BS 06-2023
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<strong>06</strong><br />
<strong>2023</strong><br />
<strong>06</strong><br />
SCHIFFFAHRT TECHNIK<br />
HÄFEN<br />
Frustbewältigung<br />
Rhenus investiert<br />
Bohmte: Was lange währt, 9770939 191001<br />
auf der Spree 9 in weiteren Neubau 40 wird endlich gut 60<br />
Juni <strong>2023</strong> | 78. Jahrgang<br />
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INHALT<br />
<strong>06</strong> <strong>2023</strong><br />
16<br />
26<br />
3 EDITORIAL<br />
3 – Der Ton macht die Musik<br />
5 PERSONALIEN<br />
6 NACHRICHTEN<br />
9 SCHIFFFAHRT<br />
9 – Parlamentarischer Abend in Berlin:<br />
Frustbewältigung auf der Spree<br />
11 – »Moin« für ein neues Schiffskonzept<br />
14 – Trimodal ist Trumpf<br />
16 SCHIFFSTECHNIK<br />
16 – Wittig lädt ein zum großen Jubiläum<br />
19 – Mit 42 Jahren ein Neuanfang<br />
20 – Hamburgs erstes elektrisches Arbeitsboot<br />
22 – Condor H2 – emissionsfrei auf dem Rhein<br />
23 – »Amadeus Riva« bereit für ihre Gäste<br />
24 – Mit Batterie CO2-frei durchs Wattenmeer<br />
26 – Maritime Industry: 1.000 Besucher mehr<br />
32 – Haeger & Schmidt kauft Koppelverband<br />
33 – Neubau für BASF:<br />
Auch bei Niedrigwasser bis Ludwigshafen<br />
34 – August Storm:<br />
Mit Retrofit zum Methanol-Motor<br />
35 – Ein besonderer Schiffsneubau für ADM<br />
36 – Doppeltaufe für River Drone<br />
40 – Rhenus investiert in weiteren Neubau<br />
42 – CDNI-Zahlungen per Smartphone<br />
43 – Cobra-Batteriesystem erhält Rina-Zertifikat<br />
44 – Plattform für Mix an Energiequellen<br />
45 – Lux-Werft macht Schiff zukunftsfit<br />
46 LOGISTIK<br />
46 – Schienenverbände warnen vor Geisterfahrt<br />
47 – 115 neue Waggons für TX Logistik<br />
48 – viadonau und die österreichischen Donauhäfen<br />
liefern erfolgreiches Gastspiel in München<br />
50 – Peper & Söhne verkauft an P3 Logistic Parks<br />
50 – Verlängerte Sattelauflieger bringen mehr<br />
Kapazitäten auf die Straße<br />
51 – Transport Logistic: Mehr internationale Besucher<br />
52 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
52 – »Die Industrie ist abhängig vom Wasserweg«<br />
53 – Umschlag bricht an der Elbe um mehr als 10 % ein<br />
53 – Belgischer Doppelhafen verliert an Ladung<br />
54 – Scholz schnuppert Hafenluft<br />
55 – Niedersächsische Seehäfen geben Studie in<br />
Auftrag<br />
56 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
56 – Strom aus Sonnenergie soll im Duisburger<br />
Hafen für Klimaneutralität sorgen<br />
57 – Salzgitter Flachstahl wird SPC-Mitglied<br />
58 – Häfen zwischen Papenburg und Rheine<br />
60 – Bohmte: Was lange währt, wird endlich gut<br />
63 – Steelpaint sorgt für nachhaltigen Korrosionsschutz<br />
66 – 78 neue Nischenpoller für Datteln<br />
67 BUYER’S GUIDE<br />
72 RECHT<br />
72 – Pflichten bei geregelter Begegnung<br />
74 BDS<br />
74 – Wettbewerb: »Echt jetzt? … Binnenschiffer?«<br />
75 IMPRESSUM<br />
4 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
NACHRICHTEN<br />
VIVA CRUISES<br />
Kreuzfahrtanbieter gibt finalen Namen der »Viva Three« bekannt<br />
Der dritte Neubau wird Gäste hauptsächlich auf Donau-Flussreisen mitnehmen<br />
Der Arbeitstitel für den dritten Neubau<br />
des Düsseldorfer Flussreiseveranstalters<br />
Viva Cruises lautete bislang »Viva<br />
Three«. Jetzt hat das Unternehmen den<br />
finalen Namen bekannt gegeben. Nach<br />
»Viva One«, die 2022 in die Flotte kam,<br />
und »Viva Two«, die dieses Jahr dazu<br />
stieß, wird »Viva Enjoy« im kommenden<br />
Jahr übernommen. Die Jungfernfahrt<br />
des dritten Neubaus soll am<br />
© Viva Cruises<br />
22. September 2024 ab Frankfurt in<br />
Richtung Wien starten. Mit dem Flottenzuwachs<br />
reagiert der Veranstalter eigenen<br />
Angaben zufolge auf die steigende<br />
Nachfrage nach Flusskreuzfahrten.<br />
»Wir sind in den letzten fünf Jahren<br />
stark gewachsen, so auch unser Kundenstamm<br />
und die Nachfrage internationaler<br />
Gäste, gerade auch auf der Donau.<br />
Der dritte Neubau in Kombination<br />
mit unserer restlichen Flotte ermöglicht<br />
uns wieder neuen Spielraum, im Hinblick<br />
auf unsere Routings, aber auch im<br />
Hinblick auf unsere internationalen<br />
Partner und Gäste«, erklärt Andrea<br />
Kruse, Geschäftsführerin des Flussreiseveranstalters.<br />
Die »Viva Enjoy« wird ein baugleiches<br />
Schwesterschiff der »Viva Two«. An Bord<br />
befinden sich 95 Außenkabinen, in denen<br />
maximal 190 Passagiere untergebracht<br />
werden können.<br />
<br />
KLEINE SCHLEUSE FRIEDRICHSFELD<br />
WSA startet Sanierung<br />
Vor Kurzem wurde die Grundinstandsetzung der Kleinen Schleuse<br />
in Friedrichsfeld gestartet. Die Bauzeit soll zwölf Monate umfassen.<br />
Obertor, der Maschinenbau sowie die Elektro- und Nachrichtentechnik<br />
werden vollständig ersetzt, das teilt das zuständige<br />
WSA mit. Dafür wird die Schleusenkammer trockengelegt.<br />
Für die Schifffahrt ist die Kammer deshalb bereits gesperrt.<br />
Nach Abschluss der Maßnahme ist geplant, dass die Kammer im<br />
ersten Halbjahr 2024 wieder für die Schifffahrt freigegeben<br />
wird. Im Rahmen der Bautätigkeiten kann es zu kurzzeitigen<br />
Sperrungen der Schleusenbrücke kommen, die rechtzeitig bekanntgegeben<br />
werden.<br />
<br />
CONTARGO<br />
Kaffeetransport mit Elektro-Lkw<br />
Zwei E-Lkw sind im Hamburger Hafen im Einsatz<br />
© Contargo<br />
Werft Malz GmbH<br />
Die Adresse am Oder-Havel-Kanal für:<br />
• Schiffbau: Instandsetzung und Reparatur<br />
• Lieferung von Ersatzteilen für GOTHA ZG 52 Getriebe<br />
• Schweißzulassung: GL / DIN 1090<br />
• 3-lagige Slipananlage bis 67 m<br />
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An der Schleuse 7 | 16515 Oranienburg | www.werft-malz.de<br />
Ohne Emissionen, ohne Lärm wird seit Mitte Mai Tchibo-<br />
Kaffee zwischen dem Hamburger Hafen und dem Lager<br />
transportiert. Eingesetzt werden dabei vollelektrische Lkw,<br />
die von Contargo Road Logistics operiert werden. Der Logistik-Dienstleister<br />
setzt zwei Volvo FH Electric ein.<br />
Die im Container-Nahverkehr eingesetzten E-Lkw haben<br />
eine Reichweite von bis zu 300 km und können daher auch<br />
über das Stadtgebiet hinaus eingesetzt werden. Durch Ladesysteme<br />
mit einer Leistung von 250 kW können die Fahrzeuge<br />
bei Bedarf innerhalb von zwei Stunden vollgeladen<br />
werden. Das ermöglicht die E-Lkw so flexibel einzusetzen<br />
wie Diesel-Lastwagen, auch im 24-Stunden-Betrieb. Die beiden<br />
E-Fahrzeuge gehören zu 27 neuen E-Lkw, die Contargo<br />
über das Schwesterunternehmen Rhenus Trucking derzeit<br />
beschafft. Damit steigt die Anzahl der vollelektrischen Sattelzugmaschinen<br />
bei Contargo auf 32 Fahrzeuge. <br />
6 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
NACHRICHTEN<br />
The most modern fleet,<br />
shaping a sustainable future<br />
Our youngest Gas tanker: “Schloss Tramontana” on trial run Christmas 2022. Fully<br />
dynamic with Stage V propulsion and catalytic converter in accordance with new EU<br />
standard. Sister ships: Slot York (2022), Schloss Imola and Schloss Quedlinburg (<strong>2023</strong>).<br />
One tanker of the fleet of 150 tankers belonging to GEFO.<br />
26 new buildings to reduce pollutant emissions.<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
Which tanker will sail for you?<br />
7<br />
www.gefo.com
NACHRICHTEN<br />
GREEN AWARD<br />
»Oceandiva London« erhält Umweltauszeichnung<br />
Die »Oceandiva London« ist vor Kurzem<br />
auf der niederländischen Veka-Werft fertiggestellt<br />
und anschließend auf die Themse<br />
überführt worden. Wie der Betreiber United<br />
Rivers bekannt gibt, hat das Veranstaltungsschiff<br />
das Platin-Label des<br />
Green Award erhalten. London ist die<br />
neue Heimat des »weltweit ersten klimaneutralen<br />
schwimmenden Veranstaltungsortes,<br />
dem dieser Verdienst zuteil wurde«,<br />
so United Rivers. Das Platin-Label ist die<br />
höchste Anerkennungsstufe, die Green<br />
Award für Schifffahrtsunternehmen vergibt,<br />
die sich für Umweltschutz, Sicherheit<br />
und Qualität einsetzen.<br />
Die »Oceandiva London« erstreckt<br />
sich über drei Decks, ist 86 m lang und<br />
17 m breit. Mit den flexiblen Veranstaltungsräumen<br />
können auf dem<br />
Schiff Konferenzen, Ausstellungen, Empfänge,<br />
etc. für bis zu 1.000 Gäste ausgerichtet<br />
werden.<br />
Das Schiff verfügt über einen 2,2 MWbatteriebetriebenen,<br />
CO 2 -neutralen Antrieb.<br />
Zu den Technologien auf dem<br />
Das Veranstaltungsschiff fährt umweltfreundlich mit Batterien<br />
Schiff gehören zudem eine PureBlue<br />
Innopack++ Kläranlage zur Wiederverwendung<br />
von Abwasser und ein neues<br />
HVAC-System, das sowohl Luftstrom als<br />
auch Energieeinsparung bietet. Durch ihr<br />
Antriebssystem und ihre Energiestrategie<br />
ist die »Oceandiva London« in der Lage,<br />
einen zu 100 % nachhaltigen Betrieb zu<br />
gewährleisten. Sie verfügt über eine<br />
Schnellladestation für erneuerbare Energie<br />
an Land und einen Reservegenerator<br />
für Biokraftstoff.<br />
<br />
© United Rivers<br />
ITS – INTERNATIONAL TRANSPORT & SHIPPING<br />
Geodis übernimmt Schweizer Spediteur<br />
Vertragsunterzeichnung: (v.l.): Massimo Bianco (ITS-CEO) und Éric Martin-Neuville (Executive<br />
Vice President Global Freight Forwarding bei Geodis)<br />
Das auf Transport- und Logistik spezialisierte<br />
Unternehmen Geodis hat die<br />
Schweizer Spediteurs ITS – International<br />
Transport & Shipping Ltd. übernommen.<br />
ITS ist ein unabhängiger, 1992<br />
gegründeter, Spediteur mit Hauptsitz in<br />
Reinach. Das Unternehmen bietet hauptsächlich<br />
Dienste für den High-Tech-<br />
Bereich an. Dabei geht es insbesondere<br />
um die Organisation von Transport und<br />
Logistik für spezielle Projekte und überdimensionale<br />
Ausrüstung für die Industrie.<br />
ITS bietet auch Seefracht- und allgemeine<br />
Frachtdienstleistungen an. Insgesamt<br />
beschäftigt das Unternehmen 26<br />
Mitarbeiter und meldete für 2022 einen<br />
Umsatz in Höhe von 59 Mio. €. ITS wird<br />
sich dem Geschäftsbereich Geodis Global<br />
Freight Forwarding anschließen und an<br />
die Region Europe berichten. <br />
© Geodis<br />
PKZ GROUP-AKQUISE<br />
Hellmann wächst<br />
Hellmann Worldwide Logistics übernimmt<br />
seinen langjährigen Luft- und Seefrachtpartner<br />
in der Slowakei und Tschechien<br />
und gründet eine eigene slowakische<br />
Landesgesellschaft.<br />
Mit der Akquisition der zehn Standorte<br />
der PKZ Group schließe man eine<br />
Lücke im bestehenden Road-Netzwerk<br />
im Segment Teil- und Komplettladungen<br />
und ermögliche so nachhaltiges Wachstum<br />
in diesem Bereich, heißt es. Gleichzeitig<br />
übernimmt Hellmann die bisher<br />
durch die PKZ Group ausgeführten<br />
Dienstleistungen in den Bereichen Luftund<br />
Seefracht, Schienentransporte sowie<br />
der Kontraktlogistik. So soll der produktübergreifende<br />
Marktanteil über die eigene<br />
Landesgesellschaft kontinuierlich<br />
ausgebaut werden.<br />
Die bisherigen Geschäftsaktivitäten sowie<br />
der Mitarbeiterstamm der PKZ<br />
Group werden nun in die neu gegründete<br />
Hellmann Worldwide Logistics Slowakei<br />
überführt. Die neue Landesgesellschaft<br />
wird von dem bisherigen Geschäftsführer<br />
der PKZ Group, Martin Kiaba, geleitet,<br />
heißt es in einer Mitteilung.<br />
<br />
8 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Frustbewältigung auf der Spree<br />
Fehlende Investitionen an den Wasserstraßen und gesetzliche Hürden standen bei einem<br />
Parlamentarischen Abend in Berlin im Fokus. Dabei brach sich durchaus der Ärger über<br />
die politischen Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit Bahn. Von Krischan Förster<br />
Eingeladen hatte die Parlamen tarische<br />
Gruppe Binnenschifffahrt (PGBi),<br />
ein Zusammenschluss von rund 50 Bundestagsabgeordneten.<br />
Traditionell wurde<br />
sie bei der Organisation von den beiden<br />
Verbänden BDB und BÖB unterstützt.<br />
Dieses Mal war ein Fahrgastschiff Ort des<br />
Geschehens, das im Berliner Regierungsviertel<br />
seine Runden drehte.<br />
Von einem beschaulichen Tour konnte<br />
allerdings keine Rede sein. Zu drängend<br />
sind die Themen, die derzeit auf dem gesamten<br />
System Wasserstraße lasten. Mit<br />
einer Etatkürzung um 350 Mio. € hatte<br />
eine inzwischen lange Reihe von Hiobsbotschaften<br />
begonnen. Zuletzt wurde der<br />
Binnenschifffahrt auch ein überragendes<br />
öffentliches Interesse« abgesprochen.<br />
Denn auf der Liste der Projekte, die künftig<br />
unter das geplante Genehmigungsbeschleunigungsgesetz<br />
fallen, taucht keine<br />
einzige Maßnahme an einer der Wasserstraßen<br />
auf – nicht einmal die unbestritten<br />
wirksame und eigentlich schnell<br />
machbare Mittelrheinvertiefung.<br />
Geld, Planung, Personal<br />
So nutzten die Verbände die Fahrt auf<br />
dem Berliner Fahrgastschiff MS »Phantasia«,<br />
um ihre Forderungen noch einmal<br />
nachdrücklich zu Protokoll zu geben. Bereits<br />
im Vorfeld hatte der BDB ein<br />
10-Punkte-Papier in Umlauf gebracht<br />
(siehe Kasten), in dem die Kernforderungen<br />
aufgelistet sind.<br />
Für die Binnenhäfen forderte BÖB-<br />
Präsident Joachim Zimmermann, die<br />
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />
See- und Binnenhäfen als zentrales Ziel<br />
in der Nationalen Hafenstrategie zu verankern.<br />
Konkret werde die gemeinsamen<br />
Unterstützung des Bundes und der Länder<br />
bei der Sicherung und Erweiterung<br />
von Hafenflächen gebraucht, beim Abbau<br />
regulatorischer Hürden für die Errichtung<br />
und den Betrieb von Umschlagund<br />
Lagereinrichtungen, eine Bund-<br />
Länder-Förderung für die Sanierung von<br />
Kai und Uferanlagen sowie die Unterstützung<br />
bei den bevorstehenden großen<br />
Transformationsprozessen. Dazu zählt<br />
Zimmermann die Dekarbonisierung, die<br />
Energiewende, den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft<br />
und die Digitalisierung.<br />
»Die Binnenhäfen haben hierzu bereits<br />
sehr konkrete Forderungen und Vorschläge<br />
unterbreitet«, betonte Zimmermann.<br />
Unabdingbar sei auch, dass alle<br />
nötigen Maßnahmen entsprechend fi-<br />
10-Punkte-Katalog des BDB<br />
1 Zur Planungsbeschleunigung gemäß<br />
der Vordringlichen Bedarfs Engpassbeseitigung<br />
(VB-E) ist durch Gesetz<br />
festzustellen, dass diese »im überragenden<br />
öffentlichen Interesse« liegen<br />
und »der öffentlichen Sicherheit dienen«,<br />
ebenso wie bei Schienen und<br />
Straßenbauprojekten.<br />
2 Für Ausbau, Instandsetzung, Unterhaltung<br />
und Betrieb der Bundeswasserstraßen<br />
ist ein jährliches Finanzvolumen<br />
von mindestens 2 Mrd. € erforderlich.<br />
Dazu sind auch für die Wasserstraße<br />
zusätzliche Finanzierungsmittel<br />
aus dem CO2-Zuschlag auf die<br />
Lkw-Maut bereitzustellen.<br />
3 Die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen<br />
für eine überjährige Verwendbarkeit<br />
und umfassende gegenseitige<br />
Deckungsfähigkeit der Infrastrukturinvestitionsmittel<br />
sind dauerhaft sicherzustellen.<br />
4 Der in der letzten Legislaturperiode<br />
begonnene Stellen- und Planstellenaufbau<br />
muss fortgesetzt und mit den<br />
erforderlichen finanziellen Mitteln<br />
hinterlegt werden.<br />
5 Zur Gewinnung qualifizierten Nachwuchses<br />
soll eine Ausbildungsoffensive<br />
gestartet werden. Die seit vielen<br />
Jahren angebotenen »Dualen Studiengänge«<br />
sowie die Finanzierung von<br />
Studienplätzen für Wasserbauingenieurinnen<br />
und -ingenieuren an der<br />
Helmut-Schmidt-Universität müssen<br />
ausgebaut werden. Die Übernahmegarantie<br />
für Auszubildende, die ihre<br />
Ausbildung erfolgreich abgeschlossen<br />
haben, muss verlängert werden.<br />
6Großraum- und Schwerlasttransporte<br />
(GST) müssen, wo immer möglich,<br />
auf das Binnenschiff verlagert werden.<br />
Zur Umsetzung der Vorschläge der<br />
»Eckpunkte einer Wind-an-Land-<br />
Strategie« des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
ist eine hochrangig besetzte<br />
Arbeitsgruppe unter Einbeziehung<br />
von Bund und Ländern sowie Herstellern,<br />
der Binnenschifffahrt und Häfen<br />
einzusetzen.<br />
7 Zur Stärkung der Binnenschifffahrt<br />
im Markt der Containertransporte<br />
brauchen wir ein Förderprogramm<br />
zur Finanzierung der Betriebskosten,<br />
vergleichbar mit der Schiene<br />
nach belgischem und niederländischem<br />
Vorbild. Gleichzeitig sollten<br />
die geltenden Regelungen des Kombinierten<br />
Verkehrs auf Vor- und<br />
Nachlaufverkehre bei Massengutund<br />
Stückguttransporten unter Beteiligung<br />
der Wasserstraße zur Anwendung<br />
gebracht werden.<br />
8 Für eine CO2-neutrale, an künftig zu<br />
erwartende Güterstrukturen und<br />
klimabedingte Veränderungen angepasste<br />
Binnenschiffsflotte brauchen<br />
wir ein staatlich finanziertes, groß<br />
angelegtes Neubauprogramm.<br />
9 Als Planungsgrundlage für Politik,<br />
Verwaltung und Unternehmen brauchen<br />
wir eine eine Bewertung künftiger<br />
Potenziale von Binnenschifffahrt<br />
und Wasserstraße.<br />
10 Mit einer gemeinsamen Imagekampagne<br />
von Politik, Wirtschaft und<br />
Gewerkschaften soll einer breiten<br />
Öffentlichkeit die Bedeutung von<br />
Binnenschifffahrt, Häfen und Wasserstraße<br />
für Wirtschaft, Verbraucherinnen<br />
und Verbrauchern sowie<br />
deren Attraktivität und Umweltfreund<br />
lichkeit nahegebracht werden.<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
9
SCHIFFFAHRT<br />
nanziert würden und dass ein Level-<br />
Playing-Field, also eine Gleichstellung,<br />
für die beiden Verkehrsträger Schiene<br />
und Schiff bereitet werde.<br />
Zur Erinnerung: Während die Bahn<br />
mit insgesamt rund 45 Mrd. € über mehrere<br />
Jahre bedacht wird und erst jüngst<br />
ein Finanzbedarf von weiteren knapp<br />
90 Mrd. € in die Debatte eingebracht<br />
wurde, ist der Investitionsetat für die<br />
Wasserstraßen rückläufig – er wurde im<br />
laufenden Haushaltsjahr von knapp<br />
1 Mrd. € auf knapp 600 Mio. € gekürzt.<br />
Nötig sind dagegen nach Ansicht aller<br />
Akteure der Wasserlogistik rund<br />
2 Mrd. € pro Jahr – also mehr als das<br />
Dreifache der bewilligten Summe.<br />
Den Bedarf an mehr Geld macht auch<br />
der BDB in seinem aktuellen 10-Punkte-<br />
Papier geltend. Darin wurden unter der<br />
Überschrift »Vorfahrt für Binnenschifffahrt<br />
und Wasserstraße!« die aus Verbandssicht<br />
dringendsten Maßnahmen<br />
aufgelistet.<br />
Kräftige Worte und Widerworte<br />
Sprachen auf dem Parlamentarischen Abend (v.l. oben): Dieter Janecek (Maritimer Koordinator),<br />
Martin Staats (BDB-Präsident), Mathias Stein (SPD), Joachim Zimmermann (BÖB-Präsident), Tobias<br />
Zöller (Partikulier), Jens Hohls (Hafen Braunschweig), Lukas Benner (Grüne), Christoph Ploß (CDU)<br />
Neben einer Aufstockung des Etats und<br />
einer überjährigen Verwendung der Mittel<br />
fordern die Binnenschiffer, dass in der<br />
WSV in ausreichender Zahl Stellen geschaffen<br />
und mit qualifizierten Fachkräften<br />
besetzt werden. Planungs- und<br />
Genehmigungsverfahren müssen verkürzt<br />
werden, am besten durch die Aufnahme<br />
ins Genehmigungsbeschleuni -<br />
gungsgesetz.<br />
Benötigt werde außerdem ein »groß<br />
angelegtes« Flottenerneuerungsprogramm<br />
des Bundes und außerdem ein<br />
weiteres Förderprogramm zur Finanzierung<br />
der Betriebskosten in der<br />
Binnenschifffahrt, vergleichbar mit der<br />
Schiene nach belgischem und niederländischem<br />
Vorbild.<br />
Ungewohnt deutlich äußerte BDB-Präsident<br />
Martin Staats seine Enttäuschung,<br />
dass trotz Einladung kein Vertreter der<br />
Leistungsebene aus dem Bundesverkehrsministerium<br />
den Weg zum Parlamentarischen<br />
Abend gefunden hatte.<br />
»Es ist nicht unbedingt leicht verdaulich,<br />
was vom Ministerium zuletzt präsentiert<br />
wurde«, so Staats. Statt einer gelebten<br />
Verkehrspolitik mit Visionen habe man<br />
es mit »Ratlosigkeit und einer rein auf<br />
den Lkw ausgerichteten Politik« zu tun.<br />
Dass dann namentlich FDP-Verkehrsminister<br />
Volker Wissing wie auch seine<br />
Staatssekretäre auch persönlich ihr Fett<br />
wegbekamen, rief später den FDP-Bundestagsabgeordneten<br />
Bernd Reuther auf den<br />
Plan, der nicht minder direkt wiederum<br />
Staats attackierte. Nicht für Jeden war diese<br />
Spreefahrt am Ende dann noch lustig …<br />
Mittelrhein bleibt im Fokus<br />
Abschließend geklärt ist immer noch<br />
nicht, wer die Aufnahme von Wasserstraßenprojekten<br />
in das Beschleunigungsgesetz<br />
verhindert hat. Zuletzt hatte das<br />
nach allen Verbänden und etlichen Bundestagsabgeordneten<br />
auch der Bundesrat<br />
gefordert. Waren es Bedenken in den Reihen<br />
der Grünen? Hatte sich das FDPgeführte<br />
Ministerium zu wenig bemüht?<br />
Fand sich einfach keine Mehrheit in den<br />
Gremien?<br />
»Diese Liste sähe nicht so aus, wenn ich<br />
sie geschrieben hätte«, betonte Lukas<br />
Benner (Grüne) in einer engagierten Diskussion.<br />
Sie sei aber auch kein Allheilmittel.<br />
Es falle kein einziger Verfahrensschritt<br />
weg, lediglich die Abwägung gegenüber<br />
anderen als den öffentlichen Interessen<br />
gewinne an Bedeutung. Stattdessen<br />
plädierte Benner für praxisnahe Vereinfachungen<br />
bei Planung und Genehmigung<br />
sowie für eine bedarfsgerechte Finanzierung<br />
der Bundeswasserstraßen.<br />
Dies könne auch ohne eine neue gesetzliche<br />
Grundlage gelingen. »Ich fordere<br />
auch als Grüner bei jeder Gelegenheit,<br />
die Mittelrheinvertiefung zügig umzusetzen«,<br />
betonte Benner, Mitglied der PGBi.<br />
Denn dies sei unzweifelhaft ein wirtschaftlich<br />
sinnvolles Projekt.<br />
Tobias Zöller, Partikulier und Aufsichtsratschef<br />
der Genossenschaft MSG,<br />
fehlt nach eigenem Bekunden jedes Verständnis<br />
dafür, dass die Mittelrheinoptimierung<br />
erst Anfang der 2030er Jahre<br />
realisiert werden soll. »Wir reden hier<br />
von der Beseitigung von sechs Problemstellen<br />
in der Fahrrinne. Das dauert maximal<br />
ein Jahr.«<br />
BÖB-Präsident Zimmermann erwartet<br />
von der Industrie, dass sie ihr politisches<br />
Gewicht in die Waagschale wirft und sich<br />
an die Seite von Binnenschiffern und<br />
Binnenhäfen stellt. »Sie wie wir auch<br />
brauchen Planungssicherheit.« <br />
© BÖB / Förster<br />
