2307_stadtlanddach
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stadt / land / dach<br />
Magazin für Architektur und Raum.<br />
Kommentar Heftthema<br />
Klimaresilient bis in<br />
die Dachspitze<br />
Bauen wir mit der Natur<br />
oder gegen sie?<br />
DACHKULT • AUSGABE 10 • JULI 2023 • KLIMARESILIENZ
INHALT<br />
EDITORIAL<br />
Editorial<br />
/03<br />
Liebe Architekturschaffende,<br />
Steildach / Eine neue Beziehung zwischen<br />
Architektur und Natur<br />
Heftthema / Klimaresilient bis in<br />
die Dachspitze<br />
StadtPortrait / Ein Dorf im Aufbruch<br />
/04<br />
/ 06<br />
/08<br />
in dieser mittlerweile zehnten Ausgabe der stadt/land/dach beschäftigen<br />
wir uns mit einer der zweifelsohne drängendsten planerischen<br />
Zukunftsaufgaben: den gebauten Raum sowie den angrenzenden<br />
Freiraum klimaresilient zu gestalten. Auch die Autorin unseres<br />
Kommentars Luisa Richter unterstreicht: Klimaresilient ist das neue<br />
Nachhaltig. Denn es geht um eine langfristige Anpassung an den Klimawandel<br />
und permanente Lernfähigkeit.<br />
Kommentar / Bauen wir mit der<br />
Natur oder gegen sie?<br />
Wettbewerb / Ausblick<br />
/10<br />
/11<br />
In unserem Stadtportrait führen wir Sie ins dänische Dorf Lisbjerg bei Aarhus,<br />
wo das Architekturbüro Lendager mit den sogenannten Ressourcenhäusern<br />
zeigt, welche Lösungen das Steildach bei den Themen Biodiversität,<br />
Zirkularität und Klimaresilienz bietet. Besondere Aufmerksamkeit<br />
HERAUSGEBER<br />
Initiative Steildach / Dachkult<br />
Tattenbachstraße 1<br />
86179 Augsburg<br />
Petra Schumacher (Sprecherin)<br />
Mob.: 0160/8521853<br />
Mail: schumacher@dachkult.de<br />
WEBSITE & SOCIAL MEDIA<br />
dachkult.de<br />
instagram.com/dachkult<br />
linked.com/company/dachkult-steildach<br />
youtube.com/dachkult<br />
facebook.com/dachkult<br />
KONZEPT, DESIGN & REDAKTION<br />
Brandrevier GmbH, Essen<br />
www.brandrevier.com<br />
DRUCK<br />
Woeste Druck + Verlag GmbH & Co. KG<br />
Druckauflage: 9.400<br />
INSTAGRAM<br />
DAS STEILDACH IN DER<br />
GEGENWARTSARCHITEKTUR<br />
verdient auch das Projekt „Ekko“ von Duncan Lewis, der im französischen<br />
Bordeaux Wohn- und Grünflächen auf besonders einzigartige und kreative<br />
Weise kombiniert hat.<br />
Um dem geneigten Dach im aktuellen Architekturdiskurs eine noch stärkere<br />
Stimme zu verleihen, werden Dachkult und der Hochschulwettbewerb<br />
Dachwelten näher zusammenrücken. Wie die jungen Architekturstudierenden<br />
das Steildach neu interpretieren, wird auch in unserem Magazin in<br />
Zukunft immer wieder ein Thema sein.<br />
Vielleicht sehen wir uns auf einem der kommenden Rooftop Talks auch in<br />
Ihrer Nähe (Termine und Orte finden Sie auf der letzten Seite) oder live auf<br />
Instagram.<br />
Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre.<br />
Petra Schumacher, Sprecherin Initiative Steildach / Dachkult<br />
BILDNACHWEIS<br />
1/12 • Rasmus Hjortshøj<br />
4/5 • Duncan Lewis<br />
6/7 • Giedre Skucaite (1.v.l.);<br />
Sergio Pirrone (2.v.l.); Frank Hanswijk (r.)<br />
8/9 • Maria Albrechtsen Mortensen (Portrait);<br />
Lendager (1.v.l.); Giedre Skucaite (2.v.l.);<br />
Rasmus Hjortshøj (1./2.v.r.)<br />
10 • Luisa Richter<br />
11 • Elena Wünschmann, Ariann Schwarz,<br />
Felix Frankowiak, Gabriel Banks
STEILDACH • 04<br />
Eine neue Beziehung zwischen<br />
Architektur und Natur<br />
Duncan Lewis, Scape Architecture<br />
Bordeaux<br />
In Bordeaux, auf einem alten Militär- und Bahnhofsareal am östlichen Ufer<br />
der Garonne, entsteht derzeit das ökologisch geprägte „Bastide Niel“. Der<br />
