2307_stadtlanddach

HEFTTHEMA • 06
Klimaresilient bis in die Dachspitze
Hell statt dunkel
Auch mit der Materialwahl lässt
schluss im belgischen Mechelen
zeigt. Die Nachverdichtung von
Photovoltaik-Pflicht beim Neubau
von Wohn- und Nichtwohnge-
sich die Umwelt positiv beein-
dmvA architecten hebt sich durch
bäuden sowie seit Januar 2023 für
Der Temperaturanstieg von 1,1 °C seit Beginn des industriellen Zeitalters ist längst wahrnehmbar und
flussen. Von natürlichen, nach-
ihre gänzlich weiße Farbgebung
Bestandsgebäude, sobald Dächer
lässt sich mit den bisherigen Klimaschutzmaßnahmen auch nicht stoppen. Im Gegenteil: Der Lagebericht
wachsenden Rohstoffen über
vom historischen Kontext ab. Helle
grundlegend saniert werden.
zur globalen Erwärmung, den der Weltklimarat im März dieses Jahres veröffentlicht hat, prognostiziert
recycelte Baustoffe bis hin zur
Dachdeckungen wie diese reduzie-
Je nach Standort und Ausrich-
einen Anstieg von 3,2 °C bis zum Jahr 2100, wenn wir so weitermachen wie bisher. Neben dem Klima-
Wiederverwendung gibt es zahl-
ren laut einer 2017 durchgeführten
tung bieten sich dafür vor allem
schutz fordert er deshalb auch klimaresiliente Maßnahmen – vor allem auch durch den Bausektor.
reiche Möglichkeiten, um Abfälle
Studie des Fraunhofer-Instituts für
Steildächer an, da sie bereits den
und Treibhausgasemissionen zu
Bauphysik die Wärmeentwicklung
notwendigen Neigungswinkel mit
Immer häufiger zeigt sich, dass
Mehr Grün in die Stadt
Raumtemperaturen bei. Fanden
reduzieren.
unter dem Dach spür- und messbar,
sich bringen. Und auch hier lohnt
Städte und Ortschaften weder
Ein bekanntes Konzept hierfür
Begrünungen in der Vergangenheit
Abseits der Zusammensetzung
indem sie bis zu 50 Prozent der
sich wieder ein Blick ins Ausland:
gegen Hitzestress noch gegen
ist die Schwammstadt, die in der
eher auf Flachdächern Einsatz, gibt
der Baustoffe spielt auch ihre
Einstrahlung reflektieren.
Im Rotterdamer Stadtzentrum
Starkregen gerüstet sind. In dieser
Lage ist, große Mengen an Wasser
es heute zunehmend Anwendun-
Farbigkeit eine Rolle. Je heller die
wandelten Orange Architects das
Hinsicht gilt es, zunächst die
aufzunehmen und zeitverzögert
gen auf dem Steildach, zum Beispiel
Oberflächen der Gebäudehülle,
Witterungsschutz
ehemalige Büro- und Industriege-
Schwachstellen zu ermitteln und zu
wieder abzugeben. Grundlage ist
bei einer neuen Wohnsiedlung
desto weniger Wärme verursachen
und Energielieferant
bäude eines Telekommunikations-
beheben. Der Gedanke hinter dem
das Zusammenspiel aus versicke-
im dänischen Lisbjerg. Dort, wo
sie. Dies ist auf den sogenannten
Eine weitere Möglichkeit, die Kraft
unternehmens zu einem Wohnge-
klimaresilienten Bauen geht aber
rungsfähigem Pflaster, Grünflä-
aufgrund der Gebäudeausrichtung
„Albedo-Effekt“ zurückzuführen,
der Natur mithilfe von Dachflä-
bäude um. Das steile Dach auf der
noch einen Schritt weiter: Bauliche
chen, Fassaden- und Dachbegrü-
keine Photovoltaikanlagen infrage
am besten bekannt durch die
chen zu nutzen, ist der Einsatz von
Südseite erhielt in diesem Zuge
Strukturen müssen Extremwetter
nungen. Letzteren kommt neben
kamen, wurden die Satteldächer
Polkappen, wo die vorhandenen
Solar- und Photovoltaikanlagen.
eine Deckung mit dunklen Solar-
nicht nur ohne Beeinträchtigungen
der kontrollierten Ableitung von
begrünt. Die farbenfrohe Pflanzen-
Eisschichten das Sonnenlicht
In Baden-Württemberg beispiels-
schiefern. Der jährliche Energie-
überstehen, sie müssen sich auch
Regenwasser eine weitere Be-
welt hat nicht nur die zuvor be-
reflektieren und so die Erderwär-
weise sind rund 88 Prozent der
ertrag von 56.000 kWh deckt den
an sie anpassen und zukünftigen
deutung zu: Durch ihre kühlende
schriebene Wirkung, sie steigert
mung regulieren. Gleiches bewirkt
Dächer noch ungenutzt. Dieses
Bedarf aller 20 Wohnungen sowie
Risiken vorbeugen.
Wirkung tragen sie zu angenehmen
auch die Biodiversität.
auch die Farbgebung von Fassade
Potenzial veranlasste das Bundes-
zum Teil den des Restaurants im
und Dach, wie es der Lücken-
land 2022 zur Einführung einer
Erdgeschoss./
Blumenwiesen, Obstbäume und begrünte Dächer prägen die Wohnsiedlung in Lisbjerg vom Büro Lendager.
Der Wohnungsbau setzt die spitzen Dächer der Umgebung fort, findet aber seine ganz eigene Sprache.