Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 02 / 24
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WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE <strong>02</strong>.<strong>24</strong><br />
DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION<br />
PROBLEME<br />
LÖSEN<br />
Innenminister Herbert Reul im Interview<br />
GROSSES<br />
JUBILÄUM<br />
100 Jahre Koelnmesse<br />
Foto: Alex Weis<br />
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Vorwort |<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER,<br />
„Guter Rat ist teuer“, sagt ein bekanntes<br />
Sprichwort. Von der Logik her müsste es<br />
demnach so sein, dass schlechter Rat billig<br />
ist. Oder zumindest preiswerter als der<br />
gute Rat.<br />
Also lautete vor knapp 30 Jahren ein Beschluss<br />
des Rates, dass die Stadt <strong>Köln</strong> was<br />
tun muss. Nämlich eine Kaufoption für das<br />
vom Oppenheim-Esch-Fonds errichtete Technische<br />
Rathaus in das Mietvertragswerk einflechten.<br />
Umgesetzt wurde sie nie. Folge für<br />
die Stadt: Eine Immobilie, die ihre beste Zeit<br />
hinter sich hat, muss für teuer Geld weiter<br />
angemietet werden. Merke: Wird der Rat des<br />
Rates nicht befolgt, wird es extrateuer. Warten<br />
wir ab, wie die Endabrechnungen von<br />
Oper und Schauspiel aussehen werden – und<br />
wer sich bei diesen strittigen Großprojekten<br />
die Taschen vollgemacht hat.<br />
Dass Politik auch anders geht, davon konnte<br />
uns NRW-Innenminister Herbert Reul überzeugen.<br />
Glaubwürdig, akzeptiert, offen, persönlich<br />
und ohne Beschönigungen – Reul äußerte<br />
sich unter anderem über aktuelle und<br />
zukünftige innenpolitische Herausforderungen<br />
der Landespolitik, die Rolle der Politik<br />
in puncto Rechtsradikalismus und darüber,<br />
was ihn seit mehr als 37 Jahren motiviert,<br />
morgens aus dem Bett zu kommen.<br />
Mit Herbert Reul haben wir in NRW endlich<br />
einen Innenminister, der nicht nur<br />
geräuschlos, sondern äußerst effizient im<br />
Sinne einer über alle Parteigrenzen hinweg<br />
anerkannten vorbildlichen Amtsführung<br />
agiert. Und der im Kabinett Wüst ein<br />
wichtiger, unverzichtbarer Aktivposten<br />
ist. Und das in einer Zeit, die an Anforderungen<br />
kaum zu übertreffen ist, wo der<br />
Bürger und die <strong>Wirtschaft</strong> das dringend erforderliche<br />
und benötigte Sicherheitsvertrauen<br />
in die politisch Handelnden als Basis<br />
des eigenen Sicherheitsgefühls spüren<br />
müssen. Zudem wäre ein Herummäkeln<br />
und Stochern, wo es denn eventuelle Defizite<br />
geben könnte, in der gegenwärtigen<br />
allgemeinen Vertrauenskrise in die Parteien<br />
extrem kontraproduktiv.<br />
Erfreuliche Zahlen kann <strong>Köln</strong>Tourismus<br />
vermelden. 3,8 Millionen Gäste und 6,6<br />
Millionen Hotelübernachtungen im Jahr<br />
2<strong>02</strong>3 zählten die Statistiker von IT.NRW.<br />
Somit ist die Stadt wieder auf dem Level des<br />
Jahres 2019 angelangt, dem letzten Vor-Corona-Jahr.<br />
Steigende Gästezahlen sind<br />
auch dem starken MICE-Segment (Meetings,<br />
Incentives, Conventions, Events) zu<br />
verdanken. Es bleibt festzuhalten: Der persönliche<br />
Kontakt ist durch keine Videokonferenz<br />
zu ersetzen.<br />
<strong>Die</strong> Hotellerie entwickelt sich gleichermaßen<br />
positiv. Mit der Bereitstellung von aktuell<br />
37.616 Betten stieg die Zahl um 4,7<br />
Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Einer der<br />
Besuchermagneten ist das Traditionsunternehmen<br />
Koelnmesse, das in diesem Jahr<br />
den 100. Geburtstag feiert. Menschen zusammenführen<br />
und Märkte schaffen – wer<br />
sonst als der damalige Oberbürgermeister<br />
Konrad Adenauer blickte so vorausschauend<br />
und schuf die Grundlage für den heutigen<br />
Messeplatz, der durch seine Innenstadtlage<br />
vis-à-vis von Altstadt und Dom<br />
besticht. Herzlichen Glückwunsch!<br />
Noch ein Rat von uns, ganz umsonst: Freuen<br />
Sie sich über den Frühling, genießen Sie<br />
die frische Luft und viel Spaß beim Lesen.<br />
Herzlichst<br />
Eugen Weis, Herausgeber<br />
IMMER<br />
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| Inhalt<br />
HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE<br />
Foto: Koelnmesse, Hans Blossey<br />
Foto: Alex Weis<br />
10<br />
GROSSES JUBILÄUM<br />
100 Jahre Koelnmesse<br />
........................................................... ab Seite 10<br />
Foto: <strong>Die</strong>ter Jacobi / <strong>Köln</strong>Tourismus GmbH<br />
06<br />
PROBLEME LÖSEN<br />
Interview mit Innenminister Reul<br />
...........................................................ab Seite 06<br />
12<br />
KÖLNER TOURISMUS<br />
Trotz Krisen stabil<br />
...........................................................ab Seite 12<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH<br />
Eugen Weis<br />
Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />
Telefon <strong>02</strong>21.47439<strong>24</strong><br />
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Objekt- und Anzeigenleitung:<br />
Alex Weis<br />
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Redaktionsleitung:<br />
Matthias Ehlert (ViSdP)<br />
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redaktion@diewirtschaft-koeln.de<br />