10 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
»Moin« für ein neues Schiffskonzept<br />
»Moin« ist im Nordwesten, unabhängig von der Tageszeit, die Kurzform einer freundlichen<br />
Begrüßung. Im Mariko in Leer steht dieses Wort für ein neues modulares Konzept eines<br />
Binnenschiffs, das an alle Bedürfnisse angepasst werden kann. Von Hermann Garrelmann<br />
Es ist die sprichwörtliche Suche nach<br />
der »eierlegenden Wollmilchsau.« Zu<br />
viel der Erwartungen? Auch hinter den<br />
von den Projektbeteiligten des Projektes<br />
»MoinBiKo« formulierten Ansprüchen<br />
stehen noch Fragezeichen.<br />
Die Aufgabenstellung lässt sich mit wenigen<br />
Fragen definieren: Wie kann die<br />
Innovationsfähigkeit im Schiffbau erhöht<br />
werden? Wie lassen sich die Kompetenzen<br />
im Bereich alternativer Schiffskonzepte<br />
einschließlich deren Energieund<br />
Antriebstechnologie verbessern?<br />
Wie kann die ökonomische und ökologische<br />
Nachhaltigkeit des Verkehrsträgers<br />
Binnenschiff verbessert werden?<br />
Die Projektbeteiligten, neben Mariko<br />
sind dies Hunte Engineering, die Reederei<br />
Lambers und Rolf Jansen Elektrotechnische<br />
Werke, haben eine Art Basisschiff<br />
mit hoher Recycle-Effizienz entwickelt.<br />
Es soll einfach und günstig auf<br />
dem jeweils optimalen ökologischen,<br />
technischen und digitalen Stand gehalten<br />
werden können.<br />
Für Hendrik Stöhr von der Harener<br />
Reederei Deymann muss ein neues<br />
Schiffskonzept auch Antworten auf weitere<br />
Herausforderungen geben – den<br />
Fachkräftemangel, die Frage nach der zukunftsfähigen<br />
Antriebstechnik und den<br />
verfügbaren Energieträgern, die Bewältigung<br />
von Niedrigwasserphasen und der<br />
besonderen Marktstruktur in der Binnenschifffahrt.<br />
Die Langlebigkeit der<br />
Schiffe sei ebenfalls zu bedenken.<br />
Stefan Rühlmann von der Reederei<br />
Lambers aus Spelle ist zuversichtlich, all<br />
diese Anforderungen bedacht zu haben.<br />
Lambers ist seit 2019 mit vier Binnenschiffen<br />
unterwegs. Zuvor galt das Unternehmen<br />
eher als Logistik-Dienstleister<br />
im Hafenbereich. Individuelle Konzepte,<br />
sagt Rühlmann, seien nicht die Lösung.<br />
Modulare Ansätze unter Einbeziehung<br />
regionaler Akteure seien sehr viel naheliegender.<br />
Dabei seien auch zeitlich bedingte<br />
Anpassungen, zum Beispiel der<br />
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Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
11
SCHIFFFAHRT<br />
In fast allen Bereichen modular aufgebaut: Das Basis-Design eines neuen Schiffskonzepts<br />
© Mariko<br />
Laderäume, möglich. Vor allem aber<br />
könne so die unterschiedlich lange Lebensdauer<br />
verschiedener Komponenten<br />
berücksichtigt und auf neue Entwicklungen,<br />
beispielsweise bei der Antriebstechnik,<br />
schnell reagiert werden.<br />
Wolfgang Franzelius von HB Hunte Engineering<br />
erläuterte das Konzept des<br />
110 m x 11,00 m messenden Binnenschiffs<br />
mit rund 2.100 m3 Lade -<br />
raumvolumen. Den neuen Ansatz mache<br />
aus, dass zunächst eine variable Plattform,<br />
ähnlich wie in der Automobilindustrie,<br />
geschaffen werden. Die Laderäume sind<br />
definiert. Die Maschinen- und Ausrüstungsräume<br />
könnten dagegen modular<br />
bestückt werden, spätere Veränderungen<br />
seien leicht möglich. So könne man auf<br />
wechselnde Anforderungen wie Emissionsvorschriften<br />
jederzeit reagieren.<br />
Das »Baukastenprinzip«, so Franzelius,<br />
reiche bis zu den Wohnräumen an Bord,<br />
die in Containertechnik gehalten werde.<br />
Das strukturell, material- und gewichtstechnisch<br />
optimierte Plattformschiff biete<br />
so eine Option für eine effektivere,<br />
auch dezentrale Fertigungsweise. Das<br />
werde für die Schiffbauer und Zulieferer<br />
der Region erhebliche Vorteile in der<br />
Produktion ergeben und sich auch auf<br />
den Betrieb bei Reedern und Partikulieren<br />
auswirken.<br />
»Das Konzept ist absolut flexibel. Ob<br />
Ruderpropeller oder Pumpjet, ob Batteriespeicher<br />
im Vorschiff oder Solarmodule<br />
auf den Lukendeckeln, da gibt es<br />
keine Einschränkungen«, sagt Franzelius.<br />
Auch andere Lösungen, von E-Fuels über<br />
Methanol oder Brennstoffzellen, ließen<br />
sich modular günstig einrichten. Geänderte<br />
Raumansprüche könnten durch<br />
verschiebbare Laderaumschotte erfüllt<br />
werden.<br />
Methanol als Mittel der Wahl<br />
Zur Realisierung dieses Konzeptes seien<br />
Gespräche mit Werften und weiteren<br />
Partnern sowie mit Behörden und Zertifizierern<br />
nötig. Für die aktuelle Konzeptio n<br />
habe man sich in der Energiefrage auf<br />
»Methanol-elektrisch« festgelegt. Dazu<br />
sollen zwei ScandiNAOS-Motoren (16 l,<br />
415 kW bei 2.100 Umdrehungen pro Minute<br />
verwendet werden. Die prognostizierten<br />
Verbräuche lägen bei<br />
235 l/bei 100 % Last, 164 l bei 75 % Last<br />
und 110 l bei 50 %. Die Antriebsmodule<br />
sowie die Energieerzeugungsaggregate<br />
wären in zwei 40-Fuß-Containern (FEU)<br />
verbaut, die erforderlichen Schnittstellen<br />
seien vorbereitet.<br />
Wegen des niedrigen Flammpunktes<br />
von Methanol sei ein besonderes Sicherheitssystem<br />
nötig, erklärte Michael Carstens<br />
von der Rolf Janssen Elektrotechnische<br />
Werke. Die Tankräume, die genug<br />
Kraftstoff für eine Hin- und Rückfahrt<br />
zwischen Spelle und Rotterdam speichern<br />
können, müssten allerdings permanent<br />
ventiliert werden. Methanol erzeuge<br />
weniger Rußpartikel als Diesel und<br />
löse sich rückstandslos in Wasser auf. Vor<br />
allem aber lasse sich dieser Energieträger<br />
nachhaltig herstellen.<br />
Um ausreichend Betriebssicherheit zu<br />
gewährleisten, seien hohe Anforderungen<br />
bei den Elektroanlagen zu erfüllen. Das<br />
ermögliche im Gegenzug aber auch die<br />
Integration von Brennstoffzellen, sagt<br />
Bernd Lehmann von Rolf Janssen. Dann<br />
ließe sich im vollelektrischen Modus für<br />
begrenzte Zeiträume ein geräusch- und<br />
abgasfreier Betrieb erzielen.<br />
12 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
© Garrelmann<br />
Wolfgang Franzelius<br />
HB Hunte Engineering<br />
Stephan Rühlmann<br />
Reederei Lambers<br />
Reinhard Lüken<br />
Hauptgeschäftsführer VSM<br />
Für Sören Berg, Projektkoordinator bei<br />
Mariko, und Stefan Rühlmann ist die ökonomische<br />
und die ökologische Machbarkeit<br />
durch das erarbeitete Konzept gegeben.<br />
»Das Basis-Design steht«, so Berg.<br />
Die Partner seien da, die Bunkerinfrastruktur<br />
werde kommen. Wenn alles<br />
laufe wie geplant, dann »haben wir in zwei<br />
bis drei Jahren das marktreife Schiff.«<br />
Woher kommt der passende Kraftstoff?<br />
Aus Sicht von Jan Ninnemann von der<br />
Hanseatic Transport Consultancy gibt es<br />
derzeit es eine sehr differenzierte Angebotslandschaft:<br />
»Ein bisschen Wasserstoff<br />
hier, ein bisschen Batterietechnik da,<br />
ein bisschen LNG gibt es auch noch«, so<br />
der Experte. Es gebe aber derzeit keine<br />
klare Richtungsentscheidung für den einen<br />
Kraftstoff in der Binnenschifffahrt.<br />
Im Gegenteil, der Markt verändere sich<br />
signifikant.<br />
Für das Projektschiff auf Basis Methanol<br />
brauche es ein Bunkerverfahren<br />
nach dem Verfahren CTS (Container to<br />
Ship). Dabei werden Tankcontainer oder<br />
Druckgasflaschenbündel als transportable<br />
Brennstoffspeicher verwendet,<br />
die mit Hilfe eines Kranes an Bord des<br />
Empfängerschiffes verbracht werden. Für<br />
die Bunkerlandschaft insgesamt formulierte<br />
Ninneman: »Es braucht Maßnahmen<br />
zu Komplexitätsreduktion.«<br />
Es fehlt die Lobby<br />
Aus Sicht des VSM skizzierte Hauptgeschäftsführer<br />
Reinhard Lüken die Perspektiven<br />
für den Schiffbau. Der deutsche<br />
Anteil am Neubauvolumen liege<br />
derzeit bei 2 %. Ein wesentliches Problem<br />
sei der Investitionsstau. Es flössen enorme<br />
Mittel in den Straßenbau, auch die<br />
Bahn komme gut weg. »In der Binnenschifffahrt<br />
sieht das eher dünn aus. Wir<br />
haben bei der Politik keine Lobby.« 2022<br />
habe es einen Auftragseingang von nur<br />
noch rund 50 Mio. € gegeben. In 2014,<br />
dem besten Jahr dieser Dekade, waren es<br />
dagegen knapp 500 Mio. €.<br />
»Am Ende des Tages brauchen wir eine<br />
komplette Flottenerneuerung.« Zudem<br />
prognostiziert Lüken einen »brutalen«<br />
Anstieg der Kraftstoffkosten, insbesondere<br />
unter den Auswirkungen der CO2-Bepreisung.<br />
Wichtigste Aufgabe für alle<br />
Reeder und bei allen Neubau-Projekten<br />
sei daher die Verringerung des Energieverbrauchs.<br />
»Deutschland muss endlich<br />
die Bedeutung und das Potenzial der Binnenschifffahrt<br />
erkennen und den Investitionsstau<br />
anpacken«, forderte Lüken.<br />
In der abschließenden Diskussions -<br />
runde wurde schnell klar: Das Thema<br />
Binnenschiffbau und die Zukunft der Binnenschifffahrt<br />
generell polarisiert. »Unser<br />
Projekt wird in der Branche ganz unterschiedlich<br />
bewertet: von »unmöglich« bis<br />
»lass uns starten« ist alles dabei, sagt<br />
Mariko-Chefin Katja Baumann. <br />
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Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
13
SCHIFFFAHRT<br />
Mit Containern geht es von Hamburg über den Elbe-Seiten-Kanal nach Magdeburg und weiter zu den Häfen am Mittellandkanal<br />
© modal3<br />
Trimodal ist Trumpf<br />
Der Logistikdienstleister modal3 hat sich in einem schwierigen Jahr neu sortiert. Die Zahl<br />
der Schiffe wurde zwar reduziert, doch dafür das finanzielle Jahresergebnis verbessert. Eine<br />
Zugverbindung nach Rotterdam bindet erstmals einen Westhafen an. Von Krischan Förster<br />
Der Transportdienstleister modal3<br />
Logistik blickt auf ein bewegtes Jahr<br />
2022 zurück. Dem Führungswechsel von<br />
Hergen Hanke zu Mats Lüer folgten Engpässe<br />
in den globalen Lieferketten, sinkende<br />
Containermengen und eine Neuordnung<br />
der internen Abläufe.<br />
Hatte das Jahr zuvor noch mit einer<br />
Rekordmengen von 64.000 TEU geendet,<br />
stand im vorigen Jahr eher eine Art Konsolidierung<br />
auf der Agenda. »Wir haben<br />
uns bemüht, Ladung noch mehr zu bündeln<br />
und die Abläufe zu straffen«, berichtet<br />
Lüer. Im Ergebnis schrumpfte zwar<br />
die Flotte, dafür sind die Schiffe weitaus<br />
besser ausgelastet und damit wirtschaftlicher<br />
zu betreiben.<br />
Seit gut einem Jahr ist Lüer jetzt im<br />
Amt, nachdem der ehemalige Vertriebschef<br />
Ende März 2022 den langjährigen<br />
Geschäftsführer Hergen Hanke abgelöst<br />
hatte. Unter seiner Leitung hat die transportierte<br />
Menge im Vergleich zum Rekordjahr<br />
um -5% abgenommen, während<br />
die Flotte von zehn auf acht Schiffe<br />
verkleinert wurde. Dafür hat das Unternehmen<br />
das beste finanzielle<br />
Ergebnis seiner noch jungen<br />
Geschichte eingefahren.<br />
Der Jahresumsatz<br />
liegt bei 26-27 Mio. €.<br />
»Wir haben aus Fehlern<br />
gelernt und sind<br />
bewusst ein bisschen<br />
auf die Bremse getreten«,<br />
berichtet der<br />
modal3-Geschäftsführer.<br />
An den angebotenen<br />
Liniendiensten aber wurde<br />
nicht gerüttelt. Das Logistikunternehmen<br />
ist weiter per<br />
Binnenschiff auf dem Elbe-Seiten-Kanal<br />
und seltener auf der Elbe zwischen Hamburg<br />
in Richtung Magdeburg, Haldensleben,<br />
Fallersleben und Minden unterwegs,<br />
vornehmlich mit Containern, aber<br />
auch mit Projektladung (siehe Karte) und<br />
vereinzelt auch mit Kohle oder anderen<br />
Massengütern.<br />
Die Konzentration gilt vor allem den<br />
sechs eigenen Einheiten, »diese wollen<br />
wir bei guten Frachtraten bestmöglich<br />
Mats Lüer<br />
auslasten«, so Lüer. Weitere<br />
zwei Schiffe sind in der Regel<br />
dazugechartert, nur<br />
noch halb so viele wie<br />
noch vor zwei Jahren.<br />
Während andere<br />
Marktteilnehmer<br />
durchaus die nachlassende<br />
Konjunktur,<br />
Inflation und das sinkende<br />
Containervolumen im<br />
Seeverkehr spüren, sieht sich<br />
modal3 gut aufgestellt. »Wir<br />
haben das Glück, dass wir mit<br />
dem Großraum Magdeburg eine<br />
prosperierende Region bedienen«,<br />
sagt Lüer.<br />
Rund um das Wasserstraßenkreuz an<br />
Elbe und Mittellandkanal sind große Industrieansiedlungen<br />
beabsichtigt oder<br />
schon im Gange, die für zusätzliche Ladung<br />
sorgen. Eine Batteriefabrik wurde<br />
bereits eröffnet, ein Reifenhersteller hat<br />
sich dort niedergelassen, Intel plant noch<br />
immer eine Giga-Fabrik für die Halbleiterherstellung.<br />
In diesem Umfeld sind<br />
14 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
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Wir gratulieren der Firma Wittig<br />
zum 125jährigen Bestehen und freuen uns<br />
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Knapp 100 Gäste folgten der Einladung ins Duisburger Museum der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
© Förster / Wardeski<br />
Am Himmelfahrtstag, auf den Tag genau 125 Jahre nach der Firmengründung, feierten Frank und Ralf Wittig das Bestehen ihres Familienunternehmens:<br />
mit zahlreichen Gästen, Gesprächspartnern auf dem Sofa und der kommenden fünften Generation auf der Bühne<br />
Die B. Dettmer Reederei gratuliert der Firma Wittig zum 125. Jubiläum<br />
der Firmengeschichte und wünscht weiterhin viel Erfolg!<br />
B. Dettmer Reederei GmbH & Co. KG<br />
Tiefer 5 | 28195 Bremen<br />
Tel. +49 421 3054 - 229<br />
Grosse Elbstraße 47 | 22767 Hamburg<br />
Tel. +49 40 309649-34/35<br />
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Binnenschifffahrt 05 | <strong>2023</strong><br />
17
SCHIFFSTECHNIK<br />
Chronik<br />
1898 Gründung der Firma Wilhelm Wittig durch den<br />
Malermeister Wilhelm Wittig in der Duisburger Altstadt auf der<br />
Unterstrasse 72<br />
1936 der Sohn Paul Wittig übernimmt mit seiner Frau<br />
die Firma Wilhelm Wittig, die von nun an unter Wilhelm Wittig,<br />
Inh. Paul Wittig firmiert<br />
1950 es werden zusätzliche Geschäftsräume mit einem<br />
Ladenlokal auf der Münzstraße in Duisburg bezogen<br />
1956 die dritte Generation tritt mit Sohn Karl-Ernst Wittig<br />
in die Firma ein, das Unternehmen bezieht das firmeneigene<br />
Gebäude auf der Schwanenstraße in Duisburg. 1957 tritt der ältere<br />
der Wittig-Söhne, Wilhelm-Otto Wittig, ebenfalls in die Firma ein<br />
1974 die beiden Söhne übernehmen die Fírma<br />
unter der Fimierung Wilhelm Wittig oHG<br />
1976 das Unternehmen übernimmt die Aktivitäten<br />
der zum Salzgitter-Konzern gehörigen Wintrans-<br />
Tochter Kraft Schiffsbedarf/Technischer Handel<br />
1985 die Räumlichkeiten des Neubaus auf der<br />
Max-Peters-Straße, noch heute der Hauptsitz des Unternehmens,<br />
werden in feierlichem Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert. Die<br />
Abteilung Wassersport nimmt Ihre Tätigkeit auf<br />
1990 Karl-Ernst Wittig gründet mit seinen Söhnen<br />
die DSG – Deutsche Schiffsausrüstung GmbH, um die Versorgung<br />
der Binnenschifffahrt in den neuen Bundesländern sicherzustellen<br />
1991 die DSG nimmt an den Standorten Berlin, Magdeburg und<br />
Hohensaaten offiziell die Tätigkeit auf, die 4. Generation tritt mit<br />
den Söhnen Frank und Ralf Wittig in die Unternehmensgruppe ein<br />
1993 das SVZ-Berlin (Schiffs-Versorgungs-Zentrum)<br />
wird mit der Taufe des Schubleichters »DSG-Berlin« feierlich<br />
eröffnet, das SVZ-Magdeburg wird mit der Taufe des Schubleichters<br />
»DSG-Magdeburg« seiner Bestimmung übergeben<br />
1995 Karl-Ernst Wittig übernimmt die Firma Schneider am Kaiserhafen<br />
und firmiert von diesem Zeitpunkt als Wittig & Schneider<br />
KG<br />
1997 Gründung der niederländischen Tochter unternehmung<br />
ScheGro B.V.<br />
1998 100 Jahre Wittig – Duisburg,<br />
die Söhne Frank und Ralf Wittig werden zu Geschäftsführern der<br />
Fa. Wittig & Schneider bestellt<br />
2002 Die Wittig GmbH übernimmt alle Handelsaktivitäten.<br />
Frank und Ralf Wittig sind nun geschäftsführende Gesellschafter<br />
und leiten die Firmengruppe<br />
2005 Frank und Ralf Wittig erwerben die Meuthen GmbH.<br />
Die Aktivitäten im Bereich Arbeitsschutz werden ausgebaut.<br />
In Wien (Österreich) errichtet die Wittig-Gruppe das SVZ<br />
Schiffahrtsversorgungszentrum Wien<br />
2018 Der neue Firmensitz der Wittig-Gruppe wird<br />
am 26. Mai bezogen. Das hochmoderne Gebäude erinnert<br />
an eine Schiffsbrücke<br />
<strong>2023</strong> Das Unternehmen besteht 125 Jahre – die Firmenchef<br />
Frank und Ralf Wittig feiern das Jubiläum mit vielen Gästen in<br />
Duisburg<br />
dankbar, die unsere Familie und uns auf diesem langen<br />
Weg begleitet haben«, sagte Frank Wittig. Auf eine der<br />
üblichen Ansprachen verzichteten die Wittigs, eher launig<br />
gaben sie auf einem Sofa Anekdoten und Einschätzungen<br />
zum besten. Der Markt sei über die Jahre<br />
schnelllebiger geworden, sagt Ralf Wittig. Doch gelte<br />
weiter als Maxime für ihr unternehmerisches Handeln,<br />
bei allem Wettbewerb »ehrbar und fair« zu bleiben.<br />
»Das heißt nicht, dass wir alle vermeintlichen Trends<br />
mitmachen. Aber um erfolgreich zu sein und im Wettbewerb<br />
zu bestehen, muss man sich immer wieder anpassen«,<br />
sagt Bruder Frank. Der klassische Handel sei<br />
unter einen enormen Druck geraten. Die Online-Plattformökonomie<br />
habe die Märkte und das Verhalten der<br />
Marktteilnehmer gravierend verändert. »Wir können<br />
aber nicht billig arbeiten, wenn wir Qualität liefern wollen«,<br />
so Frank Wittig.<br />
»Wittig 5.0« für die nächste Generation<br />
Auch die Gäste kamen zu Wort. Zur Feier hatten sich<br />
neben langjährigen Wegbegleitern und Geschäftspartnern<br />
auch illustre Persönlichkeiten wie Duisburgs<br />
Oberbürgermeister Sören Link oder Duisport-Chef<br />
Markus Bangen eingefunden. »Die Firma Wittig ist aus<br />
Duisburg nicht wegzudenken«, so Link. Sie stehe exemplarisch<br />
dafür, wie der Mittelstand immer wieder für<br />
Spitzenleistungen sorge. Anders könne man auch gar<br />
nicht am Markt bestehen. »125 Jahre des Bestehens haben<br />
in Duisburg und auch anderswo nicht viele Unternehmen<br />
vorzuweisen.«<br />
Mit dem Bau einer neuen Firmenzentrale vor fünf<br />
Jahren, direkt im Duisburger Bunker-Hafen, haben sich<br />
die beiden Wittig-Brüder ausdrücklich zu ihrer Heimatstadt<br />
bekannt. Unter dem Titel »Wittig 5.0« haben<br />
sie auch den nächsten Generationenwechsel konzeptionell<br />
vorausgedacht. Noch wollen sie ein paar Jahr die<br />
Geschicke der Firma leiten. Ob dann tatsächlich die<br />
Töchter, derzeit in Schule und Ausbildung, als fünfte<br />
Generation übernehmen, ist noch offen. »Wir durften<br />
frei entscheiden, was wir machen. Unsere Kinder dürfen<br />
das auch.«<br />
KF<br />
Die neue Firmenzentrale in<br />
Duisburg wurde vor fünf Jahren<br />
gebaut und eröffnet<br />
18 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Welten treffen auf der Hamburger Elbe auf einander: im Vordergrund die emissionsfreie »Cöllni«, im Hintergrund das Dampfschiff »Stettin«<br />
© Wroblewski<br />
Hamburgs erstes elektrisches Arbeitsboot<br />
Ein Verbot von Verbrennungsmotoren soll auf der Hamburger Alster – dort wo das<br />
Arbeitsboot »Cöllni« zum Einsatz kommt – erst 2030 gelten. Doch schon jetzt wurde der<br />
Dieselmotor der 9 m langen »Cöllni« gegen einen emissionsarmen Antrieb getauscht<br />
Jörg von Cölln steuert die Batterie-betriebene<br />
»Cöllni«<br />
© Torqeedo<br />
Anfang des Jahres ist das Arbeitsboot<br />
bei der Schiffswerft von Cölln in<br />
Hamburg-Finkenwerder umgerüstet<br />
worden. Jörg von Cölln ist zugleich<br />
Werftchef und Eigentümer des Bootes.<br />
Während der Umrüstung wurde der alte<br />
Dieselmotor durch das elektrische Hochvoltsystem<br />
Torqeedo Deep Blue 100i ersetzt.<br />
Grund für die Umrüstung ist unter anderem<br />
der »Hamburger Klimaplan«. Er<br />
umfasst eine Strategie, die die Hansestadt<br />
2022 vorgelegt hat. Dieser zufolge soll die<br />
Klima- und Luftverschmutzung durch<br />
Kreuzfahrt- und Containerschiffe, Fähren,<br />
Schlepper und Ausflugsdampfer reduziert<br />
werde. Damit einher geht die<br />
Elektrifizierung der Binnenschifffahrt,<br />
unter anderem auf der Alster.<br />
Festmacherboot mit viel Power<br />
Die »Cöllni« ist ein sogenanntes Festmacherboot.<br />
Es dient unter anderem dazu,<br />
Schiffe auf der Elbe an der Kaimauern<br />
zu vertäuen. Für diese Aufgabe braucht es<br />
viel Power und eine große Wendigkeit,<br />
die jetzt der Torqeedo Deep Blue-Antrieb<br />
liefert. Demnächst soll das 9,15 m lange<br />
und 3,22 m breite Boot jedoch auf die nahe<br />
Alster verlegt werden. Dort soll beispielsweise<br />
Passagierschiffe verschieben,<br />
20 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Der Außenborder der »Krabbe«<br />
© Wroblewski<br />
Hamburgs Innensenator Andy Grote (3 v.l.) übergibt den Bootschlüssel an die Hamburger Polizei<br />
© Wroblewski<br />
Werkzeug und Material transportieren<br />
oder Brücken und Steganlagen vom Wasser<br />
aus reparieren.<br />
Einfache Umrüstung<br />
Das elektrische Hochvoltsystem Torqeedo Deep Blue 100i an Bord der »Cöllni«<br />
Jörg von Cölln leitet den Familienbetrieb<br />
in Hamburg-Finkenwerder in achter Generation.<br />
Gegründet wurde die Werft<br />
1767, viele Jahrzehnte vor der Erfindung<br />
des ersten Dampfschiffs und des Dieselmotors.<br />
Der Umbau von Diesel auf E-Motor<br />
war laut von Cölln »recht unspektakulär«.<br />
Das Interesse an dem Umbau in Hamburg<br />
ist dennoch groß: »Es waren schon viele<br />
Unternehmensvertreter hier und haben<br />
eine Probefahrt gemacht«, berichtet Jörg<br />
von Cölln. »In dem Bereich ist viel in Bewegung,<br />
auch weil viele auf staatliche<br />
Subventionen warten.« Unter anderem<br />
haben sich Fährbetriebe, Werften und<br />
Spezialfirmen, die sogenannte »Brückenkieker«<br />
für die Wartung von Brücken<br />
und Gasleitungen betreiben, informiert.<br />
Auch der größte deutsche Festmacherbetrieb<br />
Hamburg Lines Men (HLM), der<br />
Seeschiffe jeder Größe vertäut, haben sich<br />
zur Probefahrt mit der »Cöllni« angemeldet.<br />
»Das Projekt zeigt, dass auch die Bestandsflotte<br />
der Arbeitsboote problemlos<br />
auf Elektroantriebe umgerüstet werden<br />
kann«, meint auch Matthias Schubert,<br />
Director Commercial Sales bei Torqeedo.<br />
»Die Erkenntnisse, die wir beim Umbau<br />
