Industrieanzeiger 01.2024
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16.<strong>01.2024</strong> Ausgabe 01 | 2024 www.industrieanzeiger.de<br />
Interview<br />
Cloud-Dienste<br />
Public oder private Cloud: Welche<br />
passt zum Unternehmen?<br />
» Seite 14<br />
Messe E-World<br />
Energiewirtschaft trifft sich auf<br />
der Leitmesse in Essen<br />
» Seite 24<br />
Hallenkonditionierung<br />
Kunststoffproduzent spart rund<br />
80 % an CO 2 -Emissionen ein<br />
» Seite 50<br />
Dr. Beitinger von Siemens hat das<br />
Softwaretool Sigreen entwickelt.<br />
Er erläutert, wie sich<br />
damit CO 2 -Emissionen<br />
reduzieren lassen<br />
» Seite 30<br />
TOPSTORY<br />
Fachkräfte<br />
Neues Lehr- und Lernkonzept<br />
sorgt für nachhaltige<br />
Wissensvermittlung<br />
» Seite 32<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion
Ausfallzeiten vermeiden!<br />
Mit Advanced Analytics identifizieren<br />
wir frühzeitig Schwachstellen in<br />
der Lieferkette und sorgen für eine<br />
stabile Versorgung mit C-Teilen -<br />
intelligent und dynamisch.<br />
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Halle 5<br />
Stand B27<br />
19.– 21.3.2024<br />
Stuttgart<br />
2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
» MEINUNG<br />
Die Chancen nutzen<br />
Die Stimmung in den Chefetagen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus<br />
ist zum Ende des Jahres 2023 – als diese Zeilen entstehen –<br />
getrübt. Besorgt blicken die Entscheidungsträger auf die konjunkturelle<br />
Entwicklung und leiten daraus einen Wachstumsrückgang für die Branche<br />
im Jahr 2024 ab. Die noch zu Beginn des Jahres 2023 verhaltene Wachstumserwartung<br />
hat sich im Laufe der letzten zwölf Monate ins Negative<br />
gedreht und im letzten Quartal seinen Tiefpunkt erreicht, wie das aktuelle<br />
Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />
PwC Deutschland (PwC) zeigt.<br />
Ein wichtiger Faktor, der die Branche beeinflusst, sind die Energiepreise.<br />
Der Anstieg der Kosten für Energiequellen könnte die betrieblichen Margen<br />
belasten und erfordert eine verstärkte Fokussierung auf Energieeffizienz in<br />
der Produktion. Zur Thematik, wie Unternehmen ihre Prozesse optimieren<br />
und eine energieeffiziente Produktion umsetzen, um wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben, finden Sie Tipps in unserem Special ab Seite 27.<br />
Die Unwägbarkeiten, die sich aus dem Angriff Russlands auf die Ukraine<br />
ergeben, sind zweifellos eine zusätzliche Herausforderung. Die instabile<br />
geopolitische Lage kann zu Versorgungsengpässen und Preisschwankungen<br />
führen, was Unternehmen vor die Aufgabe stellt, flexibel auf Veränderungen<br />
zu reagieren. Eine intensive Risikobewertung und eine vorausschauende<br />
Strategie sind essenziell, um die Auswirkungen zu minimieren.<br />
Trotz dieser Herausforderungen bietet 2024 dem Maschinen- und<br />
Anlagen bau die Chance, durch Innovation und Anpassungsfähigkeit zu<br />
glänzen. Die Weichen für eine nachhaltige Zukunft müssen innerhalb der<br />
Branche gestellt werden – von effizienten Produktionsprozessen bis hin zu<br />
ressourcenschonenden Energielösungen. In diesem dynamischen Umfeld<br />
werden Unternehmen, die proaktiv agieren und flexibel reagieren, die besten<br />
Erfolgsaussichten haben. Wir begleiten Sie hierbei wie gewohnt und informieren<br />
über neue Trends. Was sind die größten Herausforderungen für Ihr<br />
Unternehmen im Jahr 2024? Schreiben Sie mir.<br />
Franke Drahtwälzlager:<br />
German Design Award<br />
Winner 2024<br />
herkömmliches<br />
Kugellager<br />
Franke<br />
Drahtwälzlager<br />
Alexander Gölz<br />
Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
alexander.goelz@konradin.de<br />
Der entscheidende Unterschied zwischen<br />
einem gewöhnlichen Kugellager und<br />
einem Franke Drahtwälzlager liegt in den<br />
Laufringen. Beim Drahtwälzlager rollen die<br />
Wälzkörper auf eingelegten Drähten.<br />
Die Variabilität des Franke-Prinzip<br />
erlaubt es, freier und einfacher zu<br />
konstruieren, um bessere Produkte<br />
zu entwickeln.<br />
Folgen Sie uns auch auf LinkedIn:<br />
Mehr zum Prinzip Drahtwälzlager:<br />
www.franke-gmbh.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 3
» INHALT 01 | 2024 145. JAHRGANG<br />
Topstory<br />
Ein neues Lehr- und Lernkonzept<br />
sorgt für nachhaltige Wissensvermittlung<br />
und sichert den<br />
Fachkräftenachwuchs<br />
» Seite 34<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
Prof. Steffen Ritter, Hochschule Reutlingen, hat ein neues Lehrkonzept für<br />
die Konstruktion von Kunststoffteilen und Spritzwerkzeugen entwickelt.<br />
» Seite 34<br />
NEWS & MANAGEMENT<br />
Branchennews<br />
VDMA: Konjunkturflaute hält weiter an 08<br />
Erfolgreiche Wasserstoff-Testfahrt 10<br />
Deutschland schlecht auf KI vorbereitet 11<br />
» Serie Cloud-Dienste<br />
Mehrwert schaffen mit dem passenden Cloud-Modell 14<br />
IT-Zentralisierung<br />
Die Wittmann Group setzt auf Matrix42 zur<br />
Zentralisierung ihrer IT-Abteilungen 16<br />
WBA-Serie<br />
Generationenwechsel – Lösungen für die<br />
Zusammenarbeit und Führung 18<br />
Energiekonzepte<br />
Wie Photovoltaik energieintensive Unternehmen<br />
für die Zukunft rüstet 20<br />
MESSE<br />
Nortec<br />
Die Fertigungstechnik-Messe in Hamburg wird erstmals<br />
von der Messe Stuttgart und dem VDW veranstaltet 22<br />
» E-World 2024<br />
In Essen trifft sich die Energiewirtschaft und<br />
präsentiert Lösungen für eine nachhaltige Zukunft 24<br />
TECHNIK<br />
Klimaanpassung<br />
Der Nachhaltigkeitstrend im unternehmerischen Kontext 28<br />
» Interview<br />
Dr. Gunter Beitinger, SVP bei Siemens über das CO 2 -<br />
Managementtool „Sigreen“<br />
» Fachkräfteausbildung<br />
Neues Lehrkonzept für die Entwicklung von Kunststoffteilen<br />
und Spritzgießwerkzeugen begeistert die Studenten 34<br />
TITEL » Nachhaltigkeitskonzept<br />
Green Means Konzept von Prima Power schont<br />
Ressourcen und Umwelt 38<br />
Werkzeug- und Formenbau<br />
Wertsteigernde Kreislaufwirtschaft war das zentrale<br />
Thema des 22. Kolloquiums ‚Werkzeugbau mit Zukunft‘ 40<br />
Industrielle Teilereinigung<br />
Wärmepumpe spart in der Teilereinigung rund 70 % der<br />
elektrischen Energie 42<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Eine moderne Metall- und Elektrotechnik-Ausbildung<br />
sichert den Nachwuchs an Fachkräften nachhaltig 44<br />
Gebäudemanagement<br />
Automatische Datenerfassung steigert Energieeffizienz 48<br />
» Hallenkonditionierung<br />
Kunststoffhersteller senkt erfolgreich CO 2 -Emissionen 50<br />
Verpackungstechnik<br />
Maschine produziert mit hohem Rezyklatanteil 52<br />
Kunststoff-Rezyklat<br />
Plattform Cirplus erleichtert Beschaffungen mit Qualität 54<br />
Biokunststoffe<br />
Start-up GreenB2B eröffnet Zugang zu Biokunststoffen 55<br />
Leichtbau-Nachwuchs<br />
Netzwerk-Event als Experiment: Oberstufe eines<br />
Trierer Gymnasiums erlebt Hightech-Leichtbau 56<br />
Thermoform-Lieferservice<br />
Kunststoff-Verpackungen bietet Formary über eine digitale<br />
Plattform mit Online-Konfigurator und vielen Lieferanten 58<br />
Arbeitsschutz<br />
Nachhhaltige Berufskleidung für den Arbeitsalltag 60<br />
PRODUKTE & SERVICE<br />
Editorial 03<br />
Augenblicke der Technik 06<br />
Produkte 64<br />
Impressum 64<br />
Vorschau 65<br />
Zuletzt 66<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Bild: Infranorm<br />
Mit Hallenkonditionierung schafft es ein Kunststoffhersteller seine Emissionen<br />
zu senken und die Nachhaltigkeit der Produktion zu erhöhen.<br />
» Seite 50<br />
Als Erfinder von<br />
Sigreen erläutert<br />
Dr. Gunter Beitinger<br />
von Siemens, was das<br />
Softwaretool ausmacht<br />
und vor allem, wie<br />
sich CO 2 -Emissionen<br />
reduzieren lassen.<br />
» Seite 32<br />
Bild: Siemens<br />
» ZUM TITELBILD<br />
Prima Power ist ein weltweit führender Hersteller von 2D- und<br />
3D-Lasermaschinen zum Schneiden, Schweißen und Bohren,<br />
Stanzmaschinen, kombinierten Stanz-Laser- und Stanz-Scher-<br />
Systemen, Abkantpressen, Schwenkbiegemaschinen, Biegezentren<br />
und flexiblen Fertigungssystemen (FMS). Mehr dazu und<br />
zu dem ressourcen- und umweltschonenden „Green-Means“-<br />
Konzept des Unternehmens lesen Sie auf Seite 38.<br />
So beschriften<br />
echte Profis.<br />
Mit P-touch und den Pro Tapes<br />
sieht die Beschriftung nicht nur<br />
professioneller aus, sondern erhöht<br />
die Sicherheit und spart bei späterer<br />
Wartung kostbare Arbeitszeit.<br />
www.brother.de/elektro<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 5
» Augenblicke<br />
der Technik<br />
Ein Roboter, der auf schwierigem Terrain zuhause ist: Die Robotiklösung<br />
Rovo des Herstellers Hawe Hydraulik ist für Umgebungen<br />
konzipiert, die Mensch wie Maschine einiges abverlangen.<br />
Auf Raupen bewegt sie sich fort und trägt bis zu 500 kg über Stock<br />
und Stein – dabei erreicht sie eine Geschwindigkeit von 30 km/h.<br />
Auch auf anspruchsvollen Indoor-Böden begegnet man der elektrischen<br />
Roboterplattform. Interessant ist diese Lösung aber auch,<br />
weil an ihr etliche aktuelle Trends der Automation ablesbar sind:<br />
Zum einen wäre das der anhaltende Bedarf nach nachhaltigen Produkten.<br />
Der Rovo ist mit einem Lithium-Ionen Batteriepack ausgerüstet<br />
und leistet seine Arbeit somit emissionsfrei. Es handelt<br />
sich außerdem um ein autonom fahrendes Gerät, das Follow-Me<br />
oder GPS Wegpunktnavigation nutzt, um seinen Weg zu finden.<br />
Der Anwender kann es leicht bedienen und modular erweitern,<br />
zum Beispiel durch minihydraulische Antriebe für erforderliche Anbaugeräte.<br />
Der Trend zu mehreren kleinen Maschinen, die als Flotte<br />
arbeiten, kann der Rovo ebenfalls bedienen. Bild: Hawe Hydraulik<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 7
» NACHRICHTEN<br />
VDMA-Jahrespressekonferenz<br />
Maschinen- und Anlagenbau wartet<br />
auf die Trendwende<br />
Der Maschinen- und Anlagenbau kämpft angesichts der anhaltenden globalen Konjunkturschwäche<br />
mit wachsenden Herausforderungen. Trotz solider Produktion im laufenden Jahr<br />
sinken die Auftragspolster, was zu pessimistischen Prognosen für 2024 führt, wie<br />
VDMA-Präsident Karl Haeusgen auf der Jahrespressekonferenz des Verbands betonte.<br />
Bild: VDMA<br />
Karl Haeusgen ist Präsident des VDMA.<br />
Die anhaltende Flaute der globalen Konjunktur hinterlässt<br />
im Maschinen- und Anlagenbau zunehmend<br />
deutlichere Spuren. Zwar lief die Produktion in den<br />
ersten zehn Monaten des laufenden Jahres dank hoher<br />
Auftragsbestände und weniger Engpässe in den<br />
Lieferketten vergleichsweise gut. Sie erreichte bis<br />
einschließlich Oktober ein reales Plus von 0,9 %.<br />
„Aber nachdem die ersten beiden Quartale noch<br />
Wachstumsbeiträge lieferten, verfehlte die Maschinenproduktion<br />
im dritten Quartal ihr Vorjahresniveau<br />
bereits um 1,6 Prozent. Auch das vierte Quartal wird<br />
schwach ausfallen“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen<br />
auf der Jahrespressekonferenz des Verbands<br />
in Frankfurt. „Die bis zum Sommer gute Produktion<br />
sorgt zwar dafür, dass wir unsere Schätzung für 2023<br />
anheben. Wir rechnen nur noch mit einem Produktionsrückgang<br />
von real 1 Prozent. Anders als vor einem<br />
Jahr kann der sinkende Auftragsbestand die Produktion<br />
aber immer weniger stützen. Daher passen wir<br />
die Prognose für 2024 nach unten an: von bisher minus<br />
2 auf nun minus 4 Prozent“, erläuterte Haeus-<br />
gen. Denn Auftragseingänge im Maschinen- und Anlagenbau<br />
bleiben seit Jahresbeginn Monat für Monat<br />
hinter dem Vorjahr zurück – in Summe um real 13 %<br />
in den ersten zehn Monaten 2023. Damit sinken<br />
auch die Auftragspolster. Laut einer aktuellen<br />
VDMA-Umfrage (Ende Oktober) lag die Auftragsreichweite<br />
in 60 % der Unternehmen bereits unter<br />
ihrem jeweiligen langjährigen Durchschnitt. „Eine<br />
echte Trendwende ist trotz erster zaghafter Signale<br />
einer Bodenbildung vorerst nicht in Sicht“, sagte der<br />
VDMA-Präsident. Denn auch in den USA könnte die<br />
Investitionstätigkeit konjunkturell bedingt nachlassen,<br />
während sie in China wohl schwach bleiben<br />
wird.<br />
Auch in Deutschland wird die Investitionstätigkeit<br />
vorerst wohl schwach bleiben. Nach Ergebnissen<br />
einer exklusiven Befragung des IW für den VDMA<br />
haben sich die Wirtschaftsperspektiven im Inland erneut<br />
eingetrübt und liegen wieder auf dem niedrigen<br />
Niveau vom Herbst 2022. Auch die Investitionserwartungen<br />
für 2024 haben sich deutlich verschlechtert.<br />
Hier ist der Anteil der Pessimisten aktuell um<br />
9 % höher als derjenige der Optimisten. „Dabei gibt<br />
es durchaus Investitionsanreize. Laut Befragung des<br />
IW rechnet sich die gesamte Wirtschaft Chancen aus<br />
bei den Trends Digitalisierung/Automatisierung, Aufbau<br />
resilienter Lieferketten und der Dekarbonisierung.<br />
Aber wir gehen nicht davon aus, dass diese<br />
expansiven Effekte, die auch auf den Maschinenbau<br />
ausstrahlen sollten, bereits im kommenden Jahr alle<br />
belastenden Faktoren kompensieren können“, sagte<br />
Haeusgen. Wachstumschancen liegen dabei vor<br />
allem in der Digitalisierung. Zu den wichtigsten Aufgaben<br />
zählt hier, dass die Unternehmen in der digitalen<br />
Welt ihr Domainwissen sicher einbringen können.<br />
Dazu sind föderative Datenräume notwendig, die<br />
auch vom industriellen Mittelstand genutzt werden.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
ANZEIGE<br />
Foto: © Getac<br />
Profitabel und nachhaltig: Teekanne setzt auf das robuste Getac S410 Laptop<br />
Foto: Getac / Teekanne<br />
Sehr zufrieden mit den Getac Laptops:<br />
Mehmet Agar, Teamleiter Elektro- & Energiebetriebe<br />
Teekanne<br />
Teekanne setzt auf Getac Laptops<br />
Seit 14 Jahren sind Getac S410 Laptops im Einsatz bei Teekanne – Nachhaltigkeit auf der<br />
ganzen Linie: Hohe Prozesseffizienz durch volle Nutzung aller Produktionskapazitäten,<br />
Leistungsfähigkeit und Ausfallsicherheit der Getac Rugged Laptops sichern reibungslose<br />
Abläufe und sehr niedrige Total Cost of Ownership durch 14+ Jahre Gerätenutzung<br />
Als ein führender Hersteller robuster Computerlösungen<br />
versorgt Getac auch die Industrie mit innovativen<br />
Tablet- und Laptop Lösungen. Die Teekanne<br />
Gruppe setzt schon seit 2009 auf Getac, um reibungslose<br />
Produktionsabläufe zu gewährleisten.<br />
Die Vielzahl an Schnittstellen sowie hohe Kompatibilität<br />
für die Ansteuerung älterer Software waren bei<br />
der Wahl des Getac S410 genauso signifikant wie dessen<br />
Robustheit und Langlebigkeit für alle Einsätze in<br />
der Produktion, Wartung und Instandhaltung sowie<br />
der Logistik.<br />
Die Getac Laptops haben sich bei Teekanne bestens<br />
bewährt: Sämtliche Maschinen – selbst Anlagen mit<br />
verschiedenen seriellen Schnittstellen – lassen sich<br />
so sicher ansteuern und verbinden, was für glatte Abläufe<br />
sorgt, ohne unnötig teure Maschinenstopps.<br />
Die Produktionskapazitäten werden weiterhin voll<br />
ausgeschöpft, auch die der älteren Maschinen. Starke<br />
Leistung, anwenderfreundliches, stets gut lesbares<br />
Display, Langlebigkeit und die hohe Ausfallsicherheit<br />
der robusten Getac Laptops haben sich zudem über<br />
die Jahre ausgezahlt.<br />
Aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit und Ausfallsicherheit<br />
der Getac Laptops profitiert Teekanne von<br />
reibungslosen Abläufen und der vollen Ausnutzung<br />
seiner wertvollen Produktionskapazitäten. Damit werden<br />
Kosten gesenkt und die Zufriedenheit der Kunden<br />
gesichert.<br />
KONTAKT<br />
Getac Technology GmbH<br />
40472 Düsseldorf<br />
Kanzlerstraße 4<br />
Ansprechpartnerin: Jennifer Plouvier-Leupers<br />
Telefon: +49 (0) 211 984819–11<br />
E-Mail: j.plouvier.leupers@getac.com<br />
www.getac.com/de/<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 9
» NACHRICHTEN<br />
Forschungsprojekt SeLv<br />
Lkw besteht Wasserstoff-Testfahrt<br />
Auf Jungfernfahrt: der<br />
Lkw-Prototyp des<br />
RWTH-Lehrstuhls PEM<br />
aus dem Forschungsprojekt<br />
SeLv.<br />
Der Lehrstuhl Production Engineering of<br />
E-Mobility Components (PEM) der RWTH<br />
Aachen hat einen Meilenstein im Elektro-<br />
Lkw-Forschungsprojekt SeLv erreicht: Auf<br />
der Anlage des Aldenhoven Testing Center<br />
im Kreis Düren meisterte der E-Truck-Prototyp<br />
seine ersten mit Wasserstoff absolvierten<br />
Probefahrten.<br />
„Die Tests unter realen Bedingungen haben<br />
gezeigt, dass die Kombination aus<br />
batterieelektrischem Antriebsstrang und<br />
Brennstoffzellen-Wasserstoffsystem für<br />
Schwerlastkraftwagen funktioniert“, sagt<br />
PEM-Leiter Prof. Achim Kampker.<br />
Während insgesamt rund 500 zurückgelegter<br />
Kilometer bestand der Truck unterschiedliche<br />
Herausforderungen auf der<br />
Fahrdynamikfläche, der Bremsenstrecke,<br />
der Ovalbahn und dem Steigungshügel.<br />
„Nach einem Check der grundlegenden<br />
Funktionen haben wir das Wasserstoffsystem<br />
und das Energie- und Thermomanagement<br />
erfolgreich geprüft“, erläutert<br />
Kampker.<br />
Im Oktober 2022 hatte der RWTH-Lehrstuhl<br />
den Prototypen bereits zum ersten<br />
Mal fahrend vorgestellt – damals noch<br />
rein batterieelektrisch. Mit Hilfe des nun<br />
implementierten Brennstoffzellensystems<br />
und eines prädiktiven Energiemanagements<br />
soll es der Truck künftig auf mehr<br />
als 1000 km Reichweite bringen.<br />
Das Fahrzeug verfügt über einen modularen<br />
Antriebsstrang, der je nach Nutzungsbedarf<br />
individuelle Konfigurationen ermöglichen<br />
soll. Bei der Entwicklung stehe<br />
die Industrialisierung der Produktionsprozesse<br />
für den Antriebsstrang im Vordergrund,<br />
heißt es. Ziel sei unter anderem die<br />
Realisierung stückzahlenbasierter Kostenvorteile<br />
bei der Herstellung.<br />
Das auf mehr als vier Jahre anberaumte<br />
und noch bis Ende 2024 laufende Vorhaben<br />
„Schwere Lastkraftwagen für die<br />
emissionsfreie Logistik im Schwerlastverkehr<br />
mittels Elektrifizierungsbaukasten<br />
und wirtschaftlichem Produktionssystem“<br />
(SeLv) wird vom Bundesministerium für<br />
Digitales und Verkehr im Rahmen der<br />
Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie (MKS)<br />
mit rund 16,9 Mio. Euro gefördert und<br />
von der NOW GmbH koordiniert.<br />
Bild: PEM RWTH Aachen<br />
Nachhaltige Halbleiterherstellung<br />
Google, ASM und HP steigen in Catalyze-Programm von Schneider Electric ein<br />
Das Catalyze-Partnerprogramm<br />
von Schneider Electric<br />
hat prominenten Zuwachs erhalten.<br />
Neben dem aus den<br />
Niederlanden stammenden<br />
Halbleiterindustrie-Zulieferer<br />
ASM sind ab sofort auch die<br />
US-amerikanischen Unternehmen<br />
HP und Google als sogenannte<br />
Founding Sponsors mit<br />
an Bord. Im Juni 2023 gemeinsam<br />
mit Intel und Applied<br />
Materials initiiert, zielt Schneider Electric<br />
mit dem Catalyze-Programm auf eine Dekarbonisierung<br />
von Wertschöpfungsnetzwerken<br />
in der IT- und Halbleiterindustrie<br />
ab. Dabei geht es insbesondere um Unterstützung<br />
bei Bezug und Nutzung erneuerbarer<br />
Energiequellen – etwa in Form<br />
von Stromlieferverträgen. Teilnehmer des<br />
Partnerprogramms sowie sämtliche Unternehmen<br />
aus deren Wertschöpfungsnetzwerk<br />
sind berechtigt, diese Unterstützung<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
Für einen sozial und wirtschaftlich verträglichen<br />
Klimaschutz besitzen digitale<br />
Technologien enormes Potenzial. So können<br />
etwa Herstellungsprozesse optimiert<br />
oder Gebäude energieeffizienter betrieben<br />
werden. Damit die so gewonnenen<br />
Nachhaltigkeitseffekte aber nicht durch<br />
eine wenig klimafreundliche Halbleiterherstellung<br />
konterkariert werden, ist es<br />
nötig, den CO 2 -Fußabdruck der Branche<br />
weiter zu senken. Wie das SEMI Semiconductor<br />
Climate Consortium erst kürzlich<br />
Das Partnerprogramm soll<br />
Unternehmen der Halbleiterbranche<br />
beim Umstieg auf<br />
grüne Energie unterstützen.<br />
in einer Studie festgestellt hat,<br />
wurden in 2021 für die Herstellung<br />
von Halbleitern noch<br />
etwa 500 Mt CO 2 emittiert.<br />
Rund 16 % davon entstammten<br />
den vor- und nachgelagerten<br />
Lieferketten (Scope 3).<br />
Insbesondere mithilfe von Digitalisierung<br />
und Elektrifizierung, aber auch durch den<br />
Übergang zu erneuerbaren Energiequellen<br />
lassen sich hier signifikante Einsparungen<br />
erzielen. Das Catalyze-Programm unterstützt<br />
produzierende Unternehmen und<br />
Zulieferer unabhängig von Unternehmensgröße<br />
oder Marktstellung daher bei<br />
der Beschaffung von grünem Strom und<br />
bietet einen vereinfachten Zugang zu digitalen<br />
Nachhaltigkeitstechnologien und<br />
dem damit verbundenen Fachwissen.<br />
Bild: Schneider Electric<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Stromfresser Künstliche Intelligenz<br />
Deutsche Firmen schlecht vorbereitet<br />
Bild: Pavel Ignatov/stock.adobe.com<br />
Der Einsatz von KI ist in<br />
allen Branchen auf dem<br />
Vormarsch. Doch den<br />
meisten Unternehmen<br />
fehlt es an der notwendigen<br />
Infrastruktur, um<br />
die hohen Anforderungen<br />
an Datenverarbeitung<br />
und Energiebedarf<br />
zu bewältigen.<br />
Pure Storage, Spezialist für Datenspeichertechnologien und<br />
-services, hat mit Wakefield Research den Energiebedarf von KI<br />
untersucht: Wie gut sind Unternehmen für die Implementierung<br />
von KI gerüstet? Und wie können sie ihre Energiekosten im Rahmen<br />
halten? Der neue Bericht trägt den Titel „Drivers of Change:<br />
Meeting the Energy and Data Challenges of AI Adoption“.<br />
Die Umfrage unter 100 IT-Einkäufern in deutschen Unternehmen<br />
mit mehr als 500 Mitarbeitern ergab in Kürze Folgendes:<br />
Bei 87 % der Firmen ist der Bedarf an Rechenleistung durch KI<br />
erheblich gestiegen. Über die Hälfte (58 %) musste ihre Rechenleistung<br />
seit der Einführung von KI verdoppeln oder mehr. Die<br />
Unternehmen waren auf diesen Energiebedarf nicht vorbereitet.<br />
Batteriezellen auf Natriumbasis<br />
Comau und Lina entwickeln Fertigung<br />
SHIFTING<br />
THE LIMITS.<br />
Zukunftsfähige Materialien und<br />
wegweisende Verfahren: digitale<br />
Neuheiten, technische Textilien<br />
und die neusten Maschinen.<br />
23. – 26. 4. 2024<br />
FRANKFURT / MAIN<br />
techtextil.com<br />
Das Team hat ein<br />
Konzeptdesign fertiggestellt,<br />
das es Lina<br />
ermöglichen soll, den<br />
Batterieproduktionsprozess<br />
zu automatisieren.<br />
Bild: Comau<br />
texprocess.com<br />
Der italienische Automatisierer Comau und die britische Lina<br />
Energy Ltd. wollen eine skalierbare Fertigungs lösung für<br />
Feststoff-Natrium- Metallchlorid-Batteriezellen entwickeln. Lina<br />
will die Batterien automatisiert produzieren. Beide Unternehmen<br />
zielen mit der sauerstofffreien Trockenboxumgebung auf<br />
eine größere Produktion. Sie arbeiten simultan an Gehäuse und<br />
Handhabungsausrüstung für die Feststoffbatteriezelle und sind<br />
dabei, kommerziell erhältliche Ausrüstung zu identifizieren. Mit<br />
diesem kollaborativen Ansatz kann Comau auch Änderungen<br />
vorschlagen, um die Zellmontage zu optimieren.<br />
„Dieses automatisierte Fertigungskonzept, das mit dem Engineering-Team<br />
von Comau entwickelt wurde, bietet eine klare<br />
Technologie-Roadmap, um die Produktionskapazität unserer<br />
patentierten Batteriezellen deutlich zu steigern“, erklärt Kris<br />
Barr, Director of Operations bei Lina.<br />
part of<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 11
» NACHRICHTEN<br />
Trumpf Laser beteiligt sich an Stiftungsprofessuren<br />
Kooperation stärkt Innovationskraft der Region<br />
Richard Bannmüller, Vorsitzender<br />
Geschäftsführer der Trumpf Laser<br />
und Systemtechnik GmbH (links),<br />
und Professor Harald Riegel, Rektor<br />
der Hochschule Aalen, unterzeichnen<br />
den Kooperationsvertrag für zwei<br />
Stiftungsprofessuren.<br />
Bild: Trumpf<br />
Das Ditzinger Hochtechnologieunternehmen<br />
Trumpf hat einen Kooperationsvertrag<br />
mit der Hochschule Aalen unterzeichnet.<br />
Dabei geht es um die Co-Finanzierung<br />
von zwei Stiftungsprofessuren im<br />
Bereich Photonik. Der Trumpf-Geschäftsbereich<br />
Lasertechnik beteiligt sich daran<br />
über fünf Jahre mit jährlich 160.000 Euro.<br />
Die weiteren Geldgeber sind das Unternehmen<br />
Zeiss, die Städte Aalen und Oberkochen<br />
sowie der Ostalbkreis. Die beiden<br />
Stiftungsprofessuren sollen die Themen<br />
„Optische Microsysteme für Sensoren und<br />
Quantentechnologie“ sowie Lasermaterialbearbeitung<br />
behandeln. „Die Trumpf-<br />
Gruppe investiert weltweit jedes Jahr<br />
einen hohen dreistelligen Millionenbetrag<br />
in Forschung und Entwicklung im Unternehmen“,<br />
sagt Richard Bannmüller, Vorsitzender<br />
Geschäftsführer der Trumpf<br />
Laser und Systemtechnik GmbH. „Dabei<br />
ist für uns als Anbieter von Lösungen im<br />
Bereich der Lasertechnik der Austausch<br />
mit Hochschulen im Bereich der Photonik<br />
besonders wichtig.“ Die Photonik zähle zu<br />
den Schlüsseltechnologien der nahen<br />
Zukunft. „Solche Kooperationen stärken<br />
die Innovationskraft der Region ungemein“,<br />
bestätigt Prof. Harald Riegel, Rektor<br />
der Hochschule Aalen, und ergänzt:<br />
„Wir zählen zu den forschungsstärksten<br />
Hochschulen für angewandte Wissenschaften<br />
in Deutschland. Der Bereich<br />
Photonik ist einer unserer zentralen Forschungsschwerpunkte.“<br />
Anzeige<br />
Optimierte Produktzyklen bei der Blechbearbeitung<br />
Nachhaltigkeit kombiniert mit Effizienz<br />
Prima Power ist ein weltweit führender Hersteller von 2D- und<br />
3D-Lasermaschinen zum Schneiden, Schweißen und Bohren,<br />
Stanzmaschinen, kombinierten Stanz-Laser- und Stanz-Scher-<br />
Systemen, Abkantpressen, Schwenkbiegemaschinen, Biegezentren<br />
und flexiblen Fertigungssystemen (FMS). Alle Maschinen<br />
sind sehr bedienerfreundlich und leicht zu programmieren. Eine<br />
intuitive 17-Zoll-Touchscreen-Benutzeroberfläche verbessert<br />
die Dateneingabegeschwindigkeit und verkürzt damit verbunden<br />
die Programmierzeit erheblich. Eine Vorab-Simulation und<br />
die Überwachung mittels Sensorik ermöglichen eine Produktion,<br />
