Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 03 / 24
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WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE <strong>03</strong>.<strong>24</strong><br />
DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION<br />
AUFGEBEN<br />
IST KEINE<br />
OPTION<br />
Interview mit Unternehmerin Emitis Pohl<br />
WIE TEUER<br />
IST KÖLN?<br />
Lebenshaltungskosten in Deutschland<br />
Foto: Alex Weis<br />
KÖLN-<br />
GEFÜHL<br />
Interview mit Dr. Jürgen Amann
DAS WIR IN WIRTSCHAFT<br />
DIE FAMILIENUNTERNEHMER<br />
Wir, DIE FAMILIENUNTERNEHMER, vereinen Familienunternehmer<br />
aus ganz Deutschland. Unsere Mitglieder kommen aus ganz<br />
verschiedenen Branchen, aus unterschiedlich gewachsenen<br />
Familienunternehmen und haben vielfältige Erfahrungsschätze.<br />
Was uns eint, sind unsere Grundwerte:<br />
Freiheit. Eigentum. Wettbewerb. Verantwortung.<br />
Unterstützen Sie die Belange<br />
der Familienunternehmer<br />
und werden Sie Mitglied bei<br />
DIE FAMILIENUNTERNEHMER!<br />
Unsere Veranstaltungshighlights in der Region in 20<strong>24</strong> sind u. a.:<br />
// KÖLNER POLIT-TALK mit Ministerin Mona Neubaur |<br />
Zapp Zimmermann | 22. Mai<br />
// KÖLNER UNTERNEHMERTREFF | UPS Flughafen <strong>Köln</strong> Bonn –<br />
Nachführung | 27. Juni<br />
// UNTERNEHMER TRIFFT MUSIK | Beethovenhaus | 30. August<br />
// GALA DER FAMILIENUNTERNEHMER | Schloss Bensberg | 5. Oktober<br />
Ihr Ansprechpartner in der Region:<br />
Frank Oelschläger | Regionalvorsitzender | f.oelschlaeger@gilog.net<br />
www.familienunternehmer.eu | kontakt@familienunternehmer.eu
Vorwort |<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER,<br />
Geschäftsführer an die Spitze von <strong>Köln</strong>Tourismus<br />
GmbH zu wechseln. Aber im Interview<br />
mit Dr. Jürgen Amann wird deutlich,<br />
dass er das Beste daraus gemacht hat – dieses<br />
außergewöhnliche <strong>Köln</strong>-Gefühl für sich<br />
zu entdecken. „Man ist als Gast nicht Beobachter,<br />
sondern schnell Teil des Ganzen“, so<br />
die Lesart von Jürgen Amann, dass die Stadt<br />
es Touristen wie Geschäftsleuten leicht<br />
macht, sich auf sie einzulassen. Längst haben<br />
die Besucherzahlen das Vor-Corona-Niveau<br />
übertroffen, und als Austragungsort<br />
von fünf Spielen der EURO 20<strong>24</strong> kann <strong>Köln</strong><br />
weiter punkten.<br />
werfen wir doch mal einen Blick nach oben<br />
in den <strong>Köln</strong>er Nachthimmel. Und wir sehen<br />
– Millionen Sterne, von denen zwölf ganz<br />
besonders hell leuchten. Es sind die Sterne<br />
der <strong>Köln</strong>er Spitzengastronomie, wie jedes<br />
Jahr vergeben vom Guide Michelin. Zwei<br />
Sterne erkochte sich Daniel Gottschlich vom<br />
Ox & Klee im mittleren Kranhaus des Rheinauhafens.<br />
Er und seine Kollegen blicken optimistisch<br />
in die Zukunft der Sternegastronomie.<br />
<strong>Die</strong> Gäste können sich auf höchsten<br />
Service freuen, werden auf eine kulinarische<br />
Reise geschickt, eine „Experience Taste“,<br />
wie Gottschlich es nennt.<br />
Auf einer ganz anderen Welle surfen in <strong>Köln</strong><br />
die Dönerbuden, Hamburgerläden und sonstigen<br />
Fast-Food-Ketten. Auch ihr Besuch<br />
wird zwar immer teurer, was sich auf die<br />
Lebenshaltungskosten in der Domstadt nur<br />
gering auswirken dürfte. Viel stärker belasten<br />
die Preise am Wohnungsmarkt das Portemonnaie<br />
der <strong>Köln</strong>er. Quadratmeterpreise<br />
von über 16 Euro sind inzwischen die Regel,<br />
und in den beliebten Veedeln wie Altstadt<br />
und Neustadt-Nord und -Süd liegen sie bei<br />
Neuvermietungen teils deutlich darüber.<br />
Linderung verspricht die Wohnbauförderung<br />
NRW 20<strong>24</strong>, ein Topf, aus dem die Stadt<br />
<strong>Köln</strong> mindestens 100 Millionen Euro erhält,<br />
mit denen der Bau neuer Wohnungen vorangetrieben<br />
werden soll.<br />
Einen schlechteren Zeitpunkt, nämlich mit<br />
dem Beginn von Corona, hätte man sich eigentlich<br />
nicht aussuchen können, um als<br />
Über den Umweg Hamburg kam Emitis Pohl<br />
nach <strong>Köln</strong>. Mit 13 Jahren flüchtete sie aus<br />
dem Iran, ohne die Eltern. In der Hansestadt<br />
übernahm ihre Oma – ihr größtes Vorbild<br />
– für sie das Sorgerecht. Schnell lernte<br />
sie die deutsche Sprache, machte Abitur,<br />
schloss ein Marketingstudium mit Erfolg ab<br />
und startete in einer Marketingagentur. Es<br />
folgte der Sprung in die Selbstständigkeit.<br />
Sie wurde zur „Unternehmerin des Jahres<br />
gewählt“, um dann aber festzustellen, dass<br />
nach 25 erfolgreichen Jahren im Marketing<br />
noch etwas anderes kommen müsse. Welchen<br />
Weg Emitis Pohl eingeschlagen hat, lesen<br />
Sie in unserer Titelgeschichte.<br />
Ihnen, liebe Leser, lege ich ans Herz: Erkunden<br />
Sie <strong>Köln</strong> doch einfach mal von einer<br />
ganz anderen Seite. Gehen Sie in eines der<br />
über 80 Veedel, entdecken Sie ganz neue<br />
Geschäfte oder Restaurants – auch wenn sie<br />
keine Sterne haben. Oder eben das <strong>Köln</strong>-Gefühl.<br />
Genießen Sie die Strahlen der Sonne,<br />
die in den kommenden Wochen für gute<br />
Stimmung sorgen wird.<br />
Herzlichst<br />
Eugen Weis, Herausgeber<br />
IMMER<br />
UP TO<br />
DATE<br />
www.diewirtschaft-koeln.de<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 3
| Inhalt<br />
HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE<br />
Foto: HNFOTO – stock.adobe.com<br />
Foto: Alex Weis<br />
15<br />
IMMOBILIEN-KAUFPREISE<br />
Grundstückskäufe 2023 auf Rekordtief<br />
...........................................................ab Seite 15<br />
06<br />
AUFGEBEN IST KEINE OPTION<br />
Interview mit Unternehmerin Emitis Pohl<br />
...........................................................ab Seite 06<br />
18<br />
SAUBERE LUFT<br />
Innovativer Stickoxid-Filter in <strong>Köln</strong><br />
...........................................................ab Seite 18<br />
Foto: Ulrik Eichentopf, Stiftung Lebendige Stadt<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH<br />
Eugen Weis<br />
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Matthias Ehlert (ViSdP)<br />
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Redaktion:<br />
Matthias Ehlert (me), Heribert Eiden (he),<br />
Monika Eiden (mei), Jana Leckel (jl),<br />
Karoline Sielski (ks), Astrid Waligura<br />
(aw), Eugen Weis (ew)<br />
Jahrgang: 9, Heft <strong>03</strong>/20<strong>24</strong><br />
Auflage: 17.000 Exemplare<br />
Fotos: stock.adobe.com, Alex Weis,<br />
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<strong>24</strong><br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Arbeitgeber-Attraktivität erhöhen<br />
................................ ab Seite <strong>24</strong><br />
TRANSFORMATION<br />
Enterprise-Resource-Planning (ERP)<br />
................................ ab Seite 34<br />
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Inhalt |<br />
32<br />
WEITERBILDUNG<br />
Expertise fördern<br />
................................ ab Seite 32<br />
WEITERE THEMEN:<br />
Wohnraumförderung.....................S.14<br />
4-Tage-Woche............................... S.26<br />
Hackerangriffe.............................. S.28<br />
Sterne-Restaurants....................... S.36<br />
... und vieles mehr ...<br />
34 IMMER<br />
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Stand April 20<strong>24</strong><br />
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w | Titelstory<br />
„Ich trage zwei Herzen<br />
in meiner Brust:<br />
Eine Seite ist sehr deutsch,<br />
die andere sehr persisch.“<br />
„Das Härteste und Unglaublichste<br />
in meinem Leben war,<br />
dass ich mit 13 Jahren ganz<br />
allein gelebt habe. Es war eine<br />
herausfordernde Zeit, aber sie<br />
hat mich auch stark gemacht.“<br />
AUFGEBEN<br />
IST KEINE OPTION<br />
Unternehmerin Emitis Pohl im Gespräch mit w<br />
Foto: Alex Weis<br />
6 www.diewirtschaft-koeln.de
Titelstory | w<br />
Mit 13 Jahren floh sie ohne ihre Eltern aus dem Iran nach Deutschland. Auf das Abitur<br />
in der neuen Sprache folgten Marketingstudium und Agenturgründung. 15 Jahre später<br />
ließ sie das Agenturleben hinter sich, um den Verein seiSTARK e. V. ins Leben zu rufen.<br />
Im Interview verriet sie uns unter anderem, warum ihre Oma ihr größtes Vorbild<br />
war, was sie dazu veranlasst hat, das Agenturleben hinter sich zu lassen, und wie eine<br />
für sie erfolgreiche Integrationspolitik in unserem Sozialstaat aussehen könnte.<br />
w: Wann hatten Sie zuletzt<br />
einen richtig schönen langweiligen Tag?<br />
Emitis Pohl: Oh, das ist eine schwierige Frage!<br />
Wissen Sie, Langeweile und ich, wir sind<br />
so etwas wie zwei Fremde, die sich nicht oft<br />
begegnet sind. Als Workaholic kenne ich<br />
das Gefühl kaum. Aber mal ehrlich, wer<br />
würde sich nicht ab und zu nach einem richtig<br />
schönen langweiligen Tag sehnen? Ich<br />
glaube, ich sollte mir einen Langeweile-Kalender<br />
zulegen und sehen, ob ich so einen<br />
Tag irgendwo einplanen kann!<br />
w: Bei Ihren vielseitigen<br />
Tätigkeiten, Ihren sozialen Engagements<br />
und Ihrer Familie bleibt ja auch kaum<br />
Raum für lange Entspannung. Apropos<br />
Entspannung: Wie relaxen Sie?<br />
Emitis Pohl: Tatsächlich ist es manchmal<br />
eine Herausforderung, Zeit für Entspannung<br />
zu finden. Doch wenn ich mir mal<br />
eine Auszeit gönne, dann bevorzuge ich<br />
verschiedene Methoden, um zur Ruhe zu<br />
kommen: Dazu gehören Besuche im Hamam<br />
oder Wellness, gemütliches Kaffeetrinken<br />
in netter Gesellschaft oder Musikhören am<br />
Strand, wann immer es möglich ist. Meine<br />
älteste Tochter motiviert mich dazu, zumindest<br />
fünf Minuten täglich zu meditieren.<br />
Das gelingt mir schon mal zwei- bis dreimal<br />
im Monat. Meistens sind meine Akkus am<br />
Ende des Jahres so leer, dass mich mein Körper<br />
alarmiert. Das ist wie ein innerer Weckruf,<br />
der mir signalisiert, dass ich mir Zeit<br />
nehmen muss, um die Akkus aufzuladen.<br />
w: Sie kommen aus einem<br />
wohlhabenden Elternhaus im Iran und<br />
sind als 13-Jährige allein ohne Eltern zu<br />
Ihrer Großmutter nach Hamburg geflüchtet.<br />
Ängstlich waren Sie offensichtlich<br />
nicht? Was war Ihre Motivation?<br />
Emitis Pohl: <strong>Die</strong> Wahrheit ist, dass Angst ein<br />
ständiger Begleiter war – ein Schatten, der<br />
mich auf jedem Schritt verfolgte. Jeder Neuanfang<br />
ist mit Ängsten verbunden, besonders<br />
für ein 13-jähriges Mädchen, das von<br />
seinen Eltern getrennt wird. Es war keine<br />
leichte Entscheidung, die meine Eltern treffen<br />
mussten. Krieg herrschte in unserem<br />
Land, und sie hatten keine andere Wahl,<br />
als mich ins Ausland zu schicken, um mir<br />
ein sicheres Leben zu ermöglichen. Warum<br />
Deutschland, fragen viele. Nun, als kleines<br />
Mädchen verbrachte ich jeden Sommer in<br />
Deutschland und den USA im Urlaub. Meine<br />
Oma hat die Vormundschaft übernommen,<br />
jedoch hatte ich mit 13 Jahren meine eigene<br />
Wohnung. Mein Vater hatte als Geschäftsmann<br />
viel mit deutschen Firmen zu tun. Für<br />
meine Eltern war die Bedingung, dass sie<br />
mich oft besuchen kommen, und umgekehrt<br />
auch. Es war für alle Beteiligten eine äußerst<br />
schwierige und emotionale Zeit. Dennoch<br />
hatte ich schon in jungen Jahren den starken<br />
Wunsch, dem Land zu entkommen, und<br />
so entwickelte ich einen eigenen Willen und<br />
lernte frühzeitig, selbstständig zu sein.<br />
w: Sie haben dem damals<br />
aufkommenden Mullahregime sehr schnell<br />
den Rücken gekehrt, als Ihnen klar war, dass<br />
Sie sich seinen patriarchalischen ultrareligiösen<br />
Vorschriften nie fügen würden.<br />
Emitis Pohl: Ja, das ist korrekt. Mir wurde<br />
in jungen Jahren schon klar, dass ich mich<br />
diesen Werten niemals würde unterordnen<br />
können. <strong>Die</strong> Idee, mich den rigiden Normen<br />
und Restriktionen zu beugen, widersprach<br />
meinen eigenen Überzeugungen und meinem<br />
Verständnis von Freiheit und Selbstbestimmung.<br />
Deshalb entschied ich mich,<br />
dem Regime den Rücken zu kehren und<br />
meine eigenen Wege zu gehen, auch wenn<br />
es bedeutete, meine Heimat und meine Eltern<br />
schon so früh zu verlassen.<br />
w: Was konnte Ihnen Ihre<br />
Großmutter mit auf den Weg geben?<br />
Emitis Pohl: Meine Großmutter war mein<br />
größtes Vorbild, denn sie verkörperte Stärke,<br />
Bildung, Unabhängigkeit, Mut und politisches<br />
Engagement. In den 70er-Jahren<br />
im Iran wagte sie es, sich mit drei kleinen<br />
Kindern scheiden zu lassen und als alleinerziehende<br />
Mutter ihr Leben und das ihrer<br />
Kinder selbst zu gestalten. Sie war eine Pionierin,<br />
die zusammen mit anderen Frauen<br />
einen Verein gründete, um Frauen in Politik<br />
und Gesellschaft zu fördern. Wenn ich das<br />
Bild von ihrem Verein aus dieser Zeit neben<br />
meins heute stelle, fühlt es sich an wie ein<br />
Déjà-vu. Ich bin stolz darauf, dass ich das<br />
Glück hatte, von einem so großartigen Vorbild<br />
in meinem Leben begleitet zu werden.<br />
w: Das muss wohl so<br />
nachhaltig gewesen sein, dass Sie sehr zielstrebig<br />
Deutsch gelernt haben, sich schnell<br />
integrierten, Abitur machten und studierten.<br />
All das spricht ja schon für sich.<br />
Emitis Pohl: Ja, ich glaube wirklich, dass die<br />
Werte, die man als Kind vermittelt bekommt,<br />
sowie die Vorbilder im Leben eine immense<br />
Rolle spielen. Mein Vater schickte mich nach<br />
Deutschland und versprach, mein Leben zu<br />
finanzieren, unter der Voraussetzung, dass<br />
ich fleißig lerne, um etwas aus mir zu machen.<br />
Er war streng in gewisser Hinsicht, sehr<br />
autoritär. Ich bemerke, dass ich bei der Erziehung<br />
meiner eigenen Kinder einige dieser<br />
Eigenschaften übernommen habe. Deutsch<br />
habe ich zwar im Laufe der Zeit recht gut<br />
gelernt, aber mit der deutschen Grammatik<br />
stehe ich bis heute auf Kriegsfuß. Ich bin der<br />
festen Überzeugung, dass es wichtig ist, sich<br />
als Fremder in einem neuen Land schnell<br />
zu integrieren, um ein einfacheres und besseres<br />
Leben in der neuen Heimat zu führen.<br />
Ich sage immer, ich trage zwei Herzen<br />
in meiner Brust: Eine Seite ist sehr deutsch,<br />
geprägt von Pünktlichkeit, Organisation und<br />
Offenheit, während die andere Seite sehr persisch<br />
ist, voller Emotionen, Spontaneität und<br />
Gastfreundschaft. Man darf seine Herkunft<br />
niemals verleugnen, aber man sollte auch<br />
zu seinem neuen Zuhause stehen. <strong>Die</strong>se Mischung<br />
macht mich aus.<br />
w: Was war Ihr<br />
Beweggrund, relativ früh nach Ihrem<br />
Marketingstudium eine Werbeagentur zu<br />
gründen?<br />
Emitis Pohl: Meine Beweggründe hierzu waren<br />
vielschichtig: Einerseits wollte ich meine<br />
Unabhängigkeit beweisen und auch meinem<br />
Vater zeigen, dass seine Tochter ihr Versprechen<br />
gehalten hat und es geschafft hat. Für<br />
mich war Erfolg nie ausschließlich an Unternehmertum<br />
gebunden; jeder definiert Erfolg<br />
anders. Als ich mich selbstständig machte,<br />
hatte ich bereits zwei kleine Kinder und war<br />
33 Jahre alt. Es war zweifellos ein riskanter<br />
Schritt, aber als Frau mit zwei Kleinkindern<br />
konnte ich in einer angestellten Position in<br />
einer Agentur nicht die berufliche Entwicklung<br />
und Flexibilität erreichen, die ich mir<br />
wünschte. <strong>Die</strong> Gründung meines eigenen<br />
Unternehmens war auch von inspirierenden<br />
Vorbildern geprägt, wie meinem Vater<br />
und meinem ersten Kunden, die mich motivierten<br />
und darin bestärkten, meinen eigenen<br />
Weg zu gehen. Als Frau, jung und dazu<br />
noch mit Migrationshintergrund, hatte ich es<br />
nicht leicht in der männerdominierten Businesswelt.<br />
Doch schon seit meinen ersten Tagen<br />
in Deutschland wusste ich, dass Aufgeben<br />
keine Option ist.<br />
w: Sie führten viele Jahre<br />
in <strong>Köln</strong> erfolgreich diese Werbeagentur,<br />
wurden u. a. von der Mittelstandsvereinigung<br />
der CDU zur Unternehmerin des Jah-<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 7
w | Titelstory<br />
Foto: Alex Weis<br />
Auch ein Sozialstaat<br />
braucht Sanktionen, um<br />
funktionsfähig zu sein.<br />
w: Wie zufrieden sind Sie<br />
mit der deutschen Innenpolitik bezüglich<br />
unseres Sozialstaates?<br />
res gewählt. Aber irgendwann verloren Sie<br />
die Motivation im relativ oberflächlichen<br />
Werbegeschäft. Was war der Auslöser?<br />
Emitis Pohl: Ich bin davon überzeugt, dass<br />
viele Menschen in ihrer zweiten Lebenshälfte<br />
mit all den Erfahrungen und Erlebnissen<br />
im Leben einen anderen Weg gehen, manchmal<br />
gibt es einen Auslöser dafür, und bei<br />
mir war es Ende 2017 der Tod meines Vaters,<br />
eines meiner größten Vorbilder im Leben.<br />
Ich begann, mich im Iran um alleinerziehende<br />
Frauen und bedürftige Kinder zu<br />
kümmern, verhinderte sogar die Zwangsverheiratung<br />
eines 14-jährigen Mädchens.<br />
Ich investierte in die Bildung junger Kinder<br />
und sorgte regelmäßig für warme Mahlzeiten.<br />
Auch wenn ich nur einem von zehn<br />
Menschen helfen konnte, fühlte es sich wie<br />
ein Erfolg an.<br />
Dann kam Corona, und mir wurde bewusst,<br />
dass nicht nur Frauen im Iran, sondern auch<br />
hier in Deutschland benachteiligt sind. Sie<br />
jonglieren mit Haushaltsaufgaben, Arbeit<br />
und haben teilweise auch Gewalt erlebt.<br />
Eines Tages wachte ich auf und stellte<br />
fest, dass ich mir keinen einzigen Wunsch<br />
mehr vorstellen konnte, was mich persönlich<br />
alarmierte. Ich hatte meine Erfolgsgeschichte<br />
geschrieben und war scheinbar<br />
wunschlos glücklich. Es war ein schönes<br />
Gefühl, aber ich strebte nicht nach mehr Erfolg<br />
oder Glück. Ich holte mir einen Coach,<br />
Nach 25 Jahren im Marketing fokussiert sich die gebürtige<br />
Iranerin inzwischen auf humanitäre Hilfe<br />
um herauszufinden, wohin die Reise für<br />
mich gehen sollte. Mir wurde schnell klar,<br />
dass ich etwas Sinnstiftendes tun wollte.<br />
Nach 25 Jahren im Bereich Marketing und<br />
Werbung habe ich festgestellt, dass mir die<br />
Oberflächlichkeit dieser Branche zunehmend<br />
zuwider wurde.<br />
Ein Kindheitstraum von mir war es, Frauen<br />
zu helfen, damit sie unabhängig werden,<br />
sich vor Gewalt schützen und bessere<br />
Vorbilder für ihre Kinder sein können. Wie<br />
damals, als ich mein Unternehmen gründete,<br />
standen Menschen an meiner Seite, die<br />
mich ermutigten, meinen Verein zu gründen.<br />
Herr Voigt von der Sparkasse <strong>Köln</strong>-<br />
Bonn war die letzte Instanz, die mir grünes<br />
Licht gab. Denn gerade, wenn man ein neues<br />
Kapitel im Leben aufschlägt, ist es wichtig,<br />
sich den Rat von Menschen einzuholen,<br />
auf deren Urteil man vertraut. Nach diesem<br />
Prinzip arbeiten wir auch bei seiSTARK und<br />
stehen Frauen bei wichtigen Lebensentscheidungen<br />
bei.<br />
Es war wie damals, als ich 33 war: kein<br />
einfacher Schritt. Ich hatte keine Erfahrung<br />
mit Vereinsgründungen, es bedeutete<br />
finanzielle Einbußen für mich und ich<br />
musste mich nach 15 Jahren von meinem<br />
Baby, meiner Agentur, trennen. Aber wenn<br />
ich meinen Traum zu dem Zeitpunkt nicht<br />
umgesetzt hätte, hätte ich es vielleicht nie<br />
getan. Aufgeben war also keine Option.<br />
Emitis Pohl: Als Bürgerin dieses Landes und<br />
Teil des Sozialsystems ist die Innenpolitik<br />
und insbesondere die Gestaltung des Sozialstaates<br />
von großer Bedeutung für mich.<br />
Leider bin ich sehr unzufrieden mit der Politik<br />
und unserem Sozialsystem in Deutschland,<br />
insbesondere seit 2015, als sich die Situation<br />
hier im Land verschlechtert hat. Es<br />
ist inakzeptabel, dass wir es nach so vielen<br />
Jahren immer noch nicht geschafft haben,<br />
ein vernünftiges Integrationsgesetz zu verabschieden<br />
und notfalls mit Sanktionen zu<br />
drohen. Der richtige Zeitpunkt für ein Einwanderungsgesetz<br />
wurde damals verpasst.<br />
Es ist frustrierend zu sehen, dass wir einen<br />
Arbeitskräftemangel haben und gleichzeitig<br />
so viele Arbeitslose von unseren Steuergeldern<br />
leben, ohne spürbare Sanktionen zu<br />
erfahren.<br />
Wir haben das Beispiel Kanadas vor Augen,<br />
wo Integration erfolgreich funktioniert.<br />
Warum können wir uns nicht an solchen<br />
Ländern orientieren, deren Gesetze sich<br />
bewährt haben? Warum machen wir Unterschiede<br />
zwischen Migranten aus verschiedenen<br />
Herkunftsländern?<br />
<strong>Die</strong> Bürokratie erschwert unser Leben in<br />
jeglicher Hinsicht, und dennoch schaffen<br />
wir es nicht, sie abzubauen. Unternehmen<br />
müssen teilweise schließen, weil sie keine<br />
Arbeitskräfte finden. Ein gewisses Maß<br />
an Verpflichtung zur Eigenverantwortung<br />
kann für viele Menschen hilfreich sein, aus<br />
ihrer Bequemlichkeit und Abhängigkeit herauszukommen.<br />
Leider fördert unser Sozialsystem<br />
diese Eigenschaften eher, anstatt sie<br />
zu bekämpfen, und das frustriert mich zutiefst.<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass unser<br />
Sozialsystem auch Sanktionen braucht,<br />
um funktionsfähig zu sein.<br />
Ich wünschte mir, dass die Politik mehr<br />
Expertise von Menschen, Organisationen,<br />
Vereinen und Unternehmen einholt,<br />
die über Fakten sprechen und Erfahrungen<br />
gesammelt haben, anstatt hin und<br />
wieder unsinnige Gesetze wie das Bürgergeld<br />
zu verabschieden, nur um schnell etwas<br />
zu verabschieden. Es ist an der Zeit,<br />
dass unsere Politik sich ernsthaft mit<br />
den Problemen auseinandersetzt und<br />
konkrete Lösungen findet, die das Leben<br />
der Bürgerinnen und Bürger verbessern,<br />
sonst sehe ich schwarz für Deutschland.<br />
8 www.diewirtschaft-koeln.de
Titelstory | w<br />
w: Hat diese Politik Sie in<br />
gewisser Weise desillusioniert?<br />
Emitis Pohl: Im Bezug auf den Iran, definitiv,<br />
ja.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
w: Sie widmen jetzt Ihre<br />
ganze Kraft dem von Ihnen gegründeten<br />
Verein seiSTARK. Im Zentrum Ihrer Tätigkeit<br />
stehen Frauen aus aller „Herren“<br />
Länder und Schichten, zum Teil ohne<br />
Ausbildung oder alleinerziehende Mütter,<br />
denen Sie mit Rat und Tat zur Seite stehen.<br />
Ist das letztlich das, was Sie aus Ihren eigenen<br />
Lebenserfahrungen als Lebensziel<br />
sehen, besonders Frauen zu helfen? Auch<br />
weil Frauen immer noch nicht die Gleichberechtigung<br />
erfahren, von der alle Welt<br />
zwar spricht, die aber oft nur als Sonntagsrede<br />
daherkommt?<br />
Emitis Pohl: Aus meinen eigenen Lebenserfahrungen<br />
heraus betrachte ich es<br />
als ein wichtiges Lebensziel, insbesondere<br />
Frauen zu unterstützen. Sie erleben oft<br />
trotz aller Lippenbekenntnisse zur Gleichberechtigung<br />
immer noch nicht die volle<br />
Gleichstellung, die sie verdienen. Das Konzept<br />
der „Sonntagsrede“ beschreibt dies<br />
humorvoll, aber zugleich treffend. Deshalb<br />
ist es mir ein persönliches Anliegen, Frauen<br />
zu unterstützen und zu ermächtigen.<br />
Mit unserem Verein seiSTARK e. V. möchte<br />
ich meine Lebensgeschichte weitergeben<br />
und Frauen dazu ermutigen, ihr Leben<br />
selbst in die Hand zu nehmen. Unser Ansatz<br />
basiert auf Hilfe zur Selbsthilfe. Wir<br />
bieten ein Mentoringprogramm an, in dem<br />
Frauen Unterstützung in den Bereichen<br />
Bildung, Arbeitsmarkt, Integration, Persönlichkeitsstärkung<br />
und gesellschaftliche<br />
