SB_21226BRLP
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2023<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Werkstofforientierte<br />
Prozessführung<br />
punktförmiger<br />
Thermoplast-Metall-<br />
Hybridverbindungen<br />
mittels einseitiger<br />
Widerstandserwärmung
Werkstofforientierte<br />
Prozessführung punktförmiger<br />
Thermoplast-Metall-<br />
Hybridverbindungen<br />
mittels einseitiger<br />
Widerstandserwärmung<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 21.226 BR<br />
DVS-Nr.: 04.3289<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Fakultät Maschinenbau<br />
Fachgebiet Fertigungstechnik<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 21.226 BR / DVS-Nr.: 04.3289 der Forschungsvereinigung<br />
Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf,<br />
wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen<br />
Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund<br />
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2023 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 583<br />
Bestell-Nr.: 170693<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Schlussbericht vom 31.03.2023<br />
zu IGF-Vorhaben Nr. 21.226 BR<br />
Thema<br />
Werkstofforientierte Prozessführung punktförmiger Thermoplast-Metall-Hybridverbindungen<br />
mittels einseitiger Widerstandserwärmung<br />
Berichtszeitraum<br />
01.10.2020 - 31.03.2023<br />
Forschungsvereinigung<br />
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
Forschungseinrichtung(en)<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Fakultät Maschinenbau<br />
Fachgebiet Fertigungstechnik<br />
Gustav-Kirchhoff-Platz 2<br />
98693 Ilmenau
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung ....................................................................................................................... 8<br />
2 Stand der Forschung und Technik .................................................................................10<br />
2.1 Fügen von Kunststoff mit Metall .........................................................................10<br />
2.2 Thermisches Fügen von Kunststoff mit Metall ....................................................10<br />
3 Ziel des Forschungsvorhabens ......................................................................................36<br />
4 Experimentelles Vorgehen ............................................................................................37<br />
4.1 Werkstoffe ..........................................................................................................37<br />
4.2 Anlagentechnik ...................................................................................................39<br />
4.3 Mechanische Verbindungcharakterisierung ........................................................40<br />
4.4 Materialografische Verbindungscharakterisierung ..............................................41<br />
4.5 Laserstrukturierung ............................................................................................42<br />
5 Ergebnisse und Diskussion ...........................................................................................44<br />
5.1 Instrumentierter Halbschnittversuchsstandes und Charakterisierung der<br />
Werkstoffe ..........................................................................................................44<br />
5.1.1 Halbschnittversuchsstand .......................................................................44<br />
5.1.2 Charakterisierung der Grundwerkstoffe...................................................48<br />
5.2 Untersuchungen zur Fügezonenausbildung im Halbschnittversuch ....................49<br />
5.2.1 Einfluss der Schweißzeit .........................................................................49<br />
5.2.2 Einfluss der Elektrodenkraft ....................................................................56<br />
5.2.3 Einfluss des Schweißstroms ...................................................................64<br />
5.2.4 Vergleich der Einflüsse auf die Schmelzschichtgeometrie ......................67<br />
5.2.5 Einfluss verzinkter Oberflächen ..............................................................70<br />
5.2.6 Fazit zu den Einflüssen auf die Schmelzschichtcharakteristik im<br />
Halbschnittversuch .............................................................................................72<br />
5.2.7 Übertragbarkeit der Halbschnittversuche auf die koaxiale<br />
Elektrodenanordnung .........................................................................................74<br />
5.3 Experimentelle Untersuchungen zur Ableitung relevanter Einflussgrößen ..........78<br />
5.3.1 Einfluss Schweißstrom, -zeit, -kraft und Oberflächenwechselwirkungen auf<br />
den Prozessbereich............................................................................................78<br />
