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SB_21304NLP

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2023<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Bewertung von<br />

Hochleistungsschweißprozessen<br />

unter den<br />

Bedingungen der Neufertigung<br />

von Windenergieanlagen


Bewertung von<br />

Hochleistungsschweißprozesse<br />

n unter den Bedingungen der<br />

Neufertigung von<br />

Windenergieanlagen<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 21.304 N<br />

DVS-Nr.: WE.3328<br />

RWTH Aachen<br />

Institut für Schweißtechnik<br />

und Fügetechnik (ISF)<br />

Schweißtechnische Lehr- und<br />

Versuchsanstalt Halle GmbH (SLV)<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 21.304 N / DVS-Nr.: WE.3328 der Forschungsvereinigung<br />

Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf,<br />

wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen<br />

Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund<br />

eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2023 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 585<br />

Bestell-Nr.: 170695<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Schlussbericht vom 13.12.2023<br />

zu IGF-Vorhaben Nr. 21.304 B<br />

Thema<br />

Bewertung von Hochleistungsschweißprozessen unter den Bedingungen der Neufertigung von<br />

Windenergieanlagen<br />

Berichtszeitraum<br />

01.12.2020 bis 31.05.2023<br />

Forschungsvereinigung<br />

Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS<br />

Forschungseinrichtung(en)<br />

Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik, RWTH Aachen<br />

Pontstraße 49, 52062 Aachen<br />

Institutsleiter: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Uwe Reisgen<br />

Projektleiter: Dr.-Ing. Simon Olschok<br />

Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Halle GmbH<br />

Köthener Straße 33a, 06118 Halle (Saale)<br />

Institutsleiter: Prof. Dr.-Ing. Steffen Keitel<br />

Projektleiter: Dipl.-Ing. Uwe Mückenheim


Schlussbericht zu IGF-Vorhaben 21.304 B Seite 4 von 96<br />

Förderhinweis und Danksagung<br />

Das IGF-Vorhaben 21.304 B „Bewertung von Hochleistungsschweißprozessen unter den Bedingungen<br />

der Neufertigung von Windenergieanlagen“ der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Straße 172, 40223 Düsseldorf wurde über die AiF<br />

im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.<br />

Die Bearbeitung erfolgte am Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik (ISF) der RWTH Aachen<br />

unter der Leitung von Herrn Prof. Dr.-Ing. Uwe Reisgen und der Schweißtechnische Lehr- und<br />

Versuchsanstalt Halle GmbH unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Steffen Keitel.<br />

Unser Dank gilt den im projektbegleitenden Ausschuss (PA) tätigen Firmen und deren Vertretern,<br />

die durch die Bereitstellung von Grundwerkstoffen, Zusatzwerkstoffen und Anlagentechnik, sowie<br />

für die intensiven Diskussionen und Beratungen, die zum Erfolg des Forschungsprojektes beigetragen<br />

haben.<br />

Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit<br />

Die Arbeiten wurden gemäß dem Forschungsantrag und den vom PA beschlossenen<br />

Änderungen durchgeführt.<br />

Alle geleisteten Arbeiten waren angemessen und notwendig, um die geplanten Arbeitspakete zu<br />

bearbeiten, welche zum Forschungsziel des Projektes führten. Die durchgeführten Arbeiten<br />

erfolgten in Absprache und mit Unterstützung des PA.


Schlussbericht zu IGF-Vorhaben 21.304 B Seite 5 von 96<br />

Inhalt<br />

Zusammenfassung ................................................................................................................... 2<br />

Förderhinweis und Danksagung ............................................................................................. 4<br />

Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit ................................................. 4<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................ 7<br />

Tabellenverzeichnis ............................................................................................................... 10<br />

1 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung ..................................... 11<br />

2 Stand der Technik ............................................................................................................. 13<br />

3 Forschungsziel, angestrebte Ergebnisse und deren innovativer Beitrag ............................ 15<br />

3.1 Forschungsziel ........................................................................................................... 19<br />

3.2 Innovativer Beitrag der angestrebten Forschungsergebnisse ..................................... 20<br />

4 Experimentelle Versuchsdurchführung und deren Ergebnisse .......................................... 21<br />

4.1 Analyse der Randbedingungen und Ableitung der Anforderungen ............................. 21<br />

4.2 Laserstrahl-Tandemunterpulver Hybridschweißen (LUPuS) ....................................... 23<br />

4.2.1 Anlagenaufbau LUPuS Hybrid und konstruktive Weiterentwicklung zum LUPuS<br />

Tandemhybridprozess ....................................................................................................... 24<br />

4.2.2 Prozessentwicklung beim Vorhandensein von Fügespaltweiten .......................... 28<br />

4.2.3 Prozessentwicklung beim Vorhandensein von Versatzweiten und kombinierten<br />

Bauteiltoleranzen............................................................................................................... 32<br />

