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A N Z E I G E N S O N D E R V E R Ö F F E N T L I C H U N G

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Innovative Speichertechnik für Windenergie

Start-up „HOPES“ gewinnt Strom aus Salzwasser

DARMSTADT (meli), Salzwasser ist

eine umweltfreundliche Batteriealternative.

Davon sind die Gründer

des Start-ups „HOPES“ überzeugt.

Das internationale Team bringt

seinen auf Osmose beruhenden

Energiespeicher direkt in der hohlen

Basis von Windrädern unter.

„Irgendwann wird jedes Gebäude

und jedes Windrad mit unserer Speichertechnik

ausgerüstet sein“, davon

ist das Gründerteam überzeugt. Die

Idee brachte Falah Alobaid 2018 aus

dem Mittleren Osten mit, wo er mit

Meerwasser-Entsalzungsanlagen arbeitete:

„Dabei werden Wasser und

Salz mit Hilfe von Strom getrennt

– warum sollte man nicht auf dem

umgekehrten Weg Strom erzeugen

können?“ Um Salz aus dem Meer zu

gewinnen, wird entweder mit viel

Heizenergie das Wasser verkocht

oder das Meerwasser wird – mit

hohem Druck und somit Energie

– durch Membrane gepresst, die das

Salz auf einer Seite zurückhalten.

Umgekehrt kann bei starkem Wind

der Energieüberschuss im Windrad

eingesetzt werden, um Salz und

Wasser zu trennen. Die beiden Stoffe

zieht es aber zuneinander: Ohne

Trennmembran strömt die Salzlauge

so lange zum Wasser, bis wieder ein

einheitliches Mischungsverhältnis

hergestellt ist. Die osmotische Strömung

kann eine Turbine antreiben,

die Strom erzeugt. „Das Einzige, was

wir brauchen, ist also Salz, Wasser,

Speicherbehälter, Rohrsystem,

Membran, Pumpen und Turbinen“,

erklärt Technikleiter Tadeh Nazari.

Alles verfügbare, harmlose und

umweltschonende Dinge.

Energieerzeugung durch Osmose

Die einfache Konstruktion lässt sich

problemlos im breiten, hohlen Fuß

eines Windrads unterbringen: Unten

steht ein Tank mit Salzwasser. Bei

kräftigem Wind presst eine Pumpe

diese Lösung durch eine Membran,

die Salzlauge und reines Wasser

Das Gründer-Team von HOPES.

trennt. Diese beiden Lösungen fördert

eine Pumpe in einige Meter höher

aufgestellte Tanks. Dort bleiben

sie, bis wieder Energie benötigt wird:

Sowohl das Gefälle als auch der

osmotische Druck treiben dann eine

energieerzeugende Turbine an.

Diese Idee haben sich Alobaid und

seine Mitstreiter 2020 patentieren

lassen. Gemeinsam mit dem heutigen

Projektkoordinator und Wirtschaftsingenieur

Pascal Koschwitz

begannen im selben Jahr die ersten

Überlegungen für eine Ausgründung.

Heute gehören auch Nazari

und der fürs Marketing zuständige

Alfred-Walter Haag zum Start-up-

Team. Dank der Förderung durch den

TU-eigenen Pioneer Fund baute das

Team 2020 eine erste prototypische

Anlage.

Günstig, umweltfreundlich,

sicher

In der hintersten Ecke des Darmstädter

Technikums öffnen die Erfinder

die schwere Tür eines hohen grünen

Containers. Dieser große Schuppen

beherbergt den Prototyp für

die HOPES-Anlage. Unscheinbare

Kunststofftanks beinhalten die

Salzlösung. Blaue Rohrleitungen

verbinden oben und unten.

„Wenn wir eine dreiprozentige Salzlösung

mit reinem Wasser mischen,

entstehen 30 bar Druck“, erklärt

Nazari. Das entspricht dem Druck

einer Wassersäule über 300 Meter

Höhe. Damit ist der Energiegewinn

aus der Wasser-Salz-Mischung

deutlich höher als aus dem Gefälle:

„Wir erzielen auf chemischem Weg

etwa fünfmal mehr Energie als aus

dem Höhenunterschied“, so der

Techniker.

