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SCHWACHHAUSEN Magazin | März - April 2024

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Geigenbauwerkstatt Dick<br />

Petra Bartels große Leidenschaft führte sie in die Hansestadt an der Weser<br />

Wie die 46-Jährige einräumt, hatte sie sich das alles wesentlich<br />

schwieriger vorgestellt. Sie erinnert sich noch genau. Dick kam ohne<br />

viel Umschweife bei diesem ersten Kennenlernen zu der Frage: Wann<br />

können Sie denn anfangen? Das war‘s und schon ging‘s los. Doch irgendwann<br />

beschlich Bartel das Gefühl, dass das noch nicht alles als<br />

Geigenbauerin gewesen sein könne. So wollte noch rumkommen.<br />

Und so packte sie 2004 ihre Koffer und ging nach München, um<br />

in der renommierten Geigenbauwerkstatt von Michael Jaumann ihr<br />

Handwerk zu vertiefen. München mag schön sein, doch diese ganze<br />

Bussimentalität der bayerischen Landeshauptstadt war nicht wirklich<br />

ihr Ding und so kehrte sie von der Metropole an der Isar zurück in<br />

die Hansestadt an der Weser. Um genau zu sein, klingelte sie an der<br />

Tür des Hauses in der Mathildenstraße 85, der Geigenbauwerkstatt<br />

von Johannes Dick. Die Wiedersehensfreude war groß – und um es<br />

kurz zu machen: 2007 legte die Gesellin ihre Meisterprüfung im Geigenbau<br />

in Hamburg ab und übernahm 2014 die Leitung der – na...?,<br />

richtig, der Firma Geigenbau Dick.<br />

In dieser Zeit gesellte sich im wahrsten Sinne des Wortes der Geigenbaugeselle<br />

Stephan Lindner zu ihr. Er war musikalisch ein Quereinsteiger,<br />

den der Zufall an die Streichinstrumente geführt hat. Ich<br />

hatte nach der Schule einfach keine Idee, was ich machen sollte, so<br />

Lindner. Und ein Instrument gespielt hatte er bis zu dem Zeitpunkt<br />

auch noch nicht. Es hätte also genauso gut eine Tischlerlehre werden<br />

können, wurde es aber nicht, denn Lindner erfuhr, dass die Musikinstrumentenbauschule<br />

in Klingenthal Auszubildende suchte. Lindner<br />

bewarb sich und wurde angenommen. Ein Glücksfall, wie sich im<br />

Nachhinein herausstellte, der angehende Streichinstrumentenbauer<br />

hat seine Wahl nach eigenem Bekunden nie bereut. Es war eine Ausbildung,<br />

die mit dem Gesellenbrief endet, wie Lindner erklärt. Dem<br />

nunmehr staatlich anerkannten Geigenbauer erging es wie Petra Bartel:<br />

Es zog ihn in die Welt hinaus. Und so verließ er das beschauliche<br />

Sachsen und ging, hier hatte der Zufall seine Finger wieder im Spiel,<br />

genau dahin, wo die Geigenbaumeisterin schon war – nämlich nach<br />

Bremen in die …, ja, richtig in die Mathildenstraße 85, in die Geigenbauwerkstatt<br />

von Johannes Dick.<br />

Mit dem allmählichen Rückzug des Eigentümers Johannes Dick aus<br />

dem Alltagsgeschäft, der die Geigenbauwerkstatt 1958 gegründet<br />

hatte, stellte sich die Frage: Wie soll es weitergehen? Nach einigem<br />

Hin und Her wurde dann eine gute Lösung gefunden. Der Sohn von<br />

Johannes Dick, Martin Dick, übernahm die Geigenbauwerkstatt und<br />

Petra Bartel und Stephan Lindner arbeiteten fortan in einem Angestelltenverhältnis<br />

für ihn. Das Besondere an dieser eigentlich unkom-<br />

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<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>März</strong> - <strong>April</strong> <strong>2024</strong>

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