die dichter am optimalen Produktionspunkt ist. Das führt zu<br />
einer besseren Auslastung der Maschinen, zu einer höheren<br />
Materialeffizienz und zu weniger Verschwendung. Mehr dazu<br />
und zu dem ressourcen- und umweltschonenden „Green-<br />
Means“-Konzept des Unternehmens lesen Sie auf Seite 38.<br />
Cloud-Dienste<br />
Public oder private Cloud: Welche<br />
passt zum Unternehmen?<br />
» Seite 14<br />
TOPSTORY<br />
Fachkräfte<br />
Neues Lehr- und Lernkonzept<br />
sorgt für nachhaltige<br />
Wissensvermittlung<br />
» Seite 32<br />
Messe E-World<br />
Energiewirtschaft trifft sich auf<br />
der Leitmesse in Essen<br />
» Seite 24<br />
Hallenkonditionierung<br />
Kunststoffproduzent spart rund<br />
80 % an CO 2-Emissionen ein<br />
» Seite 50<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion<br />
16.<strong>01.2024</strong> Ausgabe 01 | 2024 www.industrieanzeiger.de<br />
Interview<br />
Dr. Beitinger von Siemens hat das<br />
Softwaretool Sigreen entwickelt.<br />
Er erläutert, wie sich<br />
damit CO 2-Emissionen<br />
reduzieren lassen<br />
» Seite 30<br />
Bild: Prima Power<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
PREMIUM-SICHERHEITSHANDSCHUHE VON EJENDALS<br />
Ladeinfrastruktur<br />
Elexon wird Teil von Varo Energy<br />
Der Ladeinfrastrukturspezialist im Bereich Logistik Elexon wird<br />
mit einem starken Partner seinen Erfolgskurs fortsetzen. Der in<br />
der Schweiz ansässige und europaweit tätige Energiekonzern<br />
Varo Energy hat im November dieses Jahres 100 % der Anteile<br />
an Elexon erworben. Die Vereinbarung unterliegt noch der Fusionskontrolle<br />
durch das Bundeskartellamt.<br />
Varos Investition in Elexon unterstützt die One Varo Transformationsstrategie,<br />
die im Juli 2022 vorgestellt wurde. Im Rahmen<br />
dieser Strategie investiert Varo 3,5 Mrd. USD in fünf strategische<br />
Wachstumssäulen: Biogas, Biokraftstoff, Wasserstoff, naturbasierte<br />
Kohlenstoffentfernung und Elektromobilität. Das bestehende<br />
Geschäftsfeld für Elektromobilität, ROAD, zusammen<br />
mit Elexons Stärken, ermöglicht es Varo, seinen Kunden eine<br />
End-to-End-Lösung anzubieten, die von der Installation der<br />
Ladeinfrastruktur bis zur Bezahlung und dem Management der<br />
Flotte reicht. Als Branchenführer für Ladeinfrastruktur in der Logistikbranche<br />
zählen Industrie- und Handelsunternehmen zum<br />
Kundenstamm von Elexon. Seit der Gründung in der heutigen<br />
Form im Jahr 2019 – als Joint Venture der SMA Solar Technology<br />
AG, der AixControl GmbH und der aixACCT charging solutions<br />
GmbH – positioniert Elexon Produkte und Konzepte am Markt<br />
und setzt dabei vor allem auf zukunftsorientierte technische<br />
Entwicklungen. Als Systemintegrator gilt Elexon als Brancheninnovator<br />
in den Bereichen Beratung, Installation, Prototyping,<br />
Lade- und Lastmanagement, CPO-Services, Backend-Lösungen,<br />
Service & Wartung sowie Abwicklung von THG-Quoten. Die Ladestationen<br />
von Elexon verfügen bereits heute über technische<br />
Merkmale, die für künftige Ladeinfrastrukturen notwendig, aber<br />
auf dem Markt kaum zu finden sind. Parallel entwickelt Elexon<br />
immer neue Lösungen, um den Wunsch vieler Firmenkunden<br />
nach Energieautarkie zu unterstützten. Von anfänglich rund 20<br />
Mitarbeitern beschäftigt das Unternehmen heute mehr als 70<br />
Personen, die entweder am Standort Aachen oder remote in<br />
Deutschland arbeiten. Elexon installiert jedes Jahr etwa 8.000<br />
AC- und DC-Ladepunkte und stellt seinen Kunden in ganz<br />
Europa bereits über 24.000 Ladepunkte zur Verfügung.<br />
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Bild: Elexon<br />
Das Technikteam beim ersten gemeinsamen Projekt mit Varo Energy.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 13
Die Möglichkeit, sofort auf Computing-Services zuzugreifen, kann die Einführung und Bereitstellung neuer Produkte und Leistungen beschleunigen.<br />
Bild: ckybe/stock.adobe.com<br />
Serie Cloud-Dienste: Mehrwert schaffen mit Cloud Computing<br />
Private Cloud oder Public Cloud –<br />
welches Modell passt zum Unternehmen?<br />
Dank Cloud Computing können Unternehmen heute flexibler am Markt agieren, produktiver arbeiten<br />
und wettbewerbsfähig bleiben. Doch einige zögern aktuell noch und betrachten die mangelnde<br />
Kontrolle und den Datenschutz als Risikofaktoren. Dieser Artikel beschreibt die Entwicklung des<br />
Cloud Computing und gibt Hilfestellung bei der Entscheidung für das richtige Cloud-Modell.<br />
» Elena Simon, General Manager DACH, Gcore<br />
Ein Bitkom-Bericht prognostiziert, dass die Nutzung<br />
von Cloud Computing in Deutschland rasant<br />
zunehmen wird: In fünf Jahren will die Mehrheit<br />
der Unternehmen den Großteil der IT-Anwendungen<br />
aus der Cloud beziehen. Aktuell liegt der Anteil gerade<br />
einmal bei 15 %. Jedes zweite Unternehmen (54<br />
%) will in diesem Jahr in Cloud-Lösungen investieren,<br />
zwei Drittel (69 %) planen dies für das Jahr 2024<br />
oder später.<br />
Cloud Computing bezeichnet die Bereitstellung<br />
von Rechenleistung und Services über das Internet.<br />
Hierzu zählen beispielsweise Server, Speicherplatz,<br />
Anwendungen, Datenbanken, Netzwerkkapazitäten,<br />
Iot- oder KI-Services.<br />
Airbnb hat enormen Einfluss auf das Hotellerieund<br />
Gastgewerbe, N26 hat das Bankwesen neu gestaltet<br />
und Spotify hat unsere Hörgewohnheiten verändert<br />
– heute betrachten wir es als selbstverständlich,<br />
dass Challenger Brands den Status Quo durchbrechen,<br />
von Normen abweichen und ganze Branchen<br />
verändern. Noch vor einer Generation hätten<br />
ambitionierte, neue Unternehmen erhebliche Investitionssummen<br />
für die Back-End-Technologien aufwenden<br />
müssen, die für den Geschäftsbetrieb erforderlich<br />
sind. Im Gegensatz dazu haben Unternehmen<br />
heute mit Cloud Computing unmittelbaren Zugang<br />
zu erstklassigen Tools, mit denen sie nahezu jeden<br />
Geschäftsprozess und jede betriebliche Funktion abbilden<br />
können – und dies kosteneffizient auf Subskriptionsbasis.<br />
Vor diesem Hintergrund müssen etablierte Unternehmen<br />
jedoch sicherstellen, dass die vorhandene<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
technologische Basis ausreicht, um Wettbewerbsvorteile<br />
zu erzielen und dauerhaft zu erhalten.<br />
Wägen Unternehmen die verschiedenen Cloud-Angebote<br />
auf dem Markt und die für sie erforderlichen<br />
Lösungen ab, wird für viele eine der wichtigsten<br />
Überlegungen sein, ob sie sich für eine Public Cloud<br />
oder eine Private Cloud entscheiden sollen. Public<br />
Cloud Computing ist ein Modell, bei dem On-Demand-Computing-Services<br />
und On-Demand-Infrastrukturen<br />
von einem Drittanbieter verwaltet und<br />
über das Internet von mehreren Unternehmen gemeinsam<br />
genutzt werden. Eine Private-Cloud-Umgebung<br />
ist, wie der Name schon sagt, einer einzigen<br />
Organisation vorbehalten. Sie kann vor Ort installiert<br />
sein oder im Datenzentrum eines Drittanbieters gehostet<br />
werden.<br />
Jeder der beiden Ansätze hat seine Vor- und Nachteile.<br />
Public Clouds sind flexibel, hochskalierbar und<br />
die Unternehmen müssen kein eigenes Datenzentrum<br />
betreiben. Die Möglichkeit, mit nur einem Mausklick<br />
sofort auf Computing-Services zuzugreifen, kann zudem<br />
die Einführung und Bereitstellung neuer Produkte<br />
und Leistungen beschleunigen.<br />
Im Gegensatz dazu erfordern Private Clouds zwar<br />
höhere Vorabinvestitionen in die Infrastruktur und<br />
die Systembetreuung, sie bieten jedoch auch ein höheres<br />
Maß an Sicherheit und eine bessere Kontrolle<br />
darüber, wo sensible Unternehmensdaten gespeichert<br />
und wohin sie übertragen werden. Auf lange<br />
Sicht können Private Clouds im Vergleich zu Public<br />
Clouds niedrigere Betriebskosten bieten. Zudem können<br />
Unternehmen Private Clouds einfacher an ihre<br />
individuellen Anforderungen anpassen.<br />
Diese Überlegungen führen zu einem wichtigen<br />
Aspekt, der Datenhoheit. Sie schließt die Erfassung,<br />
Verarbeitung, Speicherung, Nutzung und Weitergabe<br />
aller Daten inklusive der Informationen zu Geschäftspartnern,<br />
Kunden und Mitarbeitern ein. In<br />
diesem Punkt stehen die einschlägigen Rechtsvorschriften<br />
der EU und der USA derzeit im Konflikt, wobei<br />
die beiden Blöcke sich derzeit in Verhandlungen<br />
befinden, um die Inkonsistenzen zu beseitigen.<br />
Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO)<br />
umfasst strenge Vorschriften für grenzüberschreitende<br />
Übermittlungen, wobei Datentransfers nur in Länder<br />
zulässig sind, die über angemessene Sicherheitsvorkehrungen<br />
verfügen. Im völligen Widerspruch dazu<br />
fordert der CLOUD Act (Clarifying Lawful Overseas<br />
Use of Data Act)) der USA von IT-Service-Providern,<br />
dass sie Daten, wo auch immer diese gespeichert<br />
sind, auf Anfrage an US-Behörden herauszugeben.<br />
Um Komplikationen und auch Geldbußen zu vermeiden,<br />
erwarten Unternehmen auch bei der Nutzung<br />
von Public-Cloud-Lösungen immer häufiger die Zusicherung<br />
von Service-Providern, dass die Daten ausschließlich<br />
in Datenzentren in Deutschland oder der<br />
Europäischen Union verarbeitet werden.<br />
Die Bitkom-Daten deuten darauf hin, dass bei dem<br />
Übergang zu Cloud-First-Infrastrukturen in Deutschland<br />
noch viel zu tun ist. Die Ergebnisse einer Umfrage<br />
zeigen, dass viele Unternehmen zum jetzigen<br />
Zeitpunkt viele ihrer Workloads in ihren eigenen IT-<br />
Umgebungen ausführen.<br />
Für viele Unternehmen in Deutschland sind die<br />
Sicherheit und Datenschutz einer Private Cloud die<br />
beruhigendere und attraktivere Option als die alternative<br />
Public Cloud. Die Entscheidung muss jedoch<br />
nicht für die eine oder andere Variante fallen. Für<br />
viele Unternehmen ist eine Kombination, die sogenannte<br />
Hybrid Cloud, die optimale Lösung. So kann<br />
ein Unternehmen den erforderlichen Schutz für sensible<br />
Daten in der Private Cloud gewährleisten und<br />
weniger kritische Workloads in die Public Cloud auslagern.<br />
Eine weitere Überlegung betrifft die Workloads,<br />
die in Cloud-Umgebungen ausgeführt werden.<br />
Software-as-a-Service-Tools (SaaS) mögen zwar das<br />
vertraute Gesicht der Cloud-Technologie sein, sie<br />
bieten jedoch dieselbe Dynamik für die Bereitstellung<br />
von On-Demand-Zugängen zu hochmodernen und<br />
leistungsstarken Lösungen und Services im Technologie-Stack<br />
eines Unternehmens. Mit Platform-asa-Service<br />
(PaaS) können Entwickler Anwendungen in<br />
der Cloud erstellen, bereitstellen und verwalten, ohne<br />
die zugrunde liegende Infrastruktur warten zu<br />
müssen. Infrastructure-as-a-Service (IaaS) hingegen<br />
stellt Rechenressourcen über das Internet zur Verfügung.<br />
Wie auch bei SaaS können Unternehmen von<br />
einer Reihe von Vorteilen profitieren, wenn sie IaaS<br />
und PaaS in der Cloud nutzen. Hierzu zählen eine hohe<br />
Skalierbarkeit, eine schnellere Bereitstellung der<br />
benötigten Services sowie niedrigere und planbare<br />
Kosten.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei der<br />
Planung der Cloud-Nutzung eine Reihe von Faktoren<br />
berücksichtigen müssen, um zu entscheiden, welche<br />
Option die richtige ist. Für strenge Anforderungen an<br />
die Datensouveränität könnte eine Private Cloud die<br />
richtige Wahl sein, da hier die Speicherung und Verarbeitung<br />
von Daten innerhalb einer bestimmten Gerichtsbarkeit<br />
gewährleistet ist. Private Clouds können<br />
auch ein höheres Maß an Kontrolle und Individualisierung<br />
haben. Bei weniger sensiblen Daten können<br />
die Vorteile von Public Clouds überzeugender sein:<br />
die hohe Skalierbarkeit, um Lastspitzen zu bewältigen,<br />
der geringere Zeit- und Kostenaufwand für die<br />
Systembetreuung und Wartung, sowie die Möglichkeit,<br />
neue Funktionalitäten und Services schnell bereitzustellen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 15
» MANAGEMENT<br />
Die Wittmann Group setzt auf Matrix42 zur Zentralisierung ihrer IT-Abteilungen<br />
Kosteneinsparungen durch<br />
IT-Zentralisierung<br />
Die Wittmann Group, ein weltweit agierender Anbieter von Spritzgießtechnik, hat in kürzester<br />
Zeit ihre IT-Abteilungen erfolgreich zentralisiert und den IT-Service-Desk grundlegend neu<br />
strukturiert. Diese Transformation wurde in enger Zusammenarbeit mit Matrix42 durchgeführt,<br />
wobei ein zentrales Online-Portal für Ticketing und Hardware-Bestellungen in Planung ist.<br />
Bild: Wittmann Group<br />
Durch interne Schulungen wurde auf die Neuerungen im IT-Umfeld bei Wittmann aufmerksam<br />
gemacht und die Mitarbeiter abgeholt.<br />
Der Schritt der Zentralisierung verspricht<br />
dem Unternehmen erhebliche<br />
Zeit- und Kosteneinsparungen, eine Beschleunigung<br />
der Prozesslaufzeiten sowie<br />
eine Stärkung der Compliance- und<br />
Sicherheitsprozesse.<br />
Als Gerald Danko 2021 die Position des<br />
CIO bei der Wittmann Group übernahm,<br />
sah er sich mit der Herausforderung konfrontiert,<br />
dass das Unternehmen zwei unabhängige<br />
IT-Abteilungen unterhielt. Diese<br />
Doppelstruktur war auf die Akquisition<br />
der Firma Battenfeld im Jahr 2008 zurückzuführen,<br />
die zu einem erheblichen<br />
Wachstum der Wittmann Group geführt<br />
hatte. Die IT-Abteilungen an den verschiedenen<br />
Standorten verwendeten unterschiedliche<br />
Kommunikationskanäle<br />
wie E-Mails und Teams sowie drei verschiedene<br />
Ticketsysteme, was eine unternehmensweite<br />
Koordination des IT-Betriebs<br />
erheblich erschwerte.<br />
Eine schrittweise Analyse<br />
Um diese Situation zu bewältigen und das<br />
Beste aus beiden Welten zu vereinen,<br />
begann Gerald Danko mit einer gründlichen<br />
Analyse der grundlegenden IT-Prozesse,<br />
insbesondere im Hinblick auf<br />
Störungsfälle. Hierbei wurde zunächst auf<br />
ein „Trockentraining“ ohne Software gesetzt.<br />
In enger Zusammenarbeit mit der<br />
IT-Beratungsfirma Hillside, die bereits<br />
früher erfolgreiche Projekte mit Danko<br />
durchgeführt hatte, wurden die notwendigen<br />
Prozesse beschrieben. Die Einfüh-<br />
rung eines einheitlichen Ticketsystems<br />
war ein erklärtes Ziel. „Uns war klar, dass<br />
wir ein einheitliches Ticketsystem brauchen,<br />
aber im ersten Schritt wollten wir<br />
noch gar nicht über ein konkretes Tool<br />
sprechen“, so Danko.<br />
Nach dem erfolgreichen Abschluss des<br />
Infrastruktur-Leuchtturmprojekts konzentrierten<br />
sich Danko und sein Team<br />
darauf, einen Servicekatalog aufzubauen<br />
und Softwareprodukte von verschiedenen<br />
Anbietern zu evaluieren. Die Wahl fiel<br />
schließlich Ende 2021 auf die Lösung von<br />
Matrix42. Diese Lösung überzeugte durch<br />
ihre Flexibilität, insbesondere im Hinblick<br />
auf ein transparentes Preismodell, das<br />
leicht verständlich war.<br />
Die Umsetzung und Zusammenführung<br />
der IT-Abteilungen<br />
Im Januar 2022 begannen die Teams von<br />
Wittmann und Hillside mit der Implementierung<br />
der Ticketing-Abläufe, und bereits<br />
im Mai konnte der Service-Desk seinen<br />
Betrieb aufnehmen. Nach erfolgreicher<br />
Implementierung des Incident-Management-Prozesses<br />
wurden auch das Problem-<br />
und das Change-Request-Management<br />
eingeführt.<br />
Die größte Herausforderung bestand jedoch<br />
darin, die beiden unabhängig<br />
arbeitenden IT-Abteilungen zusammenzuführen.<br />
Die gewachsenen Silos erwiesen<br />
sich als hartnäckig, doch Danko und sein<br />
Team nahmen sich dieser Herausforderung<br />
mit gezielten Team-Building-Maßnahmen<br />
und einer organisierten Herangehensweise<br />
an. „Dass jeder Standort sein<br />
eigenes System aufbaut, ist normal. Aber<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
die gewachsenen Silos im Nachhinein<br />
aufzubrechen, ist eine Herausforderung“,<br />
schildert Danko seine Erfahrungen. Diese<br />
Bemühungen führten schließlich zur<br />
Schaffung einer einzigen IT-Abteilung, die<br />
standortübergreifend arbeitet und Synergien<br />
nutzt. „Ich muss gestehen, ich habe<br />
den menschlichen Faktor etwas unterschätzt“,<br />
räumt Danko ein. „Man kann ja<br />
nicht von einem Tag auf den anderen erwarten,<br />
dass die Kollegen an einem anderen<br />
Standort einspringen. Das braucht seine<br />
Zeit und muss gut organisiert werden.“<br />
Web-Frontend für verbesserte<br />
Prozesse<br />
Der nächste Schritt besteht darin, ein<br />
Service-Portal freizuschalten, über das<br />
Endanwender Störungen und IT-Probleme<br />
melden können. Dieses Ticketsystem wird<br />
derzeit manuell in Matrix42 erstellt und<br />
soll künftig automatisch über das Service-Portal<br />
ablaufen. Dies ermöglicht den<br />
Anwendern eine bessere Übersicht über<br />
ihre offenen Tickets und den jeweiligen<br />
Bearbeitungsstatus. Die Einführung dieses<br />
Portals verspricht Zeitersparnisse, beschleunigte<br />
Prozesslaufzeiten, Kostenreduktionen<br />
durch die Beseitigung redundanter<br />
Systeme sowie eine Verbesserung<br />
der Compliance- und Sicherheitsprozesse.<br />
Später soll noch das Bestellen von Services<br />
und Hardware, das Anlegen neuer<br />
Mitarbeiter und das Beantragen von Zugangsberechtigungen<br />
über das Portal<br />
möglich sein.<br />
Ein weiteres Merkmal, das Gerald Danko<br />
an der Matrix42-Lösung schätzt, ist<br />
die Funktionalität des Wissensmanagements.<br />
IT-Servicemitarbeiter können<br />
komplexe IT-Probleme dokumentieren<br />
und mit Kommentaren sowie Tags versehen,<br />
um Kollegen bei ähnlichen Herausforderungen<br />
zu unterstützen. Der CIO<br />
erklärt: „Wir können genau beschreiben,<br />
wie wir zu unseren Lösungen gekommen<br />
sind – und welche Lösungswege es insgesamt<br />
gibt.“ Dieses Wissensmanagement<br />
kommt nicht nur der IT-Abteilung zugute,<br />
sondern wird auch als Wiki für neue Mitarbeiter<br />
der Projektierungs- und Serviceabteilung<br />
aufbereitet, um ihnen schnell<br />
das erforderliche Wissen zu vermitteln.<br />
Die Zusammenarbeit mit Matrix42 hat<br />
der Wittmann Group erfolgreich dabei<br />
geholfen, ihre IT-Abteilungen zu zentralisieren<br />
und den IT-Service-Desk neu zu<br />
strukturieren. Die Lösung erfüllte die<br />
Anforderungen von Gerald Danko, indem<br />
sie eine einfache Erweiterbarkeit, die<br />
Automatisierung von Standard-Changes<br />
und eine integrierte Lösung bot. Für<br />
Danko ist Matrix42 die ideale Lösung, um<br />
globales Arbeiten zu ermöglichen und die<br />
Effizienz der Geschäftsprozesse zu<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 17
Viele setzen sich zur Ruhe und<br />
nur wenige kommen nach,<br />
was den Generationenwechsel<br />
schwierig gestaltet. Wichtig<br />
dabei ist der Wissenstransfer.<br />
Bild: thodonal/stock.adobe.com<br />
WBA-Serie<br />
Generationenwechsel – Lösungen für<br />
die Zusammenarbeit und Führung<br />
Das Zusammentreffen verschiedener Generationen gestaltet sich aufgrund unterschiedlicher Werte,<br />
Vorstellungen und Ziele oft sehr schwierig. Verschärft wird dieser Konflikt durch das altersbedingte<br />
Ausscheiden von Wissensträgern und die sinkende Zahl von Auszubildenden: Es kommt zu einem<br />
Wissensverlust. In der Industrie ist ein generationenübergreifender Führungsstil gefragt.<br />
» Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos, MBA; Gerret Lukas, M.Sc.; Bernd Haase M.Sc., Riccardo Calchera, M.Sc.<br />
Bild: WBA<br />
Wissen ist für Unternehmen<br />
eine wichtige<br />
Ressource, deren<br />
Vermittlung durch<br />
den demografischen<br />
Wandel zunehmend<br />
erschwert wird.<br />
Innovativ, hochspezialisiert, mittelständisch – mit<br />
diesen Charakteristika konnte sich Deutschland<br />
als größter und wichtigster Hersteller von Werkzeugen<br />
in Europa etablieren. Im internationalen Vergleich<br />
belegt Deutschland den ersten Platz in der Kategorie<br />
Werkzeugbau-Kompetenz und konnte damit<br />
2021 einen Umsatz von 5,6 Mrd. € generieren. Die<br />
deutsche Branche Werkzeugbau ist insbesondere von<br />
kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)<br />
geprägt. So beschäftigen rund 62 % der Unternehmen<br />
weniger als 50 Mitarbeitende, 26 % zwischen<br />
50 und 100 und nur 13 % mehr als 100 Mitarbeitende.<br />
Die Vielzahl der KMU tragen zur unterschiedlichen<br />
Spezialisierung in unterschiedlichen Bereichen<br />
bei. Diese reichen von der Automobilindustrie über<br />
die Elektroindustrie bis hin zur Medizintechnik. Die<br />
deutschen Werkzeugbaubetriebe wurden in den letzten<br />
Jahren mit vielen Herausforderungen konfrontiert.<br />
Neben der Globalisierung, der steigenden<br />
Nachfrage nach Produktvielfalt, spielt der demografische<br />
Wandel eine große Rolle. Die alternde Gesellschaft<br />
in Deutschland hat Auswirkungen auf die Industrie<br />
und damit auch auf den damit verbundenen<br />
Werkzeug- und Formenbau. Im Jahr 2022 waren 51,7<br />
Mio. Deutsche im Alter zwischen 20 und 66 Jahren<br />
und damit im erwerbsfähigen Alter. Das sind 62 %<br />
der deutschen Bevölkerung. Davon waren 7,02 Mio.<br />
Einwohner (8,4 %) zwischen 61 und 66 Jahre alt und<br />
damit kurz vor der Rente. Somit werden in den kommenden<br />
Jahren 13,6 % der Erwerbstätigen in den<br />
Ruhestand gehen. Dies hat zahlreiche Konsequenzen<br />
für alle Industriezweige in Deutschland.<br />
Für die deutschen Werkzeugbaubetriebe bedeutet<br />
dies, dass in wenigen Jahren eine große Anzahl an<br />
Mitarbeitenden mit spezifischen Kompetenzen und<br />
ausgeprägtem Fachwissen die Branche verlassen<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
MANAGEMENT «<br />
wird. Diese Entwicklung lässt sich auch spezifisch für<br />
den Werkzeugbau anhand des Durchschnittsalters<br />
der Mitarbeitenden belegen. Lag das Durchschnittsalter<br />
2017 noch bei 40,5 Jahren, so stieg es bis 2023<br />
auf 42,4 Jahre an. Besonders gravierend ist dabei der<br />
damit einhergehende Wissensverlust, denn die Bedeutung<br />
der Ressource Wissen nimmt aufgrund des<br />
Strukturwandel zur Informations- und Wissensgesellschaft<br />
stetig zu. Erschwerend kommt der demografische<br />
Wandel in Deutschland hinzu. Dieser führt aufgrund<br />
einer rückläufigen Geburtenrate sowie eines<br />
Wertewandels der Generation zu einem Fachkräftemangel.<br />
Der Anteil der Auszubildenden sank von 11,8<br />
% im Jahr 2017 auf 8,1 % im Jahr 2023. Diese Wechselwirkung<br />
zwischen dem verstärkten Ausscheiden<br />
älterer Arbeitnehmer und dem sinkenden Anteil an<br />
Auszubildenden führt zu einem Verlust an Wissensträgern<br />
und damit auch zu einem Verlust an Wissen.<br />
Im Kontext des demografischen Wandels und der<br />
generationenübergreifenden Zusammenarbeit spielt<br />
der Wertewandel zwischen den Generationen zudem<br />
eine große Rolle. Dies beruht auf der Tatsache, dass<br />
aufgrund der alternden Gesellschaft in Deutschland<br />
mehr ältere Arbeitnehmer im Berufsleben verbleiben<br />
und mit jüngeren Generationen zusammenarbeiten.<br />
Hier treffen die unterschiedlichen Werteprofile der<br />
verschiedenen Generationen aufeinander, was die Arbeitsdynamik<br />
und die Zusammenarbeit beeinflussen<br />
kann, da die verschiedenen Generationen unterschiedliche<br />
Erwartungen und Arbeitsstile haben können.<br />
Die Wertesysteme der verschiedenen Generationen<br />
können zu einer erschwerten Zusammenarbeit führen.<br />
Ältere Generationen haben oft großen Respekt<br />
vor Hierarchien und akzeptieren die damit einhergehenden<br />
Entscheidungen. Darüber hinaus legen sie<br />
aufgrund ihrer traditionellen Einstellungen großen<br />
Wert auf Stabilität und Sicherheit in ihrer Arbeitsweise.<br />
Jüngere Generationen hingegen bevorzugen<br />
flachere Hierarchien und wollen stärker in Entscheidungsprozesse<br />
eingebunden werden. Sie zeichnen<br />
sich durch ihre Kreativität und ihre Innovationsfreude<br />
aus und bevorzugen daher einen flexibleren Arbeitsstil.<br />
Um vor diesem Hintergrund eine effektive<br />
Zusammenarbeit und einen Wissenstransfer zu gewährleisten,<br />
ist es notwendig, spezifische Unterstützungsmaßnahmen<br />
zu entwickeln. Diese Maßnahmen<br />
dienen als Lösungsansätze zur Bewältigung dieser<br />
Herausforderung und erfordern einen generationenübergreifenden<br />
Führungsstil, der die Stärken und<br />
Präferenzen aller Generationen in Einklang bringt. In<br />
diesem Zusammenhang sind Mentoring-Programme,<br />
interdisziplinäre Teams oder Know-how-Tandems<br />
mögliche Ansätze für den Wissenstransfer. Das Ziel<br />
ist es, erfahrenere und weniger erfahrene Mitarbeitende<br />
zusammenzubringen. Im Rahmen der Zusammenarbeit<br />
profitiert der weniger erfahrene Mitarbeitende<br />
von dem ausgeprägten Wissen des anderen, da<br />
er sich dessen explizites Wissen aneignen kann. Solche<br />
Ansätze lassen sich auch gut mit einem flexiblen<br />
Arbeitsmodell für ältere Arbeitnehmer kombinieren.<br />
Durch eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten älterer<br />
Mitarbeitender ist es möglich, diese länger im Unternehmen<br />
zu halten und so ihr Wissen längerfristig an<br />
jüngere Mitarbeitende weiterzugeben.<br />
Wenn Welten kollidieren:<br />
Die unterschiedlichen<br />
Werteprofile von<br />
Jung und Alt sorgen<br />
auf dem Arbeitsmarkt<br />
für Zielkonflikte.<br />
Bild: WBA<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 19<br />
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Bedeutung, die eigene Nachhaltigkeits- und CO 2 -Bilanz zu verbessern. Der Einsatz von Photovoltaik kann<br />
entscheidend dazu beitragen, die ökonomischen und ökologischen Bilanzen zu verbessern.<br />
» Bastian Rösch, Team Manager Sales bei Trina Solar<br />
Insbesondere produzierende Unternehmen verfügen<br />
häufig über großflächige Produktionsanlagen<br />
und Gebäude, die sich ideal für die Erzeugung von<br />
Solarstrom über PV-Dachanlagen eignen. Diese ermöglichen<br />
eine nachhaltige Nutzung von bereits<br />
vorhandener Fläche und Infrastruktur. Selbst für den<br />
Fall, dass Kosten, Platz oder organisatorische Ressourcen<br />
nicht im erforderlichen Ausmaß zur Verfügung<br />
stehen, gibt es Möglichkeiten: Eine innovative<br />
Lösung bietet der Abschluss von Solarstrom-Einkaufsverträgen<br />
(PPA) mit unabhängigen Stromerzeugern<br />
(IPP). Der IPP übernimmt die Planung, Finanzierung<br />
und Installation der PV-Anlage auf dem Dach<br />
