immobilia 2023/10 - SVIT
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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
STEUERN<br />
VERMIETUNGS-<br />
OPTION AUF DEM<br />
PRÜFSTAND<br />
33<br />
Die freiwillige MWST-Unterstellung von<br />
Erträgen aus der Immobilienvermietung<br />
erfreut sich zunehmender Beliebtheit.<br />
Was sind die Gründe, die für<br />
oder gegen eine Vermietungsoption<br />
sprechen? Eine kurze Auslegeordnung.<br />
TEXT—MAKEDON JENNI*<br />
NEUERSTELLUNG GESCHÄFTSIMMOBILIE<br />
Quelle: T+R AG<br />
Investition (ohne Land): <strong>10</strong> 000 000 CHF (netto)<br />
Kalkulierte Jahresrendite: 4% der Investition<br />
Berechnung ohne Option CHF CHF<br />
Baukosten im Jahr <strong>2023</strong><br />
+ 7,7% MWST<br />
<strong>10</strong> 000 000<br />
+ 770 000<br />
<strong>10</strong> 770 000 Jahresmiete 430 800<br />
Berechnung mit Option CHF CHF<br />
Baukosten inkl. 7,7% MWST (analog oben)<br />
Vorsteuerabzug<br />
<strong>10</strong> 770 000<br />
– 770 000<br />
<strong>10</strong> 000 000<br />
Jahresmiete<br />
+ 7,7% MWST<br />
Vorsteuerabzug<br />
Jahresmiete<br />
400000<br />
30800<br />
430800<br />
–30800<br />
400000<br />
BILD: 123RF.COM<br />
ANZEIGE<br />
FISKALISCHER ANREIZ<br />
Die Überlassung von Immobilien und<br />
Immobilienteilen zum Gebrauch oder zur<br />
Nutzung sind grundsätzlich von der Mehrwertsteuer<br />
(MWST) ausgenommen. Das<br />
MWST-Gesetz lässt jedoch eine freiwillige<br />
Versteuerung von Mieterträgen in vielen<br />
Fällen zu. Insbesondere bei Geschäftsmietverhältnissen<br />
hat der Eigentümer resp. der<br />
Vermieter die Möglichkeit, von dieser sogenannten<br />
Vermietungsoption Gebrauch zu<br />
machen. Bei der Wahl einer Option spielen<br />
nebst fiskalischen Überlegungen auch qualitative<br />
Aspekte eine entscheidende Rolle.<br />
Festzustellen ist, dass sich die Vermietungsoption<br />
zunehmender Beliebtheit erfreut<br />
und deshalb immer häufiger zur Anwendung<br />
gelangt. Einerseits ist dies dem<br />
Umstand zu verdanken, dass der Gesetzgeber<br />
den Anwendungsbereich der Option<br />
stetig erweiterte. Mittlerweile können<br />
mit Ausnahme ausschliesslich für Wohnzwecke<br />
genutzter Räumlichkeiten sämtliche<br />
Immobilienvermietungen der MWST<br />
unterstellt werden. Als Nutzung für Wohnzwecke<br />
gilt dabei der Gebrauch der Räumlichkeiten<br />
als Wohnsitz im Sinne der Artikel<br />
23 ff. ZGB und/oder für den Wochenaufenthalt.<br />
Anderseits dürfte das Wissen über<br />
die mehrwertsteuerlichen Folgen dazu beigetragen<br />
haben, dass die Option tatsächlich<br />
vermehrt genutzt wird.<br />
Die Initiative einer Option geht im Normalfall<br />
vom Vermieter aus. Zu beachten ist,<br />
dass jeweils das einzelne Mietverhältnis<br />
und nicht per se die ganze Immobilie oder<br />
Überbauung optiert wird. Gerade im Hinblick<br />
auf grössere Sanierungen und Investitionen<br />
sieht sich der Vermieter kostenmässig<br />
einer MWST konfrontiert, die er<br />
einzig mit der Option vermeiden kann. Ist<br />
der Mieter zum Vorsteuerabzug berechtigt,<br />
ist die Versteuerung des Mietertrages<br />
unschädlich und die Überwälzung der<br />
MWST erfolgt problemlos. Der offensichtliche<br />
Vorteil einer Option lässt sich mit dem<br />
Bau einer geschäftlich genutzten Immobilie<br />
vereinfacht darstellen (siehe Abbildung).<br />
www.visualisierung.ch<br />
WENIGER BETRIEBS- ODER<br />
LIEGENSCHAFTSKOSTEN<br />
Die Option versetzt den Vermieter in eine<br />
komfortable Position: Im Vergleich zum<br />
nicht-optierenden Mitbewerber kann er attraktiver<br />
resp. günstiger am Mietermarkt<br />
auftreten. Gleichzeitig geht aus der Vergleichsrechnung<br />
hervor, dass sich seine Immobilienrendite<br />
erhöht, wenn er die Nettomiete<br />
zwischen 400 000 und 430 800 CHF<br />
pro Jahr ansetzt. Im vereinfachten Beispiel<br />
könnte er seine Rendite um maximal 0,3%<br />
erhöhen.<br />
Die Vermietungsoption gewährt nicht<br />
nur eine unmittelbare Entlastung der Baukosten.<br />
Sie reduziert in gleicher Weise die<br />
Betriebs- oder Liegenschaftskosten. Doch<br />
auch beim Mieter kann sich eine Option positiv<br />
auswirken. Zum einen ist nicht auszuschliessen,<br />
dass der Vermieter die genannten<br />
Kostenentlastungen mit seinem Mieter<br />
teilt, indem er die Nettomiete unter der Maximalvariante<br />
ansetzt (im Beispiel zuvor<br />
unter 430 800 CHF pro Jahr). Zum anderen<br />
sei daran erinnert, dass lediglich optierte<br />
Mietverhältnisse einen offenen und damit<br />
abzugsberechtigenden MWST-Ausweis<br />
auf den Heiz- und Nebenkostenabrechnung<br />
erlauben. Bei einer Vermietung ohne<br />
Option wird die MWST auf den Drittkosten<br />
in der Heiz- und Nebenkostenabrechnung<br />
inkludiert, was sich beim Mieter als definitiver<br />
Kostenblock niederschlägt.<br />
Formell vollzogen wird die Option typischerweise<br />
mit dem offenen Ausweis der<br />
MWST auf einer Rechnung oder in einem<br />
Vertrag. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit,<br />
rein deklaratorisch zu optieren.<br />
Dabei deklariert der Vermieter die Option<br />
lediglich im Rahmen seiner MWST-Abrechnung<br />
gegenüber der Steuerbehörde.<br />
Er versteuert den Mietertrag, ohne dass<br />
18<br />
IMMOBILIA / Oktober <strong>2023</strong>