Alobaid zeigt Bilder eines Windrad-

Turms: Die 60 bis 200 Meter hohen

Anlagen haben einen Fuß von etwa

sieben bis 20 Metern Breite, der

hohl ist. Nur etwa zehn Prozent

nehme die Windradtechnik ein. Für

Foto: meli

die HOPES-Konstruktion wollen die

Techniker etwa ein Viertel des leeren

Raums nutzen. „Damit können wir

bis zu 30 Prozent der Höchstleistung

eines Windrads speichern“.

Möglicherweise stabilisieren die

Flüssigkeitstanks im Fuß sogar die

riesigen Windräder zusätzlich. Die

gesamte Höhe des Konstrukts zu

nutzen, ist aus statischen Gründen

nicht sinnvoll.

Neben dem bislang ungenutzten

Raum und der unmittelbaren Nähe

der Energiequelle sieht Alobaid

einen weiteren Vorteil: Bisher ist

aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes

das Speichern wenig

attraktiv, weil es Energiespeicher

sowohl als Verbraucher als auch

Erzeuger berechnet. Innerhalb eines

Windrads könnte diese Aufteilung

jedoch wegfallen, weil der gespeicherte

Strom im erzeugenden Windrad

bleibt, also erst beim Verlassen

bepreist wird.

HOPES-Idee stößt auf Begeisterung

Die HOPES-Idee haben Windparkbetreiber

und Energieversorger bereits

mit großem Interesse aufgenommen.

Mittlerweile hat das Team aber

auch die Anwendung als Speicher

für Photovoltaik-Anlagen im Auge.

Viele private Betreiber großer Photovoltaikflächen

hätten Interesse am

Salzwasserspeicher angemeldet: „Sie

überzeugt unser einfaches, ungefährliches

System ohne Chemikalien, das

weder seltene Erden noch Klimaanlagen

benötigt und als geschlossenes

System völlig pflegeleicht ist“, so

Alobaid. Ein Firmenkonsortium aus

Pumpen- und Turbinenhersteller

sowie Stahllieferanten hilft dem Startup

bei Technik, Genehmigungen und

Kontakten. Derzeit arbeitet das Team

an Kostenschätzungen, um aus dem

Labormaßstab in die erste kommerzielle

Anlage zu gehen. Die soll bei

einem Privatkunden mit einer Speicherkapazität

von 100 Kilowattstunden

entstehen. Das größte Problem

sieht Alobaid derzeit im fehlenden

Personal; Start-ups könnten mit den

hohen Gehältern und Dauerstellen

etablierter Unternehmen nicht konkurrieren.

„In Darmstadt sein“

Für junge Nachahmer hat er einige

Gründertipps: „In Darmstadt sein“,

lautet der erste. Über den TU-Ideenwettbewerb

könne man sich einen

guten Ruf erarbeiten, und von TU,

HIGHEST und dem Pioneer Fund hervorragende

Unterstützung erhalten.

„Über die Idee reden“, ist der zweite

Rat: Neuerungen nicht im Kopf

behalten, sondern mit anderen austauschen

– niemand klaue Ideen,

davon müsse man sich frei machen.

Und schließlich: „einfache, kleine

Erfindungen“, die seien schneller

und ohne viel Geld umsetzbar. Man

brauche viel Durchhaltevermögen,

Geduld und Verständnis, ergänzt der

ruhigere Nazari.

Ein grüner Hingucker

Alsbach-Hähnlein weihte gemeinsam mit HEAG mobilo die erste „grüne Haltestelle“ im Landkreis ein

ALSBACH-HÄHNLEIN (meli), Dass

Haltestellen mehr bieten können als

einen zweckmäßigen Unterstand,

stellte die „HEAG mobilo GmbH“ aus

Darmstadt Ende März gemeinsam

mit der Gemeinde Alsbach-Hähnlein

unter Beweis.

So konnten Bürgermeister Sebastian

Bubenzer und HEAG mobilo-Geschäftsführerin

Ann-Kristina Natus

nicht nur die erste „grüne Haltestelle“

in Alsbach-Hähnlein einweihen. Es

war gleichzeitig auch die erste im

Landkreis, nachdem am Merck-Stadion

in Darmstadt der Auftakt für

diese umweltfreundliche Initiative

gefeiert wurde.