Redaktion:<br />
Matthias Ehlert (me), Heribert Eiden (he),<br />
Monika Eiden (mei), Jana Leckel (jl),<br />
Karoline Sielski (ks), Astrid Waligura<br />
(aw), Eugen Weis (ew)<br />
Jahrgang: 9, Heft <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>4<br />
Auflage: 17.000 Exemplare<br />
Fotos: stock.adobe.com, Alex Weis,<br />
Envato, sowie Kunden und privat<br />
Druck: Druckhaus DOC<br />
Zeißstr. 23-27, 50171 Kerpen<br />
Telefon: <strong>02</strong>237.9757011<br />
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Beilage:<br />
SCHULTZ GmbH & Co. KG<br />
© Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH 2<strong>02</strong>4 - Nachdruck und Vervielfältigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Alle Urheberrechte<br />
liegen bei<br />
/ oder beim Verlag bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Es gelten unsere AGBs. Erfüllungsort<br />
und Gerichtsstand ist <strong>Köln</strong>. Unser Verlag wird beraten und rechtlich vertreten durch: Rechtsanwälte Stiletto Wilhelm & Kollegen.<br />
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20<br />
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................................ ab Seite 20<br />
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................................ ab Seite 36<br />
Foto: Evolutiq GmbH Foto: Monster Ztudio – stock.adobe.com<br />
Inhalt |<br />
21<br />
WÄRMEWENDE<br />
Stadt <strong>Köln</strong> plant erste Schritte<br />
................................ ab Seite 21<br />
WEITERE THEMEN:<br />
Förderung des Handels ................. S.14<br />
Familienunternehmer .................. S.16<br />
Kurzarbeitergeld ......................... S.28<br />
Homeoffice .................................. S.34<br />
... und vieles mehr ...<br />
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November 2<strong>02</strong>3. Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />
geben nicht in jedem Falle die Meinung des<br />
Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Fotos übernimmt w<br />
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w | Titelstory<br />
Foto: Alex Weis<br />
„POLITIK MACHEN WIR<br />
ALLE, UM DINGE ZU<br />
VERBESSERN UND<br />
PROBLEME ZU LÖSEN.“<br />
Innenminister Herbert Reul im Interview mit w<br />
6 www.diewirtschaft-koeln.de
Titelstory | w<br />
Offen, persönlich und ohne Beschönigungen – Herbert Reul sprach mit uns unter anderem<br />
über aktuelle und zukünftige innenpolitische Herausforderungen der Landespolitik,<br />
die Rolle der Politik in puncto Rechtsradikalismus und darüber, was ihn seit<br />
mehr als 37 Jahren motiviert, morgens aus dem Bett zu kommen.<br />
Der längst verstorbene und renommierte<br />
Fernsehjournalist Hanns Joachim Friedrichs<br />
hat einmal gesagt, ein guter Journalist<br />
macht sich nicht gemein mit einer Sache.<br />
Auch nicht mit einer guten. Nun, dann<br />
müssen wir wohl auf das Attribut verzichten.<br />
Mit Herbert Reul haben wir in NRW<br />
endlich einen Innenminister, der nicht nur<br />
geräuschlos, sondern äußerst effizient im<br />
Sinne einer über alle Parteigrenzen hinweg<br />
anerkannten vorbildlichen Amtsführung<br />
agiert. Und der im Kabinett Wüst ein wichtiger,<br />
unverzichtbarer Aktivposten ist. Und<br />
das in einer Zeit, die an Anforderungen<br />
kaum zu übertreffen ist. Wo der Bürger und<br />
die <strong>Wirtschaft</strong> das dringend erforderliche<br />
und benötigte Sicherheitsvertrauen in die<br />
politisch Handelnden als Basis des eigenen<br />
Sicherheitsgefühls spüren müssen. Zudem<br />
wäre ein Herummäkeln und Stochern, wo<br />
es denn evtl. Defizite geben könnte, in der<br />
gegenwärtigen allgemeinen Vertrauenskrise<br />
in die Parteien extrem kontraproduktiv.<br />
Demokratie in all ihren vielseitigen Facetten<br />
zu verteidigen und dem Extremismus<br />
engagiert die Stirn zu bieten gehört immer,<br />
aber derzeit in besonderem Ausmaß zu den<br />
herausragenden Aufgaben eines Innenministers.<br />
Und dies ist bei Herbert Reul ganz<br />
sicher in den besten Händen. Auf kaum<br />
einen anderen Politiker trifft das bekannte<br />
Zitat des SPIEGEL-Gründers Rudolf Augstein<br />
„Sagen, was ist“ besser zu.<br />
w: Herr Reul, als Innenminister<br />
sind Sie zwar nicht für<br />
die <strong>Wirtschaft</strong>spolitik des Landes NRW<br />
zuständig, aber sehr viele Aspekte der<br />
Kriminalität spielen in die Interessenlage<br />
einer funktionierenden <strong>Wirtschaft</strong>spolitik<br />
mit rein. Bekanntlich ist die <strong>Wirtschaft</strong><br />
ein zartes Pflänzchen, das gehegt werden<br />
muss, und störende Nebengeräusche wie<br />
Unsicherheit und mangelndes Vertrauen<br />
in die Sicherheit tangieren erheblich die<br />
<strong>Wirtschaft</strong> eines Landes: Wie sehen Sie<br />
die allgemeine Sicherheitslage in NRW?<br />
Herbert Reul: Wir merken es alle: Es war<br />
schon mal ruhiger. <strong>Die</strong> Herausforderungen<br />
für Polizei und Sicherheitsbehörden sind<br />
gewachsen. Abstrakt gesehen war das Risiko<br />
für Anschläge selten so hoch wie heute.<br />
Das liegt an der internationalen Lage mit<br />
den Kriegen in Israel und der Ukraine. Was<br />
wir leider auch sehen, ist ein Anstieg der<br />
Kriminalität allgemein. Das betrifft Körperverletzungen,<br />