4.2.4 Prozessgrenzen des LUPuS Tandemhybridschweißens ..................................... 33<br />

4.2.5 Zusammenfassung der Ergebnisse ..................................................................... 35<br />

4.3 Plasma-Heißdraht-UP ................................................................................................ 36<br />

4.3.1 Anlagenaufbau .................................................................................................... 36<br />

4.3.2 Prozessentwicklung ............................................................................................ 38<br />

4.3.3 Erfassung von Wirkzusammenhängen ................................................................ 45<br />

4.3.4 Ermittlung der Prozessgrenzen ........................................................................... 47<br />

4.4 LB-MSG mit Diodenlaser ............................................................................................ 47<br />

4.4.1 Einschweißversuche LB-MSG mit Diodenlaser ................................................... 48<br />

4.4.2 Umrüstung der Optik ........................................................................................... 50<br />

4.4.3 Erneute Einschweißversuche und Ableitung der Nahtgeometrie ......................... 50


Schlussbericht zu IGF-Vorhaben 21.304 B Seite 6 von 96<br />

4.4.4 Versuchsreihe zur Spaltüberbrückbarkeit, zum Prozessabstand und zur<br />

Verfahrensfolge ................................................................................................................. 52<br />

4.4.5 Schlussfolgerung für einseitige Schweißungen ................................................... 56<br />

4.4.6 Beidseitige Schweißungen .................................................................................. 57<br />

4.4.7 Untersuchungen zur Gegenlagenschweißung mittels UP .................................... 59<br />

4.5 MSG-Hochleistungsschweißen mit gepulstem, rotierendem Lichtbogen (MAGr) ........ 60<br />

4.5.1 Prozessentwicklung MAGr .................................................................................. 61<br />

4.5.1.1 Versuchsreihe im Nullspalt ........................................................................... 61<br />

4.5.1.2 Untersuchungen zur Spaltüberbrückbarkeit .................................................. 69<br />

4.5.1.3 Schlussfolgerung einseitige Schweißversuche ............................................. 72<br />

4.5.2 Ermittlung mechanisch-technologischer Gütewerte ............................................. 72<br />

5 Wirtschaftlichkeitsvergleich am Bsp. eines Demonstrators ................................................ 79<br />

6 Zusammenfassung ............................................................................................................ 82<br />

7 Verwendung der Zuwendung ............................................................................................ 83<br />

7.1 Personaleinsatz .......................................................................................................... 83<br />

7.2 Geräteanschaffung ..................................................................................................... 83<br />

7.3 Leistungen Dritter ....................................................................................................... 83<br />

8 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den Zielen ...... 84<br />

9 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Bedeutung der Forschungsergebnisse für<br />

kmU .......................................................................................................................................... 87<br />

10 Plan zum Ergebnistransfer ................................................................................................ 89<br />

10.1 Durchgeführte Transfermaßnahmen während der Projektlaufzeit ............................... 89<br />

10.2 Transfermaßnahmen nach Abschluss des Vorhabens ............................................... 90<br />

10.3 Einschätzung zur Realisierbarkeit des vorgeschlagenen und aktualisierten<br />

Transferkonzepts .................................................................................................................. 91<br />

11 Forschungseinrichtung ...................................................................................................... 91<br />

13 Schrifttum .......................................................................................................................... 92


Schlussbericht zu IGF-Vorhaben 21.304 B Seite 11 von 96<br />

1 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />

Auf dem Klimaschutzgipfel von Kyoto / Japan wurden 1997 bereits verbindliche Ziele für die Reduzierung<br />

des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgasen, zu denen auch das bei der Verbrennung<br />

von fossilen Brennstoffen anfallende CO 2 gehört, im sogenannten Kyoto-Protokoll formuliert,<br />

welches im April 2002 auch von der Bundesrepublik Deutschland ratifiziert wurde.<br />

Deutschland hat sich innerhalb der EU zu den höchsten Einsparungen verpflichtet und ist bestrebt,<br />

hier eine Vorreiterrolle einzunehmen. Auf der Klimaschutzkonferenz 2011 in Durban / Süd<br />

Afrika wurde die Verlängerung des Kyoto-Protokolls beschlossen sowie die Staaten aufgefordert,<br />

ihre Anstrengungen zur Senkung des Ausstoßes an Treibhausgasen zur Erreichung der formulierten<br />

Klimaziele zu verstärken. Ziel bleibt die Begrenzung des Anstiegs der durchschnittlichen<br />

Temperatur auf 1,5°-2° gegenüber dem Durchschnitt aus vorindustriellen Verhältnissen [1] [2].<br />

