2022
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Presseveröffentlichungen WB vom 19.09.2022
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Montag, 19. September 2022
Wallis
Atelier Manus: Interessante Begegnungen
und eine neue Stiftungsratspräsidentin
Das Atelier Manus hat in den letzten 50 Jahren sehr viel aufgebaut, in etlichen Bereichen steckt Arbeit der Stiftung. Das grosse Jubiläum
wurde am Samstag anlässlich eines Tags der offenen Tür in Brig-Glis begangen – und mittendrin die ehemalige Staatsrätin.
Daniel Zumoberhaus
«Wir sind sehr zufrieden mit
dem Tag der offenen Tür», sagt
Christian Escher, Geschäftsführer
Atelier Manus. Es sind viele
Besucher gekommen an diesem
Samstag.
Es gab ebenso viele Begegnungen,
und die Mitarbeitenden
hatten Spass, ihre Arbeit einer
breiten Öffentlichkeit präsentieren
zu können.
Hannah Christen ist eine dieser
Mitarbeitenden, sie fertigt
Küchentücher am Webstuhl. Sie
freut sich über den Besuch und
übers Interesse an ihrer Arbeit.
Sie arbeitet zu 50 Prozent im
Atelier Manus, drei Vormittage
in der Weberei, zwei Vormittage
in der Hauswirtschaft. Sie sagt:
«Ich bin vielseitig einsetzbar. Ich
arbeite genau und lieber 50 Prozent
mit 100 Prozent Leistung
statt 100 Prozent mit 50 Prozent
Leistung.»
Hannah Christen sagt auch,
dass sie gern auch im ersten Arbeitsmarkt
wieder einsteigen würde,
also ganz selbstständig arbeiten
möchte, ohne Begleitung. Sie
könne sich gut vorstellen, etwa
stundenweise zu putzen.
Absoluter Allrounder
Sven Lochmatter aus Naters arbeitet
seit neun Jahren im Atelier
Manus, vorerst in der Schreinerei,
jetzt in der Montage. Er übernimmt
Fahrdienste und macht
Verpackungen. Einen Nachmittag
pro Woche arbeitet er im
«café weri» in der Mediathek.
Lochmatter ist sehr vielseitig einsetzbar,
Christian Escher nennt
ihn «einen absoluten Allrounder
und einen sehr, sehr guten
Mitarbeiter».
Lochmatter hat sich sogar
gemeldet, um eine kurze Rede
vor den versammelten Gästen zu
halten. Er sagt: «Es hat nicht besonders
viel Mut gebraucht, aber
ja, es war sicher speziell, eine Ehre
für mich.» Was das Atelier Ma-
«Ja, es war
sicher sehr
speziell für
mich, eine
Ehre, vor den
Gästen reden
zu dürfen.»
Sven Lochmatter
Mitarbeiter Atelier Manus
nus besonders macht und auszeichnet,
seien die vielen Arbeitsangebote
für Menschen mit einer
Beeinträchtigung. Er sagt: «Die
Chefs haben vollstes Vertrauen
und unterstützen uns.»
Das Atelier Manus bietet vielen
Frauen und Männern mit Beeinträchtigungen
sinnvolle, werthaltige
Arbeit. «Das ist eine grossartige
gesellschaftliche und sozialpolitische
Leistung», schreibt
Thomas Rieder, ehemaliger WB-
Chefredaktor, im Buch «schützen.
stützen. stärken», das anlässlich
des 50-Jahr-Jubiläums der
Stiftung Atelier Manus herausgegeben
worden ist.
Mehr als 190 Mitarbeitende
zählt das Atelier Manus,
über 1000 verschiedene Artikel
werden gefertigt, vom hübschen
Buchdeckel übers Butilli,
die Gläcktricka, den Käsehobel,
Engel und Holzsterne bis hin zu
Speise- und Weinkarten.
Zwölf Ateliers
Das Atelier Manus verfügt über
zwölf Ateliers und verschiedene
Werkstätten wie eben die Weberei,
die Kleinschreinerei oder
Schreinerei, die Abteilung Montage,
das Team der Gartenpflege
sowie über einen eigenen Wäscheservice
und eine Buchbinderei
mit Einrahmungen am Jesuitenweg
in Glis. Auch die Administration,
die Digitalisierung, berufliche
Massnahmen und das Qualitätsmanagement
sind in der
Zentrale am Jesuitenweg untergebracht.
Mit 400 Paar Socken hat im
Jahr 1972 die Erfolgsgeschichte
des Atelier Manus begonnen.
Vier Frauen fertigten diese in
Handarbeit für die Schweizer Armee
an, das Paar zu 5.15 Franken.
Bereits kurz darauf begannen
die Männer mit Schnitzarbeiten.
Ziel war es und ist es immer
noch: den Selbstwert der Betroffenen,
also der Mitarbeitenden
mit einer Beeinträchtigung,
zu stärken durch sinnvolle Beschäftigung.
Dies eben am besten
in einer Tagesstruktur, in welcher
jede Person die für sie passende
Unterstützung erhält.
1984 erfolgte ein weiterer
überaus wichtiger Schritt: Die
Pläne reiften für eine erste eigene
Werkstatt am Jesuitenweg. Als
Rechtsform erwies sich eine Stiftung
als ideale Lösung.
