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Tabuthema Frauenarmut - Zonta Club Karlsruhe e.V.

Frauenarmut hat viele Gesichter. Tun wir etwas!

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LIEBE LESER*INNEN,<br />

wir dürfen in einem wunderbaren<br />

Land in Freiheit und Gleichheit<br />

leben. Deutschland ist eines der<br />

wirtschaftlich stärksten Länder der<br />

Welt und hat weltweit eine herausragende<br />

Position in Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung. Chancengleichheit<br />

ist in vielen Bereichen<br />

unseres Lebens gegeben. So war<br />

z. B. die Ausbildung von Frauen nie<br />

so gut wie in unserer Generation.<br />

Alles gut – oder?<br />

Gerade erleben wir alle, wie unser<br />

persönlicher Wohlstand in Gefahr<br />

ist. Energiekrise, Inflation und zuvor<br />

die Pandemie führen uns vor Augen,<br />

wie schnell sicher geglaubtes ins<br />

Wanken kommen kann. Wohlstand<br />

ist keine Selbstverständlichkeit.<br />

2021 waren in Deutschland 13,8<br />

Millionen Menschen armutsgefährdet,<br />

was 16,6 % der Bevölkerung<br />

entspricht. Frauen sind aufgrund<br />

von reduzierter Erwerbstätigkeit<br />

in Phasen der Kindererziehung<br />

oder Pflege von Angehörigen dabei<br />

häufiger von Armut betroffen als<br />

Männer. Insbesondere die Armut<br />

im Alter ist eine große Herausforderung.<br />

Bei Frauen ab 65 Jahren lag<br />

das Armutsgefährdungsrisiko im<br />

Jahr 2021 bei 19,3 %.<br />

Diese Zahlen machen betroffen und<br />

zeigen deutlich die gesellschaftliche<br />

Herausforderung von Armut in<br />

unserem hochentwickelten Land.<br />

Armut hat viele Gesichter, man<br />

kann sie nicht immer erkennen.<br />

Die Biographien und Hintergründe<br />

sind vielfältig. Mit dieser Broschüre<br />

möchten wir das <strong>Tabuthema</strong><br />

Frauen-Armut in seinen unterschiedlichen<br />

Facetten beleuchten<br />

und zu einer stärkeren Wahrnehmung<br />

beitragen.<br />

Wir laden Sie ein, die Entstehung<br />

und die Auswirkungen von Frauen-Armut<br />

kennenzulernen. Frauen<br />

haben ein erheblich höheres Risiko<br />

für Einkommensarmut als Männer.<br />

Alleinerziehende Mütter haben es<br />

besonders schwer. Ihre Armut trifft<br />

direkt auch ihre Kinder. Mit Armut<br />

geht soziale Ausgrenzung einher.<br />

Vorsorge ist elementar und fällt<br />

doch oft so schwer. Der Verlust des<br />

Arbeitsplatzes bedeutet häufig auch<br />

den Verlust der Wohnung. Obdachlosigkeit<br />

ist dann die härteste Stufe<br />

der Armut.<br />

Doch Aufgeben ist keine Option.<br />

Nicht für die betroffenen Frauen<br />

und nicht für die Engagierten, die<br />

sie unterstützen und begleiten. Wir<br />

möchten Wege aufzeigen, Armut<br />

vorzubeugen und damit umzugehen,<br />

wenn man betroffen ist.<br />

ZONTA <strong>Club</strong>s engagieren sich weltweit<br />

für eine bessere Zukunft für<br />

Frauen und Mädchen. Lokal und<br />

international unterstützen wir benachteiligte<br />

Frauen, fördern begabte<br />

junge Frauen und treten für die<br />

Rechte der Frauen ein. In unserem<br />

globalen Netzwerk ZONTA Inter-<br />

national engagieren sich ca. 30.000<br />

berufstätige Frauen in 63 Ländern.<br />

Gemeinsam möchten wir Frauen<br />

eine gute Zukunft bieten.<br />

In <strong>Karlsruhe</strong> bewegt uns die Armut<br />

von Frauen seit vielen Jahren. Mit<br />

dem Hilfsfonds „Frauen in Armut“<br />

leisten wir unkompliziert Hilfe<br />

und unterstützen Frauen in Not.<br />

Dafür danken wir allen Spender*innen<br />

herzlich.<br />

Wir möchten auch Sie ermutigen,<br />

Frauen in Armut wahrzunehmen<br />

und sich für sie einzusetzen. Mit<br />

kleinen Aktionen oder mit einer<br />

regelmäßigen Unterstützung. Beim<br />

Lesen entdecken Sie, wie vielfältig<br />

