DerFreieBauer Ausgabe 04-2023
Der Freie Bauer, Ausgabe 04-2023 unter anderem mit "Neophyten und Neozoen in Österreich"
Der Freie Bauer, Ausgabe 04-2023 unter anderem mit "Neophyten und Neozoen in Österreich"
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DER FREIE BAUER <strong>04</strong>/<strong>2023</strong><br />
AGRARREPORTAGE<br />
13<br />
EU-NOVEL-FOOD<br />
ist, dass sich dieser Effekt auch<br />
dann zeigt, wenn die Zelle mit dem<br />
Zistrose-Präparat behandelt wurde,<br />
bevor es zu einem Kontakt mit<br />
dem Virus kam. Das heißt, Zistrose-Präparate<br />
(z.B. Lutschtabletten)<br />
sollen auch eine prophylaktische<br />
Wirkung haben. Die enthaltenen<br />
Polyphenole sollen für diese Wirkung<br />
verantwortlich sein. Die Zistrose<br />
hat nicht nur einen sehr hohen<br />
Gehalt an Polyphenolen, sie ist die<br />
polyphenolreichsten Pflanzen in<br />
Europa. Auch interessant ist, dass<br />
aufgrund der EU-Novel-Food-Verordnung<br />
kein Zistrosekraut mehr<br />
im Einzelhandel verkauft werden<br />
darf. Der Grund: Obwohl die Zistrose<br />
seit Jahrhunderten angewandt<br />
wird, hat die EU beschlossen, dass<br />
sie vor 1997 nicht als Lebensmittel<br />
bekannt war. Nur die Sorte „Cistus<br />
x incanus L. Pandalis“ konnte als<br />
„Novel Food“ zugelassen werden<br />
und darf somit als Einzige in der EU<br />
auch als Teekraut verkauft werden.<br />
Mittlerweile sind neben dem Tee,<br />
ZISTROSE: DAS PFLANZLICHE<br />
MULTITALENT GEGEN VIREN<br />
Seit der Antike wird die Zistrose als<br />
Wundheilmittel geschätzt und ein<br />
Tee aus dem Kraut wurde in der<br />
Volksheilkunde bei unterschiedlichen<br />
Gesundheitsstörungen angewandt.<br />
Heute ist eine antivirale,<br />
antibakterielle, antimykotische,<br />
antioxidative, wundheilungsfördernd,<br />
adstringierend, juckreizlindernd<br />
und entzündungshemmende<br />
Wirkung bekannt. Präparate<br />
können sogar das Andocken des<br />
Influenzavirus an die Schleimhautzellen<br />
blockieren.<br />
Bild: stock.adobe.com/Cat back G<br />
Bild: stock.adobe.com/ katinkah<br />
der auch für Kinder, Schwangere<br />
und Stillende geeignet ist, viele<br />
Cistrose-Produkte, wie Lutschtabletten,<br />
immunstärkende Sirupe,<br />
Salben und Öle, erhältlich.<br />
Auch der Echte Thymian wird seit<br />
Jahrhunderten als Heilkraut hoch<br />
THYMIAN<br />
geschätzt. Er ist nicht nur ein passendes<br />
Gewürz für Fisch- und Geflügelgerichte,<br />
er kann uns auch<br />
bei so mancher Krankheit helfen.<br />
Ein Sprichwort besagt: „Die<br />
nächste Grippe kommt bestimmt,<br />
doch nicht zu dem, der Thymian<br />
nimmt“. Früher wurde er auch als<br />
das „Antibiotikum der armen Leute“<br />
bezeichnet. Die Heilige Hildegard<br />
von Bingen soll den Thymian<br />
erstmals als wirksames Mittel bei<br />
Atemwegserkrankungen und Entzündungen<br />
beschrieben haben.<br />
Heute kann die Wirkung des Thymians<br />
wissenschaftlich erklärt<br />
werden. Thymian ist reich an ätherischen<br />
Ölen (Thymol und Carva-<br />
HOLUNDERBEERE<br />
crol), die nachweislich antimikrobiell<br />
wirksam sind, das heißt gegen<br />
Bakterien, Viren und Pilze wirken.<br />
Außerdem wirkt Thymian entzündungshemmend,<br />
antioxidativ und<br />
schmerzlindernd. Am häufigsten<br />
wird er deshalb bei Husten, Erkältungskrankheiten,<br />
krampfhafter<br />
Bronchitis und Keuchhusten eingesetzt.<br />