Auf dem UN-Weltklimagipfel 2015 in Paris wurden diese Werte erneut bestätigt, zudem wurde<br />

beschlossen, die CO 2-Nettoemmisionen in der zweiten Hälfte des 21 Jahrhunderts bis auf null<br />

herunter zu fahren [3]. Just hat die Bundesregierung im September 2019 die zu erreichenden<br />

Ziele nochmals bestätigt und darauf aufbauend ein weiteres Klimaschutzprogramm aufgelegt.<br />

Diesbezüglich können technisch lediglich zwei Wege beschritten werden. Einer kann die Einsparung<br />

von Primärenergie durch Steigerung der Energieeffizienz sein und den zweiten kann eine<br />

Substitution der fossilen Energieträger durch nachhaltige, erneuerbare Energien wie Sonnenenergie,<br />

Erdwärme, Wasserkraft oder Windkraft darstellen.<br />

Bei den erneuerbaren Energien nimmt die Windkraft eine bedeutende Position bei der Umsetzung<br />

dieser Ziele ein. Abbildung 1 zeigt eine von 2002 ausgehende Entwicklung über die momentane<br />

Situation bis hin zu den aktuell erwarteten Zuwächsen bis 2024 in Deutschland auf.<br />

Abbildung 1: Leistung und Anzahl der Windenergieanlagen in den einzelnen Bundesländern sowie Nordund<br />

Ostsee (Stand 2014) aufgeteilt nach Installationsjahr sowie Ausbauplanungen bis 2024 im Szenario C<br />

(Ausbauziele der Bundesländer) des Netzentwicklungsplans [4]


Schlussbericht zu IGF-Vorhaben 21.304 B Seite 12 von 96<br />

Trotz erheblicher Anstrengungen zum Ausbau Gewinnung von Elektrizität aus Windenergie ist<br />

die tatsächlich installierte Leistung Onshore wie Offshore immer noch weit von der bis 2024 angestrebten<br />

installierten Leistung entfernt. Weiterhin ist der Abbildung zu entnehmen, dass ein<br />

zunehmender Anteil der bereits installierten Leistung an Land zum Repowering ansteht, d.H. die<br />

existierenden Anlagen sollen über kurz oder lang durch moderne und leistungsfähigere Geräte<br />

am selben Standort ersetzt werden, was faktisch einen gänzlichen Windmühlenneubau bedeutet.<br />

Als Fügetechnologie für die Fertigung von Türmen und Gründungstrukturen der Anlagen zur<br />

Wandlung von Windkraft in elektrische Energie kommt in großem Stile das Schweißen zum Einsatz.<br />

Die Bauteile in diesen Fertigungsstrecken weisen sehr komplexe Geometrien mit großen<br />

Wanddicken (bis 150 mm) auf [4], so dass schon die Vorbereitung der Einzelteile durch Schneiden<br />

und Biegen aber auch die Sicherstellung der geforderten Genauigkeiten eine große Herausforderung<br />

darstellen. Aus den Wanddicken resultierende große Schweißnahtvolumina, die wegen<br />

der erreichbaren Zusammenbautoleranzen teilweise manuell eingebracht werden müssen, limitieren<br />

die Produktivität, und stellen deshalb einen limitierenden Faktor dar, der den im Rahmen<br />

der Energiewende angestrebten ehrgeizigen Ausbau der Windenergie erschwert [4]. Ein erhebliches<br />

Leichtbaupotenzial könnte durch die Substitution der genannten Werkstoffe durch höherund<br />

hochfeste Baustähle genutzt werden, wenn entsprechende bruch- und schädigungsmechanische<br />

Betrachtungen durchgeführt werden und die Schweißtechnik in der Lage ist, diese zu verarbeiten,<br />

sodass die Anforderungen aus der Windenergie erfüllt werden. Dies reduziert zusätzlich<br />

die Kosten für die Schweißtechnik, da die Fertigungszeiten weiter verringert und Schweißzusatzwerkstoff<br />

eingespart werden kann. Herausforderung bei der schweißtechnischen Verarbeitung<br />

der höher- und hochfesten Stähle ist die Komplexität der Wärmeführung, wobei nicht jedes Verfahren<br />

bei diesen Werkstoffen zur Anwendung gelangen kann.<br />

Der mit der o.g. manuellen Arbeit einhergehende hohe Kostenanteil birgt zusätzlich die Gefahr,<br />

dass die Produktion von Gründungstrukturen und Türmen in Billiglohnregionen ausgelagert wird<br />

und so Arbeitsplätze und Knowhow abfließen. Eine auf die Bedürfnisse der Windenergie ausgerichtete<br />

