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moneyeditorial EDITORIAL Mehr Fairness, weniger Beamte Beamte müssen viel ertragen. Dazu gehören auch Witze über ihre Effizienz. „Warum sind bei Beamten Papiertaschentücher so unbeliebt? Weil häufig ‚Tempo‘ draufsteht!“ Doch solche Pointen können Staatsdiener gut wegstecken. Denn die knapp 1,8 Millionen Beamten genießen Privilegien. Die Pressemitteilung Nr. 551 des Statistischen Bundesamtes stellt fest: Rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das sind mehr als 52 Milliarden Euro, wurden im Jahr 2021 für ihre Altersversorgung aufgewendet. Mit einem durchschnittlichen Ruhegehalt von 3170 Euro monatlich sind Beamte im Vergleich zu Arbeitnehmer und Selbstständigen privilegiert. Die Schieflage wird sich durch die Zunahme staatlicher Ruheständler noch verstärken. Die Zahl der Pensionäre stieg bereits zwischen dem Jahr 2000 und 2020 um mehr als die Hälfte. Doch nicht nur bei der Altersversorgung wächst die Ungleichheit, sondern auch bei den Gehältern. Beamte kommen nach einer Umfrage der Bundesbank auf ein durchschnittliches Jahresbruttoeinkommen von 79 900 Euro. Bei Angestellten sind es hingegen 58 400 Euro und bei Selbstständigen sogar nur 51 300 jährlich. Dabei genießen Beamte noch Privilegien wie eine Arbeitsplatzgarantie, keine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung oder zur Rentenversicherung sowie eine eigene Krankenversicherung, die der Versorgung durch AOK & Co. weit überlegen ist. Angesichts der Lohnentwicklung gilt ohnehin nicht mehr die tradierte Annahme, dass Beamte weniger Geld verdienen als in der freien Wirtschaft und deshalb eine hohe Pension verdienen. Es ist Zeit für eine sehr grundlegende Reform, um mehr Fairness im Land zu schaffen. Warum zahlen nicht auch Beamte in die Rentenversicherung ein? Warum erhalten Beamte bis zu knapp 72 Prozent ihres letzten Gehaltes vor dem Ruhestand? Warum sind Staatsdiener aus solidarischen Gründen nicht bei einer Ersatzkasse krankenversichert? Und warum gibt es eigentlich eine lebenslange Arbeitsplatzgarantie? Wenn die Parteien nicht bald eine Modernisierung des viel zu teuren Staatsapparates anpacken, droht zum einen die wirtschaftliche Überforderung des Staates. Deutschland hat bekanntlich kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabeproblem. Das gilt insbesondere bei den Staatsdienern. Zudem birgt das unfaire System sozialen Sprengstoff, aus dem extremistische Kräfte schnell Kapital schlagen können. Noch immer haben die bürgerlichen Kräfte in Regierung und Opposition genügend Stimmen, um Gesetze und Verfassung im Sinne von mehr Gerechtigkeit und besserer Leistbarkeit zu ändern. Sie sollten diese Macht schleunigst nutzen, um das Zweiklassensystem zu beenden und die Rentenversicherung zukunftssicher zu machen. Mehr Fairness ist das Gebot der Stunde. HANS-PETER SIEBENHAAR Mitglied der Chefredaktion FOCUS MONEY 12 Monate lesen, 9 Monate bezahlen Liebe Leserinnen und Leser, wussten Sie schon, dass Sie als Digital- Abonnent FOCUS MONEY einen Tag früher, bereits dienstags ab 8:00 Uhr lesen können? Sichern Sie sich unser Kombi-Angebot Print und Digital und profitieren Sie doppelt: Sie lesen 12 Monate zum Preis von 9 und bezahlen nur 226,80 €* statt regulär 295,80 € und sparen somit 23 %. Das Beste: Zusätzlich bedanken wir uns bei Ihnen einmalig mit einer 140,– € Prämie. Mein Tipp deshalb, gleich bestellen und sofort profitieren: www.focus-abo.de/money-editorial Herzlich Ihr *inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht FOCUS MONEY <strong>42</strong>/<strong>2023</strong> 3