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1<br />
Buchtipps<br />
3<br />
Klassiker zum<br />
Wiederentdecken<br />
Oder drei Bücher, die die verschiedensten Emotionen<br />
wecken und von der Schönheit der Liebe bis hin zu<br />
traumatischen Ereignissen reichen.<br />
Text von Urs Heinz Aerni<br />
«Literatur, die<br />
aufwühlt.»<br />
Der Wissenschaftsthriller handelt<br />
1<br />
von der Intelligenz der Pflanzen,<br />
selbstlernenden Algorithmen, einem zerstörerischen<br />
Ökosystem – und dem möglichen<br />
Ende der Menschheit. Weltweit sorgen anonym<br />
verschickte Postsendungen für Aufruhr:<br />
Tausende Menschen erhalten Saatgut.<br />
Die Behörden warnen davor, die Samen zu<br />
pflanzen, doch es ist zu spät. Eine unbekannte,<br />
invasive Pflanze breitet sich aus –<br />
und bringt Krankheit und Tod. Sie und ihre<br />
Pollen sind gefährlich. Der Botaniker Marcus<br />
Holland, der auf dem Gebiet der Pflanzenneurobiologie<br />
forscht, ist überzeugt,<br />
dass wir die pflanzliche Intelligenz unterschätzen.<br />
Seine Suche nach dem Ursprung<br />
der Päckchen führen ihn von Kanada über<br />
China nach Deutschland, wo er eine unglaubliche<br />
Entdeckung macht.<br />
Der Wald<br />
Tibor Rode, Droemer,<br />
CHF 26.90<br />
Sommer 2002: In Palermo wird ein<br />
2<br />
Priester erschossen, in Antwerpen<br />
stellen Ermittler drei Tonnen Kokain sicher,<br />
in Zürich begeht ein Pilot Selbstmord. Drei<br />
scheinbar isolierte Vorfälle. Doch bei der<br />
Schweizer Bundeskriminalpolizei erhärten<br />
sich die Hinweise, dass alle mit dem Ex-Banker<br />
Baumann zu tun haben, der in Diensten<br />
südamerikanischer Narcos steht. David Keller,<br />
Bundesermittler und Mafia-Experte,<br />
2 4<br />
wird auf den vermeintlichen Routinefall angesetzt.<br />
Schnell wird klar, dass er es mit einer<br />
internationalen Verschwörung zu tun<br />
hat, die alles bedroht, woran er je geglaubt<br />
hat – und seine Gegner ihm vertrauter sind,<br />
als er ahnen kann ...<br />
Skorpion<br />
Matt Basanisi, Gerd Schneider,<br />
Blanvalet, CHF 33.90<br />
Walter Moers mit über 100 Zeichnungen<br />
illustriertes Epos über den Kampf<br />
3<br />
einer verschworenen Gemeinschaft, die alles<br />
daransetzt, Zamonien vor der Apokalypse<br />
zu retten. Und mittendrin der Schriftsteller<br />
Hildegunst von Mythenmetz als dem<br />
gnadenlosen Schicksal ausgelieferter Held<br />
wider Willen. Schon auf der Überfahrt zur<br />
Insel Eydernorn, wo er seine Bücherstauballergie<br />
kurieren will, entgeht er nur knapp<br />
dem Tod. Im Hotel erwartet ihn ein musikalisches<br />
Hummdudel, seine Prominenz verhilft<br />
ihm zum Rang eines Patienten erster<br />
Klasse, und hilfreiche Küstengnome bieten<br />
ihm ihre Dienste an. Neugierig erforscht er<br />
die bizarre Fauna und Flora der Insel. Es<br />
könnte so erholsam sein, wären da nur nicht<br />
die bedrohlicher werdenden Begegnungen<br />
mit der Natur Eydernorns …<br />
Die Insel der Tausend Leuchttürme<br />
Walter Moers, Penguin Verlag,<br />
CHF 57.90<br />
«Ich war angefressen. Mein ganzes Leben<br />
lang hat mir meine Mutter weis-<br />
4<br />
gemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage<br />
vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher,<br />
dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum<br />
vorliegen.» Mit liebevoll grimmigem<br />
Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte<br />
seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig,<br />