des Unternehmens. Das Unternehmen stellt die<br />
Dachfläche zur Verfügung und erhält den erzeugten<br />
Strom zu einem festen Preis.<br />
Technologischer Fortschritt für<br />
nachhaltige Energiegewinnung<br />
Selbst Unternehmen, die bereits Solarenergie nutzen,<br />
profitieren von den technologischen Fortschritten in<br />
der PV-Technologie. In den vergangenen Jahren führte<br />
vor allem der vermehrte Einsatz von n-Typ-Solarzellen<br />
mit höheren Wirkungsgraden im Vergleich zu<br />
p-Typ-Zellen sowie der Einsatz von Doppelglasmodulen<br />
dazu, dass die Effizienz ganzer PV-Systeme bedeutend<br />
gesteigert werden konnte. Im Gegensatz zu<br />
Modulen mit Kunststoff-Rückseitenfolie bieten Glas-<br />
Glas-Module zusätzlichen Schutz vor Umwelteinflüssen<br />
und sorgen für eine höhere Zuverlässigkeit,<br />
Belastbarkeit und Haltbarkeit der Solaranlage. Die<br />
längeren Garantiezeiten von etwa 30 Jahren wirken<br />
sich zudem positiv auf die Finanzierung aus. Beson-<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
MANAGEMENT «<br />
PV-Systeme und andere Technologien finanziell<br />
sinnvoll ist und sich schnell amortisieren kann.<br />
Zudem legen Stakeholder, von Mitarbeitenden bis hin<br />
zu Kunden und Partnern, zunehmend Wert auf nachhaltige<br />
Unternehmensführung. Diese Faktoren machen<br />
die Transformation zu nachhaltigen Energiequellen<br />
zu einer sowohl gesellschaftlich als auch<br />
wirtschaftlich relevanten Entscheidung.<br />
Photovoltaik-Anlagen verringern die<br />
Abhängigkeit vom Stromnetz, sichern<br />
die Energieversorgung und sparen<br />
kurz- bis mittelfristig Kosten.<br />
ders bei Flachdach-PV-Anlagen bieten Doppelglasmodule<br />
mit bifazialen Zellen den entscheidenden<br />
Vorteil, die reflektierte Sonnenstrahlung aus der Umgebung<br />
zusätzlich zu absorbieren und in Energie umzusetzen.<br />
Die gezielte Integration dieser Technologien ermöglicht<br />
Unternehmen nicht nur die Reduzierung ihres<br />
CO 2 -Fußabdrucks, sondern fördert auch langfristige<br />
Nachhaltigkeit und finanzielle Stabilität.<br />
Transformation zu nachhaltigen<br />
Energiequellen<br />
Die Fortschritte in der Photovoltaik gehen Hand in<br />
Hand mit anderen erneuerbaren Energietechnologien.<br />
Grüner Wasserstoff zeigt beispielsweise ein<br />
hohes Potenzial, die Emissionen im Transport- und<br />
Logistikbereich durch Sektorenkopplung zu reduzieren.<br />
Als Bindeglied trägt er dazu bei, erneuerbare<br />
Energien zu speichern und zu transportieren.<br />
Die Umstellung auf nachhaltige Energiequellen ist<br />
für Branchen mit hohem Energiebedarf und Emissionsausstoß<br />
aus verschiedenen Gründen interessant.<br />
Gesetzliche Vorgaben fordern die Reduktion von<br />
Emissionen, während gleichzeitig die Investition in<br />
Bild: Trina Solar<br />
Wettbewerbsvorteile durch<br />
Energieunabhängigkeit<br />
Europäische Unternehmen stehen im internationalen<br />
Wettbewerb vor anhaltend hohen Herausforderungen<br />
durch steigende Energiepreise, die Gewinnmargen<br />
belasten und den Druck zur Deckung der Kundennachfrage<br />
erhöhen. Dabei besteht eine nicht<br />
unerhebliche finanzielle Herausforderung darin,<br />
punktuell hohe Energiebedarfe sowie Lastspitzen zu<br />
managen.<br />
Netzstrom ist nur begrenzt skalierbar. Die Deckung<br />
von Last- und Bedarfsspitzen kann entsprechend bei<br />
energieintensiven Unternehmen einen beträchtlichen<br />
Anteil der Jahresenergiekosten ausmachen. Die<br />
Photovoltaik bietet hier eine schnelle Lösung als netzunabhängige<br />
Energiequelle, indem sie tagsüber den<br />
sofortigen Eigenverbrauch vor Ort ohne Speicherbedarf<br />
abdecken kann. Alternativ kann auch eine Kombination<br />
mit Energiespeichersystemen sinnvoll sein.<br />
In jedem Fall verringert Photovoltaik die Abhängigkeit<br />
vom Stromnetz, sichert die Energieversorgung<br />
und spart kurz- bis mittelfristig Kosten. So werden<br />
Unternehmen mit hohem Energieverbrauch<br />
unabhängiger von Preisschwankungen im internationalen<br />
Energiemarkt und schaffen eine kalkulierbare<br />
Kostenhoheit. Zudem schützt Energieunabhängigkeit<br />
auch vor Betriebsstörungen durch Naturkatastrophen,<br />
Netzausfälle oder Energieengpässe.<br />
Erneuerbare Energien als Katalysator<br />
für positive Unternehmenskultur<br />
Zahlreiche Beispiele zeigen, wie Unternehmen<br />
bereits erfolgreich Photovoltaiksysteme und Solarenergie<br />
einsetzen, um ihr Geschäft finanziell und in<br />
Bezug auf Nachhaltigkeitsziele zukunftssicher zu<br />
machen – von Warenlagern führender Onlinehändler<br />
über Distributions- und Tiefkühlzentren großer<br />
Lebensmittelanbieter bis zu energieintensiver Hafenlogistik.<br />
Langfristig trägt die schrittweise Umstellung<br />
auf erneuerbare Energien dazu bei, Unternehmen<br />
zukunftssicher zu positionieren und ökologische<br />
sowie ökonomische Ziele zu erreichen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 21
Bild: Nortec<br />
Die Nortec, Fachmesse für Produktion, findet vom 23. bis zum 26. Januar 2024 erstmals als Kooperationsveranstaltung der Messe Stuttgart und des Vereins<br />
Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) statt.<br />
Nortec 2024 bietet mit Campus für den Mittelstand ein breites Rahmenprogramm<br />
Hamburger Produktionsmesse nimmt<br />
Fahrt auf für den Neustart<br />
Die Nortec, Fachmesse für Produktion, findet vom 23. bis 26. Januar 2024 wieder in Hamburg<br />
statt – zum gewohnten Zeitpunkt, aber unter neuer Leitung. Messe Stuttgart und VDW kündigen<br />
als neue Veranstalter erste Veränderungen an, die die Basis für den endgültigen Neustart 2026<br />
bilden sollen. Das vielfältige Rahmenprogramm greift aktuelle Branchenthemen auf.<br />
Ort und Termin sind für die Besucher der Nortec<br />
gewohnt, allerdings wird die Fachmesse für Produktionstechnik<br />
2024 erstmals von der Messe Stuttgart<br />
und dem Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />
(VDW) organisiert. Die neuen Veranstalter<br />
haben die Branchenschau im Juli 2023 von der Hamburg<br />
Messe und Congress GmbH übernommen. Anfang<br />
November hatten rund 140 Aussteller ihre Teilnahme<br />
zugesagt. Noch während der Aufplanung registrierten<br />
die Veranstalter laut Florian Schmitz, Leiter<br />
Messen und Events bei der Messe Stuttgart, täglich<br />
neue Anmeldungen. Die teilnehmenden Unternehmen<br />
präsentieren in Halle A1 des Hamburger<br />
Messegeländes neue Produkte sowie Lösungen und<br />
Dienstleistungen für die Industrie in Norddeutschland,<br />
Skandinavien und den Benelux-Ländern.<br />
Ausstellungsschwerpunkte sind Maschinen<br />
MESSE NORTEC und Anlagen, Werkzeuge und Vorrichtungen,<br />
Steuerungen und Messtechnik. Zu-<br />
Produkte, Lösungen<br />
und Dienstleistungen für lieferer und Auftragsfertiger bieten ihre<br />
produzierende Unternehmen Leistungen ebenso an wie Spezialisten<br />
in Norddeutschland, für die vor- und nachgelagerten Stationen<br />
der Wertschöpfungskette. Angespro-<br />
Skandinavien und den<br />
Benelux-Ländern chen werden Entscheider und Einkäufer<br />
aus allen Industriebranchen, dem Dienstleistungssektor,<br />
dem Handwerk und dem Handel.<br />
Unter dem Motto ‚Campus für den Mittelstand‘<br />
bietet die Nortec 2024 erneut ein attraktives und<br />
vielfältiges Rahmenprogramm. „Messe Stuttgart und<br />
VDW, die ja erst jüngst die Verantwortung für die<br />
Nortec übernommen haben, arbeiten bei der Organisation<br />
der einzelnen Programmpunkte eng mit den<br />
bewährten Partnerinstitutionen zusammen, die bereits<br />
viel Erfahrung mit dem Bedarf der Zielmärkte<br />
haben“, sagt Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des<br />
VDW, und ergänzt: „Im Fokus des Programms stehen<br />
aktuelle Themen der Industrie wie Lieferketten, Fachkräftemangel<br />
oder Fertigungsangebote für spezielle<br />
Branchen, die mit verschiedenen Formaten in den<br />
Blick genommen werden.“<br />
Vielfältiges Rahmenprogramm<br />
So rückt etwa Hansesupplier, ein Verbund von zehn<br />
inhabergeführten Auftragsfertigern in Norddeutschland,<br />
die Expertise seiner Mitglieder aus der modernen<br />
Metallverarbeitung auf einem Gemeinschaftsstand<br />
in den Fokus und liefert einen Überblick übers<br />
Lasern, Erodieren, Drehen, Fräsen, Biegen, Formen,<br />
Schweißen und weitere Produk tionstechniken.<br />
Auf dem Gemeinschaftsstand Elektronikfertigung,<br />
der mit Vorträgen vom gleichnamigen Forum (FED)<br />
begleitet wird, zeigen aktuell 13 Aussteller die ge-<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
MESSE NORTEC «<br />
samte Wertschöpfungskette der Baugruppenfertigung,<br />
von der Leiterplattenproduktion über Bauelemente,<br />
Lötmittel und Beschichtungen bis zu Maschinen<br />
und Fertigungsprozessen.<br />
In der Start-up Area können sich bis zu zehn junge<br />
Unternehmen zu einem attraktiven Preis auf jeweils<br />
4 m² präsentieren und vier Tage lang testen, wie ihr<br />
Angebot bei Kunden in den Zielregionen ankommt<br />
sowie neue Kontakte knüpfen.<br />
In Kooperation mit dem Bundesverband Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik lädt die Nortec am<br />
24. Januar zum BME-Einkäufertag ein. Einkäufer aus<br />
der Industrie können sich in Vorträgen, Diskussionsrunden<br />
und Gesprächen mit Experten über neue Beschaffungsmöglichkeiten<br />
informieren – ein wichtiges<br />
Thema vor dem Hintergrund, dass viele Unternehmen<br />
ihre Lieferketten überprüfen und sich resilienter aufstellen<br />
wollen.<br />
Die Themen Nachwuchs und Fachkräfte werden<br />
unter dem Motto ‚Mit Vollgas lernen‘ adressiert. Neben<br />
der Nachwuchsstiftung Maschinenbau ist auch<br />
das Hawks Racing Team auf einer Sonderfläche vertreten.<br />
Das Formula-Student-Team der Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften Hamburg bringt Besuchenden<br />
innovative Technologien und Lehrmethoden<br />
anhand seines Rennwagens näher.<br />
Auf zwei Bühnen, dem so genannten Auditorium<br />
und der Speakers Corner, werden täglich Vorträge,<br />
Workshops und Diskussionen rund um aktuelle Themen<br />
in der Produktionstechnik präsentiert – etwa zu<br />
Nachhaltigkeit, künstlicher Intelligenz, Nachwuchs<br />
und Weiterbildung, Digitalisierung, Automatisierung<br />
oder Frauen in der Produktionstechnik. Dort werden<br />
unter anderem auch das Norddeutsche Simulationsforum,<br />
ein Workshop des VDMA Nord oder das<br />
ForUM@Nortec, eine Fachtagung der Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften Hamburg zum Thema<br />
Umformtechnik, durchgeführt. Weitere Partner<br />
sind das Artificial Intelligence Center Hamburg<br />
(ARIC), das Mittelstand-Digital Zentrum Hamburg<br />
und das European Enterprise Network. Informationen<br />
Nortec in Kürze<br />
Die Produktionstechnik-Messe Nortec findet<br />
2024 erstmals als Gemeinschaftsveranstaltung<br />
des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinen -<br />
fabriken (VDW) und der Messe Stuttgart statt.<br />
Termin: 23. bis 26. Januar 2024<br />
Ort: Hamburg Messe + Congress, Halle A1<br />
Öffnungszeiten: 9:00 bis 17:00 Uhr, am 26.01.<br />
bis 15:00 Uhr<br />
Veranstalter: Messe Stuttgart und VDW<br />
Weitere Infos: www.messe-stuttgart.de/nortec/<br />
zu den Programmen der einzelnen Bühnen werden<br />
unter www.messe-stuttgart.de/nortec veröffentlicht.<br />
Neue Veranstalter, neue Ausrichtung<br />
„Mit der Nortec haben wir eine spannende Veranstaltung<br />
übernommen, die ihren Stellenwert für die<br />
norddeutsche Industrie über Jahre aufgebaut hat“,<br />
sagt Florian Schmitz. Die Stuttgarter Messemacher<br />
sehen die künftige Ausrichtung der Hamburger Branchenschau<br />
als Meilenstein ihrer Portfolio-Erweiterung<br />
im industriellen Sektor. VDW-Chef Markus Heering<br />
ergänzt: „Mit der Übernahme der Nortec durch<br />
zwei kompetente Veranstalter eröffnen sich neue<br />
Möglichkeiten, die Messe weiter zu stärken und die<br />
Plattform für Produktionstechnik im Norden auszubauen.“<br />
Auch Lars Reeder, Geschäftsführer von Hein<br />
& Oetting Feinwerktechnik und Vorsitzender des<br />
Messebeirats der Nortec, äußerte sich positiv zum<br />
Veranstalterwechsel: „Die Entscheidung, die Nortec<br />
an die Messe Stuttgart und den VDW zu übergeben,<br />
wurde sorgfältig getroffen und bietet große Chancen<br />
für die Weiterentwicklung der Messe.“<br />
Eine erfolgreiche Premiere unter neuer Leitung soll<br />
dann die Basis bilden für den endgültigen Neustart<br />
ab 2026. (mw)<br />
„Mit der Nortec haben<br />
wir eine spannende<br />
Veranstaltung übernommen“,<br />
sagt Florian<br />
Schmitz, Leiter Messen<br />
und Events bei der<br />
Messe Stuttgart.<br />
„Mit einer erfolgreichen<br />
Erstveranstaltung wollen<br />
wir eine gute Basis für den<br />
Neustart ab 2026 legen“,<br />
sagt Dr.-Ing. Markus Heering,<br />
Geschäfsführer Verein<br />
Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />
e.V.<br />
Bild: Messe Stuttgart<br />
Bild: VDW<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 23
» MESSE E-WORLD<br />
E-World 2024 vom 20. bis 22.2. in Essen<br />
Jahresauftakttreffen der Energiebranche<br />
Die Energiefachmesse E-World – Energy & Water findet wieder zum gewohnten Termin im Februar<br />
statt. Neben der Energiewende und der Wärmeversorgung von morgen, rückt das Thema grüner<br />
Wasserstoff noch weiter in den Fokus: Die Sonderfläche für den Ausstellungsbereich Hydrogen<br />
Solutions wird 2024 auf die doppelte Größe ausgedehnt.<br />
» Hagen Wagner, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Bild: Armin Huber/Messe Essen GmbH<br />
Auf der E-World zeigen<br />
rund 800 Aussteller<br />
aus 27 Ländern ihre<br />
Lösungen für die Gestaltung<br />
der Energiewende.<br />
Gemessen an der Nachfrage nach Ausstellungsfläche<br />
auf der E-World, der Leitmesse in Sachen<br />
Energie, tut sich was in der Branche. Im letzten Jahr<br />
waren es 820 Aussteller aus 27 Nationen — bisherige<br />
Bestmarke, die Veranstalter sind zuversichtlich an<br />
diese 2024 anzuknüpfen. „Wir freuen uns, mit der<br />
E-World 2024 zum gewohnten Termin zurückzukehren<br />
und die Energiewirtschaft wieder zum Jahresauftakt<br />
in Essen zusammenzubringen. Der hervorragende<br />
Buchungsstand zeigt deutlich, welch bedeutende<br />
Relevanz die Messe für die Branche hat. Hier werden<br />
Lösungen für die Umsetzung der Energiewende und<br />
eine klimafreundliche Zukunft besprochen“, erklärt<br />
Stefanie Hamm, Geschäftsführerin der E-World<br />
GmbH. Ihre Geschäftsführungskollegin Sabina Großkreuz<br />
ergänzt: „Durch die richtigen Angebote bieten<br />
wir die europaweit wichtigste Plattform für intensive<br />
Gespräche, Wissens- und Meinungsaustausch sowie<br />
effizientes Networking. Dafür fördern wir auch 2024<br />
ganz gezielt innovative Ausstellungsbereiche.“<br />
Einer dieser Ausstellungsbereiche widmet sich grünem<br />
Wasserstoff, einem Thema über das aktuell in<br />
der Industrie viel diskutiert wird: Grüner Wasserstoff<br />
gilt als zentraler Schlüssel im Kampf gegen die fort-<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
schreitende Klimakatastrophe und für den Übergang<br />
zu einer klimaneutralen Industrie. Mit sauberem<br />
Wasserstoff als Energieträger können Prozesse<br />
CO 2 -neutral oder zumindest CO 2 -arm gestaltet werden,<br />
die nur schwer oder gar nicht auf nachhaltige,<br />
erneuerbare Energiequellen umgestellt werden können.<br />
Wegen dem starken Interesse an dem Thema,<br />
haben die Veranstalter die Sonderfläche auf die doppelte<br />
Größe im Vergleich zum Vorjahr ausgedehnt.<br />
Insgesamt 1.500 m 2 stehen Unternehmen und Institutionen<br />
in Halle 5 nun zur Verfügung, um ihre Lösungen<br />
rund um diesen wichtigen Energieträger zu<br />
zeigen.<br />
Völlig neu gestaltet wurde der Innovationsbereich<br />
in Halle 4: Hier zeigen Aussteller kreative Ideen für<br />
eine klimafreundliche Zukunft der Energie- und Wasserversorgung.<br />
Bayern Innovativ und die Wirtschaftsförderung<br />
Land Brandenburg präsentieren sich hier<br />
mit Gemeinschaftsständen. Darüber hinaus sind<br />
Schweden und Japan mit Gemeinschaftsständen vertreten<br />
und unterstreichen damit den länderübergreifenden,<br />
internationalen Charakter der Fachmesse.<br />
Hochkarätige Referentinnen und<br />
Referenten im Rahmenprogramm<br />
Die E-World hält für die Besucherinnen und Besucher<br />
zudem ein umfangreiches und ebenfalls international<br />
besetztes Rahmenprogramm auf vier Bühnen bereit.<br />
An allen drei Messetagen finden dort Diskussionsrunden,<br />
Vorträge und Podcast-Aufzeichnungen<br />
statt. Themen sind unter anderem Smart Meter, kommunale<br />
Wärmeplanung und internationale Best<br />
Practices zum Beispiel aus Schweden, Island oder<br />
Großbritannien.<br />
Am Vortag der Messe findet unter dem Titel<br />
„Perspektiven für die Energiewelt von morgen“ das<br />
Führungstreffen Energie statt. Neben dem Status<br />
quo und den nächsten Schritten der Energiewende in<br />
Deutschland und Europa stehen die zukünftige Wärmeversorgung<br />
vor dem Hintergrund des Gebäudeenergiegesetzes,<br />
die Verkehrswende, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
Deutschlands bei den Strompreisen<br />
und die Digitalisierung der Netzinfrastruktur im Fokus.<br />
Es sprechen u.a. Stefan Wenzel, Parlamentarischer<br />
Staatssekretär MdB im Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Klimaschutz, Oliver Krischer, Minister<br />
für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen sowie Klaus Müller, Präsident<br />
der Bundesnetzagentur. Tags drauf, am ersten eigentlichen<br />
Messetag schließt sich von 13 bis 17 Uhr<br />
das Glasfaserforum an. Inhaltliche Partner sind erneut<br />
der Bundesverband Breitbandkommunikation<br />
(Breko), die Micus Strategieberatung sowie Con-<br />
Energy, der Mitveranstalter der E-World. „Das Glasfaserforum<br />
geht 2024 in die sechste Auflage und hat<br />
sich als fester Bestandteil in der Glasfaserbranche<br />
etabliert. In spannenden Vorträgen und mit einem<br />
hochkarätig besetzten Panel werden insbesondere<br />
die Themen innovative Ausbaumodelle und Nachhaltigkeit<br />
beim Ausbau die Schwerpunkte bilden. Wir<br />
freuen uns auf das Zusammenkommen der Branche<br />
im Februar in Essen“, so Andreas Mescheder, Geschäftsführer<br />
der Micus Strategieberatung. Breko-<br />
Geschäftsführer Dr. Stephan Albers ergänzt: „Das<br />
Glasfaserforum NRW bietet eine Plattform für Netzbetreiber,<br />
um ihre innovativen Ansätze im Glasfaserausbau<br />
zu präsentieren und mit Politik und Verwaltung<br />
zu diskutieren. Damit stärkt das Glasfaserforum<br />
die Vielfalt im Glasfasermarkt und fördert die digitale<br />
Transformation unseres Landes.“<br />
Fachkräftesuche beim Career Day<br />
Für die erfolgreiche Umsetzung der Energie- und<br />
Wärmewende werden qualifizierte Fachkräfte benötigt.<br />
Doch leider kämpft auch die Energiebranche –<br />
wie die gesamte deutsche Wirtschaft – mit Nachwuchsproblemen.<br />
Deshalb entwickelt die E-World<br />
ihr seit 2005 bestehendes Karriereforum, das Nachwuchskräfte,<br />
Studierende, Schülerinnen und Schüler<br />
mit Unternehmen zusammenbringt, zum „Career<br />
Day“ weiter. „Dieses Recruiting-Event machen wir<br />
2024 noch attraktiver und bauen es zu einem umfassenden<br />
Career Day aus“, verrät Hamm. „Damit<br />
reagieren wir auf ein zentrales Bedürfnis der Branche,<br />
die für die Herausforderungen der Energiewende<br />
dringend Nachwuchs- und Fachkräfte benötigt.<br />
Beim Career Day am 22. Februar 2024 erhalten Firmen<br />
so die optimale Gelegenheit, gezielt Jobsuchende<br />
anzusprechen und über Karrierewege zu informieren.“<br />
Entscheiderinnen und<br />
Entscheider aus Wirtschaft,<br />
Politik und Forschung<br />
tauschen sich<br />
in Essen über eine erfolgreiche<br />
Energiewende<br />
aus.<br />
Bild: André Kraß/Messe Essen GmbH<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 25
» MESSE E-WORLD<br />
Batterietechnik<br />
Wiederverwendung von Lithium-Ionen-Batterien<br />
Bild: Keitma/stock.adobe.com<br />
Mit der Zukunft der Mobilität und wie diese nachhaltiger gestaltet werden<br />
kann, beschäftigt sich das 2019 gegründete Mainzer Circular Battery Startup<br />
Circunomics. Mit seinem Cloud-basierten IoT-Marktplatz für die Wiederverwendung<br />
und das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien, konnte<br />
sich das Start-up eine Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Klimaschutz, sichern. Auf der E-World zeigt Circunomics (Stand<br />
4E-111), wie mit künstlicher Intelligenz die Rücknahme und Wiedervermarktung<br />
von Batterien aus der E-Fahrzeugindustrie möglich wird und<br />
dadurch der CO 2 -Fußabdruck einer solchen Batterie um bis zu 50 % reduziert<br />
werden kann. „Der Anstieg der Batterie-Nachfrage aufgrund der Elektromobilität<br />
und der erneuerbaren Energien bringt die Herausforderung<br />
eines nachhaltigen Ressourcenumgangs ganz klar mit sich. Als wertvollste<br />
und dabei gleichzeitig auch emissionsstarke Komponente eines E-Fahrzeugs<br />
sind wir davon überzeugt, dass die Wiederverwendung und das Recycling<br />
der Batterie essenziell sind, um eine grüne Energiewende voranzutreiben.“<br />
erklärt Felix Wagner, CEO und Co-Founder des Start-ups.<br />
Geothermische Energie<br />
Vorzeigeland in Sachen Geothermie<br />
Die geopolitische Lage hat gezeigt, dass<br />
Länder weltweit dringend ihre Energielösungen<br />
ausbauen müssen, um Kohlenstoffneutralität<br />
zu erreichen und die<br />
Energiesicherheit langfristig zu gewährleisten.<br />
Green by Iceland stellt auf der<br />
E-World aus (Stand 1–217) und wird zeigen,<br />
wie Island seit über 100 Jahren erneuerbare<br />
Energien nutzt, vor allem geothermische<br />
Energie. Man könnte meinen,<br />
dass das Land der Geysire und heißen<br />
Quellen, bei dieser Art der Energieerzeugung<br />
einzigartige Vorteil hat, aber das<br />
Verfahren und die Technologie<br />
kann auch für andere eine solide<br />
Vorlage sein, um den Herausforderungen<br />
zu begegnen. Nach<br />
Angaben der Internationalen<br />
Energiebehörde (IEA) macht die<br />
Beheizung von Wohnungen, Industrie<br />
und anderen Anwendungen<br />
etwa die Hälfte des gesamten<br />
Energieverbrauchs aus. Die ursprüngliche<br />
Idee hinter dem ersten großen geothermischen<br />
Bohrprojekt in Island war die<br />
Erzeugung von Strom für die schnell<br />
wachsende Stadt Reykjavík. Heute, fast<br />
ein Jahrhundert später, stammen über 60<br />
% des Primärenergieverbrauchs in Island<br />
aus der direkten Nutzung der Erdwärme.<br />
Bild: Werner Schwehm/stock.adobe.com<br />
Wasserstoff<br />
Günstiger Transport in Gasnetzen<br />
Bild: Corona Borealis/stock.adobe.com<br />
Der kostengünstige Transport von Wasserstoff ist eine große Herausforderung beim<br />
Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. Dabei bietet das bestehende Erdgasnetz mit einer<br />
Gesamtlänge von 550.000 km eine interessante Grundlage für die großflächige Distribution.<br />
Bislang gibt es in Deutschland eine technische Norm, die eine Beimischung von<br />
Wasserstoff in das Erdgasnetz auf höchstens 10 % beschränkt. Nach Aussage des<br />
Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) kann die bestehende Gasinfrastruktur<br />
für eine schrittweise Erhöhung des Wasserstoffanteils auf bis zu 20 % weiterentwickelt<br />
werden. Unabhängig davon, ob Wasserstoff ins bestehende Erdgasnetz eingespeist<br />
wird (Blending), stellt sich die Frage: Wie wird der Wasserstoff verwendet und<br />
liegt dieser in der geforderten Reinheit für die nachgelagerten Verbraucher vor? In diesem<br />
Zusammenhang stellt Siqens (Stand 5J-137) elektrochemische Wasserstoffseparation<br />
(EHS) eine attraktive Alternative zu anderen Wasserstoffreinigungstechnologien<br />
wie der Druckwechseladsorption (auch PSA) oder der Membrantrennung, da sie einen<br />
relativ geringen Energieverbrauch erfordert und eine hohe Selektivität für Wasserstoff<br />
aufweist.<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
SPECIAL<br />
» Nachhaltige Produktion<br />
Nachhaltigkeit in der Fertigung wird immer wichtiger.<br />
Neue Lösungsansätze für eine digitale und nachhaltige Produktion<br />
werden aufgezeigt. Der Weg zu einer ressourceneffizienten und<br />
CO 2 -neutralen Produktion steht dabei im Fokus.<br />
Der neue Firmentrend<br />
» Seite 28<br />
„Den CO 2 -Fußabdruck<br />
nachhaltig senken“<br />
» Seite 32<br />
Neue Ideen in der Lehre<br />
» Seite 34<br />
Kreisläufe im Formenbau<br />
» Seite 40<br />
Nachhaltige Ausbildung<br />
» Seite 44<br />
Energieflüsse im Blick<br />
» Seite 48<br />
Eine autarke Energieversorgung ist wichtiger denn je und eine gute Möglichkeit für Unternehmen,<br />
die gestiegenen Energiepreise abzufedern.<br />
Bild: ckybe/stock.adobe.com<br />
Werkshalle spart CO 2<br />
» Seite 50<br />
Nachhaltiger verpacken<br />
» Seite 52<br />
Mehr Bio und Rezyklate<br />
» Seite 54<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 27
» TECHNIK<br />
Klimaanpassung und Resilienz<br />
Der neue Nachhaltigkeitstrend<br />
im unternehmerischen Kontext<br />
Obwohl das Thema der Nachhaltigkeit aus der öffentlichen Debatte mittlerweile kaum wegzudenken<br />
ist, stehen viele Unternehmer vor großen Fragen bezüglich der Bedeutung für ihre<br />
Firmen und deren Strategie. Wo bisher allein über ESG (Environment, Social, Governance)<br />
oder Dekarbonisierung gesprochen wurde, gewinnt nun ein neues Thema an Relevanz.<br />
» Prof. Dr. David Bendig, Katharina Hennes, Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Grafik: Bendig/Hennes, Uni Münster<br />
Spätestens seit der Veröffentlichung<br />
des letzten IPCC (Intergovernmental<br />
Panel on Climate Change) Berichts im<br />
März dieses Jahres, der den aktuellen<br />
Stand der Bemühungen zur Bewältigung<br />
der Klimakrise darlegt, sind nun auch<br />
auch ‚Klimaanpassung‘ und ‚Klimaresilienz‘<br />
in aller Munde.<br />
Angesichts der Neuheit dieser Begriffe<br />
im deutschen Wirtschaftskontext, ist bislang<br />
noch keine Definitions- und somit<br />
Diskussionsbasis für produzierende Industrien<br />
entstanden. Ist dieses Thema mehr<br />
als nur ein Trend? Das Carbon Disclosure<br />
Project schätzt, dass bis zum Jahr 2030 –<br />
in nur sieben Jahren – 3,6 Bill. Euro an<br />
Unternehmensvermögen klimabedingten<br />
Risiken ausgesetzt sein werden, Bis vor<br />
wenigen Jahren war Nachhaltigkeit in der<br />