Albert Bass gehörte nebst
Hugo Roten, Meinrad Heldner,
Stefan Escher und Theo Pfammatter
wie Walter Borter und
Walter Blatter zu den Mitbegründern
und ersten Stiftungsräten.
Albert Bass blieb bis zum
Mai 2022 Stiftungsrat und war
seit 2016 auch Präsident. Mathias
Bellwald, Stadtpräsident Brig-
Glis, sagte in seiner Rede, dass
Bass die Stiftung über drei Jahrzehnte
lang mit seinem unternehmerischen
Geschick geprägt
habe. Seine Nachfolgerin, die
ehemalige SP-Staatsrätin Esther
Waeber-Kalbermatten, bringe
sehr viel Fachwissen mit: «Und
sie ist erst noch eine Saaserin,
die bekanntlich zäh sind.»
Eine Mitarbeiterin erklärt einer Besucherin ihre Arbeit in der Buchbinderei des Atelier Manus.
Die Stadtgemeinde unterstützt
das Atelier Manus, wenn auch
nicht direkt mit Geld, so doch
mit Aufträgen. Bellwald sagt:
«Ich schaue jeden Tag aus dem
Fenster im Schloss und sehe den
gut gepflegten Schlossgarten. Da
haben wir eine enge Zusammenarbeit.»
Allein für den Auftrag
des Unterhalts des Schlossgartens
zahlt die Stadtgemeinde
rund 70’000 Franken jährlich.
Burgerschaft: Hand gereicht
Von der Burgerschaft Brig-Glis
sprach Sebastian Nanzer, er ist
verantwortlich für die Grundgüter.
Die Burgerschaft habe stets
die Hand gereicht als Sinnbild
der Hilfe, um das Atelier
Manus und dessen Entwick-
«Die
Mitarbeiter
hatten ihren
Spass daran,
ihre Arbeit
präsentieren
zu können.»
Christian Escher
Geschäftsführer Atelier Manus
Stefanie Heinzmann signierte Taschen: Die Blache zu deren
Herstellung stammt von einem Konzert.
lung vorwärtszubringen. Nanzer
sagt: «Bei der Burgerschaft gibts
viele verstaubte Dossiers, dazu
gehört das Dossier Atelier
Manus sicherlich nicht.» Die
Burgerschaft sei auch weiterhin
bereit, das Atelier Manus zu
unterstützen und zu begleiten.
Die neue Stiftungsratspräsidentin
Esther Waeber-Kalbermatten
kennt das Atelier Manus mit seinem
sozialen Auftrag auch als private
Kundin seit vielen Jahren. Sie
sagt: «Auch als frühere Departementsvorsteherin
für das Sozialwesen
habe ich die professionelle
Arbeit und das moderne Management
der Stiftung anerkannt
und geschätzt.»
Sie bringe sich gern in ihrer
jetzigen neuen Lebensphase
in dieses verantwortungsvolle Engagement
ein. Esther Waeber-
Kalbermatten sagt: «Es ist eine
sehr zufriedenstellende Aufgabe
im Stiftungsrat, es ist ein sinnvoller
Beitrag an den gesellschaftli-
chen Zusammenhalt. Ich bin sehr
gerne in Kontakt mit den Menschen,
ich mache das sehr gerne.»
Was aber will Esther
Waeber-Kalbermatten bewirken?
Primär wolle sie die gute
und wichtige Arbeit der ersten
50 Jahre kontinuierlich weiterführen.
Sie sagt: «Die schützende
und stützende Begleitung
von Menschen mit Beeinträchtigungen
ist weiter zu gewährleisten.
Neue Herausforderungen
und Bedingungen in der Arbeitswelt
erfordern eine stete Anpassung
und Neuausrichtung der
Ateliers und Werkstätten.»
Die neue Stiftungsratspräsidentin
sagt auch, dass die Inklusion
weiterentwickelt werden
soll: «Ich verstehe darunter die
Akzeptanz und Integration von
Menschen mit Beeinträchtigungen,
die gleichberechtigt und
selbstbestimmt an der Gesellschaft
teilhaben können.» Das
Übereinkommen von über 200
Bilder: pomona.media
UN-Staaten über die Rechte von
Menschen mit Behinderungen
definiere Inklusion mit fördern,
schützen und gewährleisten.
Die Arbeitsstellen des Atelier
Manus in der Brockenstube, im
«café weri» in der Mediathek in
Brig-Glis, in der Buchbinderei in
Visp, bei ViaVelo oder der Gartenpflege
würden die berufliche
Inklusion bereits mustergültig leben,
«indem der direkte Zugang
zur Arbeitswelt stattfindet».
Esther Waeber-Kalbermatten
kann sich gut vorstellen, künftig
gemeinsam mit dem Stiftungsrat
und dem Geschäftsführer weitere
Ateliers im Bereich der modernen
Informatik und in der kulturellen
Teilhabe anzubieten. Die
Arbeit wird ihr nicht ausgehen.
«Diese neue
Aufgabe ist ein
sinnvoller und
wichtiger
Beitrag an die
Gesellschaft.»
Esther Waeber
Stiftungsratspräsidentin
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