Weiterentwicklung der Fügeverfahren kann und wird dazu beitragen, diesen Flaschenhals<br />

und Kostenblock zu entschärfen [4].<br />

Neben rechtlichen und technischen Gründen ist dieser schleppende Ausbau der Windenergie<br />

unter anderem somit auch wesentlich durch die bis heute limitierten Produktionskapazitäten begrenzt.<br />

Ein bedeutender Flaschenhals ist hier unter anderem die Fügetechnik in den Produktionswerken,<br />

die einen erheblichen Anteil an den Fertigungszeiten und -kosten verursacht. Für die<br />

Großrohrherstellung kommen ausschließlich herkömmliche Lichtbogenverfahren wie MSG oder<br />

UP-Mehrdraht zum Einsatz. Diese Verfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass die gesamte<br />

Blechdicke mit Schweißzusatzwerkstoff aufgefüllt bzw. ein großer Nahtquerschnitt gefüllt werden<br />

muss. Neben den Kosten und dem Energiebedarf für die Drahtherstellung wird dadurch vor allem


Schlussbericht zu IGF-Vorhaben 21.304 B Seite 13 von 96<br />

beim Schweißen selbst sehr viel Energie benötigt. Ein Ziel muss es also sein, das Schweißnahtvolumen<br />

zu verkleinern, um Kosten, aber auch Fertigungszeit einsparen zu können.<br />

Zur Erreichung der Ausbauziele sind daher Fügeverfahren erforderlich, die höhere Produktivitäten<br />

(bspw. durch geringere Nahtvolumina) und darüber hinaus auch Kostenreduzierungen ermöglichen<br />

(DVS Studie - Situation der Fügetechnik im Windenergieanlagenbau, 2016). Ein Ansatz<br />

ist, eine günstige verfahrensspezifische Nahtvorbereitung vorzusehen, die mit innovativen<br />

Verfahren verschweißt wird, sodass anschließend weniger UP-Lagen benötigt werden, um die<br />

Verbindung fertig zu schweißen.<br />

2 Stand der Technik<br />

Die Herstellung der Türme wie auch der Gründungen erfolgt heute sowohl in der Vorfertigung als<br />

auch bei der Montage mit den klassischen und bewährten Verfahren des Stahlbaues. In der Werkstatt<br />

werden bevorzugt das Unterpulverschweißen, teilweise auch als Mehrdrahtprozess, und das<br />

Metallschutzgasschweißen eingesetzt. Bei letzterem kommen auch moderne digital geregelte<br />

Prozesse zum Einsatz, wie der Hochleistungskurzlichtbogen. Diese Prozesse ermöglichen aufgrund<br />

niedriger elektrischer Spannungen und erhöhtem Stromkontaktrohrabstand die Anwendung<br />

schmalerer Nahtfugenvorbereitungen und helfen somit, Schweißnahtvolumen einzusparen.<br />

Trotz dieser verringerten Nahtöffnungswinkel und der Anwendung von Mehrdrahtprozessen werden,<br />

wie in Ab-bildung 2 zu sehen ist, eine Vielzahl an Schweißraupen für die Füllung des Querschnittes<br />

benötigt (in diesem Fall 13 Schweißraupen am 40 mm Blech). Dies ist auf die max.<br />

Füllhöhe von 5 mm zurückzuführen. [5]<br />

Die Montage der Bauteile auf der Baustelle erfolgt später überwiegend durch Schrauben [6] [7].<br />

Als Werkstoffe werden im Windenergieanlagenbau derzeit überwiegend Stähle in der Güteklasse<br />

S355J2 eingesetzt. Um die zum Teil hohen dynamischen Lasten abzufangen, müssen teils Fügepartner<br />

mit sehr großen Blechdicken (100 mm oder mehr) verschweißt werden [8]. Höher- und<br />

hoch-feste Werkstoffe finden aufgrund der theoretisch fehlenden Plastizität momentan noch keine<br />

Ver-wendung im Windturmbau. Überlegungen aus [9] zeigen allerdings, dass hoch- und höherfeste<br />

Baustähle unter Zuhilfenahme neuer Rechenmethoden das Potential zur Verringerung der<br />

Wanddicken aufweisen und damit den zu füllenden Querschnitt und folgend die Fertigungszeit<br />

reduzieren würden. Allerdings stellt auch gerade bei höherfesten Stahlgüten die bei der schweißtechnischen<br />

Verarbeitung unvermeidbare Materialschwächung im Bereich der Wärmeeinflusszone<br />

eine Heraus-forderung dar. In [10] wurde für die Anforderungen einer On-Shore-Windenergieanlage<br />

das Elektronenstrahlschweißen für einen S460 qualifiziert. Neben der schweißtechnischen<br />

Beherrschung konnte der bruchmechanische Nachweis geführt werden, dass geschweißte<br />

Grundwerkstoffe sowie Schweißungen den gestellten Anforderungen gerecht werden. Diese Ver-

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