häusliche Gewalt oder<br />
Kinder- und Jugendkriminalität. Unsere<br />
Sicherheitsbehörden sind belastet, aber<br />
nicht überlastet und machen gute Arbeit.<br />
Wünschen tun wir uns das alle, aber absolute<br />
Sicherheit kann es nie geben.<br />
w: Derzeit bewegen extrem<br />
viele Themen die Menschen, aktuell<br />
engagiert sich wie noch nie erlebt die<br />
breite Masse gegen einen anscheinend<br />
unterschätzten Rechtsradikalismus. Was<br />
kann die Politik da bewegen bzw. welche<br />
Akzente setzen?<br />
Herbert Reul: Ich glaube, die Antwort darauf<br />
ist einfacher, als viele immer tun, aber<br />
unbequemer, als den meisten Demokraten<br />
genehm ist. Der Ball liegt bei denjenigen,<br />
die heute in politischer Verantwortung<br />
sind und Entscheidungen treffen. <strong>Die</strong> letzten<br />
Jahre hat es an Glaubwürdigkeit und<br />
Verlässlichkeit gefehlt. Wenn Politik weniger<br />
Probleme löst, stattdessen Fragezeichen<br />
schafft, ist das Ergebnis Unzufriedenheit<br />
und Vertrauensverlust. Das Vertrauen,<br />
das den etablierten Kräften abhandenkommt,<br />
landet bei denen, die das Kontrastprogramm<br />
versprechen. Extremisten haben<br />
ihre Arme dann ganz weit geöffnet. Ob<br />
die tatsächlich Lösungen haben, sei dahingestellt.<br />
Und Verbote sind da meiner Meinung<br />
nach hilfloser Aktionismus. Für mich<br />
als politisch Verantwortlicher ist wichtig,<br />
nicht mit erhobenem Zeigefinger durchs<br />
Parlament zu laufen, sondern selbstkritisch<br />
zu überlegen, was Menschen in die<br />
Arme der Rechtsextremen treibt.<br />
„Demonstrieren ist gut.<br />
Für die richtige Sache<br />
demonstrieren, ist besser.“<br />
w: Was die Bürger derzeit<br />
bewegt, ist die kontinuierliche Überprüfung<br />
der Verfassungstreue von Rechtsradikalen.<br />
Demonstrieren wird vermutlich<br />
nicht genügen, man erwartet mehr von<br />
der Politik. Welchen Stand können Sie von<br />
NRW vermelden?<br />
Herbert Reul: Demonstrieren ist per se<br />
das richtige Signal und Instrument unserer<br />
wehrhaften Demokratie gegen Verfassungsfeinde.<br />
Ich bin froh und dankbar,<br />
dass sich so viele Menschen in diesen Tagen<br />
aufmachen, dass die Menschen sich<br />
selbst als mündige Demokraten wahrnehmen,<br />
ihre Stimme erheben. In Nordrhein-Westfalen<br />
ist die Jugendorganisation<br />
der AfD, die Junge Alternative, seit Dezember<br />
als Verdachtsfall eingestuft. Unser Verfassungsschutz<br />
schaut genau hin. Auch bei<br />
der AfD.<br />
w: Apropos Demonstrationen:<br />
Erst Ende Januar fand in der<br />
Landeshauptstadt Düsseldorf eine Demo<br />
gegen Rechtsradikalismus mit 100.000<br />
Teilnehmern statt: Welche Grenzen und<br />
Möglichkeiten bieten Demonstrationen<br />
Ihrer Meinung nach?<br />
Herbert Reul: Demonstrieren ist gut. Für<br />
die richtige Sache demonstrieren, ist besser.<br />
In vielen Ländern dieser Erde kann<br />
man nicht einfach auf die Straße gehen, offen<br />
gegen oder für etwas sein. In Russland<br />
wird man abgeführt, wenn man sich mit<br />
einem weißen Blatt auf einen öffentlichen<br />
Platz stellt. In Deutschland darf man auch<br />
gegen Corona-Beschränkungen demonstrieren<br />
und sich solidarisch mit der HAMAS<br />
zeigen. Das ist nicht selbstverständlich.<br />
Aber dieses gute Recht darf nicht überstrapaziert<br />
werden. Gewalt und der Aufruf<br />
dazu gehören nicht auf Demonstrationen.<br />
Auch Festkleben an Gebäuden kann nicht<br />
der richtige Weg zum Ziel sein. Und man<br />
sollte immer darauf achten, mit wem man<br />
da demonstriert und wer da noch mitmarschiert.<br />
Immer öfter werden vermeintlich<br />
harmlose Demos zu entgrenzten Veranstaltungen,<br />
wie es zum Beispiel im vergangenen<br />
November in Essen der Fall war.<br />
w: Clankriminalität und<br />
Mafia sind Themen, die die meisten Menschen<br />
nicht ständig im Fokus haben. Aber<br />
was man darüber liest, ist auch nicht<br />
geeignet, um den Staat als starken Garanten<br />
der Sicherheit zu erleben. Stichwort:<br />
unter anderem die schlechte Abstimmung<br />
unter den Behörden. Dem Bürger ist es<br />
unverständlich, wieso Clanangehörige die<br />
sozialen <strong>Die</strong>nstleistungen abgreifen und<br />
sich dicke Autos und Villen leisten können,<br />
bei gleichzeitigem Bezug von ALG<br />
und sonstiger Stütze. Was wird aktuell<br />
auf landespolitischer Ebene getan, um<br />
dem entgegenzuwirken?<br />
Herbert Reul: In Nordrhein-Westfalen machen<br />
wir da einiges. Regelmäßige Razzien.<br />
Null Toleranz. Nadelstiche. <strong>Die</strong> Schreibtische<br />
der Behörden stehen ganz eng zusammen.<br />
Aber ich sage auch immer: Der Kampf<br />
gegen Clankriminelle ist ein Marathon, der<br />
einen langen Atem braucht. Den haben wir<br />
hier in Nordrhein-Westfalen. Probleme, die<br />
über Jahrzehnte gewachsen sind, können<br />
wir nicht von heute auf morgen wegzaubern.<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 7
w | Titelstory<br />
w: Bei Ihrem SPD-Vorgänger<br />
hat man eine gewisse „Beißhemmung“<br />
feststellen müssen. Das<br />
Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung hat<br />
allgemein unter Ihrer Führung erheblich<br />
zugenommen. Das registrieren wir insbesondere<br />
positiv für <strong>Köln</strong>. Was machen Sie<br />
anders als Herr Jäger?<br />