Masterplan aus dem Hause MVRDV sieht eine Mischnutzung vor: Schulen,<br />
Büros und Wohnkomplexe, dazwischen Grünflächen und kleinere Plätze.<br />
Mit dem Label „Eco-Quartier“ ausgezeichnet, ist es ein Musterbeispiel für<br />
ein technisch hochmodernes Stadtviertel, das für die Reduktion des Wasserund<br />
Energieverbrauchs sowie des Müll- und Verkehrsaufkommens steht.<br />
Dieser Gedanke bleibt jedoch nicht auf der Ebene des Masterplans stehen, sondern<br />
dringt auch tief in die Entwürfe der einzelnen Gebäude ein. Auf besondere<br />
heißen Sommertagen. Das unregel-<br />
(Farb-)Ton gegen<br />
gestaltet. Die Fassadenziegel wur-<br />
Weise macht der Architekt Duncan Lewis mit seinem Team von Scape Archi-<br />
mäßig gestaltete Metallgeflecht ist<br />
die Sommerhitze<br />
den in einem vorher festgelegten<br />
tecture den Entwurf resilient gegenüber den Herausforderungen des Klimawan-<br />
ein gleichermaßen transparentes<br />
Doch das ist nicht das einzige ge-<br />
Farbschema montiert. Die dreidi-<br />
dels im urbanen Raum. Am Rande eines wachsenden Quartiers gibt sein „Ekko“<br />
wie wandelbares Gestaltungsele-<br />
stalterische Element, das der Hitze<br />
mensional gestalteten Keramik-<br />
bereits vielen Bewohner*innen ein neues Zuhause.<br />
ment, das sich mit dem Pflanzen-<br />
des französischen Sommers etwas<br />
elemente verändern so je nach<br />
wachstum und den Jahreszeiten<br />
entgegensetzt. Fassade und Dach<br />
Sonnenstand und Tageszeit das<br />
Vertikaler Garten, schwebende Bäume<br />
ändert. Das Volumen des vertikalen<br />
des Wohnhauses sind harmonisch<br />
Gesamtbild der Fassade. Das Dach<br />
Auf einer Gesamtwohnfläche von rund 8.500 m 2 sind, auf fünf Etagen verteilt,<br />
Gartens ist großzügig bemessen:<br />
aufeinander abgestimmt in hellen<br />
ist als „Cool Roof“ konzipiert, auch<br />
insgesamt 49 Wohnungen mit bis zu fünf Zimmern untergebracht. Der Gebäude-<br />
So kommt auf 15.000 m 3 umbauten<br />
Farbtönen gehalten. So verhindern<br />
bei starker Sonneneinstrahlung<br />
komplex zieht sich mit seiner fast 90 Meter langen Fassade an der schmalen „Rue<br />
Raum über 6.600 m 3 „Garten“-Vo-<br />
sie das übermäßige Aufheizen<br />
bleibt die weiße Dachfläche auf-<br />
Hortense“ entlang und macht dem Straßennamen alle Ehre – leitet sich der fran-<br />
lumen. Dieser große Freiraum löst<br />
des Baus. Da die Baumaterialien<br />
grund ihrer hohen Reflexionsfähig-<br />
zösische Name „Hortense“ doch vom lateinischen „Hortus“, zu Deutsch „Garten“<br />
ein weiteres Problem in sommer-<br />
natürlich und möglichst einfach<br />
keit und der Hinterlüftung auf<br />
ab. In Anlehnung an die Gärten der kleinen Reihenhäuser, die die Straße säumen,<br />
lich überhitzten Städten: Er ver-<br />
gehalten sein sollten, fiel die<br />
einem niedrigen Temperaturni-<br />
zieht sich ein Garten an der gesamten Fassade des Neubaus entlang – und zwar<br />
größert den Querschnitt der<br />
Wahl auf eine Keramikfassade und<br />
veau und gibt nicht übermäßig<br />
vertikal vom Straßenniveau bis zum First hinauf.<br />
Frischluftschneise zur gegenüber-<br />
Tondachziegel. Die Keramikfassade<br />
viel Wärme in das Gebäude ab./<br />
Die dreidimensionale Grünfläche schirmt die Balkone und Wohnbereiche vor<br />
liegenden Bebauung in der recht<br />
ist in fünf verschiedenen matten<br />
fremden Blicken ab und spendet durch die Verdunstung angenehme Kühle an<br />
schmalen Seitenstraße.<br />
und glänzenden Hellgrau-Nuancen<br />
Der vertikale Garten zur Straßenseite ahmt die Form eines Steildaches nach.<br />
Im Sommer wirkt die Bepflanzung kühlend, im Winter lässt sie Sonnenlicht in das Innere der Wohnungen.