Wirtschaft keine viel diskutierte Herausforderung.<br />
Aufgrund der Konfrontation<br />
mit zunehmend spürbaren Auswirkungen<br />
des Klimawandels sowie einer wachsenden<br />
öffentlichen Debatte, wird ihnen jedoch<br />
mehr und mehr Bedeutung beigemessen.<br />
Aktuell stehen für Unternehmen insbesondere<br />
zwei Faktoren in diesem Zusammenhang<br />
im Vordergrund: Einerseits<br />
bringt das Pariser Klimaschutzübereinkommen<br />
regulatorische Unsicherheit mit<br />
sich – andererseits sind Auswirkungen<br />
des Klimawandels auf globale Lieferketten<br />
und lokale Produktionsstätten zunehmend<br />
spürbar. Im Rahmen des im Jahr<br />
2015 geschlossene Übereinkommens von<br />
Paris wurde eine globale Einigung der Beschränkung<br />
der Erderwärmung auf 1,5<br />
Grad beschlossen. Diese multinationale<br />
Übereinkunft fungiert als globales Leitwerk<br />
für die Festlegung nationaler Klimaschutzziele<br />
und -maßnahmen. Jedoch<br />
tragen bspw. Debatten rund um spezifische<br />
Emissionsreduktionsziele für Sektoren<br />
der deutschen Wirtschaft zu Verunsicherung<br />
rund um Nachhaltigkeitsregula-<br />
Abb.1: Differenzierung zwischen Klimaanpassung und -resilienz (basierend auf Beermann, 2011)<br />
torik bei. Diese Unsicherheit kann zu Verzögerungen<br />
von und Einschränkungen<br />
langfristiger Investitionsplanungen im<br />
Klimaschutz führen.<br />
Darüber hinaus treten vermehrt physische<br />
Auswirkungen des Klimawandels<br />
auch in Deutschland auf. Unter anderem<br />
gehören zu diesen Extremwetterereignissen<br />
einerseits wasserbasierte Starkregenevents,<br />
beispielsweise Fluten, und andererseits<br />
Trockenheitsevents wie Hitzeperioden<br />
und Dürren. Solche Extremwetter<br />
sind heutzutage nicht mehr nur ein Thema,<br />
das wir durch die Nachrichten in weit<br />
entfernten Ländern wahrnehmen – diese<br />
treten nun spürbar auch in Deutschland<br />
und Europa auf und werden mit einer Erwärmung<br />
um jedes zehntel Grad massiv<br />
zunehmen.<br />
Wie im Sommer 2021 im Ahrtal erlebt,<br />
sind diese Ereignisse nur schwer und sehr<br />
kurzfristig absehbar. Aufgrund dieser Unvorhersehbarkeit<br />
sind sowohl Menschenleben<br />
gefährdet alls auch globale Lieferketten<br />
unterbrochen. Allein die Ahrtalflut<br />
– ein lokales Ereignis mit der Dauer von<br />
nur 24 Stunden – hat schätzungsweise<br />
über 40 Mrd. Euro Schäden unter anderem<br />
in Umsatzausfällen, Zerstörung<br />
von wirtschaftlicher Infrastruktur und<br />
Lebensräumen generiert.<br />
Somit haben diese Entwicklungen der<br />
Umwelt ernstzunehmende operative wie<br />
finanzielle Implikationen für die Wirtschaft<br />
– auch in Deutschland. Unter anderem<br />
wird der reguläre Geschäftsbetrieb<br />
beeinträchtigt, Kosten in die Höhe getrieben<br />
und als Konsequenz die Wettbe-<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
werbsfähigkeit eines Unternehmens gefährdet.<br />
Lieferkettenunterbrechungen sind<br />
keine Seltenheit mehr, da lokale Firmen in<br />
globale ‚Value Chains‘ eingespannt sind.<br />
Produktionsstandorte von Zulieferern auf<br />
der ganzen Welt können beispielsweise<br />
durch Stürme, Fluten oder Waldbrände<br />
beschädigt oder daran angeschlossene Infrastrukturen<br />
wie Auto- und Eisenbahnen<br />
oder Häfen zerstört werden.<br />
So kommt es sehr schnell und zukünftig<br />
vermehrt zu Verzögerungen in den<br />
Lieferketten. Darüber hinaus sind Ressourcenknappheiten<br />
vorhersehbar, die<br />
einschneidende Folgen für die Produktion<br />
und Budgetierung einer Firma mit sich<br />
bringen – denn bei unvorhergesehenen<br />
Extremwetterereignissen verschärft sich<br />
der Wettbewerb um Rohstoffe, was letztendlich<br />
zu Kostensteigerungen führt.<br />
Langfristig kann dies weitreichende finanzielle<br />
Auswirkungen wie regelmäßige<br />
Umsatzeinbrüche oder schlechtere Kreditkonditionen<br />
zur Folge haben. Gerade<br />
das produzierende Gewerbe hat bereits in<br />
den Hitzesommern 2018/2019 in<br />
Deutschland Schäden in Höhe von über<br />
neun Mrd. Euro verzeichnet, die beispielsweise<br />
auch durch verminderte Arbeitsproduktivität<br />
oder zusätzliche Krankheitstage<br />
entstehen.<br />
Trotz dieser so offensichtlichen physischen<br />
Klimarisiken und deren Konsequenzen,<br />
mangelt es an unternehmerischen<br />
Perspektiven, um diese Herausforderungen<br />
zu bewältigen.<br />
Zudem stellen wir basierend auf unseren<br />
Gesprächen mit Manager:innen der<br />
deutschen Industrie, sowohl in mittelständischen<br />
Unternehmen als auch in<br />
Großkonzernen, fest, dass der bisherige<br />
Schwerpunkt auf den sehr wichtigen<br />
Dekarbonisierungsstrategien liegt, d.h.<br />
der Reduzierung von Emissionen. Da die<br />
Reduktion aber noch nicht schnell genug<br />
voranschreitet, entstehen physische Risiken<br />
für die Firmen sich wappnen müssen.<br />
Diese zusätzliche Handlungsaufforderung<br />
hin zur Anpassung ist für viele Unternehmer:innen<br />
bisher nicht eindeutig greifbar.<br />
Um Klarheit zu schaffen, richten wir unsere<br />
Forschung wie folgt aus: Wie sind<br />
‚Klimaanpassung‘ und ‚Klimaresilienz‘ definiert?<br />
Wie ist die Relevanz dieser Themen für<br />
die deutsche Wirtschaft aktuell einzuschätzen?<br />
Handelt es sich hierbei um einen<br />
neuen Nachhhaltigkeitstrend?<br />
Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung<br />
auf bestehende Nachhaltigkeitsinitiativen<br />
von Unternehmen? Um zu einem<br />
kohärenten Verständnis der oben genannten<br />
Begriffe zu gelangen, wurde zunächst<br />
eine umfangreiche Untersuchung relevanter<br />
Publikationen durchgeführt. Das<br />
Ergebnis der Analyse zeigt, dass ‚Klimaanpassung‘<br />
und ‚Klimaresilienz‘ sich in erster<br />
Linie durch ihre Lang- respektive<br />
Kurzfristigkeit voneinander abgrenzen,<br />
d.h. durch ihren Zeithorizont. Über den<br />
Planungshorizont hinaus, kann eine weitere<br />
Unterscheidung auf Basis der Maßnahmenart<br />
vorgenommen werden (siehe<br />
Abbildung 1).<br />
Grundsätzlich beinhaltet Klimaanpassung<br />
den ersten und aktuell wichtigsten<br />
Schritt neben der Dekarbonisierung: die<br />
Planung von Maßnahmen mit dem Ziel,<br />
negative Auswirkungen des Klimawandels<br />
präventiv zu mindern. Gleichermaßen<br />
können hierbei neue ‚Geschäftschancen‘<br />
wie die Entwicklung neuer Produkte oder<br />
Erschließung neuer Märkte entstehen, die<br />
sich diese Herausforderungen zunutze<br />
machen. Dem gegenüber steht die Klimaresilienz,<br />
die auf die effiziente und kurzfristige<br />
Absorption von plötzlichen<br />
‚Schocks‘, d.h. Extremwetterereignisse,<br />
abzielt. Dieses Durchhalte- und Widerstandsvermögen<br />
ist somit reaktiver Natur<br />
– ein Unternehmen zeichnet sich als resilient<br />
aus, wenn es von diesen Ereignissen<br />
nicht in Bedrängnis gerät.<br />
Dieser Artikel zitiert wissenschaftliche Literatur.<br />
Online finden Sie eine Version mit Quellen:<br />
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0
TECHNIK » Interview<br />
CO 2 -Emissionen managen<br />
„Der CO 2 -Fußabdruck soll<br />
nachhaltig gesenkt werden“<br />
Mit Sigreen stellt Siemens ein Softwaretool bereit, mit dem CO 2 -Emissionswerte entlang der Lieferkette<br />
managebar werden – einschließlich vertrauenswürdiger Abfrage, Berechnung und Weitergabe realer<br />
CO 2 -Fußabdrucksdaten eines Produktes. Als Erfinder von Sigreen erläutert Dr. Gunter Beitinger, was das<br />
Softwaretool ausmacht und vor allem, wie sich CO 2 -Emissionen reduzieren lassen.<br />
» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />
Dr. Gunter Beitinger hat<br />
das CO 2 -Management-<br />
Tool namens Sigreen<br />
entwickelt.<br />
Bild: Siemens<br />
Herr Dr. Beitinger, Sie sagen: „Bis zu<br />
90 % aller CO 2 -Emissionen der Industrie<br />
entstehen nicht bei der Produktion,<br />
sondern entlang der Lieferketten.“ Ist<br />
das für sie der Impuls und die Ausgangslage<br />
gewesen, die Sigreen-Software<br />
zu entwickeln?<br />
Je nach Wertschöpfungstiefe und Position<br />
des Unternehmens in der Lieferkette können<br />
mehr als 90 % der CO 2 -Emissionen<br />
außerhalb des eigenen Betriebes entstehen.<br />
Das sehen wir beispielsweise hier bei<br />
Siemens an unserem Simatic-Portfolio.<br />
Natürlich kann der Prozentsatz auch bei<br />
70 % oder 60 % liegen. Wir wollen jedenfalls<br />
auf ein entscheidendes Thema hin-<br />
weisen – und zwar: Verantwortung für die<br />
eigene Lieferkette zu übernehmen.<br />
Woran liegt es, dass bis zu 90 % aller<br />
industrieller CO 2 -Emissionen in der<br />
Wertschöpfungskette liegen? Und was<br />
folgt daraus?<br />
Das liegt an den Zukaufteilen, also an<br />
Modulen und Komponenten, die außerhalb<br />
des eigenen Einflussbereiches gefertigt<br />
werden. Durch die Kaufentscheidung<br />
ist man aber durchaus für diese Emissionen<br />
verantwortlich. Insofern werden vom<br />
Gesetzgeber und der Gesellschaft immer<br />
mehr Forderungen laut, dieser Verantwortung<br />
bei Produkten gerecht zu werden.<br />
Auf welche Hürden stoßen Unternehmen<br />
bei der Ermittlung des Gros an<br />
Emissionswerten?<br />
Zum einen müssen die Informationen<br />
vom Lieferanten bereitgestellt werden.<br />
Der steht dann meistens vor der gleichen<br />
Herausforderung wie man selbst. Die erste<br />
Hürde besteht also darin, ob er überhaupt<br />
entsprechende Informationen zu<br />
den Emissionen liefern kann. Sollte der<br />
Lieferant dies lösen können, eventuell<br />
durch auf sogenannte Lifecycle-Assessment<br />
(LCA)-Daten basierende Berechnungen,<br />
kann er eine Abschätzung liefern.<br />
Diesen Werten muss man am Ende allerdings<br />
vertrauen können. Das wäre gegeben,<br />
wenn der Lieferant ergänzend zu den<br />
berechneten Werten auch Hintergrundinformationen<br />
zu Prozessen, Datenquellen<br />
oder Ermittlungsverfahren, also zu seiner<br />
Lieferantenstruktur, preisgeben würde<br />
oder preisgibt. In der Regel wird er das<br />
allerdings nicht tun, da dies seine eigene<br />
Wettbewerbsfähigkeit einschränken<br />
könnte. Somit steckt man schon im zweiten<br />
Dilemma. Sollte das trotzdem gelöst<br />
werden – möglicherweise aufgrund von<br />
Machtverhältnissen oder Abhängigkeiten<br />
– muss man immer noch sicherstellen,<br />
dass die Daten, die der Zulieferer dann<br />
bereithält, aggregierbar sind. Dahinter<br />
steht folgende Frage: Hat der Lieferant<br />
wirklich die gleichen Regeln und Metho-<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
den angewandt, sodass man die Daten<br />
entlang der Lieferkette aufsummieren<br />
kann? Das wäre die dritte Hürde, die man<br />
nehmen muss.<br />
Aus dieser Einsicht heraus haben Sie<br />
eine Lösung erarbeitet, die nun unter<br />
dem Namen Sigreen am Markt verfügbar<br />
ist – eben aus dem eigenen Wunsch<br />
heraus, die Produkte, die Sie in den<br />
Werken fertigen, CO 2 -neutral anbieten<br />
zu können. Wie also schaffen Sie die<br />
notwendige Transparenz?<br />
Hier gilt die Regel: Nur, was man misst,<br />
was man transparent macht, kann man<br />
aktiv beeinflussen. Und nur so lassen sich<br />
gezielt Maßnahmen ableiten. Ansonsten<br />
ist man im Blindflug. In der Regel werden<br />
heute produktbezogene Emissionswerte<br />
mithilfe der erwähnten Lifecycle-Assessment-Daten<br />
ermittelt. Es handelt sich<br />
dabei um in Datenbanken verfügbare<br />
Durchschnittswerte. Über einen Dreisatz<br />
kann man damit bereits den eigenen<br />
CO 2 -Wert abschätzen. Das ist ein guter<br />
Startpunkt – vor allem, wenn das Produkt<br />
physisch noch gar nicht existiert und man<br />
dies in der Design- beziehungsweise in<br />
der Konstruktionsphase machen will, aber<br />
keine realen Daten hat. Wenn mein Lieferant<br />
noch nicht in der Lage ist, mir Werte<br />
zu nennen, kann das ein sehr guter Start<br />
sein, weil man einen Anker gesetzt hat.<br />
Inwieweit lassen sich mit Sigreen wirklich<br />
Emissionen reduzieren?<br />
Von Durchschnittswerten müssen wir zu<br />
realen Daten kommen, um Maßnahmen<br />
ergreifen zu können, die nachhaltig wirken.<br />
Der CO 2 -Fußabdruck soll nachhaltig<br />
gesenkt werden. Entgegnen könnte man,<br />
dass in einem Produkt nun so viele Module<br />
und Komponenten existieren würden,<br />
dass man nicht alle berücksichtigen könne.<br />
Hier verweise ich auf das Pareto-Prinzip<br />
80–20 oder 70–30: Wenn man<br />
anfängt, kann man bei 20 bis 30 % der<br />
Komponenten 70 bis 80 % der Emissionswerte<br />
erfassen und abdecken, wenn man<br />
diese Werte beim Lieferanten anfragt.<br />
Über die Zeit kann man überlegen, wie<br />
weit man das vorantreibt. Man kann zumindest<br />
schnell für über 20 bis 30 % seiner<br />
Komponenten 70 bis 80 % des<br />
CO 2 -Fußabdrucks entlang der Lieferkette<br />
mit Realdaten abdecken und sich durch<br />
die gewonnene Transparenz Ziele setzen.<br />
Aus den Zielen heraus können Maßnahmen<br />
eingeleitet werden, deren Wirksamkeit<br />
überprüfbar wird. Diese Wirksamkeit<br />
kann durch Sigreen verifiziert werden, da<br />
Realdaten verifiziert von Lieferanten<br />
übermittelt werden können.<br />
Liegt die Besonderheit von Sigreen<br />
gerade in den gelösten Fragen zur Verifizierbarkeit?<br />
Das ist es, was Sigreen an sich so einzigartig<br />
macht. Also um vertrauenswürdige<br />
CO 2 -Emissionswerte entlang der gesamten<br />
Lieferkette zu verfolgen, brauche ich<br />
bestimmte Mechanismen. Es geht um Folgendes:<br />
Lieferanten wollen die Datenfreiheit<br />
nicht aufgeben und aus Wettbewerbsgründen<br />
keine vertraulichen Informationen<br />
austauschen. Gleichzeitig muss<br />
man diesen Informationen aber vertrauen<br />
können, also müssen sie verifiziert sein.<br />
Zusätzlich bedarf es der Möglichkeit, anzugeben,<br />
nach welchen Methoden diese<br />
Informationen zur Verfügung gestellt<br />
werden sollen, da Unternehmen beispielsweise<br />
nicht allein die Chemieindustrie,<br />
sondern auch die Automobilindustrie<br />
beliefern. Noch gibt es keine universellen<br />
Standards, weswegen Informationen entsprechend<br />
industriespezifisch weitergeben<br />
werden, um aggregierbar zu sein.<br />
Welche genaue Rolle spielen Zertifikate<br />
und Zertifizierungen<br />
Zertifikate sind für uns so wichtig, weil<br />
Bild: Siemens<br />
Die Siemens-Software<br />
Sigreen bietet Mechanismen,<br />
um vertrauenswürdige<br />
CO 2 -Emissionswerte<br />
entlang der<br />
gesamten Lieferkette<br />
zu managen.<br />
sie zum einen ermöglichen, dass Informationen<br />
weitergegeben werden, die vertrauenswürdig<br />
sind, ohne dass Details<br />
bekannt werden, ohne dass vertrauliche<br />
Informationen weitergegeben werden.<br />
Zum anderen können die verifizierbaren<br />
Zertifikate, die Verifiable Credentials,<br />
wieder zurückgezogen werden, sollte sich<br />
im Prozess etwas geändert haben. Die<br />
verifizierbaren Zertifikate werden von<br />
einer unabhängigen dritten Partei, von<br />
Akkreditierern, ausgestellt. Und das passiert<br />
über ein sogenanntes dezentrales<br />
Netzwerk. Hat ein Zertifikat seine Gültigkeit<br />
verloren, kann es mit neuem und verlässlichem<br />
Wert ausgestellt und versendet<br />
werden. Dem kann man wieder vertrauen<br />
– und hat eben die Sicherheit, seinen<br />
CO 2 -Fußabdruck immer aktuell halten<br />
zu können. Die Information des<br />
CO 2 -Wertes wird entlang bereits bestehender<br />
Geschäftsbeziehungen ausgetauscht,<br />
das Zertifikat aber über eine dezentrale<br />
Infrastruktur, wo man die Informationen<br />
mit Private Keys verschlüsselt<br />
und mit Public Keys verifizieren kann, die<br />
eben in dieser dezentralen Infrastruktur<br />
liegen. Wir nutzen das IDunion-Netzwerk<br />
beziehungsweise nennen wir es auch das<br />
Estainium-Netzwerk, weil wir dort eben<br />
einen sogenannten Trustworthy Supply<br />
Chain Exchange Connector (TSX), also<br />
einen Connector, eine Anbindung entwickelt<br />
und zum Patent gebracht haben, die<br />
die Verbindung zwischen Sigreen und<br />
dem dezentralen Netzwerk ermöglicht,<br />
sodass die Verifizierungszertifikate ausgestellt<br />
werden können.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 31
TOPSTORY » FACHKRÄFTEAUSBILDUNG<br />
Cable Carlo ist das besonders pfiffige Ergebnis<br />
eines Semesterprojekts. Die Aufgabe war,<br />
ein kleines Kunststoffteil und das erforderliche<br />
Spritzgießwerkzeug zu entwickeln, das den<br />
Kabelsalat hinterm Schreibtisch ordnet.<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
Neues Lehr- und Lernkonzept für Kunststoffteileentwicklung und den zugehörigen Werkzeugbau<br />
Eine Idee wächst zum<br />
schlüssigen Konzept<br />
Prozesse zu optimieren, Know-how zu sichern und Fachwissen an den Nachwuchs<br />
weiterzugeben – das ist elementar, um die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu<br />
sichern. Ein Reutlinger Professor hat ein projektbasiertes Lehr- und Lernkonzept<br />
entwickelt, das Studierende begeistert und sie fit macht für ein erfolgreiches<br />
Berufsleben als Entwickler von Kunststoffteilen und Spritzgießwerkzeugen.<br />
» Mona Willrett, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Wie das Lernen komplexer Sachverhalte funk -<br />
tioniert, verdeutlicht Prof. Steffen Ritter mit<br />
einem Konfuzius-Zitat: „Höre und vergesse, sehe und<br />
behalte, handle und verstehe.“ Ganz in diesem Sinne<br />
laute das magische Dreieck seiner Lehre – motivieren,<br />
begeistern, beteiligen. So gelinge es, jungen<br />
Menschen nachhaltig Wissen zu vermitteln.<br />
Ritter unterrichtet an der Hochschule Reutlingen<br />
das Gestalten von Kunststoffteilen sowie die Grundlagen<br />
des Spritzgießens und des zugehörigen Werkzeugbaus.<br />
Der Professor sagt: „Als ich den Ruf an die<br />
Hochschule erhalten habe, war klar, dass ich spannendere<br />
Angebote entwickeln will, als die langweiligen<br />
Vorlesungen, die ich als Student erleben musste.“<br />
So sei schnell das Konzept eines projektbasierten Unterrichts<br />
entstanden. Bis heute treibe ihn als passionierten<br />
Entwicklungsingenieur die Faszination der<br />
Produktentwicklung an. Und diese Begeisterung<br />
wolle er mit seinen Studierenden anschaulich teilen.<br />
Dass das Konzept funktioniere, das bestätigten regelmäßig<br />
Gespräche mit Partnerunternehmen. „Werkzeugmacher,<br />
mit denen wir zusammenarbeiten, sind<br />
immer wieder erstaunt, dass sich Studierende bereits<br />
nach sechs bis acht Wochen Kursdauer professionell<br />
mit erfahrenen Fachkräften unterhalten können.“<br />
Ein neues Lehrkonzept entsteht<br />
Zu den Bausteinen von Ritters Lehr- und Lernkonzepts<br />
gehören – neben dem zentralen Semesterprojekt<br />
und seinen Vorlesungen – rund vier Stunden<br />
Lehrvideos, mit denen die Studenten zuhause die jeweiligen<br />
Themen verinnerlichen können, sowie die in<br />
den Semesterprojekten entstandenen Schooltool-<br />
Werkzeuge inklusive der zugehörigen Dokumentationen.<br />
Weitere Module sind Polyman und Polymatter.<br />
Und als zusätzliches Unterrichtsmaterial hat der Professor<br />
Checklisten und erklärende Poster bis hin zu<br />
einem Polymer-Quiz erstellt, aus denen die Kursteilnehmer<br />
ergänzendes Know-how ziehen können.<br />
Bild: Tom Oettle<br />
Innovative Lehrkonzepte sind wichtig<br />
Deutsche Fertigungsbetriebe müssen ihr Know-how sichern, um<br />
weiterhin erfolgreich zu sein – und das gilt nicht nur für den Bereich<br />
der Kunststoffteile. Sich dabei nur auf KI-Systeme zu verlassen,<br />
wäre fatal. Unsere Stärke ist die mensch liche Expertise,<br />
und die wird auch künftig entscheidend sein.<br />
Doch um Fachkräfte auszubilden, die schnell<br />
erkennen, ob ein KI-Ergebnis plausibel ist,<br />
brauchen wir auch innovative, moderne Lehrund<br />
Lernkonzepte sowie engagierte Lehrer<br />
und Dozenten – wie hier beschrieben.<br />
Mona Willrett,<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Ritter betont, ein solches Konzept zu entwickeln<br />
brauche Zeit. Inzwischen sind die einzelnen Module<br />
zu einem schlüssigen Ganzen zusammengewachsen,<br />
doch die Entwicklung verlief Stück für Stück. Nach<br />
und nach kamen klar definierte Puzzle-Steine hinzu.<br />
Das Semesterprojekt sei sozusagen das Vehikel, mit<br />
dem er Fachwissen und vor allem die Faszination für<br />
die Materie transportieren wolle, erläutert der Hochschullehrer.<br />
Die Teilnehmer müssen die Aufgabe von<br />
der ersten Idee für ein Bauteil bis zum Konzept der<br />
Serienproduktion bewältigen. Die jeweilige Aufgabe<br />
gibt der Professor am ersten Tag des Masterstudiengangs<br />
aus. Ab diesem Moment haben die Studierenden<br />
15 Wochen Zeit, die Aufgabe zu lösen.<br />
Wie ein typisches Schooltool-Projekt abläuft, erläutert<br />
Ritter an einem Beispiel und hält dabei ein<br />
grünes Kunststoffteil in der Hand: „Das ist Cable<br />
Carlo, das Ergebnis eines unserer Semesterprojekte.<br />
Zum Projektstart brachte ich damals ein Bild des<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
Explosionsdarstellung des Schooltools,<br />
in dem die Polymatter-Teile gespritzt werden.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 33
TOPSTORY » FACHKRÄFTEAUSBILDUNG<br />
Kabelsalats hinterm Schreibtisch mit und sagte zu<br />
den Studierenden: Entwickelt ein kleines, ein faches<br />
Teil, mit dessen Hilfe sich dieses Durchein ander ordnen<br />
lässt und das mit einem Schooltool-Werkzeug –<br />
was die Größe betrifft – produziert werden kann.“<br />
Die Idee zum Schooltool entstand aus Ritters<br />
Wunsch, seine Vorlesungen anschaulich zu gestalten.<br />
„Dieses Werkzeug ist so kompakt und leicht, dass es<br />
in einen Koffer passt und ich es problemlos in den<br />
Vorlesungsraum mitnehmen kann.“ Das erlaube ihm,<br />
Fragen der Studenten direkt am Werkzeug zu beantworten.<br />
Denn: Ein Schooltool ist so aufgebaut wie<br />
seine großen Geschwister und verfügt über alle<br />
wichtigen Funktionen üblicher Spritzgießwerkzeuge.<br />
Sofort tief in den Prozess einsteigen<br />
Im Projekt muss jede Gruppe zunächst ein Konzept<br />
erarbeiten und dabei unter anderem herausfinden,<br />
welche Bauteilgröße in die vorgegebenen Dimensionen<br />
eines Schooltools passt. Die Teilnehmer müssen<br />
also sofort in den Prozess ein tauchen und darüber<br />
nachdenken, wie ein Werkzeug für das vorgesehene<br />
Kunststoffteil aufgebaut sein muss und welcher Platz<br />
für Kühlkanäle, Auswerfer und Co. vorzusehen ist.<br />
Auf Basis dieser Erkenntnisse erarbeiten sie dann die<br />
Randbedingungen für ihre Lösung. Im Beispielprojekt<br />
reichten die Ideen von einfachen Klammern oder<br />
Kabel-Klipsen bis hin zu jenem pfiffigen Vorschlag,<br />
der schnell Cable Carlo getauft wurde.<br />
Im Projektverlauf gibt´s sogenannte Meilensteine,<br />
an denen der Professor mit seinen Studierenden die<br />
jeweiligen Projektstände bespricht. Neben der Entwicklung<br />
des Bauteils gehört auch die Konstruktion<br />
des Spritzgießwerkzeugs sowie dessen technische<br />
Dokumentation zur Aufgabe. „Durch die Präsentation<br />
der unterschiedlichen Lösungen befruchten sich die<br />
Gruppen gegenseitig, wodurch das Know-how aller<br />
Teilnehmer steigt“, berichtet Ritter. Hinzu komme,<br />
dass der Wettbewerb für alle auch ein Ansporn sei,<br />
die bestmögliche Lösung umzusetzen. Auch das bereite<br />
die Studierenden auf ihr späteres Berufsleben<br />
und den dort herrschenden Wettbewerbsdruck vor.<br />
Verständnis für drei Aspekte elementar<br />
Fürs erfolgreiche Umsetzen eines Kunststoffteils<br />
müssen die Kursteilnehmer drei große Themenbereiche<br />
verinnerlichen: die Konstruktionsrichtlinien, den<br />
Produktionsprozess und die Materialeigenschaften.<br />
Die Konstruktionsrichtlinien bringt Polyman auf den<br />
Punkt. Viele der häufigen Gestaltungsfehler bei<br />
Kunststoffteilen sind in ihm dargestellt. Das kleine,<br />
zweifarbige Kunststoffteil zeigt ungünstige Lösungen<br />
auf der orangefarbenen Seite und die besseren<br />
Alternativen gegenüberliegend auf der blauen Seite.<br />
Das zugehörige Faltblatt erläutert die jeweiligen Problempunkte<br />
und deren Lösung.<br />
Hinzu kommt, dass sich die organischen Kunststoffe<br />
ganz anders verhalten als Metalle mit ihrem kristallinen<br />
Aufbau. „Das muss verstanden werden“, wiederholt<br />
der Professor. Die Materialeigenschaften verschiedener<br />
Kunststoffe bildet er mit Polymatter in<br />
einer sicht- und fühlbaren Weise ab. Polymatter<br />
besteht aus kleinen, an einem Ring aufgereihten<br />
Musterteilen, die aus verschiedenen Kunststoffen<br />
und in bunten Farben in einem Schooltool-Werkzeug<br />
gespritzt wurden. Geometrie und Größe der Teile sind<br />
identisch. Direkt nebeneinander aufgereiht, veranschaulichen<br />
sie jedoch die unterschiedlichen Eigenschaften<br />
verschiedener Kunststoffe hinsichtlich des<br />
Schwindungsverhaltens, der Haptik, der Festigkeit<br />
oder des Klangs und damit schlussendlich auch der<br />
Wertigkeit, die das jeweilige Material vermittelt.<br />
‚Schooltool One‘ war ursprünglich als reiner<br />
Demonstrator gedacht. „Dass sich daraus eine ganze<br />
Ein Teil, verschiedene Kunststoffe – Polymatter vermittelt sehr anschaulich die<br />
unterschiedlichen Materialeigenschaften.<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
Ein Schooltool auf der Spritzgießmaschine im Reutlinger Technikum.<br />
Hier wurden gerade Prüfkörper für Zugversuche gespritzt.<br />
Bild: Mona Willrett<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Werkzeug-Familie entwickeln lässt, für die unterschiedlichsten<br />
Bauteile und Themen, daran hatte ich<br />
anfangs nicht gedacht“, blickt der Hochschullehrer<br />
zurück. Schnell zeigte sich jedoch, dass die kompakten<br />
Abmessungen für die Projektteilnehmer eine besondere<br />
Herausforderung darstellen, wenn es darum<br />
geht, alle erforderlichen Komponenten unterzubringen.<br />
Gründe genug für Ritter, seinen projektbasierten<br />
Unterricht auf diesem Konzept aufzubauen.<br />
Die kompakten Abmessungen eines Schooltools –<br />
im Querschnitt misst es 96 mm x 126 mm, in der Tiefe<br />
darf das Maß variieren – und das geringe Gewicht<br />
von 15 bis 20 kg liefern eine ganze Reihe weiterer<br />
Vorteile. Die kleinen Werkzeuge lassen sich nicht nur<br />
im Vorlesungsraum einfach handhaben, sondern<br />
auch ohne Kran auf einer Spritzgießmaschine rüsten.<br />
„Und weil die gespritzten Teile ebenfalls klein sind,<br />