„Nichts schönreden,<br />
sondern auch<br />
Unbequemes ansprechen.<br />
Das ist glaubwürdige<br />
Politik.“<br />
Herbert Reul: Ich mache lieber Clan-Marathons<br />
als Blitzer-Marathons. Klar, Verkehrssünder<br />
müssen wir auch ahnden.<br />
Aber wenn man sich anschaut, wie Clans<br />
unseren Staat verhöhnen, in welchen<br />
kriminellen Strukturen die sich teilweise<br />
bewegen, sind die Clans nun mal zum<br />
Verkehrssünder das größere Übel. Ich priorisiere<br />
in meiner Politik sinnvoller. Was<br />
ich auch anders mache: nichts schönreden,<br />
sondern auch Unbequemes ansprechen.<br />
Das ist glaubwürdige Politik.<br />
w: Law and Order waren<br />
jahrelang offensichtlich verpönt. Keiner<br />
wünscht sich den Eisernen Vorhang zurück,<br />
aber es ist eine Tatsache, dass die<br />
offenen Grenzen zu erheblich höheren<br />
Anforderungen an die Sicherheitsbehörden<br />
eines Landes geführt haben.<br />
Kontrollierte Zuwanderung versteht man<br />
ja, aber die importierte Kriminalität auf<br />
allen Ebenen ist der Nährboden für überzogene<br />
Fremdenfeindlichkeit. Wie sehen<br />
Sie das?<br />
Herbert Reul: Richtig ist, dass offene<br />
Grenzen unsere Sicherheitsbehörden herausfordern.<br />
Aber das ist ein schwaches<br />
Argument, dagegen zu sein. Wir leben in<br />
einer globalisierten Welt. Das gehört dazu<br />
und bietet uns auch Möglichkeiten. <strong>Die</strong><br />
Zuwanderung stellt uns vor große Aufgaben.<br />
Wichtig ist, heute kluge Zuwanderungs-<br />
und Integrationspolitik zu machen.<br />
Heißt auch, sich von Tag eins an um<br />
die Leute kümmern, die zu uns kommen.<br />
w: 2<strong>02</strong>2 ist die Kriminalität<br />
im Vergleich zum Vorjahr in NRW<br />
um 13,7 Prozent gestiegen. Schaut man<br />
sich die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich<br />
Antisemitismus an, ist davon<br />
auszugehen, dass die Zahlen weiter ansteigen<br />
werden. Welche politischen Maßnahmen<br />
können unternommen werden,<br />
um diesem „Trend“ ein Ende zu bereiten?<br />
Herbert Reul: Auch 2<strong>02</strong>3 werden die Zahlen<br />
wieder steigen. Konflikte, Kriege und<br />
Krisen auf der Welt schlagen sich auf unseren<br />
Straßen nieder. Innere und äußere<br />
Sicherheit lassen sich schwer voneinander<br />
trennen. Wir müssen weiter mit der<br />
Polizei präsent sein und jeden Regelverstoß<br />
vehement ahnden. Wir müssen aber<br />
auch ganz besonders auf unsere Jüngsten<br />
achten, damit die Generation, die nachkommt,<br />
nicht mit Gewalt aufwächst.<br />
w: Dank des unter Ihrer<br />
Initiative umgesetzten Entwurfes zur<br />
Foto: Alex Weis<br />
„Belastungsbezogenen Kräfteverteilung<br />
der Polizei Nordrhein-Westfalen für das<br />
Jahr 2<strong>02</strong>3“ wurden im vergangenen Jahr<br />
420 Stellen für Polizei- und Verwaltungsbeamte<br />
sowie 60 weitere Stellen<br />
für Regierungsbeschäftigte in NRW<br />
geschaffen. Was erhoffen Sie sich von<br />
diesem Stellenausbau? Glauben Sie, dass<br />
die derzeitige Belastung der Beamten<br />
einerseits abgefedert und andererseits<br />
das erhöhte Arbeitsaufkommen aufgrund<br />
des gleichzeitigen Anstieges an Delikten<br />
dadurch kompensiert werden kann?<br />
Herbert Reul: Ob steigende Zahlen im Bereich<br />
Cybercrime oder der Kampf gegen<br />
Geldautomatensprenger – die Aufgaben<br />
für die Polizei haben in den vergangenen<br />
Jahren stetig zugenommen. Das wird sich<br />
in den nächsten Jahren auch nicht ändern.<br />
Um diesen gerecht zu werden, gehören<br />
neben besserer Ausrüstung auch mehr<br />
Schultern dazu, die die gewachsenen Herausforderungen<br />
zusammen stemmen. Ich<br />
bin froh, dass unsere Einstellungsoffensive<br />
gefruchtet hat. <strong>Die</strong> Behörden erfahren<br />
endlich eine spürbare Entlastung. Das<br />
war ein harter und langer Weg.<br />
w: In der Vergangenheit<br />
hörte man Polizisten darüber klagen,<br />
dass die Sicherheitsausrüstung nicht optimal<br />
ist, was hat sich in dieser Hinsicht<br />
getan?<br />
Herbert Reul: Ich habe das nicht gehört.<br />
Wir haben in den vergangenen Jahren<br />
massiv in Ausrüstung und Technik investiert.<br />
Wir sind die am besten ausgestattete<br />
Polizei in Deutschland. Das möchte ich<br />
hier einmal selbstbewusst behaupten.<br />
Kurze Drähte<br />
zwischen Landesund<br />
Bundesbehörden<br />
w: Apropos Vernetzung:<br />
Vor allem in Bezug auf Terrorismus ist<br />
(bundes)länderübergreifende Zusammenarbeit<br />
essenziell. Inwiefern arbeitet NRW<br />
mit angrenzenden Ländern und Bundesländern<br />
zusammen? Gibt es Pläne, dies<br />
weiter auszubauen? Wenn ja: Inwiefern?<br />
Innenminister Herbert Reul sprach mit uns offen und auf Augenhöhe über sein politisches Wirken<br />
Herbert Reul: Wir haben die Zusammenarbeit<br />
nach dem Anschlag auf dem<br />
Breitscheidplatz in Berlin massiv intensiviert.<br />
<strong>Die</strong> Drähte zwischen den Landes-<br />
und den Bundesbehörden sind<br />
kurz. Klar, mehr Informationsaustausch<br />
geht immer, aber die Zusammenarbeit<br />
klappt über Landesgrenzen hinweg<br />
und auch mit den Bundesbehörden gut.<br />
8 www.diewirtschaft-koeln.de
Titelstory | w<br />
w: Es ist vermutlich<br />
leichter gesagt als getan und letztlich<br />
muss sich die Polizei an Gesetze halten.<br />
