Industrieanzeiger 01.2024
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» TECHNIK<br />
Klimaanpassung und Resilienz<br />
Der neue Nachhaltigkeitstrend<br />
im unternehmerischen Kontext<br />
Obwohl das Thema der Nachhaltigkeit aus der öffentlichen Debatte mittlerweile kaum wegzudenken<br />
ist, stehen viele Unternehmer vor großen Fragen bezüglich der Bedeutung für ihre<br />
Firmen und deren Strategie. Wo bisher allein über ESG (Environment, Social, Governance)<br />
oder Dekarbonisierung gesprochen wurde, gewinnt nun ein neues Thema an Relevanz.<br />
» Prof. Dr. David Bendig, Katharina Hennes, Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Grafik: Bendig/Hennes, Uni Münster<br />
Spätestens seit der Veröffentlichung<br />
des letzten IPCC (Intergovernmental<br />
Panel on Climate Change) Berichts im<br />
März dieses Jahres, der den aktuellen<br />
Stand der Bemühungen zur Bewältigung<br />
der Klimakrise darlegt, sind nun auch<br />
auch ‚Klimaanpassung‘ und ‚Klimaresilienz‘<br />
in aller Munde.<br />
Angesichts der Neuheit dieser Begriffe<br />
im deutschen Wirtschaftskontext, ist bislang<br />
noch keine Definitions- und somit<br />
Diskussionsbasis für produzierende Industrien<br />
entstanden. Ist dieses Thema mehr<br />
als nur ein Trend? Das Carbon Disclosure<br />
Project schätzt, dass bis zum Jahr 2030 –<br />
in nur sieben Jahren – 3,6 Bill. Euro an<br />
Unternehmensvermögen klimabedingten<br />
Risiken ausgesetzt sein werden, Bis vor<br />
wenigen Jahren war Nachhaltigkeit in der<br />
Wirtschaft keine viel diskutierte Herausforderung.<br />
Aufgrund der Konfrontation<br />
mit zunehmend spürbaren Auswirkungen<br />
des Klimawandels sowie einer wachsenden<br />
öffentlichen Debatte, wird ihnen jedoch<br />
mehr und mehr Bedeutung beigemessen.<br />
Aktuell stehen für Unternehmen insbesondere<br />
zwei Faktoren in diesem Zusammenhang<br />
im Vordergrund: Einerseits<br />
bringt das Pariser Klimaschutzübereinkommen<br />
regulatorische Unsicherheit mit<br />
sich – andererseits sind Auswirkungen<br />
des Klimawandels auf globale Lieferketten<br />
und lokale Produktionsstätten zunehmend<br />
spürbar. Im Rahmen des im Jahr<br />
2015 geschlossene Übereinkommens von<br />
Paris wurde eine globale Einigung der Beschränkung<br />
der Erderwärmung auf 1,5<br />
Grad beschlossen. Diese multinationale<br />
Übereinkunft fungiert als globales Leitwerk<br />
für die Festlegung nationaler Klimaschutzziele<br />
und -maßnahmen. Jedoch<br />
tragen bspw. Debatten rund um spezifische<br />
Emissionsreduktionsziele für Sektoren<br />
der deutschen Wirtschaft zu Verunsicherung<br />
rund um Nachhaltigkeitsregula-<br />
Abb.1: Differenzierung zwischen Klimaanpassung und -resilienz (basierend auf Beermann, 2011)<br />
torik bei. Diese Unsicherheit kann zu Verzögerungen<br />
von und Einschränkungen<br />
langfristiger Investitionsplanungen im<br />
Klimaschutz führen.<br />
Darüber hinaus treten vermehrt physische<br />
Auswirkungen des Klimawandels<br />
auch in Deutschland auf. Unter anderem<br />
gehören zu diesen Extremwetterereignissen<br />
einerseits wasserbasierte Starkregenevents,<br />
beispielsweise Fluten, und andererseits<br />
Trockenheitsevents wie Hitzeperioden<br />
und Dürren. Solche Extremwetter<br />
sind heutzutage nicht mehr nur ein Thema,<br />
das wir durch die Nachrichten in weit<br />
entfernten Ländern wahrnehmen – diese<br />
treten nun spürbar auch in Deutschland<br />
und Europa auf und werden mit einer Erwärmung<br />
um jedes zehntel Grad massiv<br />
zunehmen.<br />
Wie im Sommer 2021 im Ahrtal erlebt,<br />
sind diese Ereignisse nur schwer und sehr<br />
kurzfristig absehbar. Aufgrund dieser Unvorhersehbarkeit<br />
sind sowohl Menschenleben<br />
gefährdet alls auch globale Lieferketten<br />
unterbrochen. Allein die Ahrtalflut<br />
– ein lokales Ereignis mit der Dauer von<br />
nur 24 Stunden – hat schätzungsweise<br />
über 40 Mrd. Euro Schäden unter anderem<br />
in Umsatzausfällen, Zerstörung<br />
von wirtschaftlicher Infrastruktur und<br />
Lebensräumen generiert.<br />
Somit haben diese Entwicklungen der<br />
Umwelt ernstzunehmende operative wie<br />
finanzielle Implikationen für die Wirtschaft<br />
– auch in Deutschland. Unter anderem<br />
wird der reguläre Geschäftsbetrieb<br />
beeinträchtigt, Kosten in die Höhe getrieben<br />
und als Konsequenz die Wettbe-<br />
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