HEFTTHEMA • 06<br />
Klimaresilient bis in die Dachspitze<br />
Hell statt dunkel<br />
Auch mit der Materialwahl lässt<br />
schluss im belgischen Mechelen<br />
zeigt. Die Nachverdichtung von<br />
Photovoltaik-Pflicht beim Neubau<br />
von Wohn- und Nichtwohnge-<br />
sich die Umwelt positiv beein-<br />
dmvA architecten hebt sich durch<br />
bäuden sowie seit Januar 2023 für<br />
Der Temperaturanstieg von 1,1 °C seit Beginn des industriellen Zeitalters ist längst wahrnehmbar und<br />
flussen. Von natürlichen, nach-<br />
ihre gänzlich weiße Farbgebung<br />
Bestandsgebäude, sobald Dächer<br />
lässt sich mit den bisherigen Klimaschutzmaßnahmen auch nicht stoppen. Im Gegenteil: Der Lagebericht<br />
wachsenden Rohstoffen über<br />
vom historischen Kontext ab. Helle<br />
grundlegend saniert werden.<br />
zur globalen Erwärmung, den der Weltklimarat im März dieses Jahres veröffentlicht hat, prognostiziert<br />
recycelte Baustoffe bis hin zur<br />
Dachdeckungen wie diese reduzie-<br />
Je nach Standort und Ausrich-<br />
einen Anstieg von 3,2 °C bis zum Jahr 2100, wenn wir so weitermachen wie bisher. Neben dem Klima-<br />
Wiederverwendung gibt es zahl-<br />
ren laut einer 2017 durchgeführten<br />
tung bieten sich dafür vor allem<br />
schutz fordert er deshalb auch klimaresiliente Maßnahmen – vor allem auch durch den Bausektor.<br />
reiche Möglichkeiten, um Abfälle<br />
Studie des Fraunhofer-Instituts für<br />
Steildächer an, da sie bereits den<br />
und Treibhausgasemissionen zu<br />
Bauphysik die Wärmeentwicklung<br />
notwendigen Neigungswinkel mit<br />
Immer häufiger zeigt sich, dass<br />
Mehr Grün in die Stadt<br />
Raumtemperaturen bei. Fanden<br />
reduzieren.<br />
unter dem Dach spür- und messbar,<br />
sich bringen. Und auch hier lohnt<br />
Städte und Ortschaften weder<br />
Ein bekanntes Konzept hierfür<br />
Begrünungen in der Vergangenheit<br />
Abseits der Zusammensetzung<br />
indem sie bis zu 50 Prozent der<br />
sich wieder ein Blick ins Ausland:<br />
gegen Hitzestress noch gegen<br />
ist die Schwammstadt, die in der<br />
eher auf Flachdächern Einsatz, gibt<br />
der Baustoffe spielt auch ihre<br />
Einstrahlung reflektieren.<br />
Im Rotterdamer Stadtzentrum<br />
Starkregen gerüstet sind. In dieser<br />
Lage ist, große Mengen an Wasser<br />
es heute zunehmend Anwendun-<br />
Farbigkeit eine Rolle. Je heller die<br />
wandelten Orange Architects das<br />
Hinsicht gilt es, zunächst die<br />