gesammelt haben, werden diesen Prozess<br />
beschleunigen«, so Schubert.<br />
Einen Tag auf der Alster unterwegs<br />
© Torqeedo<br />
Die »Cöllni« ist nun emissionsfrei auf<br />
Hamburgs Gewässern unterwegs. Und<br />
weil sie seit dem Umbau wesentlich leichter<br />
ist, braucht sie auch weniger Energie.<br />
Wie lange die Batterie hält, zeigt ein<br />
Bordcomputer in Echtzeit an. Auf der Elbe<br />
ist die Batterielaufzeit vom Tidenhub<br />
abhängig. Bei einer Volllastfahrt gegen<br />
die Strömung kann das Arbeitsboot zwei<br />
Stunden fahren. Auf dem ruhigen Gewässer<br />
Alster, wo die »Cöllni« bald dauerhaft<br />
eingesetzt wird, sind ohnehin nur<br />
8 km/h erlaubt, und die Energie reicht ,<br />
um einen Arbeitstag lang Passagierschiffe<br />
zu verschieben oder Anlegestellen vom<br />
Wasser aus zu reparieren.<br />
Auch die Manövrierfähigkeit habe sich<br />
durch den Umstieg auf einen Elektromotor<br />
deutlich verbessert, berichtet von<br />
Cölln. »Man kann viel schneller umschalten<br />
von Top-Speed auf langsames<br />
Fahren. Der Motor reagiert eben auf<br />
Knopfdruck. Wenn man das nicht selbst<br />
erlebt hat, kann man sich das schwer vorstellen«,<br />
sagt er. »Der emissionsfreie, leise<br />
Betrieb schont Mensch, Tier und Umwelt<br />
zugleich«, ergänzt Matthias Schubert.<br />
Vor allem in urbanen und sensitiven Gebieten<br />
wie in Städten wie Amsterdam,<br />
Hamburg und Kopenhagen, wo viele<br />
Menschen am Wasser leben.<br />
Ein weiteres Boot gesellt sich dazu<br />
Die »Cöllni« ist das erste Arbeitsboot mit<br />
Elektroantrieb in Hamburg, aber nicht<br />
das Einzige. Denn schon im Mai gesellte<br />
sich ein weiteres dazu, nämlich das<br />
Mehrzweckeinsatzboot WS 54 »Krabbe«.<br />
Dieses wird von der Wasserschutzpolizei<br />
auf der Alster eingesetzt.<br />
Auch die »Krabbe« ist kein Neubau,<br />
sondern ein 2003 bei der Hamburger<br />
Feltz-Werft gebautes Schiff. Da die Substanz<br />
des Aluminiumbootes noch intakt<br />
war, wurde der alte Diesel-Außenborder<br />
durch einen Torqeedo-Elektroantrieb ersetzt.<br />
Das 6,35 m lange, 2,15 m breite und<br />
0,30 m tiefgehende Boot hat einen Deep<br />
Blue-Antrieb von Torqeedo erhalten.<br />
Dieser E-Außenborder hat eine Leistung<br />
von 50 kW. Er ermöglicht eine maximale<br />
Geschwindigkeit von 25 kn. Bei einer<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von rund<br />
5 kn erreicht die »Krabbe« eine Laufzeit<br />
von max. 20 Stunden.<br />
RD<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
21
SCHIFFSTECHNIK<br />
Condor H2 – emissionsfrei auf dem Rhein<br />
Angeführt vom Hafen Rotterdam wollen 40 Projektpartner Wasserstoff als alternativen<br />
Kraftstoff auf der Rheinschiene einführen und bis 2030 bereits 50 Schiffe in Fahrt bringen.<br />
Geplant ist eine »Pay-per-use«-Lösung für Tankcontainer, Batterien und Brennstoffzellen<br />
Noch sind Binnenschiffe auf dem Rhein mit konventionellem Kraftstoff unterwegs, demnächst aber auch mit Wasserstoff<br />
© Port of Rotterdam<br />
Das Projekt »Condor H2« soll Wasserstoff<br />
als Energieträger sowohl in der<br />
Shortsea- als auch in der Binnenschifffahrt<br />
etablieren. Bis 2030 sollen fünfzig<br />
emissionsfreie Schiffe fahren und jährlich<br />
rund 100.000 t CO2 pro Jahr eingespart<br />
werden.<br />
Über »Condor H2« sollen Wasserstoff<br />
in Tankcontainern und Brennstoffzellen<br />
samt Batterien nach dem »Pay-per-<br />
Use«-Modell zur Verfügung gestellt werden.<br />
Dadurch bleibt der Investitionsaufwand<br />
für Schiffseigner oder Charterer<br />
überschaubar, heißt es in einer Mitteilung<br />
des Port of Rotterdam.<br />
40 Projektpartner bei Condor H2<br />
Um dieses Vorhaben umzusetzen, bringt<br />
das Projekt sechs Häfen und mehr als 40<br />
Partner aus der gesamten Wertschöpfungskette<br />
zusammen. Die Bandbreite<br />
entlang des Rheins von den Niederlanden<br />
bis in die Schweiz reicht von<br />
Wasserstofflieferanten über Händler und<br />
Technologieanbieter bis hin zu Reedern.<br />
Aus Deutschland sind unter anderem der<br />
Duisburger Hafen und RheinCargo mit<br />
dabei. Bereits 2025 sollen die ersten Schiffe<br />
mit dem Condor-H2-System fahren.<br />
»Wasserstoff wird in der Schifffahrt<br />
getestet, aber jetzt ist die Zeit gekommen,<br />
um auf eine groß angelegte Umsetzung<br />
hinzuarbeiten«, erklärt Nico van Dooren,<br />
Director New Business beim Port of Rotterdam.<br />
Mit dem Angebot einer modularen,<br />
skalierbaren und bezahlbaren Lösung<br />
wollen die Projektpartner die Schifffahrt<br />
auf den wichtigsten Strecken in Nordwesteuropa<br />
nahezu emissionsfrei zu machen.<br />
Das Condor-H2-Projekt gehört zum<br />
RH2INE-Netwerk (Rhine Hydrogen Integration<br />
Network of Excellence), einem<br />
Kooperationsverbund zwischen Häfen,<br />
regionalen Behörden und Marktteilnehmern<br />
am Rhein – von Belgien und<br />
den Niederlanden bis in die Schweiz. Im<br />
Lenkungsausschuss sind die Provinz<br />
Südholland, der Port of Rotterdam, WaterstofNet<br />
und die Rabobank vertreten.<br />
Das Projekt wird außerdem von einer<br />
Reihe von Partnern aus der Industrie und<br />
Schifffahrt unterstützt, darunter sind: Air<br />
Products, Ballard, Blue H Engineering, bp,<br />
Concordia Damen, De Vlaamse Waterweg,<br />
DFDS, EICB, ENGIE, Eoly Energy,<br />
FinCo Fuel, Future Proof Shipping, H2Storage,<br />
HTS, INEOS, Linde, Marin, Maritieme<br />
Academie Harlingen, Naval Inland Navigation,<br />
Nedstack, Gemeente Nijmegen,<br />
North Sea Port, NPRC, NPROXX, Port of<br />
Duisburg, Port of Amsterdam, Port of<br />
Antwerp-Brugge, Provincie Noord Holland,<br />
Rotterdam Shortsea Terminal, Samskip,<br />
Schenk Tanktransport, Shell, STC,<br />
Theo Pouw, UMOE, VT Group, VITRITE<br />
Middelburg und Zepp Solutions. Für die<br />
EU, die bereits vor gut zwei Jahren<br />
0,5 Mio. € an Förderung an RH2INE vergeben<br />
hatte, geht es langfristig um den gesamten<br />
Rhein-Alpen-Korridor bis nach<br />
Genua (Italien).<br />
KF<br />
22 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
TAUFE IN KÖLN<br />
»Amadeus Riva« bereit für ihre Gäste<br />
Der Reiseveranstalter Amadeus Flusskreuzfahrten<br />
hat in Köln seinen neuesten<br />
Flottenzugang getauft. Die »Amadeus<br />
Riva« setzt eine Reihe exklusiver 5-Sterne-Neubauten<br />
fort. Zur feierlichen Zeremonie<br />
am Kölner Rheinufer zerschellte,<br />
wie es die Tradition gebietet, vor rund<br />
150 geladenen Gästen die Champagnerflasche<br />
am Bug des Neubaus.<br />
Das neueste Flaggschiff im Portfolio<br />
von Amadeus Flusskreuzfahrten empfängt<br />
158 Urlauber in entspanntem Luxus:<br />
auf vier Decks mit zwölf Suiten<br />
(26,4 m2) mit Balkonen sowie 67 Außenkabinen<br />
(ca. 17,50 m2) mit absenkbaren,<br />
bodentiefen Panoramafenstern. Für Entspannung<br />
und geselliges Wohlbefinden<br />
zählt die »Amadeus Riva« vier Bars und<br />
Lounges, darunter die »River Terrace«<br />
und den »Amadeus Club« als windgeschützte<br />
Outdoor-Lounges am Bug<br />
und Heck des 135 m-Liners. Zudem gibt<br />
es einen Spa-Bereich, einen Fitness-<br />
Raum, einen Friseur und einen Shop. Das<br />
Schiff wird künftig quer durch Europa,<br />
von Amsterdam bis Bukarest, auf Rhein,<br />
Main und Donau sowie auf niederländischen<br />
Wasserwegen unterwegs sein.<br />
Der Neubau ist baugleich zur im Juni<br />
2022 getauften »Amadeus Cara«. Sie<br />
kreuzt unter deutscher Flagge und wurde<br />
auf der niederländischen Werft TeamCo<br />
Shipyard gebaut. Zeitgemäß ist den Angaben<br />
zufolge der hohe Standard der<br />
Umwelttechnik sowie ein ausgefeiltes Filter-System<br />
für die Lufthygiene. <br />
© Amadeus Flusskreuzfahrten<br />
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Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
23
SCHIFFSTECHNIK<br />
Mit Batterie CO 2 -frei durchs Wattenmeer<br />
Die Reederei Norden-Frisia hat im niederländischen Schiffbauer Damen einen Partner<br />
für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen gefunden. Die Werft baut nicht nur das neue Schiff,<br />
sondern kümmert sich auch um die dazugehörende Infrastruktur<br />
Im Dezember vergangenen Jahres hatte die Reederei Norden-<br />
Frisia ein vollelektrisches Schiff bestellt, das 150 Fahrgäste auf<br />
einmal schnell, sauber und komfortabel von Norddeich zur Insel<br />
Norderney befördern kann. Erstmals in den 150 Jahren ihres Bestehens<br />
hatte die Reederei Norden-Frisia ein Schiff außerhalb<br />
Deutschlands bestellt. Der Auftrag ging an Damen Shipyards.<br />
Den Ausschlag für die Niederländer gab nach Angaben der Reederei<br />
unter anderem die Erfolgsbilanz der Werft auf dem Gebiet<br />
der Elektroschiffe. Zu den vollelektrischen Schiffen, die Damen<br />
geliefert hat, gehören unter anderem fünf Fähren, die in der dänischen<br />
Stadt Kopenhagen im Einsatz sind. Darüber hinaus war<br />
der Schiffbauer am Bau eines vollelektrischen Hafenschleppers,<br />
des RSD-E Tug 2513, beteiligt, der für Ports of Auckland in Neuseeland<br />
arbeitet.<br />
Damen kümmert sich auch um Ladeinfrastruktur<br />
Für Rederei Norden-Frisia baut Damen nicht nur das neue Schiff,<br />
erklärt Marine Superintendent Michael Garrelts: »Ursprünglich<br />
hatten wir nur das Schiff im Sinn, aber später sahen wir, dass Damen<br />
in der Lage war, uns bei der Ladeinfrastruktur und den Anlegelösungen<br />
zu helfen, so wie sie es bei ihren früheren Projekten<br />
getan hatten. Damit haben wir derzeit drei Projekte in Arbeit, die<br />
alle an einem Ort stattfinden. Das ist ein sehr bequemer und effizienter<br />
Prozess.«<br />
Damit übernehmen die Niederländer auch die Rolle eines Integrators,<br />
der sich um den gesamten Prozess – in diesem Fall einschließlich<br />
der elektrischen Infrastruktur – kümmert, und das<br />
über den gesamten Lebenszyklus des Schiffes.<br />
Elektrofähre basiert auf einem neuen Design<br />
Für die Strecke, auf der die Fähre verkehren wird, musste Damen<br />
ein völlig neues Schiff entwickeln – die Damen Fast Ferry (FFE)<br />
3209 – auch bekannt als E-Cat Ferry. »Es gibt eine Reihe von Faktoren<br />
auf der Strecke, die den Einsatz eines Standardschiffs unmöglich<br />
machen«, sagt Garrelts. »Zunächst einmal muss die Fähre<br />
in sehr flachem Wasser fahren. Um sieben Mal am Tag verkehren<br />
zu können, darf der maximale Tiefgang des Schiffes nicht<br />
mehr als 1,2 m betragen.«<br />
Außerdem ist das Wattenmeer, in dem die friesischen Inseln<br />
liegen, ein geschütztes Unesco-Welterbe. Für Schiffe, die in die-<br />
Der Ladevorgang im Hafen soll nur etwa eine halbe Stunde dauern<br />
© Norden-Frisia<br />
24 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Maritime Industry: 1.000 Besucher mehr<br />
Rund 8.000 Besucher – und damit 1.000 mehr als 2022 – fanden den Weg zur wichtigsten<br />
Messe der niederländischen maritimen Wirtschaft mit Schwerpunkt Binnenschifffahrt. An<br />
drei Messetagen präsentieren sich 320 Aussteller. Von Hermann Garrelmann<br />
In der Totalen erkennt man die Fülle der Ausstellerangebote auf der Maritime Industry<br />
© Seibel<br />
Die Messeveranstalter waren mehr als zufrieden. »Es waren<br />
drei fantastische Messetage, an denen sich der maritime<br />
Sektor von seiner besten Seite gezeigt hat. Es gab viele Innovationen<br />
zu entdecken, die Präsentationen im ›Wissenstheater‹ waren<br />
gut besucht, auch das Unterhaltungsprogramm mit einer Schiffsbar,<br />
einem Binnen-Bingo und mehreren Shanty-Chören fand gute<br />
Resonanz. Das Career Event am zweiten Messetag war ein großer<br />
Erfolg mit vielen Besuchern und zufriedenen Ausstellern«,<br />
beschreibt Malou Weststrate im Namen der Veranstalter ihre<br />
Eindrücke.<br />
Von Messebesuchern wurde diese Begeisterung nicht unbedingt<br />
geteilt. Während in den vergangenen Jahren tatsächlich viele<br />
Innovationen präsentiert wurden, zum Beispiel im Motorenbereich,<br />
als das Thema Stage V hoch auf der Agenda stand, wurde<br />
man in diesem Jahr nicht derartig fündig. Mehr als bisher dient<br />
die Messe dem Vertiefen von Netzwerken, wie Caroline Volt von<br />
Tees Volt bestätigt: »Unser Kerngeschäft ist die Binnenschifffahrt.<br />
Darüber hinaus machen wir auch ein bisschen Küstenschifffahrt<br />
und Schifffahrt. Wir sind wirklich für die Unternehmer in der<br />
Binnenschifffahrt da. Allerdings geht man mit etwas anderen Erwartungen<br />
zur Messe als früher. Früher ging es wirklich darum,<br />
neue Leute zu treffen, Verträge zu unterzeichnen und Dinge zu<br />
verkaufen. Jetzt geht es ohnehin mehr um die Vernetzung«<br />
Gleichwohl wurden vielfältige Zukunftsfragen der Binnenschifffahrt<br />
auf den Ständen besprochen. Aktuelle Neubauprojekte wie<br />
das flachwasseroptimierte »Stolt Ludwigshafen«, die gerade getauften<br />
»River Drones« mit semiautonomem Antrieb oder das Zero-Emission-Schiff<br />
»Antonie« wurden diskutiert. Im Mittelpunkt<br />
die Frage, was nach den fossilen Kraftstoffen demnächst die Schiffe<br />
antreibt. Wasserstoff, Methanol, batterieelektrisch oder eher<br />
biobasierter Diesel? Oder doch noch LNG, das vor Jahren einen<br />
Hype erfuhr, der sich nun der Preisentwicklung wegen gen Null<br />
neigt? Neue und diesbezüglich tragfähige Konzepte waren auf der<br />
Messe eher – noch – nicht zu finden.<br />
Dennoch konnten einige Aussteller interessante Entwicklungen<br />
vorstellen oder Verträge verkünden. Eine neue Klasse von<br />
Assistenzsystemen zur präzisen Navigation, genannt LASERpilot,<br />
hat die Argonav auf dem Stand von Alphatron vorgestellt.<br />
Aus den Erkenntnissen des Scippper-Projektes heraus haben die<br />
Entwickler eine neue Lösung für die Umgebungserfassung im<br />
Nahbereich erarbeitet. Dafür wird ein robuster, für den Außeneinsatz<br />
konzipierter und bewährter Laserscanner eines namhaf-<br />
26 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
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SCHIFFSTECHNIK<br />
Naval Marine demonstrierte die Technik von Seafar, die beim semiautonomen Fahren der »River Drones« eingesetzt wird<br />
© Garrelmann<br />
Schiff reagieren. Dies ist möglich, indem das klassische Radarbild<br />
in eine synthetische Variante umgewandelt wird, bei der künstliche<br />
Intelligenz für die Übersetzung in erkennbare Objekte wie<br />
Schiffe sorgt.<br />
»Die Integration des KI-gesteuerten Radar-Trackers in unsere<br />
bestehenden Navigationssysteme ermöglicht es uns, Systeme anzubieten,<br />
die eine weitere Form der Automatisierung in der<br />
Schifffahrt ermöglichen, einschließlich der Empfehlung von<br />
Kursänderungen an einen (Argonics/Alphatron) Trackpilot«,<br />
sagt Periskal-Geschäftsführer Marc Persoons.<br />
Vincent Wegener, Geschäftsführer von Captain AI, erklärt:<br />
»Unser Radar-Tracker nutzt fortschrittliche KI-Technologie, um<br />
das Navigationserlebnis für Schiffer zu verbessern. Durch den<br />
Zusammenschluss mit der Periskal-Gruppe, einem etablierten<br />
Marktführer für Navigationssoftware, sind wir zuversichtlich, der<br />
europäischen Binnenschifffahrt eine revolutionäre Lösung für eine<br />
sicherere und effizientere Navigation anbieten zu können.«<br />
Die Erhöhung der Schiffssicherheit und eine Verbesserung insbesondere<br />
für Kanalfahrer hat der neue Bridgescout zum Ziel.<br />
Der von der niederländischen Sensormaritim entwickelte Brückenwarner<br />
wird von der Duisburger Kadlec & Brödlin vertrieben.<br />
Christian Kadlec zeigte sich im Gespräch auf der MI erfreut<br />
über die neue Partnerschaft. »Wir freuen uns, mit Sensormaritim<br />
zusammen arbeiten zu können und auf eine erfolgreiche<br />
Entwicklung mit dem Bridgescout. Die Zusammenarbeit ist toll<br />
und professionell. Wir sind überzeugt vom System und hoffen,<br />
dass sich das System noch weiter entwickelt und mit weiteren Aspekten<br />
ergänzt wird.« Das schon vor einigen Jahren entwickelte<br />
Produkt Bridgescout ist mittlerweile ein anerkanntes Brückenhöhenerkennungssystem<br />
auf Binnenwasserstraßen. Es ist<br />
bereits von vielen Reedereien und Partikulieren installiert, um<br />
zur Erhöhung der Sicherheit an Bord von Tankern, Containerschiffen,<br />
Trockenfrachtschiffen und Passagierschiffen in ganz<br />
Europa beizutragen.<br />
Bridgescout erkennt, ob ausreichend vertikaler Abstand vorhanden<br />
ist. Das System besteht aus der Kapitänsschnittstelle in<br />
der Konsole und dem Bridgescout-Sensor mit GPS-Antenne am<br />
Steuerhaus oder unter der Kappe (Backbord oder Steuerbord).<br />
Aus einer Entfernung von 500 m zu einem Objekt leuchtet die Ta-<br />
<br />
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Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
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Fabrikate und Größen
SCHIFFSTECHNIK<br />
Motoren in allen Größen und der zugehörige Service sind noch immer Grundausstattung für die Maritime Industry in Gorinchem<br />
© Seijbel<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
nologien, wie Wasserstoff und Methanol. Mit der Entwicklung eines<br />
Dual-Fuel-Methanol/Diesel-Nachrüstsatzes für Schiffsmotoren<br />
unternimmt MTEE einen wichtigen Schritt auf dem Weg<br />
in eine nachhaltige Zukunft.« Bei der Entwicklung des Nachrüstsatzes<br />
arbeitet MTEE zum Beispiel mit der Storm Group, der Koedood<br />
Marine Group und den Unternehmen August Storm, Scandiesel,<br />
Emigreen und Hybrid Ship Propulsion zusammen.<br />
Neuigkeiten gibt es auch in der Verbändelandschaft in den Niederlanden.<br />
Die Organisationen von Bureau Telematica Binnenvaart<br />
(BTB), Bureau Voorlichting Binnenvaart (BVB) und das Expertise-<br />
und Informationszentrum für die Binnenschifffahrt ziehen<br />
unter dem neuen gemeinsamen Namen »IN-Cite« zusammen.<br />
Im August werden die drei Organisationen vom Rotterdamer<br />
Vasteland in die Scheepmakerij in Zwijndrecht umziehen.<br />
Die drei Organisationen werden in denselben Räumlichkeiten<br />
untergebracht wie die Koninklijke Binnenvaart Nederland (KBN),<br />
die sich damit zum Haus der Binnenschifffahrt entwickeln.<br />
IN-Cite steht für Inland Navigation network – Communication-Innovation-Technology-Expertise.<br />
Der neue Name wurde auf<br />
der Maritimen Industrie in Gorinchem während einer Sitzung<br />
über die nachhaltige Gestaltung der Binnenschifffahrt bekannt<br />
gegeben. Diese Sitzung wurde von dem designierten Vorsitzenden<br />
Eric van Viersen geleitet. Er ist seit einiger Zeit Direktor<br />
des EICB, im täglichen Leben ist er Geschäftsführer bei Bonn<br />
& Mees Floating Bucks.<br />
Der Erfolg der diesjährigen Messe wurde auch durch eine Rekordzahl<br />
von Ausstellern bestätigt, die ihre Teilnahme für 2024<br />
bereits zugesagt haben. Malou Weststrate: »Das zeigt einmal<br />
mehr das Bedürfnis der Branche, dass die Maritime Industry ein<br />
unverzichtbarer Moment im Jahr ist. Darüber freuen wir uns<br />
sehr, denn es ist ein Privileg, diese drei Messetage für all die Tausenden<br />
von leidenschaftlichen Fachleuten zu organisieren, denen<br />
dieser Sektor am Herzen liegt.«<br />
Als i-Tüpfelchen wurde am dritten Messetag der Maritimen Industrie<br />
eine ansehnliche Summe für die Stiftung De Eendracht,<br />
die Wohltätigkeitsorganisation dieser Ausgabe der Maritimen Industrie,<br />
gesammelt. Als gemeinnützige Organisation setzt sie sich<br />
gemeinsam mit ihren rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeitern für<br />
junge, benachteiligte, kranke und ältere Menschen ein. Mit fast<br />
60 m Länge, 13 m Breite und einem Tiefgang von 5 m ist das betrieben<br />
Segelschiff »De Eendracht« der größte Gaffelsegelschoner<br />
der Niederlande.<br />
Und auch im nächsten Jahr wird sich die Branche in der Evenementenhal<br />
Gorinchem wieder treffen. Dann findet die Messe<br />
vom 28. bis 30. Mai statt.<br />
<br />
Mehr Infos unter<br />
+352 661 566 000<br />
31<br />
valentin.mikyta@tmlg.eu
SCHIFFSTECHNIK<br />
Haeger & Schmidt kauft Koppelverband<br />
Zur Sicherung von Transportkapazitäten investiert der Logistiker aus Duisburg in eigene<br />
Tonnage: Die Schubleichterkombination wird künftig auf Mittel- und Oberrhein eingesetzt<br />
und soll das Unternehmen unabhängiger von Marktschwankungen machen<br />
© HSL<br />
Die »Themhof« fuhr vor dem Kauf als »Norma« in Charter für HSL<br />
Der Koppelverband kommt auf eine Länge von<br />
179 m und eine Kapazität von 336 TEU<br />
Ein Schritt zur eigenen Flotte:<br />
Haeger & Schmidt Logistics (HSL)<br />
baut seine intermodale Flotte weiter aus.<br />
Nachdem der Logistikdienstleister zu Beginn<br />
des Jahres drei Binnencontainerschiffe<br />
langfristig von der niederländischen<br />
Reederei Delfia Inland Shipping<br />
gechartert hat, investiert er nun erstmals<br />
in eine eigene Schubleichterkombination.<br />
Diese wird unter dem Namen »Themhof<br />
+ Themhof II« künftig im Mittelund<br />
Oberrheindienst des intermodalen<br />
Netzwerks eingesetzt.<br />
»Mit dieser Entscheidung gehen wir<br />
bewusst einen weiteren Schritt in Richtung<br />
unserer eigenen Flotte«, erklärt Heiko<br />
Brückner. Der HSL-Geschäftsführer<br />
kennt die Schubleichter-Kombination<br />
gut. Das moderne Schiff und sein Leichter<br />
sind unter dem Namen »Norma/<br />
Norma II« bereits seit Jahren im Auftrag<br />
von HSL im Oberrheinverkehr unterwegs.<br />
Insgesamt hat die Schubleichterkombination<br />
eine Länge von 179 m und<br />
eine Kapazität von 336 TEU.<br />
Mit dem Kauf des Schiffes ist die Zukunft<br />
der Schubleichterkombination für<br />
HSL langfristig gesichert. »Gerade in Zeiten<br />
von Laderaummangel und volatilen<br />
Märkten machen wir uns mit dem Aufbau<br />
eigener Kapazitäten ein Stück unabhängiger<br />
vom Markt«, sagt Brückner.<br />
Derzeit wird das Motorschiff »Themhof«<br />
mit der künstlichen Intelligenz des<br />
Partners Shipping Technology ausgestattet.<br />
»Neben der intelligenten Nutzung<br />
von Schiffsdaten und der Optimierung<br />
von Routen legen wir hier den<br />
Grundstein für ein teilautonomes Fahren<br />
von Binnenschiffen«, sagt Brückner.<br />
Bereits seit 2016 hat das Schubleichtergespann<br />
das speziell für Kühlcontainer<br />
entwickelte Fernüberwachungssystem<br />
»CTAS Reefer« an Bord. Die Lösung, die<br />
weltweit erfolgreich eingesetzt wird,<br />
dient der vollautomatischen Echtzeitüberwachung<br />
von Kühlcontainern, unabhängig<br />
von Typ und Hersteller.<br />
Erst Anfang des Jahres hatte HSL einen<br />
langfristigen Vertrag mit der niederländischen<br />
