Industrieanzeiger 01.2024
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» TECHNIK<br />
Plattform Cirplus umfasst schon 4 Millionen Tonnen rezyklierte Kunststoffe<br />
Das Portal für Qualitäts-Rezyklate<br />
Mit Cirplus gibt es eine globale B2B-Plattform, die den Handel mit Kunststoff-Rezyklaten systematisiert.<br />
Das Hamburger Unternehmen ist anerkannt von der Forschung bis zur Bundesregierung und hat derzeit<br />
4 Mio t Materialien gelistet.<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />
Bild: Cirplus<br />
So werden die Rezyklate<br />
visuell präsentiert auf<br />
cirplus.com: Das im<br />
Bild gezeigte Material<br />
beispielsweise ist zu<br />
100 % post-industrielles<br />
PE-Regranulat, bunt.<br />
Wer als User registriert<br />
ist, erhält alle weiteren<br />
Infos.<br />
Stand Januar 2023 sind 3000 Unternehmen aus<br />
100 Ländern bei der digitalen Plattform registriert<br />
– ein neuer Rekord, wie die Cirplus GmbH im<br />
Oktober zur Kunststoffmesse Fakuma 2023 mitteilte.<br />
Sehr viele kommen aus Amerika und Indien, etliche<br />
aber auch aus Europa. Derzeit sind 4 Mio. t Kunststoffmaterialien<br />
verzeichnet. Diese Zahlen zeigen,<br />
dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist:<br />
2018 wurde es als Start-up gegründet mit dem Ziel,<br />
die Kreislaufwirtschaft anzustoßen und<br />
voran zu bringen.<br />
Doch die Hürden sind hoch. Die<br />
Kunststoff- Rezyklate auf dem<br />
Markt variieren stark in<br />
Zusammensetzung, Eigenschaften<br />
und Qualität. Für<br />
einen funktionierenden<br />
Handel braucht es aber<br />
Transparenz in Angebot<br />
und Nachfrage ebenso<br />
wie verlässliche Qualitätskriterien.<br />
Als Lösung<br />
baute Cirplus eine digitale<br />
Beschaffungsplattform<br />
auf, die Nutzer und Anbieter<br />
von Rezyklaten verbindet, aber<br />
nicht nur. Über die Plattform<br />
finden auch Recycler zu ihren<br />
Rohstoff lieferanten – den Anbietern von<br />
Kunststoffabfällen.<br />
Als ein Meilenstein gilt der von Cirplus initiierte<br />
Standard DIN Spec 91446, für den 16 Partner aus<br />
Industrie und Wissenschaft kooperierten. Die Spezifikation<br />
schafft „eine gemeinsame Sprache und klare<br />
Definitionen“, betonen die Akteure. Vor allem aber<br />
liefert sie das Werkzeug, Kunststoffrezyklate digital<br />
in vier Qualitätsstufen zu klassifizieren und so objektiv<br />
vergleichbar zu machen. Das Deutsche Institut für<br />
Normung e.V. zeichnete die Arbeiten dazu gleich<br />
doppelt mit den DIN-Preisen 2022 für Innovation<br />
und für Klimaschutz aus. Auch die Politik wurde<br />
aufmerksam: Co-Gründer Christian Schiller wurde<br />
berufen, die Bundesregierung bei der Nationalen<br />
Kreislaufwirtschaftsstrategie im Bereich Kunststoffe<br />
zu beraten.<br />
Ein weiterer Erfolg ist, dass der Kölner Kunststoffverarbeiter<br />
Igus im Juni eine Partnerschaft mit<br />
Cirplus bekannt gab und dazu in das Start-up investierte.<br />
Die Absicht: Über Netzwerke den Kreislauf<br />
gemeinsam zu schließen für technische Kunststoffe<br />
(Igus) wie auch für Standard-Kunststoffe (Cirplus).<br />
Dass dies „nur“ Wegmarken sind, zeigt ein Blick<br />
auf die Cirplus-Homepage. „Unsere Vision ist eine<br />
hundertprozentige Kreislaufwirtschaft, bei der nicht<br />
ein Gramm Kunststoff in der Umwelt landet“, heißt<br />
es dort. Von diesem ambitionierten Ziel ist der Status<br />
quo noch weit entfernt. Das weiß auch Max Meister,<br />
der das Start-up auf der Fakuma vertrat als Assistent<br />
der Geschäftsleitung oder „Founders Associate“, wie<br />
auf der Visitenkarte steht. Die Argumente hat<br />
Meister: Zum Beispiel, dass Rezyklate rund 80 % des<br />
CO 2 -Ausstoßes von Neuware einsparen. Doch noch<br />
halten sich die Materialströme in Grenzen.<br />
„Der Pull-Faktor fehlt“, erklärt er. „Das Grund -<br />
problem ist, dass Rezyklate immer noch teurer sind<br />
als Neuware.“ Daneben gibt es viele Unsicherheiten,<br />
zum Beispiel über die Ölpreisentwicklung, über<br />
künftig absehbare Rezyklatquoten oder auch über<br />
Verfügbarkeit und technische Eigenschaften von<br />
Kunststoffrezyklaten. An Letzterem setzt Cirplus an.<br />
„Wir digitalisieren und schaffen Vertrauen mit unserer<br />
Plattform. Im Schnitt vermindert sie die Kosten<br />
um 25 Prozent bei der Beschaffung.“<br />
Insider-Tipp: Rantasten<br />
Wie sollten Firmen vorgehen, die jetzt aktiv werden<br />
wollen? „Am besten rantasten und Rezyklat mit<br />
einzelnen Teilen ausprobieren. Dann über Cirplus<br />
einen Lieferanten finden und Vertrauen aufbauen“,<br />
empfiehlt Meister. Und er rät eher zu kleinen<br />
Schritten. Denn wer die Initiative ergreife, müsse<br />
meist zuerst intern überzeugen.<br />
www.cirplus.com<br />
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