aufzunehmen und zeitverzögert<br />
gen auf dem Steildach, zum Beispiel<br />
Oberflächen der Gebäudehülle,<br />
Witterungsschutz<br />
ehemalige Büro- und Industriege-<br />
Schwachstellen zu ermitteln und zu<br />
wieder abzugeben. Grundlage ist<br />
bei einer neuen Wohnsiedlung<br />
desto weniger Wärme verursachen<br />
und Energielieferant<br />
bäude eines Telekommunikations-<br />
beheben. Der Gedanke hinter dem<br />
das Zusammenspiel aus versicke-<br />
im dänischen Lisbjerg. Dort, wo<br />
sie. Dies ist auf den sogenannten<br />
Eine weitere Möglichkeit, die Kraft<br />
unternehmens zu einem Wohnge-<br />
klimaresilienten Bauen geht aber<br />
rungsfähigem Pflaster, Grünflä-<br />
aufgrund der Gebäudeausrichtung<br />
„Albedo-Effekt“ zurückzuführen,<br />
der Natur mithilfe von Dachflä-<br />
bäude um. Das steile Dach auf der<br />
noch einen Schritt weiter: Bauliche<br />
chen, Fassaden- und Dachbegrü-<br />
keine Photovoltaikanlagen infrage<br />
am besten bekannt durch die<br />
chen zu nutzen, ist der Einsatz von<br />
Südseite erhielt in diesem Zuge<br />
Strukturen müssen Extremwetter<br />
nungen. Letzteren kommt neben<br />
kamen, wurden die Satteldächer<br />
Polkappen, wo die vorhandenen<br />
Solar- und Photovoltaikanlagen.<br />
eine Deckung mit dunklen Solar-<br />
nicht nur ohne Beeinträchtigungen<br />
der kontrollierten Ableitung von<br />
begrünt. Die farbenfrohe Pflanzen-<br />
Eisschichten das Sonnenlicht<br />
In Baden-Württemberg beispiels-<br />
schiefern. Der jährliche Energie-<br />
überstehen, sie müssen sich auch<br />
Regenwasser eine weitere Be-<br />
welt hat nicht nur die zuvor be-<br />
reflektieren und so die Erderwär-<br />
weise sind rund 88 Prozent der<br />
ertrag von 56.000 kWh deckt den<br />
an sie anpassen und zukünftigen<br />
deutung zu: Durch ihre kühlende<br />
schriebene Wirkung, sie steigert<br />
mung regulieren. Gleiches bewirkt<br />
Dächer noch ungenutzt. Dieses<br />
Bedarf aller 20 Wohnungen sowie<br />
Risiken vorbeugen.<br />
Wirkung tragen sie zu angenehmen<br />
auch die Biodiversität.<br />
auch die Farbgebung von Fassade<br />
Potenzial veranlasste das Bundes-<br />
zum Teil den des Restaurants im<br />
und Dach, wie es der Lücken-<br />
land 2022 zur Einführung einer<br />
Erdgeschoss./<br />
Blumenwiesen, Obstbäume und begrünte Dächer prägen die Wohnsiedlung in Lisbjerg vom Büro Lendager.<br />
Der Wohnungsbau setzt die spitzen Dächer der Umgebung fort, findet aber seine ganz eigene Sprache.