Teilhabe erhalten.<br />
Wir fordern Frauen dazu auf, ein selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen, und betonen die<br />
Bedeutung von Arbeit als Teil dieses Lebens.<br />
Durch unsere Arbeit möchten wir Frauen<br />
dazu ermutigen, bessere Vorbilder für ihre<br />
Kinder zu sein und aktiv am Arbeitsleben<br />
teilzunehmen. Für geflüchtete Frauen bieten<br />
wir Unterstützung an, um sich besser<br />
in unsere Gesellschaft zu integrieren, Vorurteile<br />
abzubauen, die Sprache schneller zu<br />
erlernen und letztendlich Arbeit zu finden.<br />
Darüber hinaus stärken wir junge Frauen<br />
in Schulen, damit sie ihre eigenen finanziellen<br />
Angelegenheiten im Blick behalten<br />
und nicht ausschließlich dem Wunsch<br />
nach einer Karriere als Influencerin in Dubai<br />
nachstreben. Wir ermutigen sie, sich<br />
weiterhin zu bewerben und nicht aufzugeben,<br />
auch wenn sie Absagen erhalten.<br />
Der Bedarf an Unterstützung für unsere Arbeit<br />
ist sehr groß, und unser Verein besteht<br />
nur durch die Hilfe von großartigen Unternehmen,<br />
regelmäßigen Spendern, Mitgliedern,<br />
Stiftungen und ehrenamtlichen<br />
Helfern. Wir sind ihnen außerordentlich<br />
dankbar. Wenn wir mehr Unterstützung seitens<br />
der Politik erhalten würden, könnten<br />
wir uns noch stärker auf unsere wichtige<br />
Arbeit konzentrieren. Leider erfahren wir<br />
jedoch nur wenig Unterstützung von politischer<br />
Seite, da das Geld oft lieber für unnötige<br />
<strong>Ausgabe</strong>n verwendet wird.<br />
Obwohl wir die Wirksamkeit unserer Arbeit<br />
teilweise wissenschaftlich belegen können<br />
und der Bedarf offensichtlich groß ist,<br />
scheint das Bewusstsein in der Politik für<br />
unsere Anliegen begrenzt zu sein. Wir hoffen,<br />
dass sich dies in Zukunft ändern wird,<br />
damit wir unsere Bemühungen noch effektiver<br />
gestalten und noch mehr Frauen unterstützen<br />
können, ein selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen.<br />
w: Bei allem, was Sie im<br />
bisherigen Leben taten, kamen Sie offensichtlich<br />
nicht ohne feste Überzeugungen<br />
aus. Ist diese Haltung die eigene Kernbotschaft<br />
für Ihr gesamtes Handeln?<br />
Emitis Pohl: Meine festen Überzeugungen<br />
und meine Werte bilden die Grundlage für<br />
mein gesamtes Handeln. In allem, was ich<br />
tue, sind meine Überzeugungen der Anker,<br />
der mich leitet und inspiriert. Wenn ich etwas<br />
tue, dann aus voller Überzeugung und<br />
mit ganzem Herzen. Meine Arbeit ist nicht<br />
nur meine Berufung, sondern auch mein<br />
Hobby, obwohl sie teilweise sehr emotional<br />
und belastend ist, besonders vor dem Hintergrund<br />
meiner eigenen Geschichte. Dennoch<br />
erfüllt es mich am Ende des Tages,<br />
wenn wir mit unserer Arbeit ein Lächeln<br />
auf das Gesicht der Frauen zaubern können.<br />
w: Sie stehen altersmäßig<br />
in der Mitte Ihres Lebens. Was haben Sie<br />
noch vor und wo sehen Sie sich in 20 Jahren?<br />
Emitis Pohl: Eines kann ich Ihnen mit Sicherheit<br />
sagen: Ich werde immer Menschen,<br />
besonders Frauen und Kindern, helfen, wo<br />
ich nur kann, auch wenn ich alt und zerbrechlich<br />
bin, egal wo auf der Welt. Auch in<br />
20 Jahren sehe ich mich immer noch aktiv<br />
in der humanitären Arbeit engagiert, denn<br />
das ist meine Lebensaufgabe und meine<br />
Leidenschaft geworden.<br />
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann<br />
wäre es nichts lieber, als mein Herkunftsland<br />
zu bereisen und gleichzeitig das gesamte<br />
Land zu erkunden. Der Iran ist ein<br />
wunderschönes Land mit einer reichen Kultur<br />
und vielen Facetten, die ich gerne entdecken<br />
würde. Es wäre eine Möglichkeit,<br />
meine Wurzeln zu erforschen und gleichzeitig<br />
neue Perspektiven und Erfahrungen zu<br />
sammeln. W<br />
In ihrer Arbeit bei dem von ihr gegründeten Verein seiSTARK e.V. hat Emitis<br />
Pohl keinen Beruf, sondern eine Berufung und ein Hobby zugleich gefunden<br />
Jana Leckel<br />
Foto: seiSTARK e. V.<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 9
w | Titelstory<br />
POSITIVE WEIBLICHE<br />
ROLLENBILDER<br />
Der Verein seiSTARK e. V. bietet Frauen Begleitung im Alltag und unbürokratische Hilfe<br />
Foto: seiSTARK e.V<br />
Der Verein seiSTARK e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen dabei zu helfen, ein eigenständiges, unabhängiges und erfolgreiches Leben zu führen<br />
Seit vielen Jahrzehnten kämpfen Frauen dafür, ein eigenständiges, unabhängiges<br />
und erfolgreiches Leben zu führen. Trotzdem gibt es immer noch zu viele Frauen,<br />
die sich dieses nicht zutrauen oder es nicht erfolgreich umsetzen können, sei es aufgrund<br />
mangelnden Selbstbewusstseins, Unterdrückung in Beziehung und Familie<br />
oder der sozialen Herkunft. Der gemeinnützige Verein seiSTARK e. V. will dies ändern.<br />
Im Januar 2022 gegründet, bietet der Verein sozial benachteiligten oder in Not<br />
geratenen Frauen Begleitung im Alltag und unbürokratische Hilfe.<br />
Durch die Coronapandemie sowie die<br />
schwierige wirtschaftliche Situation wurden<br />
viele Probleme, mit denen Familien und insbesondere<br />
Frauen zu kämpfen hatten, noch<br />
weiter verstärkt. <strong>Die</strong> häusliche Gewalt etwa<br />
hat deutlich zugenommen und den Betroffenen<br />
fehlten und fehlen nach wie vor die<br />
Möglichkeiten, dem zu entkommen. Durch<br />
die immer noch schwierige Betreuungssituation<br />
von Kindern werden zudem insbesondere<br />
alleinerziehende Frauen in ihrer<br />
beruflichen Entwicklung eingeschränkt. Außerdem<br />
fehlen häufig die finanziellen Möglichkeiten,<br />
um am gesellschaftlichen Leben<br />
teilzunehmen und so wenigstens einen Ausgleich<br />
zum täglichen Stress zu haben. Und<br />
oft macht es ihnen die soziale Herkunft zusätzlich<br />
schwer, denn dort fehlt es meist<br />
an positiven weiblichen Rollenbildern.<br />
Zugang zu<br />
Bildungschancen und<br />
gesellschaftlicher Teilhabe<br />
Natürlich existieren Angebote, die in Notsituationen<br />
Hilfe leisten, aber diese sind<br />
zumeist nur kurzfristig gehalten. Anlaufstellen,<br />
die Frauen langfristig dabei unterstützen,<br />
ihre Lebensumstände zu verbessern,<br />
sind hingegen dünn gesät. Und<br />
genau an diesem Punkt setzt der Verein<br />
seiSTARK e. V. an. Der Verein hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, Frauen nachhaltig zu unterstützen<br />
und zu begleiten, sodass sie in der<br />
Lage sind, aus ihrem Teufelskreis auszubrechen.<br />
Dabei verfolgt er einen ganzheitlichen<br />
Ansatz, der sich auf fünf Säulen des<br />
Empowerments aufbaut. So sollen Frauen<br />
in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden,<br />
am Arbeitsmarkt bessere Chancen haben,<br />
in die Gesellschaft integriert werden, Zugang<br />
zu Bildungschancen erhalten sowie<br />
gesellschaftliche Teilhabe erleben.<br />
Der Verein bietet Frauen beispielsweise die<br />
Möglichkeit, Hilfe im Rahmen eines Mentoringprogramms<br />
zu erhalten. Dabei werden<br />
sie über eine längere Zeit von bereits beruflich<br />
erfolgreichen und privat gefestigten<br />
Frauen begleitet, welche sie im Normalfall<br />
nie kennengelernt hätten. Durch sie sowie<br />
durch Coaching und Workshops erhalten<br />
sie die individuelle Unterstützung, die sie<br />
so dringend benötigen. Das Ziel ist es, die<br />
Motivation der Teilnehmerinnen zu stärken,<br />
für sich selbst einzustehen, sich ihrer<br />
Fähigkeiten bewusst zu werden und an<br />
diese zu glauben. Aber auch sozial bedingte<br />
Wissenslücken sollen so geschlossen<br />
und selbstschädigende Verhaltensmuster<br />
durchbrochen werden. Idealerweise gehen<br />
die Teilnehmerinnen am Ende gestärkt aus<br />
dem Programm hervor und können ein eigenständiges,<br />
unabhängiges und erfolgreiches<br />
Leben führen.<br />
10 www.diewirtschaft-koeln.de
Titelstory | w<br />
„Chancengerechtigkeit<br />
geht uns alle an“<br />
Mittlerweile wird der gemeinnützige Verein<br />
von einer Reihe namhafter Unternehmen<br />
tatkräftig sowie finanziell unterstützt,<br />
wie zum Beispiel von der Sparkasse <strong>Köln</strong>-<br />
Bonn. w sprach mit Ulrich<br />
Voigt, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />
<strong>Köln</strong>Bonn und Gründungsmitglied<br />
von seiSTARK e. V., über seine Motivation.<br />
w: Herr Voigt, die Sparkasse<br />
<strong>Köln</strong>Bonn ist ja bekannt für ihre<br />
vorbildliche Unterstützung von sozialen<br />
Einrichtungen und ehrenamtlich Tätigen.<br />
Was war für Sie der Hauptbeweggrund, den<br />
Verein seiSTARK zu unterstützen?<br />
Ulrich Voigt: Seit den 1990er-Jahren setzen<br />
wir uns bei der Sparkasse <strong>Köln</strong>Bonn<br />
für Chancengerechtigkeit ein. Dazu gehört,<br />
dass wir Frauen intern auf ihrem Berufsweg<br />
fördern, z. B. mit unserem WOMEN’S NET-<br />
WORK, aber uns auch extern engagieren,<br />
beispielsweise im <strong>Köln</strong>er Bündnis „Mit Frauen<br />
in Führung“. Damit decken wir die Aspekte<br />
Karriereförderung und Finanzbildung ab.<br />
Der Verein sei STARK fokussiert sich auf die<br />
soziale Komponente. Er kümmert sich insbesondere<br />
um Frauen in schwierigen Lebenslagen,<br />
wie obdachlose und geflüchtete Frauen<br />
oder alleinerziehende Mütter. Sie sind in<br />
unserer Gesellschaft kaum sichtbar, und daher<br />
finden sie zu wenig Unterstützung. Das<br />
will seiSTARK ändern. Denn damit wir echte<br />
Gleichstellung erzielen, brauchen auch sozial<br />
benachteiligte Gruppen gleiche Chancen<br />
auf Teilhabe. Daher liegt uns die Förderung<br />
von seiSTARK sehr am Herzen.<br />
w: Wie fühlen Sie sich als<br />
einziger Mann in der von Frauen dominierten<br />
Vorstandsrunde?<br />
Ulrich Voigt: Großartig! Ich bin umgeben<br />
von starken, inspirierenden und engagierten<br />
Persönlichkeiten. Sie sind hoch motiviert<br />
und kämpfen für dieses wichtige<br />
Foto: Bastian Schloen / Sparkasse <strong>Köln</strong>Bonn<br />
Ulrich Voigt, Vorstandsvorsitzender<br />
Sparkasse <strong>Köln</strong>Bonn und Gründungsmitglied<br />
von seiSTARK e. V.<br />
Thema. Das begeistert mich sehr. Davon<br />
abgesehen: Chancengerechtigkeit geht uns<br />
alle an. Denn gemeinsam können Frauen<br />
und Männer den Wandel viel schneller<br />
und wirksamer gestalten. Daher kann ich<br />
nur andere Männer motivieren, sich dafür<br />
einzusetzen. Eine Gesellschaft, in der die<br />
Geschlechter gleichgestellt sind, ist eine<br />
menschenfreundlichere, sozialere und gerechtere<br />
Gesellschaft mit mehr Freiheit und<br />
Wahlmöglichkeiten.<br />
„Frauen helfen,<br />
stark zu sein“<br />
Auch Angela Westdorf, Managing Partner<br />
bei Signium, einer international agierenden<br />
Personalberatung, und zweite Vorstandsvorsitzende<br />
bei seiSTARK e. V., engagiert<br />
sich tatkräftig dafür, dass Frauen ein selbstbestimmtes,<br />
unabhängiges Leben führen<br />
können.<br />
w: Frau Westdorf, Sie<br />
sind mit Ihrem Unternehmen auf internationaler<br />
Ebene für die Besetzung von<br />
Führungspositionen auf oberster Ebene<br />
verantwortlich. Was war für Sie der Hauptbeweggrund,<br />
sich im Verein seiSTARK zu<br />
engagieren?<br />
Angela Westdorf: Aufgrund der internationalen<br />
Präsenz unseres Unternehmens habe<br />
ich erfahren, dass andere Länder im Hinblick<br />
auf die Gleichstellung und Förderung<br />
von Frauen schon weiter sind als wir. Frauen<br />
hierzulande trauen sich oft wenig zu. Das<br />
Mentorenprogramm von SeiSTARK ermutigt<br />
Frauen, sich zu trauen, mehr zu wagen und<br />
ihre persönlichen Ziele zu verwirklichen.<br />
Darüber hinaus ist die Voraussetzung für<br />
eine nachhaltige Hilfe gegeben, da die Frauen<br />
sich initiativ und aus eigenem Antrieb<br />
mit seiSTARK in Verbindung setzen. Neben<br />
praktischer Lebensunterstützung auch das<br />
notwendige Selbstbewusstsein zu vermitteln,<br />
um sich aus ihrer kritischen Lebenssituation<br />
verändern zu können, war und ist<br />
für mich der Hauptgrund, bei seiSTARK aktiv<br />
zu sein. Aus persönlicher Erfahrung heraus<br />
weiß ich, wenn Frau will und sich traut,<br />
kann sie Berge versetzen!<br />
w: Wie sehen Sie Ihre Rolle<br />
im Vorstand von seiSTARK?<br />
Angela Westdorf: Ich bin auf seiSTARK direkt<br />
nach der Gründung aufmerksam geworden.<br />
<strong>Die</strong> Konstellation eines Tandems<br />
von einer Mentorin mit einer Mentee für<br />
einen bestimmten Zeitraum hat mich sofort<br />
überzeugt. Ich bin zunächst als Mentorin<br />
eingestiegen, habe aber gerne zugesagt,<br />
Foto: Oliver Rüther<br />
Angela Westdorf, Managing Partner bei<br />
Signium und zweite Vorstandsvorsitzende<br />
bei seiSTARK e. V.<br />
als Emitis mich gebeten hat, im Vorstand<br />
mitzuwirken, um den Verein gemeinsam<br />
weiterzuentwickeln. Unser Fokus liegt darauf,<br />
den Verein einer breiteren Öffentlichkeit<br />
und bei den Frauen bekannter zu machen,<br />
die unsere Hilfe in Anspruch nehmen<br />
möchten. Darüber hinaus lebt der Verein<br />
von Spenden und Fördergeldern, sodass wir<br />
auch in regem Austausch mit Unternehmen<br />
der Region sind.<br />
Finanzielle und ehrenamtliche<br />
Unterstützung<br />
willkommen<br />
w: Könnte der Verein<br />
noch Unterstützung gebrauchen und wenn<br />
ja, in welcher Form?<br />
Ulrich Voigt: Der Bedarf ist so groß, dass<br />
wir uns immer über Spenden, Unterstützung<br />
und Mitglieder freuen, unabhängig<br />
vom Geschlecht. Alle sind herzlich willkommen<br />
und können sich auf unterschiedliche<br />
Arten, mit Zeit, Energie oder finanzieller<br />
Unterstützung, einbringen.<br />
Angela Westdorf: Wir freuen uns neben Unterstützung<br />
finanzieller Art auch über ehrenamtliche<br />
Unterstützung von Frauen in<br />
jedem Alter für unser Mentorenprogramm.<br />
Daher bauen wir aktuell unsere Kooperationen<br />
mit Unternehmen aus, die neben finanzieller<br />
Hilfe ihren Mitarbeiterinnen auch<br />
ermöglichen, andere Frauen aktiv als Mentorin<br />
zu unterstützen. W<br />
Monika Eiden<br />
Als gemeinnütziger Verein ist seiSTARK<br />
e. V. auf Spenden angewiesen. Wer ebenfalls<br />
gerne sozial benachteiligten Frauen<br />
und Frauen in Not helfen möchte, kann den<br />
Verein mit einer finanziellen Zuwendung<br />
unterstützen. Zudem ist eine Fördermitgliedschaft<br />
möglich. Aber auch ehrenamtliche<br />
Unterstützung, z. B. als Mentorin, ist<br />
gerne erwünscht. Informationen dazu gibt<br />
es unter www.seistark-ev.de.<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 11
| Macher & Märkte<br />
REIFEN IM FOKUS DER<br />
KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
Messe THE TIRE COLOGNE widmet sich dem Thema Nachhaltigkeit<br />
Foto: Koelnmesse GmbH/Ludolf Dahmen<br />
terial von Reifen zu optimieren. Im Fokus<br />
steht eine Top-Performance von Reifen,<br />
die auch möglichst langlebig und schadstoffarm<br />
sind. Innovative Laufflächen verringern<br />
den Rollwiderstand und vermeiden<br />
unnötigen Abrieb. Neu entwickelte synthetische<br />
Kautschuke ermöglichen eine stärkere<br />
Verzahnung des Reifens mit der Straße.<br />
<strong>Die</strong> Verringerung von Rollwiderstand,<br />
Gewicht und Geräuschpegel spielt besonders<br />
für E-Autos eine entscheidende Rolle<br />
– das spart Strom und erhöht die Reichweite.<br />
Neue Maßstäbe bei der Haftung setzen<br />
ebenso Ganzjahresreifen für SUVs und<br />
Sportwagen oder Allround-Modelle für Motor-<br />
und Fahrräder, die sicheres Fahren mit<br />
Komfort und Sportlichkeit verbinden.<br />
Auch die Koelnmesse setzt auf Nachhaltigkeit und plant bis 2028 5.800 Tonnen CO 2<br />
einzusparen<br />
Runde Sache: Reifenrecycling<br />
wird effizienter<br />
<strong>Die</strong> ganze Welt der Reifen und Felgen steht im Mittelpunkt der vom 4. bis 6. Juni<br />
20<strong>24</strong> stattfindenden Messe THE TIRE COLOGNE. Wie keine andere Messe konzentriert<br />
sich die TTC auf relevante Trends und Fokusthemen, die Zukunftsaussichten<br />
und Geschäftspotenziale bieten. So ist das große Thema Nachhaltigkeit heute kein<br />
Selbstzweck mehr, sondern geschäftsrelevant.<br />
Vor diesem Hintergrund hat die Messe<br />
das Konzept der Circular Economy Area<br />
entwickelt. <strong>Die</strong> Messe richtet sich damit<br />
an Unternehmen aus der gesamten Kreislaufwirtschaft<br />
des Reifens. Passend dazu<br />
wird das Thema Runderneuerung auf der<br />
TTC eine große Rolle spielen. Auf diese<br />
Weise wird die Branche dem Thema Recycling<br />
gerecht – ein Thema mit enormem<br />
Entwicklungspotenzial.<br />
Entsprechend engagiert sich die Initiative<br />
zur Unterzeichnung einer Altreifen-Resolution<br />
im Rahmen der THE TIRE COLO-<br />
GNE. <strong>Die</strong> Allianz Zukunft Reifen (AZuR)<br />
fordert Unternehmen, Verbände und NGOs<br />
auf, die Altreifen-Resolution von AZuR zu<br />
unterstützen. Als Partner von AZuR setzen<br />
sich schon über 70 europäische Organisationen,<br />
Verbände und Institutionen für das<br />
Altreifenrecycling ein. <strong>Die</strong>se Resolution<br />
fordert einen nachhaltigeren Umgang mit<br />
Alt- und Neureifen und unterstreicht den<br />
Anspruch, nicht nur die <strong>Wirtschaft</strong>lichkeit,<br />
sondern auch die Nachhaltigkeit der<br />
Branche voranzutreiben.<br />
Mehr Grip: Design steigert<br />
die Performance<br />
<strong>Die</strong> Techniker der Hersteller suchen ständig<br />
nach Wegen, um das Design und Ma-<br />
<strong>Die</strong> TTC konzentriert sich auf relevante Trends und Fokusthemen,<br />
die Zukunftsaussichten und Geschaftspotenziale bieten<br />
Über eine Milliarde Kraftfahrzeuge waren<br />
im Jahr 2023 weltweit zugelassen. Nachhaltige<br />
Produktions- und Verwertungsprozesse<br />
sind daher ein Fokusthema für die<br />
Reifenindustrie. Schon länger arbeitet die<br />
Branche an intelligenten Konzepten für<br />
die Entsorgung, Runderneuerung und Wiederverwertung<br />
von Altreifen. Gemeinsam<br />
mit der Forschung entwickelte Technologien<br />
ermöglichen mittlerweile das Recycling<br />
entlang der gesamten Lieferkette.<br />
12 www.diewirtschaft-koeln.de<br />
Foto: Koelnmesse GmbH/Thomas Klerx
Macher & Märkte |<br />
Mit neuen Thermolyseanlagen lassen sich<br />
Gummi und diverse Kunststoffe effizient<br />
wiederverwerten. Rezyklate wie Polyester<br />
aus alten PET-Flaschen oder Abfällen aus<br />
der Landwirtschaft haben einen wachsenden<br />
Anteil am Reifenmaterial. Neue Modelle<br />
bestehen teilweise schon zu einem<br />
überwiegenden Teil aus recycelten Materialien.<br />
Auch im Rennsport wird die Integration<br />
nachhaltiger Reifenkomponenten<br />
beschleunigt.<br />
Natürlich inspiriert:<br />
wachsender Anteil<br />
an Biomaterialien<br />
Für mehr Nachhaltigkeit setzt die Reifenbranche<br />
auch vermehrt auf biologische<br />
Inhaltsstoffe. Viele Hersteller zielen langfristig<br />
auf eine Produktion von Reifen aus<br />
vollständig recycelten oder biologisch erzeugten<br />
Materialien. Schon heute erfüllen<br />
Reifen mit einem hohen Anteil an Biomaterialien<br />
die gleichen Anforderungen wie konventionelle<br />
Modelle. Unter anderem werden<br />
die Vorprodukte für synthetischen Kautschuk<br />
aus Biomasse gewonnen. Auch biologische<br />
Materialien wie Naturkautschuk,<br />
Orangenschalen und Reishülsen oder Reifeninnenlack<br />
auf Wasserbasis kommen<br />
als umweltverträgliche Komponenten zum<br />
Einsatz. Von der Natur inspiriert sind indes<br />
nicht nur Biomaterialien, sondern auch<br />
neue Reifenprofile, die mehr Komfort und<br />
leisere Fahrtgeräusche ermöglichen.<br />
Gemeinsam für<br />
die Kreislaufwirtschaft<br />
Für eine noch effektivere Umsetzung der<br />
Nachhaltigkeitsbestrebungen innerhalb<br />
der Branche werden auch politische Regelungen<br />
auf europäischer Ebene angestrebt.<br />
Neben anderen Organisationen verfolgt das<br />
Innovationsforum Allianz Zukunft Altreifen<br />
(AZuR) diese Absicht. Hierfür soll eine<br />
Altreifen-Resolution unterzeichnet werden.<br />
Gefordert wird unter anderem, dass alle in<br />
der EU eingesetzten Reifen auch wiederverwendet<br />
oder Neureifen möglichst nachhaltig<br />
hergestellt werden müssen.<br />
Auch Koelnmesse<br />
setzt auf Nachhaltigkeit<br />
Ganz auf Nachhaltigkeit setzt auch die Koelnmesse<br />
und hat dazu eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie<br />
entwickelt. „Seit einem<br />
knappen Jahrzehnt nutzen wir am<br />
Messeplatz <strong>Köln</strong> bereits zahlreiche Möglichkeiten,<br />
um nachhaltig zu arbeiten.<br />
Jetzt kommen uns weitere technische Innovationen<br />
zugute, mit denen wir unser<br />
Messegelände noch klimaschonender<br />
bewirtschaften können. Nachhaltiges<br />
Messegeschäft wird so zum Treiber einer<br />
nachhaltigen <strong>Wirtschaft</strong>, in der die Koelnmesse<br />
zusätzlich zur eigenen Optimierung<br />
auch Ausstellenden hilft, ihre eigenen<br />
Klimaziele zu erreichen“, erläutert Prof.<br />
Dr. Christian Glasmacher, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung und Geschäftsbereichsleiter<br />
Corporate Development & Sustainability,<br />
am Ende des umfassenden Erarbeitungsprozesses<br />
der Strategie. Und ergänzt:<br />
„Nature, Events und Community – in<br />
diesen drei zentralen Handlungsfeldern<br />
bündeln wir unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten.<br />
Unser Ziel ist es, mit konkreten<br />
Schritten über die reine Klimaneutralität<br />
hinauszugehen und gemeinsam eine Zukunft<br />
zu gestalten, in der Verantwortung<br />
und Innovation zu konkreten Verbesserungen<br />
führen – im sozialen Umfeld oder<br />
in der Schonung wertvoller Ressourcen.“<br />
Bis 2028 Einsparung von<br />
5.800 Tonnen CO2<br />
Das Unternehmen plant unter anderem, seine<br />
Vorreiterrolle gemeinsam mit E.ON auszubauen.<br />
Ab 2028 – fünf Jahre früher als<br />
gedacht – sollen auf einem der größten innerstädtischen<br />
Messeareale der Welt jährlich<br />
5.800 Tonnen CO2 eingespart werden.<br />
E.ON und RheinEnergie ermöglichen dazu<br />
in Kooperation eine innovative und effektive<br />
Kombination von dezentraler Erzeugung<br />
und zentraler Fernwärmeversorgung.<br />
„Wir gehen die Verwirklichung unserer<br />
Nachhaltigkeitsziele mit einer konkreten<br />
Strategie an, die alle wirklich wesentlichen<br />
Hebel, mit denen Messegesellschaften den<br />
ökologischen Wandel vorantreiben können,<br />
optimiert. Der Energiebezug ist der<br />
wichtigste: Dafür stehen E.ON und RheinEnergie<br />
als starke Partner an unserer Seite.<br />
Gemeinsam gestalten wir eine Zukunft, in<br />
der Nachhaltigkeit und unternehmerischer<br />
Erfolg Hand in Hand gehen“, so Gerald Böse,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />
Koelnmesse GmbH.<br />
Auch für die Stadt <strong>Köln</strong> habe die Reduzierung<br />
von Treibhausgasen hohe Priorität,<br />
so Oberbürgermeisterin Henriette Reker.<br />
„<strong>Köln</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2<strong>03</strong>5<br />
klimaneutral zu werden. <strong>Die</strong>ses sehr ambitionierte<br />
Ziel werden wir nur erreichen,<br />
wenn viele konsequent und mutig handeln.<br />
<strong>Die</strong> Nachhaltigkeitsstrategie der Koelnmesse<br />
ist ein wichtiger Baustein auf<br />
unserem gemeinsamen Weg hin zur Klimaneutralität.“<br />
W<br />
Monika Eiden<br />
Foto: Koelnmesse GmbH/Thomas Klerx<br />
Foto: Koelnmesse GmbH/ Harald Fleissner<br />
Vom 4. bis 6. Juni 20<strong>24</strong> findet die Reifen-Messe THE TIRE COLOGNE statt<br />
Auf der TTC steht das Thema Nachhaltigkeit im Fokus<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 13
| Macher & Märkte<br />
WOHNRAUMFÖRDERUNG<br />
