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GEDANKEN<br />
Case Managerin<br />
Am 8. März wird weltweit der Internationale<br />
Frauentag begangen. Für<br />
benachteiligte Frauen empfinde ich<br />
besondere Empathie. Seit 16 Jahren engagiere<br />
ich mich mit Freundinnen und<br />
Freunden für alleinstehende Frauen in<br />
Bolivien, welche mit ihren Kindern im<br />
Elend leben. Aber auch hier in Österreich<br />
sind mir jene Frauen ein besonderes<br />
Anliegen, welche sich allein mit<br />
ihren Kindern durchs Leben kämpfen<br />
müssen. Bei einem Vortrag in Salzburg<br />
über die Initiative Esperanza war<br />
zu meiner Freude auch eine ehemalige<br />
Schülerin der Handelsakademie Imst<br />
anwesend. Sie arbeitet bei einer Fraueninitiative<br />
und dort mit vielen Institutionen<br />
der Salzburger Hilfslandschaft<br />
zusammen. Durch diese Begegnung ist<br />
für mich das weite Aufgabenfeld einer<br />
„Case Managerin“ vertrauter geworden.<br />
Dabei arbeitet sie für Frauen, die aufgrund<br />
von gesundheitlichen, sozialen<br />
oder emotionalen Herausforderungen<br />
Unterstützung benötigen, um ihre Lebensqualität<br />
zu verbessern und ihr eigenes<br />
Potential zu entfalten. Eine spannende,<br />
aber auch fordernde Aufgabe.<br />
Im letzten Jahr sind laut Bundeskriminalamt<br />
in Österreich über 15000 Betretungsverbote<br />
ausgesprochen worden.<br />
Die Opfer sind meistens Frauen. Bei<br />
dieser Zahl kann es durchaus sein, dass<br />
es auch in Ihrer Umgebung, liebe Leserinnen<br />
und Leser, Frauen mit Kindern<br />
gibt, welche über ein Hilfsangebot froh<br />
wären. Möglichkeiten gibt es genug:<br />
Zu gewissen Zeiten auf die Kinder zu<br />
schauen, bei Behördengängen mitzugehen,<br />
Hilfsangebote verschiedener Organisationen<br />
einzuholen, eine geeignete<br />
Beschäftigung für die Frau suchen oder<br />
einfach nur ein Gespräch beginnen und<br />
aktiv zuhören. In einem Gespräch finden<br />
sich oft ungeahnte Möglichkeiten.<br />
Ich vertraue dabei auf eine Aussage<br />
im Psalm 84,8. Dabei wird über jene<br />
Menschen gesprochen, die Kraft finden<br />
in Gott: „Ziehen sie durch das Tal der<br />
Dürre, machen sie es zum Quellgrund<br />
… Sie schreiten dahin mit wachsender<br />
Kraft“. Das ist auch meine Erfahrung:<br />
Die Kraft kommt mit dem Tun!<br />
Walter Hofbauer,<br />
Leiter der Initiative Esperanza<br />
Baukompetenzen zur<br />
Bezirkshauptmannschaft?<br />
Bürgermeister von Kitzbühel legt den Finger in eine offene Wunde<br />
Der Vorstoß von Klaus Winkler<br />
(20 Jahre ÖVP-Bürgermeister der<br />
Bezirkshauptstadt Kitzbühel) sorgt<br />
für Diskussionen in Tirol und berührt<br />
die Kernkompetenzen der<br />
Gemeinden.<br />
Von Bernhard Friedle<br />
Winkler regt an: „In Wahrheit gehört<br />
die Baukompetenz vom Bürgermeister<br />
weg zur Bezirkshauptmannschaft.“ In<br />
Tirol sind die Gemeinden eigenständige<br />
Körperschaften des öffentlichen<br />
Rechts mit eigenen Zuständigkeiten.<br />
Die Bauagenden sind auf Gemeindeebene<br />
organisiert, was bedeutet, dass<br />
die Gemeinden und in erster Linie die<br />
Bürgermeister für Bauangelegenheiten<br />
zuständig sind. Dies ermöglicht einerseits<br />
eine dezentralisierte Entscheidungsstruktur.<br />
ZU VIEL ENTSCHEIDUNGS-<br />
KOMPETENZ IN EINER HAND?<br />
Andererseits liegt jedoch sehr viel<br />
Kompetenz bei den Bürgermeistern,<br />
die häufig die Entscheidungen selbstständig<br />
treffen. Gerade in kleineren<br />
Gemeinden herrscht eine dünne Personaldecke<br />
in den örtlichen Baubehörden<br />
und bei den Gemeinderäten fehlen oft<br />
die Zeit und das technische Wissen, um<br />
hier etwa die Vorgaben der Bürgermeister<br />
kritisch hinterfragen zu können.<br />
Ein Bau- und Raumordnungsausschuss<br />
hilft den Gemeinderäten hier ihre Arbeit<br />
besser informiert ausführen zu<br />
können. Im Bezirk Imst haben fast alle<br />
Gemeinden einen solchen Ausschuss.<br />
Dem Bürgermeisteramt fällt ein hohes<br />
Maß an Autorität in Bauangelegenheiten<br />
zu, denn hier geht es auch um<br />
sehr viel Geld. Nicht jeder Bürgermeister<br />
füllt sein Amt mit der angebrachten<br />