5.3.2 Einfluss des Stoff-, Form- und Kraftschlusses und<br />
Oberflächenmodifikationen .................................................................................87<br />
5.3.3 Aufbau eines numerischen Simulationsmodells ......................................95<br />
5.3.4 Verfahrensvergleich zwischen widerstands- und laserstrahlgefügten<br />
Kunststoff-Metall-Verbindungen ....................................................................... 105<br />
5.4 Übertragung der experimentellen Untersuchungen auf weitere Werkstoffe ...... 110<br />
5.4.1 Übertragung der experimentellen Untersuchungen auf die Chromstähle<br />
1.4510 (X3CrTi17) und 1.4016 (X6Cr17) .......................................................... 110<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 21.226 B<br />
II
5.4.2 Übertragung der experimentellen Untersuchungen auf die transparenten<br />
thermoplastischen Kunststoffe, Polymethylmethacrylat (PMMA), Polycarbonat<br />
(PC) und Polyethylenterephthalat (PET) ........................................................... 112<br />
5.5 Mechanisch-technologisches Eigenschaftsprofil ............................................... 114<br />
5.5.1 Mechanische Eigenschaften widerstandsgefügter Metall-Kunststoff-<br />
Verbindungen unter quasistatischer Beanspruchung........................................ 115<br />
5.5.2 Dynamisches Eigenschaftsprofil widerstandsgefügter Metall-Kunststoff-<br />
Verbindungen ................................................................................................... 121<br />
5.6 Definition von Qualitätsmerkmalen ................................................................... 131<br />
5.6.1 Definition von Prüfmerkmalen ............................................................... 131<br />
5.6.2 Beeinflussung der strukturellen Eigenschaften des Kunststoffs ............ 137<br />
5.7 Bewertung praxisrelevanter Wechselwirkungen zwischen Prozess und<br />
Anlagentechnik ................................................................................................. 140<br />
5.7.1 Einfluss der Elektrodengeometrie ......................................................... 141<br />
5.7.2 Einfluss des Elektrodenwerkstoffs ......................................................... 151<br />
5.7.3 Einfluss der Elektrodenschrägstellung und Randabstand ..................... 154<br />
5.7.4 Eignung als Fixiertechnologie mittels Punktschweißkleben ................... 159<br />
5.7.5 Spaltüberbrückbarkeit und Möglichkeit des Schweißens ohne Gegenlage<br />
164<br />
5.7.6 Einfluss der Nachhaltezeit..................................................................... 167<br />
5.8 Demonstrator ................................................................................................... 168<br />
6 Zusammenfassung ...................................................................................................... 171<br />
7 Formales ..................................................................................................................... 172<br />
7.1 Schlussfolgerungen und Gegenüberstellung der Ergebnisse mit den Zielstellungen<br />
des Forschungsantrages .................................................................................. 172<br />
7.2 Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit .............................. 180<br />
7.3 Wissenschaftlich-technischer Nutzen ............................................................... 180<br />
7.4 Wirtschaftlicher Nutzen insbesondere für KMU, innovativer Beitrag und industrielle<br />
Anwendungsmöglichkeiten ............................................................................... 180<br />
7.5 Einschätzung zur Realisierbarkeit des vorgeschlagenen Transferkonzepts ...... 181<br />
7.6 Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft ..................................................... 183<br />
7.7 Angaben zu gewerblichen Schutzrechten ......................................................... 185<br />
8 Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 186<br />
9 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................. 197<br />
10 Tabellenverzeichnis ..................................................................................................... 211<br />
11 Anwenderrichtlinie ....................................................................................................... 212<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 21.226 B<br />
III
1 Einleitung<br />
Blechverarbeiter gehören in Deutschland in vielerlei Fällen unabhängig von der geographischen<br />
Lage zu sogenannten Hidden Champions, die weltweit agieren und aus einer KMUbzw.<br />
Familienstruktur im Unternehmen ihre Stärke ableiten. Eine Herausforderung ist es hierbei,<br />