IN NRW 20<strong>24</strong><br />
Stadt <strong>Köln</strong> erhält mindestens 100 Millionen Euro aus dem Topf zur Wohnraumförderung<br />
Foto: photo 5000 – stock.adobe.com<br />
dramatisch ist die Verringerung verfügbarer<br />
geförderter Wohnungen, weil mehr Wohnungen<br />
aus der Mietpreisbindung fallen, als<br />
neu aufgenommen werden. Deshalb sind die<br />
aktuellen Möglichkeiten der Wohnraumförderung<br />
ein wichtiges Instrument für den sozialen<br />
Wohnungsbau. <strong>Die</strong> öffentliche Wohnraumförderung<br />
ist unabdingbar und muss<br />
weiter intensiviert werden, um für Menschen<br />
mit dem Bedarf bezahlbaren und verfügbaren<br />
Mietwohnraum zu schaffen“, erklärt Dr.<br />
Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Gesundheit<br />
und Wohnen der Stadt <strong>Köln</strong>.<br />
Förderung von selbst<br />
genutztem Wohneigentum<br />
In <strong>Köln</strong> bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist derzeit ein fast sinnloses Unterfangen<br />
Um bezahlbaren Wohnraum in <strong>Köln</strong> zu bauen und zu erhalten, erhält die Stadt Unterstützung<br />
durch die Wohnraumförderung 20<strong>24</strong> des Landes Nordrhein-Westfalen. Und<br />
das weiter auf hohem Niveau, denn 20<strong>24</strong> stehen in <strong>Köln</strong> Fördermittel in Höhe von<br />
mindestens 100 Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Wohnraum ist knapp und bezahlbaren<br />
Wohnraum zu finden, wird immer schwerer.<br />
In <strong>Köln</strong> ist dies derzeit ein fast sinnloses<br />
Unterfangen. Das Land Nordrhein-Westfalen<br />
unterstützt daher mit der öffentlichen Wohnraumförderung<br />
die Schaffung, Erhaltung<br />
sowie Modernisierung bezahlbaren Wohnraums<br />
für unterschiedliche Zielgruppen. Im<br />
Jahr 20<strong>24</strong> erhält der geförderte Wohnungsbau<br />
in Nordrhein-Westfalen eine Fördersumme<br />
von insgesamt 1,7 Milliarden Euro aus<br />
dem Topf der Wohnraumförderung NRW.<br />
<strong>Die</strong>s ist eine Erhöhung gegenüber 2023, denn<br />
im Vorjahr belief sich der Betrag noch auf 1,6<br />
Milliarden Euro.<br />
<strong>Köln</strong> erhält davon fünf Millionen Euro mehr<br />
als im Vorjahr, nämlich nun 100 Millionen<br />
Euro. Ist diese Summe ausgeschöpft, kann<br />
die Stadt jedoch noch weiteres Budget beim<br />
Ministerium für Heimat, Kommunales,<br />
Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
anfordern. <strong>Die</strong> Finanzierung<br />
der Wohnraumförderung erfolgt mit<br />
Kreditmitteln der NRW-Bank, mit Haushaltsmitteln<br />
des Landes sowie mit Bundesfinanzhilfen.<br />
Der größte Teil der 1,7 Milliarden,<br />
nämlich 900 Millionen Euro, ist dabei<br />
für die Neuschaffung von Mietwohnungen<br />
sowie für Wohnraum in Einrichtungen für<br />
Menschen mit Behinderung vorgesehen.<br />
Bewilligungsmiete für<br />
Sozialwohnungen erhöht<br />
Wer Sozialwohnungen errichtet oder modernisiert,<br />
erhält Fördermittel vom Staat, verpflichtet<br />
sich damit allerdings im Gegenzug<br />
dazu, für diese Wohnungen maximal die<br />
sogenannte Bewilligungsmiete anzusetzen.<br />
<strong>Die</strong> Höhe richtet sich dabei unter anderem<br />
nach Einkommensstufe und Lage der Wohnung.<br />
<strong>Die</strong>se Bewilligungsmieten werden nun<br />
im Rahmen der Wohnraumförderung NRW<br />
20<strong>24</strong> angehoben. Für die Einkommensgruppe<br />
A wurde sie um 0,75 Euro auf 7,85 Euro<br />
je Quadratmeter Wohnfläche und Monat erhöht.<br />
Für die Einkommensgruppe B liegt die<br />
Bewilligungsmiete nun bei neun Euro je Quadratmeter<br />
Wohnfläche und Monat und steigt<br />
damit um einen Euro gegenüber dem Vorjahr.<br />
Sie kann zudem auch jetzt für modernisierten<br />
Mietwohnraum angesetzt werden.<br />
„Wir erleben, auch bedingt durch steigende<br />
Baukosten, einen sich drastisch zuspitzenden<br />
Mangel an Wohnraum. Ganz besonders<br />
Auch selbst genutztes Wohneigentum zu erwerben<br />
bzw. zu bauen wird für Menschen,<br />
die unterhalb bestimmter Einkommensgrenzen<br />
liegen, erleichtert. So konnten diese<br />
bisher schon ein zinsgünstiges Darlehen<br />
der NRW.BANK erhalten. Als Reaktion auf<br />
die gestiegenen Baukosten wurden die Darlehensbeträge<br />
je nach Einkommenssituation<br />
auf Grunddarlehen zwischen 59.000 Euro<br />
und 184.000 Euro angehoben.<br />
Nachhaltiges Bauen:<br />
Gebäuderessourcenpass<br />
wird erprobt<br />
Nordrhein-Westfalen will im laufenden Jahr<br />
die Verbreitung des digitalen Gebäuderessourcenpasses<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Nachhaltiges Bauen voranbringen, um<br />
ressourcenschonende „zirkuläre“ Bauweisen<br />
zu fördern. Im digitalen Gebäuderessourcenpass<br />
werden verbaute Materialien und Produkte,<br />
deren Qualität und Recyclingpotenzial<br />
sowie die Öko- und Klimabilanz festgehalten.<br />
Bei insgesamt zehn Bauvorhaben in NRW<br />
soll die Erfassung der Daten erprobt werden.<br />
Um Abläufe öffentlich geförderten Wohnungsbaus<br />
zu vereinfachen, soll zudem die<br />
Bürokratie abgebaut werden. So werden<br />
Bereiche von Förderungen aus drei unterschiedlichen<br />
Richtlinien in einer Förderrichtlinie<br />
zusammengefasst. W<br />
Monika Eiden<br />
14 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte |<br />
IMMOBILIEN-KAUFPREISE<br />
IN KÖLN<br />
<strong>Die</strong> Grundstückskäufe in <strong>Köln</strong> sind im Jahr 2023 auf ein Rekordtief gesunken<br />
Im Jahr 2023 sanken sowohl die Nachfrage als auch die Kaufpreise von Immobilien in <strong>Köln</strong><br />
Vor allem Umstände wie steigende Zinsen und Baukosten sowie eine anhaltend hohe<br />
Inflation prägten den <strong>Köln</strong>er Immobilienmarkt im Jahr 2023. <strong>Die</strong> Nachfrage und damit<br />
auch die Kaufpreise von Immobilien sanken. Damit sank auch die Zahl der Grundstückskäufe<br />
auf ein Rekordtief. <strong>Die</strong>s geht aus dem Grundstücksmarktbericht 20<strong>24</strong> der<br />
Stadt <strong>Köln</strong> hervor.<br />
Zudem gab es eine allgemeine Verunsicherung<br />
der Beteiligten am <strong>Köln</strong>er Immobilienmarkt<br />
aufgrund der veränderten<br />
wirtschaftlichen und weltpolitischen Rahmenbedingungen,<br />
was die Nachfrage nach<br />
Immobilien ebenfalls deutlich dämpfte. Betroffen<br />
vom Rückgang der Kaufpreise im<br />
Vergleich zum Vorjahr sind fast alle Teilmärkte<br />
des Immobilienmarktes.<br />
Kaufpreise für gebrauchte<br />
Eigentumswohnungen<br />
gesunken<br />
So auch im zahlenmäßig größten Teilmarkt,<br />
den Eigentumswohnungen, die mit rund 64<br />
Prozent die Mehrheit aller Transaktionen<br />
im Bereich Wohnimmobilien ausmachen.<br />
Hier wurden im vergangenen Jahr 3.851<br />
Kaufverträge über Wohnungs- und Teileigentum<br />
abgeschlossen, das waren 530 weniger<br />
als im Jahr 2022. Dementsprechend<br />
ging der Geldumsatz um 299 Millionen Euro<br />
auf rund 1.156 Millionen Euro zurück.<br />
Im Jahr 2022 wurde eine gebrauchte Eigentumswohnung<br />
noch für durchschnittlich<br />
4.520 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche<br />
verkauft. Im vorigen Jahr sank der Kaufpreis<br />
auf rund 4.160 Euro pro Quadratmeter<br />
Wohnfläche, das sind 8,3 Prozent weniger<br />
als im Vorjahr.<br />
Bei neu gebauten Eigentumswohnungen<br />
ist der Markt fast zum Erliegen gekommen.<br />
Es gab nur noch eine leichte Preissteigerung<br />
von 5,5 Prozent im Vergleich zum<br />
Vorjahr. Lediglich 149 Neubauwohnungen<br />
wurden verkauft für einen durchschnittlichen<br />
Kaufpreis von 7.150 Euro pro Quadratmeter.<br />
<strong>Die</strong> teuerste Eigentumswohnung der Stadt<br />
wurde im <strong>Köln</strong>er Stadtteil Altstadt/Süd<br />
verkauft, wobei der Spitzenpreis bei über<br />
20.540 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche<br />
lag.<br />
Im Stadtgebiet von <strong>Köln</strong> wurden im Jahr<br />
2023 1.111 Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
verkauft, 66 weniger als im Jahr 2022. Im<br />
Durchschnitt kostete ein Einfamilienhaus<br />
vergangenes Jahr 667.402 Euro. Das sind<br />
8,6 Prozent als im Vorjahr. Zu beachten ist<br />
hier, dass sich die Kaufpreise in den einzelnen<br />
Stadtteilen erheblich unterscheiden.<br />
Das teuerste Einfamilienhaus wurde im<br />
Foto: HNFOTO – stock.adobe.com<br />
Stadtteil Müngersdorf verkauft für einen<br />
Kaufpreis von etwa 6,2 Millionen Euro. Insgesamt<br />
betrug das Kaufpreisvolumen rund<br />
683 Millionen Euro gegenüber 8<strong>03</strong> Millionen<br />
Euro im Jahr 2022.<br />
Auch die Anzahl verkaufter Mietwohnhäuser<br />
ist zurückgegangen. 476 Kaufverträge<br />
mit einem Kaufpreisvolumen von etwa<br />
682 Millionen Euro wurden abgeschlossen.<br />
2022 waren es noch 493 Verkäufe mit einem<br />
Volumen von 838 Millionen Euro. Beim<br />
Kauf eines Mehrfamilienhauses musste im<br />
Jahr 2022 das 27-Fache der Jahresrohmiete<br />
gezahlt werden. Im vergangenen Jahr war<br />
es nur noch die 22-fache Jahresrohmiete,<br />
ein Rückgang von fünf Jahresrohmieten.<br />
Baulandpreise ebenfalls<br />
gesunken<br />
<strong>Die</strong> Bodenrichtwerte für Ein- und Zweifamilienhausbaugrundstücke<br />
im <strong>Köln</strong>er Stadtgebiet<br />
sind im vergangenen Jahr gegenüber<br />
dem Vorjahr um zehn Prozent gesunken.<br />
Für unbebaute Mehrfamilienhausbaugrundstücke<br />
sanken die Bodenrichtwerte<br />
sogar um 15 Prozent. Ebenfalls um 15 Prozent<br />
fielen die Richtwerte für Geschäfts- sowie<br />
Bürolagen, während die Werte für das<br />
produzierende Gewerbe stabil blieben.<br />
Derzeit kosten typische baureife Grundstücke<br />
für Doppelhaushälften und Reihenendhäuser<br />
durchschnittlich ca. 1.910 Euro<br />
pro Quadratmeter in guter bis sehr guter<br />
Lage. In mittlerer Lage liegt der Preis bei<br />
950 Euro und in mäßiger Lage bei 560<br />
Euro pro Quadratmeter. Baugrundstücke,<br />
die für den Geschosswohnungsbau vorgesehen<br />
sind, liegen preislich bei 1.190 Euro<br />
pro Quadratmeter in guter Lage, 1.080<br />
Euro pro Quadratmeter in mittlerer Lage<br />
und 850 Euro pro Quadratmeter in mäßiger<br />
Lage. Soll auf den Grundstücken Wohnungseigentum<br />
errichtet werden, liegt der<br />
Bodenwert im Durchschnitt um 50 Prozent<br />
höher. <strong>Die</strong> Immobilienrichtwerte werden<br />
von Experten aus der Kaufpreissammlung<br />
abgeleitet. Der Gutachterausschuss beschließt<br />
diese stichtagsbezogen dann als<br />
Wert in Euro pro Quadratmeter. W<br />
Monika Eiden<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 15
| Macher & Märkte<br />
JUNGE MENSCHEN IN<br />
AUSBILDUNG BRINGEN<br />
DIE FAMILIENUNTERNEHMER fordern, gemeinsam junge Menschen<br />
wieder für Berufsausbildung zu begeistern<br />
Beim gut besuchten Parlamentarischen Abend der Familienunternehmer Nordrhein-Westfalen:<br />
die Unternehmer David Zülow (1. v. l.) und Veit Ulbricht (ganz rechts) mit Rainer Schmeltzer,<br />
Vizepräsident des Landtags (2. v. l.), und Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (3. v. l.)<br />
Beim jährlich stattfindenden Parlamentarischen Abend, zu dem der <strong>Wirtschaft</strong>sverband<br />
DIE FAMILIENUNTERNEHMER NRW zusammen mit DIE JUNGEN UNTERNEH-<br />
MER eingeladen hat, wurde angeregt über die Zukunft des <strong>Wirtschaft</strong>sstandortes<br />
NRW, den Fachkräftemangel und wie man diesem begegnen kann, diskutiert.<br />
Foto: DIE FAMILIENUNTENEHMER / Meike Schrömbgens<br />
Welche Weichenstellungen sind nötig, um<br />
den <strong>Wirtschaft</strong>sstandort NRW attraktiv zu<br />
halten? Darüber diskutierten beim Parlamentarischen<br />
Abend die Familienunternehmer<br />
sowie Mitglieder des Landestages<br />
und der Landesregierung. Insgesamt waren<br />
114 Teilnehmer vor Ort, davon 78 Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer sowie<br />
36 Politikerinnen und Politiker. Als Vertreter<br />
des Landtages war Vizepräsident Rainer<br />
Schmeltzer anwesend, der auch den Abend<br />
eröffnete.<br />
Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit,<br />
Gesundheit und Soziales, sprach als Mitglied<br />
der Landesregierung zu den Gästen.<br />
In seiner Rede zur <strong>Wirtschaft</strong>slage in<br />
NRW wies er auf die Bedeutung mangelnder<br />
Fläche für <strong>Wirtschaft</strong>swachstum und<br />
Wohnraum hin: „Unternehmen müssen<br />
vor Ort auch in der Fläche wachsen können<br />
– Wachstum und Arbeit haben auch<br />
immer etwas mit Fläche zu tun! <strong>Wirtschaft</strong><br />
braucht Platz zur Entfaltung und Wohnraum<br />
für die Arbeitskräfte, die dazugehören.“<br />
In vielen Diskussionen und Gesprächen<br />
wurde jedoch klar, welche großen<br />
Probleme vor allem der anhaltende Fachkräftemangel<br />
sowie die hohen Lohnnebenkosten<br />
für Unternehmen in NRW darstellen.<br />
So berichtete David Zülow, Landesvorsitzender<br />
von DIE FAMILIENUNTERNEHMER<br />
in NRW, über seine Erfahrungen in seiner<br />
Elektrotechnikfirma. Das Unternehmen,<br />
welches rund 350 Mitarbeiter in Neuss beschäftigt,<br />
sucht händeringend jedes Jahr<br />
wieder nach Auszubildenden, um diese zu<br />
Fachkräften weiterzubilden. Und so ergeht<br />
es vielen Unternehmen in Deutschland. „Es<br />
muss uns gemeinsam gelingen, junge Menschen<br />
wieder für eine Berufsausbildung zu<br />
begeistern! Hier sind Gesellschaft, Unternehmen<br />
und Politik gefragt. Aber das schaffen<br />
wir nicht, wenn Schüler zu wenig über<br />
die Chancen und Möglichkeiten von Ausbildungsberufen<br />
erfahren“, so David Zülow.<br />
Eine weitere Erschwernis sieht er in den Tarifvorgaben,<br />
die ungelernten Arbeitskräften<br />
das gleiche Lohnniveau garantierten wie<br />
Menschen, die eine Berufsausbildung absolviert<br />
hätten und so zu Fachkräften ausgebildet<br />
wurden. Solche Fehlanreize, so Zülow,<br />
verbauten jungen Menschen wichtige<br />
Aufstiegschancen und zerstörten auf Dauer<br />
die Produktivität der Betriebe. Zudem kritisierte<br />
er die „utopischen“ Lohnsteigerungen,<br />
die die Gewerkschaft Verdi fordere,<br />
während ganze Industrie- und <strong>Wirtschaft</strong>szweige<br />
ins Ausland verlagert würden, weil<br />
sich die Unternehmen den Standort NRW<br />
und Deutschland nicht mehr leisten könnten.<br />
„Was wir jetzt brauchen, ist eine Solidarität<br />
zwischen den Arbeitnehmern! Wir<br />
Familienunternehmer haben nicht vor, hier<br />
wegzugehen, und ebenso wenig wollen das<br />
unsere Mitarbeiter. Deshalb machen wir<br />
uns dafür stark, jede Arbeitskraft hier vor<br />
Ort zu halten“, erklärte er in seiner Ansprache.<br />
Als problematisch empfindet der Landesvorsitzende<br />
von DIE FAMILIENUNTER-<br />
NEHMER zudem die Rolle der Schulen: „Bei<br />
den Angeboten für Ausbildungsplätze sind<br />
Familienunternehmer einsame Spitzenreiter.<br />
Aber solange das Märchen der besseren<br />
Einkommens- und Aufstiegschancen<br />
für Akademiker eisern an unseren Schulen<br />
weiterverbreitet wird, bleibt es ein Kampf<br />
gegen Windmühlen.“<br />
Veit Ulbricht, Landesvorsitzender von DIE<br />
JUNGEN UNTERNEHMER in NRW, sprach<br />
in seiner Rede über die Lage der jungen Generation:<br />
„Ich würde mir wünschen, dass<br />
mehr junge Menschen eine Zukunft in Ausbildungsberufen<br />
gerade in Familienunternehmen<br />
in NRW sehen. Dafür müssen aber<br />
Reformen vorangetrieben werden, damit<br />
ihr Gehalt nicht durch immer weiter steigende<br />
Beiträge oder steuerliche Zuschüsse<br />
zu den sozialen Sicherungssystemen<br />
aufgefressen wird.“ Er wies darauf hin,<br />
dass noch mehr Fachkräfte fehlen werden,<br />
wenn die Baby-Boomer-Generation in den<br />
nächsten Jahren in Rente geht. „<strong>Die</strong> Politik<br />
hat nur noch sehr wenig Zeit, die Weichen<br />
für stabil finanzierte Sozialsysteme zu stellen“,<br />
warnte er. W<br />
Monika Eiden<br />
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SAUBERE LUFT<br />
Innovativer Stickoxid-Filter in <strong>Köln</strong><br />
Foto: Ulrik Eichentopf, Stiftung Lebendige Stadt<br />
den über 4400 recycelte PET-Flaschen und<br />
für die Unterkonstruktion Aluminium mit<br />
einem 75-prozentigen Recyclinganteil verwendet.<br />
Auf den Einsatz von Klebestoffen<br />
wurde verzichtet. Damit kann die Textilfassade<br />
später potenziell recycelt werden.<br />
Der photokatalytische Luftfilter besteht<br />
aus zwei bedruckten Membranflächen der<br />
Größe von jeweils 8 mal 20 Metern und ist<br />
dazu mit einer digitalen Messtechnik ausgestattet.<br />
<strong>Die</strong> vierspurige Straße direkt am<br />
Neumarkt in <strong>Köln</strong> liefert dafür eine Umgebung,<br />
an der viele Abgase und mehr ausgestoßen<br />
werden. Durch die Messtechnik<br />
wird die Luftqualität ein Jahr lang vor und<br />
hinter der Membran gemessen, um die<br />
luftreinigende Filterleistung auszuwerten<br />
und zu dokumentieren. Noch ein Clou:<br />
<strong>Die</strong> bei der Umwandlung in unschädliche<br />
Stoffe entstehenden Substanzen dienen,<br />
angereichert mit Regenwasser, als Mineralstoffe<br />
für nährstoffarme Böden oder für<br />
die Gebäudebegrünung. Wissenschaftliche<br />
Untersuchungen belegen den positiven Effekt.<br />
Befinden sich gesundheitsschädliche<br />
Luftschadstoffe, wie z. B. Stickoxide, in der<br />
Nähe der Fassade, setzt unter UV-Licht die<br />
Photokatalyse ein. Durch Oxidationsprozesse<br />
werden die Schadstoffe in unschädliche<br />
Salze umgewandelt und verbleiben zunächst<br />
auf der Fassadenoberfläche. Beim<br />
nächsten Regen werden diese von der<br />
Oberfläche abgewaschen. Sie können auf<br />
natürlichem Weg in den Boden versickern<br />
oder eben kontrolliert als nährstoffreiches<br />
Gießwasser für Pflanzen aufgefangen und<br />
genutzt werden. <strong>Die</strong> textile Membran hat<br />
den zusätzlichen Vorteil, dass sie auch<br />
vor Fenstern angebracht werden kann. So<br />
schützt sie das Gebäude vor Überhitzung.<br />
Dadurch kann der Energieaufwand für die<br />
Kühlung der Innenräume erheblich reduziert<br />
und CO 2<br />
-Emissionen können gesenkt<br />
werden. Gleichzeitig ermöglichen die mikroperforierten<br />
Membranen eine nahezu<br />
ungehinderte Sicht von innen nach außen.<br />
Öffentliche und<br />
private Investitionen<br />
(v.l.) Andreas Engelhardt (Persönlich haftender Gesellschafter der<br />
Schüco International KG), Oberbürgermeisterin Henriette Reker und<br />
Dr. Andreas Mattner (Vorstandsvorsitzender Stiftung Lebendige Stadt)<br />
Um die Luft der <strong>Köln</strong>er Innenstadt von Stickoxiden zu reinigen, haben das Unternehmen<br />
Schüco, die Stadt <strong>Köln</strong> und die Stiftung „Lebendige Stadt“ am 2. April ein<br />
Umwelt-Pilotprojekt in <strong>Köln</strong> gestartet. Um das zu erreichen, wurde eine stickoxidbindende<br />
Textilfassade an das Gebäude der Volkshochschule in der Cäcilienstraße 35<br />
nahe dem Neumarkt angebracht.<br />
Wie funktioniert der Filter? Gesundheits-<br />
und umweltschädliche Nitrate werden<br />
durch die Fassade mit den dort angebrachten<br />
Wirkstoffen gefiltert und in<br />
unschädliche Nitrate umgewandelt. <strong>Die</strong>ses<br />
Umwelt-Pilotprojekt in <strong>Köln</strong> ist eine<br />
Innovation und soll auch andere Städte<br />
inspirieren. Bereits bei einer langfristigen<br />
NO2-Exposition ab 20 μg/m3 gibt es gesundheitliche<br />
Auswirkungen, zudem steigt<br />
das Mortalitätsrisiko. Luftverschmutzung<br />
ist nach wie vor die häufigste umweltbedingte<br />
Ursache für vorzeitige Todesfälle in<br />
der EU mit etwa 300.000 vorzeitigen Todesfällen<br />
pro Jahr. <strong>Die</strong> Textilfassade des<br />
Projekts ist aus wiederverwerteten Materialien<br />
hergestellt: Für ihre Produktion wur-<br />
<strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> hat hierzu eine Kooperation<br />
mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ und dem<br />
Unternehmen Schüco International KG geschlossen.<br />
<strong>Die</strong> Schüco Gruppe mit Hauptsitz<br />
in Bielefeld entwickelt und vertreibt<br />
Systemlösungen aus Aluminium, Stahl<br />
und Kunststoff für Gebäudehüllen. Zum<br />
Produktportfolio gehören Fenster-, Tür-,<br />
Fassaden-, Lüftungs-, Sicherheits- und Sonnenschutzsysteme.<br />
Intelligente und vernetzbare<br />
Produkte runden das Angebot für<br />
Wohn- und Objektbauten ab. Darüber hinaus<br />
bietet Schüco Beratung und digitale<br />
Lösungen für alle Phasen eines Bauprojektes.<br />
Schüco finanziert die Herstellung und<br />
Montage der Membran mit rund 250.000<br />
Euro und hat dafür die münsterländische<br />
Fassadenfirma Hillebrandt beauftragt. <strong>Die</strong><br />
Stiftung „Lebendige Stadt“ finanziert mit<br />
rund 100.000 Euro die fortlaufende Messung<br />
und Auswertung der Ergebnisse und<br />
hat damit das renommierte Forschungszentrum<br />
Jülich beauftragt. <strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong><br />
stellt die Fassadenfläche bereit und erstattet<br />
die anfallenden Gebühren in Höhe von<br />
rund 20.000 Euro. W<br />
Karoline Sielski<br />
18 www.diewirtschaft-koeln.de
f<br />
Macher & Märkte |<br />
EIN TEURES DACH<br />
ÜBERM KOPF?<br />
Foto: Andreas Dobslaff<br />
Wohnbaupläne der Stadt <strong>Köln</strong><br />
<strong>Köln</strong> braucht weiterhin mehr bezahlbare Wohneinheiten<br />
<strong>Die</strong> Wohnbaubranche stagniert enorm, viele Bauvorhaben wurden unterbrochen.<br />
<strong>Köln</strong> ist laut einer aktuellen Studie des Instituts der Deutschen <strong>Wirtschaft</strong> auf Platz<br />
14 der teuersten Städte Deutschlands – vor allem wegen der Wohnkosten. So fragen<br />
wir die Stadt <strong>Köln</strong>: Was wird in puncto Wohnbau in <strong>Köln</strong> getan, um den Wohnungsmarkt<br />
zu entspannen?<br />
<strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> stellt drei zentrale Punkte<br />
in den Fokus: das Maßnahmenpaket „Wohnungsbau<br />
stärken“, die Neuaufstellung des<br />
<strong>Köln</strong>er Wohnbündnisses und das Wohnbauforum.<br />
<strong>Die</strong> schwierige Situation auf<br />
dem Wohnungsmarkt sei im <strong>Köln</strong>er Wohnungsbauforum<br />
im Juni 2023 erörtert worden<br />
und die Verwaltung habe den Auftrag<br />
erhalten, einen Prozess zur Stärkung des<br />
Wohnungsbaus durchzuführen. <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaft</strong>lichkeit<br />
von Wohnbauprojekten solle<br />
letztlich erhöht werden. Das neu aufzustellende<br />
Wohnbündnis wird als Vereinbarung<br />
zwischen der Verwaltung, der Wohnungswirtschaft<br />
und der Politik konzipiert und<br />
verfolgt das übergeordnete Ziel, bezahlbaren<br />
Wohnraum in <strong>Köln</strong> zu schaffen und<br />
den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten.<br />
Im <strong>Köln</strong>er Wohnbündnis wird dokumentiert,<br />
mit welchen Beiträgen sich die<br />
jeweiligen Institutionen einbringen können<br />
mit dem Ziel, den Wohnstandort <strong>Köln</strong><br />
zu stärken und zu profilieren. Der Prozess<br />
zur Neuaufstellung des Wohnbündnisses<br />
solle ab dem 2. Quartal 20<strong>24</strong> erfolgen. Das<br />
Wohnungsbauforum <strong>Köln</strong>, beschlossen in<br />
2004, stellt eine Austauschplattform dar<br />
und ist ein Beratungsgremium zu aktuellen<br />
wohnungspolitischen Fragestellungen.<br />
In ihm sind öffentliche und private Akteure<br />
der Wohnungswirtschaft, Vertreter der<br />
größten Fraktionen im <strong>Köln</strong>er Rat und die<br />
Verwaltung der Stadt <strong>Köln</strong> vertreten. Viele<br />
Wohnungssuchende in <strong>Köln</strong> beruhigt dies<br />
wahrscheinlich nicht direkt, wenn sie die<br />
aktuellen Preise für Mietwohnungen und<br />
