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Lesen Magazin 03/2023

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1<br />

Buchtipps<br />

3<br />

Klassiker zum<br />

Wiederentdecken<br />

Oder drei Bücher, die die verschiedensten Emotionen<br />

wecken und von der Schönheit der Liebe bis hin zu<br />

traumatischen Ereignissen reichen.<br />

Text von Urs Heinz Aerni<br />

«Literatur, die<br />

aufwühlt.»<br />

Der Wissenschaftsthriller handelt<br />

1<br />

von der Intelligenz der Pflanzen,<br />

selbstlernenden Algorithmen, einem zerstörerischen<br />

Ökosystem – und dem möglichen<br />

Ende der Menschheit. Weltweit sorgen anonym<br />

verschickte Postsendungen für Aufruhr:<br />

Tausende Menschen erhalten Saatgut.<br />

Die Behörden warnen davor, die Samen zu<br />

pflanzen, doch es ist zu spät. Eine unbekannte,<br />

invasive Pflanze breitet sich aus –<br />

und bringt Krankheit und Tod. Sie und ihre<br />

Pollen sind gefährlich. Der Botaniker Marcus<br />

Holland, der auf dem Gebiet der Pflanzenneurobiologie<br />

forscht, ist überzeugt,<br />

dass wir die pflanzliche Intelligenz unterschätzen.<br />

Seine Suche nach dem Ursprung<br />

der Päckchen führen ihn von Kanada über<br />

China nach Deutschland, wo er eine unglaubliche<br />

Entdeckung macht.<br />

Der Wald<br />

Tibor Rode, Droemer,<br />

CHF 26.90<br />

Sommer 2002: In Palermo wird ein<br />

2<br />

Priester erschossen, in Antwerpen<br />

stellen Ermittler drei Tonnen Kokain sicher,<br />

in Zürich begeht ein Pilot Selbstmord. Drei<br />

scheinbar isolierte Vorfälle. Doch bei der<br />

Schweizer Bundeskriminalpolizei erhärten<br />

sich die Hinweise, dass alle mit dem Ex-Banker<br />

Baumann zu tun haben, der in Diensten<br />

südamerikanischer Narcos steht. David Keller,<br />

Bundesermittler und Mafia-Experte,<br />

2 4<br />

wird auf den vermeintlichen Routinefall angesetzt.<br />

Schnell wird klar, dass er es mit einer<br />

internationalen Verschwörung zu tun<br />

hat, die alles bedroht, woran er je geglaubt<br />

hat – und seine Gegner ihm vertrauter sind,<br />

als er ahnen kann ...<br />

Skorpion<br />

Matt Basanisi, Gerd Schneider,<br />

Blanvalet, CHF 33.90<br />

Walter Moers mit über 100 Zeichnungen<br />

illustriertes Epos über den Kampf<br />

3<br />

einer verschworenen Gemeinschaft, die alles<br />

daransetzt, Zamonien vor der Apokalypse<br />

zu retten. Und mittendrin der Schriftsteller<br />

Hildegunst von Mythenmetz als dem<br />

gnadenlosen Schicksal ausgelieferter Held<br />

wider Willen. Schon auf der Überfahrt zur<br />

Insel Eydernorn, wo er seine Bücherstauballergie<br />

kurieren will, entgeht er nur knapp<br />

dem Tod. Im Hotel erwartet ihn ein musikalisches<br />

Hummdudel, seine Prominenz verhilft<br />

ihm zum Rang eines Patienten erster<br />

Klasse, und hilfreiche Küstengnome bieten<br />

ihm ihre Dienste an. Neugierig erforscht er<br />

die bizarre Fauna und Flora der Insel. Es<br />

könnte so erholsam sein, wären da nur nicht<br />

die bedrohlicher werdenden Begegnungen<br />

mit der Natur Eydernorns …<br />

Die Insel der Tausend Leuchttürme<br />

Walter Moers, Penguin Verlag,<br />

CHF 57.90<br />

«Ich war angefressen. Mein ganzes Leben<br />

lang hat mir meine Mutter weis-<br />

4<br />

gemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage<br />

vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher,<br />

dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum<br />

vorliegen.» Mit liebevoll grimmigem<br />

Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte<br />

seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig,<br />

im Sterben liegt. 1923 geboren,<br />

hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet,<br />

wenn man es nicht hat. «Dann ist die Inflation<br />

gekommen und das Geld war hin.» Für<br />

sie bedeutete das schon als Kind: Armut,<br />

Arbeit und sparen, sparen, sparen. Doch<br />

nicht einmal für einen Quadratmeter war es<br />

je genug. Endlich wieder ein neuer Roman<br />

von Wolf Haas. Ein grosses, berührendes<br />

Vergnügen.<br />

Eigentum<br />

Wolf Haas, Hanser,<br />

CHF 31.90<br />

Sidonie Gabrielle Colette wurde 1873 im<br />

Burgund geboren und nach ihrem Tod 1954<br />

in Paris mit einem Staatsbegräbnis geehrt.<br />

Dazwischen lag ein schaffensreiches Leben<br />

für die Literatur, aber auch für das Aufbrechen<br />

von konservativen Vorstellungen<br />

über Sexualität und die Rolle der Frau in<br />

der Gesellschaft. Nun liegt ihr Roman<br />

«Die Fessel» in einer neuen Übersetzung<br />

vor. Die schöne Renée Néré, durch eine<br />

Erbschaft finanziell unabhängig, führt<br />

ein unbeschwertes Leben: Sie pendelt zwischen<br />

Paris und der Riviera, ausgedehnte<br />

Reisen führen sie in die Schweiz und<br />

quer durch Europa. Colette lässt ihre Figur<br />

leidenschaftlich lieben, zweifeln und<br />

scheitern. Simone de Beauvoir sagte zu<br />

diesem Roman: «Colettes Heldinnen sind<br />

zu stolz und zu unabhängig, um an einer<br />

enttäuschten Liebe zu zerbrechen.»<br />

Die Fessel<br />

Sidonie-Gabrielle Claudine Colette,<br />

Ed. Ebersbach, CHF 35.90<br />

«Ich gestand ihr meine Liebe, und mit einem<br />

so brennenden Schmerz in der Brust begriff<br />

ich, wie überflüssig, kleinlich und trügerisch<br />

alles gewesen war, was uns daran gehindert<br />

hatte zu lieben.» Dieser schöne Satz<br />

entstammt der Erzählung «Über die Liebe».<br />

Es lohnt sich, diese Sammlung an Geschichten<br />

von Anton Čechov zu lesen. Der Herbst<br />

oder die dritte Jahreszeit zwischen Sommer<br />

und Winter dient wundersam als Kulisse<br />

für das Zaudern und Sehnen nach Glück<br />

und Liebe aus der Feder des 1860 in<br />

Südrussland geborenen Schriftstellers.<br />

Čechov gehört nicht zu den patriotisch<br />

gefärbten Grossschriftstellern, die<br />

Werke biblischen Ausmasses veröffentlichten.<br />

Er bediente sich einer klaren und<br />

deutlichen Sprache und blieb inhaltlich<br />

immer nah am Herzen von zweifelnden<br />

und liebenden Menschen.<br />

Späte Blumen<br />

Anton Pavlovič Č echov, Diogenes, CHF 34.90<br />

Der 1928 geborene und 1994 verstorbene<br />

Otto F. Walter wurde als Verleger, Schriftsteller<br />

und als Mitbegründer der Solothurner<br />

Literaturtage bekannt. Dieser Roman,<br />

der zum ersten Mal 1959 erschien, erzählt<br />

von einem Hilfsarbeiter, der als Kind Zeuge<br />

wurde, wie sein Vater die Mutter erschlug.<br />

Dieses Erlebnis machte ihn stumm. Als<br />

Erwachsener sucht er den Vater und findet<br />

ihn bei einem Bautrupp auf einer Strassenbaustelle<br />

im Jura. Der Roman wurde 1976<br />

verfilmt und ist auch als Hörspiel verfügbar.<br />

Dieses Drama zwischen Vater und Sohn<br />

erzeugt einen Lese-Sog, der einen nicht<br />

mehr loslässt und gleichzeitig betroffen<br />

macht. Literatur, die aufwühlt.<br />

Der Stumme<br />

Otto F. Walter, Atlantis, CHF 35.90<br />

14 <strong>Lesen</strong> <strong>Magazin</strong> Buchtipps<br />

<strong>Lesen</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Klassiker<br />

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