Jahrmarkt der Sensationen - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Studierende im Rockhimmel<br />
Band auf Augenhöhe mit Szene-Größen Umwerfend, phänomenal, überwältigend: Drei Studenten <strong>der</strong> <strong>Johannes</strong>-<br />
<strong>Gutenberg</strong>-<strong>Universität</strong> haben in diesem Jahr Erfahrungen gemacht, die sie nie wie<strong>der</strong> vergessen werden. Mit ihrer Rockband<br />
„Mr. Virgin And His love Army“ spielten sie auf großen Musikfestivals wie Rock am Ring und durften sich wie echte<br />
Rockstars fühlen. Angefangen hatte alles im Frühjahr – mit einer Abstimmung im Internet.<br />
Alles ist größer als sonst, alles<br />
professioneller. Die fünf jungen<br />
Musiker staunen, sind beeindruckt<br />
und begeistert – vom<br />
Zelt, von <strong>der</strong> Bühne, vom Sound,<br />
einfach vom gesamten Ablauf.<br />
„Wow“, denken sie sich. Für<br />
sie ist das fast eine neue Welt.<br />
Denn normalerweise spielen sie<br />
in Clubs mit einem eher mittelmäßigen<br />
Sound, in Städten wie<br />
Bad Dürkheim o<strong>der</strong> Bensheim.<br />
Nicht so hier, denn hier sind<br />
sie bei Rock am Ring, einem<br />
<strong>der</strong> populärsten Rockfestivals <strong>der</strong> Republik. Für die<br />
Gruppe ist es das erste Mal. Es ist gigantisch, sie<br />
genießt die Stunden. Ebenso ihre Begegnungen mit<br />
Star-Musikern hinter <strong>der</strong> Bühne; es sind lockere Begegnungen,<br />
auf Augenhöhe.<br />
Die Band heist „Mr. Virgin And His love Army“.<br />
Die Musiker stammen aus verschiedenen Ecken <strong>der</strong><br />
Erde: Sänger Christopher W. Brando kommt aus den<br />
USA, Schlagzeuger Andi Atomic aus Deutschland,<br />
und Waldimir Waldewic, <strong>der</strong> Mann am Keyboard<br />
und am „Russian Percussion“, stammt aus Russland.<br />
Das Trio studiert an <strong>der</strong> <strong>Johannes</strong>-<strong>Gutenberg</strong>-<br />
<strong>Universität</strong>.<br />
Die beiden an<strong>der</strong>en Bandmitglie<strong>der</strong> sind Gitarrist<br />
Nils Gunnarsson aus Schweden und Bassist Mörice<br />
Copper aus Kanada. Der Standort <strong>der</strong> Band ist<br />
Worms, dort befi ndet sich auch <strong>der</strong> Proberaum. Kennengelernt<br />
haben sich die Musiker beim Bowling in<br />
Schweden, seitdem bezeichnen sie ihren Rock-Stil<br />
als „Rock’n’Bowl“.<br />
Bei Rock am Ring durften sie im Sommer spielen,<br />
weil sie sich zuvor in einem Wettbewerb gegen an<strong>der</strong>e<br />
durchgesetzt hatten. Das war im Frühjahr; da<br />
fi ng das Superjahr <strong>der</strong> Band an. Von 1.200 Bands,<br />
die sich für den Wettbewerb anmeldeten, wählte<br />
eine Jury 50 aus. Diese 50 stellten sich einer Abstimmung<br />
im Internet. Am Ende durften die 20 be-<br />
sten am Nürburgring auftreten – darunter „Mr. Virgin<br />
And His love Army“.<br />
Bei Rock am Ring stand jede Gruppe zwölfeinhalb<br />
Minuten auf <strong>der</strong> Bühne. Wichtigstes Kriterium: Welchen<br />
Eindruck machen die Bands live? Eine Jury<br />
bestimmte danach die Top Ten – und auch da war<br />