Aber um wirklich nachhaltig erfolgreich<br />
zu sein, bedarf es sicherlich auch diverser<br />
unkonventioneller Methoden. Was<br />
engt Sie ein und was sollte Ihrer Meinung<br />
nach geändert werden?<br />
Foto: Alex Weis<br />
Herbert Reul: Wir brauchen mehr Befugnisse<br />
im Netz. <strong>Die</strong> Sicherheitsbehörden<br />
dürfen nicht das, was sie müssten, um gut<br />
auf die Kriminalität im Internet reagieren<br />
zu können. Cybercrime ist das Deliktsfeld,<br />
das uns zukünftig massiv beschäftigen<br />
wird. Wir brauchen Werkzeuge, die<br />
uns helfen. Stichwort: Vorratsdatenspeicherung.<br />
Da muss die Bundesregierung<br />
bessere Rahmenbedingungen schaffen.<br />
w: Cyberkriminalität<br />
nimmt zusehends Bedeutung an, wie<br />
können Bürger oder auch Unternehmen<br />
dahin gehend besser geschützt werden?<br />
Herbert Reul: Was offline gilt, sollte auch<br />
online gelten. Wir haben alle ein Gefühl<br />
dafür, was richtig oder falsch ist. Wenn<br />
Ihnen was auffällt, gehen Sie zur Polizei.<br />
Anfang März wurde der Crimemarket, eine<br />
illegale Verkaufsplattform, auf der<br />
Waffen, Drogen und kriminelle <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
angeboten wurden, geschlossen.<br />
Nach vier Jahren akribischer Ermittlungsarbeit<br />
konnte die NRW-Polizei Ross<br />
und Reiter sowie über 180.000 Nutzer der<br />
Website identifizieren. Der entscheidende<br />
Hinweis, der den Stein ins Rollen gebracht<br />
hat, kam damals von einem Bürger. Also:<br />
Helfen Sie mit, Verbrechen aufzuklären.<br />
Und für Unternehmen gilt dasselbe. Melden<br />
Sie sich, wenn was passiert ist. Niemand<br />
muss sich schämen. Schweigen<br />
hilft niemandem weiter und führt am Ende<br />
dazu, dass der Schaden größer wird,<br />
als er sein müsste.<br />
w: In 1,5 Jahren stehen<br />
wieder Kommunalwahlen in NRW an:<br />
Was möchten Sie bis dahin noch initiieren<br />
bzw. in die Wege leiten?<br />
Herbert Reul: Wir müssen Kommunalpolitiker<br />
schützen! Niemand darf Angst haben,<br />
in der Öffentlichkeit gesehen zu werden,<br />
weil er sich für etwas starkmacht<br />
oder gegen etwas ausspricht. <strong>Die</strong> Kommunalpolitik<br />
ist unser demokratischer<br />
Unterbau. Wir brauchen engagierte Menschen,<br />
die sich ehrenamtlich engagieren.<br />
Und müssen dafür sorgen, dass Jung und<br />
Alt das gerne machen. Dazu gehört auch,<br />
das Ehrenamt zu fördern.<br />
Trotz steigender Herausforderungen bleibt Innenminister Herbert Reul zuversichtlich<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union<br />
als Friedensprojekt<br />
w: Sie saßen von 2004<br />
bis 2012 im Europäischen Parlament, u.<br />
a. als Vorsitzender des Ausschusses für<br />
Industrie, Forschung und Energie. Erfahrungsgemäß<br />
fällt die Wahlbeteiligung bei<br />
der Europawahl ernüchternd gering aus.<br />
Da im Juni die nächsten Wahlen auf europäischer<br />
Ebene anstehen: Wie motivieren<br />
Sie Bürger, sich an dieser Wahl zu beteiligen?<br />
Was ist Ihrer Meinung nach das<br />
Besondere an diesem Parlament?<br />
Herbert Reul: <strong>Die</strong> Europäische Union ist<br />
das Friedensprojekt. Und Frieden ist in diesen<br />
Tagen nicht mehr selbstverständlich.<br />
<strong>Die</strong> EU lebt von ihren Bürgerinnen und<br />
Bürgern, die mündig an die Wahlurnen treten<br />
und dieses Friedensprojekt weiter unterstützen.<br />
Gehen Sie wählen!<br />
w: Da Sie sowohl schon<br />
in der länderübergreifenden Politik aktiv<br />
waren als auch auf kommunaler Ebene:<br />
Was fasziniert Sie jeweils an diesen unterschiedlichen<br />
politischen Wirkungsfeldern?<br />
Herbert Reul: Ob Land, Kommune oder Europa;<br />
die Herausforderungen sind überall<br />
andere. Aber letztlich geht es überall um<br />
dasselbe: gute Politik machen, Menschen<br />
mitnehmen und gute Entscheidungen für<br />
heute und morgen treffen.<br />
w: Sie sind seit 53 Jahren<br />
Mitglied der CDU, seit 37 Jahren bekleiden<br />
Sie politische Ämter. Was hat dazu<br />
geführt, dass Sie diesem Berufsfeld schon<br />
so lange treu bleiben? Was ist Ihre Motivation<br />
oder gar Ihr Ansporn, sich unentwegt<br />
für die Bürger einzusetzen?<br />
Herbert Reul: Politik verändert, Politik<br />
macht möglich, Politik machen wir alle, um<br />
Dinge zu verbessern und Probleme zu lösen.<br />
Dazu gehört auch, den Menschen zuzuhören.<br />
Das ist immer das, was mich angetrieben<br />
hat. Jedes Jahr, jeder Monat, jeden Tag<br />
warten neue Herausforderungen auf einen,<br />
die angepackt werden möchten. Das holt<br />
mich seit über 37 Jahren aus dem Bett.<br />
w: Am 1. Juni 2<strong>02</strong>2 eröffneten<br />
Sie als Alterspräsident die erste<br />
Sitzung des 18. Landtages nach der Wahl:<br />
Was für ein Gefühl war es für Sie, nach<br />
mehreren Jahrzehnten in der Politik diese<br />
Rolle einnehmen zu dürfen?<br />
Herbert Reul: Man wird bescheiden.<br />
w: Sie sind seit knapp<br />
sieben Jahren NRWs Innenminister. War<br />
dieser Job schon immer Ihr großer Traum<br />
oder gibt es andere Ministerien, deren Minister<br />
Sie auch gerne geworden wären?<br />
Herbert Reul: Als ehemaliger Lehrer wäre<br />
sicher auch das Schul- und Bildungsressort<br />
interessant gewesen. Davon geträumt, Innenminister<br />
von NRW zu werden, habe ich<br />
