2307_stadtlanddach
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STEILDACH • 04<br />
Eine neue Beziehung zwischen<br />
Architektur und Natur<br />
Duncan Lewis, Scape Architecture<br />
Bordeaux<br />
In Bordeaux, auf einem alten Militär- und Bahnhofsareal am östlichen Ufer<br />
der Garonne, entsteht derzeit das ökologisch geprägte „Bastide Niel“. Der<br />
Masterplan aus dem Hause MVRDV sieht eine Mischnutzung vor: Schulen,<br />
Büros und Wohnkomplexe, dazwischen Grünflächen und kleinere Plätze.<br />
Mit dem Label „Eco-Quartier“ ausgezeichnet, ist es ein Musterbeispiel für<br />
ein technisch hochmodernes Stadtviertel, das für die Reduktion des Wasserund<br />
Energieverbrauchs sowie des Müll- und Verkehrsaufkommens steht.<br />
Dieser Gedanke bleibt jedoch nicht auf der Ebene des Masterplans stehen, sondern<br />
dringt auch tief in die Entwürfe der einzelnen Gebäude ein. Auf besondere<br />
heißen Sommertagen. Das unregel-<br />
(Farb-)Ton gegen<br />
gestaltet. Die Fassadenziegel wur-<br />
Weise macht der Architekt Duncan Lewis mit seinem Team von Scape Archi-<br />
mäßig gestaltete Metallgeflecht ist<br />
die Sommerhitze<br />
den in einem vorher festgelegten<br />
tecture den Entwurf resilient gegenüber den Herausforderungen des Klimawan-<br />
ein gleichermaßen transparentes<br />
Doch das ist nicht das einzige ge-<br />
Farbschema montiert. Die dreidi-<br />
dels im urbanen Raum. Am Rande eines wachsenden Quartiers gibt sein „Ekko“<br />
wie wandelbares Gestaltungsele-<br />
stalterische Element, das der Hitze<br />
mensional gestalteten Keramik-<br />
bereits vielen Bewohner*innen ein neues Zuhause.<br />
ment, das sich mit dem Pflanzen-<br />
des französischen Sommers etwas<br />
elemente verändern so je nach<br />
wachstum und den Jahreszeiten<br />
entgegensetzt. Fassade und Dach<br />
Sonnenstand und Tageszeit das<br />
Vertikaler Garten, schwebende Bäume<br />
ändert. Das Volumen des vertikalen<br />
des Wohnhauses sind harmonisch<br />
Gesamtbild der Fassade. Das Dach<br />
Auf einer Gesamtwohnfläche von rund 8.500 m 2 sind, auf fünf Etagen verteilt,<br />
Gartens ist großzügig bemessen:<br />
aufeinander abgestimmt in hellen<br />
ist als „Cool Roof“ konzipiert, auch<br />
insgesamt 49 Wohnungen mit bis zu fünf Zimmern untergebracht. Der Gebäude-<br />
So kommt auf 15.000 m 3 umbauten<br />
Farbtönen gehalten. So verhindern<br />
bei starker Sonneneinstrahlung<br />
komplex zieht sich mit seiner fast 90 Meter langen Fassade an der schmalen „Rue<br />
Raum über 6.600 m 3 „Garten“-Vo-<br />
sie das übermäßige Aufheizen<br />
bleibt die weiße Dachfläche auf-<br />
Hortense“ entlang und macht dem Straßennamen alle Ehre – leitet sich der fran-<br />
lumen. Dieser große Freiraum löst<br />
des Baus. Da die Baumaterialien<br />
grund ihrer hohen Reflexionsfähig-<br />
zösische Name „Hortense“ doch vom lateinischen „Hortus“, zu Deutsch „Garten“<br />
ein weiteres Problem in sommer-<br />
natürlich und möglichst einfach<br />
keit und der Hinterlüftung auf<br />
ab. In Anlehnung an die Gärten der kleinen Reihenhäuser, die die Straße säumen,<br />
lich überhitzten Städten: Er ver-<br />
gehalten sein sollten, fiel die<br />
einem niedrigen Temperaturni-<br />
zieht sich ein Garten an der gesamten Fassade des Neubaus entlang – und zwar<br />
größert den Querschnitt der<br />
Wahl auf eine Keramikfassade und<br />
veau und gibt nicht übermäßig<br />
vertikal vom Straßenniveau bis zum First hinauf.<br />
Frischluftschneise zur gegenüber-<br />
Tondachziegel. Die Keramikfassade<br />
viel Wärme in das Gebäude ab./<br />
Die dreidimensionale Grünfläche schirmt die Balkone und Wohnbereiche vor<br />
liegenden Bebauung in der recht<br />
ist in fünf verschiedenen matten<br />
fremden Blicken ab und spendet durch die Verdunstung angenehme Kühle an<br />
schmalen Seitenstraße.<br />
und glänzenden Hellgrau-Nuancen<br />
Der vertikale Garten zur Straßenseite ahmt die Form eines Steildaches nach.<br />
Im Sommer wirkt die Bepflanzung kühlend, im Winter lässt sie Sonnenlicht in das Innere der Wohnungen.