DerFreieBauer Ausgabe 04-2023
Der Freie Bauer, Ausgabe 04-2023 unter anderem mit "Neophyten und Neozoen in Österreich"
Der Freie Bauer, Ausgabe 04-2023 unter anderem mit "Neophyten und Neozoen in Österreich"
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DER FREIE BAUER <strong>04</strong>/<strong>2023</strong><br />
SCHWERPUNKT<br />
5<br />
ENPLAN, DER DIE AUSBREITUNG EINDÄMMEN SOLL:<br />
d Neozoen in Österreich<br />
tet und schon nach wenigen Jahren<br />
ist er zu einem der häufigsten<br />
Käfer geworden. Im Herbst ernähren<br />
sich die Tiere auch von reifem<br />
Obst und Weintrauben werden für<br />
den Weinbau problematisch.<br />
Ein weiteres Beispiel in der Tierwelt<br />
ist der aus Nordamerika stammende<br />
Amerikanische Signalkrebs<br />
Pacifastacus leniusculus, der mittlerweile<br />
in fast allen europäischen<br />
Flüssen, Bächen und Seen etabliert<br />
ist. Der Allesfresser ist hauptsächlich<br />
dämmerungs- und nachtaktiv,<br />
aber bei Nahrungsmangel auch<br />
unter Tags auf der Jagd. Bei einer<br />
hohen Populationsdichte entsteht<br />
großer Räuberdruck auf die bevorzugte<br />
Beute. Der Amerikanische<br />
Signalkrebs hat eine höhere Toleranz<br />
gegenüber chemischer und<br />
organischer Verschmutzung der<br />
Gewässer als unsere heimischen<br />
Krebse. Er verdrängt heimische<br />
Krebsarten durch Übertragung der<br />
Krebspest und durch größere Produktion<br />
von Nachkommen.<br />
SCHNELLE AUSBREITUNG<br />
Land- und Forstwirten bereiten<br />
hingegen einige invasive Pflanzenarten<br />
mehr Kopfweh: So etwa Die<br />
Kanadische Goldrute, die ebenfalls<br />
aus Nordamerika stammen<br />
und sich seit 1950 in Mitteleuropa<br />
rasant ausbreiten. Durch ihre<br />
Lichtabhängigkeit sind sie vor<br />
allem in lichten Auwäldern, Hochstaudenfluren<br />
und vermehrt auch<br />
Waldschlägen anzutreffen. Sie<br />
behindern dort etwa Verjüngungen<br />
und Baumpflanzungen. Ihre<br />
Bekämpfung ist sehr aufwendig,<br />
da sie mehrmals pro Jahr gemäht<br />
werden müssen, um Samenwurf<br />
zu vermeiden.<br />
Noch bekannter ist die Robinie:<br />
Robinia pseudoacacia stammt aus<br />
dem Osten der USA. Sie wurde bereits<br />
im Jahr 1630 nach Europa eingeführt<br />
und kommt vom pannonischen<br />
Raum bis in die Hügelländer<br />
Österreichs verbreitet vor. Aus der<br />
Sicht des Naturschutzes ist es der<br />
Bild: stock.adobe.com/ Ivanna Bild: stock.adobe.com/ Vaclav<br />
problematischste Neophyt Österreichs,<br />
da der Baum vor allem artenreiche<br />
Trockengebiete besetzt,<br />
wo auch zahlreiche heimische<br />
bedrohte Tier- und Pflanzenarten<br />
vorkommen. Die Bekämpfung erfolgt<br />
durch Ringeln der Stämme<br />
und danach durch über mehrere<br />
Jahre wiederholtes Ausschneiden<br />
der Wurzeltriebe.<br />
Die Politik beschäftigt sich schon<br />
seit einigen Jahren mit der Ausbreitung<br />
der invasiven Arten in der<br />
MASSNAHMEN<br />
EU. 2016 wurde im Amtsblatt der<br />
EU die erste Liste invasiver gebietsfremder<br />
Arten von unionsweiter<br />
Bedeutung veröffentlicht. Diese<br />
Liste ist seit August 2016 in Kraft.<br />
Die Unionsliste enthält 37 invasive<br />
Tier- und Pflanzenarten, von denen<br />
13 in Österreich vorkommen.<br />
Manche der Arten sind derzeit nur<br />
von einem Standort bekannt, andere<br />
sind bereits weiter verbreitet.<br />
Die übrigen 24 Arten kommen der-<br />
DIE OBERÖSTERREICHISCHE<br />
LANDESREGIERUNG HAT BEREITS IM<br />
JAGD- UND FISCHEREIGESETZ ENTSPRECHENDE<br />
REGELN GEGEN DIE AUSBREITUNG BESTIMMTER<br />
TIERARTEN VERANKERT.<br />
Bild: dfb<br />
zeit nicht in Österreich vor.<br />
Diese gelisteten Arten dürfen gemäß<br />
der Verordnung nicht vorsätzlich<br />
in das Gebiet der Union<br />
verbracht werden, gehalten oder<br />
gezüchtet werden, in die, aus der<br />
und innerhalb der Union befördert<br />
werden, in Verkehr gebracht oder<br />
in die Umwelt freigesetzt werden,<br />
verwendet oder getauscht werden.<br />
Die Ausbreitungspfade der Arten<br />
müssen erfasst und Aktionspläne<br />
aufgestellt werden, um die Einbringung<br />
und Ausbreitung dieser Arten<br />
zu verhindern bzw. einzudämmen.<br />
Überwachungsmaßnahmen und<br />
amtliche Kontrollen zur Verhinderung<br />
der Einbringung dieser Arten<br />
sind verpflichtend durchzuführen.<br />
Die EU-Mitgliedstaaten müssen<br />
invasive gebietsfremde Arten von<br />
unionsweiter Bedeutung beseitigen<br />
bzw. die Ausbreitung bereits<br />
weit verbreiteter invasiver Arten<br />
kontrollieren. Es gibt Ausnahmen<br />
von den Verpflichtungen, die von<br />
den zuständigen Behörden der<br />
Mitgliedstaaten oder der EU Kommission<br />
erteilt werden können.<br />
Genaue Bestandserhebungen<br />
der einzelnen invasiven Arten für<br />
Oberösterreich gibt es derzeit<br />
nicht, aber jene Arten mit weitreichender<br />
Verbreitung kommen in<br />
unterschiedlich großen Beständen<br />
nahezu flächendeckend über OÖ<br />
verteilt vor. Die aktive Bekämpfung<br />
beschränkt sich auf Schutzgebietsflächen<br />
und andere naturschutzfachlich<br />
hochwertige Lebensräume<br />
bzw. Bereiche mit Vorkommen<br />
seltener oder gefährdeter Arten.<br />
Um die weitere Ausbreitung der<br />
bereits vorhandenen, aber auch<br />
neuer Arten, möglichst einzudämmen<br />
oder gar zu verhindern, und<br />
damit mögliche negative Auswirkungen<br />
auf unsere Biodiversität<br />
abzuwehren, soll ein für Oberösterreich<br />
angepasster Managementplan<br />
erarbeitet werden. Zugleich<br />
wird und wurde das Management<br />
invasiver Arten in der oberösterreichischen<br />
Gesetzgebung (z.B. Entnahme<br />
über das Jagdgesetz sowie<br />
Fischereigesetz) verankert.