Integrität aus. Das kann zu einer<br />
Disbalance bei Baugenehmigungen<br />
führen, und dass nicht alle Antragsteller<br />
gleich behandelt werden.<br />
MEHR „CHECKS AND BALAN-<br />
CES“ IN BAYERN. In Bayern, wo die<br />
Verwaltungsstruktur anders organisiert<br />
ist, sind die Landkreisämter die<br />
Bauaufsichtsbehörde, was bedeutet,<br />
dass der Zuständigkeitsbereich der<br />
Bürgermeister hier deutlich eingeschränkter<br />
ist. Im Gegensatz zu Tirol,<br />
wo die Gemeinden mehr Autonomie<br />
in Bauangelegenheiten haben, obliegt<br />
die Kompetenz auf der nächst höheren<br />
Verwaltungsebene. Das Landratsamt<br />
entscheidet über die Erteilung von<br />
Baugenehmigungen und überprüft<br />
In den letzten Jahren sind die Aufgaben der örtlichen Baubehörden immer komplexer<br />
und anspruchsvoller geworden. Zunehmend prägen Anleger, Investoren und<br />
Bauunternehmer die örtlichen Bauangelegenheiten. Daher drängt sich die Frage<br />
auf, ob die Baubehörden der Gemeinden und speziell die Bürgermeister dabei nicht<br />
überfordert sind?<br />
RS-Foto: Friedle<br />
die Vorschriften. Die Gemeinden in<br />
Bayern sind aber, wie in Tirol auch,<br />
für die Bauleitplanung in ihrem Gebiet<br />
verantwortlich. Dazu gehören der<br />
Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan,<br />
ebenso können die Gemeinden<br />
darüber hinaus örtliche Bauvorschriften<br />
erlassen, wie etwa zusätzliche<br />
Anforderungen oder Einschränkungen<br />
für Bauvorhaben.<br />
Sollen in Tirol also die Gestaltungsmöglichkeiten<br />
der Bau- und Raumordnung<br />
weiterhin in einer Hand liegen<br />
oder sollte der Vorschlag von Kitzbühels<br />
Bürgermeister Winkler verstärkt<br />
diskutiert werden, und Teile der Gemeindeagenden<br />
bei Bauangelegenheiten<br />
auf eine höhere Ebene – Bezirkshauptmannschaft<br />
– gelegt werden? Die<br />
Entscheidung in dieser Frage liegt in erster<br />
Linie bei der Landesgesetzgebung,<br />
also beim Tiroler Landtag.<br />
EIN REFORMPROZESS IST<br />
NOTWENDIG. In erster Linie sollen<br />
die zuständigen Ämter effizient<br />
und ausgewogen die Bauvorschriften<br />
umsetzen und rasch und gerecht Bauansuchen<br />
bearbeiten. Bürgermeister<br />
Winkler hat jedoch auf eine Problematik<br />
aufmerksam gemacht, die latent ist<br />
und Winkler zeigt auf, dass sicherlich<br />
Reformbedarf in Tirol gegeben ist. Ob<br />
jetzt Aufgabenbereiche an die Bezirkshauptmannschaften<br />
von den Gemeinden<br />
abgegeben werden sollen oder<br />
nicht, der Gemeinderat als Genehmigungs-<br />
und Kontrollorgan sollte unbedingt<br />
gestärkt werden. Bürgermeistern<br />
sollte es nicht möglich sein, umfangreiche<br />
Bauangelegenheiten ohne Bebaungsplanbeschluss<br />
am Gemeinderat<br />
vorbei genehmigen zu können. Ebenso<br />
sollte es in Gemeinden mit über <strong>10</strong>00<br />
Einwohnern verpflichtend einen örtlichen<br />
Bauausschuss geben, da dieser<br />
zu einer wesentlich transparenteren<br />
Information der Gemeinderäte über<br />
Bau- und Raumordnungsangelegenheiten<br />
beiträgt. Die Landesregierung<br />
und der Landtag stehen in der Pflicht,<br />
Reformen anzugehen.<br />
Ausstellung im Mesnerhaus<br />
(mg) Erich Horvath nimmt mit<br />
anderen Künstlern an einer Ausstellung<br />
zum Internationalen Frauentag<br />
vom 8. März bis 7. April im Kunst-<br />
Werk-Raum Mesnerhaus Mieming<br />
teil. „Ich bin mit dem Bild ,Frau in<br />
Gesellschaft und Kirche‘, Eitempera,<br />
Bleistift vertreten. Dabei geht es<br />
mir, neben der Rolle als Frau in der<br />
katholischen Kirche, vor allem auch<br />
um die Anliegen der Frauen in unserer<br />
Gesellschaft. Die Dornenkrone<br />
steht für das Leid der Frauen. Unter<br />
anderem geht es mir auch um die<br />
Würde der Frauen. Es gäbe nicht<br />
diese vielen Femizide, wenn man<br />
(Mann) den Frauen Würde entgegenbringen<br />
würde.“ Die Vernissage<br />
findet am 8. März um 17 Uhr statt.<br />
Foto: Horvath<br />
Ausstellung zum Internationalen Frauentag<br />
im Kunst-Werk-Raum Mesnerhaus:<br />
Dieses Werk stammt von Erich Horvath,<br />
einem der teilnehmenden Künstler.<br />
RUNDSCHAU Seite 24 6./7. März 2024