nie. Aber als mich Armin Laschet damals<br />
gefragt hat, war mir klar, dass ich das machen<br />
will. W<br />
Jana Leckel und Eugen Weis<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 9
| Macher & Märkte<br />
100 JAHRE KOELNMESSE<br />
Wie die Vision Adenauers von einem internationalen Handelsplatz in <strong>Köln</strong> Realität wurde<br />
<strong>Die</strong> Koelnmesse wird 100 Jahre alt und kann auf eine bewegte<br />
und erfolgreiche Geschichte zurückblicken<br />
2<strong>02</strong>4 feiert die Koelnmesse ihr 100-jähriges Bestehen. 100 Jahre, in denen die<br />
Koelnmesse weltweit Menschen und Märkte zusammenführte. 100 Jahre, in denen<br />
sie sich mit visionärer Zukunftslust immer wieder neu erfunden hat. Damit ist die<br />
Vision Konrad Adenauers, 19<strong>24</strong> <strong>Köln</strong>er Bürgermeister und später deutscher Bundeskanzler,<br />
von einem internationalen Handelsplatz in <strong>Köln</strong> Realität geworden.<br />
Mit dem Bewusstsein, dass auch etablierte<br />
Messen der steten Erneuerung bedürfen,<br />
um zukunftsfähig zu bleiben, wird die<br />
Koelnmesse weiterhin Innovationen und<br />
internationales Wachstum vorantreiben<br />
– ohne jedoch ihre Wurzeln zu vergessen.<br />
100 Jahre Koelnmesse ist daher Grund genug,<br />
einen Blick auf die Wurzeln und die<br />
lange Geschichte der Messe in zehn Dekaden<br />
zu werfen.<br />
Erste Messen in <strong>Köln</strong><br />
bereits im Mittelalter<br />
19<strong>24</strong>-1933: <strong>Die</strong> Tradition <strong>Köln</strong>s als Messestadt<br />
reicht lange zurück: 1360 erhält<br />
die Stadt das Privileg, zweimal im Jahr eine<br />
Messe veranstalten zu dürfen. Bis zur<br />
Gründung einer eigenen <strong>Köln</strong>er Messegesellschaft<br />
durch Konrad Adenauer dauert<br />
es aber noch über 500 Jahre.<br />
<strong>Die</strong> Frühjahrsmesse im Mai 19<strong>24</strong> ist die erste<br />
Veranstaltung auf dem neuen <strong>Köln</strong>-Deutzer<br />
Messegelände und wird in Anwesenheit<br />
von Reichspräsident Friedrich Ebert<br />
und Reichskanzler Wilhelm Marx eröffnet.<br />
Aufgrund der geringen Ausstellungsfläche<br />
von 32.000 Quadratmetern können nicht<br />
alle angemeldeten Aussteller an der Messe<br />
teilnehmen: von 13.000 Anmeldungen nur<br />
rund 3.000, darunter 45 aus dem Ausland.<br />
Ebenfalls im Jahr 19<strong>24</strong> kam die Anuga als<br />
Wandermesse erstmals nach <strong>Köln</strong>. Seit<br />
1951 findet die größte und wichtigste Nahrungs-<br />
und Genussmittel-Ausstellung der<br />
Welt regelmäßig alle zwei Jahre in <strong>Köln</strong><br />
statt. 2<strong>02</strong>3 übertraf sie mit rund 140.000<br />
Fachbesuchenden aus 200 Ländern und<br />
rund 7.900 Ausstellern aus 118 Ländern<br />
alle Prognosen.<br />
<strong>Die</strong> Pressa, die internationale Presse-Ausstellung<br />
1928, dauert sechs Monate und<br />
zieht rund fünf Millionen Besucher aus<br />
der ganzen Welt an. Insgesamt präsentieren<br />
rund 1.500 Aussteller aus 43 Ländern<br />
Exponate zu Zeitungswesen und Kommunikationstechnik<br />
in <strong>Köln</strong>. Anlässlich der<br />
Pressa 1928 entwarf der <strong>Köln</strong>er Architekt<br />
Adolf Abel die rote Backsteinummantelung<br />
der Hallen. <strong>Die</strong> Fassade steht heute unter<br />
Denkmalschutz.<br />
Nationalsozialisten schalten<br />
Messewesen gleich<br />
Foto: Koelnmesse, Hans Blossey<br />
1934-1943: Nach der „Machtübernahme“<br />
der Nationalsozialisten wird das Messewesen<br />
in Deutschland de facto gleichgeschaltet.<br />
Auch bei der <strong>Köln</strong>er Messegesellschaft<br />
prägen Nationalsozialisten in Führungspositionen<br />
das Messegeschehen ideologisch.<br />
In einem Lager auf dem Messegelände sind<br />
während des Zweiten Weltkriegs Juden,<br />
Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene interniert.<br />
Nach dem Attentat auf Adolf Hitler<br />
ist hier sogar Konrad Adenauer zeitweilig<br />
inhaftiert.<br />
Propaganda für die eigenen Ideen ist die<br />
Hauptaufgabe von Messen und Ausstellungen<br />
unter den Nationalsozialisten. Mit<br />
der „Deutschen Kolonialausstellung“ unterstreichen<br />
sie den Anspruch auf eigene<br />
Kolonien. Andere Veranstaltungen tragen<br />
sprechende Titel wie „Braune Messe –<br />
Deutsche Woche“ und „Reichsschau Ewiges<br />
Volk“.<br />
1944-1953: Das <strong>Köln</strong>er Messegelände wird<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg rasch wieder<br />
aufgebaut: Schon 1947 sind Hallen<br />
mit etwa 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche<br />
nutzbar, 1950 stehen nach Abschluss<br />
der Wiederaufbauarbeiten sogar<br />
52.000 Quadratmeter zur Verfügung.<br />
1949 startete die <strong>Köln</strong>er Möbelmesse als<br />
große Leistungsschau und ist eine der<br />
größten Messen der Möbelwirtschaft. <strong>Die</strong><br />
Messe wird im Folgejahr wiederholt und<br />
findet seitdem jedes Jahr in <strong>Köln</strong> statt.<br />
2<strong>02</strong>4 überzeugt die imm cologne mit circa<br />
750 Ausstellern die rund 42.000 Besuchenden<br />
aus 129 Ländern.<br />
<strong>Die</strong> erste Auslandsvertretung wird 1950 in<br />
London eröffnet, um mehr internationale<br />
Aussteller für die Koelnmesse zu gewinnen.<br />
Bis 1953 steigt die Zahl der Auslandsbüros<br />
