Wipptal-Magazin_Sommer2022_web
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Es klappert<br />
die Mühle am<br />
rauschenden Bach….<br />
Mühlen erzählen von vergangenen Mühen des bäuerlichen<br />
Lebens. Sie erzählen jedoch auch von Zeiten, in denen man noch<br />
Brot aus dem eigenen Getreide gebacken hat, Kleidung aus dem<br />
selbst angebauten Hanf hergestellt hat und niemand ahnte, dass<br />
man all diese Dinge irgendwann nur noch kaufen wird. Der<br />
Tiroler Hans Glatzl ist Landessprecher der Österreichischen<br />
Mühlengesellschaft und hat sich mit besonders interessanten<br />
<strong>Wipptal</strong>er Mühlen intensiv beschäftigt, zum Beispiel der<br />
Schmirner „Schnattermühle“.<br />
Die letzte Stockmühle Nordtirols<br />
in Schmirn<br />
Stockmühlen, deren Besonderheit darin liegt, dass<br />
sie mittels horizontaler Wasserräder angetrieben<br />
werden, waren früher im Alpenraum weit verbreitet.<br />
Im Tessin, Wallis, Graubünden, in Kärnten<br />
und auch in Süd-, Ost- und in seltenen Fällen auch<br />
in Nordtirol war diese Mühlenart zu finden.<br />
Die in diesen Mühlen verwendeten Stockräder<br />
sind – im Gegensatz zu Mühlen mit vertikalen<br />
Wasserrädern – von außen am Mühlengebäude<br />
nicht sichtbar. Sie befinden sich unterhalb<br />
des Mühlengebäudes und werden durch die<br />
Stoßkraft des Wassers auf die Schaufeln des<br />
Horizontalrades angetrieben. Das Wasser wird<br />
dabei durch ein Gerinne der Mühle zugeführt<br />
und mündet unmittelbar vor der Mühle entweder<br />
in ein Druckrohr oder in eine Schußrinne,<br />
das schräg nach unten unter der Mühle<br />
auf die Schaufeln des Stockrades führt.<br />
Im Bergsteigerdorf Schmirn steht die letzte<br />
Stockmühle Nordtirols, die so genannte „Obere<br />
Schnattermühle“. Sie befindet sich heute neben<br />
dem Alpenblumengarten im Ortsteil Toldern.<br />
Durch den Bau einer Umfahrungsstraße wurde<br />
die Mühle im vorigen Jahrhundert von ihrem<br />
Wasserlauf abgeschnitten und war dem Verfall<br />
preisgegeben. Einige Interessenten setzten sich<br />
dafür ein, dass die Mühle abgetragen und an<br />
einem anderen, geeigneten Standpunkt originalgetreu<br />
wieder aufgebaut wurde. Durch ein<br />
neu errichtetes Holzkastengerinne wird für die<br />
Wasserzufuhr aus dem Kluppenbach gesorgt,<br />
sodass der Betrieb der Mühle wieder möglich ist.<br />
Das Mahlrecht war ursprünglich auf 10 umliegende<br />
Höfe verteilt, das genaue Alter der Mühle<br />
ist nicht bekannt, am Türstock ist jedoch die<br />
Jahreszahl 1899 eingekerbt, auf dem Mahlgang<br />
befindet sich allerdings die Jahreszahl 1839.<br />
2020 und 2021 wurde die Mühle vom Wirt<br />
des Gasthofs Olpererblick, Georg Früh, und<br />
dem Tresner-Bauern Sigfried Muigg neuerlich<br />
restauriert. Die Tür der Mühle steht für<br />
Interessierte immer offen, eine Informationstafel<br />
an der Außenfassade gibt Auskunft<br />
über die Funktionsweise der Stockmühle.<br />
Ein ganzes Mühlendorf in Gschnitz<br />
Am Talende des Gschnitztales befindet sich<br />
unterhalb des imposanten Sandeswasserfalls<br />
ein ganzes Mühlendorf. An diesem malerischen<br />
Ort wurden verschiedene Mühlengebäude aus<br />
dem Tal entlang des Sandesbachs teilweise mit<br />
Originalbauteilen und teilweise im Nachbau<br />
zum Mühlendorf zusammengefügt. In diesem<br />
Freilichtmuseum werden die alten Traditionen<br />
des Mehlmahlens, Spinnens und Backens<br />
wieder zu neuem Leben erweckt. Die alten<br />
Sagen, Geschichten und Legenden des Gschnitztales,<br />
die in einer der Mühlen erzählt werden,<br />
begeistern vor allem die kleinen Besucher.<br />
Das Mühlendorf ist von Mai bis Oktober täglich bei Schönwetter<br />
geöffnet – ein Kiosk und ein schöner Naturspielplatz laden<br />
zum Jausnen und Verweilen ein. Jeden Donnerstag um 11:00<br />
Uhr gibt es mit der Gästekarte eine kostenlose Führung und bei<br />
Schönwetter wird im Backofen Brot gebacken, das dann zum<br />
Verkauf angeboten wird. Mehr Infos auf Seite 19.<br />
Johann<br />
Glatzl<br />
Mühlen-Spezialist<br />
Tipp<br />
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· www.wipptal.at