STADTPORTRAIT • 08<br />
Ein Dorf im Aufbruch<br />
Anders Lendager<br />
Kopenhagen<br />
Was wäre, wenn es gelänge, eines der wirtschaftlichsten und gleichzeitig<br />
nachhaltigsten Wohnprojekte zu bauen? Was wäre, wenn das<br />
Projekt mehr Biodiversität als zuvor schaffen und den Biofaktor um<br />
30 Prozent erhöhen könnte? Und was wäre, wenn das Projekt zu 30<br />
Prozent aus Upcycling-Materialien bestünde? Diese ambitionierten<br />
Fragen beantwortet das dänische Architekturbüro Lendager mit seinen<br />
Ressourcenhäusern in Lisbjerg.<br />
„Durch die Wiederverwendung von Materialien überwinden<br />
wir nicht nur die Verschwendung in der Architektur,<br />
sondern erzählen auch eine Geschichte, die unsere<br />
ästhetische Wahrnehmung prägt.“<br />
Anders Lendager, CEO bei Lendager<br />
Die Gebäude sind zum Teil durch Glasdächer verbunden, unter denen sich Erschließungs- und Gemeinschaftsflächen befinden.<br />
Bei The Swan in der Gemeinde Gladsaxe wurden ganze Holzsparrengebinde aus dem Vorgängerbau wiederverwendet.<br />
Das Dorf Lisbjerg nördlich von Aar-<br />
den Ausgangspunkt für die 215<br />
sondern zieht auch die umgebende,<br />
abgeleitet und mehreren Versicke-<br />
Metall oder wiederverwendeten<br />
ner Fassaden- und Dachmaterialien<br />
hus hat große Pläne: Im Rahmen<br />
nachhaltigen Wohnhäuser, die mit<br />
erhaltenswerte Landschaft in die<br />
rungsflächen zugeführt. Dort, wo<br />
Dachziegeln. Letztere wurden als<br />
gestärkt, ist im Inneren jedoch<br />
eines der größten Stadtentwick-<br />
einer tragenden Holzstruktur und<br />
Siedlung hinein. Statt monokultu-<br />
keine Grünflächen infrage kamen,<br />
Fassadenbekleidung nicht nur<br />
kaum wahrnehmbar. Vielmehr ver-<br />
lungsprojekte Dänemarks soll in<br />
recycelten Materialien errichtet<br />
rell genutzter landwirtschaftlicher<br />
erzeugen Photovoltaikmodule jähr-<br />
innovativ in einen anderen Kontext<br />
schmelzen die Baukörper hier zu<br />
den kommenden Jahren aus dem<br />
wurden.<br />
Fläche prägen Wildblumen und<br />
lich 12.200 kWh Strom und sorgen<br />
gesetzt, sondern erschaffen durch<br />
einer Einheit. Für die Errichtung<br />
ehemaligen 1.000-Seelen-Dorf eine<br />
Obstbäume, Picknickplätze und<br />
so für eine CO 2<br />
-Einsparung von 72<br />
ihre Patina eine eigene Ästhetik<br />
kamen ausschließlich Re-Use-<br />
Stadt mit 25.000 Einwohner*innen<br />
Wildblumen und Obstbäume<br />
Spielflächen den Grünraum und<br />
Tonnen pro Jahr.<br />
und unterstreichen bewusst den<br />
Materialien aus dem Vorgänger-<br />
und Tausenden Arbeitsplätzen<br />
Die Wohnsiedlung schließt an den<br />
tragen so zu einer erhöhten Biodi-<br />
Nachhaltigkeitsgedanken des ge-<br />
bau – einer Schule – zum Einsatz.<br />
werden. Eine der Maßnahmen<br />
früheren Dorfkern Lisbjergs an.<br />
versität bei.<br />
Vom Steildach an die Fassade<br />
samten Quartiers.<br />
Und mehr noch: Die Architekt*in-<br />
zur Ortserweiterung ist „Made<br />
Ihre sanft ansteigende Topografie<br />
Gleiches gilt auch für die geneigten<br />
Um den CO 2<br />
-Fußabdruck noch wei-<br />
nen wagten das Experiment, ganze<br />
in Aarhus“ von Lendager. Mit all<br />
gibt den Blick auf Aarhus, seine<br />
Dachflächen, die als Gründächer<br />
ter zu reduzieren und dem Projekt-<br />
Experiment „Materiallager“<br />
Holzsparrengebinde zu demontie-<br />
seinen Entwürfen verschreibt sich<br />
Felder sowie seine Bucht im Süden<br />
ausgebildet und mit bis zu fünf-<br />