Kaufobjekte sehen. Wir fragten die Stadt,<br />
welche Projekte sie derzeit besonders im<br />
Blick hat. Derzeit seien insbesondere die<br />
großen Stadtentwicklungsprojekte im Fokus,<br />
bei denen die Stadt zukünftig über<br />
1.500 bis 4.000 Wohneinheiten schaffen<br />
will. Projekte wie Rondorf Nord-West,<br />
der Deutzer Hafen, die Entwicklung des<br />
Max-Becker-Areals, die Parkstadt Süd oder<br />
auch der zukünftig neue Stadtteil Kreuzfeld<br />
sollen Wohnraum ermöglichen. Darüber<br />
hinaus gäbe es auch fast 100 Projekte<br />
im Stadtplanungsamt, in denen in großen<br />
Teilen Planrecht für Wohnungsbau in kleineren<br />
Gebieten geschaffen werden soll. Wir<br />
fragten noch, ob es neue Sozialbauprojekte<br />
gibt – das Dezernat für Planen und Bauen<br />
sagt hierzu: „Im Rahmen des Kooperativen<br />
Baulandmodells ist in jedem bebauungsplanbedürftigen<br />
Neubauvorhaben, welches<br />
ab einer Größenordnung von 1.800 m² Geschossfläche<br />
Baurecht für Wohnzwecke<br />
Foto: Tatjana Balzer – stock.adobe.com<br />
Dezernent Markus Greitemann,<br />
Dezernat IV Planen und Bauen<br />
schafft, ein Anteil von mindestens 30 Prozent<br />
für geförderten Wohnungsbau vorzusehen.“<br />
Und weiter sagt die Stadt: „Auch<br />
Wohngebäude, die nach § 34 Baugesetzbuch<br />
errichtet werden sollen, können im<br />
öffentlich geförderten Wohnungsbau errichtet<br />
werden. Darauf wirkt die Verwaltung<br />
im Rahmen ihrer Beratung von Bauwilligen<br />
hin. Im Jahr 2023 konnten im<br />
Mietwohnungsbau Förderzusagen für insgesamt<br />
531 Wohnungen in 16 Bauprojekten<br />
mit Mietpreis- und Belegungsbindungen für<br />
Haushalte mit Wohnberechtigungsschein<br />
erteilt werden. Um das Angebot an bezahlbarem<br />
Wohnraum in <strong>Köln</strong> zu verbessern,<br />
errichtet das Amt für Wohnungswesen der<br />
Stadt <strong>Köln</strong> selbst auch öffentlich geförderten<br />
Wohnungsbau auf städtischen Grundstücken:<br />
Vor Kurzem fertiggestellt wurden<br />
die Bauvorhaben Pater-Prinz-Weg 13-16 und<br />
Langenbergstr. <strong>24</strong>. Im Bau befinden sich die<br />
Vorhaben Houdainer Str. 72-72a (geplante<br />
Fertigstellung III. Quartal 20<strong>24</strong>), Deutzer<br />
Weg 1-3 (geplante Fertigstellung IV. Quartal<br />
2025), Lachemer Weg 11 (geplante Fertigstellung<br />
I. Quartal 2025). Darüber hinaus<br />
liegen Baubeschlüsse für die Vorhaben Berliner<br />
Str. 219a, Brohler Str., Kolmarer Str.<br />
55 vor. Für ein städtisches Neubauvorhaben<br />
an der Trierer Str. hat der Rat in seiner<br />
Sitzung am 06.02.20<strong>24</strong> den erforderlichen<br />
Planungsbeschluss gefasst.“ W<br />
02651 96200<br />
STAHL<br />
HALLEN<br />
Karoline Sielski<br />
Andre -Michels.de<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 19
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WIE TEUER IST KÖLN<br />
IM VERGLEICH?<br />
Lebenshaltungskosten in Deutschland<br />
Foto: bluedesign – stock.adobe.com<br />
Wohnen und bauen verschlingt hohe Summen<br />
Eine Studie des Instituts der Deutschen <strong>Wirtschaft</strong> (IW) und des Bundesinstituts für<br />
Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) aus dem Oktober 2023 veranschaulicht, wie<br />
die Lebenshaltungskosten in Deutschland verteilt sind. Wo sind Lebensmittel, Miete<br />
und Energie besonders günstig, wo besonders teuer? Wir vergleichen, wie teuer <strong>Köln</strong><br />
im Vergleich mit den 400 Kreisen und Städten der Studie ist.<br />
Ein Preisindex vergleicht Wohn- und Lebenshaltungskosten<br />
wie Strom, Gas und<br />
Miete sowie Lebensmittel. <strong>Die</strong> Daten hierzu<br />
wurden mit einem neuen Erhebungsansatz<br />
mit Big Data automatisiert gesammelt.<br />
Einen Index von 100 haben<br />
Braunschweig und der Landkreis Neumarkt<br />
in der Oberpfalz, da sie genau im<br />
Bundesdurchschnitt liegen. Keine Überraschung<br />
ist, dass München am teuersten ist<br />
(Indexwert 125) sowie auch der Landkreis<br />
München (Index 117), gefolgt von Frankfurt<br />
(116) und Stuttgart (115). Am günstigsten<br />
lebt es sich im sächsischen Vogtlandkreis<br />
(Index 90), im thüringischen<br />
Greiz (Index 90,5) und in Görlitz (90,6).<br />
Wenn man den Westen betrachtet, so ist<br />
Pirmasens in Rheinland-Pfalz am günstigsten<br />
(90,7). Über dem Durchschnitt liegt<br />
<strong>Köln</strong> mit einem Preisindex von 109,4, womit<br />
die Domstadt auf Platz 14 der teuersten<br />
Kreise liegt. <strong>Die</strong> Lebenshaltungskosten<br />
liegen hier 9,4 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt.<br />
Wie kommt das alles?<br />
Was treibt in <strong>Köln</strong><br />
die Preise?<br />
Auch keine Überraschung ist, dass vor allem<br />
die Wohnkosten den preistreibenden<br />
Unterschied machen. Einen Ausgleich dazu<br />
schafft das Wohngeld, welches Bedürftige<br />
entlastet, da es die regionalen Kostenunterschiede<br />
berücksichtigt. Allerdings kann<br />
in <strong>Köln</strong> über ein Jahr vergehen von Antragstellung<br />
bis zum Wohngeldbescheid,<br />
was verheerend für Wohngeldberechtigte<br />
sein kann, da sie nicht mit dem Wohngeld<br />
haushalten können. Einer der Gründe sind<br />
die Einführung des Wohngeld Plus zum 1.<br />
Januar 2023 und die damit steigenden Anträge,<br />
da dies mehr Wohngeldberechtigte<br />
bedeutete. Für diese Antragswelle hatte<br />
die Stadt <strong>Köln</strong> viel zu wenig Personal. Zu<br />
Anfang 20<strong>24</strong> stellte man mehr Bürokraten<br />
ein, die u. a. die liegen gebliebenen Anträge<br />
nacharbeiten sollten. Normalerweise<br />
hat ein Sachbearbeiter im <strong>Köln</strong>er Wohnamt<br />
sechs Monate Zeit, auf einen Antrag zu<br />
reagieren. Bis zum Bescheid kann da eine<br />
Menge Zeit vergehen, bis das Wohngeld auf<br />
dem Konto landet. Das sind skandalöse Zustände.<br />
<strong>Die</strong> fehlenden Wohnungen in <strong>Köln</strong><br />
wie überall im Land und der stagnierende<br />
Wohnbau aufgrund der gestiegenen Preise<br />
und damit die Wohnbaukrise verschärfen<br />
den Zustand dramatisch. Der bei den<br />
Wohnkosten günstigste Landkreis, Vogtlandkreis<br />
in Sachsen, weist einen Wert von<br />
68,0 auf und liegt damit 32 Prozent unter<br />
dem Bundesdurchschnitt. In <strong>Köln</strong> dagegen<br />
ist es normal, dass eine 39 Quadratmeter<br />
Wohnung mindestens 570 Euro warm kostet<br />
– und das nicht mal im Zentrum und<br />
auch schon vor Jahren. Vor vielen Jahren<br />
hielt man einen Quadratmeterpreis von<br />
10 Euro in <strong>Köln</strong> schon für hoch im Bundesvergleich,<br />
dies war ungefähr mal der<br />
Durchschnitt in <strong>Köln</strong>. Der Quadratmeterpreis<br />
lag zuletzt 2023 bei einer Wohnung<br />
bis 40 Quadratmeter in <strong>Köln</strong> laut Mietspiegel<br />
sogar bei durchschnittlich 15,71 Euro,<br />
bei einer Wohnung von 41 bis 60 Quadratmetern<br />
bei 13,47 Euro, am billigsten waren<br />
Wohnungen von 61 bis 90 Quadratmetern<br />
mit 13 Euro und Wohnungen über 90 Quadratmetern<br />
lagen 2023 bei durchschnittlich<br />
13,78 Euro pro Quadratmeter in <strong>Köln</strong>.<br />
20 www.diewirtschaft-koeln.de
<strong>Die</strong> Kaufpreise (Stichtag: 01.01.20<strong>24</strong>) für<br />
Wohnungen in <strong>Köln</strong>-Innenstadt liegen zwischen<br />
2<strong>24</strong>3 Euro und 3198 Euro pro Quadratmeter<br />
– im Durchschnitt kostet der<br />
Quadratmeter 2721 Euro. <strong>Die</strong> fünf teuersten<br />
Stadtteile in <strong>Köln</strong> – Altstadt und Neustadt-Süd,<br />
Altstadt und Neustadt-Nord,<br />
Braunsfeld, Lindenthal und Bayenthal –<br />
haben 2021 erstmals die Marke von 6.000<br />
Euro pro Quadratmeter geknackt. Hier kostete<br />
eine 80-Quadratmeter-Wohnung im<br />
vierten Quartal 2021 zwischen 486.000<br />
bis 511.000 Euro. Ein Haus im Zentrum<br />
von <strong>Köln</strong> ist kaum bezahlbar, selbst in<br />
<strong>Köln</strong>-Dellbrück fern des Zentrums kostet<br />
ein Haus aus den 50ern mit 120 Quadratmetern<br />
und Garten 700.000 Euro. <strong>Die</strong><br />
Preise für die übrigen Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
variieren in <strong>Köln</strong> weniger stark<br />
vom Bundesdurchschnitt und liegen bei<br />
einem Indexwert von 102,5. Lebensmittel<br />
und Energie sind also nicht Preistreiber.<br />
<strong>Köln</strong> ist am Ende dennoch eine der teuersten<br />
Städte Deutschlands, nur übertroffen<br />
von München, Frankfurt, Stuttgart und<br />
Hamburg.<br />
Wie sieht es im Rest des<br />
Landes aus?<br />
Laut der Studie des IW und des BBSR liegen<br />
in 274 Kreisen und kreisfreien Städten<br />
(68,5 % der administrativen Einheiten) die<br />
Lebenshaltungskosten unter dem Bundesdurchschnitt.<br />
Dort lebt etwas mehr als die<br />
Hälfte der Bevölkerung in Deutschland (55<br />
%). In einen sehr engen Bereich um das<br />
Bundesmittel, den Wertebereich von 98 bis<br />
unter 102, fällt ein Viertel der Landkreise<br />
Macher & Märkte |<br />
und kreisfreien Städte (25,3 %), in denen<br />
auch ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands<br />
lebt (25,7 %). <strong>Die</strong> 22 günstigsten<br />
Landkreise und kreisfreien Städte liegen<br />
zumeist fernab großer Städte, sodass sich<br />
ein zentral-peripherer Gradient ergibt. Besonders<br />
deutlich ist dies im Umfeld der<br />
Städte Frankfurt am Main, Stuttgart und<br />
München, aber auch im Rheinland anhand<br />
der Beispiele Bonn, <strong>Köln</strong> und Düsseldorf zu<br />
sehen: Je weiter die Landkreise von den urbanen<br />
Zentren entfernt liegen, desto niedriger<br />
sind ihre regionalen Preisindizes.<br />
<strong>Die</strong>s lässt sich auch um Berlin beobachten,<br />
wenngleich die Umlandkreise in ihrer administrativen<br />
Abgrenzung sowohl stadtnahe<br />
als auch ferne Kommunen umfassen.<br />
Das Stadt-Land-Gefälle ist deutlich. Umgekehrt:<br />
<strong>Die</strong> sieben einwohnerstärksten Städte<br />
Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main,<br />
Hamburg, <strong>Köln</strong>, München und Stuttgart<br />
haben mit Abstand den höchsten Durchschnittswert.<br />
Ein statistischer Zusammenhang<br />
ergibt sich mit der jährlichen Wachstumsrate<br />
der Bevölkerung von 2011 bis<br />
2021. Kreise und Städte mit Einwohnerverlusten<br />
liegen unter dem Durchschnitt von<br />
100, stark wachsende Kreise und Städte<br />
mit einem jährlichen Zuwachs von über 1<br />
Prozent weisen grundsätzlich höhere Werte<br />
beim Preisindex auf.<br />
Insgesamt überrascht es nicht, dass <strong>Köln</strong><br />
zu einer der teuersten Städte Deutschlands<br />
vor allem aufgrund der Wohnkosten gehört.<br />
Ähnlich sieht es in Berlin, Hamburg,<br />
Düsseldorf, Bonn und Frankfurt aus. Nur<br />
Stuttgart und München sind laut der Studie<br />
so oder so am teuersten. W<br />
Karoline Sielski<br />
Foto: ??? – stock.adobe.com<br />
ERNTEFRISCH VERARBEITET<br />
100% aus Österreich<br />
Bei Pollenallergie und<br />
Heuschnupfen:<br />
Aronia Konzentrat<br />
und<br />
Schwarzkümmelöl<br />
Sobald die ersten Frühblüher am Ende des<br />
Winters ihren Blütenstaub freigeben, setzt<br />
bei betroffenen Menschen die Überreaktion<br />
des Abwehrsystems gegen die Blütenpollen<br />
ein.<br />
<strong>Die</strong> Symptome sind vielfällig: Atemnot, verstopfte<br />
Nase mit Fließschnupfen und Niesanfällen,<br />
gerötete, brennende, tränende<br />
Augen. Dazu gesellen sich Kratzen im Hals,<br />
Gliederschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit,<br />
juckende Schwellungen im Gesicht<br />
und Lichtempfindlichkeit. Über die Jahre<br />
können sich Symptome in die Lunge verlagern<br />
und bei Immunschwachen ein allergisches<br />
Asthma auslösen.<br />
WICHTIG:<br />
Immunssytem durch<br />
bioaktive Pflanzenstoffe<br />
stärken:<br />
täglich 1 EL Aronia Konzentrat,<br />
es enthält das<br />
Spurenelement Mangan,<br />
das die Zellen vor oxidativen<br />
Stress schützt, beiträgt<br />
zu einem normalen<br />
Energiestoffwechsel, zur<br />
Erhaltung normaler Knochen<br />
und zur Bindegewebsbildung.<br />
Zusätzlich täglich 1 TL kaltgepresstes<br />
Schwarzkümmelöl, mit wertvollen<br />
Fettsäuren und ätherischen Ölen.<br />
Es wirkt immunmodulierend und histaminsenkend<br />
und trägt damit zur Linderung der<br />
Beschwerden bei. Prophylaktisch, 3 Monate<br />
vor dem ersten Pollenflug, hat sich die<br />
Mischung sehr bewährt.<br />
<strong>Köln</strong> ist auf Platz 14 der teuersten deutschen Städte<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 21<br />
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| Branchen & Betriebe<br />
DAS GANZ BESONDERE<br />
KÖLN-GEFÜHL<br />
<strong>Die</strong> <strong>Köln</strong>Tourismus GmbH ist mit ihrer qualitativen Entwicklung des Tourismus auf dem richtigen Weg<br />
Foto: Alex Weis<br />
→ Zielgruppenorientierung in unserer Arbeit<br />
→ Überprüfung des Marketinginstrumentariums<br />
→ Integration des MICE-Tourismus in die<br />
Gesamtstrategie<br />
→ Forcierung der Digitalisierung in der Arbeit<br />
und im Unternehmen<br />
Alle vier Punkte sind in Arbeit und ich kann<br />
mich in Sachen Visionen realisieren nicht<br />
beklagen.<br />
w: Wie würden Sie jemandem<br />
<strong>Köln</strong> als Reiseziel schmackhaft<br />
machen, der noch nie von dieser Stadt<br />
gehört hat?<br />
w sprach mit Dr. Jürgen Amann, Geschäftsführer der <strong>Köln</strong>Tourismus GmbH,<br />
unter anderem über die Ziele der Destinationsmanagement-Organisation<br />
Seit 2020 ist Dr. Jürgen Amann Geschäftsführer der <strong>Köln</strong>Tourismus GmbH, der Destinationsmanagement-Organisation<br />
für die Stadt <strong>Köln</strong>. w sprach mit<br />
ihm unter anderem über seine Motivation, nach <strong>Köln</strong> zu kommen, die Entwicklung<br />
der Domstadt nach der Coronapandemie sowie über die strategische Neuausrichtung<br />
und Ziele der <strong>Köln</strong>Tourismus GmbH.<br />
w: Herr Amann, was hat<br />
Sie damals dazu gebracht, nach <strong>Köln</strong> zu<br />
kommen? Was fasziniert Sie an unserer<br />
Stadt?<br />
Dr. Jürgen Amann: Das <strong>Köln</strong>-Gefühl – es hat<br />
für mich etwas ganz Besonderes, Unnachahmliches<br />
und Authentisches. Auf einer<br />
professionellen Ebene haben mich die Angebotsstärken<br />
und Entwicklungspotenziale<br />
von <strong>Köln</strong> gereizt. Ich war und bin der festen<br />
Überzeugung, dass man <strong>Köln</strong> im freizeittouristischen<br />
Bereich durch eine weitere<br />
Schärfung des Markenprofils noch<br />
weiter stärken kann. Und im Geschäftsreisebereich<br />
bieten sich uns durch das zu meinem<br />
Antritt bereits in Planung befindliche<br />
Confex spannende Möglichkeiten in <strong>Köln</strong>.<br />
w: Sie haben wenige<br />
Wochen vor Ausbruch der Coronapandemie<br />
2020 Ihren jetzigen Job angetreten. Wie<br />
haben Sie <strong>Köln</strong>Tourismus und das Cologne<br />
Convention Bureau durch diese turbulente<br />
Zeit navigiert und welche Visionen konnten<br />
Sie realisieren?<br />
Dr. Jürgen Amann: Das war natürlich keine<br />
wünschenswerte Situation und doch haben<br />
wir etwas Positives aus ihr gezogen. Durch<br />
unsere strategische Neuausrichtung, starke<br />
Markenbildung und die stetige Transformation<br />
hin zu einem Destinationsmanagement<br />
konnten wir gestärkt aus der<br />
Krise hervorgehen und den Strukturwandel<br />
im Tourismus aktiv mitgestalten. Damals<br />
waren mir vor allem vier Punkte wichtig:<br />
Dr. Jürgen Amann: <strong>Köln</strong> hat keine „harte<br />
Tür“. Man ist als Gast nicht Beobachter, sondern<br />
schnell Teil des Ganzen. <strong>Die</strong> Kölschen<br />
sind sehr nahbar, aufgeschlossen und neugierig.<br />
<strong>Köln</strong> ist eine Großstadt mit Kleinstadtflair:<br />
Man kann hier vieles bequem zu Fuß<br />
erkunden und in jedem Veedel etwas Neues<br />
und ganz Eigenes entdecken. Und wir haben<br />
in <strong>Köln</strong> eine sehr hohe Leistungsqualität<br />
bei niedriger Einstiegsschwelle, egal ob im<br />
Kulturbereich oder beim Thema Kulinarik.<br />
w: 2023 kamen 3,8 Millionen<br />
Gäste nach <strong>Köln</strong>. Das sind nicht nur<br />
mehr als im Vorjahr, sondern auch mehr<br />
als 2019 vor der Pandemie. <strong>Die</strong> knapp vier<br />
Millionen Besucher ließen 5,<strong>24</strong> Milliarden<br />
Euro (sieben Prozent mehr als im Vorjahr)<br />
in der Stadt. Wie erklären Sie sich diese<br />
beachtlichen Zahlen?<br />
Dr. Jürgen Amann: Mit allen Branchenpartnern<br />
ist es uns gelungen, <strong>Köln</strong>s Beliebtheit<br />
als freizeittouristische Destination<br />
auszubauen und damit die Rückgänge<br />
im Bereich klassischer Geschäftsreisen<br />
zu kompensieren. Hilfreich war, dass wir<br />
stets an unseren Markenkernen festgehalten<br />
und das urbane Kulturerlebnis vor dem<br />
Hintergrund des kölschen Lebensgefühls<br />
in den Mittelpunkt unserer Kommunikation<br />
gestellt haben. Wichtig war auch die<br />
Ausrichtung auf ausgewählte Zielgruppen.<br />
Es gibt vier Indikatoren, die auf Ansätze<br />
einer qualitativen Entwicklung des Tourismus<br />
hindeuten und die zeigen, dass wir<br />
auf dem richtigen Weg sind.<br />
22 www.diewirtschaft-koeln.de
Branchen & Betriebe |<br />
→ Kulturveranstaltungen sind ein wichtiger<br />
Reiseanlass für <strong>Köln</strong>-Besucher.<br />
→ <strong>Die</strong> Stärke der touristischen Marke <strong>Köln</strong><br />
ist laut Brand Trust größer als bei vielen<br />
Mitbewerbern in Europa.<br />
→ <strong>Die</strong> touristischen Umsätze aus 2023<br />
haben im Teilbereich Gastgewerbe das<br />
Vorkrisenlevel übertroffen.<br />
→ Der um 43 Prozent gestiegene Revenue<br />
Generating Index der <strong>Köln</strong>er Sternehotellerie<br />
in den ersten drei Monaten des<br />
Vorjahres.<br />
Im Bereich MICE ist es uns gelungen, den<br />
Marktanteil <strong>Köln</strong>s als Veranstaltungsort<br />
für wirtschaftsnahe Veranstaltungen zu behaupten.<br />
w: Sie sind ja nicht nur<br />
der Geschäftsführer der <strong>Köln</strong>Tourismus<br />
GmbH, sondern auch des Cologne Convention<br />
Bureau. Inwiefern arbeiten Sie dabei<br />
mit der Koelnmesse, speziell auch nach<br />
der Eröffnung des Confex, zusammen?<br />
Dr. Jürgen Amann: Das Cologne Convention<br />
Bureau (CCB) ist eine Abteilung der <strong>Köln</strong>-<br />
Tourismus GmbH. Wir haben die Personalressourcen<br />
während Corona erhöht und<br />
kümmern uns aktuell mit fünf Kolleginnen<br />
und Kollegen um die Positionierung <strong>Köln</strong>s<br />
als MICE-Standort im europaweiten Wettbewerb.<br />
Unser CCB unterstützt und stärkt<br />
als Knowledge Hub die MICE-Industrie in<br />
<strong>Köln</strong> durch Wissenstransfer und Netzwerkplattformen<br />
nach innen und als neutrale<br />
Beratungs- und Servicestelle für Veranstaltungsplanende<br />
auch nach außen. Weil<br />
der Geschäftstourismus ein wichtiger Bestandteil<br />
des Tourismus in <strong>Köln</strong> ist, sind die<br />
Koelnmesse und Koelncongress natürlich<br />
enorm wichtige Partner, mit denen wir im<br />
ständigen Austausch stehen. Im Bereich der<br />
promotablen Geschäftsreisen arbeiten wir<br />
mit Koelncongress noch enger zusammen<br />
und unterstützen bei der Platzierung des<br />
Confex am Markt.<br />
w: Digitalität spielt eine<br />
zunehmend größere Rolle in der Arbeit des<br />
<strong>Köln</strong>Tourismus. Inwiefern möchten Sie das<br />
digitale Angebot weiter ausbauen?<br />
Dr. Jürgen Amann: 20<strong>24</strong> steht für uns im<br />
Zeichen der fortgesetzten Digitalisierung.<br />
Im Bereich Produkt entwickeln wir in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>Köln</strong>er Communities Angebote<br />
wie die Urban Art Map, die zielgruppenorientiert<br />
das Portfolio an klassischen<br />
Stadtführungen ergänzt. In der Kommunikation<br />
spielen TikTok und Instagram oder<br />
unser Podcast <strong>Köln</strong>Clash eine große Rolle,<br />
wenn es darum geht, Geschichten zu erzählen,<br />
die den Markenkern <strong>Köln</strong>s widerspiegeln.<br />
Unser jüngstes Projekt ist Visit-<br />
<strong>Köln</strong>GPT – eine Corporate AI Solution für<br />
die Unterstützung bei der Contentproduktion.<br />
Es ist aktuell in der Testphase mit ersten<br />
vielversprechenden Ergebnissen. Unser<br />
absolutes Herzensprojekt in diesem Jahr ist<br />
der Umbau unserer Tourist Info – sie wird<br />
teildigitalisiert wiedereröffnen und einen<br />
noch optimaleren Rahmen für die persönliche<br />
Beratung schaffen. In diesem Zuge werden<br />
wir für <strong>Köln</strong>er und <strong>Köln</strong>erinnen und<br />
Gäste unsere Empore im ersten Stock wieder<br />
frei zugänglich machen und den schönsten<br />
Blick auf den Dom ermöglichen.<br />
w: Mit der Handball-Europameisterschaft<br />
im Januar dieses Jahres<br />
und der bevorstehenden Fußball-EM im<br />
Sommer bietet dieses Jahr in puncto Sport<br />
wichtige (touristische) Ereignisse. Welche<br />
Maßnahmen haben Sie ergriffen bzw. werden<br />
Sie ergreifen, um die Fußball-EM als<br />
Tourismusmagnet für die Stadt <strong>Köln</strong> zu<br />
nutzen?<br />
Dr. Jürgen Amann: Sportgroßereignisse<br />
sind immer auch ein Reiseanlass und die<br />
Handball-EM hat für einen sehr guten Start<br />
für 20<strong>24</strong> gesorgt. <strong>Die</strong> Bettenauslastung<br />
war deutlich höher als sonst in der Jahreszeit<br />
und auch die durchschnittlichen Erträge<br />
der Hotelzimmer dürften deutlich höher<br />
gewesen sein als im Vorjahr. <strong>Die</strong> UEFA Euro<br />
20<strong>24</strong> wird einen noch stärkeren Impuls<br />
für den Tourismus setzen. Aktuell reisen<br />
wir durch alle Länder, deren Mannschaft<br />
in <strong>Köln</strong> spielt, und machen Promo für <strong>Köln</strong>.<br />
Wir agieren in enger Zusammenarbeit mit<br />
der Host-City-Gesellschaft des Sportamts.<br />
Darüber hinaus unterstützen wir die Kommunikation<br />
auf allen Ebenen: Städtisch<br />
pushen wir <strong>Köln</strong> als Hub für den Besuch<br />
von Spielen in anderen Austragungsorten,<br />
auf Landesebene bestücken wir zusammen<br />
mit anderen Städten eine App, die auch touristische<br />
Informationen umfasst. Im Schulterschluss<br />
mit der Deutschen Zentrale für<br />
Tourismus machen wir international auf<br />
den Spielort <strong>Köln</strong> aufmerksam. Wir legen<br />
eine FanCard auf, die neben touristischen<br />
auch ÖPNV-Angebote integriert, und bieten<br />
kostenfreie Spieltags-Stadtführungen in der<br />
Sprache der in <strong>Köln</strong> spielenden Mannschaften<br />
an. Aber wir werden vor allem für den<br />
Wiederbesuch nach der EM werben. Hier<br />
helfen uns jene Gäste, die zur EM ein tolles<br />
<strong>Köln</strong>erlebnis hatten und zu Hause darüber<br />
erzählen. Da sind natürlich alle <strong>Köln</strong>erinnen<br />
und <strong>Köln</strong>er als weltoffene, herzliche<br />
Gastgeber gefragt. Aber da mache ich mir<br />
überhaupt keine Sorgen.<br />
w: Ihr Vorgänger Josef<br />
Sommer übte seinen Job fast 20 Jahre lang<br />
aus. Können Sie sich vorstellen, es ihm<br />
gleichzutun?<br />
Dr. Jürgen Amann: Wenn man die Ergebnisse<br />
betrachtet, kann man sagen, dass es meinem<br />
Team und mir gelungen ist, den <strong>Köln</strong>er<br />
Tourismus gut durch die Krise zu führen.<br />
Und es gibt erste Indizien, die darauf hindeuten,<br />
dass wir mit unserer Strategie zur qualitativen<br />
Entwicklung des Tourismus auf dem<br />
richtigen Weg sind. Ich glaube, das ist ein<br />
Weg, der mit Erfolg weiter fortgesetzt werden<br />
kann, und ihn weiter mitzugestalten ist aus<br />
meiner Sicht eine spannende Herausforderung<br />