dem fortschreitenden Strukturwandel durch Produktion und Marktwachstum in anderen<br />
Wirtschaftsregionen langfristig entgegenzuwirken bzw. standzuhalten. Deutsche Unternehmen<br />
im Bereich der Blechverarbeitung liefern zunehmend komplette Baugruppen mit eigener<br />
Entwicklung, gleichwohl bedienen sich die Unternehmen verstärkt komplexer System- und Anlagentechnik<br />
entlang der Wertschöpfung Umformen, Trennen und Fügen. Durch die Anforderung,<br />
unterschiedliche Werkstoffe in eine Baugruppe einzusetzen, (Leichtbau im Fahrzeug,<br />
Kosten und Funktionalität im Bereich weißer Ware und Schrankbau) werden deutsche KMU<br />
zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, auch Baugruppen in Mischbauweise herzustellen.<br />
Darüber hinaus liegen wesentliche Anwendungen nicht nur bei Leichtbaustrukturen für<br />
Transportanwendungen, sondern insbesondere in der elektrischen und mechanischen Isolation<br />
der Werkstoffe. In den letzten Jahren haben sich hybride Fertigungskonzepte insbesondere<br />
im Bereich der Elektromechanik durchgesetzt. Beispiele liegen hierfür insbesondere bei<br />
Stromschienen innerhalb vom Leistungsbaugruppen, Steckverbindern und Batteriegehäusen.<br />
[Hou17] [Röh16] [Kne19] [Gäc 15] Im Bereich des Maschinenbaus werden diese Verfahren<br />
genutzt um die mechanischen Dämpfungseigenschaften von Baugruppen zu erhöhen. [Lan<br />
17] Hierdurch können die jeweils vorteilhaften Eigenschaften der Werkstoffe genutzt werden.<br />
Im Behälter-, Schrank- (auch metallische Möbel), Geräte- und Fassadenbau [Mat08], der<br />
Elektroindustrie [Kun 15] sowie im Fahrzeugbau ([Neu 13], [IBS 15]) hat sich im letzten Jahrhundert<br />
vor allem das Widerstandsschweißen in KMU etabliert, um artgleiche Punktverbindungen<br />
(St/St, Al/Al etc.) zu erzeugen. Die Gründe hierfür sind zum einen der mögliche hohe<br />
Automatisierungsgrad, die erhöhte Flexibilität bei Variantenvielfalt und die hohe Wirtschaftlichkeit<br />
(begrenzte Investitionskosten für Anlagen- und Spanntechnik). Zum anderen sind der<br />
Wegfall von Zusatzwerkstoffen aber in erste Linie die geringen Schweißzeiten im Bereich weniger<br />
Millisekunden und eine technisch einfache Prüfung der Schweißverbindung (sowohl zerstörend<br />
als auch zerstörungsfrei) weitere ausschlaggebende wirtschaftliche Faktoren. So betragen<br />
bspw. die Prozesskosten nur ca. 0,0007 € pro Schweißpunkt [Mat08].<br />
In vielen der adressierten Märkte werden seit ca. zwei Dekaden verstärkt Mischbaukonzepte<br />
verfolgt, in denen auch Metall und Kunststoff (Thermoplast) im gemeinsamen Verbund eingesetzt<br />
werden müssen, um einerseits Gewichtseinsparungen zu realisieren und andererseits<br />
Einfluss auf Isolation (thermisch und elektrisch), Dämmung (Schwingung), Reinheit, Optik<br />
(Sichtfenster) und Ästhetik (Färbung und Glanz für Dekorzwecke) zu nehmen. Die elektrischen<br />
Isolatoreigenschaften von Kunststoffen verhindern den Einsatz der in KMU etablierten Widerstandsschweißtechnologie<br />
zum Erzeugen punktförmiger Verbindungen zwischen Metallen mit<br />
Kunststoffen, weshalb technisch aufwendige mechanische Fügeverfahren (bspw. Schraubund<br />
Nietverfahren) oder das Kleben eingesetzt werden. In beiden Fällen erfordert die Verbindungsbildung<br />
den Einsatz zusätzlicher Fügeelemente (Klebstoff, Schrauben, Niete, etc.), die<br />
neben dem Massezuwachs der Baugruppe vor allem weitere Prozessschritte (z.B. Auftragens<br />
des Klebstoffes, Vorlochoperationen, Einstanzen des Elementes und Abdichten der Verbindung)<br />
und dementsprechend auch Zusatzkosten und längere Fertigungszeiten verursachen.<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 21.226 B<br />
8
Industrierelevante Lösungen zum Verbinden von Metall und Kunststoff mittels Widerstandsschweißen<br />
sind kaum vorhanden, auch wenn hier eine Erweiterung der Wertschöpfung bei<br />
den Lieferanten (KMU) zu verzeichnen wäre. Erste prozesstechnische Ansätze zum thermischen<br />
Direktfügen durch einen widerstandsbasierten Fügeprozess werden in der Literatur aufgeführt.<br />
Über eine einseitige Anordnung der Elektroden wird der Metallpartner erwärmt. Infolge<br />
der Wärmeleitung wird der Kunststoff an der Grenzfläche zum Metall lokal aufgeschmolzen.<br />
Über den gleichzeitig wirkenden Anpressdruck der Elektroden kann der plastifizierte Kunststoff<br />
die Metalloberfläche benetzen und bildet nach dem Abkühlen einen festen punktförmigen (lokalen)<br />
Verbund aus. Diese Herangehensweise zieht die offene Frage nach der Ableitung von<br />
werkstoffangepassten Prozessbedingungen und der Festlegung von Kenngrößen zur Beschreibung<br />
der Verbindungsgüte (Qualitätskriterien) mit sich. Das resultierende Eigenschaftsprofil<br />
wird maßgeblich durch das im Kunststoff vorherrschende Temperatur-Zeit-Regime<br />
