akzent Februar '24 BO
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FREIZEIT<br />
29<br />
Nach Osten hin, wo die Münsterlinger Bucht ein beliebter<br />
Rastplatz für Wasservögel ist, gibt es keinen Zugang<br />
zur Mole, der Hafen bleibt hier in dem ohnehin wegen der<br />
Flachwasserzone nicht befahrbaren Bereich offen.<br />
Westlich wird die Mole durch einen Steg erschlossen, der<br />
in der neuen Planung zwei Knicke und damit drei Achsen<br />
aufweist. Ein unscheinbares, aber sehr schön durchdachtes<br />
Detail: Eine der Achsen fluchtet in Richtung Meersburg,<br />
die zweite Richtung Hagnau und die dritte in Richtung Immenstaad.<br />
Damit soll an die seit Jahrhunderten bestehende<br />
Partnerschaft erinnert werden, die die Gemeinden durch<br />
die Wanderungen und Prozessionen über das Eis während<br />
Seegfrörnen miteinander verbindet.<br />
Bis April schon sollen die Spundwände gesetzt und die<br />
Molen aufgeschüttet sein, damit im Sommer mit den Baggerarbeiten<br />
im Hafenbecken begonnen werden kann und<br />
bereits noch in diesem Jahr die Schwimmstege installiert<br />
werden können, so der Zeitplan.<br />
Platz für 186 Boote<br />
Da am Bodensee die Zahl der Liegeplätze beschränkt ist<br />
und keine neuen geschaffen werden dürfen, werden – wie<br />
auch beim Hafenneubau gegenüber in Hagnau – die Bojenfelder<br />
aufgelöst, deren Liegeplätze zum größten Teil im<br />
neuen Hafen aufgehen. Dieser wird 180 Fest- und sechs<br />
Gastliegeplätze bieten. Demgegenüber standen 190 Liegeplätze<br />
im Bojenfeld vor Landschlacht und 15 Liegeplätze<br />
im Bojenfeld vor Scherzingen. Macht rechnerisch also ein<br />
Minus von 14 Liegeplätzen. Die nun genehmigte Planung<br />
der zweiten Ausschreibungsrunde biete jedoch deutlich<br />
mehr Trockenliegeplätze als bisher und damit auch mehr<br />
Möglichkeiten für bisherige Bojenlieger. Das war Saner und<br />
dem Planungsausschuss auch wichtig, denn gerade Eigner<br />
kleinerer Boote würden dies zu schätzen wissen.<br />
Das Scherzinger Bojenfeld wurde bereits aufgelöst und<br />
für die Zeit des Hafenbaus dafür zehn weitere Plätze vor<br />
Landschlacht eingerichtet. Im Frühjahr 2025 wird das dortige<br />
Bojenfeld ebenfalls aufgelöst.<br />
Über zehn Millionen Franken Baukosten<br />
und striktes Hafenreglement<br />
Die kalkulierten Baukosten für den Hafen belaufen sich<br />
auf über zehn Millionen Schweizer Franken. Durch die Bildung<br />
einer Arbeitsgemeinschaft, in der die verschiedenen<br />
Gewerke für die Dauer des Projekts eine Geschäftsbindung<br />
eingehen, werden Kosten bei der Auftragsvergabe gespart<br />
und durch eine verbindliche Kostenvereinbarung das Risiko<br />
für die Planer und die Gemeinde minimiert. Die wasserbaulichen<br />
Teile des Projekts schlagen mit rund sieben Millionen<br />
Schweizer Franken zu Buche, für die Bereitstellung<br />
der Infrastruktur sind drei Millionen veranschlagt.<br />
Ganz bewusst habe man die Infrastruktur einfach gehalten<br />
und nur mit dem Nötigsten – einem Hafenmeisterbüro,<br />
je einer Dusche für Frauen und Männer sowie einer Stelle<br />
für den Abwasch – geplant. „Es galt, Kompromisse einzugehen,<br />
um sich mit allen zu arrangieren. Denn wäre das Projekt<br />
teurer geworden, hätte es sicher keine Zustimmung bekommen“,<br />
erklärt Saner.<br />
„Ein Kran, Werkstätten oder gar Winterlagerhallen machen<br />
schon aufgrund der durch die Bahnunterführung beschränkten<br />
Zufahrtsmöglichkeit keinen Sinn, und da es<br />
sich beim Gros der Liegeplatzmieter um Einheimische handeln<br />
wird, braucht es auch keine Gastronomie im Hafen.“<br />
Noch vor der Konzessionserteilung und dem Baustart<br />
wurde das Hafenreglement erstellt und Ende Oktober von<br />
den wahlberechtigten Bürgern mit einer „überwiegenden<br />
Annahme“ von über 85 Prozent anerkannt, so der Gemeindepräsident.<br />
Manch einer mag sich wundern, weshalb bereits Liegegebühren<br />
für einen Hafen festgelegt werden, den es noch<br />
gar nicht gibt. Die Gebührenordnung spielt jedoch für den<br />
Finanzierungsplan eine wichtige Rolle, denn der Hafen soll<br />
sich finanziell selbst tragen. Sprich: Der bewilligte Kredit<br />
über neun Millionen Schweizer Franken, in dessen Rahmen<br />
eine Teuerungsbereinigung und zehn Prozent Limitüberschreitung<br />
möglich sind, muss – inklusive der entstehenden<br />
laufenden Kosten aus dem Hafenbetrieb – allein<br />
durch die Einnahmen aus der Liegeplatzvermietung getilgt<br />
werden.<br />
Und wie funktioniert die Liegeplatzvergabe?<br />
Um Spekulationen und Gerüchten direkt vorzubeugen,<br />
stellt Saner ausdrücklich klar, dass auch er als Gemeindepräsident<br />
und Präsident des neu gegründeten Seglervereins<br />
Münsterlingen zwar selbst auf der Bewerberliste stehe,<br />
jedoch keinerlei Vorzüge genieße.<br />
Das verabschiedete Hafenreglement gebe vor, dass eine<br />
Aufteilung der verfügbaren Liegeplätze auf 80 Prozent einheimische<br />
und entsprechend 20 Prozent auswärtige Mieter<br />
anzustreben sei. Auf vier Listen stünden bisher jedoch nur<br />
130 Einheimische Bewerber, gegenüber 330 von auswärts<br />
sowie einige Anfragen für Kurzzeitlieger während der Saison<br />
und von in der Gemeinde Gewerbetreibenden.<br />
Entgegen der Praxis andernorts sei es Eignern, die auf<br />
der Warteliste stünden oder als bisherige Bojenlieger den<br />
Vorzug hätten, jedoch möglich, auch für ein neues, bisher<br />
nicht eingetragenes Boot einen Liegeplatz zu erhalten. Ein<br />
sehr aufwendiges Flussdiagramm helfe, die Positionen auf<br />
der neuen Warteliste gemäß den gesetzten Kriterien einzuordnen.<br />
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