Hilfe aussehen kann.<br />

Auf den Dialog mit Ihnen, wie wir<br />

gemeinsam Frauen in Armut unterstützen<br />

können, freuen wir uns.<br />

Herzliche Grüße,<br />

Corona Feederle<br />

Präsidentin ZONTA <strong>Club</strong> KA e.V.<br />

Biennium 2022 - 2024<br />

Armut in Deutschland hat allzu oft ein weibliches Gesicht.<br />

Frauen übernehmen früher, wie auch heute noch, viele<br />

sozialen Arbeiten: Wie ein Gutachten zum zweiten Gleichstellungsbericht<br />

der Bundesregierung belegt, leisten Frauen<br />

mit der Kindererziehung, der Pflege von Angehörigen,<br />

Ehrenämtern und Hausarbeit täglich 52 % mehr unbezahlte<br />

Tätigkeiten für andere als Männer. Damit einher geht für<br />

sie ein deutlich höheres Risiko von Armut betroffen zu sein<br />

– und zwar sowohl in jungen Jahren als auch im Alter.<br />

So vielfältig die Lebenslagen von Frauen sind – so<br />

komplex sind auch die Armutsursachen. Nicht existenzsichernde<br />

Teilzeitarbeit und Mini-Jobs zählen genauso<br />

dazu wie unbezahlte Care- und Sorgearbeit sowie die<br />

Lohnlücke von immer noch 21 % zwischen Frauen und<br />

Männern. Das Ehegattensplitting und die im SGB II eingeführten<br />

Bedarfsgemeinschaften manifestieren die<br />

Abhängigkeit von Frauen noch zusätzlich. Ein besonders<br />

hohes Risiko arm zu werden, tragen Alleinerziehende.<br />

Die Benachteiligung im Erwerbsleben setzt sich später<br />

dann in der Rente fort.<br />

Mehr als die Hälfte der Frauen verdiente 2016 in Deutschland<br />

maximal 1.500 Euro netto. Mehr als ein Viertel verdiente<br />

nur zwischen 500 und 1.000 Euro. Und über 13 %<br />

der Frauen verdienen gar nichts. Bei den hohen Einkommensgruppen<br />

tauchen Frauen praktisch nicht auf: In der<br />

Einkommensgruppe zwischen 3.500 und 4.000 sind nur<br />

0,6 % Frauen vertreten. Dass das Einkommen von Frauen<br />

so deutlich unter dem der Männer liegt, geht auch auf häufige<br />

Teilzeitjobs zurück. Ob nun Pflege der Angehörigen<br />

oder Kinder, die pünktlich um 16 Uhr aus der Kita abgeholt<br />

DR. FRANK MENTRUP,<br />

OBERBÜRGERMEISTER<br />

STADT KARLSRUHE<br />

werden müssen: Frauen schrauben deutlich öfter ihre<br />

beruflichen Ambitionen zurück, wenn es um die Familie<br />

geht. 37,5 % der Frauen arbeitet in Teilzeit. Zum anderen<br />

arbeiten Frauen vermehrt in Bereichen, in denen gerade<br />

einmal der Mindestlohn gezahlt wird. Der „Gender Pay<br />

Gap“, also der Verdienstabstand zwischen Männern und<br />

Frauen stagniert – trotz aller Bemühungen von Frauenverbänden<br />

und Politik – seit Jahren zwischen 21 und 23 %. Eine<br />

Annäherung der Gehälter findet so gut wie nicht statt.<br />

13 % der Frauen arbeiten gar nicht, 40 % aller Alleinerziehenden<br />

– von denen neun von zehn Frauen sind – beziehen<br />

Hartz IV, etwas über 28 % der Frauen zwischen 18 und 24<br />

Jahren sind laut dem Statistischen Bundesamt armutsgefährdet:<br />

Das Problem, dass Frauen in ihrer eigentlichen<br />

Erwerbsphase kaum oder deutlich weniger Einkommen erhalten,<br />

zieht sich bis ins Alter. Frauen haben statistisch im<br />

Alter knapp 60 % weniger Geld zur Verfügung als Männer.<br />

Mit all diesen Facetten von <strong>Frauenarmut</strong> befasst sich<br />

die vorliegende Broschüre des ZONTA-<strong>Club</strong>s <strong>Karlsruhe</strong>.<br />

Unter dem Motto „<strong>Frauenarmut</strong> hat viele Gesichter. Tun<br />

wir etwas!“ zeigen die Autorinnen aber auch Möglichkeiten<br />

konkreter Hilfestellung auf.<br />

Dafür meinen ganz herzlichen Dank!<br />

Dr. Frank Mentrup<br />

Oberbürgermeister der Stadt <strong>Karlsruhe</strong><br />

Foto Presse- und Informationsamt, Stadt <strong>Karlsruhe</strong><br />

2<br />

ZONTA // VORWORT ZONTA

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