und ich kann mir das sehr gut vorstellen.<br />
Ob es am Ende 20 Jahre werden, hängt<br />
natürlich auch von vielen anderen Akteuren<br />
und etlichen Rahmenbedingungen ab. W<br />
Eugen Weis<br />
Foto: Alex Weis<br />
Dr. Jürgen Amann, Geschäftsführer der <strong>Köln</strong>Tourismus GmbH, im<br />
Gespräch mit Eugen Weis, Herausgeber der w<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 23
| Branchen & Betriebe<br />
ARBEITGEBER-<br />
ATTRAKTIVITÄT GEWINNT<br />
Wie kleine und mittelständische Unternehmen trotz Fachkräftemangel groß rauskommen<br />
Foto: Ronny Barthel<br />
Reiner Huthmacher: Misserfolg bei der Mitarbeitergewinnung<br />
wird oft auf den Fachkräftemangel<br />
geschoben. Anstatt die eigenen<br />
Strategien zu überdenken, warten<br />
Unternehmer auf Lösungen aus der Politik.<br />
Dass Fachkräftemangel besteht, ist Tatsache.<br />
Das bedeutet nach meiner Erfahrung jedoch<br />
nicht, dass man nicht doch erfolgreich<br />
Personal werben kann. Erfolgreiche Unternehmen<br />
beweisen, dass die Rekrutierung<br />
gelingt – wenn Unternehmen ihre Strategien<br />
überdenken und proaktiv handeln.<br />
Arbeitgeberattraktivität<br />
steigern<br />
w: Und auf welchen Paradigmenwechsel<br />
setzt eine zeitgemäße<br />
Mitarbeiterwerbung?<br />
w sprach mit Reiner Huthmacher. Der Entwickler des Konzepts „Das<br />
kleine 1 x 1 der Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung“ ist seit 30 Jahren in<br />
der Einzelberatung von Unternehmen, aber auch als Kooperationspartner größerer<br />
Institutionen, wie zum Beispiel der Kreishandwerkerschaft <strong>Köln</strong>, engagiert. Als<br />
Senator im Senat der <strong>Wirtschaft</strong> Deutschlands engagiert er sich in der Kommission<br />
„Zukunft Personal & Arbeitswelt“, und als Gründer des Projekts „Fachkräftemagnet“<br />
ist er ein gefragter Vortragsredner. Er weiß, wie Unternehmen trotz Fachkräftemangel<br />
erfolgreich Personal mobilisieren.<br />
w: Herr Huthmacher,<br />
Ende letzten Jahres zeigte eine Datenauswertung,<br />
dass zwei Millionen Stellen in<br />
deutschen Unternehmen nicht besetzt werden<br />
konnten. Welche Branchen sind heute<br />
vom Fachkräftemangel betroffen?<br />
Reiner Huthmacher: Anders als früher klagen<br />
heute nicht nur einzelne Branchen über<br />
einen Mangel an Fachkräften. Es gibt kaum<br />
Bereiche, die nicht betroffen sind. Grund<br />
hierfür sind der demografische Wandel und<br />
ein fehlendes Angebot an jungen Menschen<br />
mit den richtigen Qualifikationen. Hinzu<br />
kommen veränderte Ansprüche von Arbeitnehmern.<br />
Sie wollen in einem Unternehmen<br />
arbeiten, das ihnen einen attraktiven<br />
Arbeitsplatz bietet, und eine Tätigkeit, die<br />
dem Leben einen Sinn gibt.<br />
w: Und das sind Dinge,<br />
die viele Unternehmen nicht anbieten?<br />
Reiner Huthmacher ist davon überzeugt, dass Arbeitgeberattraktivität<br />
der Schlüssel zum Erfolg zur Mitarbeiterfindung und -bindung ist<br />
Reiner Huthmacher: Viele Betriebe bieten<br />
es durchaus. Der entscheidende Punkt ist,<br />
dass sie nicht aktiv damit werben. Sie gehen<br />
davon aus, dass sie nur ein Jobangebot inserieren<br />
müssten und sich qualifiziertes Personal<br />
automatisch bewirbt. Besonderheiten<br />
der Unternehmenskultur werden dabei<br />
ebenso wenig beleuchtet wie spezielle Vorteile<br />
dieses Unternehmens im Vergleich zu<br />
seinen Marktbegleitern.<br />
w: Aber wie reagieren<br />
Unternehmen, wenn sich kaum Bewerber<br />
finden?<br />
Reiner Huthmacher: Arbeitgeberattraktivität<br />
ist der Schlüssel zum Erfolg. Das ist es,<br />
was Unternehmer sich klarmachen müssen.<br />
Und dahinter steht weit mehr als nur<br />
ein gutes Gehalt. Betriebe sind gut beraten,<br />
wenn sie eine Arbeitskultur präsentieren,<br />
die Flexibilität und Sicherheit bietet.<br />
w: Wie schaffen Unternehmen<br />
das?<br />
Reiner Huthmacher: Es lohnt sich, an der<br />
Arbeitgeberattraktivität zu arbeiten. Aus<br />
gutem Grund präsentieren erfolgreiche Unternehmen<br />
heute in Social-Media-Postings<br />
und Werbeanzeigen stolz ein Stück ihrer<br />
Unternehmenskultur. Es geht ja unter dem<br />
Strich für Bewerber darum, eine „berufliche<br />
Heimat“ zu finden, und die finde ich bei attraktiven<br />
Arbeitgebern, die als solche sichtbar<br />
sind, viel eher. <strong>Die</strong>se Art von Vorfeldarbeit<br />
ist aber nur die halbe Miete bei der<br />
Mitarbeiteranwerbung.<br />
w: Und was ist die zweite<br />
wichtige Sache?<br />
Reiner Huthmacher: Konkrete Vorteile für<br />
eigene Mitarbeiter sorgen für eine langfristige<br />
Zufriedenheit und steigern die Attraktivität<br />
eines Arbeitgebers enorm. Eine<br />
Standardempfehlung für solche Vorteile<br />
ist schwer zu geben, auch wenn die Vielzahl<br />
der Berater am Markt genau das propagiert.<br />
Aufgrund unserer zahlreichen<br />
erfolgreichen Umsetzungsfälle kann ich<br />
nachweisen, dass Lösungen, die individuell<br />
aufgrund meiner Tiefenanalyse von Betrieb<br />
und Belegschaft gefunden wurden,<br />
immer die waren, die sich für meine Mandanten<br />
als Gamechanger in Sachen „Mitar-<br />
<strong>24</strong> www.diewirtschaft-koeln.de
Branchen & Betriebe |<br />
beitergewinnung und Mitarbeiterbindung“<br />
erwiesen haben.<br />
Mit Benefits erfolgreich<br />
Mitarbeiter werben<br />
w: Was sind Beispiele für<br />
solche Benefits, mit denen Unternehmen<br />
erfolgreich qualifizierte Mitarbeiter werben?<br />
Reiner Huthmacher: Sie können sich zum<br />
einen auf eine positive Arbeitskultur beziehen.<br />
<strong>Die</strong> junge Generation schätzt flexibles<br />
Arbeiten, Homeoffice, Arbeiten über die<br />
Cloud und ähnliche Dinge. Erfolgreiche Unternehmen<br />
werben mit Angeboten für mehr<br />
Gesundheit am Arbeitsplatz und einer ausgeglichenen<br />
Work-Life-Balance. <strong>Die</strong> Umsetzung<br />
kann unterschiedlich gestaltet werden.<br />
Von Sportangeboten, Rückentraining<br />
und Wellness auf Firmenkosten bis hin zu<br />
Yoga oder Meditation. Was bei Mitarbeitern<br />
ankommt, hängt von ihren konkreten Wünschen<br />
ab. Und diese sollten in der Analysephase<br />
zunächst auch einbezogen werden,<br />
selbst dann, wenn nicht jeder Wunsch in jeder<br />
Branche umsetzbar ist.<br />
w: Also geht es darum,<br />
für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz zu<br />
sorgen?<br />
Reiner Huthmacher: Nicht nur das. Neben<br />
der Work-Life-Balance geht es auch um die<br />
eigenen Zukunftsperspektiven. Wer seinen<br />
Mitarbeitern gute Arbeit und interessante<br />
Perspektiven anbietet, wird feststellen,<br />
dass sich schnell Personal findet und sogar<br />
Fachkräfte von Konkurrenten abgeworben<br />
werden können. An der Stelle geht es<br />
nicht allein um kleine Aufmerksamkeiten<br />
wie kostenlosen Kaffee, gefüllte Obstschalen<br />
und dergleichen. Effektive Mittel sind<br />
Angebote, die mit individueller Sicherheit,<br />
persönlicher Lebensqualität oder geldwerten<br />
Vorteilen verbunden sind. Auch unternehmenseigene<br />
Versicherungsleistungen<br />
können Bewerberzahlen steigern.<br />
w: Welche Versicherungsangebote<br />
nutzen Unternehmen, um ihre<br />
Arbeitgeberattraktivität zu steigern, und<br />
weshalb wirken diese so anziehend?<br />
Reiner Huthmacher: Betriebseigene Krankenversicherungsangebote<br />
oder eine betriebliche<br />
Altersvorsorge sind häufig<br />
Schlüsselelemente bei der proaktiven Mitarbeitergewinnung<br />
und bindung. Krankenversicherungsangebote<br />
sorgen dafür,<br />
dass Kosten für Brillen oder teure Zahnbehandlungen<br />
übernommen werden. Sie setzen<br />
also da an, wo die Leistungen der GKV<br />
aufhören, und sorgen für eine Nettoentlastung.<br />
Zusätzlich zahlen sie auf die Gesunderhaltung<br />
und damit auf geringere Fehlzeiten<br />
ein.<br />
Projekt Fachkräftemagnet<br />
zur Mitarbeiterbindung und<br />
-gewinnung<br />
w: Sie begleiten seit Jahrzehnten<br />
Unternehmen unter anderem auch<br />
bei der Personalarbeit. Über Ihr Projekt<br />
Fachkräftemagnet haben Sie ein Spezialkonzept<br />
zur erfolgreichen Mitarbeiterbindung<br />
und -gewinnung entwickelt. Wie<br />
gehen Sie vor, wenn Sie ein Unternehmen<br />
beraten?<br />
Reiner Huthmacher: Zeitgemäße Personalanwerbung<br />
über Social Media und unbürokratische<br />
Bewerbungsverfahren sind<br />
wichtig. Erfolgreiche Unternehmen gehen<br />
hier neue Wege, die wir aufzeigen. Außerdem<br />
müssen Betriebe ihre Arbeitgeberattraktivität<br />
auf den Prüfstand stellen. Dazu<br />
machen wir zunächst eine Bestandsaufnahme.<br />
Ich habe ein professionelles Verfahren<br />
entwickelt, mit dem der Istzustand und die<br />
unternehmerische Zukunftsvision analysiert<br />
werden. Auf Basis dieser Analyse werden<br />
anschließend passgenaue Maßnahmen<br />
für mehr Mitarbeiterzufriedenheit und einen<br />
nachhaltigen Erfolg bei der Personalanwerbung<br />
entwickelt. Viele Unternehmen<br />
konnten über diesen Prozess bereits qualifizierte<br />
Fachkräfte anwerben und sich trotz<br />
Fachkräftemangel personell neu aufstellen.<br />
w: Worauf achten Sie<br />
beim Analyseprozess?<br />
Reiner Huthmacher: Mein Konzept basiert<br />
auf drei Säulen: der Attraktivitätsanalyse,<br />
einer Mitarbeiter- und Wertschätzungsanalyse<br />
und der Entwicklung einer passenden<br />
und zeitgemäßen Kommunikationsstrategie.<br />
Im ersten Schritt wird erhoben, welche<br />
konkreten Vorteile bereits vorhanden<br />
sind. <strong>Die</strong> Attraktivitätsanalyse schärft das<br />
Bewusstsein für alle Dinge, die das Unternehmen<br />
bereits leistet. Oft werden im Austausch<br />
bestehende Vorteile bewusst, die<br />
das Unternehmen noch gar nicht bewirbt.<br />
Im nächsten Schritt wird geprüft, was sich<br />
die Mitarbeiter wünschen und welche Angebote<br />
sie wertschätzen würden. Den dritten<br />
Schritt bildet die Arbeit an einer geeigneten<br />
Kommunikationsstrategie. Sie soll Belegschaft<br />
und Bewerber zugleich ansprechen.<br />
w: Das hört sich nach<br />
einer Analyse an, die vor allem auf einem<br />
aktiven und bewusst gesuchten Austauschprozess<br />
basiert.<br />
Reiner Huthmacher: Genauso ist es. Beim individuellen<br />
Austausch kommen immer neue<br />
Ideen auf. Mir macht es Spaß zu sehen, wie<br />
eine Vision konkrete Konturen annimmt.<br />
Wenn die Arbeit an Arbeitgeberattraktivität<br />
und Mitarbeitergewinnung in einen ganzheitlichen<br />
Transformationsprozess mündet,<br />
ist der Erfolg perfekt. Meine Methode<br />
gibt nicht nur Impulse für einen solchen<br />
Prozess, sondern findet, bindet und erzeugt<br />
bislang in 99 Prozent aller Umsetzungsfälle<br />
Applaus durch die Belegschaft. W<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.fachkraeftemagnet.net<br />
MITARBEITER-<br />
VORTEILE<br />
Konkrete Vorteile für Mitarbeiter sorgen für langfristige Zufriedenheit<br />
und steigern die Attraktivität eines Arbeitgebers<br />
Monika Eiden<br />
Foto: relif – stock.adobe.com<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 25
| Branchen & Betriebe<br />
GAMECHANGER<br />
4-TAGE-WOCHE<br />
Wie die 32-Stunden-Woche bei gleichbleibendem Gehalt funktioniert!<br />
Kann die 4-Tage-Woche wirklich funktionieren?<br />
Buchautor Andreas Schollmeier ist davon überzeugt<br />
In einer Zeit, in der die Arbeitswelt durch tiefgreifende Veränderungen und Herausforderungen<br />
geprägt ist, ist die Frage „Kann die 4-Tage-Woche wirklich funktionieren?“<br />
relevanter denn je. <strong>Die</strong>se Frage ist nicht nur ein theoretisches Gedankenspiel,<br />
sondern eine praktische Überlegung, die Millionen Menschen weltweit umtreibt<br />
und die kontrovers diskutiert wird. In dem kürzlich erschienenen Buch „Gamechanger<br />
4-Tage-Woche“ nimmt Andreas Schollmeier diese Diskussion auf und teilt seine<br />
direkten Erfahrungen mit der Implementierung der 4-Tage-Woche in seiner Steuerkanzlei,<br />
einem Wachstumsunternehmen mit 18 Mitarbeitern.<br />
Foto: bluedesign – stock.adobe.com<br />
Freizeit zur Erholung und Förderung der Gesundheit,<br />
für Sport und Familie sowie Ehrenamt<br />
und die Pflege von Angehörigen. Eltern<br />
bekommen endlich Beruf und Familie<br />
„unter einen Hut“.<br />
Und was hat die 4-Tage-Woche Andreas<br />
Schollmeier als Unternehmer gebracht?<br />
Er hat keinen Fachkräftemangel mehr. Er<br />
kann sich freitags darauf fokussieren, an<br />
dem Unternehmen zu arbeiten und dies<br />
strategisch weiterzuentwickeln. Letztlich<br />
gab es ihm die Freiheit, am Wochenende<br />
„die Füße hochzulegen“ und Zeit mit seiner<br />
Frau und seinen drei wundervollen Kindern<br />
zu verbringen.<br />
Das Ganze hat er umgesetzt durch eine Reduzierung<br />
der Wochenarbeitszeit von 40 auf<br />
32 Stunden. Dabei hat er das Gehalt der Mitarbeiter<br />
sogar nach einiger Zeit erhöht. Der<br />
Umsatz und der Gewinn des Unternehmens<br />
sind dabei gestiegen. Arbeitsleistung ist daher<br />
wohl eher eine Frage der Motivation und<br />
des eigenen Zeitmanagements statt der Länge<br />
der wöchentlichen Arbeitszeit.<br />
w wollte mehr über Buchautor<br />
Andreas Schollmeier, dessen Mitarbeiter<br />
seit 2022 nur noch vier Tage pro Woche<br />
bei gleichbleibendem Gehalt arbeiten, und<br />
seine Ideen erfahren und sprach mit ihm.<br />
Das Buch liefert einen einzigartigen Einblick<br />
in die praktische Umsetzung der 4-Tage-Woche.<br />
Das Team von Andreas Schollmeier<br />
präsentiert nicht nur theoretische<br />
Analysen, Überlegungen oder Studien wie<br />
andere Bücher zu dem Thema, sondern vor<br />
allem eigene positive Erfahrungen mit dieser<br />
Form der Arbeitszeitreduzierung. Durch<br />
die Darstellung der Schlüsselfaktoren, die<br />
in der Steuerberatungskanzlei Andreas<br />
Schollmeier zum Erfolg geführt haben, bietet<br />
das Buch einen praktischen Leitfaden<br />
für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen,<br />
um die Produktivität zu steigern,<br />
die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern<br />
und eine gesündere Work-Life-Balance zu<br />
erreichen sowie bessere Mitarbeiter für das<br />
Unternehmen zu gewinnen.<br />
Der Tenor des Buches lautet: <strong>Die</strong> 4-Tage-Woche<br />
funktioniert, wenn sie Anlass für bessere<br />
Arbeitsbedingungen ist. Wenn wir lernen,<br />
smart zu arbeiten. Wenn wir lernen,<br />
unsere Arbeit schneller zu erledigen und<br />
in einem Team gemeinsam das Ziel einer<br />
kürzeren Arbeitswoche erreichen, dann<br />
wird die 4-Tage-Woche zum Gamechanger.<br />
Dafür braucht es allerdings eine Führung,<br />
welche das Vertrauen in die Mitarbeiter hat.<br />
Und es braucht ein Team an Mitarbeitern,<br />
welches sich gegenseitig unterstützt sowie<br />
leistungsbereit die gleiche Arbeit in kürzerer<br />
Zeit schaffen will. Dabei ist es entscheidend,<br />
dass Arbeit so attraktiv und gesund<br />
gestaltet wird, dass durch schlankere Arbeitsabläufe<br />
und sinnvolle Betätigungen<br />
Arbeit positiv wahrgenommen wird.<br />
Was bringt die 4-Tage-<br />
Woche Arbeitgebern und<br />
Arbeitnehmern?<br />
Für die Arbeitnehmer sind die positiven Effekte<br />
bei einer 4-Tage-Woche täglich spürbar.<br />
<strong>Die</strong> eigene Wertschätzung steigt und<br />
zusätzlich haben die Arbeitnehmer mehr<br />
w: Herr Schollmeier, Sie<br />
sind 1983 geboren, sind Diplom-Kaufmann<br />
und haben eine Familie mit drei Kindern.<br />
Was sind Sie sonst noch und wo kommen<br />
Sie her?<br />
Andreas Schollmeier: Ich habe mich 2019<br />
mit einer Steuerberatungskanzlei mit vier<br />
Mitarbeitern und einer Auszubildenden<br />
Andreas Schollmeier, Inhaber einer<br />
Steuerberatungskanzlei und Buchautor<br />
Foto: privat<br />
26 www.diewirtschaft-koeln.de
Branchen & Betriebe |<br />
Foto: privat<br />
Andreas Schollmeier: <strong>Die</strong> Vorteile sind vielfältig.<br />
<strong>Die</strong> Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit<br />
steigt. Man wird attraktiver als<br />
Arbeitgeber – vor allem für die junge Generation.<br />
Wir leben gesünder, machen mehr<br />
Sport und haben mehr Zeit für die Familie<br />
und das Ehrenamt.<br />
w: Jetzt funktioniert das<br />
Modell möglicherweise bei einer Steuerkanzlei.<br />
Wie sieht es mit den anderen Unternehmen<br />
aus?<br />
Andreas Schollmeier als Speaker bei der HR-Messe Zukunft Personal Europe in <strong>Köln</strong> 2023<br />
selbstständig gemacht. Wir sind seitdem<br />
stetig gewachsen. Im Zuge dieses Wachstums<br />
probieren wir ständig neue Dinge<br />
aus. <strong>Die</strong>s reicht von Digitalisierungsmaßnahmen<br />
und der Verschlankung von Arbeitsprozessen<br />
bis hin zu der Schaffung<br />
von attraktiven Arbeitsbedingungen für<br />
unsere Mitarbeiter.<br />
w: Sie haben verschiedenste<br />
Auszeichnungen als attraktiver<br />
Arbeitgeber erhalten und Sie gehören laut<br />
Handelsblatt mit Ihrer Steuerkanzlei zu<br />
den besten drei Arbeitgebern der Steuerberatungsbranche<br />
deutschlandweit. Wie<br />
kommt man zu solchen Auszeichnungen?<br />
Andreas Schollmeier: In erster Linie haben<br />
wir an diesen, ich nenne es mal Zertifizierungen,<br />
insbesondere deshalb teilgenommen,<br />
weil ich wissen wollte, wie die Stimmung<br />
in meinem Team ist und wo sich<br />
Verbesserungsmöglichkeiten ergeben. Deshalb<br />
haben wir auch bei verschiedenen Zertifizierungen<br />
mitgemacht und immer verschiedene<br />
Fragestellungen beleuchtet. Ich<br />
wollte einfach wissen, was meinen Mitarbeitern<br />
wichtig ist, und darauf individuell<br />
eingehen.<br />
w: Sie haben sich in<br />
Ihrem Unternehmen intensiv mit dem<br />
Thema Arbeitszeitverkürzung beschäftigt.<br />
Was war der Anlass hierzu aus Unternehmersicht?<br />
Andreas Schollmeier: Ich habe die 4-Tage-Woche<br />
im Jahr 2022 im Wesentlichen für<br />
mich als Unternehmer aus zwei Gründen<br />
eingeführt. Einerseits wollte ich mehr Zeit<br />
mit meiner Familie verbringen. Andererseits<br />
wollte ich beruflich als Unternehmer<br />
Fachkräfte gewinnen und binden.<br />
w: Wie haben Sie das Modell<br />
der 4-Tage-Woche konkret gestaltet?<br />
Andreas Schollmeier: Wir haben die Arbeitszeit<br />
von 40 Stunden auf 32 Stunden bei<br />
gleichbleibendem Gehalt reduziert. Freitags<br />
haben die Mitarbeiter einen freien Tag. Hier<br />
gehen sie für die Großeltern einkaufen, zum<br />
Sport etc. Ich nutze den Tag wiederum, um<br />
am statt im Unternehmen zu arbeiten. Ich<br />
„muss“ zwar am Freitag arbeiten, dafür bescherte<br />
es mir arbeitsfreie Wochenenden.<br />
w: Hatten Sie am Anfang<br />
Zweifel?<br />
Andreas Schollmeier: Ja, auf jeden Fall. Für<br />
einen mathematisch denkenden Menschen<br />
wie mich erschien es zunächst nicht einleuchtend,<br />
dass Mitarbeiter in weniger Arbeitszeit<br />
die gleiche Arbeit schaffen können.<br />
Den Motivationsfaktor einer solchen<br />
Umstellung habe ich dabei komplett unterschätzt.<br />
Trotz anfänglicher Zweifel konnte<br />
der Übergang zu einer kürzeren Arbeitswoche<br />
bei erhöhter Produktivität erfolgreich<br />
gestaltet werden und wir bemerkten einen<br />
hohen Anstieg der Bewerbungen sowie eine<br />
erhöhte Zufriedenheit der Mitarbeiter.<br />
w: Wie sind Sie bei der<br />
Einführung konkret vorgegangen?<br />
Andreas Schollmeier: Es ist wichtig, das<br />
Team in den Entscheidungsprozess einzubeziehen<br />
und individuelle Mitarbeiterbedürfnisse<br />
zu berücksichtigen. Daher habe<br />
ich zunächst das Team befragt. Da niemand<br />
dagegen war, haben wir die 4-Tage-Woche<br />
zunächst für einen sechsmonatigen Testzeitraum<br />
eingeführt. Das ging natürlich<br />
nicht einfach so, sondern wir haben es gut<br />
vorbereitet. Wir haben das Team ausreichend<br />
qualifiziert, Prozesse optimiert und<br />
Arbeitsabläufe verschlankt. Im Einzelfall<br />
gab es individuelle Coachings.<br />
w: Was sind aus Ihrer<br />
Sicht die Vorteile einer 4-Tage-Woche?<br />
Andreas Schollmeier: Wie wir aktuell sehen,<br />
gibt es kaum noch Bereiche, wo es keine<br />
Pilotprojekte zur Einführung der 4-Tage-Woche<br />
gibt. Sicher, der organisatorische<br />
Aufwand variiert je nach Branche und Unternehmensgröße.<br />
Es scheint jedoch selbst<br />
für vermeintlich schwierige Anwendungsfälle<br />
möglich. Von daher ist es wohl eher<br />
eine Frage des Willens. Wo ein Wille ist,<br />
scheint auch ein Weg zu sein.<br />
w: Warum sollte jemand<br />
das Buch kaufen?<br />
Andreas Schollmeier: Es ist der erste Praxisratgeber<br />
für Arbeitgeber und Arbeitnehmer,<br />
der sich konkret mit der Einführung<br />
der 4-Tage-Woche aus der Perspektive einer<br />
Organisation auseinandersetzt. Ich habe<br />
mich bemüht, möglichst viele Inhalte und<br />
Tipps niederzuschreiben, die uns bei der<br />
Umsetzung des neuen Arbeitszeitmodells<br />
geholfen haben. Außerdem habe ich meine<br />
Erfahrungen als Berater mit einfließen lassen.<br />
Ich möchte damit den Organisationen,<br />
die den Schritt zur 4-Tage-Woche wagen<br />
möchten, eine Hilfestellung geben.<br />
w: Was treibt Sie dabei<br />
an? Schließlich könnten Sie diese Erkenntnisse<br />
ja auch für sich behalten.<br />
Andreas Schollmeier: Unsere Vision ist es,<br />
die Arbeit (wieder) attraktiv und Menschen<br />
glücklicher zu machen.<br />
Eugen Weis<br />
Andreas Schollmeier: Gamechanger 4-Tage-<br />
Woche, Verlag: One World Distribution,<br />
Preis: 29,95 Euro, ISBN: 978-3-95778-9<strong>24</strong>-2<br />
Cover Foto: Martin Barth<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 27
| Geld & Geschäft | Sonderthema Recht & Steuern<br />
HACKERANGRIFFE<br />
UND ARBEITNEHMER<br />
Verursacht ein Mitarbeiter einen Hackerangriff, können durchaus Konsequenzen drohen<br />
Fast jedes Unternehmen war schon einmal Opfer einer Cyberattacke. Geschieht eine<br />
solche, steht nicht nur die Schadensbegrenzung im Fokus – auch die Beschäftigten<br />
können auf verschiedenste Weise in den Mittelpunkt rücken.<br />
Angriffsziel<br />
Unternehmen<br />
Cyberattacken auf Unternehmen werden immer häufiger –<br />
und betreffen auf verschiedene Arten auch die Belegschaft<br />
Wie das Bundeskriminalamt in seinem<br />
jüngsten „Bundeslagebild Cybercrime“<br />
berichtet, wurde im Jahr 2022 im Durchschnitt<br />
täglich mindestens ein deutsches<br />
Unternehmen Ziel eines Ransomware-Angriffs.<br />
<strong>Die</strong> Dunkelziffer liegt naturgemäß<br />
höher, die verursachten Schäden gehen in<br />
die Milliarden. Meist zielt ein Hackerangriff<br />
auf eine Lösegeldzahlung ab, nicht<br />
selten hat eine Attacke aber auch rein destruktiven<br />
Charakter oder dient gar der<br />
Betriebsspionage. <strong>Die</strong> Methoden für Cyberangriffe<br />
sind mannigfaltig und entwickeln<br />
sich stetig fort. Phishing-Instrumente<br />
und Ransomware sind weiterhin<br />
die beliebtesten Formen, aber auch Botnetze<br />
und Advanced Persistent Threats kommen<br />
zum Einsatz, um eine erweiterte oder<br />
langwierigere Infiltration zu ermöglichen.<br />
Das zentrale Einfallstor ist dabei nicht nur<br />
eine veraltete bzw. ungenügende Sicherheitssoftware,<br />
häufig ermöglichen auch<br />
Beschäftigte durch fahrlässiges Verhalten<br />
den Zugriff auf das System. Gerade Phishing-E-Mails<br />
sehen immer authentischer<br />
aus, weshalb viele Arbeitgeber inzwischen<br />
dazu übergehen, intensivere Schulungen<br />
anzubieten oder durch Testmails den richtigen<br />
Umgang ihrer Mitarbeiter mit dubiosen<br />
Nachrichten zu überprüfen.<br />
Meldepflichten<br />
<strong>Die</strong> Reaktion auf eine Cyberattacke erfordert<br />
Schritte auf mehreren Ebenen. Neben<br />
der internen Ursachenforschung und<br />
dem Versuch, den Angriff selbst wieder<br />
zu beenden, haben Unternehmen vor allem<br />