Hat man beispielsweise trockenen<br />
Husten, soll eine Mischung<br />
aus Thymian- und Eibischwurzeltee<br />
hilfreich sein. Während der Thymian<br />
antiviral und krampflösend<br />
wirkt, schützen die Schleimstoffe<br />
der Eibischwurzel die angegriffenen<br />
Schleimhäute. Bei Husten mit<br />
Auswurf fördert er den Abtransport<br />
von Schleim aus den Atemwegen.<br />
Speziell bei Schnupfen kann inhalieren<br />
mit ätherischem Thymianöl<br />
hilfreich sein. Dabei werden zwei<br />
Tropfen ätherisches Thymianöl in<br />
einen Liter heißes Wasser gegeben.<br />
Beim Kauf eines ätherische<br />
Thymianöls hat man die Wahl zwischen<br />
zwei verschiedenen Typen,<br />
ein Milderes (Thymian Linalool)<br />
und ein Stärkeres (Thymian Thymol).<br />
Wichtig zu wissen ist, dass<br />
das stärkere ätherische Öl nicht für<br />
Babies, Kinder, oder Schwangere<br />
Personen geeignet ist.<br />
Und zum Schluss, der Schwarze<br />
Holunder. Er gilt als Sitz des guten<br />
Hausgeistes und ist der germanischen<br />
Göttin Holda geweiht<br />
(„hold“ oder „huld“ bedeutet heilen)<br />
In den Märchen der Gebrüder<br />
Grimm wird sie Frau Holle bezeichnet.<br />
Besonders in alten Redewendungen<br />
und Bräuchen lässt sich<br />
die Bedeutung dieses Strauches<br />
für unsere Vorfahren erkennen.<br />
So heißt es: „Vor dem Holunder<br />
zieh den Hut herunter!“. Über die<br />
Wirkung und Anwendung schreibt<br />
Ursel Bühring: „Er galt in der Antike<br />
als Universalmedizin, man verwendete<br />
Wurzeln, Blätter, Rinde<br />
und Beeren. Heute schätzt man<br />
vor allem die schweißtreibende<br />
und fiebersenkende Kraft seiner<br />
Blüten bei Erkältungskrankheiten.“<br />
Jüngst zog die Holunderbeere das<br />
Interesse der Wissenschaft auf<br />
sich. Dass die Beeren des Hollers<br />
zu den anthocyanreichsten<br />
Lebensmitteln zählen, weiß man<br />
schon länger. Die Erkenntnis, dass<br />
GUT GEGEN GRIPPE<br />
die Einnahme von Holunderbeerensirup<br />
oder Kapseln mit Holunderbeerenextrakt<br />
eine positive<br />
Wirkung gegen Grippeviren zeigt,<br />
ist relativ neu. So bezeichneten<br />
etwa norwegische Forscher den<br />
Holunderbeerensirup als „wirksames,<br />
sicheres und preiswertes<br />
Grippetherapeutikum“. In Kombination<br />
mit einem Echinacea-Extrakt<br />
soll Holunderbeerensirup, im<br />
frühen Grippestadium, sogar ähnlich<br />
wirken wie beispielsweise das<br />
Anti-Virus-Medikament „Tamiflu“.<br />
Und laut einer israelischen Virologin<br />
wirken Holunderbeeren sogar<br />
nicht nur therapeutisch, sondern<br />
auch prophylaktisch, denn sie<br />
können das Eindringen des Virus<br />
in die Schleimhautzellen von Nase<br />
und Rachen verhindern. Weitere<br />
Pflanzen, die das Immunsystem<br />
unterstützen und antiviral wirken,<br />
sind beispielsweise Sonnenhut,<br />
Ingwer, Süßholz, Blutwurz, Kleine<br />
Braunelle, Geraniumwurzel und<br />
Baikal-Helmkraut.<br />
ZISTROSE-TEE MACHT ES<br />
DEN VIREN SCHWER<br />
Rezept für einen Zistrose-<br />
Tee: Einen Teelöffel Zistrose-<br />
Kraut in 200 ml kaltes Wasser<br />
geben, zum Sieden bringen<br />
und fünf Minuten zugedeckt<br />
köcheln lassen. Pro Tag sollten<br />
maximal zwei Tassen Tee<br />
getrunken werden. Präparate<br />
aus Cistus incanus (Zistrose)<br />
können das Andocken<br />
des Influenzavirus an die<br />
Schleimhautzellen effektiv<br />
blockieren.