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Fine_315_Luce-della-Vite

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das andere Licht der Antike, das den Geistesblitz bezeichnet.<br />

Wer unwiederholbare Lebensereignisse wie Geburt, Taufe und<br />

Hochzeit angemessen feiern will, kleidet sich sorgfältig, deckt<br />

den Tisch mit kostbarem Geschirr und genießt besondere, nicht<br />

alltägliche Speisen. Auf solch eine festliche Tafel gehört <strong>Luce</strong>.<br />

Die Komposition des <strong>Luce</strong> bringt eine zuvor nicht gezeigte<br />

Stärke des Terroirs von Montalcino zum Vorschein: Der Merlot<br />

wirkt wie ein Katalysator, der die besten Eigenschaften des<br />

Sangiovese, seine vibrierenden Tannine, die lebendige Fruchtsäure,<br />

den Grip und die delikate Fruchtaromatik, verstärkt. In<br />

der <strong>Luce</strong>-Cuvée ist der Sangiovese Muskel und Seele zugleich.<br />

Der Merlot prägt mit seiner mediterranen Würze und Opulenz<br />

den Körper des Weins. Er gibt dem Sangiovese Halt und<br />

Raum, seine Virtuosität höchst eigen entfalten zu können.<br />

Wenn man die Chargen Merlot und Sangiovese separat verkostet,<br />

wird deutlich, dass die <strong>Luce</strong>-Komposition mehr ist als<br />

die Summe zweier Sorten: Sie bildet ein Drittes, das in seiner<br />

Struktur, Aromatik und Komplexität stärker ist als Merlot und<br />

Sangiovese für sich. In großen Brunello-Jahrgängen wie 2010,<br />

Vorschein. Besonders bei jenen <strong>Luce</strong>-Jahrgängen, die mehr als<br />

zehn Jahre Entwicklung hinter sich haben: Mit zunehmender<br />

Reife verschlankt sich der <strong>Luce</strong>, sein Körper wird transparenter.<br />

Zugleich treten geschmackliche Qualitäten wie Delikatesse,<br />

kühle Aromatik, Saftigkeit und mineralische Frische noch stärker<br />

in den Vordergrund. Während er in der Jugend noch von der<br />

Würze und Frucht des Merlot geprägt ist, werden im Alter die<br />

Frische und Eleganz des Sangiovese besonders präsent. Dabei<br />

bleibt die Cuvée in Balance, weshalb sie eine überdurchschnittliche<br />

Langlebigkeit besitzt. Die Intensität und <strong>Fine</strong>sse des <strong>Luce</strong><br />

vermag dabei mit fortschreitender Zeit eine andere Gestalt anzunehmen,<br />

doch die Substanz bleibt konstant. Es ist ein sehr ausgewogener,<br />

voluminöser Wein, der zugleich fein und nicht zu<br />

schwer ist. Er öffnet sich langsam und gibt seine geschmacklichen<br />

Qualitäten subtil preis.<br />

Die siebenundsiebzig Hektar Weinberge der Tenuta <strong>Luce</strong><br />

<strong>della</strong> <strong>Vite</strong> befinden sich zwischen dreihunderfünfzig und<br />

vierhundertzwanzig Metern Höhe über dem Meeres spiegel.<br />

Die Höhenlagen der Tenuta gehören zu den höchsten in<br />

Die goldene »20« auf den Flaschen des Jahrgangs 2012 feiert den seit<br />

zwei Dekaden ungebrochenen Erfolg des <strong>Luce</strong>, von dem auch die Schatzkammer<br />

Zeugnis gibt. Im Keller, für den seit Anfang dieses Jahres der junge Önologe<br />

Filippo Magni zuständig ist, reift der Wein zwei Jahre in Barriques.<br />

die den Sangiovese reinsortig auf der Höhe seiner Expression<br />

und seines Potentials zeigen, ist der <strong>Luce</strong> ebenfalls überdurchschnittlich<br />

gut. Seine Singularität offenbart er jedoch eher in<br />

mittleren Brunello-Jahren. Hier zeigt sich die Stärke der <strong>Luce</strong>-<br />

Komposition, die dank des Merlot-Anteils an <strong>Fine</strong>sse, Komplexität<br />

und Potential zulegt.<br />

Balance von Kühle und Wärme<br />

Man hat diesem Wein oft vorgeworfen, der Merlot<br />

habe lediglich die Funktion eines Weichmachers, der<br />

den toskanischen Charakter des Sangiovese verstelle.<br />

Eine fachliche Vertikalverkostung aller <strong>Luce</strong>-Jahrgänge ab 1993<br />

hält dieser Behauptung nicht stand. Vielmehr bringt der <strong>Luce</strong><br />