brauchen wir nicht nur wenig Kunststoff“, gibt Ritter<br />
zu bedenken, „dadurch kann ich auch innerhalb weniger<br />
Minuten an der Maschine zeigen, wie es sich<br />
auswirkt, wenn wir beispielsweise die Temperatur<br />
oder sonstige Prozessparameter ändern.“ Außerdem<br />
sind die Werkzeuge mit Blick auf die Material- und<br />
Verbrauchskosten deutlich preiswerter sowie ressourcen-<br />
und platzsparender als ein Pendant in gängiger<br />
Größe. Und: „Wir brauchen keine 350-t-Maschine,<br />
um die Grundlagen des Spritzgießens zu vermitteln.“<br />
Das Prinzip laute: Think small, but smart!<br />
Für Ausbildung und Studium geeignet<br />
„Das Rennen um hochwertige Kunststoffteile entscheidet sich an den Schnittstellen entlang<br />
der Prozesskette“, sagt Prof. Steffen Ritter. Er unterrichtet an der Hochschule Reutlingen<br />
die Konstruktion von Kunststoffteilen sowie die Grundlagen des Werkzeugbaus.<br />
Weil er ein Schooltool so gestalten wollte, dass einzelne<br />
Komponenten bereits zu Beginn der Werkzeugmacher-Ausbildung<br />
gefertigt werden können, ent -<br />
wickelte der Wissenschaftler Schooltool HC. Dessen<br />
Bauteile werden auf manuellen Maschinen oder von<br />
Hand gefertigt. Damit wolle er Ausbilder inspirieren<br />
und ihnen sagen: „Seid nicht so langweilig! Lasst<br />
eure Auszubildenden nicht Jahr für Jahr Fernsehtürme<br />
drehen und Schraubstöcke fräsen. Macht Projekte<br />
gerne modellhaft und klein, aber spannend.“<br />
Das Besondere an Schooltool HC sei, dass es 1:1 in<br />
der akademischen Lehre, der gewerblichen Aus -<br />
bildung und sogar im Trainingsbereich eingesetzt<br />
werden könne. Oft werde er gefragt, ob man Schooltool<br />
HC kaufen kann, berichtet der Professor. Seine<br />
Antwort laute immer: „Nein, das baut ihr euch bitte<br />
selbst.“ Nun habe er sich aber doch entschieden, das<br />
Konzept zu kommerzialisieren. Deshalb er arbeitet er<br />
gerade ein Lernkit, das eine Bauanleitung sowie eine<br />
ausführliche Stückliste enthält. Das Werkzeug an<br />
sich muss aber auch künftig jeder selbst bauen.<br />
Schooltools können zwar alle Elemente enthalten,<br />
die auch für große Werkzeuge charakteristisch sind,<br />
allerdings ist ein typisches Schooltool kein All-inone-Werkzeug,<br />
in dem alle Technologien zugleich<br />
verbaut sind. Das würde die Studenten überfordern.<br />
Der Klassiker ist das so genannte Standard- oder<br />
Auf-Zu-Werkzeug, das einen klaren Aufbau hat, mit<br />
Auswerfer-System, mit Stützleisten, mit Grund- und<br />
Formplatten, in die die Kavitäten, Kühl kanäle, Auswerfer<br />
und Entlüftungen eingearbeitet werden. „Mir<br />
ist wichtig, die Grundlagen solide zu legen und den<br />
Standard zu vermitteln, denn das ist die Basis für den<br />
weiteren Know-how-Aufbau“, betont Ritter.<br />
Mit Polyman, Schooltool oder Polymatter war der<br />
Einfallsreichtum des Professors aber noch nicht erschöpft.<br />
„Game based learning“ oder „Gamification“<br />
sei in aller Munde, wenn es ums didaktische Gestalten<br />
von Lernkonzepten gehe. Die Idee, ein Spiel zu<br />
entwickeln, das Lehr- und Lerninhalte vermittelt,<br />
habe ihn schon länger fasziniert, und so sei der Ge-<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
Schoolool HC wird komplett<br />
auf manuellen Maschinen sowie<br />
mittels Handarbeit hergestellt.<br />
Zum Konzept gehören vier<br />
austauschbare Kavitäten für<br />
unterschiedliche Teile.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 35
TOPSTORY » FACHKRÄFTEAUSBILDUNG<br />
Die Simulation des<br />
Schooltool zeigt,<br />
ob alle Elemente des<br />
Werkzeugs – Kühl -<br />
kanäle, Auswerfer... –<br />
richtig platziert sind.<br />
Derzeit widmet sich Ritter mit seinen Mitarbeitern<br />
dem komplexen Thema der Simulation, das eine<br />
Klammer um die bisherigen Module des Lehr- und<br />
Lernkonzepts bilden soll. Die Herausforderung dabei:<br />
Die Simulation von Kunststoffprozessen ist aufgrund<br />
der Material eigenschaften extrem komplex und erfordert<br />
viel Know-how. Der Hochschullehrer sagt:<br />
„Schöne bunte Bilder zu generieren ist einfach. Die<br />
Frage ist jedoch, ob und inwieweit sie die Realität<br />
abbilden. Derzeit erarbeiten wir grundlegende Kriterien<br />
und Schulungsmaterial, wie Simulationen im<br />
Kunststoffbereich sinnvoll durchgeführt werden können.“<br />
Am Beispiel der Polymatter-Teile untersuchen<br />
die Reutlinger etwa, wo bereits einfache Systeme zu<br />
einem vernünftigen Ergebnis führen und wo deutlich<br />
aufwändigere Highend-Lösungen nötig sind, um Prozesse<br />
und Teile realitätsnah abzubilden.<br />
Dieses Know-how sei wichtig, denn Anpassungen<br />
und Änderungen gehörten im Werkzeugbau zum<br />
Tagesgeschäft, doch sie müssten rechtzeitig erfolgen<br />
und nicht erst, wenn man in der Produktion merke:<br />
So funktioniert das nicht! Wenn eine gute Simulation<br />
zeigt, dass an einer bestimmten Stelle beispielsweise<br />
ein Entlüftungsproblem auftritt, dann kann bereits<br />
die Konstruktion des Werkzeugs entsprechend angepasst<br />
und die Entlüftung optimiert werden. Dazu<br />
müssen die Verantwortlichen aber verstehen, was<br />
simuliert werden soll. Ritter erläutert: „Wir untersudanke<br />
gewachsen, derartiges für den Werkzeug- und<br />
Formenbau umzusetzen. ‚Mouldmaker – the Game‘<br />
entstand schließlich in Zusammenarbeit mit einem<br />
Studenten. Während der Pandemie saßen beide im<br />
Homeoffice und tauschten sich regelmäßig in Telekonferenzen<br />
aus. Mit dem Spiel sind gleich mehrere<br />
Ziele verbunden: Es soll zum einen die deutsche und<br />
die eng lische Nomenklatur vermitteln, es soll aber<br />
auch zeigen, wie Standard-, Schieber- oder Backenwerkzeuge<br />
aufgebaut sind und den Spieler darin<br />
schulen, trotz unterschiedlicher visueller Darstellungen<br />
zu erkennen, um welches Bauteil es sich handelt.<br />
Lebenslanges Lernen ist ein Muss<br />
Eines müsse jedem seiner Studierenden klar sein,<br />
sagt der Hochschullehrer: „Wer ein Ingenieur-Studium<br />
abgeschlossen hat, ist kein fertiger Ingenieur. Mit<br />
dem Abschluss erwirbt man die Eintrittskarte in die<br />
Ingenieurwissenschaften. Ab da heißt es – lebenslang<br />
lernen und das Wissen ständig erweitern.“<br />
Ritter ist überzeugt, dass unser Bildungssystem ein<br />
falsches Bild prägt. Die Forderung „Lern was!“ fruchte<br />
nicht. Er sagt: „Lernen findet ausschließlich beim<br />
Lernenden statt. Als Lehrer oder Dozent kann ich niemandem<br />
Wissen eintrichtern.“ Die Grund lage des<br />
Lernerfolgs sei, dass die Lernenden selbst erkennen,<br />
einen Lernbedarf zu haben, und sie diese Erkenntnis<br />
nutzen, um selbstständig das nötige Know-how und<br />
Wissen aufzubauen. Dieses Prinzip könne man schon<br />
bei Kleinkindern beobachten, die laufen lernen wollen<br />
– sie beobachten ihre Eltern und imitieren sie.<br />
Das sei die natürlichste Art des Lernens.<br />
Der Professor wünscht sich, dass die Erfahrungen<br />
mit diesem Lehrkonzept andere inspirieren und sie es<br />
für ihren Bereich adaptieren. „Ob für Stanz- oder<br />
Gussteile, für die Mikrobearbeitung oder die Elektronikentwicklung<br />
– den Verantwortlichen in Ausbildung<br />
und Lehre möchte ich sagen: Vermittelt die<br />
Faszination Eures Fachgebiets anschaulich!“ Ritter<br />
ist überzeugt, dass sich der Fachkräftemangel überwinden<br />
lässt, „wenn wir es schaffen, junge Menschen<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
Das Schooltool<br />
sollte klein und<br />
leicht genug sein,<br />
um in einem<br />
Koffer getragen<br />
werden zu können.<br />
für die vielen faszinierenden Technik-Berufe und<br />
-Studiengänge zu begeistern“. Ein praxisorientiertes<br />
Lehr- und Lernkonzept sei dabei ein wesentlicher<br />
Baustein. Er betont, mit etwas Engagement ließen<br />
sich tolle Ideen umsetzen, die nicht nur für den<br />
Nachwuchs spannender, sondern auch für Lehrer und<br />
Dozenten befriedigender seien.<br />
Simulation erfordert viel Know-how<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
chen zunächst die Formfüllung, dann das Abkühlverhalten<br />
der Schmelze im Werkzeug. Je weiter man im<br />
Prozess voranschreitet, umso schwieriger wird es,<br />
vernünftige Ergebnisse zu generieren, weil alles auf<br />
Annahmen und Modellen beruht.“ Ein Satz, den er<br />
allzu oft höre, sei: „Das hat mein System so ermittelt,<br />
also muss es stimmen!“ Seine Antwort laute dann<br />
stets: „Nein, muss es nicht!!“ Genau deshalb seien<br />
Menschen mit viel Sachverstand wichtig, die schnell<br />
abschätzen können, ob ein Simulationsergebnis<br />
plausibel oder völlig unrealistisch ist. „Und das gilt<br />
im Übrigen für alle KI-Anwendungen ebenso.“<br />
Gute Kommunikation ist entscheidend<br />
Bis heute ist es in der Industrie üblich, dass der Konstrukteur<br />
ein Bauteil entwickelt und seine Zeichnungen<br />
an den Einkauf weiterreicht. Der Einkäufer vergibt<br />
den Auftrag an den vermeintlich günstigsten<br />
Werkzeugmacher – der oft in China sitzt. Letzterer<br />
fertigt das Werkzeug, ohne die Hintergrundidee des<br />
Teilekonstrukteurs zu kennen. Schließlich reicht der<br />
Werkzeugmacher sein Produkt weiter an das Fertigungsunternehmen,<br />
das beispielsweise in Polen perfekte<br />
Teile produzieren soll. „Und am Ende wundert<br />
sich der Auftraggeber, warum die Qualität nicht<br />
stimmt. Mich wundert das nicht“, sagt Ritter deutlich.<br />
Ein solches Vorgehen könne – zumindest bei<br />
technischen Kunststoffteilen – nicht zum Erfolg führen.<br />
Als Beispiel für ein vermeintlich einfaches Teil<br />
nennt er die Verschlusskappe einer Duschgelflasche.<br />
Damit sie dicht schließt und dennoch die Fingernägel<br />
beim Öffnen nicht brechen, müssen die Teile Toleranzen<br />
im Hundertstelmillimeterbereich einhalten – und<br />
das mit einem Werkstoff, der beim Erstarren insgesamt<br />
um etwa 20 % schwindet.<br />
Je komplexer die Teile werden, umso wichtiger sei<br />
deshalb eine gute Kommunikation entlang er gesamten<br />
Prozesskette, und umso weniger führe das klassische<br />
Vorgehen zum gewünschten Ergebnis. „Qualität<br />
und Wirtschaftlichkeit können nur stimmen, wenn<br />
Die orangefarbene Seite des Polyman zeigt typische Gestaltungsfehler<br />
bei Kunststoffteilen, die blaue wie´s besser geht.<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
‚Mouldmaker - the Game‘ soll die deutsche und die englische Nomenklatur vermitteln<br />
und zeigen, wie Werkzeuge aufgebaut sind. Zudem soll es den Spieler darin schulen, die<br />
verschiedenen Komponenten trotz unterschiedlicher visueller Darstellungen zu erkennen.<br />
sich die Beteiligten aus Konstruktion, Werkzeugbau<br />
und Teileproduktion untereinander verständigen<br />
können und die Zwänge des Gegenübers berücksichtigen.<br />
Schließlich führen oft schon kleine konstruktive<br />
Änderungen dazu, dass das Werkzeug einfacher,<br />
der Prozess zuverlässiger oder die Produktion der Teile<br />
wirtschaftlicher gestaltet werden können.“<br />
Nachhaltigkeit als zentrales Thema<br />
Weitere Module, die sein Konzept künftig ergänzen<br />
sollen, kündigt Ritter im Bereich der Nachhaltigkeit<br />
und des Recyclings an. „Das lässt sich nicht mehr getrennt<br />
behandeln und muss bei allen Prozessschritten<br />
berücksichtigt werden. Dazu gehört nicht nur die<br />
Energie- und Ressourceneffizienz, sondern auch,<br />
Bauteile so zu gestalten, dass sie demontiert und damit<br />
repariert oder recycelt werden können.“<br />
Dann nimmt Ritter den Deckel einer PET-Flasche<br />
aus einer Box, wirft ihn in ein Mahlwerk und gibt die<br />
kurze Anweisung: „Jetzt mal die Kurbel drehen!“ Etwas<br />
scheint das Mahlwerk zu blockieren. „Kräftiger“,<br />
sagt er und lächelt wissend. „Selbst bei solch kleinen<br />
Teilen ist ganz schön viel Energie nötig, um sie wieder<br />
in Granulat zu verwandeln, mit dem sich neue<br />
Teile spritzen lassen!“ Das zeige: Auch das Recycling<br />
einfacher Teile ist nicht umsonst und mit einem nicht<br />
zu unterschätzenden Energieaufwand verbunden.<br />
„Insofern müssen wir gut darüber nachdenken, wo<br />
sich Recycling tatsächlich lohnt.“ Hinzu komme, dass<br />
die Qualität der meisten Kunststoffe mit jedem<br />
Recycling-Durchgang schlechter wird und sich das<br />
Material nicht mehr für alle Anwendungen eignet.<br />
Den Text in voller Länge finden Sie unter: http://hier.pro/aLtXl<br />
Bild: Steffen Ritter<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 37
Eine benutzerfreundliche Oberfläche verbessert die Dateneingabegeschwindigkeit und verkürzt damit die Programmierzeit.<br />
Bild: Prima Power<br />
Green Means Konzept von Prima Power schont Ressourcen und Umwelt<br />
Nachhaltigkeit als Grundwert<br />
Bei der industriellen Herstellung von Produkten werden Umweltgüter wie Rohstoffe oder Flächen in<br />
Anspruch genommen und zusätzlich Schadstoffe produziert. Angesichts globaler Umweltprobleme und<br />
des Klimawandels ist es von entscheidender Bedeutung, diese Auswirkungen zu minimieren. Prima Power,<br />
der Technologieführer bei Blechbearbeitungsmaschinen verfolgt mit dem „Green Means“-Konzept seit<br />
Jahren einen integrierten und pragmatischen Ansatz zur Nachhaltigkeit.<br />
» Peter Hamberger, freier Fachjournalist, im Auftrag von Prima Power<br />
Sseit mehreren Jahren beschäftigt sich Prima<br />
Power mit der Entwicklung nachhaltiger Blechbearbeitungsmaschinen.<br />
Die Produktpalette ist eine<br />
der umfangreichsten der Branche und deckt alle Stadien<br />
des Blechbearbeitungsprozesses ab: 2D- und<br />
3D-Lasermaschinen, Stanz- und kombinierte Stanz-/<br />
Laser- sowie Stanz-/Schermaschinen, Abkantpressen,<br />
Schwenkbiegemaschinen, flexible Fertigungssysteme<br />
und Automatisierung. Alle Maschinen und<br />
Systeme werden den höchsten Ansprüchen im Hinblick<br />
auf Flexibilität und Präzision gerecht. Damit<br />
unterstützt Prima Power die Anwender seit Jahren in<br />
ihrem Bemühen um eine effiziente und nachhaltige<br />
Fertigung. Für Johannes Pfluger, den Geschäftsführer<br />
der Prima Power GmbH ist Nachhaltigkeit in der Produktion<br />
mehr als nur ein Trend. „Wir haben diesen<br />
Gedanken bereits vor Jahren in unserem Konzept<br />
„Green Means“ zusammengefasst und entwickeln<br />
dieses ständig weiter. Wir liefern heute Lösungen,<br />
mit dem Fokus auf die Prozesseffizienz und dem Ziel<br />
Produktionszyklen zu optimieren, sowie Material und<br />
Energie zu sparen.“<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
TECHNIK «<br />
Eine nachhaltige Produktion bedeutet verantwortungsvoll<br />
mit den natürlichen und sozialen Ressourcen<br />
umzugehen und gleichzeitig wirtschaftlich leistungsfähig<br />
zu bleiben. Prima Power unterstützt seine<br />
Kunden bereits in der Planungsphase und entwickelt<br />
integrierte automatisierte Lösungen, die exakt auf<br />
deren Herausforderungen zugeschnitten sind und sie<br />
bei ihrem Wachstum begleiten. Die Angebote werden<br />
anhand einer breiten Palette modularer Lösungen individuell<br />
gestaltet,<br />
die eine nachhaltige<br />
und effiziente<br />
Fertigung gewährleisten.<br />
Die Maschinen<br />
selbst sind<br />
auf eine lange Lebensdauer<br />
ausgelegt.<br />
Dadurch wird<br />
die Notwendigkeit für Neuanschaffungen und die<br />
damit verbundene Ressourcenverschwendung verringert.<br />
Durch die hohe Produktqualität und Wartungsfreundlichkeit<br />
sind die Systeme zudem weniger reparaturanfällig.<br />
Im Rahmen des Konzepts entwickelt Prima Power<br />
umweltfreundliche und innovative Technologien, die<br />
den Energieverbrauch senken und die Umweltauswirkungen<br />
minimieren. So setzt das Unternehmen<br />
seit 1998 auf die Servo-Elektrotechnik und treibt<br />
diese Technologie ständig voran. Sie ermöglicht im<br />
Vergleich zu ähnlichen hydraulischen Maschinen eine<br />
Energieeinsparung von 50 % und belastet den Anwender<br />
nicht mit zusätzlichen Kosten für den Kauf<br />
von neuem Hydrauliköl oder der Entsorgung von Altöl.<br />
Darüber hinaus ist die servoelektrische Technik im<br />
Vergleich zur hydraulischen Technik wartungsärmer.<br />
Durch die einfache Programmierung und die hervorragende<br />
Genauigkeit wird außerdem die Abfallerzeugung<br />
erheblich reduziert. Eine Vorab-Simulation<br />
und die Überwachung mittels Sensorik ermöglichen<br />
eine Produktion, die dichter am optimalen Produktionspunkt<br />
ist. Das führt zu einer besseren Auslastung<br />
der Maschinen, zu einer höheren Materialeffizienz<br />
und zu weniger Verschwendung. Eine bedienerfreundliche<br />
17-Zoll-Touchscreen-Benutzeroberfläche<br />
ermöglicht eine deutliche Verbesserung der Dateneingabegeschwindigkeit<br />
und damit verbunden eine<br />
erhebliche Verkürzung der Programmierzeit.<br />
Prima Power unterstützt Unternehmen jeder Größe<br />
mit individuellen Technologien, die Ihre Rentabilität<br />
in der Blechbearbeitung steigern. „Green Means“<br />
kombiniert Produktivität, Genauigkeit, Flexibilität<br />
und Zuverlässigkeit mit hohem ökologischem Respekt.<br />
Das Konzept bietet sowohl Nachhaltigkeit als<br />
auch Fertigungseffizienz und Produktivität. Damit<br />
realisieren die Kunden von Prima Power zusätzlich<br />
erhebliche Kosteneinsparungen. Der geringere Energieverbrauch<br />
senkt die Energiekosten, die in den<br />
letzten Jahren stark angestiegen sind. Durch die intelligenten<br />
und integrierten Antriebstechnologien<br />
lassen sich messbare Energieeinsparungen erzielen.<br />
Eingebettet in maßgeschneiderte Digitalisierungslösungen,<br />
die Prima Power gemeinsam mit den Kunden<br />
erarbeitet, können diese Einsparungen noch weiter<br />
gesteigert werden.<br />
Gemäß der „Green<br />
» Wir liefern heute Lösungen, mit dem<br />
Fokus auf die Prozesseffizienz und dem<br />
Ziel Produktionszyklen zu optimieren,<br />
sowie Material und Energie zu sparen. «<br />
Johannes Pfluger, Geschäftsführer Prima Power GmbH<br />
Means“ – Philosophie<br />
ermöglichen<br />
die Prima Power<br />
Maschinen des<br />
weiteren eine nahezu<br />
abfallfreie<br />
Fertigung und minimieren<br />
damit die Umweltbelastung. Die optimierte<br />
Nutzung von Rohstoffen und Materialien führt ebenfalls<br />
zu geringeren Beschaffungskosten und weniger<br />
Abfall.<br />
Nachhaltigkeit spielt in der heutigen Produktionsindustrie<br />
eine entscheidende Rolle, die weit über eine<br />
bloße Trenderscheinung hinausgeht. In den letzten<br />
Jahren sind vermehrt strengere gesetzliche Vorschriften<br />
und Regulierungen zur Reduzierung von<br />
Umweltauswirkungen in vielen Ländern in Kraft getreten.<br />
Eine nachhaltige Produktion hilft, die Einhaltung<br />
dieser Vorschriften und die Wettbewerbsfähigkeit<br />
sicherzustellen. Dabei will Prima Power seine<br />
Kunden mit entsprechenden Maschinen und Systemen<br />
unterstützen. Für Johannes Pfluger und sein<br />
Team ist dies ein zentrales Anliegen: „Wir wollen unseren<br />
Kunden nicht nur Maschinen verkaufen, sondern<br />
sie auch nachhaltig partnerschaftlich mit unserer<br />
Expertise und unserem Engagement begleiten<br />
und zum Erfolg führen.“<br />
Über Prima Power<br />
Die Prima Industrie ist eine Gruppe, die seit 1977 im Bereich<br />
der Fertigungsautomatisierung tätig ist. Im Bereich der<br />
Blechbearbeitungstechnologien ist die Gruppe mit der Marke<br />
Prima Power vertreten. Als globaler Akteur, der Unternehmen<br />
branchenübergreifend unterstützt, bietet die Marke eine<br />
vollständige Palette an Maschinen und integrierten Lösungen<br />
an, von der Laserbearbeitung über Stanzen und Biegen bis<br />
hin zu flexiblen Fertigungssystemen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 39
» TECHNIK<br />
Wertsteigernde Kreislaufwirtschaft als Thema des 22. Kolloquiums ‚Werkzeugbau mit Zukunft‘<br />
Gut für die Umwelt und die Marge<br />
Der Werkzeugbau als Innovationstreiber einer nachhaltig produzierenden Industrie war das<br />
Thema des 22. Kolloquium ‚Werkzeugbau mit Zukunft‘. Die Aachener Institute WZL und<br />
Fraunhofer IPT veranstalten den Expertentreff traditionell im November. Am Vorabend wurden<br />
bereits zum 20. Mal die Gewinner des Wettbewerbs ‚Excellence in Production‘ gekürt.<br />
» Mona Willrett, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Erfolgsrezept für einen erfolgreichen<br />
Gebrauchtwerkzeug-Handel sei die<br />
digitale Werkzeugakte, sagte WZL-<br />
Direktor Prof. Günther Schuh beim<br />
Kolloquium.<br />
Bild: Mona Willrett<br />
tonte, intelligentes Bestandsmanagement<br />
und eine digitale Werkzeug akte seien Voraussetzungen,<br />
um bestehende Werkzeuge<br />
effizient in einen weiteren Lebenszyklus<br />
zu bringen. Sein Resümee lautete:<br />
„Der nachhaltige Werkzeugbau ist ökoeffizient,<br />
digital vernetzt und integrativ.“<br />
VDWF-Präsident Prof. Thomas Seul<br />
sagte in seinem Vortrag: „Im Spannungsdreieck<br />
zwischen Nachhaltigkeit, Individualisierung<br />
und Wirtschaftlichkeit steht<br />
die große Herausforderung, komplexe<br />
Produktvarianten qualitativ hochwertig<br />
und bei passender Kapazitätsauslastung<br />
zu fertigen.“ Für den Werkzeugbau heiße<br />
das, dass neue effizientere Werkzeugkon-<br />
Wie der Werkzeugbau seiner Rolle als<br />
Enabler einer nachhaltigen Produktion<br />
gerecht werden und seine Zukunftsfähigkeit<br />
sichern kann, war das Thema<br />
des 22. Kolloquiums ‚Werkzeugbau mit<br />
Zukunft‘. Prof. Günther Schuh sagte in<br />
seinem Vortrag: „Eine wertsteigernde<br />
Kreislaufwirtschaft verringert die Umweltbelastung<br />
und erzeugt zugleich mehr<br />
Marge für den Werkzeugbau.“ Der Wissenschaftler<br />
gehört den Direktorien des<br />
Fraunhofer IPT und des Werkzeugmaschinenlabors<br />
(WZL) der RWTH Aachen an –<br />
die beiden Institute veranstalten sowohl<br />
das Kolloquium als auch den Wettbewerb<br />
Excellence in Production (EIP). Schuh bezepte<br />
gefragt seien. Zu den neuen Anforderungen<br />
gehörten eine höhere Genauigkeit,<br />
mehr Detailhöhe, eine größere Fertigungstiefe,<br />
geringere Toleranzen sowie<br />
neue Werkstoffe. Seul betonte: „Die Produktlebenszyklen<br />
werden kürzer, der<br />
Markt entwickelt sich immer schneller<br />
und unübersichtlicher.“ Für die Werkzeugbau-Branche<br />
bedeute das weniger<br />
Planungssicherheit, hohe Anforderungen<br />
an Flexibilität sowie steigende technische<br />
Komplexität.<br />
Weitere Vortragsthemen waren:<br />
• Steigerung der Produktivität durch<br />
Prozessregelung und innovative<br />
Werkzeug- und Heißkanaltechnik<br />
(Dr. Stefan Kruppa, Barnes Group)<br />
• Digitalisierung – Impulsgeber des innovativen<br />
Werkzeugbaus (Daniel Ast,<br />
Fritz Stepper GmbH & Co. KG)<br />
• Pay-per-Use im Werkzeugbau –<br />
Zukunft neu gedacht<br />
(Stefan Kreck, Giebeler GmbH)<br />
• Wettbewerbsfähig durch Innovationen<br />
(Tammo Dannen, WZL)<br />
Werkzeugbau des Jahres<br />
Bereits zum 20. Mal kürten das IPT und<br />
das WZL im Wettbewerb ‚Excellence in<br />
Production‘ den ‚Werkzeugbau des Jahres‘.<br />
In diesem für die Branche schwierigen<br />
Jahr nahmen 305 Betriebe am Wettbewerb<br />
teil, zwölf davon wurden für das Finale<br />
nominiert. Unter ihnen bestimmte<br />
eine fachkundige Jury die Sieger in vier<br />
Kategorien sowie den Gesamtsieger. Die<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Laudatoren betonten, dass sich alle Finalisten<br />
auf sehr hohem Niveau befänden.<br />
BMW-Werkzeugbau siegt<br />
In besonderem Maße überzeugte der<br />
BMW-Werkzeugbau der Werke München<br />
und Dingolfing die Jury. Die Bayern durften<br />
als Gesamtsieger den begehrten Preis<br />
entgegennehmen. Ausschlaggebend für<br />
die Jury waren die starke strategische Positionierung<br />
als Design-Enabler innerhalb<br />
des Konzerns und der stringente Einsatz<br />
von Industrie-4.0-Technologie. Herausragendes<br />
Beispiel sei die konsequente Nutzung<br />
von Augmented Reality in der Qualitätsprüfung<br />
und zur Digitalisierung des<br />
Fachwissens der Mitarbeitenden.<br />
Der Umform-Werkzeugbau ist Teil des<br />
Produktionsnetzwerks der BMW Group<br />
und legt einen technologischen Fokus auf<br />
seine Kernkompetenz, das Fräsen mit<br />
hohem Automatisierungsgrad. Mit seinem<br />
Know-how ist dieser Werkzeugbau gut in<br />
die vor- und nachgelagerten Kundenprozesse<br />
integriert und stellt zudem ein breites<br />
Dienstleistungsangebot bereit, zu dem<br />
auch datenbasierte Dienstleistungen zählen,<br />
beispielsweise die Sensor-Überwachung<br />
des Werkzeugs beim Kunden.<br />
Sieger der vier Kategorien<br />
Zusätzlich zum Gesamtsieg setzte sich<br />
der BMW-Werkzeugbau München und<br />
Dingolfing auch in der Kategorie ‚Interner<br />
Werkzeugbau ab 50 Mitarbeitende‘ durch.<br />
In der Kategorie ‚Interner Werkzeugbau<br />
unter 50 Mitarbeitende‘ siegte die Technoform<br />
Insulation Solutions Tooling<br />
GmbH aus Kassel. Als besten ‚Externen<br />
Werkzeugbau ab 50 Mitarbeitende‘ zeichnete<br />
die Jury die Giebeler GmbH aus<br />
Eschenburg aus. Bei den kleinen externen<br />
Betrieben setzte sich die Primaform AG<br />
aus Thun in der Schweiz durch.<br />
Anlässlich des Wettbewerbsjubiläums<br />
vergaben die Veranstalter erstmals Sonderpreise<br />
in den Kategorien ‚Beste Nachhaltigkeitsinitiative‘<br />
und ‚EiP-Newcomer<br />
des Jahres‘. Mit dem Preis ‚Beste Nachhal-<br />
Bild: Mona Willrett<br />
BMW als strahlender<br />
Sieger des EIP 2023:<br />
Die Vertreter des Umform-Werkzeugbaus<br />
der Werke München<br />
und Dingolfing (rechts)<br />
freuen sich über den<br />
Gesamtsieg, jene des<br />
Leichtmetallguss-<br />
Werkzeugbaus am<br />
Standort Landshut<br />
(links) über den Erfolg<br />
in der Sonderkategorie<br />
‚Beste Nachhaltigkeitsinitiative‘.<br />
tigkeitsinitiative‘ wurde der BMW Werkzeugbau<br />
am Standort Landshut ausgezeichnet.<br />
Die Jury sieht ihn als Pionier der<br />
Kreislaufwirtschaft, der bereits hohe Re-<br />
Use-Quoten von Werkzeugkomponenten<br />
aufweist und auch im Shopfloor großen<br />
Wert auf Nachhaltigkeit legt. Bester Debütant<br />
ist Voss Werkzeugtechnik.<br />
Auch im kommenden Jahr werden sich<br />
die besten deutschsprachigen Werkzeugund<br />
Formenbaubetriebe wieder unter -<br />
einander messen. Interessierte können<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 41
» TECHNIK<br />
Wärmepumpe spart in der Teilereinigung rund 70 % der elektrischen Energie<br />
Umrüstung reduziert<br />
Footprint und Betriebskosten<br />
