2307_stadtlanddach
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STADTPORTRAIT • 08<br />
Ein Dorf im Aufbruch<br />
Anders Lendager<br />
Kopenhagen<br />
Was wäre, wenn es gelänge, eines der wirtschaftlichsten und gleichzeitig<br />
nachhaltigsten Wohnprojekte zu bauen? Was wäre, wenn das<br />
Projekt mehr Biodiversität als zuvor schaffen und den Biofaktor um<br />
30 Prozent erhöhen könnte? Und was wäre, wenn das Projekt zu 30<br />
Prozent aus Upcycling-Materialien bestünde? Diese ambitionierten<br />
Fragen beantwortet das dänische Architekturbüro Lendager mit seinen<br />
Ressourcenhäusern in Lisbjerg.<br />
„Durch die Wiederverwendung von Materialien überwinden<br />
wir nicht nur die Verschwendung in der Architektur,<br />
sondern erzählen auch eine Geschichte, die unsere<br />
ästhetische Wahrnehmung prägt.“<br />
Anders Lendager, CEO bei Lendager<br />
Die Gebäude sind zum Teil durch Glasdächer verbunden, unter denen sich Erschließungs- und Gemeinschaftsflächen befinden.<br />
Bei The Swan in der Gemeinde Gladsaxe wurden ganze Holzsparrengebinde aus dem Vorgängerbau wiederverwendet.<br />
Das Dorf Lisbjerg nördlich von Aar-<br />
den Ausgangspunkt für die 215<br />
sondern zieht auch die umgebende,<br />
abgeleitet und mehreren Versicke-<br />
Metall oder wiederverwendeten<br />
ner Fassaden- und Dachmaterialien<br />
hus hat große Pläne: Im Rahmen<br />
nachhaltigen Wohnhäuser, die mit<br />
erhaltenswerte Landschaft in die<br />
rungsflächen zugeführt. Dort, wo<br />
Dachziegeln. Letztere wurden als<br />
gestärkt, ist im Inneren jedoch<br />
eines der größten Stadtentwick-<br />
einer tragenden Holzstruktur und<br />
Siedlung hinein. Statt monokultu-<br />
keine Grünflächen infrage kamen,<br />
Fassadenbekleidung nicht nur<br />
kaum wahrnehmbar. Vielmehr ver-<br />
lungsprojekte Dänemarks soll in<br />
recycelten Materialien errichtet<br />
rell genutzter landwirtschaftlicher<br />
erzeugen Photovoltaikmodule jähr-<br />
innovativ in einen anderen Kontext<br />
schmelzen die Baukörper hier zu<br />
den kommenden Jahren aus dem<br />
wurden.<br />
Fläche prägen Wildblumen und<br />
lich 12.200 kWh Strom und sorgen<br />
gesetzt, sondern erschaffen durch<br />
einer Einheit. Für die Errichtung<br />
ehemaligen 1.000-Seelen-Dorf eine<br />
Obstbäume, Picknickplätze und<br />
so für eine CO 2<br />
-Einsparung von 72<br />
ihre Patina eine eigene Ästhetik<br />
kamen ausschließlich Re-Use-<br />
Stadt mit 25.000 Einwohner*innen<br />
Wildblumen und Obstbäume<br />
Spielflächen den Grünraum und<br />
Tonnen pro Jahr.<br />
und unterstreichen bewusst den<br />
Materialien aus dem Vorgänger-<br />
und Tausenden Arbeitsplätzen<br />
Die Wohnsiedlung schließt an den<br />
tragen so zu einer erhöhten Biodi-<br />
Nachhaltigkeitsgedanken des ge-<br />
bau – einer Schule – zum Einsatz.<br />
werden. Eine der Maßnahmen<br />
früheren Dorfkern Lisbjergs an.<br />
versität bei.<br />
Vom Steildach an die Fassade<br />
samten Quartiers.<br />
Und mehr noch: Die Architekt*in-<br />
zur Ortserweiterung ist „Made<br />
Ihre sanft ansteigende Topografie<br />
Gleiches gilt auch für die geneigten<br />
Um den CO 2<br />
-Fußabdruck noch wei-<br />
nen wagten das Experiment, ganze<br />
in Aarhus“ von Lendager. Mit all<br />
gibt den Blick auf Aarhus, seine<br />
Dachflächen, die als Gründächer<br />
ter zu reduzieren und dem Projekt-<br />
Experiment „Materiallager“<br />
Holzsparrengebinde zu demontie-<br />
seinen Entwürfen verschreibt sich<br />
Felder sowie seine Bucht im Süden<br />
ausgebildet und mit bis zu fünf-<br />
titel „Made in Aarhus“ gerecht zur<br />
Noch einen Schritt weiter ging das<br />
ren, auf der Baustelle zwischen-<br />
das Kopenhagener Architekturbüro<br />
frei. Diese wiederum findet ihre<br />
zehn verschiedenen Pflanzenarten<br />
werden, bestehen 20 Prozent der<br />
Team von Lendager beim Kinder-<br />
zulagern und unter statischer<br />
den Leitbildern der Nachhaltig-<br />
Übersetzung in der Satteldach-<br />
bestückt sind. Mit dem Wandel der<br />
verwendeten Materialien aus recy-<br />
garten „The Swan“. Ganz im Sinne<br />
Ertüchtigung wiederzuverwenden<br />
keit und Kreislaufwirtschaft und<br />
landschaft der ein- bis dreige-<br />
Jahreszeiten wechseln ihre Farben<br />
celten Baustoffen der Umgebung.<br />
einer kindgerechten Architektur<br />
– mit Erfolg. Neben Ziegelstei-<br />
setzt auf energieeffiziente sowie<br />
schossigen Wohnblöcke, die wie<br />
von Grün zu Rot. Darüber hinaus<br />
Die Fassaden der Wohnblöcke va-<br />
besteht der Neubau aus kleinen,<br />
nen, Dachziegeln und gewelltem<br />
ressourcenschonende Ansätze. So<br />
zufällig auf dem Areal platziert<br />
bieten sie dank ihrer Fläche von<br />
riieren in Farbtönen von Schwarz,<br />
aneinandergereihten Häusern mit<br />
Stahlblech als Verkleidung für Dä-<br />
auch beim besagten Neubaugebiet.<br />
scheinen. Die aufgelockerte Be-<br />
8.800 m 2 ein beachtliches Speicher-<br />
Gelb über Grün bis hin zu Rot – und<br />
asymmetrischen Satteldächern. Die<br />
cher und Fassaden sind sechs der<br />
Ressourcenbewusstsein, Gesund-<br />
bauung bildet nicht nur Höfe zur<br />
volumen für Regenwasser. Das<br />
zwar je nach Art der Außenwand-<br />
dörfliche Wirkung des Ensembles<br />
alten Sparrengebinde im zentralen<br />
heit und Gemeinschaft bilden<br />
gemeinschaftlichen Nutzung aus,<br />
restliche Niederschlagswasser wird<br />
bekleidung in Naturschiefer, Holz,<br />
wird durch den Einsatz verschiede-<br />
Eingangsbereich zu sehen./