BRPHIL Orchestermagazin #10
Das Orchester- & Programmmagazin der Bad Reichenhaller Philharmoniker. Programmübersicht Dezember 2023 - März 2024 IN DER ZEHNTEN AUSGABE des Orchestermagazins erfahren Sie alles rund um die neuen Abokonzerte 2024 und unseren neuen Artist in Residence 2024, Joseph Moog. Lesen Sie, wie Stadtmarketingchefin Ursula Friedsam neuen Wind in unsere Alpenstadt bringt und die neuen Denkanstöße, die Publikumsforscherin Dr. Vera Allmanritter gibt. Wir wünschen Ihnen Freude bei der gemeinsamen Entdeckungsreise mit uns. See you soon!
Das Orchester- & Programmmagazin der Bad Reichenhaller Philharmoniker.
Programmübersicht Dezember 2023 - März 2024
IN DER ZEHNTEN AUSGABE des Orchestermagazins erfahren Sie alles rund um die neuen Abokonzerte 2024 und unseren neuen Artist in Residence 2024, Joseph Moog. Lesen Sie, wie Stadtmarketingchefin Ursula Friedsam neuen Wind in unsere Alpenstadt bringt und die neuen Denkanstöße, die Publikumsforscherin Dr. Vera Allmanritter gibt.
Wir wünschen Ihnen Freude bei der gemeinsamen Entdeckungsreise mit uns. See you soon!
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
36
» EIN BISSCHEN KANN ICH NICHT / URSULA FRIEDSAM
Stellen Sie sich vor Sie treffen einen Menschen
für eine Stunde, 16 Minuten und ein paar
Sekunden. Nicht lang, um ihn kennenzulernen.
Sogar ziemlich kurz für ein Porträt.
Deshalb konzentrieren Sie sich auf jedes Wort.
Die Mimik, die Gesten, auf das was nicht gesagt
wird. Auf die Augen, die oft das meiste
sagen. In der Hand die guten Fragen für die
guten Antworten. Alles vorbereitet. Und dann
kommt Ursula Friedsam – und fängt einfach
an zu erzählen.
Geboren in Wien, 1963, großgeworden im 5. Bezirk,
mitten in der Stadt, ganz bodenständig. Die Wohnung
einfach, Toilette und Wasser im Gang. Kein Fernseher,
kein Auto. Der Vater erst Kulissenschieber, dann raufgearbeitet
zum Hausinspektor im Theater an der Wien,
45 Jahre lang. Seine Tochter nahm er oft mit, hinter die
Bühne. Als sie das erste Mal in eine Ballettaufführung
wollte, Zarathustra, im schicken Samtkleidchen und
ganz aufgeregt - ließ man sie nicht rein. Zu jung hieß
es. „Ich war zu Tode betrübt“. Bis der Solotänzer die
Kleine tröstete, mit Kniefall und Handkuss. „Ich
war verzaubert“. Theater, Operette, Musical, Ursula
Friedsam ist damit aufgewachsen. Daher die Liebe
zur Kultur. Sie mag Art déco, Jugendstil, die Gründerzeit,
kann sich aber für alles begeistern, wenn sich
alles gegenseitig bereichert. Kunst hat keine Grenzen,
da ist sie offen. Die Großmutter, Sudetendeutsche,
geflüchtet, alleinerziehend, lehrt sie Offenheit und
Empathie, gibt ihr den Sinn fürs Schöne mit: feines
Geschirr, edles Tuch, Arrangements, Ordnung, Etikette.
So mag es Ursula Friedsam auch in ihrer Wohnung,
die jetzt in Großgmain ist, ein paar Schritte hinter der
Grenze: Ästhetik, eine schöne Farbkomposition, eine
frische Blume, Musik. Manchmal auch keine Musik,
lieber Stille. „Mein Sohn hat mal gesagt, Mama du
wohnst schön und ich wohne gemütlich“. Von der Oma
hat sie auch das Hochdeutsche, gesprochen wurde
nach der Schrift. „Die Leute sind oft erstaunt, dass ich
kein Wienerisch rede. Aber ich könnte es. Auch sehr
derb.“ (Nimmt man ihr ab, sie sieht aber nicht so aus.)
Nach der Schule weiß sie nicht so recht, was sie machen
soll, nur dass sie in die Welt will, alles sehen. Aber
erstmal bleibt es Wien, Tourismusstudium. Danach
lenkt der Zufall sie nach Kitzbühel, Hotel Weißes Rössl.
Das war spannend und schräg, sagt sie. „Die hatten
noch Stecktelefone, ich habe gedacht, ich fall vom
Glauben ab, es war immerhin 1984.“ Dazu ein cholerischer
Küchenchef, ein aufgeblasener Oberkellner.
Heimatfilmklischee.
Die nächste Station: München. „In Wien ist so viel
Kultur. In Kitzbühel war es irre lustig und Halligalli.
Und dann München, ich fand es damals trist und war
enttäuscht.“ (Trotzdem wird sie im Laufe der Jahre
immer wieder nach München kommen.) Top dafür die
Anstellung im Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski. Aber
sie darf nicht an die Rezeption, nicht als Frau, nicht
Ende der 1980er Jahre. Mathematik war nie ihr Lieblingsfach,
sie wird trotzdem Assistentin des Leiters für
Rechnungswesen. „Ich habe so viel gelernt, weil dort
alle Fäden eines Hotelbetriebs zusammenlaufen.“
Dann endlich Ausland, Boston, USA, gemeinsam mit
ihrem Mann, für ein Jahr. Im Ritz Carlton Hotel darf
sie an den Empfang und ins Sales Marketing, lernt
viel über Personalmotivation. Wieder zurück nach
München (!), kurze Familienzeit mit den zwei Söhnen.
Bis ein 4Sterne* Hotel im Defereggental, Osttirol, eine
BRPHIL