titel „Made in Aarhus“ gerecht zur<br />
Noch einen Schritt weiter ging das<br />
ren, auf der Baustelle zwischen-<br />
das Kopenhagener Architekturbüro<br />
frei. Diese wiederum findet ihre<br />
zehn verschiedenen Pflanzenarten<br />
werden, bestehen 20 Prozent der<br />
Team von Lendager beim Kinder-<br />
zulagern und unter statischer<br />
den Leitbildern der Nachhaltig-<br />
Übersetzung in der Satteldach-<br />
bestückt sind. Mit dem Wandel der<br />
verwendeten Materialien aus recy-<br />
garten „The Swan“. Ganz im Sinne<br />
Ertüchtigung wiederzuverwenden<br />
keit und Kreislaufwirtschaft und<br />
landschaft der ein- bis dreige-<br />
Jahreszeiten wechseln ihre Farben<br />
celten Baustoffen der Umgebung.<br />
einer kindgerechten Architektur<br />
– mit Erfolg. Neben Ziegelstei-<br />
setzt auf energieeffiziente sowie<br />
schossigen Wohnblöcke, die wie<br />
von Grün zu Rot. Darüber hinaus<br />
Die Fassaden der Wohnblöcke va-<br />
besteht der Neubau aus kleinen,<br />
nen, Dachziegeln und gewelltem<br />
ressourcenschonende Ansätze. So<br />
zufällig auf dem Areal platziert<br />
bieten sie dank ihrer Fläche von<br />
riieren in Farbtönen von Schwarz,<br />
aneinandergereihten Häusern mit<br />
Stahlblech als Verkleidung für Dä-<br />
auch beim besagten Neubaugebiet.<br />
scheinen. Die aufgelockerte Be-<br />
8.800 m 2 ein beachtliches Speicher-<br />
Gelb über Grün bis hin zu Rot – und<br />
asymmetrischen Satteldächern. Die<br />
cher und Fassaden sind sechs der<br />
Ressourcenbewusstsein, Gesund-<br />
bauung bildet nicht nur Höfe zur<br />
volumen für Regenwasser. Das<br />
zwar je nach Art der Außenwand-<br />
dörfliche Wirkung des Ensembles<br />
alten Sparrengebinde im zentralen<br />
heit und Gemeinschaft bilden<br />
gemeinschaftlichen Nutzung aus,<br />
restliche Niederschlagswasser wird<br />
bekleidung in Naturschiefer, Holz,<br />
wird durch den Einsatz verschiede-<br />
Eingangsbereich zu sehen./
KOMMENTAR • 10<br />
WETTBEWERB • 11<br />
Ein Blick auf den aktuellen Diskurs in der<br />
Baubranche bestätigt: Klimaresilient ist<br />
das neue Nachhaltig. Ansätze wie die wassersensible<br />
Stadt oder die Schwammstadt<br />
fordern mehr Grün in unseren Städten<br />
– im öffentlichen Raum, auf Dächern<br />
und an Fassaden –, um die Versickerung<br />
von Regenwasser zu ermöglichen und<br />
die Überhitzung zu vermeiden. Auch das<br />
Wohlbefinden und die Gesundheit des<br />
Menschen werden von einer ansprechenden<br />
Begrünung positiv beeinflusst. Und<br />
darüber hinaus bringen wir damit die Natur<br />
(zurück) in unsere Städte – das gilt sowohl<br />
für die Pflanzen- als auch für die Tierwelt.<br />
Die Realität sieht aber leider etwas anders<br />
aus. Ein Gebäude erreicht mit seiner<br />
Fertigstellung den Zustand, der mit dem<br />
Entwurf versprochen wurde. Die Freianlagen-<br />
und Begrünungsplanung ist jedoch<br />
auf einen wesentlich längeren, bis zu<br />
50 Jahre dauernden Zeitraum angelegt,<br />
um das gewünschte Erscheinungsbild zu<br />
erreichen, und entsprechend pflege- und<br />
kostenintensiv.<br />
Luisa Richter<br />
Berlin<br />
Zudem fehlt oft die Betrachtung im richtigen<br />
Maßstab. Denn Klimaresilienz<br />
lässt sich nicht erreichen, indem wir<br />
einzelne Grundstücke oder Gebäude<br />
betrachten. Wir müssen größer denken,<br />
und das setzt die Zusammenarbeit und<br />
das Ineinandergreifen verschiedener<br />
Bauen wir mit der Natur<br />
oder gegen sie?<br />