die Band mit den <strong>Mainz</strong>er Studenten wie<strong>der</strong> dabei.<br />
Für die zehn Gewinner-Formationen hieß es: drei<br />
zusätzliche Auftritte bei Hurricane, Highfi eld und<br />
Area Four.<br />
Am Tag <strong>der</strong> deutschen Einheit<br />
am 3. Oktober standen sie in<br />
Berlin am Brandenburger Tor<br />
erneut auf <strong>der</strong> großen Bühne –<br />
<strong>der</strong> Höhepunkt des Jahres.<br />
Eine normale Band bekommt in <strong>der</strong> Regel keine<br />
Chance, einfach mal so auf diesen Festivals aufzutreten.<br />
Doch für das Quintett ging es sogar noch<br />
weiter: Die Band überzeugte so sehr, dass sie es<br />
unter die besten Drei des Wettbewerbs schaffte. Der<br />
lohn: Am Tag <strong>der</strong> deutschen Einheit am 3. Oktober<br />
standen sie in Berlin am Brandenburger Tor erneut<br />
auf <strong>der</strong> großen Bühne – <strong>der</strong> Höhepunkt des Jahres.<br />
Für „Mr. Virgin And His love Army“ war es eine<br />
wun<strong>der</strong>bare Erfahrung, auf Festivaltour zu gehen<br />
und Musik vor mehreren hun<strong>der</strong>t Zuschauern ma-<br />
23<br />
Foto: privat<br />
Campus international<br />
„Mr. Virgin And His love Army“<br />
auf Festivaltour<br />
chen zu können – und dann<br />
auch noch hinter den Kulissen<br />
auf Szene-Größen wie Danko<br />
Jones o<strong>der</strong> „The Hives“ zu treffen.<br />
Aber auch einige leute aus<br />
dem Business kennenzulernen<br />
und vielversprechende Kontakte<br />
zu knüpfen.<br />
Auf diese Weise ist aus <strong>der</strong><br />
„love Army“ in <strong>der</strong> Zwischenzeit durchaus mehr<br />
geworden als eine „normale“ Studenten-Band, die<br />
nur so ein bisschen hobbymäßig und ganz nebenbei<br />
Musik macht. Andi Atomic spricht von „prägenden<br />
Erfahrungen“ und sagt: „Es war klasse, auch mal<br />
einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen zu werfen<br />
– phänomenal, so eine Möglichkeit bekommt<br />
man nicht oft.“<br />
Die Band habe die Zeit sehr genossen und sei sich<br />
einig: „Wir wollen das noch einmal erleben, und<br />
darauf arbeiten wir hin.“ Innerhalb <strong>der</strong> Band habe<br />
sich vieles getan, und diesen Schwung wolle man<br />
jetzt nutzen, um professioneller zu werden. Ihre<br />
Motivation sei durch die Tour um hun<strong>der</strong>t Prozent<br />
gestiegen. Andi Atomic: „Wir haben gesehen, dass<br />
wir mit unserer Art und unserer Musik ankommen,<br />
und jetzt wollen wir daran anknüpfen und uns weiterentwickeln.“<br />
Komplett umkrempeln mussten die Fünf ihr leben<br />
nicht, es sind eher Kleinigkeiten, die sich verän<strong>der</strong>t<br />
haben. Kleinigkeiten, die das Dasein als Band vereinfachen.<br />
Wenn sie künftig zum Beispiel zu einer<br />
Single ein Video drehen möchten, wissen sie jetzt,<br />
an wen sie sich am besten wenden sollen. Und ihre<br />
Erinnerungen kann den Jungmusikern sowieso keiner<br />
mehr nehmen. Wer weiß, vielleicht erzählen sie<br />
ja mal ihren Enkelkin<strong>der</strong>n von diesem ereignisreichen<br />
Jahr 2008. Dimitri TAUBE n<br />
[JOGU] 206/2008