Energieeffizienz und Klimaschutz zählen in der Automobilindustrie zu den Treiberthemen – auch in der Produktion.<br />
Im BMW-Werk Steyr hat Ecoclean seine Teilereinigungsanlagen von einem elektrischen Heizsystem auf eine<br />
Wärmepumpe umgerüstet. Das spart jährlich rund 70 % der elektrischen Energie in diesem Prozessschritt.<br />
» Doris Schulz, Fachjournalistin in Korntal<br />
Das energetische Optimieren der Fertigungsan -<br />
lagen für Motorkomponenten wie Kurbelwellen<br />
und -gehäuse, Zylinderköpfe oder Gehäuse für die<br />
neueste Generation von Elektroantrieben steht im<br />
BMW Werk Steyr seit einigen Jahren auf der Agenda.<br />
Dazu zählen auch die Reinigungsanlagen für diese<br />
Bauteile. Bei der Identifikation weiterer Einsparmöglichkeiten<br />
zeigten Verbrauchsmessungen, dass die<br />
elektrischen Heizsysteme der im Dreischichtbetrieb<br />
genutzten Reinigungsanlagen einen hohen Stromverbrauch<br />
verursachen. Überlegungen, wie die<br />
Warmwasseraufbereitung energiesparender erfolgen<br />
kann, führten zum Einsatz einer Wärmepumpe. „Welches<br />
Einsparpotenzial dadurch realisiert werden<br />
kann, wollte ich durch ein Pilotprojekt ermitteln, bei<br />
dem die bisherige Elektroheizung durch eine Wärmepumpe<br />
ersetzt wird“, berichtet Gerhard Fuchs, Prozessverantwortlicher<br />
und Energiebeauftragter im<br />
Werk Steyr. Aufgrund der bisherigen guten Zusammenarbeit<br />
fragte er bei Ecoclean an, ob der Anlagenbauer<br />
als Generalunternehmer mitarbeiten würde.<br />
Jährlich 169 MWh Energie eingespart<br />
Um die mit der Integration einer Wärmepumpe realisierbare<br />
Energieeinsparung zu ermitteln, wurde eine<br />
Potenzialanalyse von einem unabhängigen Ingenieurbüro<br />
erstellt. Die berechneten Einsparungen lagen<br />
bei rund 70 % des bisherigen Energieverbrauchs.<br />
Die Lösung ist exakt an die Situation bei BMW<br />
Steyr angepasst: Auf dem Dach der Transferanlage<br />
befindet sich ein 2.000 l fassender Tank für Sauberwasser,<br />
das dem Reinigungsprozess mit 56 °C zugeführt<br />
wird. Das dafür erforderliche elektrische Heizsystem<br />
hatte eine Leistungsaufnahme von 39 kW. Die<br />
Kühlung der Vakuumpumpen und des Schaltschranks<br />
erfolgt durch einen Kaltwasserkreislauf. Das Kühlwasser<br />
wird mit einer Vorlauftemperatur von 16 °C<br />
zur Verfügung gestellt und ist im Rücklauf 22 °C<br />
warm. Dieses „Warmwasser“ dient als Energiequelle.<br />
Es wird zur Wärmepumpe (Leistungsaufnahme<br />
11,2 kW) geleitet und dort auf bis zu 65 °C erhitzt.<br />
Die Wärmeabgabe an die Heißwasserversorgung der<br />
Bild: Ecoclean<br />
Der Anschluss der Wärmepumpe an die bestehenden Wasserkreisläufe<br />
erfolgte durch vier neue Rohrleitungen. Zwei verbinden<br />
den Sauberwassertank mit dem Wärmetauscher. Die anderen<br />
transportieren das warme Wasser aus dem Kühlkreislauf zur<br />
Wärmepumpe und abgekühlt wieder zurück.<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
DAMIT DER LADEN LÄUFT<br />
SIND WIR 140x IN<br />
IHRER NÄHE<br />
Bild: Ecoclean<br />
Das Verifizieren der<br />
eingesparten Heiz -<br />
leistung über das<br />
firmeneigene Energiemonitoring<br />
erfolgt<br />
durch einen Energiemengenzähler.<br />
Reinigungsanlage erfolgt über einen Plattenwärmetauscher.<br />
Das erhitzte Prozesswasser wird mittels<br />
einer neuen Umwälzpumpe (1,2 kW) in den Heißwassertank<br />
der Reinigungsanlage gefördert, während das<br />
auf 16 °C abgekühlte Wasser durch eine zweite neue<br />
Umwälzpumpe mit ebenfalls 1,2 kW zurück in den<br />
Kaltwasserkreislauf gelangt. Mit dieser Lösung reduziert<br />
sich der Energiebedarf von 39 auf 13,6 kW. Dies<br />
summiert sich bei einer definierten Produktionszeit<br />
von jährlich 5.760 h auf mehr als 146 MWh. Hinzu<br />
kommt eine zusätzliche Einsparung von 23 MWh in<br />
der Kaltwassererzeugung, da das Kühlwasser nur<br />
noch von einer niedrigeren Rücklauftemperatur auf<br />
die Vorlauftemperatur gebracht werden muss.<br />
Da das Projekt ohne Produktionsunterbrechung<br />
realisiert werden sollte, erfolgte der Umbau während<br />
einer zweiwöchigen Betriebspause im Sommer 2022.<br />
Der für die Technik erforderliche Platzbedarf entspricht<br />
etwa der Größe von zwei Europaletten. Das<br />
firmeneigene Energiemonitoring sowie Messungen<br />
durch das unabhängige Ingenieurbüro belegen, dass<br />
die prognostizierten Einsparungen eingehalten werden.<br />
Die Betriebskosten fürs Reinigen haben sich um<br />
rund 19.000 Euro jährlich reduziert. Zudem gelangen,<br />
basierend auf dem Strommix in Österreich, rund 34 t<br />
weniger CO 2 in die Umwelt.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 43
Am Unternehmenssitz in Ellwangen hat<br />
Varta 2021 ein hochmodernes Ausbildungszentrum<br />
für die Elektronik- und<br />
Metallausbildung eingerichtet.<br />
Bild: Weiler<br />
Eine moderne Ausbildung sichert den Nachwuchs an Fachkräften nachhaltig<br />
Metall- und Elektronikausbildung<br />
in der Champions League<br />
Als Batteriehersteller zählt die Varta AG zu den weltweit führenden Anbietern. Ihr stetiges<br />
Wachstum bewältigt sie auch dank der eigenen Ausbildung von Fachkräften. Um diese modern<br />
aufzustellen, hat das Unternehmen 2021 in ein neues Ausbildungszentrum investiert.<br />
Dort findet an 14 neuen Dreh- und Fräsmaschinen die Metall- und Elektronikausbildung<br />
für gut die Hälfte der rund 100 Auszubildenden statt.<br />
» F. Stephan Auch, freier Fachjournalist, Nürnberg<br />
Elektroniker für Automationstechnik,<br />
Industrie- und Werkzeugmechaniker,<br />
Maschinen- und Anlagenführer sowie<br />
duale Studenten der Elektrotechnik und<br />
des Maschinenbaus – das Ausbildungsangebot<br />
von Varta in Metall- und Elektro -<br />
berufen kann sich sehen lassen. Und da<br />
der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern<br />
in dem Bereich weiter zunimmt, hat das<br />
Unternehmen die Zahl der Ausbildungsplätze<br />
am Firmensitz in Ellwangen vor<br />
Kurzem auf jährliche 15 verdoppelt.<br />
Alle Plätze zu besetzen sei nicht einfach,<br />
erklärt Tobias Schäffler, Ausbilder<br />
Metall und Elektronik bei Varta: „Es gibt in<br />
unserer Region viele attraktive Wettbewerber<br />
um gute Schulabgänger.“ So buhlen<br />
viele namhafte Firmen der Metall- und<br />
Optikindustrie um den Facharbeiternachwuchs.<br />
„Eine hervorragende Ausbildung<br />
ist für Varta nicht nur ein Aushängeschild<br />
und Prestigeobjekt, sondern auch sehr<br />
wichtig für unsere Zukunft“, konstatiert<br />
Schäffler. Die Investition von 2,5 Mio.<br />
Euro ins neue Ausbildungszentrum zeigt,<br />
dass auch der Geschäftsleitung die Nachwuchsförderung<br />
am Herzen liegt.<br />
„Bei der Anschaffung der Maschinen<br />
und der Ausstattung hatte ich eine große<br />
Freiheit“, erinnert sich der Ausbilder. Mit<br />
externer fachlicher Unterstützung stattete<br />
er die 1.000 m 2 großen Räume binnen<br />
weniger Monate hochmodern aus.<br />
Ihm zur Seite standen Bernhard Mang<br />
vom Maschinenhändler Walter + Schier,<br />
Klaus Weckerle, Gebietsverkaufsleiter bei<br />
Weiler Werkzeugmaschinen und Martin<br />
Vetter, Vertriebsleiter bei Kunzmann Maschinenbau.<br />
Auf die Frage, warum er sich bei den<br />
Dreh- und Fräsmaschinen für Weiler und<br />
Kunzmann entschieden habe, nennt<br />
Schäffler eine Reihe von Gründen: „Die<br />
Maschinen beider Hersteller sind von<br />
höchster Qualität, äußerst präzise sowie<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
solide, robust und kompakt gebaut. Und<br />
wenn ich den Service brauche, bekomme<br />
ich innerhalb kürzester Zeit einen Rückruf.<br />
Wenn nötig, kommen die Monteure rasch<br />
vorbei. Das sind top Leute, die ihre Maschinen<br />
in- und auswendig kennen.“<br />
Seit 1970 setzt Varta Drehmaschinen<br />
des fränkischen Herstellers im Werkzeugbau<br />
und in der Ausbildung ein. Ausbilder<br />
Schäffler hat selbst auf einer gelernt.<br />
Auch die Fräsmaschinen kennt er aus der<br />
eigenen Arbeit. „Den positiven Gesamteindruck<br />
bestätigen auch andere. In Gesprächen<br />
mit vielen Ausbilderkollegen anderer<br />
Unternehmen habe ich nur positive<br />
Rückmeldungen bekommen. Weiler und<br />
Kunzmann sind führende Hersteller von<br />
Dreh- und Fräsmaschinen und zählen für<br />
mich zur technologischen Spitze.“<br />
Manuelles und hybrides Fräsen<br />
Insgesamt hat Varta sechs Drehmaschinen<br />
des Typs Praktikant VCplus und acht<br />
Fräsmaschinen angeschafft – fünf rein<br />
manuell bedienbare WF 410 M und drei<br />
Hybridmaschinen. Diese können sowohl<br />
konventionell über manuelle Handräder<br />
unter Einsatz einer Digitalanzeige als<br />
auch per CNC bahngesteuert bedient<br />
werden. Die zwei WF 610 MC haben einen<br />
Arbeitsbereich in X-, Y- und Z-Richtung<br />
von 610 mm x 400 mm x 450 mm. Bei der<br />
kleineren Variante WF 410 MC betragen<br />
die Verfahrwege 410 mm x 350 mm x<br />
450 mm. Sie sind damit genauso groß wie<br />
bei den konventionellen Modellen.<br />
Zur Auswahl erläutert Schäffler: „In der<br />
Produktion werden öfters größere Musterteile<br />
und Prototypen gefertigt. Daher<br />
wollten wir auch in der Ausbildung zwei<br />
Fräsmaschinen mit größeren Tischen haben.<br />
Dann können wir im Ausbildungszentrum<br />
bei Bedarf auch Werkstücke für<br />
die Fertigung fräsen.“<br />
Da neben dem manuellen Fräsen auch<br />
die CNC-Unterstützung für die Ausbildung<br />
der Industrie- und Werkzeugmechaniker<br />
wichtig ist, hat er sich außerdem für<br />
drei „MC“-Ausführungen mit Heidenhain<br />
TNC 620 Bahnsteuerung entschieden.<br />
Gute Youtube-Tutorials<br />
Die konventionellen Maschinen WF 410<br />
M werden mittels mechanischer oder<br />
elektronischer Handräder über eine TNC<br />
128 Streckensteuerung mit 3-Achsen-<br />
Digitalanzeige bedient. Drehzahl und Vorschub<br />
lassen sich stufenlos regeln, eine<br />
automatische Achsklemmung sorgt für<br />
Bedienkomfort.<br />
Bei den Fräsmaschinen gefällt dem Ausbilder<br />
besonders, dass die Arbeitstische<br />
von allen Seiten gut zugänglich sind.<br />
„Außerdem finde ich im Youtube-Kanal<br />
von Kunzmann eine Reihe guter Tutorials,<br />
die ich immer mal wieder für Schulungszwecke<br />
nutze. Sie vermitteln mir Tipps zur<br />
Bedienung der Maschinen, beispielsweise<br />
zum Thema ‚Fräskopf ausrichten‘ oder<br />
‚Verhalten bei Kollisionen‘.“<br />
Vielfältig einsetzbar und sicher<br />
Für das konventionelle Drehen setzt Varta<br />
auf sechs Praktikant VCplus. Mit einer<br />
Spitzenweite von 650 mm und einem<br />
Umlaufdurchmesser über Bett von<br />
Bild: Weiler<br />
Ausbilder Tobias<br />
Schäffler (re.) erklärt<br />
einem Auszubildenden<br />
Funktionen am<br />
Touchscreen einer<br />
Weiler Praktikant<br />
VCplus.<br />
Die Varta-Auszubildenden können virtuelle Inhalte<br />
auf der MLS-Plattform nutzen um selbstständig<br />
zu lernen.<br />
320 mm lässt sich auf der Präzisions-<br />
Drehmaschine eine Vielzahl von Dreh -<br />
teilen fertigen. Die Drehzahl lässt sich<br />
zwischen 25 und 5.000 min -1 stufenlos<br />
regeln.<br />
Groß geschrieben wird das Thema<br />
Sicherheit: Der Schiebeschutz über den<br />
gesamten Gefahrenbereich, eine auto -<br />
matische Handausrückung, entschärfte<br />
Quetschstellen an der Spindelbremse<br />
und eine Abdeckung der Leit- und Zugspindel<br />
gehören zur umfangreichen<br />
Ausstattung.<br />
„Gut gefällt mir zudem, dass wir mit<br />
den Praktikant VCplus einen Einstig ins<br />
CNC-Drehen haben – auch wenn die<br />
Maschinen fürs manuelle Drehen ausgelegt<br />
sind“, fügt Schäffler hinzu.<br />
Denn die komfortable Anzeige- und<br />
Regelelektronik der Präzisions-Dreh -<br />
maschine erleichtert das manuelle Bedienen<br />
durch eine Reihe leicht anwählbarer<br />
Funktionen. Am Bildschirm können beispielsweise<br />
konstante Schnittgeschwindigkeiten<br />
mit Drehzahlbegrenzung angewählt<br />
und Daten für bis zu 99 Werkzeuge<br />
gespeichert werden. Die Elektronikunterstützung<br />
vereinfacht das Mehrfachanschlagdrehen<br />
und das Kegeldrehen.<br />
Bedienung wie auf Smartphone<br />
Besonderen Wert legte Tobias Schäffler<br />
darauf, dass sämtliche Maschinen über<br />
Touchscreen-Bildschirme bedient werden:<br />
„Das erleichtert den Zugang und kommt<br />
bei den Auszubildenden sehr gut an.“<br />
Die Oberflächen der Steuerungen übernehmen<br />
das Funktionsprinzip von Tablets<br />
und Smartphones. Mit einer Wischbewegung<br />
oder einem raschen Fingerdruck<br />
Bild: Weiler<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 45
» TECHNIK<br />
Insgesamt hat Varta<br />
acht Fräsmaschinen<br />
angeschafft – fünf<br />
rein manuell bedien -<br />
bare WF 410 M und<br />
drei Hybridmaschinen<br />
der Typen WF 610<br />
MC und WF 410 MC.<br />
Bild: Weiler<br />
Nachwuchsstiftung Maschinenbau initiierte<br />
digitale Lernplattform MLS an.<br />
Mit Anleihen bei Internetspielen und<br />
Animationssoftware haben sie zielgruppengerechte<br />
und interaktive Fachinhalte<br />
für eine individualisierte Ausbildung an<br />
Drehmaschinen und Fräsmaschinen entwickelt.<br />
Alle Themen sind aufeinander<br />
abgestimmt und können von Lernenden<br />
und Lehrenden jederzeit und überall<br />
genutzt werden. Passend zur physischen<br />
Maschine gibt es den digitalen Zwilling.<br />
Damit kann der Lernende sich die Inhalte<br />
zusätzlich an einer virtuellen Maschine<br />
erarbeiten.<br />
Angeboten werden Lerneinheiten zu<br />
den Maschinengrundlagen, den Sicherheitsfeatures,<br />
der Maschinenbedienung,<br />
den Funktionen, dem Zubehör, den unterschiedlichen<br />
Spannmitteln und zur Pflege<br />
der Maschine. Auch das Vernetzen und<br />
Überwachen von Maschinen wird ab -<br />
gebildet.<br />
Zusätzlich hat Varta die Software<br />
„State Viewer“ erworben, die gleichzeitig<br />
Maschinenüberwachung, Wartungsplaner<br />
sowie Informations- und Lernplattform<br />
ist. Mit ihr kann sich Schäffler in Echtzeit<br />
die wichtigsten Funktions-, Zustands-<br />
und Prozessdaten seines gesamkönnen<br />
Bedienfelder nebeneinander auf<br />
dem Bildschirm angezeigt, Anwendungen<br />
gewechselt oder Darstellungen vergrößert<br />
werden. Zudem lassen sich Bedienhinweise,<br />
Zusatzinformationen und Erklärvideos<br />
abrufen. Somit werden die Auszubildenden<br />
beim Erlernen der Steuerung und<br />
bei regelmäßigen Wartungsarbeiten bestmöglich<br />
unterstützt.<br />
Ausbildung auf hohem Niveau<br />
Für den Zugriff auf weitere Inhalte haben<br />
Schäffler und seine Ausbilderkollegen<br />
Stefan Stock und Christoph Haag an verschiedenen<br />
Dreh- und Fräsmaschinen<br />
QR-Codes angebracht. Über sie gelangen<br />
die Auszubildenden zu virtuellen Inhalten<br />
auf der MLS-Plattform (Mobile Learning<br />
in Smart Factories) von Varta. „Dort<br />
haben wir Videos mit Ausbildungsin -<br />
halten hinterlegt, die sich unsere Auszubildenden<br />
über ihren Zugang herunter -<br />
laden können. Damit können sie Inhalte<br />
auch zu Hause vor und nachbereiten. Unser<br />
Ziel ist es, auch in der Ausbildung auf<br />
Champions League-Niveau zu agieren.“<br />
In das gleiche Horn stoßen auch Weiler<br />
und Kunzmann. Sie bieten ihre digitalen<br />
Education4.0-Inhalte für die Dreh- und<br />
Fräsausbildung ebenfalls über die von der<br />
ten Maschinenparks auf den Bildschirm in<br />
seinem Büro holen.<br />
Selbstständiges Lernen<br />
Mit digitalen Lerninhalten wollen die<br />
Varta-Ausbilder das selbstständige Lernen<br />
der Nachwuchskräfte fördern. Hierzu sollen<br />
Aufträge beitragen, die das Ausbildungszentrum<br />
aus der Fertigung annimmt, so<br />
Schäffler: „Wenn unsere Auszubildenden<br />
beispielsweise Messstationen bauen, lernen<br />
sie, Zeit und Aufwand einzuschätzen<br />
und ihre Arbeit entsprechend zu planen.“<br />
Das Konzept ist erfolgreich und kommt<br />
an. „Zahlreiche Führungskräfte bis hin<br />
zum Vorstand haben ihre Ausbildung im<br />
Unternehmen gemacht, das spricht für<br />
unsere Qualität“, betont der Ausbilder.<br />
Nach erfolgreicher Prüfung erhalten alle<br />
Auszubildenden ein Übernahmeangebot,<br />
das die meisten annehmen.<br />
Viele Gesellen haben später noch die<br />
Motivation, sich weiterzubilden. Hierfür<br />
können sie die Möglichkeit nutzen, sich<br />
bis zu fünf Jahre vom Unternehmen freistellen<br />
zu lassen. „Die meisten, die ihren<br />
Techniker gemacht oder ein Studium absolviert<br />
haben, kommen gerne wieder zu<br />
Varta zurück“, weiß Schäffler, denn die<br />
Bindung an die Firma sei intensiv.<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
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<strong>Industrieanzeiger</strong> Die Plattform für additive » Fertigung 01 | 2024 47
» TECHNIK<br />
Gebäudemanagement im Logistikzentrum<br />
Hohe Energieeffizienz durch<br />
automatische Datenerfassung<br />
Mit einem neu errichteten Logistikzentrum macht sich ein Tiroler Lebensmittelgroßhändler fit<br />
für die energieeffiziente Zukunft – mithilfe des Gebäudemanagementsystems Emalytics. Mit der<br />
modularen IoT-basierten Plattform hat das Unternehmen nun sämtliche Energieflüsse im Griff.<br />
» Martin Gold, Journalist, Autor und Fotograf<br />
Bild: www.martingold.at<br />
Blick in die Technik-<br />
Zentrale des neuen<br />
Kofler-Firmenstandorts.<br />
Seit 1938 beliefert das in dritter Generation von<br />
Anton und Martin Kofler geführte Familienunternehmen<br />
Gebr. Kofler GmbH mit Sitz in Zams (Tirol)<br />
Kunden zwischen Arlberg und Achensee mit Tiefkühlkost,<br />
frische Lebensmittel, Gemüse, einem spezielles<br />
Trockensortiment und vielem mehr. Die rund<br />
70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zustellgroßhändlers<br />
sorgen mit einem eigenen Fuhrpark an<br />
Kühl- und Tiefkühlfahrzeugen dafür, dass die Lebensmittel<br />
in optimaler Qualität und Frische bei den<br />
Hotels und Restaurants ankommen. „Einen Namen<br />
haben wir uns vor allem damit gemacht, dass wir in<br />
unserem Sortiment eine Vielzahl exklusiver Produkte<br />
anbieten können, welche nicht überall erhältlich<br />
sind“, verrät Geschäftsführer Martin Kofler sein Erfolgsrezept.<br />
„Und die Qualität der Lebensmittel muss<br />
immer höchsten Maßstäben gerecht werden, sonst<br />
könnten wir auf diesem Markt nicht bestehen.“ Kofler<br />
setzt weniger auf Massenware, sondern auf kleine<br />
Produzenten mit Liebe zum Detail. Darüber hinaus<br />
betreibt das Unternehmen eine eigene Gärtnerei sowie<br />
eine Indoor-Farm, in der ganzjährig Kräuter und<br />
Blüten gezogen werden. „Ein riesiger Frischevorteil<br />
gegenüber importierter Ware“, so Martin Kofler.<br />
Da das bestehende manuelle Tiefkühlhaus mit<br />
einer Lagerkapazität von 1.800 Paletten das weitere<br />
Wachstum des Unternehmens nicht mehr zuließ,<br />
entschieden sich die Verantwortlichen vor fünf Jahren<br />
für einen großzügigen Neubau. Das nun in<br />
Betrieb genommene sowie verkehrsgünstig gelegene<br />
neue Logistikzentrum in Zams umfasst ein 20 m hohes<br />
automatisiertes Tiefkühllager (-18°C bis –24°C)<br />
mit 24.000 Tablar-Stellplätzen, ein großzügiges<br />
Frische- und Trockenlager, die bereits erwähnte Indoor-Farm,<br />
sämtliche Büroräumlichkeiten und alles,<br />
was sonst noch für einen reibungslosen Ablauf erforderlich<br />
ist. Martin Kofler: „Uns war wichtig, dass die<br />
Lagerlogistik modernsten Maßstäben entspricht, um<br />
wirklich eine zukunftsfähige Lösung zu installieren.“<br />
Gleiches gilt für die Gebäudetechnik, denn „wir legen<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
großen Wert auf die Überwachung der Energieflüsse,<br />
sodass eine maximale Effizienz sichergestellt ist.“<br />
Gemeinsam mit dem Lösungspartner Energie- und<br />
Automatisierungstechnik Rangger entschieden sich<br />
die Brüder für das Gebäudemanagementsystem Emalytics<br />
samt Steuerung ILC 2050 BI von Phoenix Contact.<br />
Dabei handelt es sich um eine Plattform für alle<br />
zentralen Elemente der digitalen Infrastruktur eines<br />
Gebäudes, welche die Management- und Bedieneinrichtung<br />
sowie das Energiemonitoring in einer intelligenten<br />
Lösung vereint. Mit dem IoT-basierten Framework<br />
können Daten und Informationen aller einzelnen<br />
Teilgewerke bedarfsgerecht gesteuert, ausgewertet<br />
und verarbeitet werden. „Wir regeln damit die<br />
Heizung des Neubaus, zwei Lüftungsanlagen, die<br />
Kühlanlage, die Dali-Leuchten und die Beschattung.<br />
Darüber hinaus haben wir im Bürotrakt eine Einzelraumregelung<br />
implementiert“, erklärt Unternehmensinhaber<br />
Philipp Rangger. „Hier haben sich die<br />
Produkte von Phoenix Contact bereits vielfach bewährt,<br />
weshalb wir wegen ihrer Modularität, Flexibilität<br />
und Performance gerne auf diese zurückgreifen.<br />
Zudem gestaltet sich der Support aufgrund direkter,<br />
schneller Wege unkompliziert.“<br />
Die Energiedaten des gesamten Gebäudes werden<br />
automatisch und lückenlos erfasst – auch die der<br />
Photovoltaikanlage auf dem Dach. Diese Daten fließen<br />
in die Leistungsregelung mit ein und haben direkten<br />
Einfluss auf die Prozesse. Das sorgt durch<br />
kontinuierliche Abläufe unter Vermeidung von Lastspitzen<br />
für einen nachhaltigen Betrieb. „Insgesamt<br />
ist das System im Aufbau höchst flexibel und punktet<br />
durch das mächtige Softwaretool. Die Programmierung<br />
erfolgt schnell, dabei aber sehr detailreich“, berichtet<br />
Philipp Rangger. Dadurch eignet sich das System<br />
sowohl für kleinere als auch für sehr große Gebäude.<br />
Abgerundet wird die Lösung durch die übersichtliche<br />
und intuitiv zu bedienende Visualisierung.<br />
Die Steuerung wurde speziell auf die Gebäudeautomation<br />
ausgerichtet, „um das Beste aus dem Gebäude<br />
herauszuholen“, betont Michael Schuler, Sales<br />
Manager Automation & Energy Consulting bei Phoenix<br />
Contact. Zusammen mit dem umfassenden Portfolio<br />
an passenden Modulen fungiert sie als Bindeglied<br />
zwischen den gängigen Busprotokollen auf der<br />
Feldebene und der offenen IoT-Welt, die dem Gebäudemanagement<br />
alle Möglichkeiten moderner IT-Systeme<br />
eröffnet. „Schon jetzt lässt sich sagen, dass die<br />
Gebäudeautomation von Phoenix Contact unsere Erwartungen<br />
bei weitem erfüllt hat“, ist sich Martin<br />
Kofler sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu<br />
haben.<br />
Bild: www.martingold.at<br />
Energiedaten im Blick:<br />
Philipp Rangger (li.),<br />
Inhaber der Energieund<br />
Automatisierungstechnik<br />
Rangger, und<br />
Michael Schuler, von<br />
Phoenix Contact.<br />
Die neue Indoor-Farm<br />
garantiert das ganze<br />
Jahr über frische<br />
Kräuter und Blüten.<br />
Bild: www.martingold.at<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 49
» TECHNIK<br />
Hallenkonditionierung erhöht Nachhaltigkeit<br />
Weniger Emissionen bei der<br />
Kunststoffproduktion<br />
Die Kunststoffproduktion schafft anspruchsvolle Bedingungen für Mensch und Maschine.<br />
Die Konditionierung der Produktionshalle sorgt ganzjährig zugfrei für behagliche<br />
Temperaturen bei einem österreichischen Kunststoffhersteller. Das spart im Vergleich<br />
zur klassischen Hallenkühlung und -heizung rund 80 % der CO 2 -Emissionen.<br />
» Peter Kemptner, Marketingdienstleister und freier Redakteur<br />
Bei Senoplast sorgen<br />
fünf Sustainable Hall<br />
Conditioning Anlagen<br />
für ein angenehmes<br />
Arbeitsklima und stark<br />
reduzierte Treibhausgas-Emissionen.<br />
Bild: Infranorm<br />
rung der Produktionshalle unabdingbar,<br />
um ein behagliches Arbeitsklima für die<br />
Mitarbeiter und konstante Umgebungstemperaturen<br />
für die Produktion sicherstellen<br />
zu können.<br />
Die Anforderungen an das komplexe<br />
Gesamtsystem gehen weit über die Möglichkeiten<br />
einer einfachen Hallenklimatisierung<br />
hinaus. So muss etwa wegen der<br />
Absauganlagen in der Produktion ein<br />
konstanter Frischluftanteil in die Halle<br />
eingebracht werden, um einen Überdruck<br />
zu gewährleisten. Dies darf jedoch keine<br />
Ein weltweit führender Hersteller von<br />
Vorprodukten für Tiefziehteile und<br />
von Folien aus thermoplastischen Kunststoffen<br />
ist Senoplast aus Piesendorf<br />
( Österreich). Dort und an weiteren Produktionsstandorten<br />
in Mexiko und China<br />
produziert das Unternehmen rund<br />
60.000 t dieser Produkte. Die für den Produktionsprozess<br />
benötigten Vakuumpumpen<br />
verursachen hohe Mengen an Abwärme.<br />
Zusätzlich wird auch bei der Abkühlung<br />
der Produkte viel thermische Energie<br />
freigesetzt. Deshalb ist eine Konditioniehohen<br />
Kosten für das Kühlen im Sommer<br />
oder das Heizen im Winter verursachen.<br />
Zudem befindet sich im Untergeschoß des<br />
Gebäudes der Mühlenkeller für das Recycling<br />
der Produktionsabfälle. Aufgrund<br />
des hohen Staubaufkommens muss trotz<br />
Absaugung und Filterung in der Mühlenanlage<br />
in diesem Raum ein Unterdruck<br />
gehalten werden, um eine Verschleppung<br />
von Stäuben in die Produktion über die<br />
Materialaufgabe zu vermeiden.<br />
Anlässlich einer Produktionserweiterung<br />
am Standort Piesendorf suchte das Unter-<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Bild: Infranorm<br />
Die textilen Luftauslässe<br />
für die Lufteinbringung<br />
werden<br />
passend zur Hallengeometrie<br />
individuell<br />
angefertigt.<br />
nehmen eine umwelt- und klimaschonendere<br />
Alternative zu klassischen Kältemaschinen.<br />
Dabei wurden die Verantwortlichen<br />
auf das System Sustainable Hall<br />
Conditioning aufmerksam. Dessen Hersteller<br />
Infranorm hat sich auf die ganzheitliche<br />
Betrachtung und Lösungsfindung<br />
für die Raumluftkonditionierung in Produktions-<br />
und Lagerhallen spezialisiert.<br />
Die gemeinsam erarbeitete Lösung besteht<br />
in erster Linie aus fünf Anlagen der<br />
zweistufigen adiabaten Kühltechnologie.<br />
Sie ersetzen eine konventionelle Kompressionskälteanlage<br />
mit einer Kühlleistung<br />
von mehr als 740 kW. Durch ganzjährige<br />
Hallenkonditionierung sorgen sie<br />
für ein behagliches Arbeitsumfeld und<br />
konstante Temperaturen für die Produktion<br />
der Kunststoff- und Mehrschichtprodukte.<br />
Neben den optimalen Temperaturen<br />
in den verschiedenen Hallenbereichen<br />
sorgt Sustainable Hall Conditioning mit<br />
der extrem hohen Frischluftmenge von<br />
bis zu 112.000 m³/h auch für eine deutlich<br />
verbesserte Luftqualität in der Halle.<br />
Piesendorf liegt in einer Gebirgsregion<br />
