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Wanderziele<br />
Saarpfalz<br />
Wegepate<br />
Lukas Boßlet markierte<br />
in seiner Freizeit den<br />
Bliessteig mit etwa 2000<br />
Schildern.<br />
Bliesgau-Pioniere in<br />
Sachen Speiseöl<br />
Die Bliesgau Öl- und<br />
Senfmühle Berghof in<br />
Homburg-Einöd ist ein<br />
Familienbetrieb. Marliese<br />
Weizel präsentiert einen Teil<br />
des Sortiments.<br />
korativer Gebrauchsgegenstand«. Da fliegen die<br />
Späne nur so, ehe zum Beispiel eine »unrunde«<br />
Schale fertig ist. Jedes Stück ein Unikat.<br />
Während der Coronapandemie, als kaum mehr<br />
Käufer in seine Werkstatt am Fuße des Klosterbergs<br />
in Wörschweiler kamen, entwickelte der<br />
Holzkünstler Ralf Meisel eine Idee, die nahelag:<br />
gedrechselte Mönche. Vorbilder waren die Äbte<br />
Cobertus und Nikolaus und die beiden letzten<br />
Mönche des Klosters, das 1129 gegründet wurde.<br />
Nicht rustikal, nicht kitschig, sondern schlicht und<br />
formschön geraten sie. Ralf legt größten Wert auf<br />
die Maserung und sein «makelloses Finish mit<br />
Ölen und Bienenwachs«, sagt der Bliesgau-Botschafter.<br />
Die Hölzer stammen aus einem ehemaligen<br />
Wirtschaftshof der Zisterzienser nahe der<br />
Klosterruine. Ehrensache.<br />
WO DER WEG AM SCHÖNSTEN IST? Der 24-jährige<br />
Lukas Boßlet will und kann sich da nicht festlegen.<br />
Dabei kennt er den kompletten Bliessteig<br />
jetzt wie kaum ein anderer. Über Facebook und in<br />
der Lokalpresse hatte die Saarpfalz-Touristik »Wegepaten«<br />
gesucht, also Ehrenamtliche, die jeweils<br />
einen Weg betreuen. Tatsächlich haben sich 65<br />
Interessierte gemeldet, darunter viele aus Vereinen,<br />
aber auch der Bürgermeister John aus Kirkel<br />
ist dabei. Ihre Aufgabe: im März und April und<br />
dann noch mal im Herbst »ihre« Kilometer ablaufen<br />
und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Ob<br />
kein Wildwuchs oder Baum den Weg behindert, ob<br />
noch alle Schilder hängen.<br />
Denn die Wegweiser werden leider nicht selten geklaut.<br />
Was ein verdammt großes Ärgernis ist. »Wer<br />
Fotos: SaarpfalzTouristik/PhormatWerbeagentu/Eike Dubois (2);<br />
SaarpfalzTouristik/Eike Dubois (2); Ulrich Pramann (5); Kevin Ehm (1);<br />
Wolfgang Henn (1); Thomas Klein (1)<br />
Typisch Bliesgau: »kleingekammertes<br />
Nutzungsmosaik«<br />
macht so ̓n Mist?«, fragt sich Lukas. »Was hat man<br />
davon, wenn dann gerade so ein Schild zu Hause<br />
rumliegt, und hier draußen verlaufen sich vielleicht<br />
welche, weil ein Schild fehlt?«<br />
So an die 2000 Schilder hat Lukas angebracht.<br />
An Wochenenden oder nach seiner Arbeit als Personalsachbearbeiter<br />
an der Uni Saarbrücken ist<br />
er immer wieder los, mit Alunägeln, Klappsäge,<br />
Gartenschere im Rucksack und den outdoor-active-Daten<br />
auf seinem Handy, »zum Freischneiden<br />
und Uffhängen«, kennt jeden Meter der insgesamt<br />
108 Kilometer ganz genau.<br />
Aber wo es für ihn am schönsten ist? Vielleicht auf<br />
der ersten Etappe, weil er da noch nie war. Oder<br />
die letzten Kilometer auf einem urigen Pfad durch<br />
den Wald und an der Glan, Richtung Bexbach?<br />
Lukas sagt nur: »Der ganze Bliessteig – das ist<br />
jetzt mein Weg.«<br />
Auf dem Berghof Einöd, etwas außerhalb von<br />
Homburg (Etappe 7), gewinnt Ölmüller Hans Pick<br />
Öl aus Senfkörnern, Raps, Mariendisteln oder aus<br />
den Samen des Leindotters, der schon auf dem<br />
Speisezettel der Kelten stand, die das Biosphärengebiet<br />
in der Eisenzeit besiedelten.<br />
Pick ist Pionier in Sachen Speiseöle aus dem<br />
Bliesgau. Auf 70 Hektar wertvollem Lehmboden<br />
wachsen seine Sonderkulturen, der Kuhstall wurde<br />
die Produktionsstätte »Bliesgau Öl- und Senfmühle<br />
Berghof«, Motto: »Vom Acker bis in die<br />
Flasch«. »Von uns kommen ehrliche, gesunde<br />
Produkte«, versichert Schwester Marliese Weizel.<br />
Regelmäßig lassen sich Landfrauen, Gesangsvereine<br />
oder auch Wandergruppen durch den Familienbetrieb<br />
führen, nehmen gerne die Probierstation<br />
wahr und decken sich im Hofladen meist auch<br />
noch mit weiteren Biosphärenprodukten ein. Und<br />
schmunzeln, wenn Marliese das Schwarzkümmelöl<br />
zum Beispiel so präsentiert: »Das hilft gegen alles,<br />
nur nicht gegen den Tod.«<br />