„Wir erleben es mittlerweile täglich,

wie in nahezu allen Bereichen des

öffentlichen Lebens die Bedeutung

von Klimaschutz, Nachhaltigkeit

und einem verantwortungsvollen

Umgang mit der Natur an Relevanz

gewinnt“, betonte Bubenzer. „Und

Harald Finger (Vorsitzender der Gemeindevertretung Alsbach-Hähnlein),

Ann-Kristina-Natus (Geschäftsführerin HEAG mobilo) und Sebastian

Bubenzer (Bürgermeister Alsbach-Hähnlein) an der begrünten

Haltestelle „Beuneweg“.

Foto: meli

wir alle wissen, dass es hier nicht um

einen Trend geht. Klimaschutz und

Nachhaltigkeit werden unser Leben

begleiten – dauerhaft.“ Deshalb sei

es wichtig, vor diesem Hintergrund

immer wieder in kleinen und großen

Projekten „Spotlights mit Signalwirkung“

zu setzen.

Die Bepflanzung einer Haltestelle sei

dabei nicht nur ein optischer Gewinn,

sondern auch ein Zeichen, dass

Einsatz für Klimaschutz und Nachhaltigkeit

beinahe in allen Bereichen

des Lebens möglich sei.

Die Vorteile einer begrünten Haltestelle

sind vielfältig. So erklärte Bubenzer:

„Eine Begrünung verringert

die lokale Aufheizung in versiegelten

Bereichen durch die Verdunstungskälte

und Luftfeuchtigkeit. Vorhandene

Luftschadstoffe – wie etwa

Feinstaub – werden verringert. Und

die Haltestellen spiegeln den Gedanken

wider, dass öffentliche Verkehrsmittel

eine nachhaltigere Option für

den Weg von A nach B darstellen als

der von vielen überwiegend genutzte

Individualverkehr.“

Das in Alsbach-Hähnlein gewählte

Bepflanzungskonzept wurde mithilfe

von Eva Distler, einer Biologin aus

Weiterstadt, standortgerecht gestaltet.

Die Pflanzen sind optimal an die

Rahmenbedingungen angepasst und

stammen aus regionaler Produktion.

Sie sind pflegeleicht, robust, langlebig

und ökologisch hochwertig. „Dass wir

nach unserem Auftakt in Darmstadt

jetzt diese neue Art der Begrünung

auch in Alsbach-Hähnlein präsentieren

dürfen, ist ein schönes Beispiel

für einen gemeinsamen Beitrag für

mehr Klimaschutz und Artenvielfalt“,

bekräftigte Ann-Kristina Natus.

„Damit die Pflanzen auch in Dürrephasen

auf ein Wasserreservoire

zurückgreifen können, setzen wir

hier auf eine Konstruktion inklusive

eines Wasserspeichers. Die Kästen

werden mit einer Rank-Pflanze

namens Clematis bepflanzt. Diese

blüht stark und wird sich an der

Stahlkonstruktion, die mit der Zeit

eine Patina annehmen wird, entlanghangeln.“

Neben der Begrünung des Fahrgastunterstands

werde auch die Rückseite

des Fahrradunterstandes begrünt.

Die dort installierten Gefäße würden

mit Jungfernreben bepflanzt, die im

Herbst schönes buntes Laub tragen

würden.

„Als drittes begrüntes Element wird

die Seitenwand des Gleichrichterunterwerks

Heimat für Pflanzen und

Kleintier“, ergänzte Ann-Kristina

Natus. „Am Ende wird die gesamte

Fläche durch eine durchgehende

Pflanzwand bedeckt.“ Um auf Nachhaltigkeit

und Natürlichkeit zu

setzen, habe man an dieser Stelle

bewusst auf eine Bewässerungstechnologie

verzichtet.

„Mit unseren beiden Pilot-Projekten

in Darmstadt und Alsbach-Hähnlein

sammeln wir jetzt erste Erfahrungen,

in welchem Umfang die

Begrünung unserer Haltestellen

langfristig die Biodiversität fördert

und mittelfristig für ein gesünderes

Klima in der Stadt sorgt.“

Bürgermeister Sebastian Bubenzer

versprach, dass sich der ZKD künftig

um die Pflege kümmern werde.

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