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wanderbar01_2023

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Wanderziele<br />

Saarpfalz<br />

Wegepate<br />

Lukas Boßlet markierte<br />

in seiner Freizeit den<br />

Bliessteig mit etwa 2000<br />

Schildern.<br />

Bliesgau-Pioniere in<br />

Sachen Speiseöl<br />

Die Bliesgau Öl- und<br />

Senfmühle Berghof in<br />

Homburg-Einöd ist ein<br />

Familienbetrieb. Marliese<br />

Weizel präsentiert einen Teil<br />

des Sortiments.<br />

korativer Gebrauchsgegenstand«. Da fliegen die<br />

Späne nur so, ehe zum Beispiel eine »unrunde«<br />

Schale fertig ist. Jedes Stück ein Unikat.<br />

Während der Coronapandemie, als kaum mehr<br />

Käufer in seine Werkstatt am Fuße des Klosterbergs<br />

in Wörschweiler kamen, entwickelte der<br />

Holzkünstler Ralf Meisel eine Idee, die nahelag:<br />

gedrechselte Mönche. Vorbilder waren die Äbte<br />

Cobertus und Nikolaus und die beiden letzten<br />

Mönche des Klosters, das 1129 gegründet wurde.<br />

Nicht rustikal, nicht kitschig, sondern schlicht und<br />

formschön geraten sie. Ralf legt größten Wert auf<br />

die Maserung und sein «makelloses Finish mit<br />

Ölen und Bienenwachs«, sagt der Bliesgau-Botschafter.<br />

Die Hölzer stammen aus einem ehemaligen<br />

Wirtschaftshof der Zisterzienser nahe der<br />

Klosterruine. Ehrensache.<br />

WO DER WEG AM SCHÖNSTEN IST? Der 24-jährige<br />

Lukas Boßlet will und kann sich da nicht festlegen.<br />

Dabei kennt er den kompletten Bliessteig<br />

jetzt wie kaum ein anderer. Über Facebook und in<br />

der Lokalpresse hatte die Saarpfalz-Touristik »Wegepaten«<br />

gesucht, also Ehrenamtliche, die jeweils<br />

einen Weg betreuen. Tatsächlich haben sich 65<br />

Interessierte gemeldet, darunter viele aus Vereinen,<br />

aber auch der Bürgermeister John aus Kirkel<br />

ist dabei. Ihre Aufgabe: im März und April und<br />

dann noch mal im Herbst »ihre« Kilometer ablaufen<br />

und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Ob<br />

kein Wildwuchs oder Baum den Weg behindert, ob<br />

noch alle Schilder hängen.<br />

Denn die Wegweiser werden leider nicht selten geklaut.<br />

Was ein verdammt großes Ärgernis ist. »Wer<br />

Fotos: SaarpfalzTouristik/PhormatWerbeagentu/Eike Dubois (2);<br />

SaarpfalzTouristik/Eike Dubois (2); Ulrich Pramann (5); Kevin Ehm (1);<br />

Wolfgang Henn (1); Thomas Klein (1)<br />

Typisch Bliesgau: »kleingekammertes<br />

Nutzungsmosaik«<br />

macht so ̓n Mist?«, fragt sich Lukas. »Was hat man<br />

davon, wenn dann gerade so ein Schild zu Hause<br />

rumliegt, und hier draußen verlaufen sich vielleicht<br />

welche, weil ein Schild fehlt?«<br />

So an die 2000 Schilder hat Lukas angebracht.<br />

An Wochenenden oder nach seiner Arbeit als Personalsachbearbeiter<br />

an der Uni Saarbrücken ist<br />

er immer wieder los, mit Alunägeln, Klappsäge,<br />

Gartenschere im Rucksack und den outdoor-active-Daten<br />

auf seinem Handy, »zum Freischneiden<br />

und Uffhängen«, kennt jeden Meter der insgesamt<br />

108 Kilometer ganz genau.<br />

Aber wo es für ihn am schönsten ist? Vielleicht auf<br />

der ersten Etappe, weil er da noch nie war. Oder<br />

die letzten Kilometer auf einem urigen Pfad durch<br />

den Wald und an der Glan, Richtung Bexbach?<br />

Lukas sagt nur: »Der ganze Bliessteig – das ist<br />

jetzt mein Weg.«<br />

Auf dem Berghof Einöd, etwas außerhalb von<br />

Homburg (Etappe 7), gewinnt Ölmüller Hans Pick<br />

Öl aus Senfkörnern, Raps, Mariendisteln oder aus<br />

den Samen des Leindotters, der schon auf dem<br />

Speisezettel der Kelten stand, die das Biosphärengebiet<br />

in der Eisenzeit besiedelten.<br />

Pick ist Pionier in Sachen Speiseöle aus dem<br />

Bliesgau. Auf 70 Hektar wertvollem Lehmboden<br />

wachsen seine Sonderkulturen, der Kuhstall wurde<br />

die Produktionsstätte »Bliesgau Öl- und Senfmühle<br />

Berghof«, Motto: »Vom Acker bis in die<br />

Flasch«. »Von uns kommen ehrliche, gesunde<br />

Produkte«, versichert Schwester Marliese Weizel.<br />

Regelmäßig lassen sich Landfrauen, Gesangsvereine<br />

oder auch Wandergruppen durch den Familienbetrieb<br />

führen, nehmen gerne die Probierstation<br />

wahr und decken sich im Hofladen meist auch<br />

noch mit weiteren Biosphärenprodukten ein. Und<br />

schmunzeln, wenn Marliese das Schwarzkümmelöl<br />

zum Beispiel so präsentiert: »Das hilft gegen alles,<br />

nur nicht gegen den Tod.«<br />