datenschutzrechtliche Meldepflichten.<br />
Geschieht eine Verletzung des Schutzes<br />
persönlicher Daten, die laut EU-Datenschutzgrundverordnung<br />
auch im Verlust<br />
von Daten liegen kann, muss dies unverzüglich<br />
und möglichst innerhalb von 72<br />
Stunden der zuständigen Aufsichtsbehörde<br />
gemeldet werden – in der Regel dem Landesdatenschutzbeauftragten.<br />
<strong>Die</strong>s gilt nur<br />
dann nicht, wenn die Verletzung voraussichtlich<br />
nicht oder nur zu einem geringen<br />
Risiko für die Rechte und Freiheiten natürlicher<br />
Personen führt. Mitzuteilen sind sowohl<br />
die Ergebnisse der Untersuchung des<br />
Foto: WhataWin – stock.adobe.com<br />
Angriffs als auch die ergriffenen Maßnahmen<br />
zur Abhilfe, durch die künftige Datenpannen<br />
möglichst ausgeschlossen werden<br />
oder wenigstens das Risiko dafür erheblich<br />
minimiert wird. Erfolgt die Meldung nicht<br />
oder nicht rechtzeitig, droht ein Bußgeld<br />
von bis zu 10.000.000 Euro oder von bis<br />
zu zwei Prozent des gesamten weltweit erzielten<br />
Jahresumsatzes des vorangegangenen<br />
Geschäftsjahres, je nachdem, welcher<br />
Betrag höher ist. Eine Kooperation mit der<br />
Aufsichtsbehörde kann dabei oft zu einer<br />
Reduzierung des Bußgeldes führen.<br />
Daneben müssen betroffene Personen informiert<br />
werden, wenn der Datenverlust<br />
voraussichtlich ein hohes Risiko für deren<br />
persönliche Rechte und Freiheiten hat.<br />
<strong>Die</strong>s ist etwa dann der Fall, wenn Bankdaten<br />
geleakt wurden. Nicht verpflichtend,<br />
aber stets sachdienlich ist die Einbindung<br />
der Personalabteilung und des<br />
Datenschutzbeauftragten, zudem hat der<br />
Betriebsrat ein Unterrichtungsrecht. Im<br />
Hinblick auf eine schnelle und effektive<br />
Reaktion empfiehlt sich präventiv der Abschluss<br />
von Betriebsvereinbarungen für<br />
den Umgang mit Cyberattacken, in denen<br />
Notfallprotokolle, Aufgabenzuweisungen<br />
und datenschutzrechtliche Aspekte konkretisiert<br />
werden können.<br />
Schadensersatzpflicht<br />
des Unternehmens<br />
Bei einem Hackerangriff drohen zunächst<br />
Schadensersatzforderungen von Kunden<br />
und Geschäftspartnern – neben dem<br />
Image- und Vertrauensschaden, der sich<br />
mittelbar ebenso wirtschaftlich wie essenziell<br />
auswirken kann. Gleichzeitig können<br />
sich auch Ansprüche von Arbeitnehmern<br />
gegenüber dem Arbeitgeber ergeben.<br />
Ein solcher Anspruch auf Schadensersatz<br />
folgt ebenfalls aus der Datenschutzgrundverordnung,<br />
die indes eine Haftungsbefreiung<br />
ermöglicht, wenn nachgewiesen<br />
wird, dass man für die der Datenschutzverletzung<br />
zugrunde liegenden Umstände<br />
in keiner Weise verantwortlich ist. Ein<br />
mögliches Fehlverhalten der Mitarbeiter<br />
wird dem Arbeitgeber in diesem Zusammenhang<br />
gleichwohl zugerechnet. Eine<br />
28 www.diewirtschaft-koeln.de
Sonderthema Recht & Steuern | Geld & Geschäft |<br />
Oftmals neuralgischer<br />
Punkt bei Hackerangriffen:<br />
Nicht ausreichend beachtete<br />
Sorgfaltspflichten von<br />
Arbeitnehmern<br />
Befreiung kommt konkret nur in Betracht,<br />
wenn alle erforderlichen Sicherungsmaßnahmen<br />
gemäß dem geltenden Datenschutzrecht<br />
ergriffen wurden. Der Europäische<br />
Gerichtshof bestätigte allerdings<br />
erst jüngst, dass aus einem unbefugten<br />
Zugriff auf Daten und deren Veröffentlichung<br />
nicht automatisch folgt, dass keine<br />
geeigneten Schutzmaßnahmen getroffen<br />
worden sind. Es werde nicht verlangt, dass<br />
Vorfälle vollständig verhindert werden,<br />
vielmehr müsse die Datenschutzverletzung<br />
durch Missachtung des Datenschutzrechts<br />
ermöglicht worden sein.<br />
Damit folgt nicht automatisch eine Schadensersatzpflicht<br />
des Unternehmens –<br />
selbst wenn eine solche auch für immaterielle<br />
Schäden wegen des Verlusts der<br />
Kontrolle über personenbezogene Daten<br />
und der Furcht vor Missbrauch möglich ist,<br />
was vor allem einschlägig sein kann, wenn<br />
Daten im Darknet auftauchen. <strong>Die</strong>ses und<br />
Kryptowährungen erschweren die Ermittlung<br />
der Angreifer und eine Geltendmachung<br />
von Schadensersatz gegenüber den<br />
wirklichen Verantwortlichen.<br />
Haftung<br />
der Arbeitnehmer?<br />
Umgekehrt können Arbeitnehmer schadensersatzpflichtig<br />
sein, wenn sie etwa<br />
durch das fahrlässige Öffnen eines fragwürdigen<br />
E-Mail-Anhangs oder ein unterlassenes<br />
Softwareupdate die Cyberattacke<br />
ermöglicht haben. Bei einem derartigen<br />
Fehler im Zuge der Ausführung der geschuldeten<br />
Arbeit finden jedoch die Grundsätze<br />
des innerbetrieblichen Schadensausgleichs<br />
Anwendung, das heißt, selbst bei<br />
grober Fahrlässigkeit wird die Haftung auf<br />
drei Monatsgehälter reduziert – was normalerweise<br />
in keinem Verhältnis zur Schadenshöhe<br />
steht. Dass Arbeitnehmer die<br />
Attacke ermöglicht oder gefördert haben,<br />
ändert nichts daran. Etwas anders gilt nur,<br />
wenn das Fehlverhalten des Mitarbeiters<br />
bei der Nutzung der betrieblichen IT für<br />
private Zwecke geschieht: In diesem Fall<br />
liegt keine betrieblich veranlasste Tätigkeit<br />
vor, sodass der Arbeitnehmer – theoretisch<br />
– vollständig haftbar ist. In Betracht<br />
kommt schließlich eine Schadensersatzpflicht<br />
des betrieblichen Datenschutzbeauftragten,<br />
wenn dieser etwa der Beratung<br />
des Arbeitgebers nicht (ausreichend) nachgekommen<br />
ist.<br />
Kündigung<br />
bei Fehlverhalten?<br />
Eine „Sanktionierung“ von Arbeitnehmern<br />
bei der Möglichmachung eines Hackerangriffs<br />
kommt währenddessen auch durch<br />
arbeitsrechtliche Schritte in Betracht. Ein<br />
Foto: Jörg Modrow/laif/ Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />
Foto: Destina – stock.adobe.com<br />
leicht fahrlässiges Verhalten wird in der<br />
Regel nur eine Abmahnung rechtfertigen,<br />
eine fristlose Kündigung kann hingegen<br />
angemessen sein, wenn der oder die Betroffene<br />
wiederholt und/oder grob fahrlässig<br />
handelt, zum Beispiel entgegen aufgestellten<br />
Regeln zur Nutzung der digitalen<br />
Infrastruktur im Betrieb. <strong>Die</strong> Einordnung<br />
der Fahrlässigkeit muss sich in diesem<br />
Kontext auch an der Position des Arbeitnehmers<br />
orientieren: Es liegt auf der Hand,<br />
dass von IT-Mitarbeitern eher erwartet<br />
wird, Hackingversuche zu erkennen. Vor<br />
den Arbeitsgerichten kommt es unterdessen<br />
oftmals dazu, dass Kündigungen für<br />
unwirksam erklärt werden, wenn der technische<br />
Sachverhalt eine gewisse Komplexität<br />
aufweist – dabei kann die Trennung<br />
von einem Beschäftigten gar als Schritt zur<br />
künftigen Verhinderung von Datenschutzverstößen<br />
angezeigt sein. Das Ergebnis ist<br />
die kuriose Situation, dass ein Arbeitnehmer<br />
trotz des enormen Vertrauensverlustes<br />
weiterbeschäftigt werden muss. Der Arbeitgeber<br />
kann sich dann nur noch durch<br />
eine Abfindung von dem „Dilemma“ freikaufen.<br />
Cyberattacken auf Unternehmen können<br />
somit letztlich sowohl zu Schadensersatzansprüchen<br />
der eigenen Arbeitnehmer<br />
gegen den Arbeitgeber führen als auch umgekehrt<br />
– zumindest in der Theorie. Ein<br />
Unternehmen haftet lediglich dann nicht,<br />
wenn es alle seine datenschutzrechtlichen<br />
Pflichten erfüllt hat. <strong>Die</strong>s bedeutet vor allem,<br />
Schutzsoftware und Firewalls auf<br />
neustem Stand zu halten. Ermöglicht oder<br />
erleichtert ein Arbeitnehmer einen Hackerangriff,<br />
kann umgekehrt auch dieser<br />
schadensersatzpflichtig sein; allerdings<br />
greifen in der Regel die allgemeinen Haftungserleichterungen.<br />
Schließlich sind arbeitsrechtliche<br />
Reaktionen möglich, auch<br />
wenn sie nicht immer leicht durchzusetzen<br />
sind. W<br />
Gastautoren: Axel Braun, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />
Stephan Sura, Wissenschaftlicher Mitarbeiter,<br />
Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />
Foto: Privat<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 29
| Leben & Wissen<br />
PLATTFORM FÜR MISTER<br />
MATCHING COMMUNITY<br />
Neuentwicklung auf Basis von Tobit Chayns fungiert als interaktive Company- und Netzwerk-Website<br />
v.l.n.r. Martin Müller alias MISTER MATCHING®, Peter Sommer (Tobit), Danilo Roll<br />
(Sparo Werbung), Oliver Puls (PULS.Systems), Harry Flint (link instinct)<br />
Der bundesweit als Networker bekannte Martin Müller, alias MISTER MATCHING,<br />
bedient Unternehmen in ihrem Kontaktauf- und -ausbau. Sein Credo lautet: online<br />
finden, offline binden.<br />
In seinem persönlichen VIP-Club, der MIS-<br />
TER MATCHING Community, hat Müller<br />
Fachleute verschiedener <strong>Wirtschaft</strong>szweige<br />
vereint. Hier treffen Kenner ihres Faches<br />
aufeinander, tauschen sich aus und<br />
generieren Business zusammen. <strong>Die</strong> Expertise<br />
der Spezialisten werden in der<br />
Community in effektive Mehrwerte für die<br />
Mitglieder übersetzt. Es gilt, gegenseitig<br />
Produkte und Services so zu positionieren,<br />
dass innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft<br />
Umsätze entstehen.<br />
Auf Basis des in Deutschland entwickelten<br />
Betriebssystems Tobit CHAYNS entwickelte<br />
Strategie- und Markenberater Harry Flint<br />
im Team mit weiteren hoch qualifizierten<br />
Community Members die neue Plattform.<br />
Oliver Puls von PULS.systems (eine Marke<br />
des IT-Systemhauses CCA GmbH & Co. KG)<br />
sorgte als etablierter 5-Sterne-Autorisierter-Tobit-System-Partner<br />
für die komplexe<br />
Implementierung in einem der führenden<br />
deutschen Ökosysteme. Danilo Roll von<br />
Sparo Werbung steuerte das umfangreiche<br />
visuelle Konzept mit Dach- und Tochtermarken<br />
sowie das Frontend-Design bei.<br />
Neue Ära eingeläutet<br />
Ein echtes MISTER-MATCHING-Community-Kompetenzteam<br />
konnte eine Lösung<br />
schaffen, die eine völlig neue Ära in der Unternehmensgruppe<br />
Martin Müller einläutet.<br />
Das Ergebnis geht offiziell im Rahmen eines<br />
Fachvortrages bei der Tobit Pushcon Ende<br />
April 20<strong>24</strong> live. Karten für dieses zukunftsträchtige<br />
Digital Festival of Minds am Tobit-Standort<br />
Ahaus sind erhältlich unter<br />
www.pushcon.de.<br />
Vielen ist TOBIT als Urgestein für Unternehmenssoftware<br />
ein Begriff. Tobit David<br />
revolutionierte einst das E-Mail- und Kalender-Management<br />
als Microsoft Exchange Alternative,<br />
mit „Faxware“ wurden Faxmarketing-Kampagnen<br />
möglich. <strong>Die</strong> Tobit Labs<br />
entwickelten mit Chayns eine Plattform,<br />
um Menschen und Systeme miteinander<br />
zu verbinden. <strong>Die</strong> Stadt Ahaus, als Sitz des<br />
Unternehmens, hat sich ganz auf die Digitalisierung<br />
mit Chayns eingelassen. Einzelhandel,<br />
Gastronomie, Hotellerie, Veranstaltungsmanager<br />
und Freizeitangebote setzen<br />
Bildmontage: Danilo Roll<br />
auf die beleglose Buchbarkeit via QR-Codes.<br />
Stadtmarketing wird über die Chayns-Seite<br />
www.ahaus.de betrieben.<br />
Jedes Mitglied<br />
mit eigenem Shop-Modul<br />
„Chayns als neuer MISTER MATCHING Community<br />
Carrier wird unsere Leistungsgemeinschaft<br />
deutlich aufwerten“, so Martin<br />
Müller „Jedes Mitglied bekommt über sein<br />
persönliches Member-Profil auch ein eigenes<br />
Shopmodul freigeschaltet, mit dem Produkte<br />
und Services vermarktet werden können.<br />
<strong>Die</strong>se Funktionalität ist einzigartig und wir<br />
werden anhand der vielen Mehrwerte der<br />
Community als Gruppe weiterwachsen.“<br />
Oliver Puls vermeldet als IT-Projektleiter<br />
sichtlich zufrieden: „Chayns ist ein echtes<br />
Multitool und bietet alle wichtigen Applikationen<br />
in einer Anwendung. Website,<br />
E-Shop, Termine und Tickets, wer liefert<br />
was? Gutschein-Promotion, aktuelle Angebote,<br />
Blog. Wir haben für die MISTER<br />
MATCHING Community eine Blaupause für<br />
netzwerkaktive Communitys erstellt und<br />
stehen als professionelle Systempartner<br />
für viele Einsatzfelder wie Stadtmarketing,<br />
Netzwerke, Gastronomie, Shopportale, Netzwerke<br />
oder Verbände bereit.“<br />
Eine neue Ära ist gestartet. <strong>Die</strong> Spezialisten<br />
der MISTER MATCHING Community haben<br />
ein System geschaffen, in dem angeschlossene<br />
Mitglieder transparent dargestellt werden.<br />
Dank individueller Profilseiten mit eigenem<br />
Shopsystem werden Produkte und<br />
Leistungen buchbar. Das Ergebnis ist unter<br />
www.mister-matching.de zu finden. W<br />
Eugen Weis<br />
Harry Flint, Head of Brand Activation,<br />
linkinstinct.com<br />
Foto: link instinct<br />
30 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
MEHR KRAFT-<br />
FAHRZEUGE IN KÖLN<br />
Im Jahr 2023 hat sich der Bestand an Kraftfahrzeugen besonders bei Elektro- und Hybridfahrzeugen erhöht<br />
Laut dem von der Stadtverwaltung veröffentlichten Bericht „<strong>Köln</strong>er Statistische<br />
Nachrichten 3/20<strong>24</strong> Kraftfahrzeuge in <strong>Köln</strong> 2023“ ist der Kraftfahrzeugbestand auch<br />
im Jahr 2023, über alle Fahrzeugarten betrachtet, weiter angewachsen. <strong>Die</strong> Auswertungen<br />
zeigten dabei, dass zum Stichtag 31. Dezember 2023 insgesamt mehr als<br />
585.100 Kraftfahrzeuge in <strong>Köln</strong> zugelassen waren. Das entspricht einer Steigerung<br />
von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />
Gewerbliche Fahrzeuge<br />
mit größtem Zuwachs<br />
Der größte Zuwachs kann dabei für die gewerblich<br />
genutzten Fahrzeuge verbucht<br />
werden. So stieg der Bestand an Nutzfahrzeugen<br />
um 5,5 Prozent, in Zahlen ausgedrückt<br />
auf knapp 49.500 Fahrzeuge. Bei<br />
den gewerblich zugelassenen Personenkraftwagen<br />
stieg der Anteil um 5,3 Prozent,<br />
d. h. auf rund 86.400 Fahrzeuge.<br />
Bei den privat genutzten Pkw ist der Bestand<br />
im Vergleich zum Jahr 2023 um 0,3<br />
Prozent auf insgesamt rund 405.400 Fahrzeuge<br />
gestiegen. <strong>Die</strong> Dichte der Privat-Pkw<br />
bleibt damit mit 370 Pkw pro 1.000 Einwohner<br />
im Vergleich zum Vorjahr unverändert.<br />
Der Gesamtbestand an Personenkraftwagen<br />
erhöhte sich damit um 1,1<br />
Prozent bzw. auf rund 491.700 Fahrzeuge.<br />
Einen Zuwachs gab es auch bei Krafträdern.<br />
So waren zum Stichtag mehr als<br />
42.800 Krafträder zugelassen. Das entspricht<br />
einer Erhöhung von 2,3 Prozent.<br />
Durchschnittsalter<br />
der <strong>Köln</strong>er Pkw steigt<br />
Das Durchschnittsalter der <strong>Köln</strong>er Pkw ist<br />
im vergangenen Jahr weiter angestiegen.<br />
<strong>Die</strong> gewerblich genutzten Pkw waren dabei<br />
in den letzten zehn Jahren durchschnittlich<br />
rund drei Jahre alt. Das durchschnittliche<br />
Alter der privaten Wagen bis Ende<br />
2023 stieg hingegen um rund zwei Jahre,<br />
sodass sie nun im Durchschnitt mehr als<br />
zwölf Jahre alt sind.<br />
<strong>Die</strong>ser Trend lässt sich auch an den neu<br />
zugelassenen Pkw-Beständen ablesen.<br />
Verglichen mit dem Vorjahr ist erneut ein<br />
Rückgang der Privat-Pkw um 1,3 Prozent<br />
im ersten Zulassungsjahr zu erkennen.<br />
<strong>Die</strong> Zahl der erstmals zugelassenen, gewerblich<br />
genutzten Pkw hingegen beläuft<br />
sich im gleichen Zeitraum auf 21,7 Prozent.<br />
Insgesamt gesehen, wird der Bestand<br />
aller Personenkraftwagen im ersten Zulassungsjahr<br />
zum Jahresende 2023 mit insgesamt<br />
rund 39.100 Wagen beziffert.<br />
Bestand an Elektround<br />
Hybridfahrzeugen<br />
wächst weiter<br />
Auch der Bestand an zugelassenen Elektro-<br />
und Hybridfahrzeugen hat im Jahr 2023<br />
weiter zugenommen. Insgesamt waren Ende<br />
2023 rund 34.000 Hybride (27 Prozent<br />
mehr als 2022), 17.300 Plug-in-Hybride<br />
(17 Prozent mehr als 2022) und 14.500<br />
Pkw mit Elektroantrieb (48 Prozent mehr<br />
als 2022) zugelassen. Sieht man sich den<br />
Gesamtbestand an, macht allerdings die<br />
Gruppe der Gas-, <strong>Die</strong>sel- und Benzin-Pkw<br />
mit 87 Prozent immer noch den größten<br />
Anteil aus.<br />
Insgesamt ist jedoch deutlich erkennbar,<br />
dass es seit einigen Jahren eine ständige<br />
Veränderung im Bestand zugunsten schadstoffärmerer<br />
Pkw gibt. Seit Ende 2020 sind<br />
die zugelassenen Elektro- und Hybrid-Pkw<br />
um rund 42.000 Wagen gestiegen. <strong>Die</strong><br />
„Verbrenner“-Pkw sind im gleichen Zeitraum<br />
jedoch um rund 38.000 Wagen gesunken.<br />
Dabei ist noch nicht klar, welchen<br />
Effekt das Auslaufen des Umweltbonus im<br />
Dezember 2023 auf die Zahlen hat. Das<br />
wird sich erst mit den Zahlen für das laufende<br />
Jahr zeigen. W<br />
Monika Eiden<br />
Pkw-Bestand in <strong>Köln</strong> – Zunahme der Pkw gegenüber dem Vorjahr nach Antriebsarten<br />
Anzahl Pkw • 2020 • 2021 • 2022 • 2023<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
-2.000<br />
-4.000<br />
-6.000<br />
-8.000<br />
-10.000<br />
-4.191<br />
-7.363<br />
-8.450<br />
Benzin<br />
-4.652<br />
-5.669<br />
-7.470<br />
-5.<strong>24</strong>3<br />
<strong>Die</strong>sel<br />
-4.153<br />
-178<br />
-91<br />
-189<br />
-218<br />
Gas / Gas bivalent<br />
6.697<br />
6.8<strong>03</strong><br />
5.648<br />
7.226<br />
Hybrid<br />
(ohne Plug-In)<br />
3.804<br />
5.406<br />
3.930<br />
2.530<br />
Plug-in-Hybrid<br />
1.661<br />
2.851<br />
3.789<br />
Elektro<br />
4.682<br />
Quelle: Stadt <strong>Köln</strong> – Bürgerdienste/Amt für Stadtentwicklung und Statistik (Statistisches Informationssystem)<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 31
| Leben & Wissen<br />
NATIONALE WEITER-<br />
BILDUNGSSTRATEGIE<br />
Moderne und geförderte Weiterbildung im Kontext der digitalen Transformation<br />
Lebenslanges Lernen als Wegbereiter für die digitale Transformation<br />
Angesichts des rasanten Wandels in verschiedenen Bereichen gesellschaftlichen<br />
Lebens gewinnen lebenslanges Lernen und somit auch die berufliche Weiterbildung<br />
stetig an Relevanz. Bereits im Jahr 2019 wurde dieser Entwicklung durch die Verabschiedung<br />
der Nationalen Weiterbildungsstrategie Rechnung getragen. Weiterbildung<br />
und lebenslanges Lernen rückten damit noch mehr in den Fokus politischer<br />
und wirtschaftlicher Akteure. Vor diesem Hintergrund ergeben sich für Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer einige interessante Möglichkeiten zur staatlichen Förderung<br />
von Weiterbildungen.<br />
Im Juni 2019 verabschiedeten die Bundesministerien<br />
für Arbeit und Soziales sowie für<br />
Bildung und Forschung gemeinsam mit 15<br />
weiteren Partnern aus <strong>Wirtschaft</strong> und Kultur<br />
die Nationale Weiterbildungsstrategie<br />
(NWS). Zentrales Thema der NWS sind die<br />
Herausforderungen der digitalen, demografischen<br />
und auch ökologischen Transformation,<br />
denen Bürgerinnen und Bürger ebenso<br />
wie Politik und Unternehmen sowie ganze<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sbereiche gegenüberstehen.<br />
Transformation und Wandel sind seit jeher<br />
konstitutive Bestandteile aller Gesellschaften.<br />
<strong>Die</strong> Globalisierung und Technologisierung<br />
beschleunigen diese Prozesse allerdings<br />
immens. Zusätzlich verkürzen sich<br />
die Abstände zwischen entscheidenden<br />
Entwicklungen, wodurch Handlungshorizonte<br />
und damit Zeit für Entscheidungsfindungen<br />
eingegrenzt werden. Was heute<br />
gilt, kann morgen schon nicht mehr gelten.<br />
Transformation ist damit zum entscheidenden<br />
Element aktueller Zeitdiagnosen<br />
geworden, weshalb die Bezeichnung unserer<br />
Gesellschaft als Transformationsgesellschaft<br />
naheliegt.<br />
Weiterbildung in<br />
der Transformationsgesellschaft<br />
Ein Paradigma, das sich seit den<br />
2000er-Jahren verstärkt Raum verschafft<br />
und alle Gesellschaftsbereiche durchdringt,<br />
ist das lebenslange Lernen. Bildung und<br />
Lernen beschränken sich damit nicht mehr<br />
auf konkrete biografische Abschnitte oder<br />
institutionalisierte Lebensphasen (wie beispielsweise<br />
Schule, Ausbildung und Universität),<br />
sondern weiten sich als biografieübergreifende<br />
Konzepte auf sämtliche<br />
Altersstufen und Lebenssituationen aus.<br />
Lebensläufe können individueller gestaltet<br />
und „versäumte“ Bildungsabschlüsse oder<br />
Kompetenzen auf anderen Wegen erlangt<br />
Foto: Robert Kneschke – stock.adobe.com<br />
oder nachgeholt werden. In diesem Kontext<br />
nimmt vor allem die berufliche Weiterbildung<br />
eine unverzichtbare Stellung ein,<br />
da sich auch die „Halbwertszeit“ von Wissen<br />
in einer digitalen Welt zunehmend verkürzt.<br />
Kontinuierliches Lernen wird zum<br />
Schlüssel biografischer Entwicklung und<br />
zum Grundstein der eigenen Karriere.<br />
Eine wichtige Verknüpfung zwischen dem<br />
Ansatz der Transformationsgesellschaft<br />
und dem lebenslangen Lernen sieht auch<br />
der Soziologe Prof. Dr. Armin Nassehi, der<br />
in seinem Vortrag auf der Ersten Nationalen<br />
Weiterbildungskonferenz formulierte:<br />
„Auf welche Frage ist Weiterbildung die<br />
Antwort?“<br />
<strong>Die</strong> Frage ist gleichermaßen komplex wie<br />
einfach zu beantworten. Eine Antwort lautet:<br />
Was hilft Bürgerinnen und Bürgern, Arbeitgebern<br />
sowie Politik und <strong>Wirtschaft</strong> die<br />
digitale, demografische und auch ökologische<br />
Transformation zu meistern? – Weiterbildung<br />
bzw. lebenslanges Lernen!<br />
Weiterbildung in der Transformationsgesellschaft,<br />
vor allem im beruflichen Kontext,<br />
sollte bestimmte Anforderungen erfüllen,<br />
damit sie sowohl den qualitativen<br />
Ansprüchen professioneller Weiterbildung<br />
entspricht als auch den Bedürfnissen der<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerecht<br />
wird. Spricht man von digitaler Transformation,<br />
dürfen demnach auch Neuerungen<br />
im Hinblick auf Inhalte und Methoden<br />
der Wissensvermittlung nicht ausbleiben.<br />
Nicht zuletzt seit der Coronapandemie wurde<br />
das Angebot digitaler Weiterbildungsformate<br />
stark ausgebaut. Ein Trend, den<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer begrüßen.<br />
Vor allem flexible Angebote, die<br />
zeit- und raumunabhängig bearbeitet werden<br />
können, erfreuen sich wachsender Beliebtheit,<br />
auch aufseiten der Unternehmen.<br />
Personen können ihr Wissen auf diese Weise<br />
parallel zu einer Tätigkeit oder passend<br />
zur persönlichen Situation auf aktuellem<br />
Stand halten, sich fortbilden oder auch eine<br />
Umschulung machen. So kann jede und<br />
jeder mit den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt<br />
mithalten und die eigenen wissensbasierten<br />
Ressourcen erweitern. <strong>Die</strong><br />
moderne (berufliche) Erwachsenenbildung<br />
mit ihren digitalen Angeboten leistet zu-<br />
32 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Expertise fördern durch das Qualifizierungschancengesetz<br />
sammenfassend einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Förderung der Transformationsgesellschaft.<br />
Schon vor der Veröffentlichung der NWS<br />
wurde im Januar 2019 das Qualifizierungschancengesetz<br />
(QCG) verabschiedet. <strong>Die</strong>ses<br />
richtet sich speziell an Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer und zielt darauf, diese<br />
mit Weiterbildungsmaßnahmen zu fördern<br />
sowie Unternehmen finanziell zu entlasten.<br />
Unternehmen sollen insbesondere bei der<br />
Bewältigung von Strukturwandel und Digitalisierung<br />
unterstützt werden. Einige der<br />
