17.01.2024 Aufrufe

Industrieanzeiger 01.2024

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

TOPSTORY » FACHKRÄFTEAUSBILDUNG<br />

Die Simulation des<br />

Schooltool zeigt,<br />

ob alle Elemente des<br />

Werkzeugs – Kühl -<br />

kanäle, Auswerfer... –<br />

richtig platziert sind.<br />

Derzeit widmet sich Ritter mit seinen Mitarbeitern<br />

dem komplexen Thema der Simulation, das eine<br />

Klammer um die bisherigen Module des Lehr- und<br />

Lernkonzepts bilden soll. Die Herausforderung dabei:<br />

Die Simulation von Kunststoffprozessen ist aufgrund<br />

der Material eigenschaften extrem komplex und erfordert<br />

viel Know-how. Der Hochschullehrer sagt:<br />

„Schöne bunte Bilder zu generieren ist einfach. Die<br />

Frage ist jedoch, ob und inwieweit sie die Realität<br />

abbilden. Derzeit erarbeiten wir grundlegende Kriterien<br />

und Schulungsmaterial, wie Simulationen im<br />

Kunststoffbereich sinnvoll durchgeführt werden können.“<br />

Am Beispiel der Polymatter-Teile untersuchen<br />

die Reutlinger etwa, wo bereits einfache Systeme zu<br />

einem vernünftigen Ergebnis führen und wo deutlich<br />

aufwändigere Highend-Lösungen nötig sind, um Prozesse<br />

und Teile realitätsnah abzubilden.<br />

Dieses Know-how sei wichtig, denn Anpassungen<br />

und Änderungen gehörten im Werkzeugbau zum<br />

Tagesgeschäft, doch sie müssten rechtzeitig erfolgen<br />

und nicht erst, wenn man in der Produktion merke:<br />

So funktioniert das nicht! Wenn eine gute Simulation<br />

zeigt, dass an einer bestimmten Stelle beispielsweise<br />

ein Entlüftungsproblem auftritt, dann kann bereits<br />

die Konstruktion des Werkzeugs entsprechend angepasst<br />

und die Entlüftung optimiert werden. Dazu<br />

müssen die Verantwortlichen aber verstehen, was<br />

simuliert werden soll. Ritter erläutert: „Wir untersudanke<br />

gewachsen, derartiges für den Werkzeug- und<br />

Formenbau umzusetzen. ‚Mouldmaker – the Game‘<br />

entstand schließlich in Zusammenarbeit mit einem<br />

Studenten. Während der Pandemie saßen beide im<br />

Homeoffice und tauschten sich regelmäßig in Telekonferenzen<br />

aus. Mit dem Spiel sind gleich mehrere<br />

Ziele verbunden: Es soll zum einen die deutsche und<br />

die eng lische Nomenklatur vermitteln, es soll aber<br />

auch zeigen, wie Standard-, Schieber- oder Backenwerkzeuge<br />

aufgebaut sind und den Spieler darin<br />

schulen, trotz unterschiedlicher visueller Darstellungen<br />

zu erkennen, um welches Bauteil es sich handelt.<br />

Lebenslanges Lernen ist ein Muss<br />

Eines müsse jedem seiner Studierenden klar sein,<br />

sagt der Hochschullehrer: „Wer ein Ingenieur-Studium<br />

abgeschlossen hat, ist kein fertiger Ingenieur. Mit<br />

dem Abschluss erwirbt man die Eintrittskarte in die<br />

Ingenieurwissenschaften. Ab da heißt es – lebenslang<br />

lernen und das Wissen ständig erweitern.“<br />

Ritter ist überzeugt, dass unser Bildungssystem ein<br />

falsches Bild prägt. Die Forderung „Lern was!“ fruchte<br />

nicht. Er sagt: „Lernen findet ausschließlich beim<br />

Lernenden statt. Als Lehrer oder Dozent kann ich niemandem<br />

Wissen eintrichtern.“ Die Grund lage des<br />

Lernerfolgs sei, dass die Lernenden selbst erkennen,<br />

einen Lernbedarf zu haben, und sie diese Erkenntnis<br />

nutzen, um selbstständig das nötige Know-how und<br />

Wissen aufzubauen. Dieses Prinzip könne man schon<br />

bei Kleinkindern beobachten, die laufen lernen wollen<br />

– sie beobachten ihre Eltern und imitieren sie.<br />

Das sei die natürlichste Art des Lernens.<br />

Der Professor wünscht sich, dass die Erfahrungen<br />

mit diesem Lehrkonzept andere inspirieren und sie es<br />

für ihren Bereich adaptieren. „Ob für Stanz- oder<br />

Gussteile, für die Mikrobearbeitung oder die Elektronikentwicklung<br />

– den Verantwortlichen in Ausbildung<br />

und Lehre möchte ich sagen: Vermittelt die<br />

Faszination Eures Fachgebiets anschaulich!“ Ritter<br />

ist überzeugt, dass sich der Fachkräftemangel überwinden<br />

lässt, „wenn wir es schaffen, junge Menschen<br />

Bild: Steffen Ritter<br />

Bild: Steffen Ritter<br />

Das Schooltool<br />

sollte klein und<br />

leicht genug sein,<br />

um in einem<br />

Koffer getragen<br />

werden zu können.<br />

für die vielen faszinierenden Technik-Berufe und<br />

-Studiengänge zu begeistern“. Ein praxisorientiertes<br />

Lehr- und Lernkonzept sei dabei ein wesentlicher<br />

Baustein. Er betont, mit etwas Engagement ließen<br />

sich tolle Ideen umsetzen, die nicht nur für den<br />

Nachwuchs spannender, sondern auch für Lehrer und<br />

Dozenten befriedigender seien.<br />

Simulation erfordert viel Know-how<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!