Luisa Richter, Studentin der Landschaftsarchitektur an der<br />
Technischen Universität Berlin und Nachwuchs-Kolumnistin<br />
beim Deutschen Architektenblatt, über den (zukünftigen)<br />
Stellenwert der Natur in der gebauten Umwelt.<br />
Disziplinen und Behörden voraus. Ein<br />
Beispiel sind Architektur und Landschaftsarchitektur,<br />
die nach wie vor mehr nebeneinander<br />
als miteinander arbeiten. Um<br />
der Natur eine höhere Priorität zu geben,<br />
müssen wir uns zusammentun und uns erst<br />
einmal fragen, für wen wir überhaupt bauen<br />
wollen. Beispielsweise würde mit einer<br />
radfahrerfreundlichen anstatt einer autogerechten<br />
Planung das Grün mehr Einzug<br />
in unsere Städte halten. Sie wäre dann die<br />
Basis für die weitere Gebäudeplanung.<br />
Und selbst auf dieser Ebene gilt: Wir können<br />
der Natur einen größeren Stellenwert<br />
verschaffen, indem wir die einzelnen Bauteile<br />
größer denken. Beispielsweise sind<br />
geneigte Dachflächen je nach Standort und<br />
Ausrichtung für Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen<br />
besonders geeignet. Dort,<br />
wo sie nicht infrage kommen, können<br />
Dachflächenfenster für eine angenehme<br />
Belichtung des Innenraums genutzt oder<br />
Dachbegrünungen eingesetzt werden. Mit<br />
diesen Möglichkeiten erhält das Steildach<br />
neben dem Witterungsschutz weitere neue<br />
Nutzwerte, von denen auch das Klima<br />
langfristig profitieren kann.<br />
Gastkommentare in stadt/land/dach geben stets die Meinung der jeweiligen Gastautoren wieder und nicht explizit die des Herausgebers.<br />
Dachwelten<br />
Der deutschlandweite Hochschulwettbewerb<br />
Dachwelten richtet sich an Studierende<br />
aus den Fachbereichen Architektur,<br />
Innenarchitektur und Bauingenieurwesen.<br />
Unter dem Motto „Ganz schön schräg“<br />
stellt er die Themen Konstruktion, Entwurf<br />
und Relevanz des geneigten Daches in<br />
den Mittelpunkt. Im März dieses Jahres<br />
startete die Qualifikationsphase der<br />
inzwischen 17. Auflage, an deren Ende<br />
pro teilnehmender Hochschule jeweils<br />
ein kleines Team an Studierenden steht.<br />
Sie vertreten ihre jeweilige Hochschule<br />
im Finale am 13./14. September bei der<br />
entscheidenden letzten Aufgabe: einem<br />
24-Stunden-Stegreif mit dem Steildach<br />
als wesentliches Gestaltungsmittel. Der<br />
Stegreif und die Videopräsentation vor<br />
der Jury können per Livestream und auf<br />
dem Instagram-Account von Dachwelten<br />
mitverfolgt werden.<br />
Der Gewinnerentwurf des<br />
Dachwelten-Wettbewerbs 2022<br />
von Elena Wünschmann,<br />
Ariann Schwarz,<br />
Felix Frankowiak<br />
und Gabriel Banks<br />
von der TU Berlin.<br />
VERANSTALTUNGEN 2023<br />
Weiterführende Informationen<br />
finden Sie auf unserer Website<br />
www.dachkult.de/events.<br />
Rooftop Talk #21 in Dortmund<br />
19. September 2023<br />
Rooftop Talk #22 in München<br />
20. November 2023<br />
HERAUSGEBER<br />
dachkult.de<br />
PARTNER<br />
Benders<br />
Creaton<br />
Deutsche Rockwool<br />
Dörken<br />
Fleck<br />
Flender-Flux<br />
FOS<br />
Gebr. Laumans<br />
Heuel<br />
Jacobi Walther<br />
Meyer-Holsen<br />
Nelskamp<br />
Otto Lehmann<br />
Prefa<br />
Puren<br />
Rheinzink<br />
VM Building Solutions<br />
Wienerberger<br />
Zambelli<br />
FÖRDERMITGLIEDER<br />
Bundesverband der<br />
Deutschen Ziegelindustrie<br />
Eurobaustoff<br />
Weitere Infos zu den Partnern<br />
unter dachkult.de/partner