im Sterben liegt. 1923 geboren,<br />
hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet,<br />
wenn man es nicht hat. «Dann ist die Inflation<br />
gekommen und das Geld war hin.» Für<br />
sie bedeutete das schon als Kind: Armut,<br />
Arbeit und sparen, sparen, sparen. Doch<br />
nicht einmal für einen Quadratmeter war es<br />
je genug. Endlich wieder ein neuer Roman<br />
von Wolf Haas. Ein grosses, berührendes<br />
Vergnügen.<br />
Eigentum<br />
Wolf Haas, Hanser,<br />
CHF 31.90<br />
Sidonie Gabrielle Colette wurde 1873 im<br />
Burgund geboren und nach ihrem Tod 1954<br />
in Paris mit einem Staatsbegräbnis geehrt.<br />
Dazwischen lag ein schaffensreiches Leben<br />
für die Literatur, aber auch für das Aufbrechen<br />
von konservativen Vorstellungen<br />
über Sexualität und die Rolle der Frau in<br />
der Gesellschaft. Nun liegt ihr Roman<br />
«Die Fessel» in einer neuen Übersetzung<br />
vor. Die schöne Renée Néré, durch eine<br />
Erbschaft finanziell unabhängig, führt<br />
ein unbeschwertes Leben: Sie pendelt zwischen<br />
Paris und der Riviera, ausgedehnte<br />
Reisen führen sie in die Schweiz und<br />
quer durch Europa. Colette lässt ihre Figur<br />
leidenschaftlich lieben, zweifeln und<br />
scheitern. Simone de Beauvoir sagte zu<br />
diesem Roman: «Colettes Heldinnen sind<br />
zu stolz und zu unabhängig, um an einer<br />
enttäuschten Liebe zu zerbrechen.»<br />
Die Fessel<br />
Sidonie-Gabrielle Claudine Colette,<br />
Ed. Ebersbach, CHF 35.90<br />
«Ich gestand ihr meine Liebe, und mit einem<br />
so brennenden Schmerz in der Brust begriff<br />
ich, wie überflüssig, kleinlich und trügerisch<br />
alles gewesen war, was uns daran gehindert<br />
hatte zu lieben.» Dieser schöne Satz<br />
entstammt der Erzählung «Über die Liebe».<br />
Es lohnt sich, diese Sammlung an Geschichten<br />
von Anton Čechov zu lesen. Der Herbst<br />
oder die dritte Jahreszeit zwischen Sommer<br />
und Winter dient wundersam als Kulisse<br />
für das Zaudern und Sehnen nach Glück<br />
und Liebe aus der Feder des 1860 in<br />
Südrussland geborenen Schriftstellers.<br />
Čechov gehört nicht zu den patriotisch<br />
gefärbten Grossschriftstellern, die<br />
Werke biblischen Ausmasses veröffentlichten.<br />
Er bediente sich einer klaren und<br />
deutlichen Sprache und blieb inhaltlich<br />
immer nah am Herzen von zweifelnden<br />
und liebenden Menschen.<br />
Späte Blumen<br />
Anton Pavlovič Č echov, Diogenes, CHF 34.90<br />
Der 1928 geborene und 1994 verstorbene<br />
Otto F. Walter wurde als Verleger, Schriftsteller<br />
und als Mitbegründer der Solothurner<br />
Literaturtage bekannt. Dieser Roman,<br />
der zum ersten Mal 1959 erschien, erzählt<br />
von einem Hilfsarbeiter, der als Kind Zeuge<br />
wurde, wie sein Vater die Mutter erschlug.<br />
Dieses Erlebnis machte ihn stumm. Als<br />
Erwachsener sucht er den Vater und findet<br />
ihn bei einem Bautrupp auf einer Strassenbaustelle<br />
im Jura. Der Roman wurde 1976<br />
verfilmt und ist auch als Hörspiel verfügbar.<br />
Dieses Drama zwischen Vater und Sohn<br />
erzeugt einen Lese-Sog, der einen nicht<br />
mehr loslässt und gleichzeitig betroffen<br />
macht. Literatur, die aufwühlt.<br />
Der Stumme<br />
Otto F. Walter, Atlantis, CHF 35.90<br />
14 <strong>Lesen</strong> <strong>Magazin</strong> Buchtipps<br />
<strong>Lesen</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Klassiker<br />
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