wichtigsten Vorteile des QCG sind nachfolgend<br />
aufgeführt:<br />
→ Weiterbildungsmöglichkeiten: Das Gesetz<br />
ermöglicht Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmern den Zugang zu gezielten<br />
Weiterbildungsmaßnahmen, um ihre<br />
beruflichen Fähigkeiten zu verbessern<br />
und sich den Anforderungen des Arbeitsmarktes<br />
anzupassen.<br />
→ Förderung lebenslangen Lernens:<br />
Durch die finanzielle Unterstützung für<br />
Weiterbildungsmaßnahmen fördert das<br />
Gesetz eine Kultur des lebenslangen Lernens.<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
werden ermutigt, sich kontinuierlich<br />
weiterzuentwickeln und neue<br />
Fähigkeiten zu erlernen.<br />
→ Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von<br />
Unternehmen: Arbeitgeber profitieren<br />
ebenfalls von diesem Gesetz, da sie ihre<br />
Mitarbeitenden durch gezielte und geförderte<br />
Weiterbildungsmaßnahmen besser<br />
qualifizieren können. <strong>Die</strong>s trägt zur Steigerung<br />
der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen bei.<br />
→ Förderung von Beschäftigungssicherheit:<br />
Durch die Investition in die Qualifizierung<br />
trägt das Gesetz zur Sicherheit<br />
von Arbeitsplätzen bei. Gut qualifizierte<br />
Mitarbeitende sind in der Lage, sich an<br />
neue Anforderungen anzupassen, und<br />
bleiben dadurch für ihre Unternehmen<br />
auch in herausfordernden Zeiten jederzeit<br />
wertvoll.<br />
Ein wichtiger Bestandteil des QCG ist die<br />
Möglichkeit, Bildungsgutscheine für Weiterbildungsmaßnahmen<br />
zu beantragen. <strong>Die</strong><br />
folgenden Schritte dienen als Orientierung,<br />
um Bildungsgutscheine für Mitarbeitende<br />
zu beantragen:<br />
→ Beratung durch die Agentur für Arbeit:<br />
Unternehmen sollten sich an die örtliche<br />
Agentur für Arbeit oder das Jobcenter<br />
wenden, um Informationen über das<br />
Qualifizierungschancengesetz und die<br />
damit verbundenen Möglichkeiten in ihrer<br />
Region zu erhalten.<br />
→ Bedarfsermittlung: Im nächsten Schritt<br />
ist der Qualifizierungsbedarf der Mitarbeitenden<br />
konkret zu ermitteln, um festzustellen,<br />
welche Weiterbildungsmaßnahmen<br />
erforderlich sind.<br />
→ Auswahl geeigneter Weiterbildungsmaßnahmen:<br />
Basierend auf dem Quali-<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 33<br />
Foto: Sallyhateswing/Philipp Johann<br />
Foto: Robert Kneschke – stock.adobe.com<br />
fizierungsbedarf werden nun geeignete<br />
Weiterbildungsmaßnahmen ausgewählt,<br />
wie berufliche Fortbildungen, Umschulungen,<br />
Sprachkurse usw.<br />
→ Antragstellung für Bildungsgutscheine:<br />
Nach der Auswahl stellen Unternehmen<br />
einen Antrag auf Bildungsgutscheine bei<br />
der Agentur für Arbeit. In diesem Antrag<br />
müssen sie den Qualifizierungsbedarf<br />
darlegen und die geplanten Weiterbildungsmaßnahmen<br />
kurz beschreiben.<br />
→ Genehmigung und Umsetzung: Bei<br />
Genehmigung bzw. Erhalt der Bildungsgutscheine<br />
können die Mitarbeitenden<br />
die Weiterbildungsmaßnahmen sofort<br />
starten. <strong>Die</strong> Kosten für die Weiterbildung<br />
werden dabei bis zu 100 Prozent,<br />
z. B. je nach Unternehmensgröße und<br />
Alter der Beschäftigten, von der Agentur<br />
für Arbeit übernommen. Dazu gibt<br />
es einen Zuschuss von bis zu 100 Prozent<br />
des Arbeitsentgeltes während der<br />
Weiterbildung.<br />
→ Dokumentation und Berichterstattung:<br />
Unternehmen müssen die Teilnahme<br />
ihrer Mitarbeitenden an den Weiterbildungsmaßnahmen<br />
dokumentieren und<br />
gegebenenfalls Berichte über den Fortschritt<br />
erstellen. <strong>Die</strong>se Informationen<br />
müssen sie der Agentur für Arbeit zur<br />
Verfügung stellen.<br />
Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen<br />
Verfahren und Voraussetzungen für die Beantragung<br />
von Bildungsgutscheinen je nach<br />
Bundesland und örtlicher Agentur für Arbeit<br />
variieren können. Unternehmen sollten sich<br />
daher direkt an ihre örtliche Agentur für Arbeit<br />
wenden, um genaue Informationen und<br />
Unterstützung bei der Beantragung von Bildungsgutscheinen<br />
gemäß dem Qualifizierungschancengesetz<br />
zu erhalten. W<br />
Weitere Informationen unter:<br />
https://www.marketinginstitut.biz/blog/<br />
qualifizierungschancengesetz-gefoerdertemarketing-weiterbildung/<br />
Gastautoren: Jonas Gran, Bereichsleiter Weiterbildung,<br />
Katrin Herkenrath, Bildungsberaterin, Deutsches Institut für Marketing<br />
Foto: Sallyhateswing/Philipp Johann
| Leben & Wissen<br />
TRADITION TRIFFT<br />
TRANSFORMATION<br />
ERP im Wandel der Evolution<br />
ERP: Intelligente Verknüpfungen für Wachstum<br />
In der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt sind Unternehmen auf der Suche nach<br />
immer zielführenderen und agileren Lösungen, um ihre operativen Prozesse zu optimieren.<br />
Enterprise-Resource-Planning(ERP)-Systeme sind unverzichtbar geworden.<br />
<strong>Die</strong>se Softwarelösungen, die einst als rein administrative Werkzeuge begannen,<br />
haben sich im Laufe der Jahre zu umfassenden Unternehmenssteuerungssystemen<br />
entwickelt, die sämtliche Aspekte des Geschäftsbetriebs abdecken.<br />
ERP – die Powerquelle<br />
für Geschäftswachstum<br />
Ein ERP-System ist ein vielseitiges Werkzeug,<br />
das Unternehmen in verschiedenen<br />
Bereichen unterstützt, von Finanzmanagement<br />
bis hin zu Personalwesen. Es bietet<br />
eine umfassende Lösung für geschäftliche<br />
Anforderungen wie Vertrieb, Marketing,<br />
Qualitätsmanagement und Logistikoptimierung,<br />
um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu erhalten. Individuelle Anpassungen<br />
ermöglichen es, spezifische Unternehmensanforderungen<br />
zu erfüllen und Geschäftsprozesse<br />
zu optimieren. Es ist eine<br />
All-in-one-Lösung für effizientes Management<br />
und nachhaltigen Erfolg.<br />
ERP-Evolution:<br />
von Meilensteinen<br />
zu Megatrends<br />
<strong>Die</strong> Ursprünge von ERP-Systemen lassen<br />
sich bis in die 1960er-Jahre zurückverfolgen,<br />
als Unternehmen begannen, Computer<br />
zur Automatisierung von Geschäftsprozessen<br />
einzusetzen. Zu dieser Zeit waren<br />
ERP-Systeme hauptsächlich darauf ausgerichtet,<br />
die Finanz- und Buchhaltungsfunktionen<br />
zu rationalisieren. Mit der<br />
Weiterentwicklung der Informationstechnologie<br />
und der zunehmenden Komplexität<br />
von Unternehmen wurde eine Erweiterung<br />
der Funktionen unumgänglich.<br />
<strong>Die</strong> 1990er-Jahre markierten den Beginn<br />
einer neuen Phase in der Evolution der<br />
ERP-Systeme. <strong>Die</strong>se Ära war geprägt von<br />
einer verstärkten Integration verschiedener<br />
Unternehmensbereiche wie Produktion,<br />
Vertrieb, Beschaffung und Personalwesen.<br />
<strong>Die</strong> Systeme wurden modularer und<br />
an die spezifischen Anforderungen verschiedener<br />
Branchen und Unternehmen<br />
angepasst. <strong>Die</strong> Einführung von Client-Server-Architekturen<br />
und relationalen Datenbanken<br />
ermöglichte es ERP-Lösungen, größere<br />
Datenmengen zu verarbeiten.<br />
Der Beginn des 21. Jahrhunderts markierte<br />
den Übergang zu einer weiteren Phase der<br />
Foto: WrightStudio – stock.adobe.com<br />
Evolution, in der Cloud-Technologien und<br />
mobile Anwendungen eine zunehmend<br />
wichtige Rolle spielten. Cloudbasierte<br />
ERP-Systeme ermöglichten Unternehmen<br />
den Zugang zu ihren Daten und Anwendungen<br />
von überall auf der Welt aus, was<br />
die Flexibilität und Skalierbarkeit erheblich<br />
erhöhte. Mobile Anwendungen erweiterten<br />
die Reichweite von ERP-Lösungen,<br />
indem sie es den Benutzern ermöglichten,<br />
auf wichtige Geschäftsdaten von ihren<br />
Smartphones oder Tablets aus zuzugreifen.<br />
<strong>Die</strong> neueste Phase in der Evolution von<br />
ERP-Lösungen wird durch Technologien<br />
wie künstliche Intelligenz (KI), maschinelles<br />
Lernen und das Internet der Dinge (IoT)<br />
geprägt. <strong>Die</strong>se Technologien ermöglichen<br />
es ERP-Systemen, Daten in Echtzeit zu analysieren,<br />
Vorhersagen zu treffen und automatisierte<br />
Entscheidungen zu treffen. Zum<br />
Beispiel können ERP-Lösungen mithilfe<br />
von KI und maschinellem Lernen Muster<br />
in den Daten erkennen und so Unternehmen<br />
dabei unterstützen, ihre Prozesse zu<br />
optimieren. Das Internet der Dinge ermöglicht<br />
es ERP-Systemen, mit physischen Geräten<br />
und Sensoren zu kommunizieren,<br />
was eine noch genauere und umfassendere<br />
Datenerfassung ermöglicht.<br />
Insgesamt hat sich die Entwicklung von<br />
ERP-Systemen im Laufe der Zeit stark verändert,<br />
von einfachen Anfängen bis hin zu<br />
hochgradig integrierten Plattformen, die<br />
Unternehmen dabei unterstützen, wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben und ihre Betriebsabläufe<br />
effizient zu gestalten.<br />
<strong>Die</strong> neue Ära der<br />
ERP-Systeme: Trends<br />
und Herausforderungen<br />
auf dem Weg<br />
zur Transformation<br />
Früher galten ERP-Systeme oft als starr<br />
und schwerfällig, da sie nur langsam auf<br />
sich ändernde Unternehmensanforderungen<br />
reagieren konnten. Heute stehen<br />
wir an der Schwelle einer neuen Ära von<br />
ERP-Systemen, die sich durch Flexibilität<br />
und Benutzerfreundlichkeit auszeichnen.<br />
Eine wesentliche Veränderung liegt in der<br />
34 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Möglichkeit für Kunden, das System selbst<br />
anzupassen. Dank einfacher Erweiterungsmöglichkeiten<br />
durch Programmierung<br />
oder die Nutzung von Low-Code-Plattformen<br />
wie der Power Platform können Unternehmen<br />
ihr ERP-System exakt auf ihre Bedürfnisse<br />
zuschneiden. Dabei geht es nicht<br />
nur um die Anpassung von Standardfunktionen,<br />
sondern auch um die Erstellung individueller<br />
Berichte und Analysemodi. <strong>Die</strong><br />
Konnektivität spielt eine entscheidende<br />
Rolle in dieser Evolution.<br />
Moderne ERP-Systeme bieten Schnittstellen<br />
zu einer Vielzahl anderer Programme<br />
und Plattformen, was zu einer verbesserten<br />
Zusammenarbeit und einem reibungsloseren<br />
Arbeitsablauf führt. Ein Beispiel<br />
für diese Integration ist die Einbindung<br />
in die Produktfamilie von Microsoft, die<br />
eine umfassende Lösung jenseits traditioneller<br />
ERP-Funktionalitäten bietet. Moderne<br />
ERP-Systeme ermöglichen zudem<br />
die Visualisierung von Daten und Prozessen<br />
durch Tools wie Power BI oder Java-<br />
Script-Add-Ins, was zu einer innovativen<br />
Datenpräsentation und -analyse führt. Eine<br />
weitere Veränderung liegt in der Flexibilität<br />
und Vielfalt, die moderne ERP-Systeme<br />
bieten. Anstatt ein unflexibles Korsett zu<br />
sein, präsentieren moderne ERP-Systeme<br />
einen pulsierenden Marktplatz, auf dem<br />
Benutzer personalisierte Erweiterungen<br />
und Add-ons entdecken können, die perfekt<br />
zu ihren Anforderungen passen. Dadurch<br />
wird das ERP-System nicht mehr als<br />
isoliertes Werkzeug betrachtet, sondern als<br />
Teil einer größeren Familie von Systemen,<br />
die reibungslos miteinander kommunizieren<br />
können.<br />
Stärken:<br />
→ Flexibilität und Anpassungsfähigkeit:<br />
Unternehmen können das ERP-System<br />
an ihre Anforderungen anpassen,<br />
sei es durch Programmierung oder<br />
Low-Code-Entwicklung, um eine personalisierte<br />
Lösung zu schaffen.<br />
→ Konnektivität: Moderne ERP-Systeme<br />
bieten nahtlose Integration mit anderen<br />
Plattformen und Programmen, was<br />
die Zusammenarbeit erleichtert und zu<br />
einem reibungsloseren Arbeitsablauf<br />
führt.<br />
→ Erweiterte Funktionalität: Durch die<br />
Integration von Technologien wie<br />
künstlicher Intelligenz und Tools zur<br />
Datenvisualisierung gehen moderne<br />
ERP-Systeme über traditionelle Funktionen<br />
hinaus und bieten erweiterte Möglichkeiten<br />
zur Analyse und Entscheidungsfindung.<br />
→ Vielfalt und Flexibilität: <strong>Die</strong> Möglichkeit,<br />
Erweiterungen und Add-ons aus<br />
einem Marktplatz auszuwählen, bietet<br />
Unternehmen eine breite Palette von<br />
Optionen, um ihr ERP-System zu erweitern<br />
und anzupassen.<br />
Herausforderungen:<br />
→ Komplexität: <strong>Die</strong> Anpassung und Integration<br />
von ERP-Systemen kann komplex<br />
sein und erfordert möglicherweise<br />
spezialisierte Fähigkeiten oder Ressourcen.<br />
→ Abhängigkeit von Anbietern: Unternehmen,<br />
die sich für eine bestimmte Plattform<br />
entscheiden, könnten in gewisser<br />
Weise von den Entscheidungen und<br />
Entwicklungen des Anbieters abhängig<br />
sein.<br />
→ Datenschutz und Sicherheit: <strong>Die</strong> Integration<br />
mit verschiedenen Systemen<br />
kann potenzielle Sicherheitsrisiken<br />
und Datenschutzbedenken aufwerfen,<br />
die sorgfältig berücksichtigt werden<br />
müssen.<br />
<strong>Die</strong> nächste Stufe<br />
der Unternehmensrevolution:<br />
ERP-Systeme<br />
als dynamische<br />
Kraftpakete<br />
<strong>Die</strong> digitale Metamorphose: ERP im Zeitalter der Vernetzung<br />
<strong>Die</strong> nächste Stufe der Unternehmensrevolution<br />
steht bevor, und sie wird durch die<br />
fortschreitende Evolution der ERP-Systeme<br />
angetrieben, die sich zu dynamischen<br />
Kraftpaketen entwickelt haben.<br />
Durch den Einsatz modernster Technologien<br />
wie künstlicher Intelligenz und<br />
Low-Code-Plattformen sowie die reibungslose<br />
Integration haben sich ERP-Systeme<br />
von starren Monolithen zu vielseitigen<br />
Werkzeugen gewandelt, die den modernen<br />
Geschäftsbetrieb revolutionieren. <strong>Die</strong>se<br />
Transformation eröffnet Unternehmen<br />
die Möglichkeit, ihre Prozesse agiler zu gestalten,<br />
Daten intelligenter zu nutzen und<br />
Entscheidungen auf einem völlig neuen Niveau<br />
zu treffen. Durch die Flexibilität bei<br />
Anpassungen und Erweiterungen sowie<br />
die verbesserte Integration mit anderen<br />
Systemen können Unternehmen nun mit<br />
der Geschwindigkeit des digitalen Zeitalters<br />
Schritt halten.<br />
Insgesamt bieten moderne ERP-Systeme<br />
eine leistungsstarke Lösung, die Unternehmen<br />
dabei unterstützt, sich in einem dynamischen<br />
Markt zu behaupten und erfolgreich<br />
zu sein. Welche Neuerungen werden<br />
wir in der Zukunft im Bereich der ERP-Systeme<br />
erleben und wie werden sie die Art<br />
und Weise, wie Unternehmen arbeiten, revolutionieren?<br />
<strong>Die</strong> kontinuierliche Modernisierung<br />
von ERP-Systemen verspricht,<br />
auch in Zukunft spannend zu bleiben. Mit<br />
immer neuen technologischen Fortschritten<br />
und innovativen Ansätzen ist es aufregend<br />
zu beobachten, wie diese Systeme<br />
sich weiterentwickeln, um den aktuellen<br />
Anforderungen von Unternehmen gerecht<br />
zu werden. W<br />
Gastautor: Superbernd,<br />
Dynamic DiFFerence GmbH & Co. KG<br />
Foto: TimosBlickfang– stock.adobe.com<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 35
| Leben & Wissen<br />
DIE NEUEN STERNE<br />
SIND DA<br />
<strong>Die</strong> Lage der Sterne-Restaurants in <strong>Köln</strong><br />
Foto: Florence – stock.adobe.com<br />
Sterneküche zu genießen ist ein Erlebnis<br />
Am 26. März 20<strong>24</strong> wurden vom Restaurantguide Michelin die Sterne 20<strong>24</strong> feierlich<br />
verkündet. Mit zwölf Sternerestaurants steht <strong>Köln</strong> an der Spitze aller Städte NRWs.<br />
Das einzige Zwei-Sterne-Restaurant in <strong>Köln</strong> ist das Ox & Klee des Sternekochs Daniel<br />
Gottschlich.<br />
Zehn Restaurants erhielten wieder einen<br />
Stern, und zwar das astrein, La Cuisine Rademacher,<br />
La Societé, maiBeck, Maximilian<br />
Lorenz, NeoBiota, Pottkind, Sahila, Taku<br />
und Zur Tant. Das Alfredo ist nicht mehr<br />
dabei. Le Moissonnier wollte nicht mehr bewertet<br />
werden, um der „Sternerei“ zu entkommen<br />
– und um mehr Freizeit zu haben,<br />
bietet Vincent Moissonnier auch nur noch<br />
ein Bistro-Konzept statt der Restaurantkarte<br />
an. Prompt erhielt er dennoch nun für Le<br />
Moissonnier Bistro auch einen Stern. Wir<br />
haben die Sternegewinner gefragt, wie sie<br />
ihre aktuelle wirtschaftliche Lage sehen<br />
und was für Pläne sie für die Zukunft haben.<br />
Das Ox & Klee ist ein modernes Gourmetrestaurant,<br />
das seit 2016 von Eigentümer<br />
und Küchenchef Daniel Gottschlich im<br />
<strong>Köln</strong>er Rheinauhafen im mittleren Kranhaus<br />
betrieben wird. Daniel Gottschlich<br />
antwortet uns: „<strong>Die</strong> Situation ist trotz der<br />
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Situation durchgehend positiv. Wir haben<br />
immer noch großen Zulauf, trotz oder eben<br />
weil wir uns im gehobenen Segment befinden.<br />
Wir sind froh, dass immer noch viele<br />
Menschen das nötige Kleingeld für Erlebnisse<br />
ausgeben. Vielleicht ist auch genau<br />
das der springende Punkt: Man kommt zu<br />
uns eben nicht nur, um einfach essen zu<br />
gehen, sondern um eine ganz besondere<br />
kulinarische Reise zu erleben. Das Konzept<br />
heißt ,Experience Taste‘.“ Julia Komp sagt:<br />
„Ich bin sehr dankbar für die vielen guten<br />
Gäste bei uns im Sahila Restaurant und<br />
in der Yu*lia Mezzebar, die über die letzten<br />
zwei Jahre Stammgäste geworden sind.<br />
Anfang des Jahres hatten wir etwas Angst<br />
vor einer Flaute wegen der Mehrwertsteuererhöhung<br />
– die hatte natürlich Auswirkung<br />
auf die <strong>Wirtschaft</strong>lichkeit des Restaurants.<br />
Zum Glück spüren wir erst jetzt<br />
in den Osterferien, dass unter der Woche<br />
doch mal ein Platz frei ist. <strong>Die</strong> größte Herausforderung<br />
für uns ist aktuell der Bezug<br />
der Ware: Möchte man beispielsweise einen<br />
besonderen Fisch, der geangelt wurde und<br />
nicht aus dem Schleppnetz kommt, braucht<br />
es eine logistische Meisterleistung, Nerven<br />
aus Stahl und ein großes Portemonnaie.<br />
Eine weitere Challenge sind die gestiegenen<br />
Personalkosten. Grundsätzlich glaube<br />
ich, dass es aufgrund von Fachkräftemangel<br />
und gestiegenen Einkaufskosten in Zukunft<br />
zwei Arten von Restaurants geben<br />
wird: Restaurants, die ihre Preise halten<br />
können, aber im Gegenzug auf mehr Convenience-Ware<br />
setzen. Und gehobene Restaurants,<br />
die ihre Preise erhöhen müssen,<br />
um weiterhin die Gäste mit handwerklicher<br />
Fähigkeit und großartigen Produkten<br />
zu begeistern. <strong>Die</strong> Gastronomie ist momentan<br />
ein Spagat zwischen kostendeckender<br />
Arbeit und guter Qualität. Da muss man<br />
als Gastronom auch schon mal innovativ<br />
werden: Wir versuchen die Preiserhöhungen<br />
beispielsweise im Rahmen zu halten,<br />
indem wir in der angrenzenden Mezzebar<br />
Yu*lia die gleichen Produkte verwenden<br />
und Lebensmittelverschwendung so reduzieren.“<br />
Marlon Rademacher des Sternerestaurants<br />
Rademacher äußert: „<strong>Die</strong> aktuelle<br />
Situation unseres Restaurants ist trotz der<br />
Herausforderungen der letzten Zeit sehr<br />
stabil. Wir haben es geschafft, unsere Gäste<br />
weiterhin mit exzellenter Küche und erstklassigem<br />
Service zu begeistern, was sich<br />
auch in einer treuen Stammkundschaft<br />
widerspiegelt. Wir konnten unsere Position<br />
als eines der führenden Sternerestaurants<br />
in <strong>Köln</strong> festigen und arbeiten kontinuierlich<br />
daran, uns weiter zu verbessern.“<br />
36 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Michelin-Sterne<br />
geben Rückenwind<br />
Jan Maier vom maiBeck sieht es so: „<strong>Die</strong> aktuelle<br />
wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Lage führt in den Sektoren ,Luxus und Vergnügen‘<br />
zu einer vorsichtigen Haltung. Gäste<br />
halten die ein oder andere, nicht zwingend<br />
notwendige <strong>Ausgabe</strong> eher zurück. <strong>Die</strong><br />
Auszeichnung im Guide Michelin hilft uns,<br />
bei den Gästen einen Vertrauensvorschuss<br />
zu erhalten, eine Gewissheit, dass sie etwas<br />
für ihr Geld bekommen. Wir sind dankbar<br />
und hoffen, durch eine zusätzlich traditionelle,<br />
konservative und transparente Preisgestaltung<br />
Gästen ein gutes Gefühl beim<br />
Ausgehen zu geben. Passend zur optimistischen<br />
Grundhaltung haben wir uns entschieden,<br />
just in diesen Tagen ein zweites<br />
Restaurant in <strong>Köln</strong> zu eröffnen, und freuen<br />
uns auf eine spannende kulinarische<br />
Bereicherung für diese Stadt. Das Otto Für<br />
Dich <strong>Köln</strong> liefert zeitgemäße authentische<br />
italienische Küche und Weine in edler<br />
Wohnzimmeratmosphäre.“ Maximilian<br />
Lorenz vom gleichnamigen Sternerestaurant<br />
gibt folgendes Statement ab: „<strong>Die</strong> Lage<br />
in der gehobenen Gastronomie hat sich<br />
seit Corona nicht so erholt wie erhofft. Versprechungen<br />
seitens der Bundesregierung,<br />
die 7 Prozent MwSt. auf Speisen bestehen<br />
zu lassen, wurden nicht eingehalten. Corona,<br />
Strompreis, Inflation – besonders hoch<br />
bei Energiekosten und Lebensmitteln und<br />
Mieten, die an die Inflationsrate gekoppelt<br />
sind –, Krieg und seit Anfang des Jahres die<br />
Regulierung auf 19 Prozent Mehrwertsteuer,<br />
all dies belastet die Gastronomie sehr<br />
stark. Hinzu kommt, dass qualifizierte Mitarbeiter<br />
die Gastronomie verlassen haben,<br />
da ihnen nach Corona diese Branche betreffend<br />
Arbeitsplätze zu unsicher geworden<br />
ist. Auch Gäste, die einen Tisch reserviert<br />
haben, aber nicht erscheinen und den<br />
Tisch nicht storniert haben – sogenannte<br />
No Show –, sind in den letzten Jahren häufiger<br />
geworden. Bei rechtzeitiger Absage<br />
kann der Gastronom noch versuchen, die<br />
Plätze an andere Gäste zu geben, um damit<br />
keinen Umsatzausfall zu erleiden. <strong>Die</strong>s ist<br />
besonders eklatant an den Tagen Freitag<br />
und Samstag. Da müssen auch die Gäste<br />
sich umgewöhnen, weil so etwas existenzgefährdend<br />
für die Gastronomie ist. Wir haben<br />
als Team die Entscheidung getroffen,<br />
dass wir bei Gruppen Reservierungsgarantien<br />
erheben, um dort abgesichert zu sein.<br />
Erfreulicherweise sehen das unsere Gäste<br />
nicht anders und unterstützen uns in dieser<br />
Hinsicht. Mein Team und ich haben uns<br />
intensiv Gedanken gemacht, was wir besser<br />
machen können, und wo wollen wir als<br />
Team und Gastronomie hin? Nachhaltigkeit<br />
ist generell in den letzten Jahren immer<br />
wichtiger geworden und immer mehr in<br />
das Bewusstsein der Menschen gedrungen.<br />
Mir selbst war es immer ein Graus, wenn<br />
Produkte bzw. Lebensmittel weggeworfen<br />
werden mussten. Daher haben wir spezielle<br />
Vereinbarungen mit Lieferanten bezüglich<br />
tierischer Lebensmittel getroffen, um<br />
dies zu verhindern. Seit Ende Februar haben<br />
wir auch unser Konzept im Sternerestaurant<br />
überarbeitet und sind dort auf die<br />
komplette Verarbeitung von Tieren umgeschwenkt,<br />
auch hier im Sinne der Nachhaltigkeit<br />
und des Respekts vor dem Tier. Wir<br />
verarbeiten das gesamte Tier, damit nichts<br />
weggeworfen wird und kein Tier umsonst<br />
gestorben ist.“ Lukas Winkelmann vom<br />
Pottkind sagt: „Unser Status quo ist sehr<br />
komfortabel. Nachdem die befürchtete erneute<br />
Coronawelle 2023 glücklicherweise<br />
nicht eingetroffen ist, haben wir wieder das<br />
Gefühl von Konstanz und Planungssicherheit<br />
in unserer Arbeit. Wir haben nach wie<br />
vor ein tolles Team von der auszubildenden<br />
Köchin bis hin zur erfahrenen Sommelière<br />
