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Industrieanzeiger 03.2024

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TECHNIK «<br />

Abnehmer und Anbieter seien zahlenmäßig ausgewogen,<br />

„viele machen auch beides“.<br />

Begonnen hat es mit einer Idee: Die Gründer<br />

Markus Janovsky (CEO) und Günther Wutzl (CTO)<br />

sind in Niederösterreichs „Eisenstraße“ groß geworden<br />

– und kennen Stahl als ihr natürliches Industrie-<br />

Umfeld. Doch beruflich kommen sie aus der IT-Welt.<br />

Lange befreundet, schauten sie sich um und überlegten,<br />

was sie mit ihrem Know-how bewegen können.<br />

Sie entdeckten brachliegende Restposten als Markt -<br />

lücke: „Es gibt Firmen, die Stahl wegwerfen müssen“,<br />

erklärte CEO Janovsky auf der Blechexpo.<br />

Ein OEM beispielsweise hat Material auf Lager, das<br />

für eine auslaufende Anwendung nicht mehr<br />

gebraucht wird und für eine neue nicht geeignet ist.<br />

Andere Anwender könnten die Charge gut gebrauchen<br />

– bei niedrigen Kosten sogar dann, wenn die<br />

Güte für ihre Zwecke überdimensioniert ist. Das können<br />

auch kleinere Mengen sein. Die Angebote müssen<br />

nicht gleich tausende Tonnen oder gar Lieferkontrakte<br />

umfassen. „Bei uns wird immer geschaut, dass<br />

mindestens ein Lkw voll wird“, umschreibt Achleitner<br />

die untere Liefergrenze – also mindestens 25 t.<br />

Wie funktioniert der Spotmarkt über resourex.<br />

com? Ähnlich wie eine Auktion: Bieter stellen Material<br />

ein, das sie zeitnah verfügbar haben. Sie nennen<br />

Spezifikationen, ergänzen gegebenenfalls Bilder<br />

(etwa von Mängeln) und geben einen Mindestpreis<br />

vor, wenn sie wollen. Potenzielle Käufer können<br />

Gebote abliefern. Einigen sie sich, kümmert sich der<br />

Anbieter um die Lieferung.<br />

Resourex ist für Anbieter kostenlos<br />

Bei Unstimmigkeiten hilft Resourex weiter. Bisher sei<br />

es aber noch nie zu Streitigkeiten gekommen, meint<br />

Felicia Achleitner – und führt dies auf die persönlich<br />

geknüpften Kontakte zurück. Die Nutzung des<br />

Tradingtools ist kostenlos. Die Provision von 1 %<br />

lässt Resourex den Einkäufer zahlen, „denn wir wollen<br />

ihm die größte Freiheit lassen, bei wem er einkauft“,<br />

so Achleitner.<br />

„Es ist so einfach wie Autofahren. Man muss es nur<br />

probieren“, wirbt sie. Das Persönliche scheint eines<br />

der Geheimnisse von Resourex zu sein. „Durch unsere<br />

Kontakte bekommen wir viel Feedback. Und das gibt<br />

oft den Anstoß für coole Features, die unsere Techniker<br />

entwickeln.“ Insgesamt acht junge Mitarbeiter<br />

zählt das österreichische Start-up zurzeit, mehrheitlich<br />

IT-Fachleute.<br />

Zu den schon umgesetzten „coolen“ Neuerungen<br />

gehören zum Beispiel teilautomatisierte Abläufe.<br />

Kunden können Prozesse bei sich installieren lassen,<br />

die ihnen Verkaufs- oder auch Kaufangebote per<br />

Knopfdruck ermöglichen. Resourex-Mitarbeiter bauen<br />

dazu auf Wunsch die notwendigen Schnittstellen<br />

fürs System. Das entspricht dem großen Ziel, den<br />

Stahlhandel weitestgehend zu vereinfachen für die<br />

Kunden. „Highly automated Spot Market Trading of<br />

Metals“ hat sich Resourex auf die Fahnen geschrieben.<br />

Dieses Motto findet sich kleingedruckt auch auf<br />

der Website und auf Flyern wieder.<br />

Von einer „End-to-End-Digitalisierung am Spotmarkt“<br />

ist an anderer Stelle die Rede. Den Marktteilnehmern<br />

soll es möglich werden, „in Echtzeit Transaktionen<br />

durchzuführen“. Die jüngste Erfolgsmeldung<br />

machten die findigen IT-ler via LinkedIn-Post publik:<br />

„Der schnellste Trade im letzten Jahr lag bei genau<br />

22,9 Sekunden. Kann das in diesem Jahr jemand<br />

toppen?“<br />

Ein weiteres neues Feature ist ein Suchagent, der<br />

bestimmte Materialien und/oder Preisfenster ins<br />

Visier nimmt. Schon 2023 wurde ein Tool mit KI angekündigt.<br />

Dieses ist jetzt in der Beta-Phase. Stammkunden<br />

haben bereits Zugang und erproben es,<br />

berichtet die Marketing-Leiterin. „Resourex Insights“<br />

verfolgt die Markttrends mithilfe von KI. Die App<br />

halte Nutzer auf dem Laufenden, etwa wie sich die<br />

Preise entwickeln.<br />

Noch vieles ist im Werden im digitalen Stahl -<br />

handel, geht es nach Visionen und Erwartungen der<br />

Resourex-Gründer. CEO Markus Janovsky zog auf der<br />

Blechexpo 2023 den Vergleich mit dem Aktien -<br />

handel. Im Gespräch mit der Publikation MarketSteel<br />

sagte er: „Eine Aktie hat vielleicht zwei Parameter,<br />

bei Stahl ist das deutlich komplexer. Im Stahlhandel<br />

ist also noch viel Raum für digitale Entwicklungen.“<br />

Hinsichtlich eines anderen Aspekts blieb er in diesem<br />

Gespräch aber konservativ: „Die Lieferantenbetreuung<br />

wird mit Sicherheit in Menschenhand bleiben,<br />

längerfristig auch die Selektion von Händlern.“<br />

Bild: Resourex<br />

In Niederösterreichs<br />

„Eisenstraße“ mit ihrer<br />

stahlverarbeitenden<br />

Industrie sind sie<br />

aufgewachsen. Als IT-<br />

Experten hatten sie die<br />

Idee einer Resourcenbörse<br />

und so entstand<br />

resourex.com.<br />

Die Gründer im Bild:<br />

links Markus Janovsky<br />

(CEO), neben ihm<br />

Günther Wutzl (CTO).<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2024 59

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