mav 01.2024
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TREND KI auf der Nortec<br />
das: Fachkräfte müssen die KI vor ihrem<br />
Einsatz trainieren. Danach kann aus der intelligenten<br />
sogar eine selbst lernende Maschine<br />
werden.<br />
Konservierung von Wissen hilft<br />
bei Fachkräftemangel<br />
Das macht KI in Zeiten von Fachkräftemangel<br />
besonders interessant. „Im Hinblick auf<br />
den demografischen Wandel ist aus meiner<br />
Sicht das Erlernen von Domänenwissen<br />
durch eine Künstliche Intelligenz eines der<br />
spannendsten Forschungsthemen in der Produktionstechnik“,<br />
erklärt Prof. Christian<br />
Brecher, der den Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen<br />
am Werkzeugmaschinenlabor WZL<br />
der RWTH Aachen leitet. Die „Konservierung<br />
von Expertenwissen“, wie Brecher den<br />
Wissenstransfer von Mensch zu Maschine<br />
nennt, würde dem gravierenden Fachkräftemangel<br />
in Zukunft entgegenwirken.<br />
Kleine und mittelständische Unternehmen<br />
verfügen oft nicht über die notwendigen<br />
finanziellen und personellen Kapazitäten,<br />
um KI in ihre Produktion zu integrie-<br />
ren. „Eine Lösung wäre die Kollaboration<br />
und das Schließen von Partnerschaften“,<br />
sagt Brecher, der auch Vorstandsmitglied<br />
der WGP (Wissenschaftliche Gesellschaft<br />
für Produktionstechnik) ist, ein Zusammenschluss<br />
führender Professorinnen und Professoren<br />
der Produktionswissenschaften.<br />
„Wir verfolgen diese Strategie in Aachen in<br />
unseren zahlreichen Centern und Arbeitskreisen<br />
zu verschiedenen Themenfeldern.“<br />
Weiterhin böten Transferprojekte die<br />
Möglichkeit, das Wissen aus der Forschung<br />
in die Industrie zu übertragen. Ein Beispiel<br />
hierfür ist das Demonstrations- und Transfernetzwerk<br />
KI in der Produktion (ProKI),<br />
das weitgehend von der WGP getragen<br />
wird. Insgesamt acht Zentren verteilt in<br />
ganz Deutschland bieten Qualifizierungsund<br />
Transfermaßnahmen für produzierende<br />
Unternehmen an.<br />
Auf die Daten kommt es an<br />
Der Einsatz von KI in der industriellen Produktion<br />
bietet viele Vorteile, ist aber auch<br />
mit Herausforderungen verbunden. Zunächst<br />
einmal benötigen KI-Modelle hochwertige<br />
und ausreichende Daten. Deshalb<br />
empfiehlt Lena Weirauch von ai-omatic<br />
ganz pragmatisch, Unternehmen sollten<br />
„erst einmal Use cases angehen, für die<br />
eventuell schon einiges an Daten vorliegt“.<br />
Auch die Integration von KI in bestehende<br />
Produktionsprozesse und Maschinen könne<br />
komplex sein und erfordere oft Anpassungen<br />
und Investitionen. Deshalb lohne es<br />
sich, zunächst auf Standardtools oder bereits<br />
bestehende KI-Anwendungen zurückzugreifen,<br />
anstatt alles selbst zu entwickeln.<br />
Mitarbeitende müssen geschult werden<br />
Auch der Mensch ist nicht immer leicht vom<br />
KI-Einsatz zu überzeugen, wie die Start-up-<br />
Gründerin bemerkt hat. „Häufig erlebe ich<br />
erstmal eine Art Anti-Einstellung gegenüber<br />
KI aufgrund von Unwissenheit und fehlendem<br />
Know-how“, so Weirauch. Mitarbeitende<br />
müssten auf KI-Systeme vorbereitet<br />
und geschult werden, um sicherzustellen,<br />
dass sie die Technologie effektiv nutzen.<br />
Gleichwohl räumt die Start-up-Gründerin<br />
ein, dass KI in der Produktion ethische Fragen<br />
aufwerfe, insbesondere im Hinblick auf<br />
den Einsatz von autonomen Robotern und<br />
die Auswirkungen auf Arbeitsplätze.<br />
Wird die Fachkraft in der Fabrik tatsächlich<br />
nicht mehr gebraucht, nachdem das<br />
Wissen an die KI übertragen wurde? Denkena<br />
gibt eine differenzierte Antwort: „Vor jeder<br />
technisch bedeutsamen Revolution wurde<br />
die Frage gestellt, ob die Technik den<br />
Menschen überflüssig machen wird“, sagt<br />
er. „Vor der Einführung computergesteuerter<br />
Maschinen war die neue Rolle des Menschen<br />
in Fabriken ebenfalls schwer vorstellbar.<br />
Heute verstehen wir Computer selbstverständlich<br />
als Werkzeug und nicht als<br />
Konkurrenz. Ich denke, genauso werden wir<br />
zukünftig auch Künstliche Intelligenz als<br />
Werkzeug verstehen.“<br />
Aufgaben für Fachkräfte werden komplexer<br />
Um in der Smart Factory zu arbeiten, seien<br />
neue Fähigkeiten gefragt. „Die Mitarbeitenden<br />
müssen vielseitig sein und brauchen<br />
Kompetenzen im Umgang mit Software“,<br />
erklärt der Wissenschaftler aus Hannover.<br />
Die Technologie „Active Speed Control“ des Laserspezialisten Trumpf soll mithilfe von KI die Schneidqualität<br />
kontinuierlich verbessern. Bild: Trumpf<br />
20 Februar 2024