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28 | Kunst<br />

Kemnade International im Jahre 1993.<br />

Foto: Bestand Stadt Bochum, Presseamt, Fotograf: Beifuß<br />

AUSSTELLUNG FEIERT FESTIVAL<br />

Das Kunstmuseum Bochum will zu 50 JAHREN KEMNADE INTERNATIONAL<br />

die Verhältnisse zum Tanzen bringen. Max Florian Kühlem weiß, wie.<br />

WEine Museumsausstellung über<br />

ein Musikfestival? Was erst einmal<br />

merkwürdig klingt, ergibt<br />

total Sinn: Das Festival Kemnade<br />

International, das heute<br />

Ruhr International heißt und Ende <strong>Mai</strong> wieder<br />

an der Jahrhunderthalle Bochum stattfindet,<br />

nahm damals seinen Anfang am Kunstmuseum<br />

Bochum. Und eben dieses Haus beschäftigt sich<br />

ab dem 27.4. mit seiner Geschichte und großen<br />

Wirkung unter dem Titel „Die Verhältnisse zum<br />

Tanzen bringen – 50 Jahre Kemnade International.“<br />

Während der Planungsphase der Ausstellung rief<br />

das Team um die Kuratorin und stellvertretende<br />

Direktorin Eva Busch auch Bürger:innen auf, Material<br />

und Erinnerungen aus der Geschichte des<br />

Festivals einzusenden. Außerdem ging es aktiv<br />

auf Menschen zu, die eine wichtige Rolle gespielt<br />

haben – wie zum Beispiel den damaligen Museums-Kurator<br />

Michael Fehr, der die Idee zum Festival<br />

hatte. Er dockte damit an die Instrumentensammlung<br />

an, die bis heute im Bochumer Haus<br />

Kemnade ausgestellt ist, und fragte sich: Warum<br />

nicht eine Veranstaltung, die verschiedenen Musikkulturen<br />

und damit aus unserer Sicht außergewöhnlichen<br />

Instrumenten eine Bühne bietet?<br />

Kemnade International fand zum ersten Mal<br />

1974 statt.<br />

Kuratorin Eva Busch erinnert an die historischen<br />

Umstände: „1973 war Anwerbestopp und gleich-<br />

zeitig wurde klar, dass Menschen, die als sogenannte<br />

Gastarbeiter:innen gekommenen waren,<br />

bleiben würden. Es ergab sich gesellschaftlich eine<br />

Situation, wo migrantische Kulturproduktion<br />

stärker wurde. Es haben sich aber auch Rassismus<br />

und Ressentiments gebildet. Da bildete das<br />

Festival ein klares Statement und ein Einstehen<br />

für die Menschen, die hergerufen wurden.“<br />

Schnell setzte das Fest nicht nur auf Musik, sondern<br />

auch auf Kunst, Literatur und Tanz – und<br />

auf die Vernetzung und das Wissen Vieler.<br />

Visionär<br />

Aus heutiger Sicht war es visionär, weil es nicht<br />

in einem Prozess von einer deutschen Leitungsschicht<br />

von oben herab organisiert wurde, sondern<br />

damals schon auf die Mitarbeit von Migranten-Selbstorganisationen<br />

setzte. Es wurde zu einem<br />

herausragenden Beispiel der reichen, lange<br />

schon migrantisch geprägten Kultur der Region.<br />

Auch der Ausstellungsraum im Museum soll wie<br />

ein Festival werden, eine Plattform vielstimmiger<br />

Klänge und Erinnerungen.<br />

Mit bespielbaren Instrumenten, Installationen,<br />

Film- und Archivmaterialien lädt die Schau ein,<br />

zusammenzukommen und auch heute die Verhältnisse<br />

zum Tanzen zu bringen – zum Beispiel<br />

bei Partys auf der Dachterrasse. Aktuelle Künstler:innen<br />

haben sich für sie mit der Geschichte<br />

von Kemnade International beschäftigt: Donja<br />

Nasseri zum Beispiel hat 92 Kinderbilder gefunden,<br />

die in 1970er-Jahren beim Festival ausgestellt<br />

wurden. Türkische Kinder malten zum<br />

Thema „Ich spiele in Bochum“ und die Künstlerin<br />

errichtet daraus eine Installation, die fragt:<br />

Was heißt es, neu anzukommen, sich einzurichten,<br />

immer in Bewegung zu bleiben?<br />

Definitiv immer in Bewegung bleiben werden Besucher:innen,<br />

wenn am 25. und 26.5. im und um<br />

die Jahrhunderthalle Bochum die Jubiläumsausgabe<br />

des Festival stattfindet, das mittlerweile<br />

Ruhr International heißt. Die auftretenden Acts<br />

werden erst nach und nach bekannt gegeben,<br />

aber dass sie hochkarätig werden und Popmusik<br />

rund um den Globus feiern, ist jetzt schon klar.<br />

Auf jeden Fall dabei sind ADG7 (Ak Dan Gwang<br />

Chil), die für ihre koreanische Popmusik, die sie<br />

auf traditionellen Instrumenten spielen, bereits<br />

mehrfach preisgekrönt wurden.<br />

Dazu kommen wie immer Essens-, Info- und Verkaufsstände,<br />

die tolle Einblicke in andere Kulturen<br />

bieten – die alle irgendwie mit dem Ruhrgebiet<br />

verbunden sind und seine vielgestaltige<br />

Identität bilden.<br />

Die Verhältnisse zum Tanzen bringen – 50 Jahre<br />

Kemnade International:<br />

27.4.-8.9. Kunstmuseum Bochum; kunstmuseumbochum.de<br />

Ruhr International: 25.+26.5. Jahrhunderthalle<br />

Bochum; ruhr-international.de

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