Reederei Delfia Inland Shipping<br />
abgeschlossen und sich drei Charterschiffe<br />
langfristig gesichert. Die »Alfa<br />
Grande« (Kapazität von 398 TEU), die<br />
»Alfa Bianco« und die »Alfa Menta« (je<br />
336 TEU) fahren für die Container Allianz<br />
Niederrhein (CAN), die von Haeger<br />
& Schmidt gemeinsam mit den Partnern<br />
European Gateway Services und<br />
Contargo betrieben wird.<br />
Die beiden Containerschiffe »Alfa<br />
Grande« und »Alfa Bianco« pendeln seither<br />
zwischen den Westhäfen Antwerpen<br />
und Rotterdam und den Niederrhein-<br />
Häfen Neuss, Duisburg und Emmerich.<br />
Die »Alfa Menta« übernimmt die Route<br />
zwischen Antwerpen und Andernach sowie<br />
weiteren Mittelrhein- und Niederrhein-Stationen.<br />
RD<br />
Gütermotorschiff »Themhof«<br />
Tonnage: 3.247 t<br />
Abmessungen: 1<strong>06</strong>.85 x 11.45 m<br />
Kapazität: 192 TEU<br />
Leichter »Themhof II«<br />
Tonnage: 2.256 t<br />
Abmessungen: 72.50 x 11.45 m<br />
Kapazität: 144 TEU<br />
32 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Auch bei Niedrigwasser bis Ludwigshafen<br />
Der Chemiekonzern BASF hat am Stammsitz in Ludwigshafen ein neues Schiff getauft.<br />
Das von der Reederei Stolt Tankers betriebene 5.000-t-Neubau ist bereits seit April auf dem<br />
Rhein im Einsatz und soll helfen, die Versorgung jederzeit zu sichern<br />
Schiffpatin war niemand Geringeres<br />
als Barbara Hoyer, Vice President von<br />
BASF. Und somit darf davon ausgegangen<br />
werden, dass sich hinter dem<br />
Wunsch nach »allzeit sicherer Fahrt«<br />
auch ganz handfeste wirtschaftliche Interessen<br />
stecken.<br />
Die Bestellung und Indienststellung<br />
dieses besonderen Chemietankers erfolgt<br />
unter dem Eindruck des Niedrigwassers<br />
von 2018, das bei BASF noch in schmerzhafter<br />
Erinnerung sein dürfte. Lieferengpässe,<br />
höhere Transportkosten und<br />
Produktionseinschränkungen sollen sich<br />
in jenem Jahr auf 200 Mio. € summiert<br />
haben. Die standesgemäß mit Champagner<br />
getaufte »Stolt Ludwigshafen« soll<br />
in künftigen Fällen verhindern helfen,<br />
dass sich ein solcher Verlust wiederholt.<br />
Das innovative Schiff ist das Ergebnis<br />
einer erfolgreichen Partnerschaft zwischen<br />
BASF, der norwegischen Reederei<br />
Stolt Tankers, der Mercurius Shipping<br />
aus den Niederlanden sowie den Designern<br />
und Konstrukteuren vom Duisburger<br />
Entwicklungszentrum für Schiffstechnik<br />
und Transportsysteme (DST),<br />
Technolog Services aus Hamburg und<br />
Agnos Consulting.<br />
BASF reagiert auf Niedrigwasser<br />
Seit April im Einsatz, jetzt auch bei der BASF in Ludwigshafen getauft: die »Stolt Ludwigshafen«<br />
»Das neue Flaggschiff bildet einen wesentlichen<br />
Bestandteil unserer Klima-<br />
Resilienzmaßnahmen und sichert die<br />
Versorgung unserer Kunden und Produktionsstätten«,<br />
erklärte Uwe Liebelt,<br />
President European Verbund Site bei<br />
BASF. »Wir haben dazu 2018 selbst die<br />
Initiative ergriffen, denn ein entsprechendes<br />
Schiff stand am Markt damals<br />
nicht zur Verfügung«, hatte Liebelt<br />
damals die Bestellung begründet. Hauptziel<br />
war eine hohe Tragfähigkeit bei geringem<br />
Tiefgang.<br />
Der Tanker wurde von Mitte 2021 bis<br />
<strong>2023</strong> gebaut. Der Rumpf entstand bei der<br />
Mercurius Shipping Group in Yangzhou,<br />
China, im Auftrag von Stolt Tankers. Dieser<br />
wurde anschließend per Seeschiff<br />
nach Rotterdam transportiert, wo die<br />
Ausstattung des Schiffs erfolgte. Nach erfolgreichen<br />
Probefahrten führte die<br />
»Stolt Ludwigshafen« Ende April bereits<br />
ihre erste Fahrt für BASF durch.<br />
Der innovative Binnentanker weist ein<br />
einzigartiges Design auf: Um eine hohe<br />
Tragfähigkeit zu erzielen, ist das neue<br />
Schiff mit einer Länge von 135 m und einer<br />
beachtlichen Breite von 17,5 m deutlich<br />
größer als alle gängigen Tanker auf<br />
dem Rhein. Der Rumpf wurde in Leichtbauweise<br />
zusammengeschweißt, weist<br />
dabei aber eine hohe strukturelle Stabilität<br />
auf. Außerdem wurde der Schiffsrumpf<br />
hydrodynamisch optimiert. Dadurch<br />
ließ sich die Frachtkapazität auf bis<br />
zu 5.100 t steigern.<br />
Dank dieser Merkmale kann das Schiff<br />
die kritische Stelle des Rheins in der Nähe<br />
von Kaub mit einer Nutzlast von immerhin<br />
noch rund 800 t auch bei einem Pegelstand<br />
von 30 cm (entspricht einer<br />
Wassertiefe von 1,60 m) passieren. Bei einem<br />
Pegelstand von 100 cm beträgt die<br />
Nutzlast etwa 2.300 t – das sei ungefähr<br />
doppelt so viel wie auf einem konventionellen<br />
Binnentanker mit 110 m<br />
Länge und 11,50 m Breite, heißt es.<br />
Angetrieben wird das Schiff von drei<br />
Elektromotoren, die ihre Energie von der<br />
neuesten Generation hocheffizienter Stage-V-Dieselgeneratoren<br />
mit Abgasnachbehandlung<br />
beziehen. Diese Motoren ermöglichen<br />
einen hohen Wirkungsgrad<br />
und sorgen für einen optimierten ökologischen<br />
Fußabdruck – eine Reduzierung<br />
der CO2-Emissionen um etwa 30 %<br />
sowie der Stickoxid-Emissionen (NOx)<br />
um etwa 70 bis 80 %.<br />
Die jetzt verbauten Dieselgeneratoren<br />
könnten in Zukunft noch auf den Kraftstoff<br />
Methanol umgerüstet oder durch<br />
andere Arten von Generatoren wie etwa<br />
Wasserstoff-Brennstoffzellen ersetzt werden,<br />
sobald diese Technologien Marktreife<br />
erreichen.<br />
Die BASF ist mit einem Umsatz von<br />
mehr als 87,3 Mrd. € einer der größten<br />
Chemiekonzerne weltweit und einer der<br />
wichtigsten Verlader für die Binnenschifffahrt<br />
am Rhein. In Ludwigshafen<br />
sind rund 39.000 der insgesamt etwa<br />
111.000 Mitarbeiter beschäftigt. Dort legen<br />
täglich 20 Schiffe an- oder ab.<br />
Stolt Tankers ist ebenfalls weltweit aktiv<br />
und betreibt eine Flotte von mehr als 160<br />
Pakettankern für flüssige Chemikalien,<br />
Speiseöle, Säuren und saubere Erdölprodukte,<br />
unter anderem in Binnenschifffahrtsdiensten<br />
in Europa und an der USamerikanischen<br />
Golfküste.<br />
KF<br />
© BASF<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
33
SCHIFFSTECHNIK<br />
Durch Retrofit zum Methanol-Motor<br />
August Storm und Mitsubishi wollen gemeinsam einen Nachrüstsatz entwickeln, der<br />
auch auf Bestandsschiffen den Einsatz des alternativen Kraftstoffs möglich machen soll.<br />
Als Brückentechnologie ist es ein Zwischenschritt zu einer rein »grünen« Zukunft<br />
Einen Methanol-Motor aus der Unternehmensgruppe<br />
gibt es bereits. Scandiesel<br />
hat den modifizierten 6-Zylinder-<br />
Motor von Scania für das neue Forschungsschiff<br />
»Uthörn« entwickelt, das<br />
von Fassmer gebaut wurde. Jetzt legt der<br />
Motorenspezialist August Storm über seine<br />
niederländische Tochter Koedood<br />
nach: Gemeinsam mit dem japanischen<br />
Hersteller Mitsubishi wird ein weiterer<br />
Motor für den Einsatz des alternativen<br />
Kraftstoffes angepasst.<br />
Auf der jüngst beendeten Fachmesse<br />
»Maritime Industry« in Gorinchem haben<br />
die beiden Unternehmen eine entsprechende<br />
Absichtserklärung zur Entwicklung<br />
eines Dual-Fuel-Aggregats unterzeichnet,<br />
das sowohl herkömmlich mit<br />
Diesel als auch mit Methanol laufen<br />
kann. Es geht dabei nicht nur um mögliche<br />
Neu-Motorisierungen von Binnenschiffen,<br />
sondern speziell darum, einen<br />
Nachrüstsatz für Bestandsmotoren anbieten<br />
zu können, sagt Timo Schlotzhauer,<br />
Geschäftsführer bei August Storm.<br />
Beide Partner kennen sich bereits bestens.<br />
Koedood, seit der Übernahme<br />
ziemlich genau vor zwei Jahren Teil der<br />
Storm-Gruppe, ist seit langem Vertriebsund<br />
Technikpartner der Japaner für den<br />
niederländischen Markt.<br />
Für das neue Projekt wurde der bewährte<br />
S6R-Motor von Mitsubishi auserkoren,<br />
der bereits in großer Stückzahl<br />
gebaut wurde und im Einsatz ist. Er leistet<br />
577 kW bei 1.800 Umdrehungen pro<br />
Minute. »Der Verbrennungsmotor selbst<br />
ist nicht das Problem, es braucht vor<br />
allem ein neues Einspritzsystem für den<br />
Kraftstoff Methanol«, sagt Schlotzhauer.<br />
Die Entwicklungszeit wird mit zwei<br />
Jahren veranschlagt. Bis Ende 2025 soll<br />
der Testmotor auf dem Prüfstand stehen.<br />
Derzeit läuft die Suche nach einem Partner,<br />
der das Einspritzsystem zuliefern<br />
kann. Während Mitsubishi den Motor<br />
stellt, ist Koedood für die Projektsteuerung<br />
und später den Einbau mitsamt<br />
der anderen benötigten Komponenten<br />
wie Leitungen und Tanks zuständig.<br />
Der Bedarf ist da, sagt Schlotzhauer.<br />
Gerade Tankreedereien, deren Kunden<br />
Nobuhito Iwata (Mitsubishi, li.) und Timo Schlotzhauer (August Storm) besiegeln die Kooperation<br />
Methanol zur Verfügung haben, hätten<br />
nach einer solchen technischen Lösung<br />
verstärkt verlangt.<br />
Die Entscheidung für einen Dual-Fuel-<br />
Motor sei bewusst getroffen worden, berichtet<br />
der Storm-Geschäftsführer. Denn<br />
nach den teuer bezahlten Erfahrungen<br />
mit LNG soll der fossile Kraftstoff Diesel<br />
eine Option bleiben und wird für den<br />
Start des Motors auch künftig gebraucht.<br />
Das Ziel lautet dennoch, im späteren Einsatz<br />
einen Anteil von bis zu 80 % Methanol<br />
zu erreichen.<br />
Damit können Schiffseigner deutlich<br />
Emissionen reduzieren, da Methanol bei<br />
der Verbrennung nur das CO2 freisetzt,<br />
das bei der Herstellung aufgenommen<br />
wurde. Auch der Ausstoß von Ruß und<br />
Stickoxiden (NOx) wird erheblich verringert,<br />
Schwefeloxide (SOx) fallen praktisch<br />
gar nicht mehr an.<br />
Die Kosten sind bislang nicht final kalkuliert.<br />
Schlotzhauer geht von<br />
15.000 €–20.000 € pro Zylinder aus. Da<br />
der Nachrüstsatz an jedem Zylinder benötigt<br />
wird, wären das in Summe bis zu<br />
120.000 € allein für den Motor. Dazu<br />
kommen noch die Kosten für Tanks und<br />
Leitungen. Methanol ist nach Einschätzung<br />
von Storm eine Brückentechnologie.<br />
Aber eben eine, die schnell verfügbar<br />
und relativ preiswert sei. »Wir<br />
glauben, dass wir eine wirtschaftlich vernünftige<br />
Lösung anbieten können.« Dies<br />
gelte insbesondere, wenn es in den Häfen<br />
künftig Rabatte für umweltfreundliche<br />
Schiffe gäbe.<br />
Aktuell gelten diesel-elektrische Antriebe<br />
als das technische Maß der Dinge.<br />
Schlotzhauer nennt sie »No-regret-<br />
Investitionen«, weil bei diesem Konzept<br />
die heute noch fossile Energiequelle (Generator)<br />
zu einen späteren Zeitpunkt<br />
durch alternative »grüne« Technologien<br />
ersetzt werden kann. Deshalb hat die<br />
Firmengruppe neben Methanol durchaus<br />
auch andere Lösungen im Blick.<br />
Auf dem gerade erst in Dienst gestellten,<br />
weltweit ersten »Wasserstoff«-Schiff<br />
»H2 Barge 1« von Future Proof<br />
Shipping (FPS) hat Koedood den Einbau<br />
von Brennstoffzelle und Batterien koordiniert.<br />
»Das Projekt beweist, was viele<br />
noch vor einigen Jahren nicht glauben<br />
wollten – es ist technisch machbar«, sagt<br />
Schlotzauer. Allein FPS wolle in den<br />
nächsten zehn Jahren bis zu 50 solcher<br />
Schiffe in Fahrt bringen. In den Niederlanden<br />
gebe es gut ausgestattete Förderprogramme<br />
für innovative Antriebslösungen.<br />
»Das bedeutet, dass die Systeme<br />
künftig kleiner und effizienter werden<br />
und über die Stückzahlen die Kosten sinken<br />
werden.«<br />
KF<br />
© August Storm<br />
34 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Ein besonderer Schiffsneubau für ADM<br />
HGK Dry Shipping baut für einen der weltweit führenden Agrarkonzerne, ein<br />
Niedrigwasser-optimiertes Schiff. Mit diesel-elektrischem Antrieb und Solarpaneelen<br />
soll der Neubau die nächste Entwicklungsstufe in der Trockengüterschifffahrt markieren<br />
Bei der HGK Shipping geht es jetzt<br />
Schlag auf Schlag. Erst vor wenigen<br />
Tagen wurde die Doppeltaufe von zwei<br />
Covestro-Chemietankern in Köln gefeiert.<br />
Dann wurde gemeinsam mit Hydrogenious<br />
der geplante Bau eines emissionsfreien,<br />
mit einer Brennstoffzelle ausgerüsteten<br />
Wasserstoff-Schiffes verkündet.<br />
Und nun folgt die Bestellung eines<br />
weiteren Niedrigwasser-Schiffes.<br />
Charterkunde und Partner im Projekt<br />
ist ADM, ein auf Nahrungsmittel und<br />
Agrarprodukte spezialisierter Konzern.<br />
Den Vertrag hat das Kölner Schifffahrtsunternehmen<br />
jüngst auf der Fachmesse<br />
»Transport Logistic« unterschrieben.<br />
Wie alle Neubauten der jüngeren<br />
Vergangenheit wird<br />
auch dieses Trockengüterschiff<br />
nicht nur<br />
mit einem diesel-elektrischen,<br />
emissionsarmen<br />
Antriebssystem<br />
ausgerüstet, sondern<br />
auch für den Einsatz bei<br />
Niedrigwasser optimiert.<br />
Erstmals sind für die Energieversorgung<br />
auch Solarpaneele an Bord<br />
geplant, um die »nächste Entwicklungsstufe<br />
in der Trockengüterschifffahrt auf<br />
europäischen Wasserstraßen zu markieren«,<br />
heißt es. Während die HGK Shipping<br />
zunächst in die eigene Tankerflotte<br />
investiert hatte, richtet sich der Blick jetzt<br />
auch auf die Trockengüterschifffahrt, die<br />
den Großteil der rund 300 Schiffe zählenden<br />
Flotte der Reederei ausmacht. Das<br />
Schiffsdesign wird den Angaben zufolge<br />
erneut durch die Experten des HGK<br />
Shipping DesignCenters in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden entwickelt.<br />
30 % weniger CO2-Emissionen<br />
Dank dem<br />
diesel-elektrischen<br />
Antrieb kann der neue Trockengutfrachter<br />
rund 30 % CO2-Emissionen<br />
im Vergleich zu heutigen Schiffen einsparen.<br />
Die Solarpaneele, die auf den Luken<br />
angebracht werden, erzeugen bis zu<br />
90 MWh Strom und können den Angaben<br />
zufolge die CO2-Emissionen damit<br />
zusätzlich um bis zu 70 t pro Jahr reduzieren.<br />
Wie alle HGK-Neubauten ist auch dieses<br />
Schiff als »Future-Fuel-ready« konzipiert<br />
und damit für den Einsatz künftiger<br />
alternativer Kraftstoffe und Antriebstechnologien<br />
wie beispielsweise Wasserstoff<br />
gerüstet, sobald diese flächendeckend<br />
einsetzbar sind.<br />
Die Niedrigwasseroptimierung war für<br />
ADM ein entscheidender<br />
Faktor<br />
für den Chartervertrag.<br />
»Das<br />
ist Teil des langjährigen<br />
Engage -<br />
ments unseres Unternehmens«,<br />
sagt Nick<br />
Smith, Vice President EMEA Refined<br />
Oils and Biodiesel des auch in<br />
Deutschland aktiven US-Konzerns.<br />
ADM habe sich dazu verpflichtet, die<br />
CO2-Emissionen zu reduzieren. »Wir<br />
sind daher immer auf der Suche nach Lösungen,<br />
mit denen wir die Waren entlang<br />
unserer Lieferkette auf eine nachhaltigere<br />
Weise transportieren können.« KF<br />
Unterzeichneten den Vertrag (v.l.): Andreas Lemme (HGK), Max Barghahn (ADM), Florian Bleikamp (HGK), Carsten Radau (ADM) und Steffen Bauer, (HGK)<br />
© HGK Shipping<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
35
SCHIFFSTECHNIK<br />
Doppeltaufe für River Drone<br />
Für die Beteiligten war die Taufe der Beginn einer neuen Ära in der Binnenschifffahrt:<br />
Schon die ersten zwei von zehn Schiffen der »Riverdrone«-Serie sind von Anfang an auf<br />
eine autonome Fahrweise ausgelegt. Von Hermann Garrelmann<br />
Das markante Gebäude der Antwerpener Hafenverwaltung im Hintergrund lagen die zu taufenden Riverdrones an der Kaje des Kattendijkdoks<br />
© Garrelmann<br />
Geert van Overloop, der bei Naval Inland<br />
Navigation in Wijnegem als<br />
Projektleiter Riverdrone die Fäden in der<br />
Hand hatte, konnte zwar seinen Enthusiasmus<br />
verbergen, den er für das<br />
Vorhaben entwickelt hat. Er ließ aber<br />
dennoch erkennen, dass er mächtig stolz<br />
ist auf diesen Moment: in Antwerpen die<br />
ersten beiden innovativen Schiffe zu taufen,<br />
die das Potenzial haben, eine neue<br />
Ära zu begründen.<br />
»Naval Inland Navigation (Naval) ist<br />
ein begeisterter Partner in diesem Projekt<br />
und hat alle zehn River Drones von<br />
den Eigentümern gechartert. Mit dem<br />
River Drone Projekt macht Naval, seit<br />
2016 in der Tankschifffahrt aktiv, seine<br />
ersten Schritte in der Trockenschifffahrt«,<br />
freute sich van Overloop. Sein<br />
Kollege Niels Cotur ergänzt: »Das Credo<br />
von Naval ist Leidenschaft für den Kunden,<br />
Unternehmertum und Umweltfreundlichkeit.<br />
All diese Aspekte kommen<br />
beim Projekt River Drone zum<br />
Ausdruck. Die Beteiligung an diesem<br />
Projekt als Charterer ermöglicht es uns,<br />
unseren Wachstums- und Diversifizierungskurs<br />
in diesem Sektor fortzusetzen.«<br />
Die Eigner der zehn Schiffe, Erik en<br />
‘sHeerengave Verstraeten, hielten sich<br />
sehr im Hintergrund. Gleichwohl begründet<br />
Erik Verstraeten das Engagement<br />
seiner Familie für dieses Vorhaben:<br />
»Unsere Familien sind seit Generationen<br />
in der Binnenschifffahrt tätig,<br />
und wir sind daher stark in diesem Sektor<br />
engagiert. Als Unternehmer haben wir<br />
uns immer darauf konzentriert, zum<br />
richtigen Zeitpunkt in die richtigen Aktivitäten<br />
zu investieren. Die Idee der River<br />
Drone ist langsam gereift, basierend auf<br />
den Entwicklungen in der Branche, die<br />
Die Kommandozentrale an Bord der »River Drone« ist voll gespickt mit Technik<br />
36 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
LFP BATTERY SYSTEM<br />
Hybrid workboat Chicago<br />
with 423 kWh COBRA<br />
Battery System<br />
COBRA is an advanced maritime battery system for<br />
all kind of ships such as ferries, tugs, cruise ships,<br />
yachts, OSV and harbour/service vessels which<br />
incorporates leading-edge features:<br />
Picture © Flotte Hamburg / Schmidt-Wiethoff<br />
TYPE APPROVED<br />
RINA.ORG<br />
• DNV & RINA Type Approvals<br />
• ESTRIN compliant (IEC 62619 & 62620)<br />
• Superior energy density<br />
• Compact and light-weight battery system<br />
• Integrated Battery-Management-System<br />
• Air or water cooling<br />
• Scalable and modular rack system up to several MWh<br />
• Inherently safe LFP battery chemistry for<br />
highest safety<br />
• Environmentally friendly cobalt-free battery<br />
LEHMANN-MARINE.COM
SCHIFFSTECHNIK<br />
Hinter den Steuerständen des SCC von Seafar hat ein Controller die Oberaufsicht über alle Aktionen der »Schiffsführer an Land«<br />
© Garrelmann<br />
die passenden Stromanschlüsse. Für die<br />
semiautonome Schiffsführung vom Shore<br />
Control Center aus sind die River Drones<br />
mit der nötigen Technik ausgerüstet. Zum<br />
Seafar Remote Ship Management System<br />
gehören 13 Kameras, Infrarot-Kameras,<br />
LIDAR am Vor- und Achterschiff sowie<br />
entsprechende Mikrofone und Kommunikationsgeräte.<br />
Kasko »made in China«<br />
Die als Generalunternehmer agierende<br />
Rensen-Driessen Schiffbau aus Zwijndrecht<br />
hat die Kaskos bei der Jiangsu Haitong<br />
Offshore Engineering in Nantong in<br />
China geordert. Die Ausbauarbeiten erfolgten<br />
bei der Asto Werft aus Raamsdonkveer.<br />
Das erste Schiff der Serie, die<br />
»River Drone 1«, wurde bereits Anfang<br />
April in Dienst gestellt. »River Drone 10«<br />
wird für Oktober <strong>2023</strong> erwartet.<br />
Die weiteren am Ausbau der Schiffe<br />
beteiligten Unternehmen lesen sich wie<br />
das »Who is who« des niederländischen<br />
Schiffbaus. Omega Verhaar ist als Antriebslieferant<br />
dabei mit dem dort entwickelten<br />
Equadrive-Kapsel-Antrieb sowie<br />
als Lieferant der Bugstrahlruder. Speziell<br />
die Equadrives zeigen Vorteile: »Diese<br />
übertragen die Kraft direkt auf den<br />
Propeller, eine Umkehrkupplung ist nicht<br />
erforderlich«, sagt Geert van Overloop<br />
und ergänzt: »Die Antriebe bestimmen,<br />
wie viel Leistung die Motoren liefern sollen.<br />
Diese geben Rückmeldung an die<br />
beiden Generatoren. Wenn weniger als<br />
die Hälfte der Leistung benötigt wird,<br />
schaltet sich ein Generator ab. Dann<br />
sinkt der Verbrauch von 130 l/h auf<br />
65 l/h. Es gibt also eine Menge Dinge an<br />
Bord, die die Energieeffizienz erhöhen.«<br />
Werkina Werkendam ist Auftragnehmer<br />
für alle Elektroarbeiten einschließlich<br />
des dieselelektrischen Antriebs.<br />
Alle Kabel laufen zusammen im<br />
W-PROP genannten Energiemanage -<br />
mentsystem, einer Eigenentwicklung von<br />
Werkina. Die Haupt- und Hilfsmotoren<br />
und die elektrischen Generatoren der<br />
Stufe V wurden von Koedood Marine geliefert.<br />
Hoogendoorn aus Werkendam ist<br />
für die Verkleidung und Innenausstattung<br />
des Schiffes verantwortlich. Von<br />
der Seafar NV aus Antwerpen stammen<br />
die Hardware und Software, die verantwortlich<br />
für die Automatisierung des<br />
Schiffes und die Fernsteuerung von ihrem<br />
Shore Control Center aus ist. »Es war<br />
schon eine sehr spannende Herausforderung,<br />
sofort eine Flotte von zehn River<br />
Drones zu bauen, sie auszurüsten und<br />
in Betrieb zu nehmen«, sagt Wim Driessen,<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
bei Rensen-Driessen. »Es war vor allem<br />
eine mutige Entscheidung des Eigentümers,<br />
sofort eine ganze Flotte in<br />
Am Gerätemast ist viel Technik verbaut. Hier wurden auch hoch auflösende Kameras installiert<br />
38 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
© Garrelmann<br />
Aiofe, die Tochter von Geert van Overloop, links am Bildrand, vollzog die Taufe der »River Drone 2«<br />
in Antwerpen<br />
Geert van Overloop verkündete die Fertigstellung<br />
der ersten beiden River Drones für Naval<br />
diesem neuen Design auf den Markt zu<br />
bringen. Aber es bietet offensichtlich<br />
enorme Chancen für die Nutzer der River<br />
Drones« ergänzt er.<br />
Dadurch, dass sie dem Markt sofort eine<br />
ganze Flotte anbietet, bei der jedes<br />
Schiff mindestens 200 Lkw pro Reise von<br />
den ohnehin sehr stark befahrenen Autobahnen<br />
aufnehmen kann, geben die River<br />
Drones einen wichtigen Impuls für die<br />
Verlagerung auf den Verkehrsträger Binnenschiff,<br />
weil sie den Schiffstransport zu<br />
wettbewerbsfähigen Bedingungen ermöglicht<br />
und Staus reduziert. Dank der<br />
neuen Konzeption wird nach Aussage der<br />
Betreiber auch die Energie- und Umweltleistung<br />
deutlich besser sein als bei anderen<br />
Binnenschiffen, und zwar zumindest<br />
so gut wie der Transport über die Straße.<br />
Sobald alle zehn Schiffe im Oktober<br />