KLAR, wenn er da in voller Montur steht, dann »kucke<br />

die Leut«. Neulich fragten drei junge Mountainbiker:<br />

»Bischt der Typ aus Fluch der Karibik?«<br />

Bei Stadtführungen durch Blieskastel trägt Marco<br />

Hillinger eine Uniform, die Mutter Ursula fachgerecht<br />

und historiengetreu gefertigt hat. Die macht<br />

aus ihm, der von Berufs wegen Vodafone-Vertriebsmitarbeiter<br />

ist, den kommandierenden Feldwebel<br />

der Hochgräflich Leyenschen Schlossgarde.<br />

»Männer, aufstellen! Werft die Köpp nach links« –<br />

so animiert Marco während seiner Führungen das<br />

männliche Publikum, während er den Damen »Anleitungen<br />

zum Lustwandeln« gibt und »gräfliche<br />

Geschichten« erzählt. Unter ihr, der Reichsgräfin<br />

Marianne von der Leyen, erblühte Blieskastel von<br />

1773 bis 1793 zu barocker Pracht und entwickelte<br />

sich zum kulturellen Zentrum – bis französische<br />

Revolutionstruppen die Stadt besetzten. Der beliebten<br />

Marianne gelang zum Glück die Flucht aus<br />

dem Schloss. Ins Exil.<br />

Mit den Details aus dieser Bliesgauer Hochzeit<br />

ist Marco (»Ich bin geschichtsverrückt«) bestens<br />

vertraut, und das Flair dieser Zeiten will er seinen<br />

Gästen an den Hotspots der Stadt (Schlosskirche,<br />

Herkulesbrunnen, Orangerie) so gut es geht greifbar<br />

machen. Das macht er sehr überzeugend.<br />

»WISSEN SIE EIGENTLICH, dass Sie in einem besonderen<br />

Bett geschlafen haben?« Hhm. Dorothée<br />

Pirrung, die in St. Ingbert das Gästehaus »denk.<br />

mal 19« betreibt, lieferte sogleich die Antwort.<br />

Also, mein Bett war aus Kirschholz gefertigt, von<br />

einer Streuobstwiese aus der Nähe. Nicht wirklich<br />

überraschend, denn es passt zu diesem besonderen<br />

Haus, in dem ich während meiner Recherche<br />

wohnte, es symbolisiert Dorothées Denken und<br />

ihr Konzept. Ihr Credo: ein friedvolles Zusammenleben<br />

von Menschen im Einklang mit sich selbst<br />

und der Natur. Im Kleinen hat sie konkret und stilvoll<br />

das Thema Nachhaltigkeit umgesetzt.<br />

Das ist eindrucksvoll gelungen.<br />

Dorothée Pirrung, die ein Büro für nachhaltige Regionalentwicklung<br />

führt, ist außerdem Künstlerin<br />

und sieht sich als »Mentorin für Lebenskunst«. Vor<br />

ein paar Jahren schaltete sie eine Anzeige: »Dorn-<br />

Ausflug in die<br />

Geschichte<br />

Marco Hillinger als<br />

Schlossgardist vor<br />

dem Herkulesbrunnen<br />

in Blieskastel.<br />

Biosphärenbotschafterin<br />

Dorothée Pirrung in ihrem<br />

stilvollen Gästehaus<br />

denk.mal 19 in St.Ingbert.<br />

Die 5. Etappe von Kirkel nach<br />

Schwarzenacker verläuft besonders<br />

idyllisch. Das Highlight wird kurz vor<br />

dem Ziel erreicht: die KLOSTER-<br />

RUINE Wörschweiler. Einst bauten<br />

Zisterziensermönche (ab 1131) das<br />

Kloster auf einer Bergkuppe über<br />

dem Bliestal in 315 Meten Höhe.<br />

Die 6. Etappe ist sehr waldreich<br />

und führt durch das Pfänderbachtal<br />

zum Berghof Einöd und<br />

über das Lambsbachtal am<br />

Waldidyll Rabenhorst vorbei bis<br />

zur VAUBAN-FESTUNG auf dem<br />

Homburger Schlossberg.<br />

Der KARLSBERGWEIHER nordöstlich<br />

von Homburg ist ein idyllischer<br />

Besuchermagnet im WaldPark<br />

Schloss Karlsberg unterhalb<br />

der Ruine der Orangerie. An den<br />

Hängen auf der sonnenbeschienenen<br />

linken Seite des Weihers wurde<br />

einst Wein angebaut.<br />

Zwischen dem Schlossweiher<br />

mit der barocken Gustavsburg<br />

und dem BRÜCKWEIHER geht es<br />

durch das Naherholungsgebiet<br />

Jägersburg (Etappe 7). Beim komfortablen<br />

PETERS Hotel & Spa (mit<br />

Biergarten) können auch Boote<br />

ausgeliehen werden.<br />

Die wasserreiche 8. Etappe (9 km)<br />

führt am Brückweiher in Jägersburg<br />

vorbei, durch Wälder, an<br />

der Glan entlang bis zum HÖCHER<br />

BERG (518 m), ein Ausflugsziel mit<br />

Aussichtsturm. Das Restaurant<br />

Höcherberg bietet Biergarten und<br />

Kinderspielplatz.<br />

Finale am (Kultur-)Bahnhof in<br />

BEXBACH. Wolfgang Henn,<br />

Geschäftsführer der Saarpfalz-<br />

Touristik, ist stolz auf das Projekt<br />

Bliessteig. »Es war ein langer Weg<br />

bis zur Eröffnung, aber wir haben<br />

jetzt ein echtes Topangebot für die<br />

Wanderszene.«<br />

100 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 101<br />

anderbar!

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