Industrieanzeiger 01.2024
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» NACHRICHTEN<br />
VDMA-Jahrespressekonferenz<br />
Maschinen- und Anlagenbau wartet<br />
auf die Trendwende<br />
Der Maschinen- und Anlagenbau kämpft angesichts der anhaltenden globalen Konjunkturschwäche<br />
mit wachsenden Herausforderungen. Trotz solider Produktion im laufenden Jahr<br />
sinken die Auftragspolster, was zu pessimistischen Prognosen für 2024 führt, wie<br />
VDMA-Präsident Karl Haeusgen auf der Jahrespressekonferenz des Verbands betonte.<br />
Bild: VDMA<br />
Karl Haeusgen ist Präsident des VDMA.<br />
Die anhaltende Flaute der globalen Konjunktur hinterlässt<br />
im Maschinen- und Anlagenbau zunehmend<br />
deutlichere Spuren. Zwar lief die Produktion in den<br />
ersten zehn Monaten des laufenden Jahres dank hoher<br />
Auftragsbestände und weniger Engpässe in den<br />
Lieferketten vergleichsweise gut. Sie erreichte bis<br />
einschließlich Oktober ein reales Plus von 0,9 %.<br />
„Aber nachdem die ersten beiden Quartale noch<br />
Wachstumsbeiträge lieferten, verfehlte die Maschinenproduktion<br />
im dritten Quartal ihr Vorjahresniveau<br />
bereits um 1,6 Prozent. Auch das vierte Quartal wird<br />
schwach ausfallen“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen<br />
auf der Jahrespressekonferenz des Verbands<br />
in Frankfurt. „Die bis zum Sommer gute Produktion<br />
sorgt zwar dafür, dass wir unsere Schätzung für 2023<br />
anheben. Wir rechnen nur noch mit einem Produktionsrückgang<br />
von real 1 Prozent. Anders als vor einem<br />
Jahr kann der sinkende Auftragsbestand die Produktion<br />
aber immer weniger stützen. Daher passen wir<br />
die Prognose für 2024 nach unten an: von bisher minus<br />
2 auf nun minus 4 Prozent“, erläuterte Haeus-<br />
gen. Denn Auftragseingänge im Maschinen- und Anlagenbau<br />
bleiben seit Jahresbeginn Monat für Monat<br />
hinter dem Vorjahr zurück – in Summe um real 13 %<br />
in den ersten zehn Monaten 2023. Damit sinken<br />
auch die Auftragspolster. Laut einer aktuellen<br />
VDMA-Umfrage (Ende Oktober) lag die Auftragsreichweite<br />
in 60 % der Unternehmen bereits unter<br />
ihrem jeweiligen langjährigen Durchschnitt. „Eine<br />
echte Trendwende ist trotz erster zaghafter Signale<br />
einer Bodenbildung vorerst nicht in Sicht“, sagte der<br />
VDMA-Präsident. Denn auch in den USA könnte die<br />
Investitionstätigkeit konjunkturell bedingt nachlassen,<br />
während sie in China wohl schwach bleiben<br />
wird.<br />
Auch in Deutschland wird die Investitionstätigkeit<br />
vorerst wohl schwach bleiben. Nach Ergebnissen<br />
einer exklusiven Befragung des IW für den VDMA<br />
haben sich die Wirtschaftsperspektiven im Inland erneut<br />
eingetrübt und liegen wieder auf dem niedrigen<br />
Niveau vom Herbst 2022. Auch die Investitionserwartungen<br />
für 2024 haben sich deutlich verschlechtert.<br />
Hier ist der Anteil der Pessimisten aktuell um<br />
9 % höher als derjenige der Optimisten. „Dabei gibt<br />
es durchaus Investitionsanreize. Laut Befragung des<br />
IW rechnet sich die gesamte Wirtschaft Chancen aus<br />
bei den Trends Digitalisierung/Automatisierung, Aufbau<br />
resilienter Lieferketten und der Dekarbonisierung.<br />
Aber wir gehen nicht davon aus, dass diese<br />
expansiven Effekte, die auch auf den Maschinenbau<br />
ausstrahlen sollten, bereits im kommenden Jahr alle<br />
belastenden Faktoren kompensieren können“, sagte<br />
Haeusgen. Wachstumschancen liegen dabei vor<br />
allem in der Digitalisierung. Zu den wichtigsten Aufgaben<br />
zählt hier, dass die Unternehmen in der digitalen<br />
Welt ihr Domainwissen sicher einbringen können.<br />
Dazu sind föderative Datenräume notwendig, die<br />
auch vom industriellen Mittelstand genutzt werden.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 01 | 2024