Jahrmarkt der Sensationen - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Interview<br />
Foto: Rüdiger Mosler<br />
Campus international<br />
„Ein Fenster zur Welt“<br />
60 Jahre Internationaler Sommerkurs Deutschlernende aus aller Welt können<br />
in <strong>Mainz</strong> ihre Sprachkenntnisse verbessern – und dazu die Region kennenlernen.<br />
Möglich macht’s <strong>der</strong> Internationale Sommerkurs <strong>der</strong> <strong>Johannes</strong>-<strong>Gutenberg</strong>-<strong>Universität</strong>.<br />
In diesem Jahr fand <strong>der</strong> 60. statt. Darüber sprach JOGU mit Rainer Henkel-von Klaß,<br />
seit 15 Jahren leiter <strong>der</strong> Abteilung Internationales, die den Sommerkurs organisiert.<br />
JOGU: 60 – eine stolz Zahl, o<strong>der</strong> …?<br />
Henkel: Ja. Zu <strong>der</strong> 60 fällt mir zunächst ein: Kontinuität.<br />
Wir haben den Kurs fest verankert. Und: Die<br />
<strong>Universität</strong> führt ihn professionell durch. Das zeigen<br />
viele Dinge, unter an<strong>der</strong>em die Nachfrage.<br />
JOGU: Wie fi ng alles an?<br />
Henkel: Wenn man 60 Jahre zurückrechnet und an<br />
die Nachkriegszeit denkt und sich vergegenwärtigt,<br />
dass <strong>Mainz</strong> noch sehr vom Krieg gekennzeichnet<br />
war, dass Deutschland nicht hoch angesehen war,<br />
dann muss man feststellen: Dieser Kurs war damals<br />
ein erstes Fenster zur Welt. Die ausländischen<br />
Teilnehmer konnten sich ein Bild von einem wie<strong>der</strong><br />
friedlichen Deutschland machen.<br />
JOGU: Wie hat sich <strong>der</strong> Kurs entwickelt, seitdem Sie<br />
dabei sind?<br />
Henkel: Die Kurse sind größer geworden, vor allem<br />
in den vergangenen Jahren. Die meisten Teilnehmer<br />
kommen aus Asien, aus Japan und China. Aber auch<br />
die Osteuropäer sind zahlreich vertreten. Das hängt<br />
sicher mit globalen Entwicklungen zusammen. Generell<br />
kann man sagen: Ins Ausland zu gehen ist<br />
selbstverständlicher geworden als früher – nicht nur<br />
aus Deutschland ins Ausland, son<strong>der</strong>n auch vom<br />
Ausland nach Deutschland.<br />
JOGU: Wodurch zeichnet sich <strong>der</strong> Kurs aus?<br />
Henkel: Der Kurs zeichnet sich durch spezifi sche<br />
Merkmale aus. Ein Merkmal ist das differenzierte<br />
lehrangebot. Zweitens: eine sehr gute Betreuung<br />
<strong>der</strong> Teilnehmer; auch außerhalb des Klassenzimmers.<br />
Hinzu kommt die Professionalität <strong>der</strong> lehrer<br />
– unsere Sprachlehrer besitzen alle eine Deutschals-Fremdsprache-Ausbildung.<br />
Und schließlich: Wir<br />
arbeiten in Kleingruppen, selbst im Sprachunterricht<br />
sind es höchstens 15 leute.<br />
JOGU: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Kurs?<br />
Henkel: Wir versuchen unter an<strong>der</strong>em die Germanistik<br />
im Ausland zu stärken. Viele <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
sind Germanisten in ihren län<strong>der</strong>n. Wir bieten ihnen<br />
nicht nur die Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse<br />
zu vertiefen, son<strong>der</strong>n sie haben darüber hinaus die<br />
Möglichkeit, Seminare über deutsche Geschichte,<br />
landeskunde, Politik und Wirtschaft zu belegen<br />
und natürlich auch unser land kennenzulernen, im<br />