auf 25 an, darunter auch die erste<br />
außereuropäische Vertretung in den USA.<br />
Ludwig Erhard:<br />
<strong>Köln</strong>er Messe mit Potenzial<br />
für die deutsche <strong>Wirtschaft</strong><br />
1954-1963: Mit dem Erfolg der Koelnmesse<br />
wächst das Messegelände: Bis 1961 werden<br />
weitere Hallen gebaut, sodass dann rund<br />
100.000 Quadratmeter Hallenfläche zur<br />
Verfügung stehen. <strong>Die</strong> Konzentration auf<br />
Fachmessen erweist sich als richtige Strategie:<br />
Immer mehr Veranstaltungen entwickeln<br />
sich zu führenden Leitmessen. 58<br />
Auslandsvertretungen unterstützen dies<br />
tatkräftig. Ludwig Erhard besucht 1956<br />
die <strong>Köln</strong>er Messehallen, weil er an das Po-<br />
10 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte |<br />
Foto: Koelnmesse GmbH<br />
2004-2013: <strong>Die</strong> Koelnmesse ist nun die fünftgrößte<br />
Messegesellschaft der Welt. Jährlich<br />
kommen etwa 2,6 Millionen Besucher aus<br />
über 200 Ländern sowie 47.600 ausstellende<br />
Unternehmen aus 123 Ländern zu den 75<br />
Fachmessen, die die Koelnmesse in <strong>Köln</strong> und<br />
weltweit organisiert. Davon werden mehr als<br />
30 Messen auf internationalen Boommärkten<br />
veranstaltet.<br />
Der Andrang auf der ersten Veranstaltung der <strong>Köln</strong>er Messe, der Frühjahrsmesse 19<strong>24</strong>, war<br />
so groß, dass nicht alle Anmeldungen von Ausstellern berücksichtigt werden konnten<br />
tenzial des Messewesens für die deutsche<br />
<strong>Wirtschaft</strong> glaubt: „Wer an einer Messe<br />
teilnimmt, der wird wahrgenommen und<br />
über den wird geredet. Wer dort nicht auftaucht,<br />
dem widerfährt Schlimmes. Über<br />
ihn wird möglicherweise gar nicht mehr<br />
geredet.“<br />
1964-1973: 1968 beträgt die Ausstellungsfläche<br />
150.000 Quadratmeter, sie wird bis<br />
1971 auf 159.000 Quadratmeter vergrößert.<br />
Mit dem erweiterten Platzangebot<br />
trägt die Koelnmesse der wachsenden internationalen<br />
Bedeutung der 18 Fachmessen<br />
und Fachausstellungen Rechnung, die<br />
Anfang der 70er-Jahre regelmäßig in <strong>Köln</strong><br />
stattfinden.<br />
<strong>Die</strong> Koelnmesse wächst weiter und um<br />
weiter modernisieren und expandieren<br />
zu können, wird die Gesellschaft 1972 von<br />
einer Betriebs- in eine Besitzgesellschaft<br />
umgewandelt. Seitdem finanziert die Koelnmesse<br />
alle Bau- und Modernisierungsmaßnahmen<br />
selbst. Bis Ende des Jahrhunderts<br />
wird knapp eine Milliarde Euro in<br />
das eigene Gelände investiert.<br />
1974-1983: Seit 1975 ist neben der Stadt<br />
<strong>Köln</strong> auch das Land Nordrhein-Westfalen<br />
an der Koelnmesse beteiligt. <strong>Die</strong> Koelnmesse<br />
ist nun anerkannter Anbieter von spezialisierten<br />
Fachmessen mit weltweiter Ausstrahlung.<br />
Mit Gründung des International<br />
Service Center 1981 werden Messebeteiligungen<br />
weltweit organisiert. Das Deutzer<br />
Messegelände wird weiter ausgebaut und<br />
um Serviceeinrichtungen wie Tagungsräume<br />
und Presse-Zentrum erweitert.<br />
Der Neubau der Osthallen und des Congress-Centrums<br />
Ost wird 1977 abgeschlossen.<br />
Außerdem erfolgt die direkte Anbindung<br />
des Messegeländes an die Autobahn.<br />
Bis 1983 ist auch die U-Bahn an die Messe<br />
angeschlossen und die Hallenfläche auf<br />
230.000 Quadratmeter erweitert.<br />
Führende Rolle<br />
auf dem Weltmarkt<br />
1984-1993: <strong>Die</strong> großen Leitmessen sichern<br />
dem Unternehmen trotz harten Wettbewerbs<br />
im internationalen Vergleich eine<br />
führende Rolle. Immer bedeutsamer wird<br />
das Kongressgeschäft, daher wird zusammen<br />
mit der Stadt <strong>Köln</strong> die Gründung einer<br />
gemeinsamen Betriebsgesellschaft beschlossen,<br />
in der das Kongressgeschäft der<br />
Messe und des Gürzenichs zusammengefasst<br />
werden.<br />
1994-2003: <strong>Die</strong> Globalisierung der Märkte<br />
prägt auch das Messegeschäft. <strong>Die</strong> Koelnmesse<br />
reagiert darauf, indem sie die für<br />
Messebeteiligungen im Ausland zuständige<br />
Abteilung ISC 1996 zur International<br />
Service Center Koelnmesse GmbH umwandelt.<br />
20<strong>02</strong> folgen dann die Gründung<br />
von Koelnmesse International, Koelnmesse<br />
Service und Koelnmesse Ausstellungen<br />
am Standort <strong>Köln</strong> sowie von fünf Auslandsgesellschaften<br />
auf drei Kontinenten.<br />
Koelnmesse 3.0<br />
und Klimaneutralität<br />
2014-2<strong>02</strong>3: 2014 geht mit „Koelnmesse 3.0“<br />
das größte Investitionsprogramm in der Geschichte<br />
der Koelnmesse an den Start. Das<br />
Gelände wird modernisiert und durch neue<br />
Gebäude optimal ergänzt. Zahlreiche in <strong>Köln</strong><br />
erfolgreiche Messeformate expandieren ins<br />
Ausland. Auf der EXPO 2<strong>02</strong>0 in Dubai wird<br />
der von der Koelnmesse organisierte Deutsche<br />
Pavillon mit den wichtigsten Preisen<br />
ausgezeichnet. <strong>Die</strong> weltweite Pandemie<br />
trifft auch die Koelnmesse hart, doch nach<br />
zahlreichen Messeabsagen ist sie schon<br />
2<strong>02</strong>3 zurück auf der Erfolgsspur. 2<strong>02</strong>3 legt<br />
die Koelnmesse auch erste Eckpunkte ihrer<br />
