HEV-Magazin Juni 2023 | West

WOHNEN IM ALTER
Stimmen aus der Immobilienwirtschaft
Ida Boos von Pro Senectute. Foto: zVg
Fortsetzung von Seite 9
Auch für Angehörige, welche Hilfen erbringen,
und die Spitex ist es einfacher,
wenn ein Dusch-WC vorhanden und die
Wohnung gut zugänglich und schwellenfrei
ist. Ein Heimeintritt kann mit
den richtigen baulichen Massnahmen
hinausgezögert werden.
Sich rechtzeitig informieren
Die grosse Sorge «Wie soll ich einen
Heimaufenthalt finanzieren?» lässt ältere
Menschen in vielen Fällen zu lange
warten, bis konkrete Schritte eingeleitet
werden. Der traditionellen Form eines
Alters- und Pflegeheims stehen moderne
Konzepte von Wohngruppen und offenen
Alters- und Pflegezentren sowie spezialisierten
Demenzheime gegenüber.
«Leider sind den Angehörigen und auch
den Betroffenen diese neuen Konzepte
oft zu wenig bekannt und werden erst im
Bedarfsfall wahrgenommen.»
Was ist zu tun? Anbieter moderner Alterswohnungen
informieren regelmässig
über ihre Angebote – auch in dieser Ausgabe
des HEV-Magazins. Das tun sie aus
ökonomischen Gründen, denn sie wollen
und müssen ihre Dienstleistungen unter
die Leute bringen. Ältere Menschen und
ihre Angehörigen haben aber auch klar
eine Holschuld: Sich frühzeitig informieren,
wie die Wohnsituation dereinst aussehen
könnte.
Joseph Weibel
Mario Chirico
Präsident HEV Grenchen
Chirico Immobilien-Dienstleistungen
GmbH, Grenchen
«Es ist nach wie vor im
Trend, dass viele Eigenheimbesitzer
im Hinblick
auf den dritten Lebensabschnitt
in eine Eigentumswohnung
wechseln.
Allerdings sind vermehrt
auch Mietwohnungen in der Nähe
von Einkaufsmöglichkeiten im Zentrum
der Stadt Grenchen gefragt. Die Bedürfnisse
sind sehr individuell.
Die Tendenz, möglichst lange im eigenen
Heim zu bleiben, steigt aufgrund der zunehmenden
Kosten für den Aufenthalt in
einem Altersheim.
Wer in eine Eigentumswohnung wechseln,
tut sich oft schwer, nicht mehr
Alleineigentümer zu sein. Ich habe den
Eindruck, potenzielle Stockwerkeigentümer
befassen sich zu wenig mit der Thematik.»
Christoph Geiser
Präsident HEV Region Solothurn
Geiser Immobilien, Feldbrunnen
«Viele Hauseigentümerinnen
und Hauseigentümer
wechseln im
Alter in eine Eigentumswohnung,
wobei die Bedürfnisse
und Vorstellungen
oft schwer erfüllbar
und Kompromisse notwendig sind.
Unsere Erfahrung zeigt, dass in vielen
Fällen beim Kauf einer Eigentumswohnung
vieles unklar bleibt, resp. vonseiten
des Verkäufers (z.B. Makler) nicht angesprochen
wird. Oft werden sich die Senioren
erst spät bewusst, was der Kauf
einer Eigentumswohnung, insbesondere
das Zusammenleben mit anderen Stockwerkeigentümern,
bedeutet.
Trotz vieler attraktiver Angebote von
Eigentumswohnungen oder Seniorenresidenzen
mit Diensleistungen bleibt
für eine Grosszahl von älteren Menschen
der Auszug aus dem geliebten Einfamilienhaus
schwer denkbar.»
Daniela Weibel
ehem. Präsidentin HEV Olten
Weibel Immobilien-Verwaltung GmbH,
Oberbuchsiten und Olten
«Den meisten älteren
Menschen, die in
eine Eigentumswohnung
wechseln, fällt der Umzug
nicht leicht. Der Entschluss
wird meist durch
die Umgebung – Kinder
und Bekannte – beeinflusst und ist vom
Prinzip her ja durchaus sinnvoll.
Wenn die finanziellen Mittel für eine
Eigentumswohnung nicht reichen, sind
altersgerechte Mietwohnungen sehr beliebt.
Sie geben Sicherheit, so lange wie
möglich selbständig zu wohnen. »
Heidi Halter
Vorstand HEV Dorneck-Thierstein
Halter und Partner GmbH, Witterswil
«Wir haben den Eindruck,
ältere Menschen
bleiben eher im
Haus und holen sich
Fremdhilfe für den Haushalt
und Garten. Viele
Hausbesitzerinnen und
Hausbesitzer sehen die Differenz zwischen
ihren günstigen Hypothekarzinsen-
und den doch etwas teureren
Mietzinsen. Den Investitions- oder Ersatzkosten
wird kaum Rechnung getragen.
Wir haben selber keine Immobilie mit
einer altersgerechten Wohnform im
Portefeuille. Wir bieten jedoch bei Bedarf
unsere Dienste an, älteren Hausbesitzerinnen
und -besitzern in der näheren Umgebung
eine altersgerechte Wohnung –
allenfalls mit Dienstleistungsangebot –
zu finden.»
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