zwischen den höchsten Bergen der österreichischen<br />
Alpen. Dort ist nicht nur die<br />
Kühlung im Sommer ein wichtiges Thema,<br />
sondern auch die Heizung im Winter. Die<br />
Anlage nutzt die Produktionsabwärme direkt,<br />
indem sie die warme, saubere Luft<br />
direkt an der Wärmequelle absaugt.<br />
Durch die direkte Wärmerückgewinnung<br />
können bis zu 100 % der Lüftungswärmeverluste<br />
vermieden werden. Das effiziente<br />
System kann der Halle mehrere tausend<br />
Kubikmeter Frischluft zuführen, ohne<br />
Heizkosten zu verursachen. Die überschüssige<br />
Energie aus den Vakuumpumpen<br />
wird mittels Wärmerückgewinnung<br />
in das bestehende Warmwassernetz eingespeist.<br />
Somit kann eine zusätzliche<br />
Entlastung des Biomasseheizsystems erreicht<br />
werden, wovon auch die Kunden<br />
des vom Unternehmen betriebenen Fernwärmenetzes<br />
profitieren.<br />
„Unsere Mitarbeiter profitieren vom behaglichen<br />
Arbeitsumfeld mit ganzjährig<br />
angenehmen Temperaturen“, berichtet<br />
Pius Geisler, Produktionsleiter bei Senoplast.<br />
„Im Winter sorgen die großen<br />
Frischluftmengen für eine starke Reduktion<br />
des Kunststoffgeruchs, im Sommer<br />
konnten wir durch das gesenkte Temperaturlevel<br />
sogar die Produktionsleistung erhöhen.“<br />
CO 2 -Einsparung und mehr<br />
Neben dem Überdruck und der verbesserten<br />
Luftqualität in der Produktionshalle<br />
führte die Umstellung auf Sustainable<br />
Hall Conditioning vor allem zu einer<br />
deutlichen Verringerung des CO 2 -Aus -<br />
stoßes. Im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Die auf den Lüftungsgeräten aufgesetzten Kühleinheiten entsprechen den Kriterien des UN-Klimaschutz-<br />
Übereinkommens von Paris für das Jahr 2050.<br />
Kälteanlagen bringt die zweistufige adiabate<br />
Kühlung enorme Einsparungen bei<br />
mehreren budget- und klimarelevanten<br />
Größen.<br />
Die disruptive Kühltechnologie von<br />
Sustainable Hall Conditioning zeigt vor<br />
allem in den Sommermonaten ihre Stärken.<br />
„Sie kann neben den CO 2 -Emissionen<br />
auch die Kühlkosten im Sommer um mehr<br />
als 80 Prozent senken und Lüftungswärmeverluste<br />
völlig vermeiden“, erklärt Alexander<br />
Wagner, Projektleiter bei Infranorm.<br />
„Zudem reduziert der Verzicht auf<br />
klimaschädliche Kältemittel sowohl deren<br />
Auswirkungen auf die Umwelt als auch<br />
die Kosten.“ Die verwendeten Kühleinheiten<br />
entsprechen laut Dutch Green Building<br />
Council DGBC schon heute den Kriterien<br />
des UN-Klimaschutz-Übereinkommens<br />
von Paris für das Jahr 2050. Jährlich<br />
spart der Kunststoffhersteller durch die<br />
Umsetzung der Maßnahmen 85 t CO 2 ein.<br />
Bild: Infranorm<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 51
» TECHNIK<br />
Neue Verpackungsanlage ermöglicht mehr Nachhaltigkeit<br />
Was Anwender von ihren<br />
Verpackungsmaschinen erwarten<br />
Nachhaltiger sollen sie sein, und möglichst energieeffizient. Dazu müssen sie vermehrt Folien<br />
aus Rezyklaten verarbeiten können – die Ansprüche, die Anwender an Verpackungsanlagen haben,<br />
steigen stetig. Wie lassen sich die Kundenwünsche realisieren? Ein Beispiel.<br />
» Kay Wieczorek, Divisional Director Center of Competence Product Business, Beumer Group<br />
Das Thema Energieeffizienz beschäftigt die Beumer<br />
Group derzeit stark. „Auf der einen Seite<br />
müssen wir unsere Anlagen und Maschinen aufgrund<br />
der steigenden Energiekosten energieeffizient herstellen“,<br />
sagt Jörg Spiekermann, Leiter Vertrieb Palettier-<br />
und Verpackungsanlagen Consumer Goods bei<br />
dem Unternehmen. Dazu setze man auf eine nachhaltige<br />
Produktion am Standort in Deutschland. Eine<br />
Photovoltaikanlage auf dem Dach der Firmenzentrale<br />
in Beckum deckt zum Beispiel rund 20 % des gesamten<br />
Energiebedarfs mit selbst erzeugtem Ökostrom<br />
ab. Auf der anderen Seite fordern Kunden, mit den<br />
Beumer Lösungen energieeffizient<br />
arbeiten zu können. „Ein<br />
strategischer Faktor, um wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben“, so<br />
Spiekermann.<br />
Die Beumer Group bietet<br />
komplette Endverpackungslinien,<br />
die sie kundenspezifisch<br />
auslegt. Eine Komponente davon<br />
ist die neue, modularisierte<br />
Verpackungsanlage Beumer<br />
Stretch Hood A, die energieeffiziente<br />
Elektroantriebe nutzt.<br />
Um den Energiebedarf weiter<br />
zu reduzieren, entfallen auch<br />
die Hydraulik und teure Blasluft,<br />
mit der üblicherweise die<br />
Folienschweißnaht gekühlt<br />
wird. „Unsere Verpackungsanlage<br />
benötigt nur 0,03 kW in<br />
der Stunde pro Palette“, erläutert<br />
der Experte. Der reduzierte<br />
Druckluft-Verbrauch spart<br />
Kosten ein, während es bei<br />
fehlender Hydraulik an keiner<br />
Stelle zu einer Leckage kommen<br />
kann. Da gerade in der<br />
Bild: Beumer Group<br />
Der Beumer Stretch<br />
Hood A lässt sich<br />
intuitiv bedienen und<br />
kommt mit einer geringen<br />
Stellfläche aus.<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Hydraulik potenziell austretendes Öl die Umwelt und<br />
das Packgut verschmutzt und dadurch Kosten entstehen,<br />
ist die Neuerung aus ökologischer wie finanzieller<br />
Sicht ein Gewinn.<br />
Die Anlage überzieht die palettierten Ladeeinheiten<br />
dabei mit einer dehnbaren Stretchhaube und<br />
Stretchfolie, die sich an jeden Stapel anpasst. „Um<br />
Ressourcen zu schonen, kommen immer häufiger<br />
Kunden auf uns zu, die Folien mit einem möglichst<br />
hohen Rezyklat-Anteil von bis zu 30 Prozent fordern“,<br />
berichtet Spiekermann. Unterstützt wird dies<br />
durch das neue Verpackungsgesetz, das seit Anfang<br />
2019 in Kraft ist. Sein Ziel ist es, Abfälle zu vermeiden<br />
und das Recycling zu stärken. Aus diesem Grund<br />
beinhalten viele Folien nun mehr Rezyklat. Diejenigen<br />
Folienhersteller, die auch die Beumer Group beliefern,<br />
sind dazu übergegangen, eigene Produktionsabfälle<br />
wiederzuverwerten. Denn das Altmaterial<br />
lässt sich zu Regranulat verarbeiten und in den Produktionskreislauf<br />
zurückführen. Ressourcen können<br />
damit geschont und Emissionen reduziert werden.<br />
Durch den Rezyklatanteil ändern sich aber auch die<br />
Eigenschaften der Folien teilweise erheblich. Das<br />
Material wird zäher.<br />
Je dünner und leistungsfähiger die Folie, desto<br />
mehr Meter sind auf der Rolle und desto länger sind<br />
die Maschinenlaufzeiten – ein weiteres Plus für den<br />
Anwender. Denn dies sorgt für einen höheren Produktionsdurchsatz<br />
und reduzierte Folienrollenwechsel<br />
an der Maschine – und damit weniger Stillstandzeiten.<br />
Jede Rolle, die während einer Schicht gewechselt<br />
werden muss, kostet Zeit. Die Kunden brauchen<br />
so auch weniger Rollen zu bevorraten. „Wir haben<br />
Folien mit Stärken von 20 bis 25 Mikrometern<br />
mit der Beumer Stretch Hood A ausgiebig getestet“,<br />
erläutert Spiekermann. Auch der Folienverbrauch des<br />
Kunden im Vergleich zum Wickelstretchen konnte<br />
berechnet werden, das heißt wie viel Folie er mit dem<br />
Stretchhaubenverfahren einsparen kann. Wird die<br />
Stapelkontur präzise erfasst, kann man außerdem die<br />
Abschnittlänge genau ermitteln. Auch dies reduziert<br />
den Folienverbrauch. „Eine Beumer Stretch Hood A<br />
kann übrigens mehrere Wickelstretcher ersetzen,<br />
weil sie schneller arbeitet. Der Betreiber muss weder<br />
die Folie an der Palette befestigen noch sie abscheiden“,<br />
sagt Spiekermann. Dazu kommt eine definiert<br />
geführte Folienabgabe am Produktstapel.<br />
Modular zu mehr Flexibilität<br />
Die neue Verpackungsanlage von Beumer erfordert<br />
eine geringe Stellfläche von 13,7 m 2 . Neu ist auch<br />
die Bauweise, die dafür sorgt, dass in allen Anlagen<br />
gleiche oder ähnliche Komponenten und Module verbaut<br />
sind. Die Anzahl der Bauteile ist geringer, was<br />
den Bedarf an Ersatzteilen reduziert und deren Lieferzeiten<br />
beschleunigt. Die Module werden individuell<br />
und kundenbezogen zusammengestellt, intern getestet<br />
und vor Ort montiert. Mitarbeiter können die<br />
Stretch Hood A danach einfach und intuitiv über ein<br />
ergonomisches Human-Machine-Interface (HMI)<br />
bedienen. Alle Arbeiten lassen sich zudem vom<br />
Boden aus erledigen – dazu gehört die Wartung<br />
ebenso wie ein rascher und sicherer Werkzeugwechsel.<br />
Spiekermann: „Wir können die Maschine schnell<br />
installieren und auch mit Standardschnittstellen zu<br />
den kundenseitigen ERP- und MES-Systemen ausstatten.“<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der umfassende<br />
Customer Support des Unternehmens. Er sichert<br />
die Verfügbarkeit der Anlagen, unter anderem<br />
mit einer Hotline, die rund um die Uhr erreichbar ist.<br />
Kunden werden schnell und unkompliziert mit Ersatzteilen<br />
versorgt und finden weltweit Niederlassungen,<br />
die sie bei ihren Anliegen unterstützen.<br />
Über Beumer<br />
Mit der Stretchhaube<br />
sind die palettierten<br />
Stapel sicher vor<br />
Umwelteinflüssen<br />
geschützt.<br />
Die Beumer Group ist ein Hersteller von Intralogistiksystemen<br />
in den Bereichen Fördern, Verladen, Palettieren, Verpacken,<br />
Sortieren und Verteilen. Das Portfolio umfasst<br />
hochwertige Systemlösungen und ein Customer-Support-<br />
Netzwerk in unterschiedlichen Branchen, wie Schütt- und<br />
Stückgut, Nahrungsmittel/Non-food, Bauwesen, Versand,<br />
Post und Gepäckabfertigung an Flughäfen.<br />
Bild: Beumer Group<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 53
» TECHNIK<br />
Plattform Cirplus umfasst schon 4 Millionen Tonnen rezyklierte Kunststoffe<br />
Das Portal für Qualitäts-Rezyklate<br />
Mit Cirplus gibt es eine globale B2B-Plattform, die den Handel mit Kunststoff-Rezyklaten systematisiert.<br />
Das Hamburger Unternehmen ist anerkannt von der Forschung bis zur Bundesregierung und hat derzeit<br />
4 Mio t Materialien gelistet.<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />
Bild: Cirplus<br />
So werden die Rezyklate<br />
visuell präsentiert auf<br />
cirplus.com: Das im<br />
Bild gezeigte Material<br />
beispielsweise ist zu<br />
100 % post-industrielles<br />
PE-Regranulat, bunt.<br />
Wer als User registriert<br />
ist, erhält alle weiteren<br />
Infos.<br />
Stand Januar 2023 sind 3000 Unternehmen aus<br />
100 Ländern bei der digitalen Plattform registriert<br />
– ein neuer Rekord, wie die Cirplus GmbH im<br />
Oktober zur Kunststoffmesse Fakuma 2023 mitteilte.<br />
Sehr viele kommen aus Amerika und Indien, etliche<br />
aber auch aus Europa. Derzeit sind 4 Mio. t Kunststoffmaterialien<br />
verzeichnet. Diese Zahlen zeigen,<br />
dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist:<br />
2018 wurde es als Start-up gegründet mit dem Ziel,<br />
die Kreislaufwirtschaft anzustoßen und<br />
voran zu bringen.<br />
Doch die Hürden sind hoch. Die<br />
Kunststoff- Rezyklate auf dem<br />
Markt variieren stark in<br />
Zusammensetzung, Eigenschaften<br />
und Qualität. Für<br />
einen funktionierenden<br />
Handel braucht es aber<br />
Transparenz in Angebot<br />
und Nachfrage ebenso<br />
wie verlässliche Qualitätskriterien.<br />
Als Lösung<br />
baute Cirplus eine digitale<br />
Beschaffungsplattform<br />
auf, die Nutzer und Anbieter<br />
von Rezyklaten verbindet, aber<br />
nicht nur. Über die Plattform<br />
finden auch Recycler zu ihren<br />
Rohstoff lieferanten – den Anbietern von<br />
Kunststoffabfällen.<br />
Als ein Meilenstein gilt der von Cirplus initiierte<br />
Standard DIN Spec 91446, für den 16 Partner aus<br />
Industrie und Wissenschaft kooperierten. Die Spezifikation<br />
schafft „eine gemeinsame Sprache und klare<br />
Definitionen“, betonen die Akteure. Vor allem aber<br />
liefert sie das Werkzeug, Kunststoffrezyklate digital<br />
in vier Qualitätsstufen zu klassifizieren und so objektiv<br />
vergleichbar zu machen. Das Deutsche Institut für<br />
Normung e.V. zeichnete die Arbeiten dazu gleich<br />
doppelt mit den DIN-Preisen 2022 für Innovation<br />
und für Klimaschutz aus. Auch die Politik wurde<br />
aufmerksam: Co-Gründer Christian Schiller wurde<br />
berufen, die Bundesregierung bei der Nationalen<br />
Kreislaufwirtschaftsstrategie im Bereich Kunststoffe<br />
zu beraten.<br />
Ein weiterer Erfolg ist, dass der Kölner Kunststoffverarbeiter<br />
Igus im Juni eine Partnerschaft mit<br />
Cirplus bekannt gab und dazu in das Start-up investierte.<br />
Die Absicht: Über Netzwerke den Kreislauf<br />
gemeinsam zu schließen für technische Kunststoffe<br />
(Igus) wie auch für Standard-Kunststoffe (Cirplus).<br />
Dass dies „nur“ Wegmarken sind, zeigt ein Blick<br />
auf die Cirplus-Homepage. „Unsere Vision ist eine<br />
hundertprozentige Kreislaufwirtschaft, bei der nicht<br />
ein Gramm Kunststoff in der Umwelt landet“, heißt<br />
es dort. Von diesem ambitionierten Ziel ist der Status<br />
quo noch weit entfernt. Das weiß auch Max Meister,<br />
der das Start-up auf der Fakuma vertrat als Assistent<br />
der Geschäftsleitung oder „Founders Associate“, wie<br />
auf der Visitenkarte steht. Die Argumente hat<br />
Meister: Zum Beispiel, dass Rezyklate rund 80 % des<br />
CO 2 -Ausstoßes von Neuware einsparen. Doch noch<br />
halten sich die Materialströme in Grenzen.<br />
„Der Pull-Faktor fehlt“, erklärt er. „Das Grund -<br />
problem ist, dass Rezyklate immer noch teurer sind<br />
als Neuware.“ Daneben gibt es viele Unsicherheiten,<br />
zum Beispiel über die Ölpreisentwicklung, über<br />
künftig absehbare Rezyklatquoten oder auch über<br />
Verfügbarkeit und technische Eigenschaften von<br />
Kunststoffrezyklaten. An Letzterem setzt Cirplus an.<br />
„Wir digitalisieren und schaffen Vertrauen mit unserer<br />
Plattform. Im Schnitt vermindert sie die Kosten<br />
um 25 Prozent bei der Beschaffung.“<br />
Insider-Tipp: Rantasten<br />
Wie sollten Firmen vorgehen, die jetzt aktiv werden<br />
wollen? „Am besten rantasten und Rezyklat mit<br />
einzelnen Teilen ausprobieren. Dann über Cirplus<br />
einen Lieferanten finden und Vertrauen aufbauen“,<br />
empfiehlt Meister. Und er rät eher zu kleinen<br />
Schritten. Denn wer die Initiative ergreife, müsse<br />
meist zuerst intern überzeugen.<br />
www.cirplus.com<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Start-up GreenB2B handelt mit Bio-Kunststoff und berät<br />
Wie kommen wir zu mehr Bio?<br />
Mit „GreenB2B“ haben sich zwei gestandene Kaufleute aufgemacht, die Industrie mit<br />
passenden Bio-Kunststoffen zu versorgen. Armin Dobler und Gerd Liegerer wissen, dass es<br />
mit Handeln allein nicht getan ist. Sie bieten Know-how, Beratung und Unterstützung an.<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />
Der Bedarf nach mehr „Bio“ ist groß in<br />
den Unternehmen. Viele suchen nach<br />
Wegen, ihren Carbon Footprint zu senken.<br />
Doch wie anpacken, was ist sinnvoll?<br />
Diese offenen Fragen haben Dobler und<br />
Liegerer als Geschäftsmodell für sich<br />
entdeckt. Die Green B2B Trading GmbH<br />
mit Sitz in Linz handelt mit Bio-Kunststoffen,<br />
die sie von ausgewählten Partnern<br />
ausschließlich innerhalb von Europa<br />
bezieht.<br />
„Wir sind das Bindeglied zur produzierenden<br />
Industrie. Denn jemand muss auch<br />
den Boden für den Handel bereiten“, sagt<br />
Armin Dobler auf der Messe Fakuma 2023.<br />
Im April 2022 wurde GreenB2B gegründet.<br />
Dobler ist Key Account Manager des Startups.<br />
Zuvor hat er über 13 Jahre bei Werner<br />
& Mertz gearbeitet – dem für seine Rezyklatflaschen<br />
bekannt gewordenen Putzmittelhersteller<br />
(„Frosch“). Doch GreenB2B<br />
handelt nicht mit Rezyklaten, sondern mit<br />
Bio-Kunststoffen. Und schon hier wird es<br />
kompliziert: Es gibt biobasierte und/oder<br />
biologisch abbaubare Polymere – und zwischen<br />
ihnen große Unterschiede.<br />
Blick aufs Produktende<br />
„Zuerst fragen wir immer, was am Ende<br />
mit einem Produkt geschieht oder geschehen<br />
soll“, sagt Dobler. Kann es wieder<br />
eingesammelt werden, landet es im gelben<br />
Sack, im Restmüll oder irgendwo? Die<br />
Antworten helfen einzukreisen, welcher<br />
Biokunststoff für eine Anwendung nützlich<br />
ist und die Nachhaltigkeit steigert.<br />
„Immer geht es um die Sinnfrage. Wichtig<br />
ist, dafür das Produktportfolio anzuschauen.“<br />
Nach dieser entscheidenden<br />
Phase geht es in die Suche nach einem<br />
passenden Compound mit anschließenden<br />
Tests und eventuell notwendigen<br />
Armin Dobler und Gerd Liegerer (rechts) auf der Messe Fakuma 2023: Mit dem Start-up „GreenB2B“<br />
ebnen sie den Weg zu geeigneten Biokunststoffen.<br />
Anpassungen. GreenB2B bindet auch<br />
einen F+E-Partner ein, wo nötig.<br />
„Unsere Botschaft ist: Trauen Sie sich<br />
und packen mit uns ein Pilotprojekt an,<br />
um den Fußabdruck zu verbessern“, sagt<br />
Dobler. Technisch gibt es viele Optionen.<br />
Auf der Messe verschenkte GreenB2B<br />
beispielsweise einen Eiskratzer, der aus<br />
Bio-Propylen mit 25 % Kork-Anteil bestand.<br />
Bio-Polymere sind Neuland in fast<br />
allen Anwendungen. Entsprechend groß<br />
ist die Zahl der unentdeckten Möglichkeiten<br />
und Entwicklungen.<br />
„Aus der Lebensmittelindustrie haben<br />
wir Nachfragen für Einwegbesteck, das<br />
sich auch bei Großveranstaltungen eig-<br />
net“, sagt etwa Gerd Liegerer im Dezember,<br />
nur zwei Monate nach der Fakuma.<br />
Als Managing Partner von GreenB2B war<br />
er ebenfalls auf der Messe. Das Start-up<br />
scheint nah dran an der Lösung: Liegerer<br />
erwähnt eine Cellulose-Formulierung, die<br />
zu 100 % biobasiert und zu 75 bis 80 %<br />
bioabbaubar ist. „Sie eignet sich sogar für<br />
vier bis fünf Spülmaschinengänge.“ Ein<br />
starkes Beispiel: Einwegbesteck aus dem<br />
Biokunststoff wäre annähernd CO 2 -neutral<br />
und nachhaltig. Darüber hinaus ließe<br />
es sich einsammeln und wiederverwenden.<br />
Und wirft es doch einmal jemand<br />
weg, kann es zum größeren Teil verrotten.<br />
https://www.greenb2b.io/<br />
Bild: Stauß<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 55
» TECHNIK<br />
Netzwerk-Event für Trierer Gymnasiasten: Bildungsinitiative Nachhaltigkeit<br />
Hightech-Leichtbau lockt sie<br />
ins Ingenieursstudium<br />
Es könnte zum Zukunfts-Format werden: Sämtliche Oberstufenschüler der 11. Klasse eines<br />
Trierer Gymnasiums besuchen ein Ultraleichtbau-Symposium. Prominenz ist da. Experten aus<br />
Industrie und Forschung bis hin zum Bundeswirtschaftsministerium präsentieren ihnen<br />
Hightech pur. Auch Professoren aus Trier sind zugegen. Springt der Funke über?<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />
Bild: Artur Feller<br />
Im Workshop für die<br />
Gymnasiasten entstanden<br />
3D-gewickelte<br />
Weihnachtssterne aus<br />
nachhaltigen Flachs-,<br />
Dyneema- und Basaltfasern.<br />
„Wenn nur drei von hundert Feuer fangen, wird dies<br />
ein Erfolg“, sagt Dr. Holger Kunz, MINT-Koordinator<br />
am Max-Planck-Gymnasium Trier (MPG). Er unterrichtet<br />
Physik und Chemie am MPG. Er hat nicht nur<br />
die Gymnasiasten zum Symposium „Nachhaltigkeit<br />
neu denken“ am 7. November 2023 begleitet, sondern<br />
vertrat auch die Schulleitung. Warum das MPG<br />
mitgemacht hat, eine der 20 zertifizierten MINT-<br />
Schulen in Rheinland Pfalz? „Bei ihrer Einladung erklärten<br />
uns die Veranstalter das Programm“, erklärt<br />
Kunz. „Hightech so hautnah präsentiert zu bekommen,<br />
gibt es sonst nicht für Schüler. Da kommen sie<br />
so nicht ran.“<br />
„Auch zu sehen, wie komplex und interdisziplinär<br />
solche Entwicklungen sind, ist eine Besonderheit.<br />
Und welche Chancen die MINT-Fächer bieten. Die<br />
16– bis 17-Jährigen kommen ja nun in eine berufliche<br />
Entscheidungsphase.“ In der Tat haben die Veranstalter<br />
das Nachhaltigkeits-Symposium in Kasel<br />
bei Trier so hochkarätig ausgerichtet, wie sonst nur<br />
für die Industrie: Ausgewiesene Experten und Insider<br />
erläuterten Hightech am Beispiel der Ultraleichtbau-<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
Technologie ‚xFK in 3D‘. Das war viel Theorie. Workshops<br />
ergänzten das Theoretische auf der praktischen<br />
Seite durch 3D-Raumwickeln vor Ort.<br />
Als Leichtbaustrukturen entstanden drei über -<br />
dimensionale Weihnachtssterne aus nachhaltigen<br />
Flachs-, Dyneema- und Basaltfasern. „Die ganze<br />
Wertschöpfungskette wurde abgedeckt“, erklärt Rainer<br />
Kurek, Geschäftsführer der Automotive Management<br />
Consulting GmbH (AMC), der das Event initiierte<br />
und über Jahre das Raumwickeln vorantrieb.<br />
Kurek hat seit der Ahrtal-Katastrophe im Sommer<br />
2021 bereits das siebte Symposium im rheinlandpfälzischen<br />
Ruwertal realisiert. Nachhaltigkeits-<br />
Bildung sieht er als Voraussetzung dafür, der Klimakrise<br />
durch Innovationen etwas entgegensetzen zu<br />
können. Ohne Bildung keine Veränderung. Aber auch<br />
nicht ohne engagierten technischen Nachwuchs<br />
– deswegen die Bildungsinitiative.<br />
In Zahlen: Die gesamte 11. Oberstufenklasse des<br />
MPG nahm am Nachhaltigkeitssymposium teil.<br />
Insgesamt machten 123 Schüler mit, sieben Lehrer,<br />
Professoren aus Trier und anderen Regionen. Mit<br />
Firmenvertretern und Ultracycling-Radweltmeister<br />
Pierre Bischoff als sportlichem Leichtbau-Botschafter<br />
waren es 150 Teilnehmer. Nehmen die Gymnasiasten<br />
etwas mit für ihre beruflichen Pläne, fühlen sie<br />
sich angesprochen? Wohl ein Experiment.<br />
Nachhaltigkeit nicht ohne Leichtbau<br />
Werner Loscheider, Leichtbau-Verantwortlicher beim<br />
Bundeswirtschaftsministerium, wandte sich in seinem<br />
Grußwort direkt an die Jugendlichen. Er erklärte<br />
ihnen, warum Leichtbau zentral wichtig ist für die<br />
Nachhaltigkeit. Leichtbau schont nicht nur Ressourcen.<br />
„Leichtere Fahrzeuge verbrauchen auch weniger<br />
Treibstoff und helfen so, weniger Treibhausgase zu<br />
emittieren“, machte Loscheider klar, was auch vielen<br />
Erwachsenen nicht bewusst ist. Bei Flug- und Raumfahrzeugen<br />
sei dies noch wichtiger. „Hier zählt jedes<br />
Kilogramm.“<br />
Neben der AMC und dem MPG gehörte die luxemburgische<br />
Gradel Sarl zum Projektkonsortium der<br />
Bildungsinitiative – das Unternehmen, das derzeit<br />
die Wickeltechnologie ‚xFK in 3D‘ in der Raumfahrt<br />
industrialisiert. Der Tag war bewusst als „Netzwerk-<br />
Event“ für Schulen, Hochschulen und Industrie ausgerichtet.<br />
Firmen und Institute stellten ihre neuesten<br />
Entwicklungen vor. Manche Schüler vereinbarten ein<br />
Praktikum, berichtet Holger Kunz vom MPG.<br />
Drei Gruppen gab es bei den Workshops. Während<br />
die einen beim 3D-Raumwickeln waren, erhielt die<br />
zweite Gruppe eine Einführung in die Technologie<br />
und die dritte Gruppe lernte Dr. Ulrich Hindenlang<br />
von der Ingenieurgesellschaft Lasso kennen – ein<br />
Bild: Artur Feller<br />
Über hundert Oberstufenschüler des Max-Planck-Gymnasiums in Trier wurden mit High -<br />
tech konfrontiert. Ausgewiesene Leichtbau- und Nachhaltigkeitsexperten referierten.<br />
FEM-Pionier, der auch am Münchener Olympiadach<br />
beteiligt war. Hindenlang erklärte die geschlossene<br />
digitale Wertschöpfungskette vom Wickelplan bis zur<br />
Ausführung. Etwas enttäuschend war für einige, dass<br />
sie nicht selbst wickeln durften – das war aus organisatorischen<br />
Gründen nicht möglich. Dafür erhielten<br />
sie zwei Tage später die im Ofen fertig „getemperten“<br />
drei Weihnachtssterne ausgehändigt, je einer aus<br />
Flachs, Dyneema und Basalt.<br />
Zum Höhepunkt wurde am 7.11., was für knisternde<br />
Spannung unter den Jugendlichen sorgte: der<br />
Auftritt des „Special Guests“ Pierre Bischoff mit seinem<br />
Tourenrad, das selbstverständlich leicht ist. Der<br />
38-jährige Ultracycling-Weltmeister erzählte, was es<br />
bedeutet, an die Grenzen zu gehen. Als erster Deutscher<br />
hat er das legendäre „Race Across America“<br />
gewonnen. Am Beispiel seines Sieges beim „Red Bull<br />
Trans Siberian Extreme“, dem längsten und härtesten<br />
Radrennen der Welt, beschrieb er die physischen,<br />
emotionalen und mentalen Herausforderungen, die<br />
es im Radsport und im Berufsleben zu bewältigen<br />
geben kann. „Das hat alle 16-Jährigen direkt angefasst“,<br />
sagt Dr. Holger Kunz vom MPG. „Ich glaube, da<br />
hat jeder Schüler etwas mitgenommen.“<br />
Ist der Funke übergesprungen? Es bleibt ein Experiment.<br />
Doch einige wollen mit ihrem MINT-Lehrer<br />
weitermachen und haben sich Fasern und Harze<br />
geben lassen. Wer weiß, was sie planen. Lassen wir<br />
es einen filigranen Trittschemel aus Flachsfasern<br />
sein, der hochbelastbar ist und hunderte Kilos aushält.<br />
Klar, sie müssten nochmal die Spezialisten<br />
angehen wegen des Wickelplans. Aber wenn dieser<br />
Flachsschemel sich auch noch verkaufen ließe – gut<br />
vorstellbar, dass sie dann beim Wickeln hängenbleiben,<br />
ein Ingenieur leben lang.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 57
» TECHNIK<br />
Jung, online-affin und doch in der Thermoform-Branche zuhause: Lisa-Marie und Moritz Bittner, die Gründer von Formary.<br />
Bild: Formary<br />
Thermoforming-Plattform: Formary operiert mit 45 Lieferanten<br />
Schneller Lieferservice für<br />
Tiefzieh-Verpackungen<br />
Die Planungen sind fertig, die Produkte fast schon lieferbereit. Nun fehlt es nur noch am Verpackungsmittel.<br />
Diese Wahl kann aufwändig werden: Wer liefert passende Tiefziehteile aus welchem Material und wann?<br />
Antworten gibt die Plattform Formary mit ihrem Online-Konfigurator innerhalb von 24 Stunden. Die Gründer<br />
sind aus der Branche und koordinieren 45 Lieferanten.<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />
Ganz wenige Schritte führen zum fertig bestellten<br />
(und gelieferten) Tiefziehteil. So beschreibt<br />
Formary den Prozessablauf auf allen Kanälen – auf<br />
Website, in Webinaren und auch Flyern:<br />
• Tiefziehteil online konfigurieren<br />
• Angebot in 24 h erhalten<br />
• Gegencheck durch erfahrenen Thermoformer und<br />
Freigabe<br />
• Liefernetzwerk fertigt Auftrag<br />
Besonders für Kunden, die wenig oder selten mit<br />
Thermoforming oder tiefgezogenen Teilen zu tun<br />
haben, bietet der so geschilderte Ablauf eine große<br />
Erleichterung. Der Nutzer kann seine Spezifikationen,<br />
wie Maße und gewünschten Kunststoff, auf der digitalen<br />
Plattform eingeben und sich vom Konfigurator<br />
an die Hand nehmen lassen. Auch Rezyklat kann er<br />
