Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 02 / 24
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| Macher & Märkte<br />
100 JAHRE KOELNMESSE<br />
Wie die Vision Adenauers von einem internationalen Handelsplatz in <strong>Köln</strong> Realität wurde<br />
<strong>Die</strong> Koelnmesse wird 100 Jahre alt und kann auf eine bewegte<br />
und erfolgreiche Geschichte zurückblicken<br />
2<strong>02</strong>4 feiert die Koelnmesse ihr 100-jähriges Bestehen. 100 Jahre, in denen die<br />
Koelnmesse weltweit Menschen und Märkte zusammenführte. 100 Jahre, in denen<br />
sie sich mit visionärer Zukunftslust immer wieder neu erfunden hat. Damit ist die<br />
Vision Konrad Adenauers, 19<strong>24</strong> <strong>Köln</strong>er Bürgermeister und später deutscher Bundeskanzler,<br />
von einem internationalen Handelsplatz in <strong>Köln</strong> Realität geworden.<br />
Mit dem Bewusstsein, dass auch etablierte<br />
Messen der steten Erneuerung bedürfen,<br />
um zukunftsfähig zu bleiben, wird die<br />
Koelnmesse weiterhin Innovationen und<br />
internationales Wachstum vorantreiben<br />
– ohne jedoch ihre Wurzeln zu vergessen.<br />
100 Jahre Koelnmesse ist daher Grund genug,<br />
einen Blick auf die Wurzeln und die<br />
lange Geschichte der Messe in zehn Dekaden<br />
zu werfen.<br />
Erste Messen in <strong>Köln</strong><br />
bereits im Mittelalter<br />
19<strong>24</strong>-1933: <strong>Die</strong> Tradition <strong>Köln</strong>s als Messestadt<br />
reicht lange zurück: 1360 erhält<br />
die Stadt das Privileg, zweimal im Jahr eine<br />
Messe veranstalten zu dürfen. Bis zur<br />
Gründung einer eigenen <strong>Köln</strong>er Messegesellschaft<br />
durch Konrad Adenauer dauert<br />
es aber noch über 500 Jahre.<br />
<strong>Die</strong> Frühjahrsmesse im Mai 19<strong>24</strong> ist die erste<br />
Veranstaltung auf dem neuen <strong>Köln</strong>-Deutzer<br />
Messegelände und wird in Anwesenheit<br />
von Reichspräsident Friedrich Ebert<br />
und Reichskanzler Wilhelm Marx eröffnet.<br />
Aufgrund der geringen Ausstellungsfläche<br />
von 32.000 Quadratmetern können nicht<br />
alle angemeldeten Aussteller an der Messe<br />
teilnehmen: von 13.000 Anmeldungen nur<br />
rund 3.000, darunter 45 aus dem Ausland.<br />
Ebenfalls im Jahr 19<strong>24</strong> kam die Anuga als<br />
Wandermesse erstmals nach <strong>Köln</strong>. Seit<br />
1951 findet die größte und wichtigste Nahrungs-<br />
und Genussmittel-Ausstellung der<br />
Welt regelmäßig alle zwei Jahre in <strong>Köln</strong><br />
statt. 2<strong>02</strong>3 übertraf sie mit rund 140.000<br />
Fachbesuchenden aus 200 Ländern und<br />
rund 7.900 Ausstellern aus 118 Ländern<br />
alle Prognosen.<br />
<strong>Die</strong> Pressa, die internationale Presse-Ausstellung<br />
1928, dauert sechs Monate und<br />
zieht rund fünf Millionen Besucher aus<br />
der ganzen Welt an. Insgesamt präsentieren<br />
rund 1.500 Aussteller aus 43 Ländern<br />
Exponate zu Zeitungswesen und Kommunikationstechnik<br />
in <strong>Köln</strong>. Anlässlich der<br />
Pressa 1928 entwarf der <strong>Köln</strong>er Architekt<br />
Adolf Abel die rote Backsteinummantelung<br />
der Hallen. <strong>Die</strong> Fassade steht heute unter<br />
Denkmalschutz.<br />
Nationalsozialisten schalten<br />
Messewesen gleich<br />
Foto: Koelnmesse, Hans Blossey<br />
1934-1943: Nach der „Machtübernahme“<br />
der Nationalsozialisten wird das Messewesen<br />
in Deutschland de facto gleichgeschaltet.<br />
Auch bei der <strong>Köln</strong>er Messegesellschaft<br />
prägen Nationalsozialisten in Führungspositionen<br />
das Messegeschehen ideologisch.<br />
In einem Lager auf dem Messegelände sind<br />
während des Zweiten Weltkriegs Juden,<br />
Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene interniert.<br />
Nach dem Attentat auf Adolf Hitler<br />
ist hier sogar Konrad Adenauer zeitweilig<br />
inhaftiert.<br />
Propaganda für die eigenen Ideen ist die<br />
Hauptaufgabe von Messen und Ausstellungen<br />
unter den Nationalsozialisten. Mit<br />
der „Deutschen Kolonialausstellung“ unterstreichen<br />
sie den Anspruch auf eigene<br />
Kolonien. Andere Veranstaltungen tragen<br />
sprechende Titel wie „Braune Messe –<br />
Deutsche Woche“ und „Reichsschau Ewiges<br />
Volk“.<br />
1944-1953: Das <strong>Köln</strong>er Messegelände wird<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg rasch wieder<br />
aufgebaut: Schon 1947 sind Hallen<br />
mit etwa 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche<br />
nutzbar, 1950 stehen nach Abschluss<br />
der Wiederaufbauarbeiten sogar<br />
52.000 Quadratmeter zur Verfügung.<br />
1949 startete die <strong>Köln</strong>er Möbelmesse als<br />
große Leistungsschau und ist eine der<br />
größten Messen der Möbelwirtschaft. <strong>Die</strong><br />
Messe wird im Folgejahr wiederholt und<br />
findet seitdem jedes Jahr in <strong>Köln</strong> statt.<br />
2<strong>02</strong>4 überzeugt die imm cologne mit circa<br />
750 Ausstellern die rund 42.000 Besuchenden<br />
aus 129 Ländern.<br />
<strong>Die</strong> erste Auslandsvertretung wird 1950 in<br />
London eröffnet, um mehr internationale<br />
Aussteller für die Koelnmesse zu gewinnen.<br />
Bis 1953 steigt die Zahl der Auslandsbüros<br />
auf 25 an, darunter auch die erste<br />
außereuropäische Vertretung in den USA.<br />
Ludwig Erhard:<br />
<strong>Köln</strong>er Messe mit Potenzial<br />
für die deutsche <strong>Wirtschaft</strong><br />
1954-1963: Mit dem Erfolg der Koelnmesse<br />
wächst das Messegelände: Bis 1961 werden<br />
weitere Hallen gebaut, sodass dann rund<br />
100.000 Quadratmeter Hallenfläche zur<br />
Verfügung stehen. <strong>Die</strong> Konzentration auf<br />
Fachmessen erweist sich als richtige Strategie:<br />
Immer mehr Veranstaltungen entwickeln<br />
sich zu führenden Leitmessen. 58<br />
Auslandsvertretungen unterstützen dies<br />
tatkräftig. Ludwig Erhard besucht 1956<br />
die <strong>Köln</strong>er Messehallen, weil er an das Po-<br />
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