<strong>2023</strong> in Dienst gestellt sind, wird Naval<br />
Inland Navigation, die alle Schiffe der Serie<br />
chartert, dem Markt die Möglichkeit<br />
geben, sich voll und ganz auf Verkehrsverlagerung,<br />
Automatisierung und Ökologisierung<br />
zu konzentrieren und so auf<br />
eine bessere Zukunft für den Binnenschifffahrtssektor<br />
hinzuwirken.<br />
Vorläufig werden die River Drones in<br />
Belgien unterwegs sein. Perspektivisch<br />
zielt man aber schon weiter, nach<br />
Deutschland und die Niederlande. Um so<br />
mehr Aufmerksamkeit dürfte es geben,<br />
wenn im dritten Quartal alle zehn Einheiten<br />
auf den Gewässern in Flandern<br />
und optional in den Niederlanden in<br />
Fahrt sind. Seafar bereitet bereits jeweilige<br />
Standorte vor und führt Gespräche<br />
mit den Zulassungsstellen.<br />
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sicheren Betrieb Deiner Flotte.<br />
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hoyer-marine.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
39
SCHIFFSTECHNIK<br />
Rhenus investiert in weiteren Neubau<br />
Die Logistik- und Binnenschifffahrtsgruppe hat ein drittes emissionsarmes Schiff bestellt.<br />
Es wird mit Brennstoffzelle, Batterien und modernen Lkw-Motoren ausgerüstet. Zwei<br />
Koppelverbände aus einem früheren Auftrag sind bereits im Bau. Von Krischan Förster<br />
So sollen die neuen Schiffe von Rhenus aussehen<br />
© Rhenus<br />
Der Logistik-Konzern hat auf der<br />
jüngst zu Ende gegangenen Messe<br />
»Transport Logistic« in München sein<br />
Konzept für eine nachhaltige Binnenschifffahrt<br />
der Zukunft präsentiert. Alle<br />
drei Neubauten werden mit einer Kombination<br />
aus Wasserstoff-Brennstoffzelle,<br />
modernsten Lkw-Motoren und Elektrobatterien<br />
bestückt. Für das vorgesehene<br />
Einsatzgebiet sei das Konzept<br />
bislang einzigartig, heißt es.<br />
Denn erstmals werden Binnenschiffe<br />
einer solchen Größe und Leistungsfähigkeit<br />
von einer skalierbaren Lithium-<br />
Ionen-Batterielösung in Kombination<br />
mit modernsten Stage-VI-Motoren und<br />
einer Brennstoffzelle auf Wasserstoffbasis<br />
angetrieben. Auch bei starker Strömung<br />
wie etwa auf dem Rhein lassen sich die<br />
neuen Flaggschiffe demnach zuverlässig<br />
und wirtschaftlich navigieren.<br />
Die ersten beiden Neubauten waren im<br />
Juli vergangenen Jahres auf der Werft<br />
Den Breejen in den Niederlanden bestellt<br />
worden. Ihre Fertigstellung ist bis Ende<br />
des Jahres und für Anfang 2024 geplant.<br />
Nun kommt der Auftrag für eine dritte<br />
Einheit hinzu. Für den Bau des Gütermotorschiffs<br />
»Rhenus Ludwigshafen«<br />
läuft gerade die Ausschreibung.<br />
Die »Rhenus Mannheim I+II« und die<br />
als dritte geplante Einheit »Rhenus Ludwigshafen«<br />
besitzen bereits am Werft eine<br />
Brennstoffzelle (400 kW) auf Wasserstoffbasis.<br />
Die »Rhenus Wörth I+II« ist<br />
zunächst als H2-ready ausgelegt – sie lässt<br />
sich zu einem späteren Zeitpunkt noch<br />
auf einen Wasserstoffantrieb nachrüsten.<br />
Die marinisierten Lkw-Motoren der<br />
Abgasstufe VI erreichen aber heute<br />
schon deutlich niedrigere Emissionswerte<br />
als die in der Binnenschifffahrt<br />
derzeit übliche Stage-V-Technologie. Die<br />
Kapazität der als langlebig beschriebenen<br />
und effizienten Lithium-Ionen-Batterien<br />
liegt bei 840 kWh. Während die Generatoren<br />
und wahlweise die Brennstoffzelle<br />
die nötige Energie erzeugen, sollen die<br />
40 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
CDNI-Zahlungen per Smartphone<br />
Am 1. August wird die Zahlung des CDNI (SPE-CDNI) auf ein vollständig digitales<br />
System umgestellt. Statt mit der ECO-Karte können Schiffsführer künftig die Gebühr für<br />
die Entsorgung von öl- und fetthaltigen Abfällen über eine Smartphone-App begleichen<br />
Das Zahlungssystem des CDNI (SPE-CDNI) wird zum<br />
1. August umgestellt. Das SPE-CDNI 3.0 zum Entrichten<br />
der Entsorgungsgebühr bietet zahlreiche Vorteile. Denn künftig<br />
können sowohl der der Schiffsführer als auch der Mitarbeiter der<br />
Bunkerstation wichtige Angaben wie den Schiffsnamen, die<br />
Menge des Kraftstoffs und die daraus resultierende Entsorgungsgebühr<br />
auf ihren jeweiligen Endgeräten einsehen und bestätigen.<br />
Die neue Smartphone-App ist sowohl im Online- als auch im<br />
Offline-Modus nutzbar. Ohne aktuelle Verbindung ins Mobilfunk-Netz<br />
werden die Transaktionen gespeichert und erst dann<br />
an das zentrale System versandt, wenn das Endgerät wieder über<br />
einen Internetzugang verfügt.<br />
Sämtliche Dokumente sind zudem digital verfügbar: Der<br />
Schiffsführer kann alle Belege für die Entrichtung der Entsorgungsgebühr<br />
jederzeit auf seinem Endgerät einsehen. Generell<br />
können Konten und Informationen einfach verwaltet werden:<br />
Berechtigte Unternehmen und Personen lassen sich über die App<br />
dem ECO-Konto hinzufügen oder entfernen. Außerdem sorgt<br />
die App für präzisere Statistiken.<br />
Das neue SPE-CDNI 3.0-System berücksichtigt den Angaben<br />
zufolge Ausnahmesituationen wie das Fehlen einer Internetverbindung<br />
bei Smartphones oder Schiffsausrüster ohne Smartphone.<br />
Der Bezahlvorgang kann nämlich auch mit Hilfe eines analogen<br />
2D-Barcodes, der einfach ausgedruckt werden kann, abgewickelt<br />
werden. Außerdem ist ein Zugang zum System über andere<br />
Geräte wie Tablets und Computer möglich.<br />
Das vollständig digitale SPE-CDNI 3.0-System ist nach Angaben<br />
so angelegt, dass es zu einem späteren Zeitpunkt mit neuen<br />
Funktionen verbessert oder erweitert werden kann, es stellt also<br />
eine zukunftsbeständige Lösung dar, heißt es beim CDNI.<br />
Um eine reibungslose Umstellung auf das neue System zu ermöglichen,<br />
sind im Juni Informationsveranstaltungen und Fortbildungen<br />
geplant. Bei Fragen können sich Binnenschiffer und Unternehmen<br />
an ihre innerstaatliche Institution oder an das CDNI-<br />
Sekretariat wenden. Erste Informationen zum neuen System sowie<br />
Kontaktdaten sind auf der Webseite des CDNI zu finden.<br />
Das bisherige Zahlungssystem SPE-CDNI wurde zum<br />
1. Januar 2011 für die Sammlung und Entsorgung öl- und fetthaltiger<br />
Schiffsbetriebsabfälle eingeführt. Die Entsorgung dieser Abfälle<br />
wird durch eine Entsorgungsgebühr finanziert, die vom<br />
Ausrüster des Fahrzeugs entrichtet wird. Das aktuelle Transaktionssystem,<br />
wird durch das auf einer Smartphone-App basierende<br />
SPE-CDNI 3.0 ersetzt.<br />
Die Digitalisierung der Binnenschifffahrt steht im besonderen<br />
Fokus der Vertragsstaaten. In der Mannheimer Erklärung, die<br />
von der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) angenommen<br />
wurde, wird betont, dass die Digitalisierung zur Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Sicherheit und Nachhaltigkeit der Binnenschifffahrt<br />
beiträgt. Das hat sich auch die Europäische Kommission<br />
(EK) in ihrem Aktionsplan für die Binnenschifffahrt, Naiades<br />
III, zum Ziel gesetzt.<br />
RD<br />
© CDNI<br />
CDNI<br />
Das CDNI legt ein allgemeines Verbot der Einbringung<br />
und Einleitung von Schiffsbetriebsabfällen und Teilen der<br />
Ladung fest. Die Ausnahmen von diesem Verbot sind<br />
sehr streng geregelt. Im Bewusstsein der umweltpolitischen<br />
Herausforderungen haben sechs Staaten das<br />
Übereinkommen über die Sammlung, Abgabe und Annahme<br />
von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt<br />
(CDNI) beschlossen. Am 1. November 2009 trat es in<br />
Belgien, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, den<br />
Niederlanden und der Schweiz in Kraft.<br />
42 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
LEHMANN MARINE<br />
Cobra-Batteriesystem erhält Rina-Zertifikat<br />
Mit Rina hat eine weitere Klassifikationsgesellschaft<br />
das Cobra-Batterie-System<br />
zertifiziert. Die DNV-Klasse hat die Lösung<br />
von Lehmann Marine bereits.<br />
»Wir sind höchst erfreut über die Rina-<br />
Typenzulassung und der erneuten Bestätigung<br />
seitens einer renommierten<br />
Klassifikationsgesellschaft, dass unser<br />
bewährtes Produkt Cobra sämtliche Sicherheitsanforderungen<br />
erfüllt«, sagt<br />
Godehard Gauf, Geschäftsführer des Unternehmens<br />
Lehmann Marine.<br />
Das Batteriesystem erfreut sich dem<br />
Hersteller zufolge einer hohen und stetig<br />
weiter wachsenden Nachfrage im maritimen<br />
Markt – vor allem auf Grund seiner<br />
kompakten skalierbaren Bauweise und<br />
der verwendeten brandsicheren LFP-<br />
Technologie. LFP (»Lithium Ferro Phosphate«)<br />
ist »eine sicherere und umweltfreundlichere<br />
Alternative zu bislang genutzten<br />
kobaltbasierten Zelltechnolo -<br />
gien«, so Lehmann Marine. Durch diese<br />
Zellchemie werde eine Brandgefahr zum<br />
Beispiel im Falle eines Kurzschlusses oder<br />
einer Überhitzung ausgeschlossen. Ein<br />
weiterer Vorteil sei der Verzicht auf den<br />
aus umwelttechnischen und sozialpolitischen<br />
Aspekten sehr kritisch gesehen<br />
Rohstoff Kobalt, so Lehmann Marine<br />
weiter. Hinzu komme der hohe Recyclinganteil,<br />
da diese Batteriezelle nahezu<br />
vollständig wiederverwertbar sei.<br />
Das Batteriesystem erfüllt höchste Sicherheitsstandards<br />
und bietet auch die<br />
Vorteile einer kompakten Bauweise und<br />
freier Skalierbarkeit, so der Hersteller.<br />
Ferner sei das System aufgrund seiner<br />
modularen Bauweise von einigen kWh<br />
bis hin zu mehreren MWh frei skalierbar<br />
– ein Batterierack kann mit bis zu acht<br />
Batteriemodulen bestückt werden und<br />
bietet dabei eine Kapazität von 94 kWh<br />
pro Rack.<br />
<br />
Ein Cobra-Batterie-Rack<br />
© Lehmann Marine<br />
SHIPPING - TECHNICS - LOGISTICS<br />
Deutschlands einzige Fachmesse für die Binnenschifffahrt<br />
26. und 27. September <strong>2023</strong><br />
Deutschlands einzige Fachmesse für die Binnenschifffahrt - die Shipping Technics<br />
Logistics (STL) - ist heute als internationaler Knotenpunkt der maritimen Branche<br />
bekannt. Als Impulsgeber für zentrale Zukunftsthemen bietet sie Ausstellern und<br />
Besuchern eine qualitativ hochwertige Plattform zum gegenseitigen Austausch. Die<br />
STL vereint Angebot und Nachfrage in einem angenehmen Ambiente und schafft<br />
die Grundlage für langjährige Geschäftskontakte.<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Kontaktieren Sie uns gerne!<br />
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mit Live-Musik<br />
Dienstag, 26. September <strong>2023</strong><br />
Party inkl. Buffet und Live Musik<br />
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E-mail: messe@messekalkar.de<br />
Tel: +49 (0) 2824/910-151<br />
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Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
43
SCHIFFSTECHNIK<br />
Lux-Werft macht Schiff zukunftsfit<br />
Der Berzdorfer See bei Görlitz ist zum Teil wieder schiffbar. Um dort ab dem Sommer<br />
umweltfreundliche Ausfahrten anbieten zu können, lässt der Bootstourenanbieter<br />
»Boats & Friends« ein Schiff auf einen vollelektrischen Antrieb umrüsten<br />
Nachdem durch die Landesdirektion<br />
Sachsen grünes Licht für die Schiffbarkeit<br />
auf weiten Teilen des Sees erteilt<br />
wurde, steht dem Fahrgastschiff, das zum<br />
Bootstourenanbieter »Boats & Friends«<br />
gehört, zukünftig nichts mehr im Wege.<br />
Geschäftsführer Stefan Menzel freut sich,<br />
den Gästen sowie den Görlitzern bald eine<br />
weitere Attraktion bieten zu können.<br />
Aktuell befindet sich das Schiff noch in<br />
der Lux-Werft in Mondorf bei Bonn.<br />
Dort wird es gerade auf einen voll elektrischen<br />
und umweltschonenden Antrieb<br />
umgebaut. Menzel hat sich laut eigenen<br />
angaben bewusst für die Lux-Werft entschieden,<br />
denn diese entwickelt nicht nur<br />
speziell maßgeschneiderte Fahrgastschiffe<br />
mit umweltfreundlicher Antriebstechnik,<br />
sondern betreibt derartige Modelle<br />
auch selbst auf verschiedenen Seen<br />
und Talsperren vorrangig in Nordrhein-<br />
Westfalen und Hessen.<br />
»Durch die Anbringung einer neuen<br />
Einstiegsrampe am Bug, der Front des<br />
Schiffes, ist es nun möglich, barrierefrei<br />
an Bord zu gelangen. Ebenso wurde im<br />
Heckbereich eine Zugangstür installiert,<br />
um das Schiff von beiden Seiten betretbar<br />
zu machen. Neben zahlreichen Umbauten<br />
wird auch der alte Estrich entfernt<br />
und ein neuer Bodenbelag aufgetragen«,<br />
so Menzel.<br />
Anspruchsvoller Umbau<br />
Das Schiff verfügt über 200 Sitzplätze. An<br />
schönen Tagen soll es sein Verdeck öffnen<br />
können. Im vollkommen neu gestalteten<br />
Café können sich Gäste an Bord verpflegen.<br />
»Ich freue mich, dass ich bei dem<br />
Besuch der Lux-Werft so herzlich empfangen<br />
wurde und die Umbaumaßnahmen<br />
nach meinen durchaus ehrgeizigen<br />
Plänen umgesetzt werden. Die<br />
Herausforderungen an die Ingenieure<br />
sind teilweise sehr anspruchsvoll, da massiv<br />
in die alte Substanz eingegriffen wurde<br />
und eigentlich fast alles neugestaltet und<br />
umgebaut wird. Dies reicht von der gesamten<br />
Antriebstechnik über die Innenausstattung<br />
bis hin zu den Deckaufbauten.<br />
Ich bin recht zufrieden mit der<br />
Arbeit der Profis hier in Mondorf und<br />
kann es kaum erwarten, das schöne Schiff<br />
bald bei uns fahren zu sehen. Mit Sicherheit<br />
wird das neue Tourismusangebot am<br />
Berzdorfer See weitere Gäste in die Region<br />
ziehen und auch Görlitz als attraktive<br />
Stadt weiter in den Vordergrund<br />
rücken«, so Menzel abschließend. RD<br />
Geräusch- und emissionsarm<br />
»Durch einen Umbau dieser Art, der aufgrund<br />
der technischen Anforderungen<br />
recht kostenintensiv ausfällt, aber dennoch<br />
unbedingt nötig ist, wird das Schiff<br />
zukünftig geräuscharm und ohne den<br />
Ausstoß schädlicher Emissionen über<br />
den Berzdorfer See fahren. Es ist mir und<br />
meinen Mitarbeitenden wichtig, dass wir<br />
durch den Betrieb des neuen Tourismusangebotes<br />
die Gäste des Berzdorfer Sees<br />
in keiner Weise beeinträchtigen und die<br />
Idylle vor Ort nicht stören«, so Menzel.<br />
Auch die Beweglichkeit des Schiffes<br />
wurde durch den Einbau von Querstrahlrudern<br />
deutlich optimiert, um so ein<br />
Rangieren auf kleinstem Raum zu ermöglichen.<br />
Um sich von den aktuellen<br />
Umbaumaßnahmen selbst ein Bild zu<br />
verschaffen, reiste Schiffseigner Menzel<br />
kürzlich nach Mondorf. Da das Fahrgastschiff<br />
zukünftig nicht nur für Rundfahrten<br />
und eine Art Linienverkehr, sondern<br />
auch für Feierlichkeiten wie Hochzeiten<br />
oder Firmenevents genutzt werden<br />
soll, muss es auch optisch und sicherheitstechnisch<br />
auf einen zeitgemäßen<br />
Stand gebracht werden.<br />
Im Maschinenraum: Rainer Miebach (li.) und Stefan Menzel<br />
© Boats & Friends<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
45
LOGISTIK<br />
Schienenverbände warnen vor Geisterfahrt<br />
Verbände aus der Schienengüterbranche haben die gleitende Langzeit-Verkehrsprognose<br />
aus dem Bundesverkehrsministerium als zu straßenfixiert und weitgehend realitätsfern<br />
kritisiert. Das mögliche Wachstumspotenzial werde bewusst kleingerechnet, heißt es<br />
Laut der jüngsten Güterverkehrsprognose sinkt der Anteil der Bahn am Modal Split, weil der Mengenzuwachs vor allem auf die Straße wandert<br />
© DB AG<br />
Die Allianz pro Schiene, der Verband<br />
der Güterwagenhalter (VPI), der<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV) sowie »Die Güterbahnen«<br />
warnen vor einer eklatanten<br />
Fehlsteuerung beim Ausbau der Infrastruktur<br />
und fordern stattdessen ein<br />
Konzept, wie verkehrs- und klimapolitische<br />
Ziele erreicht werden können.<br />
»Prognosen sind keine Fakten. Viele<br />
Annahmen der Prognose sind noch dazu<br />
wenig plausibel«, sagt der Geschäftsführer<br />
der Allianz pro Schiene, Dirk Flege.<br />
Die Vorhersage bleibe sogar hinter der<br />
Realität der aktuellen Marktentwicklungen<br />
zurück. Es sei schlicht falsch, dass<br />
Veränderungen der Güterstruktur automatisch<br />
zu Lasten des Schienengüterverkehrs<br />
wirken.<br />
Laut der Studie sollen die Güterverkehrsleistungen<br />
zwischen 2019 und<br />
2051 um 46 % steigen. Der Lkw legt dabei<br />
um 54 % zu, die Güterbahnen um 33 %<br />
und die Binnenschifffahrt stagniert. Für<br />
den Modal Split bedeutet das: Der Lkw<br />
schraubt seinen Anteil von 73 % auf<br />
77, %. Die Bahn verliert an Bedeutung<br />
und kommt nur noch auf 17,3 % statt bislang<br />
19 %. Die Binnenschifffahrt sackt<br />
von 8 % auf 5,2 % ab.<br />
Der Vorsitzende des Verbands der Güterwagenhalter<br />
in Deutschland (VPI),<br />
Malte Lawrenz, riet dazu, die Innovationsfähigkeit<br />
der Branche anzuerkennen:<br />
»Anders als das Bundesverkehrsministerium<br />
es darstellt, wird die<br />
Nachfrage auf der Schiene nicht sinken,<br />
nur weil weniger Kohle transportiert<br />
wird.« Beispielsweise drängten die Hersteller<br />
von Wasserstoff, Flüssigerdgas und<br />
Ammoniak sowie von Waren auf Paletten<br />
zunehmend auf die Schiene.<br />
Auch der Geschäftsführer des Verbands<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV), Martin Henke, verwies darauf,<br />
dass Spediteure und die verladende Wirtschaft<br />
inzwischen massiv auf die Schiene<br />
drängen, weil sie wissen, dass die Straßen<br />
voll sind und bleiben. Darüber hinaus<br />
weist der VDV darauf hin, dass auch das<br />
Potenzial des Kombinierten Verkehrs, also<br />
eine frühzeitige Verlagerung vom Lkw<br />
auf die Schiene – stärker in den Blick genommen<br />
werden müsse.<br />
»Niemand in Deutschland will nochmal<br />
die Hälfte mehr Lkw auf den Straßen<br />
als heute. Es wird auch schlicht nicht genug<br />
Lkw-Fahrer geben, um ein Wachstum<br />
von 54 % im Straßengüterverkehr zu<br />
realisieren, so der Geschäftsführer der<br />
Güterbahnen, Peter Westenberger. Der<br />
demographische Wandel werde die Situation<br />
in den nächsten Jahren noch verschärfen.<br />
Nur eine insgesamt effiziente Logistik<br />
sei zukunftsfähig, heißt es weiter. Koalitionsvertrag<br />
und Klimaziele hätten<br />
eindeutige Eckpfeiler vorgegeben – nun<br />
müsse die Politik die Infrastruktur schaffen,<br />
damit diese Ziele auch erreicht werden.<br />
»Alles andere wäre eine verkehrspolitische<br />
Geisterfahrt.«<br />
Aus dem Hause Wissing kommt eine<br />
scharfe Replik. Die Kritik der Verbände<br />
zeugt aus Sicht des Ministeriums »von einem<br />
unterschiedlichen Verständnis von<br />
Verkehrsprognosen«, heißt es.<br />
Mit der Festlegung der Prämissen, die<br />
in mehreren, teils mehrtägigen Veranstaltungen<br />
mit Vertretern aus Wissenschaft,<br />
Wirtschaft, Verbänden und dem<br />
Ressortkreis diskutiert worden seien, erfolge<br />
keine Vorfestlegung auf spätere politische<br />
Entscheidungen. Die Gleitende<br />
Langfrist-Verkehrsprognose zeichne ein<br />
Zukunftsbild. Veränderte Rahmenbedingungen,<br />
zum Beispiel durch<br />
durch einen CO2-Aufschlag auf die Lkw-<br />
Maut, würden selbstverständlich in der<br />
nächsten Prognose berücksichtigt. <br />
46 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
LOGISTIK<br />
115 neue Waggons für TX Logistik<br />
Weil die Nachfrage nach Schienentransporten steigt, hat TX Logistik 115 neue Waggons bei<br />
dem slowakische Hersteller Tatravagonka bestellt. Damit verfolgt der Eisenbahnlogistiker<br />
das Ziel, seine eigene Waggonflotte auf rund 50 % zu erhöhen<br />
Das zur Mercitalia Logistics (Gruppo<br />
FS Italiane) gehörende Eisenbahnlogistikunternehmen<br />
erweitert seine eigene<br />
Güterwagenflotte. Dafür hat es weitere<br />
115 Doppeltaschenwagen des Typs<br />
T3000 für seine intermodalen Transporte<br />
bestellt. Die Auslieferung der ersten Waggons<br />
soll im Spätsommer dieses Jahres erfolgen.<br />
Sie verfügen über eine 30-Fuß-<br />
Containeraufhängung, schnell wirkende<br />
Bremsen und thermostabile Radsätze der<br />
neuesten Generation.<br />
Der T3000 entwickelt sich nach Einschätzung<br />
von TX Logistik zunehmend<br />
zum Standardwaggon im intermodalen<br />
Verkehr. Er transportiert flexibel sowohl<br />
Sattelauflieger als auch Container mit einer<br />
Höchstgeschwindigkeit von bis zu<br />
120 km/h.<br />
Darüber hinaus eignet sich das Modell<br />
besonders gut für das TX-Umschlag -<br />
system NiKRAS. Damit lassen sich auch<br />
nicht kranbare Sattelauflieger einfach auf<br />
die Schiene verladen, so das Unternehmen.<br />
Die vor Kurzem vorgestellte neue<br />
Version 3.0 benötigt keine Terminalrampe<br />
mehr. Sie außerdem stapelbar und wurde<br />
für den Bahntransport von Megatrailern<br />
noch einmal optimiert. Mit der<br />
T3000-Neubestellung erfüllt TX Logistik<br />
das strategische Ziel des Unternehmens,<br />
den Eigenanteil bei den Güterwagen für<br />
den intermodalen Transport auf durchgängig<br />
50 % zu erhöhen. In diesem Segment<br />
hat die anhaltende Marktnachfrage<br />
nach Transporten auf der Schiene, nicht<br />
zuletzt getrieben durch das politische Ziel,<br />
den Schienengüteranteil bis 2030 auf 25 %<br />
auszubauen, den Unternehmensangaben<br />
zufolge zu einer Verknappung des Rollmaterials<br />
geführt. Mit dem Zugriff auf eigene<br />
Waggon-Kapazitäten will die TX Logistik<br />
AG somit künftig noch flexibler auf<br />
die Intermodalnachfrage in ihrem<br />
europäischen Netzwerk reagieren. <br />
TX Logistik hat Doppeltaschenwagen des Typs T3000 bestellt<br />
© TX Logistik<br />
AM STÄRKSTEN FLUSS.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
47
LOGISTIK<br />
WASSERSTRAßE IM INNOVATIVEN ZUKUNFTSBLICK<br />
viadonau und die österreichischen Donauhäfen<br />
liefern erfolgreiches Gastspiel in München<br />
© viadonau / Heuser<br />
Mit Innovationsthemen von der Wasserstraße, wie die Wasserstoffversorgung durch die Binnenschifffahrt, wurde der Messestand<br />
»Treffpunkt Donau Österreich« von viadonau und den österreichischen Donauhäfen auch <strong>2023</strong> zum Publikumsmagneten<br />
Als leistungsstarke Wasserstraße mit kontinuierlich wachsender<br />
Bedeutung im europäischen Verkehrsnetz hat der Name der<br />
Donau in der Transportwirtschaft einen guten Klang. Dass er<br />
auch international gut gehört wird, dafür sorgen regelmäßig viadonau<br />
und die österreichischen Donauhäfen, die mit Offenheit<br />
und Expertise auf der Münchner Leitmesse transport logistic<br />