und versuchen weiterhin, mit unseren<br />
Menüs und unserer Gästebetreuung stetig<br />
besser zu werden, und gehen mit höchstem<br />
Anspruch an uns selbst in jeden weiteren<br />
abendlichen Service. Unser Publikum ist<br />
dabei unserem Konzept gegenüber erfrischend<br />
aufgeschlossen. Wir empfinden es<br />
außerdem als eine sehr positive Entwicklung,<br />
dass Sterneküche immer öfter auch<br />
von jüngeren Gästen entdeckt wird, die einfach<br />
Lust auf gute Qualität und kreatives<br />
Handwerk haben und sich nicht von altbackenen<br />
Klischees abschrecken lassen.“ Eric<br />
Werner, der Inhaber und Koch des Sternerestaurants<br />
astrein, merkt an: „Aufgrund<br />
aktueller Gegebenheiten, wie z. B. der Rückkehr<br />
zur Mehrwertsteuer in Höhe von 19<br />
Prozent, steigender Kosten und Fachkräftemangel,<br />
liegt in der Gastronomieszene etwas<br />
Unruhe in der Luft. Für Gastronomen<br />
ist es heute wichtiger denn je, ihren Gästen<br />
ein stimmiges Gesamt-Konzept anbieten<br />
zu können, mit Leistung und dauerhaft<br />
guter Qualität zu überzeugen. Ein weiterer<br />
zentraler Punkt ist das Thema Personal-<br />
und Nachwuchskräftegewinnung. Aus<br />
meiner Sicht sollten junge Menschen mehr<br />
für handwerkliche Berufe und die guten<br />
Perspektiven im Handwerk sensibilisiert<br />
werden, um einem künftigen Nachwuchskräftemangel<br />
vorzubeugen. Daher muss es<br />
attraktiver werden, einen handwerklichen<br />
Beruf auszuüben.“ W<br />
Karoline Sielski<br />
Sternekoch Daniel Gottschlich<br />
Sterneköchin Julia Komp<br />
Sternekoch Maximilian Lorenz<br />
Sternekoch Eric Werner<br />
Foto: Dimi Katsavaris<br />
Foto: Melanie Bauer<br />
Foto: Maximilian Lorenz Gastronomie|<strong>Die</strong>ContentFabrik<br />
Foto: Sonja Ahmed<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 37
| Leben & Wissen<br />
SO GELINGEN TRANS-<br />
FORMATIONSPROZESSE<br />
Wer multiple Transformationsprozesse zu meistern hat,<br />
braucht mehr als technisches und betriebswirtschaftliches Know-how<br />
Foto: contrastwerkstatt – stock.adobe.com<br />
Was nach Chichi klingt, steht für Diversity<br />
(Diversität), Equity (Gleichstellung), Inclusion<br />
(Inklusion) und Belonging (Zugehörigkeit),<br />
und birgt großes Produktivitätspotenzial.<br />
Doch noch sind unausgesprochene<br />
Vorbehalte und unpassende Arbeitsplätze<br />
an der Tagesordnung. Solche „traditionellen“<br />
Verhältnisse schließen viele potenzielle<br />
Fachkräfte von Vornherein aus. Wer<br />
sich am Arbeitsplatz hingegen respektiert<br />
fühlt, ist motiviert, produktiv und kann<br />
sich mit dem Arbeitgeber identifizieren.<br />
Nachhaltig<br />
wirtschaften<br />
Der Generationenwechsel steht in vielen Betrieben an<br />
Neben der digitalen Transformation gibt es mindestens fünf weitere Veränderungsanlässe,<br />
die unausweichlich auf nahezu jedes Unternehmen zukommen. Ein durchdachtes<br />
Change- und Kommunikations-Management reduziert dabei die Reibung und<br />
managt die Motivation der Beteiligten.<br />
Volatilität verringern<br />
<strong>Die</strong> Welt ist volatil, unsicher, komplex und<br />
ambivalent geworden – kurz: <strong>Die</strong> Welt ist<br />
VUKA. Unternehmen und ihre Belegschaft<br />
spüren dies. Laut einer aktuellen Umfrage<br />
von YouGov glauben 62 Prozent der befragten<br />
Unternehmensentscheider, dass es<br />
heute schwieriger ist, ein Unternehmen zu<br />
führen, als noch vor fünf Jahren. Bei den<br />
befragten Arbeitnehmern sind es sogar 67<br />
Prozent. Viele KMU müssen ihre Geschäftsprozesse<br />
umstrukturieren, um schnell auf<br />
veränderte Marktbedingungen reagieren<br />
zu können. Wer die Belegschaft frühzeitig<br />
über das Warum und Wozu informiert, verringert<br />
Frustration, Widerstände und Produktivitätsverluste.<br />
Nachfolge sichern<br />
<strong>Die</strong> ohnehin schwierige Frage der Unternehmensnachfolge<br />
wird durch die demografischen<br />
und konjunkturellen Entwicklungen<br />
aktuell noch verschärft. Laut einem<br />
Bericht der DIHK kommen auf immer mehr<br />
ausscheidende Senior-Unternehmer immer<br />
weniger Übernahmeinteressierte. Oft sind<br />
die Strukturen sowie die Mitarbeiter- und<br />
Kundenbeziehungen stark von den bisherigen<br />
Inhabern geprägt. Nach einem Wechsel<br />
kann es Jahre dauern, diese Abhängigkeiten<br />
zu reduzieren. Zudem können die<br />
Umstellungen in der Unternehmenskultur<br />
für langjährige Mitarbeiter regelrecht<br />
schmerzhaft sein.<br />
Wissen bewahren<br />
Der bevorstehende Generationenwechsel<br />
innerhalb der Belegschaft stellt Firmen vor<br />
die Herausforderung, das wertvolle Wissen<br />
und die Erfahrung der älteren Generation<br />
zu bewahren und für die jüngere Generation<br />
zugänglich zu machen. Unternehmen,<br />
die es schaffen, diese anscheinend<br />
inkompatiblen Gruppen respektvoll und<br />
vorurteilsfrei in den Austausch zu bringen,<br />
machen substanzielles Know-how zukunftsfähig.<br />
DEIB-Potenziale<br />
ausschöpfen<br />
Nachhaltigkeit bringt Bürokratie und Berichtspflichten<br />
– und betriebliche Unabhängigkeit<br />
durch Materialrecycling, Ressourceneffizienz<br />
und Stromautarkie. Wer<br />
Nachhaltigkeit nur halbherzig umsetzt,<br />
wird spätestens bei der Auftragsvergabe<br />
und der Personalgewinnung dafür abgestraft.<br />
Auch im Betriebsalltag lassen sich<br />
viele positive Veränderungen umsetzen,<br />
wenn die Belegschaft dafür ins Boot geholt<br />
wird.<br />
Bei allen Veränderungsprozessen sind<br />
Geschäftsführer und Manager gefordert,<br />
nicht nur den Betrieb durch die Transformation<br />
führen, sondern zuallererst die Belegschaft.<br />
Fehlen dafür kommunikatives<br />
Know-how oder Kapazitäten, hilft externe<br />
Unterstützung. Mit methodischer, respektbasierter<br />
Kommunikation können Veränderungen<br />
zu Verbesserungen werden. W<br />
Gastautorin: Meike Sturat, Expertin für PR,<br />
Kommunikation und Veränderungsprozesse<br />
www.sturat-kommunikation.de<br />
Foto: Uta Konopka<br />
38 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
BEVÖLKERUNG<br />
IN KÖLN WÄCHST<br />
<strong>Die</strong> Auswertung des <strong>Köln</strong>er Melderegisters verzeichnet einen leichten Anstieg der Einwohnerzahl<br />
<strong>Köln</strong>s Bevölkerung wächst weiter und wird zugleich älter<br />
Zum Stichtag 31. Dezember 2023 lebten 1.092.520 Personen (535.040 Männer und<br />
560.480 Frauen) in <strong>Köln</strong>. Das zeigt das Datenblatt „Bevölkerung in <strong>Köln</strong> 2023“, welches<br />
die Stadt <strong>Köln</strong> vorgelegt hat. Somit lebten in der Rheinmetropole zum Stichtag<br />
3.402 Menschen mehr als noch im Jahr 2022. <strong>Die</strong>s entspricht einer Steigerung von<br />
0,3 Prozent. Ihren Hauptwohnsitz hatten dabei 1.088.964 vor Ort, eine Steigerung<br />
von 0,4 Prozent.<br />
Andere deutsche Großstädte konnten im<br />
Vergleich zum Vorjahr entweder ebenfalls<br />
einen leichten Anstieg verzeichnen oder<br />
zumindest stagnierende Zahlen. In Dortmund<br />
und Essen hatten zum 31. Dezember<br />
2023 0,4 Prozent und in Leipzig 0,6 Prozent<br />
mehr Personen ihren Hauptwohnsitz.<br />
In München und Stuttgart blieb die Einwohnerzahl<br />
dagegen stabil.<br />
<strong>Köln</strong> wird immer älter<br />
176.<strong>03</strong>4 Kinder und Jugendliche unter 18<br />
Jahren lebten zum Ende des Jahres 2023<br />
in der Stadt. Das sind 512 weniger als im<br />
Vorjahr und entspricht 16 Prozent aller<br />
Einwohner und Einwohnerinnen. <strong>Die</strong> Altersgruppe<br />
18 bis unter 60 Jahren war mit<br />
655.538 Menschen vertreten, 159 weniger<br />
als noch zuvor. Lediglich die Einwohnerzahl<br />
der über 60-Jährigen konnte einen Zuwachs<br />
verzeichnen. 263.948 Menschen in<br />
<strong>Köln</strong> (118.978 Männer und 144.970 Frauen)<br />
haben das Alter von 60 Jahren überschritten,<br />
das sind 4.073 mehr als im Jahr<br />
2022 und entspricht knapp einem Viertel<br />
aller Bewohner und Bewohnerinnen, nämlich<br />
<strong>24</strong> Prozent.<br />
Zum 31. Dezember 2023 hatten 42,4 Prozent<br />
bzw. 463.966 aller <strong>Köln</strong>er und <strong>Köln</strong>erinnen<br />
einen Migrationshintergrund<br />
(231.172 Männer und 232.794 Frauen),<br />
was einer Steigerung von 0,9 Prozent oder<br />
10.793 Personen entspricht. Davon nicht<br />
deutsch war rund jede fünfte Person, in<br />
Zahlen ausgedrückt also 20,9 Prozent oder<br />
228.555 Menschen.<br />
Weniger Geburten<br />
und Sterbefälle<br />
Insgesamt betrachtet, gab es in <strong>Köln</strong> im<br />
Vorjahr sowohl weniger Geburten als auch<br />
Sterbefälle. 9.099 Geburten, die niedrigste<br />
Zahl an Geburten seit den 1980er-Jahren,<br />
im Jahr davor waren es noch 9.811 Kinder,<br />
die das Licht der Welt erblickten. Gestorben<br />
sind im vergangenen Jahr 10.581 Menschen,<br />
das sind 101 Personen weniger als<br />
in 2022. Damit ergibt sich durch die Differenz<br />
zwischen Geburten und Sterbefällen<br />
Foto: Roland Abel – stock.adobe.com<br />
eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />
von 1.482 Personen. Der Rückgang<br />
bei den Geburten sowie bei den Sterbefällen<br />
in <strong>Köln</strong> entspricht damit einem<br />
gesamtdeutschen Trend.<br />
Mehr Zuzüge als Fortzüge<br />
Im Jahr 2023 kamen 58.189 Menschen<br />
nach <strong>Köln</strong>, während 53.690 <strong>Köln</strong> verließen.<br />
Es zogen 8.173 weniger in die Domstadt<br />
als im Jahr davor. <strong>Die</strong> Abwanderungszahl<br />
blieb dagegen mit 504 mehr Fortzügen<br />
im Vergleich zu 2022 ziemlich konstant.<br />
<strong>Die</strong> Differenz zwischen den Zu- und Fortzügen<br />
ergibt damit ein Wanderungsplus von<br />
4.499 Menschen, was allerdings deutlich<br />
geringer ausfällt als im Vorjahr mit 13.176<br />
Personen.<br />
Deutlich geringer nahmen die Zuzüge<br />
aus dem Ausland ab. Während 2022 noch<br />
27.969 Personen einreisten, waren es 2023<br />
nur noch 21.<strong>24</strong>4. Zu erklären ist der Rückgang<br />
dadurch, dass die Zuzüge aus der Ukraine<br />
zurückgingen. Auch die Zuzüge aus<br />
Deutschland sanken, um vier Prozent von<br />
38.393 in 2022 auf 36.945 im Jahr 2023.<br />
Mehr Seniorenhaushalte,<br />
weniger Haushalte<br />
mit Kindern<br />
Gegenüber dem Vorjahr gibt es 3.298 mehr<br />
<strong>Köln</strong>er Privathaushalte, nämlich 571.653.<br />
Allerdings verteilt sich die Zahl nicht auf<br />
alle Haushaltstypen gleich. Zum Stichtag<br />
gab es 295.808 mehr Einpersonenhaushalte,<br />
das sind 3.460 mehr, während die<br />
Mehrpersonenhaushalte mit 275.835 um<br />
162 weniger wurden.<br />
Ebenfalls gesunken ist die Zahl der Haushalte<br />
mit Kindern. Sie sank auf 102.857,<br />
das sind 615 weniger als im Jahr 2022. Zugenommen<br />
dagegen hat die Zahl der Seniorenhaushalte,<br />
das heißt, es gab zum Stichtag<br />
141.311 Haushalte, in denen die jüngste<br />
Person das Alter von 60 Jahren erreicht<br />
hat. Verglichen mit dem Vorjahr sind das<br />
2.076 mehr. W<br />
Monika Eiden<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 39
| Leben & Wissen Anzeige<br />
AUSGEZEICHNETE VERSOR-<br />
GUNG MIT KURZEN WEGEN<br />
<strong>Die</strong> Klinik LINKS VOM RHEIN überzeugt mit einem klaren Konzept und interdisziplinärer Zusammenarbeit<br />
Foto: Ute Grabowsky / photothek.net<br />
Als eine der ersten Praxiskliniken in Deutschland wurde die Klinik LINKS VOM<br />
RHEIN 20<strong>03</strong> in Rodenkirchen eröffnet. <strong>Die</strong> in der interdisziplinären Facharztklinik<br />
behandelten Patienten sind hochzufrieden und empfehlen die Klinik gerne weiter.<br />
Dazu trägt auch die gute Zusammenarbeit der operativen Fachspezialisten mit ihren<br />
konservativ behandelnden Kolleginnen und Kollegen bei. Seit Beginn dieses Jahres<br />
steht die Klinik unter neuer ärztlicher Leitung, und das Behandlungsspektrum der<br />
Klinik wurde erweitert.<br />
Operative Fachgebiete:<br />
→ Anästhesiologie<br />
Mit den verantwortlichen Ärzten Michael<br />
König, Tom Kurthen und Kollegen<br />
→ Augenheilkunde<br />
Mit den verantwortlichen Ärzten<br />
Heinz-Günther Göddertz, Dr. Stefan<br />
Christmann und Kollegen<br />
→ Hals- / Nasen- / Ohrenheilkunde<br />
Mit den verantwortlichen Ärzten<br />
Dr. Gero Quante, Dr. Konrad Stürmer<br />
→ Neurochirurgie / operatives Wirbelsäulenzentrum<br />
Mit den verantwortlichen Ärzten<br />
Dr. Djamschid Akbarpour, Dr. André<br />
Seeliger, Stephan Carl Wenzel,<br />
Dr. Michael Behr<br />
→ Orthopädie / Sporttraumatologie<br />
Mit den verantwortlichen Ärzten<br />
Prof. Dr. Jürgen Höher, PD Dr. Oliver<br />
Greshake, Prof. Dr. Maurice Balke,<br />
Sandro Meider, Dr. Markus Fink<br />
→ Plastische & ästhetische Chirurgie<br />
Mit den verantwortlichen Ärzten<br />
Dr. Philipp Richrath, Andreas L. Wüst<br />
→ Urologie<br />
Mit den verantwortlichen Ärzten<br />
Dr. Patrick Hamm, PD Dr. Timur Kuru,<br />
Dr. Jasmin Salem, PD Dr. Johannes<br />
Salem, Dr. Rudolf Stratmeyer<br />
20 Jahre für<br />
das Patientenwohl<br />
<strong>Die</strong> Klinik LINKS VOM RHEIN hat ihren festen<br />
Platz in der medizinischen Versorgung.<br />
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die<br />
Klinik zu einem medizinischen Kompetenzzentrum<br />
entwickelt, das Patienten aus dem<br />
In- und Ausland anzieht. So werden mittlerweile<br />
jährlich mehr als 7.500 Patienten in<br />
der Klinik operiert. Durchgeführt werden<br />
40 www.diewirtschaft-koeln.de
Anzeige Leben & Wissen |<br />
Foto: Klinik links vom Rhein / fotoatelier sued<br />
Veränderungen in<br />
der HNO-Praxis<br />
Seit Januar 20<strong>24</strong> ist Dr. Konrad Stürmer, der<br />
lange Jahre Oberarzt in der <strong>Köln</strong>er Uniklinik<br />
war, als Spezialist in der HNO-Praxis tätig.<br />
Er hat die Nachfolge von Dr. Stephan Leuwer<br />
angetreten, der in den Ruhestand gegangen<br />
ist. Dr. Stürmer leitet die HNO-Praxis gemeinsam<br />
mit Dr. Gero Quante, der seit vielen<br />
Jahren in der Klinik LINKS VOM RHEIN<br />
praktiziert. Beide Fachärzte decken das gesamte<br />
operative und konservative Spektrum<br />
der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde ab.<br />
In der dritten deutschlandweit durchgeführten Umfrage, die in der <strong>Wirtschaft</strong>sWoche veröffentlicht<br />
wurde, ist die Klinik LINKS VOM RHEIN wieder als beste Praxisklinik ausgezeichnet worden<br />
<strong>Die</strong> Urologie erweitert<br />
ihr Spektrum<br />
die ambulanten und kurzstationären Eingriffe<br />
von sehr erfahrenen Fachspezialisten,<br />
die ihre Praxis im Haus der Klinik haben,<br />
aber auch von Kooperationsärzten, die ihre<br />
Facharztpraxen im <strong>Köln</strong>er Raum haben.<br />
Nachfolge als<br />
Ärztliche Direktoren<br />
Seit diesem Jahr wird die Klinik LINKS<br />
VOM RHEIN von zwei Ärztlichen Direktoren,<br />
Herrn Professor Dr. Jürgen Höher und<br />
Herrn Tom Kurthen, geleitet. Beide treten<br />
die Nachfolge von Dr. Stephan Leuwer an,<br />
der einer der Gründer der Klinik LINKS<br />
VOM RHEIN und seit 20<strong>03</strong> auch ihr Ärztlicher<br />
Direktor war.<br />
Foto: Jana Sauer<br />
Tom Kurthen, Facharzt für Anästhesiologie,<br />
ist Gesellschafter und seit 2017<br />
in leitender Funktion in der Anästhesiologie<br />
in der Klinik LINKS VOM RHEIN<br />
tätig. Herr Kurthen ist ein sehr erfahrener<br />
Anästhesist mit den Schwerpunkten<br />
Allgemeine Anästhesie und Kinderanästhesie.<br />
Auch seiner fachlichen<br />
Expertise verdankt die Klinik LINKS<br />
VOM RHEIN ihren ausgezeichneten Ruf<br />
als Kompetenzzentrum für Kindernarkosen,<br />
in dem Kinder bereits ab dem Alter<br />
von zwölf Monaten operiert werden<br />
können. Herr Kurthen ist Transfusionsverantwortlicher<br />
und leitet den OP-Bereich<br />
in der Klinik LINKS VOM RHEIN.<br />
Professor Dr. Jürgen Höher, Facharzt für<br />
Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin,<br />
ist Leitender Arzt der SPORT-<br />
SCLINIC COLOGNE und seit 2007 als<br />
Operateur in der Klinik tätig. Als Knieexperte<br />
mit Schwerpunkt auf arthroskopischen<br />
und offenen Gelenkoperationen<br />
(Bandrekonstruktive Eingriffe, komplexe<br />
Eingriffe an Knorpel und Meniskus)<br />
hat er zahlreiche Auszeichnungen seiner<br />
Fachgesellschaften (AGA-Instruktor,<br />
Zertifizierter Kniechirurg der Deutschen<br />
Kniegesellschaft) erhalten und wird vom<br />
FOCUS unter wenigen anderen Kollegen<br />
als herausragender Operateur in <strong>Köln</strong><br />
geführt. Seit 2019 ist Professor Höher<br />
mit seinen orthopädischen Fachkollegen<br />
Professor Dr. Maurice Balke, Dr. Oliver<br />
Greshake und Dr. Markus Fink auch Gesellschafter<br />
der Klinik.<br />
Foto: ASG GbR und ASG MVZ GmbH<br />
Seit November 2023 verstärkt Dr. Christian<br />
Leiber-Caspers das Team der CUROS Urologie<br />
in der Klinik LINKS VOM RHEIN. Der<br />
erfahrene Androloge und Urologe ist eine<br />
international anerkannte Koryphäe bei der<br />
Behandlung von Penisverkrümmungen und<br />
Erektionsstörungen. Zudem ist er Spezialist<br />
im Bereich Vasovasostomie, also dem Rückgängigmachen<br />
von Vasektomien (Sterilisationen).<br />
Dr. Leiber-Caspers ist 1. Vorsitzender<br />
des Informationszentrums für Sexualität<br />
und Gesundheit e. V. (ISG), Vorstandsmitglied<br />
der Deutschen Gesellschaft für Andrologie<br />
e. V. und vielfach als Gutachter und medizinischer<br />
Sachverständiger tätig. W<br />
<strong>Die</strong>se Ärzte aus dem <strong>Köln</strong>er Raum<br />
operieren auch in der Klinik LINKS<br />
VOM RHEIN:<br />
→ Dr. Sabine A. Küppers<br />
Ästhetisch-Plastische Chirurgie<br />
www.praxisdrkueppers.de<br />
→ Dr. Gregor Landwehrs<br />
Brustchirurgie und Handchirurgie<br />
www.dr-landwehrs.de<br />
→ Sebastian Effinger, Jonas Schukraft<br />
Operative Frauenheilkunde<br />
www.zof.koeln<br />
→ Dr. Tobias Berg, Dr. Stephan Sodeur,<br />
Dr. Alexandra Vienken – HNO<br />
www.klinik-am-ring.de/hno und<br />
www.hno-braunsfeld.de<br />
→ Dr. Thomas Betten – HNO<br />
www.hno-cologne.de<br />
→ Dr. Diana Dellé – Gynäkologie<br />
www.gynaekologin-koeln.de<br />
→ Dr. Markus Müller – Urologie<br />
www.mueller-urologie-suelz.koeln<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 41
| Leben & Wissen<br />
SO EIN THEATER<br />
<strong>Köln</strong>s lebendige freie Theaterszene ergänzt und bereichert die <strong>Köln</strong>er Kulturlandschaft<br />
<strong>Die</strong> Volksbühne - das älteste Theater der Stadt bietet eine große Vielfalt an Kulturaufführungen<br />
Keine Frage: Der <strong>Köln</strong>er Dom ist <strong>Köln</strong>s Hauptmagnet mit jährlich sechs Millionen<br />
Besuchern. Aber die Domstadt hat selbstverständlich noch viel mehr zu bieten, als<br />
da wäre z. B. die Philharmonie in direkter Nachbarschaft oder die Museen <strong>Köln</strong>s, wie<br />
das Museum Ludwig, das Wallraf-Richartz-Museum, die drei Museen im Kolumbaquartier<br />
oder im Kulturquartier am Neumarkt usw. Und da wäre natürlich auch noch<br />
die lebendige freie Szene, insbesondere mit den Theaterbühnen im Bereich der Innenstadt,<br />
die das vielfältige Kulturangebot <strong>Köln</strong>s ergänzen.<br />
Beste Beispiele dafür sind die Volksbühne<br />
am Rudolfplatz sowie das Theater im Bauturm,<br />
beide an der Aachener Straße gelegen.<br />
Beiden Theatern ist es wichtig, mit ihren<br />
zumeist gesellschaftlichen, aber auch<br />
kölnspezifischen Themen ein möglichst<br />
breites Publikum anzusprechen. So wollen<br />
sie einerseits die Besucher mit aktuellen<br />
Themen zum Nachdenken anregen und natürlich<br />
andererseits Lust auf einen Besuch<br />
ihrer Vorstellungen machen.<br />
<strong>Die</strong>ses Engagement schätzt auch Helmut<br />
Schmidt, Vorstandsvorsitzender von<br />
STADTMARKETING KÖLN: „<strong>Die</strong>ses private<br />
kulturelle Engagement zeigt, mit wie<br />
viel Herzblut die <strong>Köln</strong>er ihre Kultur wertschätzen<br />
und welch großartiges Potenzial<br />
vorhanden ist. Ganz gleich ob es <strong>Köln</strong>er<br />
Themen sind, die sich in Musicals der<br />
Volksbühne in ,Himmel un Kölle‘ oder in<br />
gesellschaftlichen Themen des Theaters<br />
im Bauturm wiederfinden. <strong>Die</strong>ses Engagement<br />
ist unmittelbar mit den Themen und<br />
den Menschen der Stadt verbunden und<br />
prägt einen wesentlichen Teil der lebendigen<br />
Kulturszene.“<br />
Vielfältiges<br />
kulturelles Programm<br />
auf der Volksbühne<br />
Foto: Frank Mirgel<br />
<strong>Die</strong> Volksbühne am Rudolfplatz, das ehemalige<br />
Millowitsch-Theater, kann auf eine<br />
bewegte Vergangenheit zurückblicken.<br />
Gebaut wurde das prächtige Jugendstilgebäude<br />
im Jahr 1905 und anfangs als Lichtspielhaus<br />
und Ballsaal genutzt. Über eine<br />
sehr lange Zeit, von 1936 bis zum März<br />
2018, fand das auch über <strong>Köln</strong>s Grenzen<br />
hinaus bekannte Volkstheater Millowitsch<br />
dort sein Zuhause. 1966 erwarb der Verein<br />
Freie Volksbühne <strong>Köln</strong> e. V. das Gebäude.<br />
Das älteste Theater <strong>Köln</strong>s wurde mit einer<br />
behutsamen Modernisierung – das Gebäude<br />
ist denkmalgeschützt –, die den besonderen<br />
Charme der Institution voll zur Geltung<br />
brachte, auf die Zukunft vorbereitet.<br />
Seit 2015 bespielt die Betreibergesellschaft<br />
Volksbühne am Rudolfplatz die Bühne und<br />
seitdem ist das kulturelle Repertoire vielfältiger<br />
geworden. Auch heute überzeugt<br />
die Volksbühne mit einem breiten Angebot.<br />
Über das ganze Jahr hinweg finden<br />
am Rudolfplatz rund 320 Veranstaltungen<br />
aus den Genres Theater, Musik, Literatur,<br />
politisches Kabarett, Comedy und Kleinkunst<br />
statt. Damit wurde das Haus zu einer<br />
erstklassigen Adresse für ein breites Publikum,<br />
die Kultur für alle bietet. <strong>Die</strong> Besucher<br />
haben die Wahl aus kölscher Musik,<br />
Lesungen, Talks, Kabarett, Comedy, Musik,<br />
Musical, Theater, Improvisation und weiteren<br />
kulturellen Veranstaltungen. Dabei erhält<br />
die Volksbühne keine staatliche Förderung<br />
und finanziert sich unter anderem<br />
aus dem Verkauf von Getränken und dem<br />
Erlös aus den Einnahmen der Garderobe.<br />
40 Jahre<br />
Theater im Bauturm<br />
Im Jahr 1983 gegründet, das heißt seit<br />
mittlerweile gut 40 Jahren, existiert das<br />
Theater im Bauturm, ebenfalls an der Aachener<br />
Straße gelegen. <strong>Die</strong> beliebte freie<br />
Bühne greift immer wieder relevante Themen<br />
auf. Ein Schwerpunkt liegt dabei unter<br />
anderem zwar auf gesellschaftlichen<br />
Themen, aber auch auf der Aufbereitung<br />
der Geschichte <strong>Köln</strong>s. So auch im aktuellen<br />
Stück „Ein humoreskes Panorama zur<br />
Geschichte von Frauen in <strong>Köln</strong>“. Auf einer<br />
breiten historischen Leinwand werden<br />
zentrale Protagonistinnen aus 2000<br />
Jahren Politik, Kultur und Alltagsleben in<br />
<strong>Köln</strong> zum Leben erweckt. Dabei stellen Susanne<br />
Pätzold und Nicole Kersten verschiedensten<br />
Persönlichkeiten aus mehreren<br />
Jahrhunderten Stadtgeschichte die Frage,<br />
was es heißt, als Frau in <strong>Köln</strong> zu leben.<br />
Daneben wird der Spielplan durch Debatten,<br />
humoristische Formate und Gastspiele<br />
aus dem Bereich des Musiktheaters ergänzt.<br />
Das Theater im Bauturm wird durch<br />
die Stadt <strong>Köln</strong> und einen eigens dafür gegründeten<br />
Förderverein „Freunde und Förderer<br />
des Theater im Bauturm <strong>Köln</strong> e. V.“<br />
unterstützt. W<br />
Monika Eiden<br />
42 www.diewirtschaft-koeln.de
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