einen bisher kaum belichteten Charakter von Montalcino zum<br />

Montalcino; in den oberen, nach Südwesten aus gerichteten<br />

wächst Sangiovese. Der mineralreiche Boden ist hier von<br />

Galèstro- Schiefer geprägt, dessen farbliches Spektrum von<br />

einem bläulichen Schimmern bis zu Ocker- und Cappuccino-<br />

Tönen reicht. Der steinige Boden ist tiefgründig, bildet eine<br />

gute Drainage, weshalb die Wurzeln des Sangiovese auch bei<br />

starkem Regen trocken bleiben – da es hier besonders im<br />

Frühling und Frühsommer öfter regnen kann, ist diese Bodeneigenschaft<br />

die Voraussetzung für hochwertige Sangiovese-<br />

Qualität. Die wichtigsten Sangiovese- Lagen sind Caselli und<br />

Casa Rossa. Unten am Fuß der Hügel wächst der Merlot in der<br />

Lage Cavallino. Sie ist etwas südlicher situiert und wärmer, hier<br />

prägen kräftige ton- und kalkhaltige Lehmböden die Reifung<br />

der Trauben. <strong>Luce</strong> ist ein Wein der Indicazione Geografica<br />

Tipica (IGT).<br />

Die Reben der Tenuta werden nach den Methoden des<br />

biodynamischen Weinbaus gepflegt. Alle Trauben werden<br />

mit Handlese eingebracht und selektioniert. Der Merlot wird<br />

meist Mitte September gelesen, der Sangiovese etwa drei bis vier<br />

Wochen später. Jede Parzelle und Rebsorte wird separat verarbeitet<br />

und ausgebaut. Der biologische Säureabbau geschieht<br />

im Barrique-Keller der Tenuta. In den 1990er Jahren wurde<br />

der Wein teils auch in großen Holzfässern ausgebaut, wie sie<br />

beim Brunello verwendet werden. Davon hat man sich emanzipiert<br />

und setzt nun ganz auf Barriques. Seither hat der <strong>Luce</strong><br />

an Komplexität und Dichte zugelegt. Der Anteil an neuen<br />

Barriques wird jahrgangsbedingt modifiziert. Dabei werden<br />

ver schiedene Arten von französischer Eiche eingesetzt. Auch<br />

die Röstgrade der Fässer, die sogenannten Toastings, werden<br />

individuell variiert. Erst nachdem die verschiedenen Chargen<br />

Merlot und Sangiovese eine Zeit lang gereift wurden, werden sie<br />

in der <strong>Luce</strong>-Cuvée zusammengeführt, die dann weitere Monate<br />

in Holzfässern reifen – insgesamt sind es rund zwei Jahre, die<br />

jeder <strong>Luce</strong>-Jahrgang in Barriques verbringt.<br />

Auch die beiden anderen Weine der Tenuta <strong>Luce</strong> <strong>della</strong><br />

<strong>Vite</strong> haben eine spannende Entwicklung erlebt: Die Cuvée des<br />

<strong>Luce</strong>nte wurde 2007 von Lamberto Frescobaldi überarbeitet.<br />

Seitdem besteht er jahrgangsabhängig etwa zu drei Vierteln aus<br />

Sangiovese und einem Viertel Merlot. Der <strong>Luce</strong>nte ist entschiedener<br />

und expressiver geworden, ein veritabler Zweitwein mit<br />

Potential, dessen Trauben in den <strong>Luce</strong>-Parzellen selektioniert<br />

werden. Der <strong>Luce</strong> Brunello, ein reinsortiger Sangiovese, ist in der<br />

letzten Dekade konsequent zu einem Topwein weiter entwickelt<br />

worden. Er kommt von einer kleinen, fünf Hektar umfassenden<br />

Höhenlage, dem Vigneto Madonnino. Sie liegt am neunhundert<br />

Jahre alten Castel Giocondo und gehört zur DOCG<br />

Brunello di Montalcino. Der Boden schimmert im Morgenlicht<br />

bläulich vom Galèstro-Schiefer, der dem Wein mineralische<br />

Feinnervigkeit und Tiefe verleiht. Der <strong>Luce</strong> Brunello ist<br />

ein langlebiger und komplexer Rotwein. Mit ihm interpretiert<br />

Lamberto Frescobaldi die Brunello-Tradition des Montalcino<br />

auf finessenreiche Weise.<br />

Der Wein <strong>Luce</strong> <strong>della</strong> <strong>Vite</strong> vereint nicht nur eine toskanische<br />

mit einer Bordelaiser Rebsorte – er verbindet<br />

auch zwei Elemente des Montalcino: die Kühle der<br />

steinigen Höhenlagen und die Wärme und Fruchtbarkeit der<br />

tiefer gelegenen Hügellagen. Die Mineralität und Expressivität<br />

des Galèstro-Schiefers prägen den Sangiovese, die kalkreichen,<br />

tonhaltigen Lehmböden den Merlot. Beide Rebsorten repräsentieren<br />

diese unterschiedlichen Welten und gelangen im <strong>Luce</strong><br />

in Balance und Harmonie, ohne ihre Divergenzen und Eigenheiten<br />

zu nivellieren. Jedes Jahr ist im Montalcino anders, und<br />

der <strong>Luce</strong> ist es auch. Die Klima erwärmung ist mit ihren ungewöhnlichen<br />

Wettern längst auch in den toskanischen Weinbergen<br />

angekommen. <strong>Luce</strong> spiegelt sie in seinem Geschmack<br />

wider und bringt sie in Balance. •<br />

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FINE 3 | 2015 FINE TOSKANA

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