ein starkes Gravitationszentrum für aktuelle Interessen und Anliegen<br />
eines internationalen Fachpublikums schaffen.<br />
Bei zwei ebenso gut besetzten wie besuchten Präsentationsund<br />
Diskus sionsevents wagte man gemeinsam den Blick in die<br />
Zukunft der Donau. Die Top-Themen <strong>2023</strong>: alternative Kraftstoffe<br />
und Antriebsformen auf der Wasserstraße und die verbesserte<br />
Verknüpfung von Bahn und Schiff für nachhaltige Multimodalität<br />
und mehr Klimaschutz im internationalen Transport.<br />
Als klimaschonender Energieträger hat Wasserstoff für<br />
Brennstoffzellen längst einen festen Platz unter den nachhaltigen<br />
Antriebslösungen. Von seiner verstärkten Verwendung<br />
kann die Schifffahrt gleich doppelt profitieren – als Lieferantin<br />
und als Nutzerin. Denn klar ist: Steigt die Bedeutung des wertvollen<br />
Gases weiter an, gilt es für seine nachhaltige und effiziente<br />
Verteilung verlässliche Transportketten und moderne Umschlagsinfrastruktur<br />
zu implementieren.<br />
Wie genau das konkret erfolgen kann, führte Cyril Alias vom<br />
Deutschen Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme<br />
(DST) aus. Der Experte beschrieb den technischen<br />
und wirtschaftlichen Möglichkeiten für Transporte von Wasserstoff<br />
und Ammoniak – zum Beispiel vom Seehafen Rotterdam<br />
nach Duisburg über Pipeline, Bahn und Binnenschiff. Der angelieferte<br />
Wasserstoff könnte von neuartigen Schiffen wie der elektrisch<br />
angetriebenen »Elektra« genutzt werden, die von der Berliner<br />
Hafen- und Lagerhausgesellschaft (BEHALA) und der TU<br />
Berlin entwickelt wurde. Wie der stellvertretende Logistikleiter<br />
der BEHALA, Leon Tietz, darstellte, erlaube das Antriebskonzept<br />
aus Brennstoffzelle und Akkumulatoren einen emissionsfreien<br />
und lärmarmen Betrieb – vor allem in Ballungsräumen<br />
ein enormer Gewinn für Natur und Anrainer:innen.<br />
Um die Produktion von grünem Wasserstoff in Wien ging es<br />
im Vortrag von Kristian Delic und Georg Tinkhauser von Wien-<br />
48 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
LOGISTIK<br />
Energie. Die Projektentwickler im Bereich Wasserstoff für Mobilität<br />
stellten die H2-Tankstellen in Leopoldau und Simmering<br />
vor und kündigten die Inbetriebnahme der 3-MW-Elektrolyseanlage<br />
in <strong>2023</strong> an.<br />
Dass klimaschonende Antriebslösungen und starke Ladekapazitäten<br />
gerade in der Schifffahrt eine besonders reizvolle<br />
Kombination sind, weiß auch Ralf Jina. Der Geschäftsführer der<br />
DDSG Mahart stellte die konkurrenzlosen Stärken des Binnenschiffs<br />
heraus: Ein Schubverband mit einer Kapazität von rund<br />
20.000 t entspreche etwa dem Ladevolumen von 13 Ganzzügen<br />
oder ca. 800 Lkw, die eine Fahrzeugkolonne von rund 15 km bilden<br />
würden.<br />
Wo die Infrastruktur-Entwicklung gefordert ist, setzen natürlich<br />
auch die Häfen selbst wichtige Akzente, wie Patrick Reiter,<br />
stellvertretender Leiter des Hafenbetriebs im Hafen Wien klarstellte.<br />
Neben innovativen Nachhaltigkeitsimpulsen aus der vom<br />
Hafen Wien und der Universität für Bodenkultur Wien betriebenen<br />
Ideenplattform »thinkport VIENNA«, wurde im Rahmen<br />
der European Federation of Inland Ports (EFIP) erst Ende<br />
April ein gemeinsames Positionspapier der Europäischen Binnenhäfen<br />
zur Rolle der Wasserstoffversorgung verabschiedet.<br />
Nachhaltige Transportzukunft<br />
Ob chemische Produkte, große Maschinenteile oder das klassische<br />
Schüttgut – das Erfolgsrezept für ein klimaschonen des<br />
Transportnetz, in dem das Binnenschiff eine angemessene<br />
Rolle spielt, besteht aus einer auf konsequente Nachhaltigkeit<br />
ausgerichtete Kombination der Verkehrsträger. Gleichwohl<br />
ringt die Wasserstraße im Spannungsfeld zwischen Klimawandel<br />
und Transportkosten um Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Denise Beil, Expertin für nachhaltigen<br />
Transport des logistikums steyr, fand in München dazu klare<br />
Worte. So gaben laut Beil die meisten Unternehmen im Rahmen<br />
einer Umfrage in Deutschland, Österreich und den Beneluxstaaten<br />
bei modalen Entscheidungen den Preis als vorrangigen<br />
Faktor an. Im Marketing oft stark vertreten, spiele<br />
Nachhaltigkeit in Business-to-Business-Abläufen hingegen eine<br />
untergeordnete Rolle.<br />
Für Maik Bastian von Haeger & Schmidt Logistics sind Maßnahmen<br />
wie eine CO2-Besteuerung und andere regulatorische<br />
Eingriffe ein möglicher Weg, um die Verlagerung von Transporten<br />
hin zu einer sinnvollen Kombination von Bahn und<br />
Binnenschiff zielgerichtet zu unterstützen.<br />
Dabei gelte es gleichzeitig, den Baukasten der Trimodalität<br />
sowohl kosten- als auch umweltorientiert clever zu nutzen.<br />
Um dabei die Attraktivität und Angebotsqualität des Binnenschiffstransports<br />
noch besser herauszustellen, müsse laut Gerhard<br />
Gussmagg, Geschäftsführer des Rhenus Donauhafens<br />
Krems, auch bei der grundlegenden Ausbildung in der Binnenschiffslogistik<br />
angesetzt und zeitgemäße Bildungsinhalte<br />
aufbereitet und zugänglich gemacht werden. Zugleich gebe es<br />
insbesondere an der deutschen Donau auch konkrete infrastrukturelle<br />
Defizite, wodurch viel Wirtschafts- aber auch<br />
Umweltpotenzial ungenutzt bleibe.<br />
Mit mehr Bahn und Binnenschiff zu mehr Umweltfreundlichkeit<br />
im kombinierten Verkehr – Wunschdenken oder echte<br />
Chance für die europäische Klimazukunft? Laut Forscherin Denise<br />
Beil verdoppelt sich bis 2050 der Güterverkehr in Europa.<br />
Spätestens dann müssten ohnehin Alternativen zum Straßentransport<br />
genutzt werden. Mit fest in den Unternehmen verankerten<br />
Nachhaltigkeitszielen und einem zukunftsorientierten<br />
»Out-of-the-Box«-Denken könne die Verlagerung zu umweltfreundlichen<br />
Verkehrsträgern schon heute gestärkt und weitere<br />
Belastungen des Klimas durch den Transportsektor deutlich reduziert<br />
werden.<br />
RD<br />
© viadonau / Heuser<br />
Diskutierten in München (v.l.): Herfried Leitner (TTS), Denise Beil (logistikum steyr), Andreas Mandl (LTE logistics & transport),<br />
Maik Bastian (HSL), Gerhard Gussmagg (Rhenus Donauhafen Krems), Monika Gindl-Muzik (WienCont) und Mario Rohracher (GSV)<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
49
LOGISTIK<br />
JADE-WESER-PORT<br />
Peper & Söhne verkauft an P3 Logistic Parks<br />
Das »Atlantic One« im JadeWeserPort in Wilhelmshaven<br />
© Goldbeck<br />
Am JadeWeserPort hat P3 Logistic Parks<br />
eine große Logistikfläche von der Peper &<br />
Söhne Unternehmensgruppe übernommen.<br />
Die Immobilie im JadeWeser-<br />
Port von Wilhelmshaven hat über<br />
13.000 m2 Logistikfläche. Der Standort<br />
ist an vier Unternehmen vollständig vermietet,<br />
teilte P3 Logistic Parks kürzlich<br />
mit.<br />
Das »Atlantic One« wurde 2021 fertiggestellt<br />
und biete mit rund 11.600 m2<br />
Hallenfläche, 1.030 m2 Bürofläche und<br />
670 m2 Mezzaninfläche »eine ausgezeichnete<br />
Ausstattung und flexible<br />
Nutzungsmöglichkeiten«. Betont wird<br />
die direkte Anbindung zur Einfahrt des<br />
JadeWeserPorts und dem verbundenen<br />
Güterverkehrszentrum in Wilhelmshaven<br />
sowie ein ampelfreier Anschluss<br />
an die A29.<br />
Sönke Kewitz, Geschäftsführer P3 Logistic<br />
Parks Deutschland, sagte: »Der JadeWeserPort<br />
in Wilhelmshaven hat als<br />
einziger Tiefwasserhafen in Deutschland<br />
neben einer ausgezeichneten Lage auch<br />
ein großes Wachstumspotenzial. Im vergangenen<br />
Jahr haben wir uns dort bereits<br />
ein Projektentwicklungsgrundstück gesichert<br />
und starten nun den Bau eines Logistikparks<br />
mit 140.000 m2 Mietfläche.«<br />
Mit dem Atlantic One erweitere das Unternehmen<br />
das Engagement am Standort<br />
und könne künftig damit sowohl Big Box<br />
Logistik als auch kleinere Flächenanfragen<br />
bedienen.<br />
Die Lagerhallen sind mit einem Digitalisierungsprototypen<br />
ausgestattet, der<br />
nicht nur den Gas-, Strom- und Wasserverbrauch<br />
misst, sondern auch über Sensoren<br />
verfügt, die Luftqualität, Luftfeuchtigkeit,<br />
Temperatur und Bodenbelastung<br />
separat für jede Einheit messen.<br />
Die Ergebnisse können per Live-Übertragung<br />
einschließlich Störungsmeldungen<br />
angezeigt werden.<br />
Christoph Peper, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Peper & Söhne Unternehmensgruppe,<br />
sagte: »Atlantic One ist<br />
ein sehr gutes Beispiel dafür, welchen<br />
Mehrwert die Digitalisierung für die Assetklasse<br />
der Logistikimmobilien liefern<br />
kann. Wir sind uns sicher, dass Atlantic<br />
One das Portfolio von P3 Logistic Parks<br />
am Standort JadeWeserPort ideal ergänzen<br />
wird, und bedanken uns bei allen<br />
Beteiligten für die sehr angenehmen und<br />
effizient organisierten Transaktionsgespräche.«<br />
<br />
BLG LOGISTIC<br />
Verlängerte Sattelauflieger bringen mehr Kapazitäten auf die Straße<br />
Der Logistikdienstleister BLG Logistics<br />
weitet sein Angebot im Landverkehr aus<br />
und bringt mehr Transportkapazitäten auf<br />
die Straße. Ab sofort stellt BLG die ersten<br />
fünf von 80 verlängerten Sattelaufliegern<br />
zur Verfügung. Diese können bis zu zehn<br />
Prozent mehr Ware transportieren als<br />
konventionelle Auflieger, so der Logisitker.<br />
Die Roadfreight-Sparte der BLG-Gruppe<br />
im Geschäftsbereich Contract hält bereits<br />
eine Flotte bestehend aus 90 Zugmaschinen<br />
und knapp 200 Aufliegern bereit.<br />
Pro Jahr fahren diese laut Unternehmensangaben<br />
rund 50.000 Komplettladungen.<br />
Mit dem zusätzlichen Angebot<br />
will sich die BLG einem gestiegenen Interesse<br />
an größeren Transportvolumen<br />
stellen.<br />
Carsten Battenberg, der seit Anfang<br />
<strong>2023</strong> den Bereich Roadfreight leitet, sagt:<br />
»Mit dem Einsatz der verlängerten Sattelauflieger<br />
können wir unseren Kunden<br />
mehr Transportkapazitäten anbieten.<br />
Die verlängerten Sattelauflieger helfen auch dabei CO2 zu sparen<br />
Konkret bedeutet das: Mehr Ware auf weniger<br />
Touren. Damit reduzieren wir sowohl<br />
CO 2 -Emissionen als auch Kosten.« <br />
© BLG<br />
50 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
LOGISTIK<br />
Mehr internationale Besucher<br />
In München hat im Mai die internationale Fachmesse Transport Logistic stattgefunden. Die<br />
Organisatoren zogen eine positive Bilanz. Mit einem Anteil von mehr als 50 % lag die Zahl<br />
der internationalen Besucher so hoch wie nie zuvor.<br />
Mehr als 75.000 Besucher kamen auf dem Messe Gelände in München zusammen<br />
© Transport Logistic<br />
Vier Messetage, volle Hallen, Aussteller<br />
und Besucher aus aller Welt:<br />
Von 9. bis 12. Mai <strong>2023</strong> war die Transport<br />
Logistic der Treffpunkt der Logistikindustrie.<br />
Insgesamt 2.320 Aussteller aus<br />
67 Ländern (2019: 2.374 Aussteller aus 63<br />
Ländern) und mehr als 75.000 Besucher<br />
aus über 120 Ländern (2019: 63.893 Besucher<br />
aus 125 Ländern) kamen zur Internationalen<br />
Fachmesse für Logistik,<br />
Mobilität, IT und Supply Chain Management<br />
auf das Messegelände in München.<br />
Der Anteil internationaler Besucher lag<br />
bei über 50 % und damit so hoch wie<br />
noch nie, so die Organisatoren.<br />
Für die beiden Geschäftsführer der<br />
Messe München, Stefan Rummel und<br />
Reinhard Pfeiffer, zeigte die Transport<br />
Logistic ganz klar, »dass die Branche starke<br />
Impulse in herausfordernden Zeiten<br />
setzt. Man will etwas bewegen, Dinge<br />
nach vorne bringen und die aktuellen<br />
Themen gemeinsam angehen. Was wir<br />
hier in den letzten vier Tagen an Technologien<br />
und Ideen sehen und erleben<br />
durften, ist wirklich großartig. Kurzum:<br />
Ohne Logistik geht nichts.«<br />
Auch der Bundesminister für Digitales<br />
und Verkehr, Volker Wissing, war anlässlich<br />
der Eröffnung der Transport Logistic<br />
beeindruckt: »Was Sie hier sehen, zeigt<br />
wieder einmal: Die Transport- und Logistikbranche<br />
ist ganz vorne dran, wenn<br />
es um Innovationen geht, um Fortschritt<br />
und moderne Technologien. Und was auf<br />
dieser Messe besonders deutlich wird:<br />
Die Klimaziele sind für sie nicht nur<br />
schöne Worte, sie nehmen sie sehr ernst.<br />
Das ist hier an jeder Ecke, an jedem Stand<br />
zu sehen.«<br />
Nachhaltigkeit als roter Faden<br />
»Die Transport Logistic ist nach wie vor<br />
auch für uns weltweit die wichtigste Leitmesse.<br />
Besonders gefallen hat mir dieses<br />
Jahr, dass sich das Thema Nachhaltigkeit<br />
wie ein roter Faden durch die Messe gezogen<br />
hat. Das ist ein starkes Signal für<br />
die gesamte Branche und wird uns dabei<br />
helfen, dieses wichtige Thema noch stärker<br />
in den Fokus zu stellen«, sagte Tobias<br />
Jerschke, Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />
bei Kühne+Nagel. Und Alessandro<br />
Cacciola, CEO bei der Andreas<br />
Schmid Group, ergänzt: »Die Messe<br />
München schafft es immer wieder, die<br />
aktuellen Trends und Entwicklungen der<br />
Branche perfekt abzubilden. In diesem<br />
Jahr nehme ich besonders das Thema<br />
Nachhaltigkeit verstärkt und positiv<br />
wahr. Damit ist die Transport Logistic ein<br />
Ort, an dem die Zukunft der Logistik aktiv<br />
mitgestaltet wird.«<br />
Alle Hallen ausgebucht<br />
Mit insgesamt 127.000 m 2 Ausstellungsfläche<br />
(2019: 125.000 m 2 ) waren die zehn<br />
Hallen und die Gleisanlage im Freigelände<br />
komplett ausgebucht. Von den 2.320<br />
Ausstellern kamen 1.390 aus dem Ausland<br />
– ein Rekordanteil von 60 %. Die<br />
Top-Ten Ausstellerländer nach Deutschland<br />
waren die Niederlande, Italien, Belgien,<br />
Frankreich, Österreich, China, die<br />
Türkei, Spanien, Polen und Großbritannien.<br />
Die nächste Transport Logistic findet<br />
von 2. bis 5. Juni 2025 und damit erstmals<br />
Montag bis Donnerstag statt.<br />
<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
51
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
»Die Industrie ist abhängig vom Wasserweg«<br />
Für den Hafen Rotterdam ist die Rheinschiene die wichtigste Verbindung ins Hinterland,<br />
auch nach Deutschland. Matthijs van Doorn bewertet Mängel bei der Infrastruktur daher<br />
als gravierender als einen temporäre Rückgang des Frachtaufkommens<br />
Der Stand des Hafens Rotterdam gehört<br />
traditionell zu den Publikumsmagneten<br />
auf Messen, so auch jüngst auf der Transport<br />
Logistic in München. Unter den<br />
zahlreich entsandten Führungskräften<br />
war auch Matthijs van Doorn, Vice-President<br />
Commercial der Hafenbehörde. Er<br />
berichtet im Interview mit unserer Zeitschrift,<br />
warum die Binnenschifffahrt inden<br />
Planungen ein wichtige und künftig<br />
noch wachsende Rolle spielt.<br />
Rotterdam hat in den vergangenen Monaten<br />
gegenüber den Vorjahren deutlich<br />
an Umschlagvolumen eingebüßt. Bereitet<br />
Ihnen das Sorgen?<br />
Matthijs van Doorn: Das trifft derzeit ja<br />
den gesamten Welthandel und alle Häfen<br />
gleichermaßen. Aus unserer Sicht ist es<br />
daher umso wichtiger, dass wir unsere<br />
Hausaufgaben machen. Wenn wir effizient,<br />
service-orientiert und eben auch<br />
nachhaltig unseren Umschlag organisieren,<br />
kommt das Volumen von allein zu<br />
uns. Insofern machen wir uns keine allzu<br />
großen Sorgen.<br />
Weclhe Rolle spielt in Ihren Plänen und<br />
bei Ihren Vorhaben die Binnenschifffahrt?<br />
Van Doorn: Eine sehr große. Wir rechnen<br />
mit einem Zuwachs von 8 Mio. TEU<br />
in den kommenden 10 bis 15 Jahren. Diese<br />
Mengen müssen ins Hinterland verteilt<br />
werden, nicht nur in den Niederlanden,<br />
sondern zu einem großen Teil auch nach<br />
Deutschland. Das geht nicht ohne die<br />
Binnenschifffahrt.<br />
Matthijs van Doorn am Stand des Rotterdamer Hafens auf der »Transport Logistic«<br />
Aber spiegelt sich das auch im Hafen wider?<br />
Man hört gerade von Binnenschiffern<br />
immer wieder von Abfertigungsproblemen<br />
…<br />
Van Doorn: Wir unternehmen alles, was<br />
möglich ist, um auch Binnenschiffe so<br />
reibungslos wie möglich abzufertigen.<br />
Wir haben feste Liegeplätze geschaffen<br />
und versuchen, die Anläufe weiter zu optimieren.<br />
Gerade zu Beginn des Jahres ist<br />
das neue Tool Nextlogic offiziell gestartet<br />
worden. Indem Binnenschiffe im Voraus<br />
Informationen über die Ankunft, die geplanten<br />
Umläufe und die Ladung übermitteln<br />
und die Terminals ihre verfügbaren<br />
Kaikapazitäten melden, wird der<br />
bestmögliche Zeitplan automatisch für<br />
alle Beteiligten generiert und ständig<br />
akutalisiert. Nextlogic erreicht auch Akteure<br />
weit im deutschen Hinterland. Je<br />
mehr es nutzen, umso bessern. Denn davon<br />
versprechen wir uns eine spürbarbare<br />
Verbesserung und sogar mehr Volumen<br />
an jedem einzelnen Terminal.<br />
Mit der Wegfall von bestimmten Massengütern<br />
wie der Kohle geht aber insgesamt<br />
das Volumen zurück …<br />
Van Doorn: Ich würde dafür plädieren,<br />
nicht nur in der Kategorie Volumen zu<br />
denken, sondern eher an die Wertschöpfung<br />
und an die Rolle funktionierender<br />
Lieferketten. Die Binnenschifffahrt<br />
bleibt unverzichtbar, selbst<br />
wenn Ladungsmengen wegfallen sollten.<br />
Neben Containern gibt es noch andere<br />
Güter. Auch der Transport alternativer<br />
Energieträger wie Wasserstoff kann eine<br />
Rolle spielen, auch wenn sicher der Großteil<br />
künftig über Pipelines gehen wird.<br />
Der Rhein ist für den Hafen Rotterdam,<br />
aber auch für den Weitertransport nach<br />
Deutschland die wichtigste Verkehrsachse.<br />
Wie bewerten Sie die Situation im<br />
Nachbarland, wenn nicht einmal die Mittelrheinanpassung<br />
zeitnah kommt?<br />
Van Doorn: Ähnlich ist es ja auch mit der<br />
Betuwe-Linie. Wir auf unserer Seite sind<br />
fertig, in Deutschland stockt es. Der Binnenschifffahrt<br />
zu wenig Beachtung zu<br />
schenken, ist aus meiner Sicht ein strategischer<br />
Fehler. Die Industrie entlang des<br />
Rheins ist abhängig vom Wasserweg.<br />
Wenn wir die Unternehmen in Europa<br />
halten wollen, müssen jedes Land für sich<br />
und wir alle zusammen die Infrastruktur<br />
bereitstellen, die benötigt wird.<br />
Engagieren Sie sich deshalb als Vorstandsmitglied<br />
im deutschen Verband BDB?<br />
Van Doorn: Aus den bereits genannten<br />
Gründen brauchen wir eine enge Zusammenarbeit<br />
und ein gemeinsames<br />
Vorgehen, manche nennen es Lobby-<br />
Arbeit. Deshalb bin ich für den Hafen<br />
Rotterdam beim BDB gern mit dabei.<br />
Interview Krischan Förster<br />
© Förster<br />
52 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
HAFEN HAMBURG<br />
Seegüterumschlag bricht an der Elbe um mehr als 10 % ein<br />
Anhaltende geopolitische Spannungen,<br />
Wirtschaftssanktionen der EU gegen<br />
Russland, hohe Inflation, globale Kaufzurückhaltung<br />
und hohe Lagerbestände<br />
haben den Güterumschlag im Hamburger<br />
Hafen schrumpfen lassen. So erreichte<br />
Deutschlands größter Seehafen im ersten<br />
Quartal <strong>2023</strong> einen Seegüterumschlag<br />
von 28,1 Mio. t (-10,2 % im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum). Der Containerumschlag<br />
lag bei 18,6 Mio. t (-15,9 % gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum), beziehungsweise<br />
1,9 Mio. TEU (-16,9 %).<br />
Positive Akzente im See-Containerverkehr<br />
über den Hamburger Hafen setzen<br />
weiterhin die Verkehre mit den USA<br />
(152.000 TEU, +9,5 % im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum). Die Vereinigten<br />
Staaten belegen damit in der Liste der<br />
größten Handelspartner des Hamburger<br />
Hafens weiterhin den zweiten Platz nach<br />
China. Auch der Handel mit Kanada<br />
zeigt mit einem Zuwachs von 31,7 % im<br />
Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf<br />
nun 52.000 TEU weiterhin ein sehr robustes<br />
Wachstum.<br />
Einen positiven Trend wies auch der<br />
Massengutumschlag in Hamburg, welcher<br />
sich um 5,4 % im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum verbesserte und damit<br />
Der Massengutumschlag ist in Hamburg mit +5,4 % leicht gestiegen<br />
ein Quartalsergebnis von 9,3 Mio. t verzeichnete.<br />
Am besten schnitt der Bereich<br />
Flüssigladung mit einem Plus von 12,3 %<br />
ab. Hier wurden 27,4 % mehr Mineralölprodukte<br />
importiert. Auch der Bereich<br />
Agribulk legte zu. Mehr Exporte von Getreide<br />
und Futtermitteln sowie auch gestiegene<br />
Importe von Ölfrüchten ließen<br />
die Menge um 11,8 % auf 1,8 Mio. t<br />
wachsen. Der Umschlag von Greifergut<br />
blieb im Vergleich zum ersten Quartal<br />
des Vorjahres nahezu unverändert.<br />
Über die Bahn wurden im ersten Quartal<br />
11,6 Mio,. t (-3,4% gegenüber dem<br />
Vorjahreszeitraum) Ladung mit dem<br />
Binnenland ausgetauscht. Dabei wurden<br />
wegen des Rückgangs im Containerumschlag<br />
auf der Seeseite entsprechend<br />
auch weniger Container per Bahn weitertransportiert<br />
(635.000 TEU, -10,1% im<br />
Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Der<br />
Wagenladungsverkehr hingegen konnte<br />
sich auf einem stabilen Niveau behaupten.<br />
<br />
© HHM<br />
ANTWERPEN-ZEEBRUGGE<br />
Belgischer Doppelhafen verliert weiter an Ladung<br />
Schon im Vorjahr hatte es deutliche Einbußen<br />
gegeben. Auch im ersten Quartal<br />
hat der Doppelhafen Antwerpen-Zeebrugge<br />
weiter an Ladung verloren. Der<br />
Gesamtgüterumschlag des Port of Antwerp-Bruges<br />
lag in den ersten drei Monaten<br />
dieses Jahres bei 68,7 Mio. t, was einem<br />
Rückgang von 4,5 % gegenüber dem<br />
Vorjahreszeitraum entspricht. Hafenchef<br />
Jacques Vandermeiren nennt die geopolitischen<br />
Krisen als maßgeblichen Grund<br />
für den Rückgang.<br />
So habe der Krieg in der Ukraine gegenüber<br />
dem Vorjahresquartal zu einem<br />
Rückgang der Russlandverkehre um zwei<br />
Drittel geführt. Aufgrund der wirtschaftlichen<br />
Unsicherheit und der Inflation<br />
habe es zudem weniger Transportvolumen<br />
aus Fernost gegeben.<br />
Der Containerumschlag fiel im Vergleich<br />
zum ersten Quartal des Jahres<br />
2022 in Tonnen um 6,6 % und in TEU um<br />
5,7 % auf 3,1 Mio. TEU. Im vergangenen<br />
Jahr waren es 13,5 Mio. TEU und ein Minus<br />
von 5,7 %. Damit nahm der Standort<br />
im globalen Ranking der weltgrößten<br />
Häfen Rang 15 ein – im Jahr zuvor lag er<br />
