akzent GB Dezember '23
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SEELEUTE<br />
ABSCHIED<br />
EINGELÄUTET<br />
Die Intendantin des Theaters Konstanz, Karin Becker, hat angekündigt,<br />
dass sie ihren auf fünf Spielzeiten geschlossenen Vertrag nicht verlängern<br />
will. Die kommende Spielzeit 2024/25 wird damit ihre letzte in Konstanz sein.<br />
Für diese Zeit hat sie aber noch viele Pläne und will sich mit voller Kraft auf<br />
die Inhalte konzentrieren. Das glaubt man ihr gerne, denn ihr Einsatz war<br />
von Anfang an bemerkenswert.<br />
VON STEFANIE GÖTTLICH<br />
Start trotz Schließung<br />
Karin Becker trat ihre Position im September 2020 an, ein denkbar schwieriger<br />
Start, denn Corona hatte das kulturelle Leben zu dieser Zeit fest im<br />
Griff. Sie nutzte die Krise als Chance, ließ sich nicht unterkriegen und setzte<br />
zusammen mit ihrem Team verschiedenste kreative Ideen um. So gab es<br />
auch während der Zwangspause Angebote, die der Pandemie trotzten: Popup-Theater,<br />
digitale Proben, Telefongeschichten, Streaming, TikTok, thematische<br />
Stadtspaziergänge, Kooperationen, ein Weihnachtsstück, das als<br />
Film gedreht und digital gezeigt wurde, oder einen Podcast. Auch das Projekt<br />
„Theater hinter Gittern“ mit Angeboten für Inhaftierte konnte in dieser<br />
Zeit neu aufgestellt werden. So schaffte es die Intendantin, die frustrierende<br />
Zeit der Theaterschließung und der andauernden Ungewissheit<br />
durchzustehen, und ermöglichte dem Team, sich in Konstanz einzufinden.<br />
Relevante Inhalte<br />
Für zeitgemäße und zukunftsweisende Angebote muss das Theater seine<br />
Rolle in der Gesellschaft immer wieder aufs Neue überdenken und definieren.<br />
Ziel von Karin Becker war und ist es, das Theater und die Stadt zu vernetzen.<br />
Für sie können die Geschichten, die das Theater erzählt, „Klebstoff<br />
der Gesellschaft“ sein, aktuelle Themen aufgreifen und reflektieren sowie<br />
dafür Sorge tragen, dass keine einengenden, vereinfachenden Narrative<br />
bestimmend werden. Sie möchte künstlerisch und gesellschaftspolitisch<br />
relevante Inhalte schaffen, dafür sprechen auch die Motti ihrer Spielzeiten.<br />
Für sie ist Theater ein Ort, an dem die Komfortzone verlassen werden<br />
kann, an dem experimentiert wird und man sich für Demokratie, Vielfalt,<br />
Menschenrechte sowie Freiheit stark macht.<br />
Theater für alle<br />
Das Theater Konstanz spricht mit seinem breiten Spektrum vom Kammerspiel<br />
und Schauspiel über Komödien, Musicals bis zu Familien-, Kinderund<br />
Jugendstücken unterschiedlichste Zielgruppen an. Diese Mischung<br />
kommt an, freut sich Becker: „So starteten wir mit einer Vielzahl von ausverkauften<br />
Vorstellungen und großartiger Resonanz zu allen Produktionen<br />
fulminant in diese Spielzeit.“<br />
Mit der Einführung des Peter-Pan-Tickets für einen Euro ermöglichte sie<br />
Menschen, die sich den Eintrittspreis nicht leisten können, den Zugang zum<br />
Theater. Gemeinschaftssinn ist überhaupt ein großes Thema für die Intendantin.<br />
Bis vor kurzem packte sie in ihrer Freizeit auch im Laden der Konstanzer<br />
Tafel mit an. Immer wieder engagiert sich das Theater bei Solidaritätsveranstaltungen,<br />
kooperiert bei Projekten mit anderen Einrichtungen und<br />
Initiativen, bietet Lesungen oder Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen.<br />
© Ilja Mess