bestimmt, während Angaben zum Bestimmen von Kenngrößen über zerstörende oder<br />
zerstörungs-freie Prüfung völlig fehlen. Gerade diese Fragestellungen verhindern eine zügige<br />
Umsetzung und entsprechend einer Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher KMU in<br />
diesem Bereich.<br />
An dieser Stelle knüpft dieses Vorhaben an, mit dem Schwerpunkt der Beschreibung und der<br />
kriterienorientierten Entwicklung eines widerstandsbasierten Fügeprozesses zum thermischen<br />
Direktfügen von Metall mit Kunststoff. Aus den Ergebnissen dieses Vorhabens profitieren vor<br />
allem Anwender aber auch Anlagenhersteller von einer wissenschaftlich fundierten Erweiterung<br />
eines in ihrem Hause bewährten und etablierten Fügeverfahrens auf weitere Materialkombinationen,<br />
wodurch sich insbesondere für KMU vollständig neue Einsatzgebiete erschließen.<br />
Die Erkenntnisse tragen dazu bei, das Fügen von Kunststoffen mit Metallen in der industriellen<br />
Anwendung zu etablieren und den Anwenderkreis gerade im Bereich der KMU zu erweitern<br />
und gegenüber der internationalen Konkurrenz abzugrenzen. Dies führt nicht nur zu<br />
einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, sondern für die Paarung Metall und Thermoplast<br />
viel mehr zu einer Risikominimierung, die eine erleichterte Einschätzung und Annahme neuer<br />
Fügeaufgaben gewährt. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbes deutscher Unternehmen<br />
im Bereich der Zulieferung, des Anlagenbaus, der Entwicklung von Schweißmaschinen<br />
und -steuerungen als auch der Herstellung von Bauteilen oder Halbzeugen bietet dieses<br />
Vorhaben ein hohes Potenzial, die Marktstellung deutscher KMU zu bewahren und die<br />
durchaus gute Position weiter auszubauen.<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 21.226 B<br />
9
2 Stand der Forschung und Technik<br />
2.1 Fügen von Kunststoff mit Metall<br />
Punktförmige Verbindungen werden in der Blechverarbeitung in hohem Maße zum Fügen und<br />
Fixieren eingesetzt. Im Vergleich zum linienförmigen, durchgehenden Fügen wird eine geringe<br />
thermische Belastung der Baugruppe und bei abnehmender Blechdicke und Steifigkeit ein geringer<br />
Gesamtverzug erzielt. Darüber hinaus sind kurzen Fügezeiten möglich. Das Herstellen<br />
von Verbundbauweisen zwischen Kunststoff und Metall im industriellen Umfeld setzt geeignete<br />
Fügetechniken voraus.<br />
Die divergierenden physikalischen-, elektrischen- und Festigkeitseigenschaften der Werkstoffe<br />
stellen seit mehreren Jahren Herausforderungen, die bislang durch mechanische Fügeverfahren<br />
wie Clinchen, Nieten und Schrauben in Kombination mit Klebstoff gelöst wurden.<br />
Dabei wird Energie hinzugeführt, die vordergründlich zum örtlichen Umformen verwendet wird.<br />
Diese Verfahrensweise stellt eine praktikable und bewährte Lösung dar, weist jedoch Grenzen<br />
auf. Beispielsweise muss gegebenenfalls eine großflächige Verformung oder ein sich ausprägender<br />
Bereich lokaler Spannungskonzentrationen kompensiert werden. Während beim konventionellen<br />
Nieten eine Vorbohrung notwendig ist (Blindnieten), ist beim Stanznieten eine<br />
beidseitige Zugänglichkeit notwendig. Das Abführen des gestanzten Materials muss ebenso<br />
gewährleistet werden.<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass mechanische Fügeverfahren zwar eine feste Verbindung<br />
erlauben, führen jedoch zu einer Schädigung der Verbindungspartner oder zu einer erheblichen<br />
Umformung. Darüber hinaus sind häufig zusätzliche Elemente notwendig, die eine<br />
Zunahme des Gesamtgewichtes, weitere Montageschritte und stets eine optische Ausprägung<br />
der Fügestelle (von außen sichtbar) mit sich ziehen [Kot 18].<br />
2.2 Thermisches Fügen von Kunststoff mit Metall<br />
Thermisches Direktfügen<br />
Der schematische Ablauf des thermischen Direktfügens thermoplastischer Kunststoffe mit Metallen<br />
ist in Abbildung 1 dargestellt. Kunststoff und Metall befinden sich an der Grenzfläche in<br />
Kontakt. Auf diese wirkt eine Wärmequelle und ein Druck. Die resultierende Wärmeenergie im<br />
metallischen Fügepartner geht durch die Wärmeleitung an die Grenzfläche in den Kunststoff<br />
über. Dabei wird der metallische Fügepartner durch die eingebrachte Erwärmung nicht geschmolzen.<br />
Der Kunststoff bildet, bei infolge der Erwärmung eine plastifizierte bzw. schmelzflüssige<br />
Phase an der Grenzfläche zum Metall aus. Durch Adhäsionskräfte kommt es nach der<br />
Erstarrung zur Ausbildung eines festen Verbundes zwischen beiden Fügepartnern. Diese resultierende<br />
Fügezone ist räumlich begrenzt und reicht von der Grenzfläche bis in die Tiefe des<br />
Kunststoffes hinein. [Kat07][Sch19].<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 21.226 B<br />
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