noch auf Platz 13.<br />
Das Umschlagvolumen bei den Stückgütern<br />
entspricht dem des Zeitraums vor<br />
der Covid-Krise, liegt jedoch um 19,8 %<br />
niedriger als im sehr starken ersten Quartal<br />
2022, als eine kräftige Erholung nach<br />
der Covid-Krise zu hohen Umschlagzahlen<br />
führte.<br />
Das Segment Trockenmassengut ist<br />
um 7,3 % zurückgegangen. Dies ist vor<br />
allem auf den Rückgang bei Düngemitteln,<br />
der größten Produktgruppe im<br />
Trockenmassengut, zurückzuführen. Die<br />
anhaltend hohe Nachfrage nach Kohle<br />
für die Stromerzeugung führt dazu, dass<br />
der Umschlag fast dreimal so hoch ist<br />
wie im Vorjahreszeitraum. Auch der<br />
Umschlag von Sand und Kies nimmt zu<br />
(+9,3%).<br />
Das Segment der flüssigen Massengüter<br />
verzeichnete ein Wachstum von 0,5 %.<br />
Neben einem Anstieg des LNG-<br />
Umschlags (+23,3%), teilweise als Alternative<br />
zu Erdgas über Pipelines aus Russland,<br />
gab es auch einen Zuwachs beim<br />
Umschlag von Diesel, Heizöl und Energiegasen.<br />
Der Umschlag von Chemikalien<br />
erholt sich gegenüber dem letzten<br />
Quartal 2022, als die hohen Energiepreise<br />
zu einer geringeren Produktion<br />
oder zu Produktionsstillständen führten,<br />
liegt aber immer noch 21,3 % unter dem<br />
Rekordwert des ersten Quartals des vergangenen<br />
Jahres.<br />
Der RoRo-Verkehr konnte den Status<br />
quo als größter Autohafen der Welt halten,<br />
heißt es. Im ersten Quartal <strong>2023</strong> wurden<br />
904.901 Neuwagen an- und ausgeliefert,<br />
7,2 % mehr als 2022.<br />
<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
53
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Scholz schnuppert Hafenluft<br />
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Seehafen Brake und das dortige Umschlagunternehmen<br />
J. Müller besucht. Insbesondere mit Hinblick auf die Energiewende wird nach seiner<br />
Einschätzung die Rolle der Wasserstraßen bei Transporten steigen<br />
(v.l.): Holger Banik (Geschäftsführer Niedersachsen Ports), Jan Müller (Vorstandsvorsitzender<br />
J. Müller), Bundeskanzler Olaf Scholz, Jens Ripken (Vorstand J. Müller), und Thomas Bielefeld<br />
(Stellv. Vorstandsvorsitzender J. Müller)<br />
Kanzler Scholz freute sich, in Brake zu<br />
sein: »Ich bin froh, dass ich wieder<br />
hier sein und Hafenluft schnuppern<br />
kann.« Es sei gut zu sehen, wie gearbeitet<br />
wird für die Im- und Exporte unseres<br />
Landes. Es sei eine schwere Arbeit und<br />
von Bedeutung für das Land. Für<br />
Deutschland als eine der erfolgreichsten<br />
Exportnationen gehören kleinere und<br />
größere Häfen dazu.<br />
In seiner Rede ging Scholz auch auf die<br />
Energiewende ein und die Bedeutung<br />
von Häfen bei Logistik von schweren Anlagenteilen.<br />
»Auch die Wasserstraßen<br />
werden angesichts der großen zu transportierenden<br />
Güter eine große Rolle spielen«,<br />
sagte der Kanzler.<br />
Der Hafenbetreiber Niedersachsen<br />
Ports freute sich seinerseits, den Kanzler<br />
zu empfangen. Der Bundeskanzler habe<br />
sich bei seinem Vor-Ort-Termin von der<br />
Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit der<br />
Hafenanlagen beeindruckt gezeigt mit,<br />
hieß in einer Mitteilung anlässlich des<br />
Besuchs. Die Infrastruktur des Seehafens<br />
biete aufgrund ihrer Diversität und Modernität<br />
beste Voraussetzungen für einen<br />
multifunktionalen Spezialhafen. Er<br />
zeichne sich insbesondere durch Schnelligkeit,<br />
Flexibilität und eine breite Dienstleistungspalette<br />
aus. Verschiedene Güter<br />
könnten hier umgeschlagen werden, so<br />
der Hafenbetreiber weiter.<br />
Ernährungssicherheit durch Südpier<br />
© J. Müller<br />
»Erst kürzlich haben wir durch die Modernisierung<br />
und Sanierung eines unserer<br />
zwei Südpierliegeplätze der großen<br />
Bedeutung des Seehafens Brake für die<br />
Versorgungssicherheit im Bereich der Ernährung<br />
entsprochen«, erklärt Holger<br />
Banik, Geschäftsführer der Niedersachsen<br />
Ports sowie der JadeWeserPort<br />
Realisierungsgesellschaft. »Die Südpier<br />
im Hafen Brake hat eine signifikante Bedeutung<br />
für die Daseinsvorsorge und<br />
übernimmt eine wichtige Funktion als<br />
überregionale Ernährungs- und Versorgungsdrehscheibe.<br />
Sie ist die wesentliche<br />
Umschlageinrichtung für die größte<br />
Mischfutterveredelungsregion in Europa,<br />
das Oldenburger Münsterland«, so Banik<br />
weiter.<br />
Auch für die Aufgabe, ein wesentliches<br />
Element für die Energiewende zu sein, ist<br />
der Seehafen Brake gut gerüstet und wird<br />
seine Infrastruktur den zukünftigen Anforderungen<br />
entsprechend weiter ausbauen.<br />
Insbesondere der Niedersachsenkai<br />
– der seit 2009 bestehende<br />
und somit neueste Hafenteil des Seehafens<br />
Brake – wird für den für die Energiewende<br />
erforderlichen Umschlag von<br />
z.B. Windkraftkomponenten eine bedeutende<br />
Rolle spielen.<br />
Aufgrund seiner Schwerlastfähigkeit,<br />
seiner großzügig angrenzenden Betriebs-<br />
und Lagerflächen und seiner<br />
Ausstattung, die sowohl See- als auch<br />
Binnenschiffen ein sicheres Anliegen ermöglicht,<br />
fungiert er als wichtiger Umschlagplatz<br />
für Onshore-Elemente (neben<br />
Eisen und Stahl sowie Zellulose).<br />
Da der Niedersachsenkai unter anderem<br />
wegen der Energiewende und dem<br />
damit wachsenden Bedarf an Windenergieanlagen<br />
und deren Elementen<br />
bald seine Kapazitätsgrenzen erreichen<br />
wird, hat der Aufsichtsrat der Niedersachsen<br />
Ports beschlossen, im kommenden<br />
Jahr die Planungen für seine nördliche<br />
Verlängerung und damit für einen<br />
dritten Liegeplatz zu beauftragen.<br />
Ich freue mich sehr über den Besuch<br />
des Bundeskanzlers und die Möglichkeit,<br />
mit ihm ins Gespräch über die Bedeutung<br />
unseres Braker Seehafens sowohl für<br />
eine gesicherte Ernährungs- als auch für<br />
eine zukunftsfähige und nachhaltige<br />
Energieversorgung, gekommen zu sein.<br />
Ich hoffe, er wird unseren Hafen und diesen<br />
Vor-Ort-Austausch in guter und inspirierender<br />
Erinnerung behalten«, resümiert<br />
Holger Banik.<br />
Kanzler Scholz sagte abschließend:<br />
»Hier wird gearbeitet, auch richtig gearbeitet<br />
und angepackt. Und das gehört<br />
dazu, damit unser Land funktioniert. Es<br />
ist gut zu sehen, dass es es hier mit so einer<br />
langen Tradition und mit wachsender<br />
Beschäftigung geschieht.<br />
RD<br />
54 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
ON- UND OFFSHORE-WINDENERGIE<br />
Niedersächsische Seehäfen geben Studie in Auftrag<br />
Niedersächsische Seehäfen wollen ihren<br />
Beitrag zur Energiewende in Deutschland<br />
leisten. Dafür brauchen sie Flächen für<br />
On- und Offshore-Windenergie. Eine Studie<br />
soll deshalb jetzt Flächenbedarfe und<br />
Investitionen aufdecken.<br />
Die installierte Leistung der Windenergie<br />
an Land soll bereits bis zum Jahr<br />
2030 im Vergleich zu 2022 etwa verdoppelt<br />
und auf See fast vervierfach werden.<br />
Diese ambitionierten Ausbauziele<br />
der Bundesregierung, aber auch anderer<br />
EU-Staaten stellen eine große Herausforderung<br />
für Produktion, Installation, Betrieb<br />
und Logistik dar. Die Arbeitsgemeinschaft<br />
Niedersächsische Seehäfen<br />
hat daher in Kooperation mit Niedersachsen<br />
Ports eine Studie beauftragt,<br />
welche die Konformität der Häfen im<br />
Hinblick auf den Windenergieausbau<br />
untersucht, damit diese in den kommenden<br />
Jahren den bestmöglichen Beitrag<br />
zum Gelingen der deutschen Energiewende<br />
leisten können. Die Studie soll<br />
zur Nationalen Maritimen Konferenz<br />
(NMK), die Anfang September in Bremen<br />
stattfindet, vorgestellt und Eingang<br />
in die Nationale Hafenstrategie des Bundes<br />
finden. Erste Ergebnisse der Analyse<br />
haben Michael de Reese, Sprecher der<br />
Arbeitsgemeinschaft Niedersächsische<br />
Seehäfen und Dennis Kruse, Geschäftsführer<br />
der mit der Studienerstellung beauftragten<br />
Deutsche WindGuard auf der<br />
diesjährigen Messe Transport Logistic<br />
vorgestellt.<br />
»Die Niedersächsischen Seehäfen sind<br />
bereit«, sagt Michael de Reese, Sprecher<br />
der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsische<br />
Seehäfen. »Das Flächenpotenzial ist vorhanden.<br />
Wenn die Ausbauziele in der<br />
Windenergie bis 2030 erreicht werden sollen,<br />
müssen jetzt die politischen Investitionsentscheidungen<br />
getroffen werden,<br />
damit Umschlagflächen auch kurzfristig<br />
entwickelt werden können.«<br />
Man dürfe nicht auf zusätzliche Hafenkapazitäten<br />
bei europäischen Nachbarn<br />
wie in den Niederlanden oder Dänemark<br />
setzen, so de Reese weiter. Es sei damit zu<br />
rechnen, dass diese aufgrund von eigenen<br />
nationalen Ausbauzielen ausgelastet<br />
sein werden, die ähnlich ambitioniert<br />
wie in Deutschland seien.<br />
»Wir erwarten, dass die Windenergiebranche<br />
künftig sowohl kurzfristig als<br />
auch langfristig einen deutlich höheren<br />
Bedarf an Hafenflächen haben wird, um<br />
die Ausbauziele on- und offshore zu erfüllen<br />
und den Bestand zu erhalten«, sagt<br />
Studienleiter Dennis Kruse.<br />
Faktoren seien unter anderem hohe<br />
jährliche Zubauraten on- und offshore<br />
bereits ab dem Jahr 2025, wachsende Dimensionen<br />
der Windenergieanlagenkomponenten<br />
oder der zunehmende<br />
Rückbau älterer Windenergieanlagen zunächst<br />
onshore und danach offshore, so<br />
Kruse weiter.<br />
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<strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
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55
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
DUISPORT<br />
Strom aus Sonnenergie soll im Duisburger Hafen für Klimaneutralität sorgen<br />
Insbesondere große Hallendächer eigenen sich für die Installation von Photovoltaik-Anlagen<br />
© Duisport<br />
Im Duisburger Hafen soll schon bald vermehrt<br />
Strom aus Sonnenenergie hergestellt<br />
werden. Dazu haben Duisport<br />
und die Duisburger Versorgungs- und<br />
Verkehrsgesellschaft (DVV) eine gemeinsame<br />
Absichtserklärung unterzeichnet.<br />
Zusammen wolle man alle Möglichkeiten<br />
für den Bau von Anlagen zur Erzeugung<br />
von erneuerbarer, insbesondere<br />
dezentraler Energie untersuchen.<br />
Im Fokus der gemeinsamen Initiative<br />
stehen der Betrieb der Ladestrominfrastruktur<br />
sowie der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen,<br />
die auf Hallendächern<br />
und Freiflächen installiert werden sollen.<br />
»Strom aus Photovoltaik, also ›Grüner<br />
Strom‹, der vor Ort erzeugt wird, leistet<br />
einen erheblichen Beitrag zu einem<br />
möglichst CO 2 -neutralen Betrieb des<br />
Hafens«, so Lars Nennhaus, Duisport-<br />
Vorstand für die Bereiche Technik und<br />
Betrieb. Vor allem Lager- oder Produktionshallen<br />
wären hier ideale Standorte<br />
für PV-Anlagen, da sie in der Regel<br />
über große, bisher nicht genutzte Flächen<br />
auf Dächern bzw. Außenwänden<br />
verfügen. Nennhaus: »Welche Flächen<br />
am besten geeignet sein werden, ermitteln<br />
wir gerade.«<br />
In einem ersten Schritt unterstützt<br />
DVV dabei, die ausgewählten Standorte<br />
wirtschaftlich und technisch zu bewerten.<br />
»Die letztlich verbleibenden potenziellen<br />
Areale werden im Zuge einer<br />
Machbarkeitsanalyse weitergehend betrachtet.<br />
Geplant ist, verschiedene Konzepte<br />
und Betreibermodelle für einen optimalen<br />
Betrieb der Anlagen zu erstellen«,<br />
erklärt Alexander Garbar, Leiter<br />
Unternehmensentwicklung bei Duisport.<br />
»Wir freuen uns, die Energiewende im<br />
Duisburger Hafen gemeinsam voranzubringen.<br />
Als Logistikstandort ist die<br />
Sektorenkopplung in diesem Wirtschaftszweig<br />
für Duisburg besonders<br />
wichtig, um die Stadt klimafreundlich<br />
aufzustellen. Die Hallendächer bilden dabei<br />
ein gewaltiges Flächenpotenzial, um<br />
in einer dicht besiedelten Großstadt<br />
Strom aus Sonnenkraft zu gewinnen«,<br />
sagt DVV-Geschäftsführer Marcus<br />
Vunic. Die DVV betreibt auf Logport I in<br />
Rheinhausen bereits eine der größten<br />
Photovoltaik-Anlagen in Duisburg. <br />
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Am Südufer | 25541 Brunsbüttel<br />
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56 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
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WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Häfen zwischen Papenburg und Rheine<br />
Über gut 100 km erstrecken sich die Ems und der Dortmund-Ems-Kanal parallel zur<br />
niederländischen Grenze. Im Norden zweigt der Kanal gen Osten ab, im Süden der<br />
Mittellandkanal. Eine gute Lage für Binnenhäfen. Von Hermann Garrelmann<br />
Der Eurohafen kurz nach seiner Eröffnung. Inzwischen sind weitere Ansiedlungen erfolgt<br />
© Eurohafen<br />
Wer Papenburg hört, hat die »großen<br />
Pötte« vor Augen. Auf der dortigen<br />
Meyer-Werft entstehen seit Jahren<br />
die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt.<br />
Nach ihrer Überführung in die Nordsee<br />
kommen sie nie wieder an ihren Entstehungsort.<br />
Papenburg ist allerdings<br />
mehr als Meyer-Werft: eine der ältesten<br />
Fehnsiedlungen und der Standort des<br />
südlichsten Seehafens in Deutschland,<br />
natürlich auch mit Umschlag für Binnenschiffe.<br />
Mit einem Umschlag von 602.329 t im<br />
Jahr 2022 zählt der Seehafen Papenburg<br />
zu den eher kleinen Häfen im Verbund<br />
der niedersächsischen Seehäfen. Im kombinierten<br />
See- und Binnenverkehr belief<br />
sich der Umschlag auf 736.826 t. Wesentliche<br />
Umschlaggüter des über die Ems erreichbaren<br />
Hafens sind Torf/Torfmull,<br />
Projektladungen, Düngemittel, Holz,<br />
Baustoffe sowie Eisen und Stahl. Für<br />
<strong>2023</strong> wird im Bereich der Baumaterialien,<br />
aufgrund von Investitionen in die<br />
Infrastruktur, mit einem Umschlaganstieg<br />
gerechnet.<br />
Aktuell wird in Papenburg an der Vergrößerung<br />
des Hafens und der angrenzenden<br />
Industrieflächen gearbeitet.<br />
Im Rahmen des Projekts »Value Port Papenburg«<br />
wird unter anderem das Hafenbecken<br />
ertüchtigt. Es werden Spundwände<br />
gerammt sowie die Kaianlagen rund<br />
um das Becken befestigt. Das Hafen- und<br />
Industriegebiet »Am Nordhafen« wird<br />
auf weiteren 35 ha entwickelt, um baureife<br />
Flächen zu generieren. Die Bunte Niederlassung<br />
IWB Ingenieur-, Wasser und<br />
Brückenbau verdoppelt derzeit die nutzbare<br />
Spundwandlänge im Nordhafen um<br />
775 m und vergrößert das Hafenbecken<br />
um 9.500 m2.<br />
Logistikzentrum Dörpen<br />
Als Logistikzentrum kann mit Fug und<br />
Recht Dörpen benannt werden. Das dortige<br />
Güterverkehrszentrum verfügt neben<br />
Straßen- und Bahnanschluss auch<br />
über einen Binnenhafen. Mit einem Güterumschlag<br />
von mehr als 600.000 t ist<br />
der Hafen Dörpen im Güterverkehrszentrum<br />
(GVZ) Emsland der zweitwichtigste<br />
Binnenhafen Niedersachsens. Der<br />
kombinierte Verkehr mit Schienentransport<br />
und Binnenschifffahrt ist das Herzstück<br />
des GVZ und mit Blick auf Klimabilanz<br />
und Energieersparnis eine nachhaltige<br />
Lösung für den Güterverkehr. Zu<br />
den größten Nutzern zählen die Raiffeisen-Kraftfuttermittelwerk<br />
Dörpen<br />
GmbH sowie UPM Paper, einer der weltweit<br />
führenden Hersteller grafischer Papiere.<br />
Neben der Futtermittelproduktion<br />
und Papierindustrie haben sich auch Logistik-<br />
und Metallbauunternehmen im<br />
GVZ Emsland angesiedelt.<br />
Erst 2014 wurden Baumaßnahmen zur<br />
Erweiterung des Hafengeländes abgeschlossen,<br />
die die verfügbaren Kapazitäten<br />
im kombinierten Verkehr verdoppelten.<br />
Weitere Ausbaumaßnahmen,<br />
insbesondere um mehr Kapazitäten speziell<br />
für den Containerumschlag zu<br />
schaffen, sind geplant.<br />
Angebunden ist der Hafen direkt am<br />
Küstenkanal, der durch eine Schleuse<br />
Verbindung zum Dortmund-Ems-Kanal<br />
58 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
hat. Diese Schleuse gilt für die Hafennutzer<br />
derzeit noch als Engpass. Aktuell können<br />
im Hafen Dörpen Schiffe mit einer<br />
Länge von 95 m, einer Breite von 9,60 m<br />
und einem Tiefgang von 2,70 m anlaufen.<br />
Seit Jahren hegt man für den Hafen<br />
Dörpen die Hoffnung, dass die Schleuse<br />
für 110 m lange Schiffe ausgebaut wird.<br />
Dass dieses Vorhaben noch immer in der<br />
Pipeline liegt, ärgert auch den neuen Geschäftsführer<br />
des DUK, Michael Nintemann<br />
als Nachfolger von Peter Fischer,<br />
der die DUK-Geschicke von Anfang an<br />
geleitet hatte. Die derzeitige Schleusenlänge<br />
führe dazu, dass wichtige Geschäftsfelder<br />
derzeit nicht bedient werden<br />
könnten, wird Nintemann zitiert.<br />
Dabei müsse letztlich nur das Binnentor<br />
der Schleuse nach außen versetzt werden.<br />
Trimodaler Eurohafen<br />
Seit 2008 übernimmt der mitten im Emsland<br />
gelegene Eurohafen als Gemeinschaftsprojekt<br />
der Städte Haren und<br />
Meppen die bis dato aktiven Umschlagstellen<br />
der beiden Städte. Der Eurohafen<br />
Emsland, der über einen Stichkanal von<br />
950 m Länge vom DEK her erreichbar ist,<br />
hat eine Kailänge von rund 570 m und<br />
kann vier Umschlagliegeplätze und einen<br />
Dalbenliegeplatz zur Verfügung stellen.<br />
Weit überwiegend dient der trimodal<br />
angelegte Eurohafen als Entladehafen. In<br />
2020 liefen 678 Binnenschiffe den Eurohafen<br />
an, sie sorgten für einen Umschlag von<br />
gut 650.000 t. In der Tendenz konnte der<br />
Umschlag jedes Jahr spürbar erhöht werden.<br />
Hauptumschlagträger sind Futtermittel:<br />
Soja, Weizen, Raps und Roggen hatten<br />
einen Anteil von 83 % (2020) an der Gesamttonnage.<br />
Das Getreide wird vor allem<br />
von der Rothkötter-Gruppe zu Tierfutter<br />
verarbeitet. Danach folgen in der Umschlagstatistik<br />
Baustoffe mit 83.800 t.<br />
Dünger machte 9813 t aus. Besonders zugelegt<br />
hatte 2020 aber der Schwergutumschlag<br />
durch zahlreiche Projekte der<br />
Windenergiebranche. Aktuell plant der<br />
größte Umschlagbringer eine zusätzliche<br />
Anbindung seines Kraftfutterwerkes<br />
durch eine verstärkte Bahnanbindung.<br />
Moderner Binnenhafen Spelle<br />
Der Hafen Spelle-Venhaus ist ein wichtiger<br />
Wirtschafts- und Logistikstandort in<br />
der südlichen Emsland-Region. Er bietet<br />
eine moderne Infrastruktur und ist aufgrund<br />
seiner dreifachen Verkehrsanbindung<br />
zentrale Logistikdrehscheibe<br />
im südlichen Emsland. Er bietet durch<br />
seine moderne Infrastruktur alle Vorteile<br />
eines zeitgemäßen öffentlichen Binnenhafens.<br />
Wasser, Straße und die 2015 fertiggestellte<br />
Gleisanbindung verbinden<br />
ihn direkt mit dem gesamten europäischen<br />
Verkehrssystem. Angelaufen<br />
wird der Hafen Spelle-Venhaus von Europaschiffen<br />
mit bis zu 85 m Länge, 9,5 m<br />
Breite und einer Abladetiefe 2,5 m. Die<br />
maximale Transportkapazität liegt bei<br />
1.350 t. In 2021 wurden 1.386.388 t an<br />
Gütern umgeschlagen. Hauptumschlaggüter<br />
waren Mineralöle, Baustoffe,<br />
Futtermittel, Bauteile für Windräder,<br />
Siloanlagen und Nahrungsmittel.<br />
Flüssiggüter, Schüttgüter, Massengüter,<br />
Stückgut und Schwergut ergänzen das<br />
Spektrum. Markant ist das 74 m hohe Silo<br />
der Emsland Flour Mills. Zwölf Zellen<br />
im Silo bieten eine Lagerkapazität von<br />
35.000 t Getreide und zusätzlich Platz für<br />
eine Schroterei und eine Reinigungslinie.<br />
In den letzten Jahren wurde der Bahnanschluss<br />
des Hafens ertüchtigt. Aktuell<br />
gibt es Diskussionen, ob und welche Rolle<br />
der Hafenstandort für die Versorgung<br />
mit nachhaltigen Kraftstoffen genutzt<br />
werden kann. In der Diskussion ist die<br />
Einrichtung einer Wasserstoff-Tankstelle.<br />
<br />
Der Hafen Spelle-Venhaus bedient die Region im südlichen Emsland und im nördlichen Nordrhein-<br />
Westfalen. Der Hafen Spelle-Venhaus hat in den letzten Jahren eine zügige Entwicklung zu verzeichnen<br />
© Gemeinde Spelle<br />
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Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
59
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Was lange währt, wird endlich gut<br />
Am Mittellandkanal in Bohmte nimmt ein neuer Hafen Gestalt an. Den Plan diesen zu<br />
bauen, gibt es länger. Jetzt wird er realisiert werden. Grüne Energien wie Wasserstoff sowie<br />
autonome Schifffahrt spielen dabei eine Rolle. Von Anna Wroblewski<br />
Ein neuer Hafen entsteht: auf der alten Fläche des ursprünglichen Hafens wird ein Masseguthafen mit Containerumschlag errichtet<br />
© HWL<br />
Die erste Idee, einen weiteren Hafen<br />
neben Osnabrück zu errichten, ist<br />
schon etwas älter, berichtet Susanne<br />
Neuenfeldt. Sie ist seit Mai 2021 Geschäftsführerin<br />
der Hafen Wittlager<br />
Land GmbH (HWL), die den Bau des<br />
neuen Hafens umsetzt. Wie sie im Gespräch<br />
mit der Zeitschrift »Binnenschifffahrt«<br />
erklärt, gab es bereits 2008 den<br />
Plan, einen Massenschüttgut- und Containerhafen<br />
in Bohmte zu bauen. Im Jahr<br />
2012 ist dann die HWL mit dem Ziel gegründet<br />
worden, den Hafen zu entwickeln,<br />
zu bauen und zu betreiben. Die<br />
Gesellschafter, die dahinterstehen, sind<br />
der Landkreis Osnabrück (50%) sowie<br />
die drei Gemeinden Bohmte (37,5 %),<br />
Bad Essen (6,25%) und Ostercappeln<br />
(6,25%). Sie haben sich gemeinsam vorgenommen,<br />
ein modernes KV-Terminal<br />
mit einem Containerhafen zu errichten.<br />
Und zwar direkt neben einem bereits<br />
existierenden Schüttgut- und Getreidehafen.<br />
Dieser ist in den 50er Jahren<br />
HWL-Chefin Susanne Neuenfeldt<br />
gebaut worden und befand sich damals<br />
noch in privater Hand. 2016/17 hat die<br />
HWL dann dieses Gelände übernehmen<br />
können. Die damals erworbene Fläche<br />
entspricht einem Drittel des heutigen<br />
Terminals.<br />
Doch mit dem Bau konnte man trotzdem<br />
nicht direkt beginnen. Wie Susanne<br />
Neuenfeldt erklärt, seien die Pläne gerichtlich<br />
angefochten worden. Dazu kamen<br />
Änderungen in der lokalen Politik,<br />
sodass das Vorhaben ins Stocken geriet.<br />
2020 kam dann Bewegung in das Projekt.<br />
Seitdem nimmt der neue Hafen Bohmte<br />
Gestalt an.<br />