KLAR, wenn er da in voller Montur steht, dann »kucke<br />
die Leut«. Neulich fragten drei junge Mountainbiker:<br />
»Bischt der Typ aus Fluch der Karibik?«<br />
Bei Stadtführungen durch Blieskastel trägt Marco<br />
Hillinger eine Uniform, die Mutter Ursula fachgerecht<br />
und historiengetreu gefertigt hat. Die macht<br />
aus ihm, der von Berufs wegen Vodafone-Vertriebsmitarbeiter<br />
ist, den kommandierenden Feldwebel<br />
der Hochgräflich Leyenschen Schlossgarde.<br />
»Männer, aufstellen! Werft die Köpp nach links« –<br />
so animiert Marco während seiner Führungen das<br />
männliche Publikum, während er den Damen »Anleitungen<br />
zum Lustwandeln« gibt und »gräfliche<br />
Geschichten« erzählt. Unter ihr, der Reichsgräfin<br />
Marianne von der Leyen, erblühte Blieskastel von<br />
1773 bis 1793 zu barocker Pracht und entwickelte<br />
sich zum kulturellen Zentrum – bis französische<br />
Revolutionstruppen die Stadt besetzten. Der beliebten<br />
Marianne gelang zum Glück die Flucht aus<br />
dem Schloss. Ins Exil.<br />
Mit den Details aus dieser Bliesgauer Hochzeit<br />
ist Marco (»Ich bin geschichtsverrückt«) bestens<br />
vertraut, und das Flair dieser Zeiten will er seinen<br />
Gästen an den Hotspots der Stadt (Schlosskirche,<br />
Herkulesbrunnen, Orangerie) so gut es geht greifbar<br />
machen. Das macht er sehr überzeugend.<br />
»WISSEN SIE EIGENTLICH, dass Sie in einem besonderen<br />
Bett geschlafen haben?« Hhm. Dorothée<br />
Pirrung, die in St. Ingbert das Gästehaus »denk.<br />
mal 19« betreibt, lieferte sogleich die Antwort.<br />
Also, mein Bett war aus Kirschholz gefertigt, von<br />
einer Streuobstwiese aus der Nähe. Nicht wirklich<br />
überraschend, denn es passt zu diesem besonderen<br />
Haus, in dem ich während meiner Recherche<br />
wohnte, es symbolisiert Dorothées Denken und<br />
ihr Konzept. Ihr Credo: ein friedvolles Zusammenleben<br />
von Menschen im Einklang mit sich selbst<br />
und der Natur. Im Kleinen hat sie konkret und stilvoll<br />
das Thema Nachhaltigkeit umgesetzt.<br />
Das ist eindrucksvoll gelungen.<br />
Dorothée Pirrung, die ein Büro für nachhaltige Regionalentwicklung<br />
führt, ist außerdem Künstlerin<br />
und sieht sich als »Mentorin für Lebenskunst«. Vor<br />
ein paar Jahren schaltete sie eine Anzeige: »Dorn-<br />
Ausflug in die<br />
Geschichte<br />
Marco Hillinger als<br />
Schlossgardist vor<br />
dem Herkulesbrunnen<br />
in Blieskastel.<br />
Biosphärenbotschafterin<br />
Dorothée Pirrung in ihrem<br />
stilvollen Gästehaus<br />
denk.mal 19 in St.Ingbert.<br />
Die 5. Etappe von Kirkel nach<br />
Schwarzenacker verläuft besonders<br />
idyllisch. Das Highlight wird kurz vor<br />
dem Ziel erreicht: die KLOSTER-<br />
RUINE Wörschweiler. Einst bauten<br />
Zisterziensermönche (ab 1131) das<br />
Kloster auf einer Bergkuppe über<br />
dem Bliestal in 315 Meten Höhe.<br />
Die 6. Etappe ist sehr waldreich<br />
und führt durch das Pfänderbachtal<br />
zum Berghof Einöd und<br />
über das Lambsbachtal am<br />
Waldidyll Rabenhorst vorbei bis<br />
zur VAUBAN-FESTUNG auf dem<br />
Homburger Schlossberg.<br />
Der KARLSBERGWEIHER nordöstlich<br />
von Homburg ist ein idyllischer<br />
Besuchermagnet im WaldPark<br />
Schloss Karlsberg unterhalb<br />
der Ruine der Orangerie. An den<br />
Hängen auf der sonnenbeschienenen<br />
linken Seite des Weihers wurde<br />
einst Wein angebaut.<br />
Zwischen dem Schlossweiher<br />
mit der barocken Gustavsburg<br />
und dem BRÜCKWEIHER geht es<br />
durch das Naherholungsgebiet<br />
Jägersburg (Etappe 7). Beim komfortablen<br />
PETERS Hotel & Spa (mit<br />
Biergarten) können auch Boote<br />
ausgeliehen werden.<br />
Die wasserreiche 8. Etappe (9 km)<br />
führt am Brückweiher in Jägersburg<br />
vorbei, durch Wälder, an<br />
der Glan entlang bis zum HÖCHER<br />
BERG (518 m), ein Ausflugsziel mit<br />
Aussichtsturm. Das Restaurant<br />
Höcherberg bietet Biergarten und<br />
Kinderspielplatz.<br />
Finale am (Kultur-)Bahnhof in<br />
BEXBACH. Wolfgang Henn,<br />
Geschäftsführer der Saarpfalz-<br />
Touristik, ist stolz auf das Projekt<br />
Bliessteig. »Es war ein langer Weg<br />
bis zur Eröffnung, aber wir haben<br />
jetzt ein echtes Topangebot für die<br />
Wanderszene.«<br />
100 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 101<br />
anderbar!