

auch der Branche.<br />

„<strong>Lizenzen</strong> sind<br />

Zugpferde für<br />

die Spielwarenbranche“<br />

LIZENZEN! 31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!