Doch bevor Neues entstehen kann,<br />
musste erst mal Altes weg. Wie Neuenfeldt<br />
berichtet, musste unter anderem das<br />
alte, 45 m hohe Getreidesilo abgebrochen<br />
werden. Auch die alte Uferkante wurde<br />
komplett entfernt und neu aufgebaut. Im<br />
Frühjahr 2022 begannen die Erschließungsarbeiten.<br />
Es wurde eine neue<br />
Hafenstraße, die das Hafengebiet umrahmt,<br />
errichtet. Auch eine neue Kreuzungsanlage<br />
war erforderlich<br />
Im vergangenen Herbst erfolgte dann<br />
die Abnahme. Parallel dazu, haben die<br />
Arbeiten auf der eigentlichen Fläche angefangen,<br />
erläutert die Hafen-Chefin.<br />
60 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Auch die Spundwand musste im Zuge der<br />
Bauarbeiten verstärkt werden. Dazu ist<br />
die Verankerung für die 230 m lange<br />
Spundwand verlängert und verstärkt<br />
worden. Um sich zukunftsfähig aufzustellen<br />
und beispielsweise Komponenten<br />
von Windenergie-Anlagen verladen<br />
zu können, wurde die Kaikante für<br />
den Umschlag von Schwerlastgütern ertüchtigt.<br />
Dazu mussten unter anderem<br />
Bohrpfähle 25 m tief gerammt werden.<br />
Erste Pachtverträge geschlossen<br />
2022 konnten dann die ersten Pachtverträge<br />
geschlossen werden. Für die Getreide-<br />
und Futtermittel-Fläche hat HWL die<br />
RWO Raiffeisen Warengenossenschaft<br />
Osnabrücker Land sowie Landwirtschaftliche<br />
Bezugsgenossenschaft eG<br />
Damme gewinnen können. Das verpachtete<br />
Areal umfasst rund 17.000 m 2 .<br />
Neben dieser Fläche entsteht noch eine<br />
9.000 m 2 große Containerstandfläche sowie<br />
ein 10.000 m 2 großer Schüttgutbereich.<br />
Das Vergabeverfahren für die<br />
Betreiber dieser Flächen läuft aktuell.<br />
Derzeit ist der Masseguthafen Bohmte<br />
auf Straßen- und Wassertransporte ausgerichtet.<br />
In Zukunft könnte aber auch die<br />
Schiene eingebunden werden, sagt Susanne<br />
Neuenfeldt. So gehört ein weiteres östlich<br />
gelegenes Areal am Kanal ebenfalls der<br />
HWL, welches ursprünglich als ausschließliches<br />
Containerterminal vorgesehen war<br />
und welches im zweiten Schritt realisiert<br />
werden soll, wenn die Nachfrage nach<br />
Containerumschlag weiter steigt. Lässt sich<br />
ein Gleis realisieren, könnte der Transport<br />
von Containern dort zukünftig auch per<br />
Bahn erfolgen, somit trimodal<br />
Seit den 50er Jahren befand sich in Bohmte ein Schüttgut- und Getreidehafen<br />
Golfplatzgelände Solaranlagen zu installieren.<br />
Von dort will der Hafen den<br />
grünen Strom beziehen. Zunächst will<br />
man diesen selbst nutzen. In einem weiteren<br />
Schritt soll ein Elektrolyseur gebaut<br />
werden, mit dessen Hilfe Wasserstoff hergestellt<br />
wird.<br />
Wie Susanne Neuenfeldt außerdem berichtet,<br />
ist auf der in zweiter Reihe hinter<br />
den Hafenflächen liegenden Gewerbefläche<br />
eine Biomethanlage geplant. Sie<br />
ist rund 60 m vom Einspeisungspunkt<br />
des örtlichen Energieversorgers entfernt.<br />
Mit der dort erzeugten Energiemenge<br />
könnten zukünftig alle drei am Hafen beteiligten<br />
Gemeinden versorgt werden.<br />
Die Hafenplaner haben nicht nur das<br />
Ziel umweltfreundlich zu sein, sondern<br />
auch innovativ. So ist die HWL über ihre<br />
Mitgliedschaft im »Hafenband am Mittelkanal«<br />
Kooperationspartner im DeCon-<br />
Trans-Projekt des DST. Dieses Projekt,<br />
welches sich aktuell in der Pilotphase befindet,<br />
umfasst ein Shuttledienst-Konzept.<br />
Darin vorgesehen ist der Einsatz<br />
kleinerer autonomer Schiffe, die sowohl<br />
Container als auch Schüttgüter transportieren.<br />
Sie sollen selbstfahrend die Häfen<br />
Duisburg, Münster, Osnabrück,<br />
Bohmte und Minden ansteuern. Dabei<br />
werden sie von einem hybridelektrischen<br />
Antrieb mit Energie versorgt.<br />
Die HWL hat sich für den neuen Hafenstandort<br />
viel vorgenommen, aber es<br />
ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.<br />
»Das Projekt hat die Option, sich<br />
weiterzuentwickeln. Und auch folgende<br />
Generationen werden davon profitieren«,<br />
ist sich die HWL-Chefin sicher,<br />
denn Wasserstraßen spielen eine wichtige<br />
Rolle in der Logistik und beim Gütertransport.<br />
Auch die aktuellen verkehrspolitischen<br />
Themen, wie der Verkehrswende<br />
und die Erreichung der Klimaschutzziele,<br />
spielen da mit rein. Wasserstraßen<br />
haben großes Potenzial, wenn es<br />
darum geht, Straßen vom Güterverkehr<br />
zu entlasten.<br />
<br />
© HWL<br />
Der Hafen wird »grün«<br />
Der Hafen soll im Betrieb möglichst wenig<br />
Luftschadstoffe emittieren. Darum<br />
werden in Bohmte unter anderem Landstromanlagen<br />
für Schiffe errichtet. Daran<br />
können Schiffsführer mit einem Chip<br />
oder per App Strom während der Hafenliegezeiten<br />
»tanken«. Auch ein Elektromobilitätskonzept<br />
für den Zu- und<br />
Ablaufverkehr sei in Planung, berichtet<br />
die HWL-Geschäftsführerin. Dieses soll<br />
Ende des Jahres stehen und beispielsweise<br />
Lkw-Ladesäulen umfassen.<br />
Der Hafen selbst plant, sich mit grüner<br />
Energie zu versorgen. Hier arbeite man<br />
mit dem Innovationscampus Gut Arenshorst,<br />
so Neuenfeldt. Die Wissenschaftler<br />
haben die Absicht, auf einem ehemaligen<br />
Hafen Wittlager Land<br />
Das neue Umschlagufer des Containerhafens<br />
erstreckt sich auf einer Länge<br />
von ca. 165 m von ca. MLK-km<br />
55,125 bis 55,290 auf der linken (nördlichen)<br />
Kanalseite des Mittellandkanals<br />
(MLK). Diese Länge ist für<br />
Großmotorschiffe mit einer Länge bis<br />
135 m sowie für Schubverbände bis ca.<br />
160 m Länge ausreichend. Den Angaben<br />
zufolge könnten auch Schubverbände<br />
bis 185 m den Hafen nutzen,<br />
wenn das Schubschiff abgekoppelt<br />
wird.<br />
Für einen Schwergutumschlag ist im<br />
östlichen Bereich der Uferladestraße<br />
die Herstellung eines tief gegründeten<br />
Kranbalken aus Stahlbeton geplant.<br />
Für die Bemessung wurde ein großer<br />
Autokran mit einer Traglast von 114 t<br />
bei einer Ausladung von 18,50 m gewählt.<br />
Auf dem Kranbalken können<br />
z.B. Pratzenlasten von 190 t/je Pratze<br />
bei einem Abstand der Pratzen von<br />
12 m abgesetzt werden. Durch die<br />
Länge des Kranbahnbalkens von 69 m<br />
ist die Aufstellung von zwei Kränen<br />
zur Durchführung eines Tandemhubes<br />
möglich. Der Hafen liegt an der<br />
B 51, B 65 und B 218 mit geringen Entfernungen<br />
zur A 1, A 30 und A 33.<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
61
62 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
Korrosionsanfällige Stellen<br />
werden partiell vorbehandelt
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Nachhaltiger Korrosionsschutz<br />
Etliche Wasser- und Schifffahrtsämter setzen seit mehr als 20 Jahren immer wieder<br />
SP-PUR-Systeme als nachhaltigeren Korrosionsschutz für Stahlwasserbau-Objekte ein<br />
und ziehen diese damit traditionellen Epoxyden vor<br />
Das WSA Donau-MDK am Standort<br />
Nürnberg setzt die Beschichtungsstoffe<br />
aus einkomponentigem Polyurethan<br />
(PUR) der Firma Steelpaint schon<br />
seit dem Jahr 2003 ein. Diese zeichnen<br />
sich nach Herstellerangaben durch einen<br />
hohen Korrosionsschutz gegenüber anderen<br />
bisher verwendeten konventio -<br />
nellen Epoxid-Systemen aus.<br />
Bevor die PUR-Produkte durch den<br />
WSA-Bauhof getestet und danach zunehmend<br />
an Wasserbauwerken entlang des<br />
Main-Donau-Kanals eingesetzt wurden,<br />
hatten sich die Steelpaint-Produkte längst<br />
an der norddeutschen Küste als Korrosionsschutz<br />
für Stahl-Spundwände im<br />
Meerwasserbereich bewährt. Zeitgleich<br />
war das WSA in Nürnberg über die Stahlbaufirma<br />
DSD Noell in Würzburg auf<br />
diese Produkte aufmerksam geworden,<br />
die diese unter anderem bei Projekten im<br />
Ausland verwendet hatte.<br />
Einmal im Einsatz, wurde das PUR-<br />
Material wegen seiner einfachen Verarbeitung<br />
immer wieder nachgefragt und<br />
für Ausbesserungsarbeiten an den Objekten<br />
eingesetzt.<br />
Gerade im Einsatz direkt an den<br />
Schleusenanlagen, bei hoher Luftfeuchtigkeit<br />
und teilweise geringen Temperaturen<br />
(
© Steelpainrt<br />
Freigelände ausgelagert werden. Somit ist<br />
ein rationaler Arbeitsablauf in den Verarbeitungshallen<br />
gegeben.<br />
In Fällen, in denen die Steelpaint-<br />
Beschichtungsstoffe unter extremen Wettersituationen<br />
vor Ort verarbeitet werden<br />
müssen, zum Beispiel zum Ausbessern von<br />
mechanischen Beschädigungen, ist das<br />
auch bei einer relativen Luftfeuchtigkeit<br />
von bis zu 98 % möglich.<br />
Nach etwa 20 Jahren Einsatzerfahrung<br />
wird bei Steelpaint konstatiert, dass sich die<br />
hohen qualitativen Erwartungen an den<br />
nachhaltigen Korrosionsschutz voll bestätigt<br />
haben. Keines der beschichteten<br />
Stahlbau-Objekte gab Anlass zu irgendeiner<br />
erwähnenswerten Reklamation.<br />
Seit etwa 2007 werden am Main-<br />
Donau-Kanal für die Schleusentore,<br />
Längskanal- und Sparbeckenverschlüsse<br />
als auch für die Revisionsverschlüsse die<br />
1-K-PUR-Korrosionsschutz-Systeme von<br />
Steelpaint verwendet. Auch hier zeigten<br />
sich die Vorteile der Ein-Komponenten-<br />
Beschichtung gegenüber früher verwendeten<br />
Zwei-Komponenten-Lacken,<br />
die in der untenstehenden Tabelle zusammengefasst<br />
sind.<br />
Fazit: Der sehr gute Steelpaint-<br />
Korrosionsschutz in Verbindung mit der<br />
unkomplizierten Verarbeitung der<br />
1-K-PUR-Produkte wird der Grund dafür<br />
sein, dass diese Beschichtungsstoffe seit<br />
1-K-PUR-SYSTEME<br />
1-komponentig<br />
unkomplizierte Verarbeitung bis zu 98 % relativer Luftfeuchte<br />
längere Reaktionszeit<br />
nachhaltigerer Korrosionsschutz unter Süß- und<br />
Meerwasserbelastung<br />
keine Film-Versprödungen Jahre nach der Applikation<br />
relativ elastische Beschichtungsfilme auch nach jahrelanger<br />
Meer- oder Süsswasserbelastung<br />
Dekaden an großen Stahlwasserbau-<br />
Objekten, sowohl im Neubau als auch im<br />
Maintenance-Bereich, in den norddeutschen<br />
Seehäfen eingesetzt werden<br />
– zum Beispiel zum Schutz von Stahl-<br />
Spundwänden, die im Meeresbereich stehen.<br />
Anwender sind unter anderem die<br />
Wasser- und Schifffahrtsämter in Wilhelmshaven,<br />
Brunsbüttel sowie die niedersächsischen<br />
Hafenämter.<br />
<br />
2-K-EPOXY-SYSTEME<br />
2 komponentig<br />
aufwändige Verarbeitung bis zu 80 % relative Luftfeuchte<br />
kürzere Reaktionszeit und Verarbeitungszeit nach dem<br />
Mischen der Komponenten<br />
begrenzt nachhaltiger Korrosionsschutz nach<br />
Meerwasserbelastung<br />
Tendenz zur Porosität und Versprödung<br />
harte, spröde Anstrichfilme, Versprödung<br />
64 Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong>
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Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong><br />
65
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
78 neue Nischenpoller für Datteln<br />
Fünf Jahre lang wurden Schiffe in den Schleusen des Wesel-Datteln-Kanals (WDK) per<br />
Hand festgemacht. Nun werden in Datteln 78 Nischenpoller instandgesetzt. Die große<br />
Kammer bleibt deshalb für sieben Monate für die Schifffahrt gesperrt<br />
Die maroden Nischenpoller in den<br />
Schleusen des Wesel-Datteln-Kanal<br />
(WDK) sind seit mehr als fünf Jahren ein<br />
Ärgernis für die Binnenschiffer. Schon vor<br />
den Weihnachtstagen des Jahres 2017<br />
wurde ein Festmachverbot in den WDK-<br />
Schleusen Friedrichsfeld, Hünxe, Dorsten,<br />
Flaesheim, Ahsen und Datteln für Einheiten<br />
mit mehr als 50 m Länge erlassen.<br />
Seitdem ist ein Festmacherdienst aktiv,<br />
der die schleusenden Schiffe per Hand sichert.<br />
Nun endlich naht Besserung.<br />
Der Grund für diese Anordnung war<br />
so simpel wie fatal: Die aus den 1930er-<br />
Jahren stammende Nischenpoller waren<br />
immer wieder überlastet worden, vor allem<br />
durch Schiffe, die die Poller zum<br />
Aufstoppen gebraucht hätten. Das war<br />
bereits 2010 verboten worden, vor allem<br />
aber große Schiffe hätten sich daran nicht<br />
gehalten, hieß es damals im zuständigen<br />
WSA Duisburg-Meiderich. Das hätten<br />
die alten Anlagen nicht verkraftet. Deren<br />
Zugkraft war auf 100 kN ausgelegt, gemäß<br />
der heute geltenden Klassifizierung<br />
als Wasserstraße der Klasse Vb müsstees<br />
es 200 kN sein.<br />
Erst jetzt erfolgt die überfällige Nachrüstung.<br />
Nachdem bereits in Dorsten<br />
wieder Nischenpoller installiert wurden,<br />
rücken die Arbeiter in Datteln an: In den<br />
nächsten sieben Monaten werden 78<br />
neue Festmacherhilfen ian der südlichen<br />
Kammerwand instandgesetzt. Gegenüber,<br />
in der nördlichen Kammerwand,<br />
werden die alten Poller verfüllt. Die gesamte<br />
Kammer bleibt in dieser Zeit<br />
allerdings für die Schifffahrt gesperrt.<br />
© Felix Selzer<br />
Anderen Schleusen folgen später<br />
»Das Besondere ist, dass während der Arbeiten<br />
das Wasser in der Schleuse bleibt.<br />
Es wird also nicht in einer leeren Kammer<br />
gearbeitet. Das ist wichtig für die<br />
Standsicherheit der Schleuse«, sagt Marvin<br />
Schniggenberg, zuständiger Projektleiter<br />
im WSA Westdeutsche Kanäle.<br />
Die Instandsetzung der Nischenpoller<br />
der großen Schleuse Dorsten wurde bereits<br />
erfolgreich abgeschlossen. Die Anlagen<br />
an den großen Schleusen Ahsen,<br />
Die Schleusen im Wesel-Datteln-Kanal sollen wieder funktionstüchtige Nischepoller bekommen<br />
Friedrichsfeld, Hünxe und Flaesheim sollen<br />
dann in den kommenden Jahren folgen.<br />
Sobald dies erledigt ist, wird der<br />
Festmacherdienst eingestellt, heißt es<br />
beim WSA Westdeutsche Kanäle.<br />
Aktuelle Informationen zu den Sperrzeiten<br />
sind auch unter www.elwis.de unter<br />
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RECHT<br />
Maßgeblich für die Beurteilung des Fahrverhaltens<br />
der beteiligten Schiffe ist nicht<br />
§ 6.04 RheinSchPV, sondern § 9.04<br />
RheinSchPV, da sich die Kollision bei<br />
Rhein-km 794,5 und damit im Bereich geregelter<br />
Begegnung, § 9.04 Ziffer 1 b)<br />
RheinSchPV, ereignet hat. Im Bereich geregelter<br />
Begegnung gibt es kein generelles<br />
Begegnungsweisungsrecht der Bergfahrt<br />
(Bemm/v.Waldstein, Rheinschiffahrtspolizeiverordnung,<br />
3. Aufl. § 9.04 Rn<br />
1).<br />
Die Voraussetzungen der in § 9.04 Ziffer 3<br />
RheinSchPV geregelten Ausnahmen liegen<br />
hier nicht vor. Gemäß § 9.04<br />
RheinSchPV müssen die Bergfahrer und<br />
die Talfahrer beim Begegnen ihren Kurs<br />
so weit nach Steuerbord richten, dass die<br />
Vorbeifahrt ohne Gefahr Backbord an<br />
Backbord mög-lich ist.<br />
Ein dem Straßenverkehr vergleichbares<br />
Rechtsfahrgebot gibt es aus Gründen der<br />
Verkehrssicherung nur im engen Fahrwasser,<br />
nicht aber allgemein bei der geregelten<br />
Begegnung. Die beiderseitigen<br />
Pflichten beim Begegnen richten sich nach<br />
den bei diesem Manöver möglichen Gefahren.<br />
2.1<br />
SF U hat gegen § 9.04 Ziffer 2 RheinSchPV<br />
verstoßen. Er hat seinen Kurs nicht so<br />
weit nach Steuerbord gerichtet, dass eine<br />
Vorbeifahrt ohne Gefahr Backbord an<br />
Backbord stattfinden konnte …<br />
2.2<br />
SF U hat zudem gegen § 1.04 RheinSchPV<br />
verstoßen. Bei der von ihm zu fordernden<br />
Aufmerksamkeit hätte er auf dem Radarbildschirm<br />
oder bei der Beobachtung des<br />
Reviers mit dem Fernglas deutlich vor<br />
dem Entstehen einer unmittelbaren Gefahrenlage<br />
erkennen müssen, dass ihm<br />
Bergfahrt entgegenkam, die zudem noch<br />
das an der Verladestelle Orsoy verholende<br />
MS »Elmaro« überholte. Wie bereits ausgeführt,<br />
hätte SF U vorausschauend den<br />
Kurs des Schiffes rechtzeitig nach rechtsrheinisch<br />
verändern und damit die Gefahr<br />
einer Kollision ausschließen können. Für<br />
den Fall, dass ihm dies aufgrund des von<br />
ihm gefahrenen Kurses nicht möglich erschien,<br />
hätte er schon frühzeitig Funkkontakt<br />
zu »Futuro« aufnehmen können und<br />
müssen, um auf sich selbst aufmerksam<br />
zu machen und um nachzufragen, wann<br />
der Bergfahrer seinen Kurs wieder zum<br />
linksrheinischen Ufer verlegt …<br />
3.<br />
Die Klägerinnen müssen sich aber ein mitwirkendes<br />
Verschulden des SF V am Zustandekommen<br />
an der Kollision anrechnen<br />
lassen. 3.1 Auch für das bergfahrende<br />
TMS »Futuro« galt in gleicher Weise wie<br />
für den Talfahrer die Sorgfaltspflicht gemäß<br />
§ 9.04 Ziffer 2 RheinSchPV. Auch SF V<br />
hat den Kurs von »Futuro nicht so weit<br />
nach Steuerbord gerichtet, dass die Vorbei-fahrt<br />
der Talfahrt ohne Gefahr Backbord<br />
an Backbord stattfinden konnte. Er<br />
hat das Schiff nicht am linken Rand der<br />
Fahrrinne geführt und damit eine Gefahrenlage<br />
geschaffen. Diese ist durch den<br />
für das Überholen von »Elmaro« erforderlichen<br />
Kurs von »Futuro« gesteigert worden.<br />
3.1.1<br />
Das Überholmanöver von »Futuro« war<br />
in der gegebenen Situation im Revier zulässig.<br />
Die Voraussetzungen des § 6.09<br />
Ziffer 1 RheinSchPV waren im Hinblick<br />
auf den Überholvorgang als solchen gegeben.<br />
Die Anforderungen der Zulässigkeit des<br />
Überholens müssen vorausschauend geprüft<br />
werden und für die gesamte Dauer<br />
des Manövers sicher vorliegen<br />
(Rheinschfffahrtsobergericht Köln, Urteil<br />
vom 19.12.20<strong>06</strong> 3 U 124/<strong>06</strong> <strong>BS</strong>ch juris,<br />
Leitsatz Bemm/v.Waldstein, a.a.O., § 6.09<br />
Rn. 6f). Der Überholer darf den Gegenverkehr<br />
nicht in eine Lage bringen, in der<br />
nur ganz besondere Geschicklichkeit einen<br />
Unfall vermeidet oder ein leichtes<br />
Versehen ihn herbeiführt. Jeder Zweifel<br />
an der »Genüge des Raumes« muss ausgeschlossen<br />
sein (BGH, Urteil vom<br />
12.05.1960, NJW 1960, 1452; Rheinschifffahrtsobergericht<br />
Köln, Urteil vom<br />
25.01.2011, 3 U 75/09 <strong>BS</strong>ch, ZfB 2011,<br />
Sammlung Seite 2126 ff).<br />
Bei vorausschauender Prüfung konnte SF<br />
V davon ausgehen, entgegenkommender<br />
Talfahrt so viel Raum freilassen zu können,<br />
dass er das Überholmanöver sicher<br />
beenden konnte …<br />
3.1.2<br />
Die allgemeine Sorgfaltspflicht gebietet<br />
aber, nach dem Überholen den zur Durchführung<br />
des Manövers nach Backbord verlegten<br />
Kurs wieder nach Steuerbord zu<br />
richten. Auf diese Fahrweise dürfen Entgegenkommer<br />
grundsätzlich vertrauen<br />
(Bemm/v.Waldstein, a.a.O., § 6.09 Rn. 9<br />
mit Nachweisen) … Dass »Somtrans XIII«<br />
seinerseits genug Raum zum Ausweichen<br />
nach Steuerbord gehabt hätte, entlastet<br />
SF V nicht. Der bergfahrende Schiffsführer<br />
hatte im Bereich der geregelten Begegnung<br />
kein Kursweisungsrecht (Bemm/<br />
v.Waldstein, a.a.O., § 9.04 Rn. 2). SF V<br />
durfte SF U durch seine eigene Fahrweise<br />
keinen Kurs aufzwingen.<br />
3.2<br />
Mit seinem nautisch nicht gebotenen<br />
Fahrverhalten hat SF V ebenfalls gegen<br />
§ 1.04 RheinSchPV verstoßen.<br />
Bei der auch von ihm zu fordernden Aufmerksamkeit<br />
hätte er auf dem Radarbildschirm<br />
oder unter Zuhilfenahme eines<br />
Fernglases deutlich vor dem Entstehen einer<br />
unmittelbaren Gefahrenlage erkennen<br />
müssen, dass die ihm entgegenkommende<br />
Talfahrt einen Kurs einhielt, der eine<br />
Gefahr für die Begegnung barg … Er durfte<br />
nicht darauf vertrauen, dass der Entgegenkommer<br />
schon Platz machen werde<br />
und er seinen die Kurve schneidenden<br />
Kurs ohne Kollisionsgefahr fortsetzen<br />
könne. Zusätzlich hätte er rechtzeitig<br />
Funkkontakt über Kanal 10 zu dem Entgegenkommer<br />
aufnehmen müssen …<br />
4.<br />
Bei der gemäß §§ 254 BGB, 92 c BinSchG<br />
vorzunehmenden Abwägung der wechselseitigen<br />
Verursachungs- und Verschuldensanteile<br />
erscheint eine hälftige Schadensverteilung<br />
angemessen. Beide<br />
Schiffsführer sind bei klarer Sicht ohne<br />
Not einen Kurs gefahren, der ein hohes<br />
Risiko für eine Kollision in sich barg. Beide<br />
haben die gebotenen und nautisch<br />
möglichen Kurskorrekturen unterlassen,<br />
sich wechselseitig nicht gewarnt und offensichtlich<br />
leichtfertig darauf vertraut,<br />
der Andere werde schon ausweichen …<br />
5.2.2.1<br />
Beweis zur Höhe des Tagessatzes war<br />
nicht zu erheben. Die Beklagten haben die<br />
geltend gemachten Nutzungsverlust zunächst<br />
pauschal bestritten. Aus dem daraufhin<br />
seitens der Klägerin zu 1) vorgelegten<br />
Chartervertrag (Charterovereenkomst)<br />
ergibt sich ein Frachtpreis von täglich<br />
2.750,00 € und eine Vergütung für<br />
Kühlaggregate in Höhe von 60,00 €. Die<br />
Beklagten sind dem nicht im Einzelnen<br />
entgegengetreten und haben die Höhe<br />
nicht weiter angegriffen. Ein täglicher Nutzungsverlust<br />
in Höhe von 2.810,00 € ist<br />
daher als zugestanden anzusehen, § 138<br />
Abs. 3. ZPO …<br />
Die Schadensminderungspflicht erlegt<br />
dem Geschädigten hinsichtlich des Nutzungsausfalls<br />
grundsätzlich auf, die Reparatur<br />
eines Schadens, der nicht fahrtoder<br />
wohnbehindernd ist, nur bei Gelegenheit<br />
eines anstehenden Werftaufenthalts<br />
auszuführen oder zu Zeiten, in denen<br />
das Schiff ohnehin nicht gewinnbringend<br />
hätte eingesetzt werden können.<br />
Dies bedeutet aber nicht, dass ein Schiff<br />
möglicherweise jahrelang ohne Reparaturen<br />
fahren oder bei geringfügigen Reparaturen<br />
immer auf Bordmittel zurückgegriffen<br />
werden muss. Es lässt sich im<br />
Rahmen der Schadensminderungspflicht<br />
keine den Eigentümer des geschädigten<br />
Schiffes betreffende Verpflichtung zur Reparatur<br />
bei Gelegenheit rechtfertigen,<br />
wenn diese Gelegenheit nicht in einem<br />
zeitlich absehbaren nahen Zeitpunkt<br />
ernsthaft in Betracht kommt (Rheinschifffahrtsobergericht<br />
Köln, Urteil vom<br />
29.05.1998, 3 U 177/97 <strong>BS</strong>chRh, ZfB 1998,<br />
Sammlung Seite 1717 f, Rheinschifffahrtsobergericht<br />
Köln, Urteil vom 17.03.2009 –<br />
3 U 36/08 <strong>BS</strong>chRH). Unstreitig stand bei<br />
»Futuro« die nächste Untersuchung zur<br />
Klasse erst im Jahre <strong>2023</strong> an …<br />
(Sammlung Seite 2821)<br />
Binnenschifffahrt <strong>06</strong> | <strong>2023</strong> Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de<br />
73<br />
bis Sammlung S. 2826
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