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Lesen Magazin 03/2023

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15 Sprachen übersetzt. «Kontur eines Lebens», 2022 in einem<br />

Amsterdamer Verlag erschienen, hat sich über 30 000-mal verkauft<br />

und wird derzeit in mehrere Sprachen übersetzt. In seinem vierten<br />

Roman gibt Robben unzähligen Frauen mit ihren Erfahrungen<br />

zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren eine Stimme.<br />

5 Emanzipation einer starken Frau<br />

Diese völlig andere Familiengeschichte spielt in den ersten Jahrzehnten<br />

des 20. Jahrhunderts zur Zeit der Prohibition in den USA:<br />

In einer Kleinstadt in Virginia regieren die Männer, Lynchjustiz<br />

und Gewalt sind an der Tagesordnung. Die Hauptfigur des Romans,<br />

Sallie Kincaid, wird als Kind von ihrem geliebten Vater verstossen,<br />

weil dessen neue Frau sie als zu ungestüm und zu gefährlich für<br />

ihren kleinen Sohn empfindet. Nach dem Tod der Stiefmutter darf<br />

Sallie zurückkehren. Sie soll sich nun ausgerechnet um ihren Halbbruder<br />

kümmern und aus dem zartbesaiteten Jungen einen «echten<br />

Kincaid» machen. Als der dominante Vater, der von allen der «Duke»<br />

genannt wird, unerwartet stirbt, ist es aber die junge Sallie, die sich<br />

fortan selbstbewusst in der harten Männerwelt durchsetzt und dem<br />

Namen Kincaid alle Ehre macht. Sie führt das Unternehmen ihres<br />

Vaters weiter und muss sich gegen Intrigen und Allianzen innerhalb<br />

ihrer Familie durchsetzen.<br />

Jeannette Walls, die zu den grossen Autorinnen der US-amerikanischen<br />

Gegenwartsliteratur zählt, hat bereits mehrere Bestseller<br />

geschrieben. Für diesen Roman konsultierte die Autorin Zeitungsberichte,<br />

Gerichtsprotokolle und andere zeitgeschichtliche<br />

Dokumente und nahm eine real existierende und als «Königin der<br />

Roanoke-Schmuggler» bekannte Frau als Vorbild für eine ihrer<br />

Hauptfiguren. Ein leicht geschriebenes Buch mit vielen Dialogen.<br />

1<br />

Porträt auf grüner<br />

Wandfarbe<br />

Ein bewegender Generationenroman:<br />

Es geht um starke<br />

Frauen, eine Freundschaft,<br />

die Kriege übersteht, und Familiengeheimnisse,<br />

die alle Zeiten<br />

überdauern. Ein absoluter<br />

Pageturner!<br />

3<br />

Elisabeth Sandmann,<br />

Piper, CHF 33.90<br />

Die Dauer<br />

der Liebe<br />

Was passiert, wenn der Lebenspartner<br />

stirbt und seine Herkunftsfamilie<br />

der trauernden<br />

Partnerin die Zugehörigkeit<br />

abspricht? Der ergreifende<br />

Roman einer preisgekrönten<br />

Autorin über Verlust und<br />

Weiterleben.<br />

Sabine Gruber, C.H.Beck,<br />

CHF 33.90<br />

2<br />

Kontur eines<br />

Lebens<br />

Eine junge, freigeistige Frau<br />

trifft auf einen verheirateten<br />

Mann. Ein sensibles Buch<br />

über eine schicksalhafte und<br />

unmögliche Liebe im Korsett<br />

ihrer Zeit, der 1960er-Jahre.<br />

4<br />

Jaap Robben, Dumont,<br />

CHF 33.90<br />

Wo die Geister<br />

tanzen<br />

Eine Familiengeschichte mit<br />

Flucht und Vertreibung, auf<br />

der Suche nach Heimat, erzählt<br />

aus der Perspektive einer<br />

jungen Frau. Ein wichtiger gesellschaftspolitischer<br />

Roman –<br />

gerade in der heutigen Zeit.<br />

Joana Osman, C.Bertelsmann<br />

Belletristik, CHF 33.90<br />

1<br />

4 Auf der Suche nach Heimat<br />

In «Wo die Geister tanzen» gibt die Autorin Joana Osman ihrer<br />

eigenen Familiengeschichte eine Stimme. Die Tochter eines<br />

palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter schildert<br />

in einem sprachlich lockeren, fast umgangssprachlichen Ton, wie<br />

ihr Vater als Kind aus seiner Heimatstadt Jaffa fliehen musste.<br />

Nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg und schliesslich nach<br />