Beson<strong>der</strong>en natürlich <strong>Mainz</strong> und die Region hier.<br />
Ein weiteres Ziel ist: Wir nutzen die Kurse auch als<br />
Schnupperstudium. Ich merke immer wie<strong>der</strong>: Nach<br />
<strong>der</strong> Teilnahme an einem Kurs gibt es einige, die wie<strong>der</strong><br />
kommen und dann länger bleiben, hier weiter<br />
studieren.<br />
JOGU: Wer kann sich alles anmelden?<br />
Henkel:Theoretisch kann sich je<strong>der</strong> anmelden. Das<br />
Mindestalter ist 18. Es müssen also nicht nur Studierende<br />
sein. Der Kurs ist offen. Der älteste Teilnehmer<br />
war zum Beispiel um die 80. Klar, dass er<br />
kein Student mehr war. Wir haben auch oft Deutschlehrerrinnen<br />
o<strong>der</strong> -lehrer aus dem Ausland hier, die<br />
sich bei uns sprachlich und kulturell auf den neuesten<br />
Stand bringen möchten.<br />
JOGU: Wie sieht das Rahmenprogramm aus?<br />
Henkel: Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, eine<br />
Rheinfahrt zu unternehmen. O<strong>der</strong> einen Ausfl ug<br />
nach Trier. Auch Städte hier im nähren Umkreis wie<br />
Bad Kreuznach o<strong>der</strong> Frankfurt stehen auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />
Außerdem besuchen wir Unternehmen in<br />
<strong>der</strong> Region. Auch beim ZDF schauen wir rein. Dazu<br />
gibt es Stammtische, Stadtführungen, Sportgruppen,<br />
Rainer Henkel-von Klaß<br />
Grillfeste o<strong>der</strong> spontane Treffen. Ein internationales<br />
Buffet, für das die Teilnehmer etwas aus ihren län<strong>der</strong>n<br />
kochen, ist Teil <strong>der</strong> Abschlussfeier des Kurses.<br />
JOGU: Welche kulturellen Unterschiede fallen beson<strong>der</strong>s<br />
auf?<br />
Henkel: Man merkt natürlich schon Unterschiede.<br />
Zum einen merken das die lehrer, die sich auf<br />
Schüler einstellen müssen, die an sehr unterschiedliche<br />
lehr- und lernmethoden gewöhnt sind. Zum<br />
an<strong>der</strong>en passieren manche Dinge jedes Jahr wie<strong>der</strong><br />
– und die haben auch etwas mit unterschiedlichen<br />
Normen zu tun. Bei den Japanern passiert zum<br />
Beispiel regelmäßig Folgendes: Sie bekommen am<br />
Anreisetag ihre Schlüssel fürs Wohnheim und gehen<br />
dann auf ihre Zimmer. (schmunzelt) Nur: Wenn<br />
zufällig keiner von uns dabei ist, kommen sie oft<br />
wie<strong>der</strong> zurück und sagen, mit den Türen würde etwas<br />
nicht stimmen.<br />
JOGU: Und warum?<br />
Henkel: (lacht) In Japan schließen die Schlösser<br />
genau an<strong>der</strong>s herum: nach links zu und nach rechts<br />
auf …<br />
Das Gespräch führte Dimitri TAUBE n<br />
Information: Der 61. Internationale Sommerkurs<br />
fi ndet statt vom 5. bis 29. August 2009. Unterricht,<br />
Unterkunft, Monatsticket und Versicherung<br />
kosten rund 850 Euro. Die Teilnehmer wohnen in<br />
den Wohnheimen des Studierenden-Werkes und<br />
haben die Möglichkeit, in <strong>der</strong> Mensa zu essen. Nach<br />
dem Kurs können sie noch für zwei Wochen in eine<br />
deutsche Familie gehen. Darüber hinaus gibt es seit<br />
2004 auch einen Internationalen Herbstkurs. Der<br />
6. Herbstkurs fi ndet statt vom 2. bis 26. September<br />
2009. Weitere Informationen im Internet unter<br />
www.uni-mainz.de/ferienkurs.<br />
Foto: privat