vorgeben. Das System macht neuerdings sogar automatisiert<br />
Materialvorschläge, wenn der Nutzer keinen<br />
speziellen Thermoplasten im Auge hat oder vorschreiben<br />
will und lieber Anforderungen nennt.<br />
„Mit unserer digitalen Plattform decken wir alle<br />
Thermoforming-Anwendungen ab“, sagte Marketingleiterin<br />
Sarah Guaglianone auf der Messe Fakuma<br />
2023. Das wird dadurch möglich, dass Formary<br />
auf inzwischen 45 Thermoformer zugreift und für<br />
jede Anfrage „den optimalen Lieferanten“ auswählt.<br />
Vertrags- und Ansprechpartner ist Formary allein als<br />
„One-Shop-Stop“.<br />
Dass das Angebot vielseitig ist, zeigt gleich der<br />
erste Schritt, der eigentlich zwei beinhaltet: Bevor<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
der Kunde zum Konfigurator geführt wird, wählt er<br />
aus einer Menüliste seinen Anwendungsfall aus,<br />
etwa „Transport“ oder „Inlays und Einlagen“. Dann<br />
wird er weitergeführt. Benötigt er zum Beispiel eine<br />
Verpackung für ein Produkt, kann er eine CAD-Skizze<br />
hochladen und sich die Lösung konstruieren lassen.<br />
Das fertige Angebot bekommt er „in der Regel nach<br />
24 Stunden“, wie Sarah Guaglianone sagt. Dann<br />
entscheidet er und der Produktions- und Lieferablauf<br />
kann starten.<br />
Für den Kunden bringt dies einige Vorteile: Das<br />
Bestellen geht schnell, technische Unterstützung ist<br />
inklusive und er muss sich nicht in die Branche<br />
reinknien. Denn die ist durchaus unübersichtlich.<br />
Es gibt viele verschiedene und auch<br />
kleine spezialisierte Thermoformer, die<br />
gute Arbeit leisten, aber nicht so leicht<br />
zu entdecken sind. Und wer welche<br />
Materialien auf Vorrat hat, sei auch eher<br />
Insidern bekannt, lässt Formary wissen.<br />
„Wir verbinden Tradition und das Moderne“,<br />
sagt Guaglianone. Auf der Fakuma stellten<br />
sie dieses Jahr das erste Mal aus, auf der EMO 2023<br />
präsentierten sie sich in der Start-up Area. Zwei<br />
Jahre jung ist die Unternehmung. Aber dennoch hat<br />
sie eine viel längere Geschichte. Die Gründer, das<br />
Geschwisterpaar Lisa-Marie und Moritz Bittner,<br />
wollten ursprünglich gar nicht im Thermoforming-<br />
Segment arbeiten. Als ein familiärer Schicksalsschlag<br />
sie 2017 vor die Wahl stellte, den väterlichen Betrieb<br />
zu verkaufen oder fortzuführen, entschieden sie sich<br />
für das zweitere.<br />
Ungeplant. Und deswegen mit einem anderen Blick<br />
auf die Tiefzieh-Branche. Mit ihrer Expertise aus den<br />
Bereichen digitale Start-ups und Investmentbanking<br />
erkannten sie das Potenzial einer digitalen Plattform.<br />
2021 gründeten sie Formary. Schnell waren Anfragen<br />
da – die Covid-Krise wird ebenfalls dazu beigetragen<br />
haben. „Wir kümmern uns um die komplette<br />
Wertschöpfungskette – außer der Fertigung selbst.<br />
Das überlassen wir den jeweiligen Profis“, sagt Lisa-<br />
Marie Bittner.<br />
Dass Zeitgeistigkeit und bewährte Hardware<br />
zusammenkommen, spiegelt auch die Namens -<br />
gebung wider: Den ins Englisch projizierten Kunst -<br />
begriff „formary“ gibt es eigentlich gar nicht, ins<br />
Deutsche übersetzt hieße er „Formerei“ – und hier<br />
klingt das Traditionelle schon an. „Die Mischung aus<br />
Start-up-Kultur und Werten eines Familienunternehmens<br />
ist essenzieller Bestandteil davon, was wir uns<br />
zum Ziel gesetzt haben“, sagt Moritz Bittner. Auf<br />
partnerschaftlichen Umgang mit Mitarbeitern und<br />
Lieferanten werde Wert gelegt. Kommunikation<br />
geschehe nicht nebenbei, sondern „pro-aktiv“.<br />
Bilder: Formary<br />
Typische Transport-Trays<br />
gehören ebenso zu den<br />
Anwendungen wie Wannen<br />
oder andere Behältnisse,<br />
Inlays und Werkstückträger.<br />
Die beiden Co-Gründer führen die Roland Bittner<br />
GmbH als Familienunternehmen fort, das seit 1985<br />
Tiefzieh- und andere Kunststoffteile fertigt. Doch<br />
zunehmend konzentrieren sie sich auf die digitale<br />
Plattform. Für Formary nehmen sie in Anspruch, den<br />
Zugriff auf den größten Thermoforming-Maschinenpark<br />
in Europa zu haben. Die Zahl der Lieferanten<br />
wächst.<br />
Auch die Technik-Features werden weiterentwickelt.<br />
Seit der Fakuma gibt es die automatisierten<br />
Materialvorschläge und ein Kundenportal, in das sich<br />
Kunden einloggen können. Es bietet Einblick in<br />
laufende Anfragen und vereinfacht die Bestell- und<br />
Projektabwicklung. Das Tech-Team will auch den<br />
Angebotsprozess weiter beschleunigen. Zurzeit<br />
arbeitet es an einem Machine-Learning-Algorithmus,<br />
der ein Sofortangebot unterbreitet inklusive Preis.<br />
Es soll im ersten Quartal 2024 verfügbar sein –<br />
zunächst für Werkstückträger und dann sukzessive<br />
für alle weiteren Tiefzieh-Teile.<br />
www.formary.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 59
Sorgfältige Pflege und fachgerechte Reparatur bewirken<br />
eine lange Nutzungsdauer von Kleidung. Dafür stehen<br />
Modelle, wie der Mietservice der DBL für Berufskleidung.<br />
Bild: DBL<br />
Arbeitsschutz<br />
Passende und nachhaltige<br />
Berufskleidung für den Arbeitsalltag<br />
Geht es um das Thema Berufskleidung, steht in den Industriebetrieben die Sicherheit der<br />
Mitarbeiter im Fokus. Ebenso wie die Wirtschaftlichkeit – und zunehmend die Nachhaltigkeit.<br />
Dabei spielt auch die Langlebigkeit, sprich Einsatzdauer der Kleidung, eine Rolle. Ein Aspekt,<br />
der laut einer aktuellen Studie an Bedeutung gewinnt. Wie wird das erreicht?<br />
» Silke Vogten, freie Journalistin<br />
In den letzten Jahren standen vor allem Produktionsbedingungen<br />
in der Lieferkette und die Kreislaufführung<br />
von Textilien im Vordergrund, was sehr<br />
wichtige Ansatzpunkte für eine nachhaltigere Textilindustrie<br />
sind. Aber um die Umweltaus-wirkungen<br />
der Bekleidungsproduktion, -nutzung und -entsorgung<br />
zu verringern, bedarf es auch langlebiger Bekleidung.<br />
Und deshalb Maßnahmen zur Verlängerung<br />
der Nutzungsdauer.“ Das erklärt Dr. Laura Spengler,<br />
Fachgebietsleiterin für übergreifende Aspekte des<br />
produktbezogenen Umweltschutzes beim Umweltbundesamt<br />
(UBA) und beteiligt an einer aktuellen<br />
UBA-Studie*. Diese thematisiert u.a. bestehende<br />
Definitionen, Kriterien und Messnormen für Langlebigkeit.<br />
Sie stellt auch die Einflüsse auf die Nutzungsdauer<br />
entlang des Lebenszyklus eines Kleidungsstücks<br />
dar.<br />
Dabei ebenfalls eine Aussage der Studie: Die Verlängerung<br />
der Nutzungsdauer von Kleidungsstücken<br />
sollte durch Möglichkeiten des einfachen Reparierens<br />
und der Pflege unterstützt werden. Denn neben<br />
Reparaturfähigkeit kann laut den Forschern auch die<br />
richtige Pflege eines Kleidungsstücks die Nutzungsdauer<br />
signifikant verlängern**. Hier war auch Berufs-<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
TECHNIK «<br />
kleidung in der Studie ein Thema. „Mit der Berufsbekleidung<br />
gibt es bereits eine Branche, deren Kerngeschäft<br />
in der langen Nutzung von Textilien liegt. Bei<br />
der Auswahl von Berufsbekleidung sind die Anforderungen<br />
an die Langlebigkeit besonders wichtig. Diese<br />
beziehen sich beispielsweise auf Strapazierfähigkeit<br />
oder Waschbeständigkeit“, sagt Dr. Spengler.<br />
Langlebigkeit – Nutzen für die Betriebe<br />
Nachgefragt bei einem textilen Dienstleister, hier der<br />
DBL – Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH. „Als<br />
textiler Mietdienstleister sind wir bestrebt, das textile<br />
Gut so lange wie möglich im Kreislauf zu halten,<br />
also den Lebenszyklus maximal auszuschöpfen. Genau<br />
das gehört zu unserem Geschäftsmodell“, bestätigt<br />
Thomas Krause von DBL. Wie sieht das in der<br />
Praxis aus? Welchen Nutzen haben Betriebe? „Als<br />
textiler Mietdienstleister gewährleisten wir normgerechte<br />
Sicherheit sowie den professionellen Auftritt<br />
der Mitarbeiter – entsprechend statten wir zahlreiche<br />
Unternehmen in der Industrie mit passender<br />
Bekleidung aus“, berichtet der DBL Experte, der in<br />
der Dienstleistung viele Vorteile für die Unternehmen<br />
sieht. Erstes überzeugendes Argument ist hier<br />
nicht nur das Alles-aus-einer-Hand-Prinzip, sondern<br />
auch die Liquidität. Denn anders als beim oft kostspieligen<br />
Kauf der Berufskleidung können beim textilen<br />
Leasing hohe Erstinvestitionen in die eigene<br />
Beschaffung der Textilien gespart werden.<br />
Die Kleidung wird zu festgelegten, transparenten<br />
Leasingraten gemietet. Zudem können die Betriebe<br />
bei textilen Mietdienstleistern wie der DBL aus einem<br />
breiten Sortiment an moderner Workwear und normgerechter<br />
Persönlicher Schutzausrüstung (PSA), darunter<br />
auch Warnschutz oder Multinormkleidung,<br />
wählen. „Wir freuen uns auch, den Unternehmen immer<br />
mehr fair produzierte Mietkollektionen anbieten<br />
zu können. Und das nicht nur im Premiumsegment,<br />
sondern auch zu sehr fairen Preisen, wie etwa die aktuelle<br />
Workwear DBL Forward, die sich so auch für<br />
große Industrieunternehmen bestens eignet,“ erklärt<br />
Thomas Krause.<br />
Umweltschonende Waschprozesse, Reparierbarkeit<br />
Nach individueller Ausstattung kommt es dann zu<br />
dem Punkt, den die Betriebe und ihre Mitarbeiter<br />
heute aus Zeit- und Logistikgründen kaum leisten<br />
können und wollen – der Pflege und Instandhaltung<br />
der eingesetzten Kleidung. „Das übernehmen wir, das<br />
ist unsere Kernkompetenz“, erläutert Thomas Krause.<br />
Hier erfolgt beispielsweise bei den regionalen Partnern<br />
des deutschlandweit agierenden DBL Verbundes<br />
die hygienische Pflege und sorgfältige Instandsetzung<br />
der Teile. Die Argumente des Experten: „Basis<br />
sind zertifizierte und effizient gestaltete Prozesse,<br />
mit denen die fachgerechte Aufbereitung sichergestellt<br />
und auch dokumentiert wird. Gerade mit unserem<br />
umweltschonenden Servicekreislauf – der auf<br />
den langfristigen Einsatz aller eingesetzten, qualitativ<br />
hochwertigen Kleidungsstücke abzielt – können<br />
wir als textiler Dienstleister in Bezug auf Nachhaltigkeit<br />
heute am Thema interessierte Entscheider überzeugen.“<br />
Dies geschieht nicht nur durch die zertifizierten<br />
Waschprozesse, sondern auch durch fachgerechte<br />
Reparatur – bei Workwear und bei PSA. Und im Vorfeld<br />
durch die qualitativ hochwertige Kleidung, die es<br />
in das DBL Sortiment schafft und solch eine Reparaturfähigkeit<br />
auch mitbringt. Hier unterscheidet sich<br />
laut dem DBL Experten wertige Berufskleidung durch<br />
ihre präzise und teils aufwendige Verarbeitung von<br />
normaler Freizeitkleidung – sie ist auf Strapazierfähigkeit<br />
und Langlebigkeit ausgelegt. Beispiele?<br />
„Das fängt meist beim sehr robusten Gewebe an und<br />
geht weiter mit Details wie etwa Doppel- oder Dreifachnähten,<br />
verstärkten Kniepartien und Taschen bis<br />
hin zur Qualität von Reißverschlüssen, die sich leicht<br />
austauschen und reparieren lassen“, erläutert Krause.<br />
All das ist auf einen langfristigen Einsatz ausgelegt –<br />
entsprechend unserem Geschäftsmodell.“<br />
Unternehmen in der Industrie kommen so nicht<br />
nur in den Genuss hochwertiger Kleidung und organisatorischer<br />
Entlastung – sie setzen damit auch auf<br />
das nachhaltige Prinzip der Langlebigkeit.<br />
Wertig verarbeitet, strapazierfähig und reparaturfähig – in das Sortiment des textilen<br />
Mietdienstleisters DBL schafft es nur hochwertige Berufskleidung. Denn diese soll dank<br />
fachgerechter Pflege und Instandhaltung lange im Einsatz sein.<br />
Bild: DBL<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 61
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Schages GmbH & Co.KG<br />
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Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
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Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />
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Zertifizierungen: ISO 9001 und ISO 14001, Werkseigene<br />
PK nach EN 1090, Mat.-Kennz. nach RL 2014/68/EU<br />
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62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
PARTNER DER INDUSTRIE<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE MANAGEMENT<br />
Keller & Kalmbach GmbH<br />
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Ist Ihr C-Teile-Management fit für die Zukunft?<br />
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C-Teile, die kaum Wünsche offen lässt.<br />
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mit unseren Experten, wie Sie Ihre Wertschöpfung<br />
steigern können.<br />
Lederer GmbH<br />
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Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />
& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />
Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />
u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />
und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />
Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />
Bestellung und Beschaffung, Bevorratung<br />
und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />
sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />
– Verbindungselemente<br />
– Norm- und Standardartikel<br />
– Sonder- und Zeichnungsteile<br />
– C-Teile-Management<br />
OTTO ROTH GmbH & Co KG<br />
www.ottoroth.de<br />
OTTO ROTH ist sowohl traditionsreiches Handelshaus<br />
für mechanische Verbindungselemente als<br />
auch zertifizierter Hersteller hochpräziser Drehund<br />
Feinbearbeitungsteile.<br />
Das Portfolio von OTTO ROTH umfasst:<br />
- Großhandel mit Verbindungselementen<br />
- Komplettlösungen für Zeichnungsteile<br />
- C-Teile-Management<br />
- Fertigung von Präzisionsdrehteilen<br />
Mit einem umfassenden Sortiment von 100.000<br />
ständig verfügbaren Artikeln, Niederlassungen<br />
in ganz Deutschland sowie einem eigenen Fertigungsstandort<br />
ist OTTO ROTH für sämtliche Anforderungen<br />
rund um die Verbindungstechnik der<br />
ideale Partner.<br />
Energiemanagement<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
SCHLEIFTECHNIK<br />
econ solutions GmbH<br />
www.econ-solutions.de<br />
econ solutions bietet Lösungen für be triebliches<br />
Energie management. Die offene Plug & Play Soft- und<br />
Hard ware ist flexibel skalierbar. Sie kann für sich<br />
arbeiten oder Hardware bzw. Systeme herstellerneutral<br />
integrieren. Hinzu kommen Services wie Integration,<br />
Custo mizing, Systemplanung und Schulungen.<br />
Über 600 Unter nehmen setzen bereits auf die<br />
Software econ4, z. B. BASF, Continental, ebm-papst,<br />
TRUMPF Werkzeug maschinen und ZF TRW.<br />
econ solutions mit Hauptsitz in München wurde 2010<br />
gegründet und gehört seit 2017 zur MVV Energie AG.<br />
Durch das MVV-Partnernetzwerk stehen für jede<br />
Energiefrage Spezialisten zur Verfügung.<br />
RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />
Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />
Labor technik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />
Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
ANCA Europe GmbH<br />
https://machines.anca.com/<br />
ANCA gehört zu den weltweit führenden Herstellern von<br />
CNC-Schleifmaschinen mit über 1.300 Mitarbeitern und<br />
einer einzigartigen Fertigungstiefe. CNC-Schleifmaschinen<br />
von ANCA werden zur Herstellung von Präzisionswerkzeugen<br />
für den Maschinenbau, Energieerzeugung,<br />
Holzbearbeitung, Automobilbau, Luft- und Raumfahrt,<br />
Elektronik und Medizintechnik genutzt. Auch bei der<br />
Fertigung von Komponenten in der Medizintechnik, Luftund<br />
Raumfahrt oder Energieerzeugung kommen sie zum<br />
Einsatz. ANCA Europe hat seinen Stammsitz mit Technologiezentrum,<br />
Service und Vertrieb, Anwendungstechnik,<br />
Kundenschulung, Finanzen und Verwaltung in Weinheim.<br />
Zusätzliche Niederlassungen und Partner bieten<br />
lokale Ansprechpartner in allen wichtigen Märkten.<br />
STECKVERBINDER<br />
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
DAS<br />
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industrie.de/<br />
firmenverzeichnis<br />
Stäubli Electrical Connectors GmbH<br />
www.staubli.com<br />
Stäubli entwickelt elektrische Verbindungslösungen<br />
für industrielle Anwendungen in Branchen wie erneuerbare<br />
Energien, Automatisierungstechnik, Energieübertragung,<br />
Bahnindustrie, Schweißautomatisierung,<br />
Prüf- und Messtechnik, Medizintechnik und E-Mobility.<br />
Das umfangreiche Angebot an standardisierten und<br />
kundenspezifischen Steckverbindern zeichnet sich<br />
durch Langlebigkeit, Effizienz und hohe Leistung aus.<br />
Komplettlösungen inklusive Kabelkonfektionierung<br />
reduzieren die Montagekosten und vereinfachen die<br />
Logistik.<br />
Stäubli – Steckverbinderlösungen, die Unternehmen<br />
voranbringen.<br />
Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />
www.pasvahl.de<br />
Als Schraubenspezialist mit über 90 Jahren Erfahrung<br />
stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />
MILLIONS OF SCREWS IN STOCK<br />
• Passschrauben<br />
• Vierkantschrauben<br />
• Verschlussschrauben<br />
• Flachkopfschrauben<br />
• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />
• Rändelschrauben<br />
• Messingschrauben<br />
• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 63
IMPRESSUM<br />
» PRODUKTE<br />
Software – KI für die Automobilindustrie<br />
Kunden erhalten einfachen Zugang zu Bezahllösungen<br />
erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />
(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />
den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />
im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />
Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug -<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />
WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredaktion:<br />
B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Redaktion:<br />
M. A. David Kuhlmann (dak), Phone +49 711 7594–456;<br />
Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
B. A. Hagen Wagner (hw), Phone +49 711 7594–391;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht (va), Ulrike Dautzenberg (ud),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Jonas Groshaupt, Michael Kienzle, Ana Turina<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Stefanie Teichmann, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Leserservice <strong>Industrieanzeiger</strong>:<br />
Postfach 810580, 70522 Stuttgart, Phone +49 711 7252-254,<br />
Fax +49 711 7252-399, E-Mail: leserservice@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: dienstags (15 x jährlich)<br />
Bezugspreis: Inland jährlich 210,00 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt; Ausland 210,00 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 14,10 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />
für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />
Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />
erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />
werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />
von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />
entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />
Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />
19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />
Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />
© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Bild: Getac<br />
Getac gibt neue Bumper x Getac Softwareintegration<br />
bekannt, als nächsten<br />
wichtigen Schritt, um die Digitalisierung<br />
im Automobilsektor weiter voranzubringen.<br />
Der Zusammenschluss mit Bumper<br />
eröffnet Kunden bei Wartung und Reparatur<br />
ihrer Fahrzeuge einfachen Zugang<br />
Berufskleidung<br />
Für frostige Tage<br />
Für die kühle Jahreszeit bietet Textildienstleister<br />
Mewa mit der Arbeitskleidung<br />
„Dynamic Outdoor“ warme Jacken,<br />
Westen und Hosen im Rundum-Service<br />
an. Die Arbeits- und Schutzkleidung bietet<br />
eine hohe Wärme-Isolation, ist atmungsaktiv<br />
und modern-sportlich geschnitten.<br />
Die Wetterkleidung in Fleece-,<br />
Bild: Mewa<br />
zu digitalen Zahlungslösungen<br />
wie PayLater-, PayNow- oder<br />
PayByBank-Transaktionen.<br />
Neben bekannten robusten<br />
Computerlösungen zur Fahrzeug-Diagnose<br />
bietet der Hersteller<br />
nun auch KI-basierte<br />
digitale Tools, die einfache<br />
Formen des Kundenkontakts<br />
im Servicebetrieb ermöglichen<br />
und die Automatisierung von<br />
Werkstattplanung, Job Card<br />
Management sowie elektronischer<br />
Fahrzeugüberprüfung unterstützen.<br />
Zudem erleichtert die KI-gestützte Bumper-Technologie<br />
sehr schnelle Kreditentscheidungen,<br />
sie maximiert Umsatzchancen<br />
im Kundendienst, reduziert den Rabattbedarf<br />
und fördert zugleich Folgegeschäfte.<br />
Thermo-, Softshell- oder Winterausführung<br />
hält warm und trocken und schützt<br />
bei Wind, Regen und Kälte.<br />
Mewa Outdoor ist ebenfalls als Warnschutzausführung<br />
mit fluoreszierendem<br />
Gewebe und Reflexstreifen erhältlich. Die<br />
Warn- und Wetterschutzkleidung ist für<br />
alle konzipiert, deren Arbeitsplatz draußen<br />
liegt und deren Arbeitszeiten<br />
auch nachts<br />
oder früh und spät am<br />
Tag sein können.<br />
Die warme Berufskleidung<br />
ist im Rundum-Service<br />
erhältlich. So kann<br />
man frisch gewaschene<br />
Arbeitskleidung einfach<br />
aus dem Schrank holen<br />
und anziehen. Die getragene<br />
Kleidung wird von<br />
Mewa abgeholt, umweltgerecht<br />
gewaschen, falls<br />
nötig repariert und zu<br />
vereinbarten Terminen<br />
sauber wieder angeliefert.<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
VORSCHAU «<br />
AUTOMATISIERUNG<br />
Die vergangene SPS in Nürnberg hat gezeigt:<br />
2024 wird ein spannendes Jahr in Sachen<br />
Automatisierung. Software, IT und verwandte<br />
Themen rücken weiter in den Vordergrund.<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Die Digitalisierung der Produktion gewinnt aufgrund des<br />
steigenden Kostendrucks und Fachkräftemangels an<br />
Bedeutung. IIoT-Plattformen unterstützen Unternehmen<br />
dabei, ihre Prozesse zu digitalisieren und die gewonnenen<br />
Daten auch für intelligente Prognosemodelle zu nutzen.<br />
SMART FACTORY<br />
Bild: Benjamin/stock.adobe.com<br />
Ein Lieferant von Extrusionslösungen für die Kunststoff -<br />
industrie möchte seine Ausfallzeiten reduzieren und die<br />
Produktivität steigern. Im Zuge seiner Instandhaltungsstrategie<br />
setzt das Unternehmen auf ein modernes<br />
Computerized Maintenance Management System, mit<br />
dem sich die Instandhaltung mobil verwalten lässt.<br />
Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 02/2024 erscheint am 06.02.2024<br />
Pressen<br />
Drehzahlvariable Pumpenantriebe sparen 70 % Energie<br />
Bild: Dieffenbacher<br />
Die Diefenbacher TailoredPress präsentiert<br />
der Hersteller als wirtschaftlicher<br />
Allrounder für die Metall- und Kunststoffumformung.<br />
Bei den Pressen kom-<br />
men drehzahlvariable Pumpenantriebe<br />
zum Einsatz, die dafür sorgen, dass Anlagenbetreiber<br />
Energie und Betriebskosten<br />
sparen. Der Antrieb wird in Pressen von<br />
1000 bis 10.000 kN eingesetzt.<br />
Die Energie zum Antrieb hydraulischer<br />
Pressen wird üblicherweise über einen<br />
Pumpenantrieb erzeugt und entweder<br />
direkt oder über einen Zwischenspeicher<br />
für den Umformprozess zur Verfügung<br />
gestellt. In der Regel sind hier Elektro -<br />
motoren mit konstanter Drehzahl vorgesehen<br />
die selbst beim Einsatz von Pumpen<br />
mit verstellbarem Volumenstrom ständig<br />
Öl fördern. Die Presse benötigt aber nicht<br />
permanent die volle Leistung.<br />
Mithilfe drehzahlvariabler Pumpenantriebe<br />
lässt sich dieser unnötige Energieverbrauch<br />
minimieren: Im Hintergrund wird<br />
die jeweils nötige Drehzahl automatisch<br />
berechnet und eingestellt. So wird die<br />
Pumpe stets optimal betrieben und arbeitet<br />
energieeffizient. Im Stillstand verbraucht<br />
die Presse nahezu keine Energie.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024 65
» ZULETZT<br />
„Eine Frage der Zeit“<br />
Es ist stockfinster als ich in der Vorweihnachtszeit<br />
den Verlag betrete. Ich<br />
ziehe meine Winterjacke aus, während sich die<br />
Heizung im Großraumbüro auf Hochtouren bemüht,<br />
sich bemerkbar zu machen. Aufwachen!<br />
Auf dem Weg zur Kaffeemaschine bemerke ich<br />
aus dem Augenwinkel Papier in meinem analogen<br />
Postfach. Mein noch nicht ganz waches<br />
Ich wundert sich, aber dann fällt mir wieder<br />
ein: „Oh, es ist ja Weihnachten!“ Vorfreudig<br />
Bild: John Martin/stock.adobe.com<br />
greife ich hinein. Enttäuschung. Es ist keine<br />
Weihnachtskarte, die mir während der ach so besinnlichen Vorweihnachtsheftabgabe<br />
Licht und Herzenswärme spenden könnte – es ist eine Karte eines deutschen Eisenbahnmonopolisten<br />
und erfolglosen Schienennetzbetreibers. „Eine Frage der Zeit“ steht<br />
darauf. Ich stutze: Informieren sie jetzt per Post über Verspätungen? „Quatsch,<br />
das wär‘ ja absurd“, beschwichtige ich mich, doch es bleiben Zweifel. Verwirrt klappe<br />
ich die Karte auf. Es geht um die Rabatt-„Card 25“, einer Art Schmerzensgeld für Menschen<br />
die öfter auf den Zug angewiesen sind, die ich sowohl geschäftlich als auch<br />
privat nutze. Man möchte ja die Umwelt schonen, außerdem wäre die deutsche Autobahn<br />
mangels Tempolimit und dem daraus resultierenden traditionell unqualifizierten<br />
Umgang mit eben jener, sowieso keine nervenschonendere Alternative als ein überfüllter,<br />
unpünktlicher Zug. Doch zurück zum Postfach: Es ist keine neue Rabattkarte<br />
(meine Enttäuschung wächst). Ich öffne meine müden Augen etwas weiter und stutze<br />
erneut: Das Unternehmen informiert mich in Papierform, dass die rote Plastikkarte, die<br />
mich auf fast allen meinen Reisen begleitet, digitalisiert wird und in Zukunft<br />
auf dem Smartphone „automatisch immer dabei“ ist. Ich lache hysterisch. Weiß das<br />
Unternehmen, dass das WLAN bei ihnen an Bord genauso gut funktioniert wie das<br />
Erwischen eines Anschlusszuges? Jetzt bin ich wach und der Gang zur Kaffeemaschine<br />
obsolet. (hw)<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024
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