der Gründung Israels flohen viele Familien in den Libanon und<br />

von dort weiter in die Türkei – so auch ihr Vater mit seinen Eltern<br />

und Brüdern. Die Autorin erzählt im Buch vom Stolz des Grossvaters,<br />

von der Traurigkeit der Grossmutter, von Onkeln und Tanten,<br />

die staatenlos geboren werden, von den Umständen in Flüchtlingslagern<br />

und dem Weiterleben ohne Perspektive.<br />

Der Roman beginnt mit dem Anruf einer Cousine, die zufällig familiäre<br />

Notizbücher gefunden hat. So liest die Autorin wenig später<br />

in den Notizen ihres eigenen Vaters. Bei der Lektüre breitet sich<br />

vor den beiden Frauen eine aufregende Familiengeschichte aus, die<br />

von Vertreibung, Migration und der Suche bzw. Sehnsucht nach<br />

Heimat erzählt. Die Familie verstreut sich in mehrere Länder.<br />

Mohammad, der Vater der Autorin, geht 1974 nach Deutschland<br />

und heiratet dort deren Mutter.<br />

Fiktion und Autofiktion verschwimmen in diesem Roman, der<br />

im späteren Verlauf einen immer schärferen, fast dringlichen Ton<br />

erhält. Wie eng das eigene Leben und das der Vorfahren mit den<br />

politischen Entwicklungen verwoben ist, schildert Joana Osman<br />

in diesem Buch sehr eindrücklich.<br />

6 Die jährlichen Familienferien<br />

Dieses Buch kommt ohne grosse Handlung und Abenteuer aus: Der<br />

Abend vor den jährlichen Ferien im September ist für die Familie<br />

Stevens ein Ritual. Der Ferienbeginn, der offiziell erst am nächsten<br />

Tag mit der Reise ans südenglische Meer beginnt, wird mit einem<br />

Abendessen zu fünft – Mr. und Mrs. Stevens und ihre drei Kinder –<br />

zelebriert. Und dann geht es an den Ferienort, an den sie nun schon<br />

seit über 20 Jahren fahren, in die altbekannte Pension zur liebenswerten<br />

Mrs. Huggett, die nach dem Tod ihres Mannes die Pension<br />

mehr schlecht als recht weiterführt. Doch für Mrs. Stevens ist das<br />

jährliche Ritual eine Herausforderung und schon die Zugreise beschwerlich.<br />

Sehr schnell faszinieren die vom Autor sehr einfühlsam<br />

geschilderten Alltagsbetrachtungen, und ein bisschen wünscht<br />

man sich, Teil dieser unaufgeregten Ferien zu sein – gerade in der<br />

heutigen schnelllebigen Zeit.<br />

Der Roman «Zwei Wochen am Meer» des englischen Autors<br />

R. C. (Robert Cedric) Sherriff (1896–1975) erschien erstmals 1931.<br />

Das muss man wissen, um sich nicht an den klassischen Rollenverteilungen<br />

zu stören: Die letzten Reisevorbereitungen werden<br />

ruhig, aber generalstabsmässig vom Vater angeordnet, während die<br />

Tochter den Abwasch macht. Die Welt der Familie Stevens ist überschaubar,<br />

Familienanlässe und Geburtstage werden rot im Kalender<br />

angestrichen und markieren Höhepunkte im Jahr.<br />

R. C. Sherriff war Schriftsteller, Drehbuchautor und Versicherungsbeamter.<br />

Seine Filmskripte wurden unter anderem für<br />

den Oskar nominiert. Er hat ein unaufgeregtes, wunderbares<br />

Familienporträt geschrieben, in dem nicht die Handlung,<br />

sondern die Atmosphäre die Hauptperson ist.<br />

3<br />

2<br />

4<br />

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