Nachhaltigkeitsstrategie fest. Gemeinsam<br />
mit E.ON stellt sie bis 2<strong>02</strong>8 die Wärmeversorgung<br />
auf ihrem Messegelände vollständig<br />
auf klimafreundliche Technologien um.<br />
Dabei werden die Anlagen ihre Energie aus<br />
nachhaltigen Quellen wie Luft, Grundwasser<br />
und Sonne beziehen und als Ergebnis signifikante<br />
Energie- und CO 2<br />
-Einsparungen vorweisen<br />
können. Weitere bereits umgesetzte Maßnahmen<br />
wie die Umstellung auf 100 Prozent<br />
Ökostrom zum Betrieb von 400.000 Quadratmetern<br />
Hallen- und Außenfläche zeigen bereits<br />
Wirkung auf dem Weg zum Erreichen der<br />
Klimaneutralität bis 2030. W<br />
<strong>Die</strong> vom <strong>Köln</strong>er Architekten Adolf Abel 1928 anlässlich der Pressa entworfene<br />
Backsteinummantelung der Messehallen steht heute unter Denkmalschutz.<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 11<br />
Foto: Koelnmesse GmbH
| Macher & Märkte<br />
KÖLNER TOURISMUS-<br />
BILANZ 2<strong>02</strong>3<br />
Der Tourismus in <strong>Köln</strong> ist trotz vieler Krisen nicht nur stabil geblieben, sondern sogar gewachsen<br />
Vergangenes Jahr konnte der Tourismus in <strong>Köln</strong> ein Wachstum verbuchen<br />
Erfreuliche Nachrichten aus der Tourismusbranche, denn laut Statistischem Landesamt<br />
IT.NRW konnte <strong>Köln</strong> im Jahr 2<strong>02</strong>3 mehr als 3,8 Millionen Gäste und rund 6,6<br />
Millionen Übernachtungen in den Hotelbetrieben der Stadt verzeichnen. Das entspricht<br />
im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 20,4 Prozent bzw. 17 Prozent. Damit<br />
ist der Tourismus in der Domstadt wieder auf das Level von 2019 zurückgekehrt<br />
und seitdem nicht nur stabil geblieben, sondern sogar noch gewachsen.<br />
Max Derichsweiler, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der <strong>Köln</strong>Tourismus GmbH, zeigt<br />
sich äußerst erfreut über diese Entwicklung:<br />
„Ich freue mich, dass sich der Tourismus<br />
in <strong>Köln</strong> nicht nur quantitativ, sondern<br />
vor allem qualitativ entwickelt. <strong>Die</strong> Tourismusstrategie<br />
von <strong>Köln</strong>Tourismus zahlt<br />
maßgeblich auf diesen Fortschritt ein und<br />
trägt dazu bei, <strong>Köln</strong> als attraktives Städtereiseziel<br />
bei den relevanten Zielgruppen zu<br />
festigen.“<br />
Schon im Jahr 2<strong>02</strong>2 war ein Wandel in der<br />
Tourismusstruktur zu beobachten. <strong>Die</strong>ser<br />
setzte sich teilweise auch im Jahr 2<strong>02</strong>3 fort.<br />
So blieben weiterhin die Nahmärkte überproportional<br />
bedeutsam, wobei Deutschland<br />
mit 66,6 Prozent Anteil den wichtigsten<br />
Quellmarkt darstellte. Betrachtet man<br />
den Auslandsmarkt, führen hier die Niederlande<br />
vor Großbritannien die Liste an.<br />
Auch das Angebot in der Hotellerie entwickelte<br />
sich positiv und liegt mit 37.616 Betten<br />
um 4,3 Prozent höher als im Vorjahr.<br />
Promotable Geschäftsreisen<br />
mit Aufwärtstrend<br />
Einen Aufwärtstrend erlebt derzeit auch der<br />
Bereich der promotablen Geschäftsreisen.<br />
So waren mehrere Messen im Jahr 2<strong>02</strong>3 äußerst<br />
gut frequentiert und der MICE-Markt<br />
(Meetings, Incentives, Conventions, Events)<br />
kann eine erhöhte durchschnittliche Teilnehmendenzahl<br />
pro Veranstaltung vorweisen.<br />
Mit Eröffnung der multifunktionalen<br />
Kongress- und Eventlocation Confex in diesem<br />
Jahr wird zudem mit einem deutlichen<br />
Zuwachs gerechnet.<br />
Aber nicht nur quantitativ, sondern auch<br />
qualitativ zeigt sich eine positive Entwicklung.<br />
Dr. Jürgen Amann, Geschäftsführer<br />
von <strong>Köln</strong>Tourismus, erläutert: "Unsere stetige<br />
Steigerung im Bereich des qualitativen<br />
Tourismus ist bemerkenswert und der unermüdlichen<br />
Arbeit des gesamten Teams bei<br />
<strong>Köln</strong>Tourismus und unseren touristischen<br />
Partnern in der Stadt zu verdanken. <strong>Die</strong><br />
Foto: <strong>Die</strong>ter Jacobi / <strong>Köln</strong>Tourismus GmbH<br />
Tourismusstrategie zeigt erste Ergebnisse<br />
und das ist der schönste Preis für unsere<br />
Arbeit." Nicht nur, dass der Anteil der Gäste,<br />
die <strong>Köln</strong> aufgrund einer Kulturveranstaltung<br />
besuchen, höher liegt als bei anderen<br />
großen touristisch relevanten deutschen<br />
Städten, auch haben die Bruttoumsätze aus<br />
dem Tourismus trotz Ukrainekrieg und gestiegener<br />
Lebenshaltungskosten das Niveau<br />
von 2019 fast wieder erreicht.<br />
Im Jahr 2<strong>02</strong>4 wird bei <strong>Köln</strong>Tourismus vor allem<br />
die Digitalisierung weiter vorangetrieben.<br />
Dabei haben z. B. Themen wie die hauseigene<br />
Corporate-KI-Lösung Visit<strong>Köln</strong>GPT<br />
oberste Priorität. Dazu kommen hybride<br />
Produkte wie beispielsweise das Magazin<br />
„K wie <strong>Köln</strong>“ und einige mehr. Als Leuchtturmprojekt<br />
wird zudem die neue, sich derzeit<br />
noch im Umbau befindende Tourist Info<br />
den Besuchern ein persönliches Beratungserlebnis<br />
bieten. Ab Eröffnung im Frühling<br />
2<strong>02</strong>4 haben Besucher und Besucherinnen<br />
dann auch die Möglichkeit, auf die Empore<br />
im ersten Stock zu gelangen, die einen Blick<br />
auf den <strong>Köln</strong>er Dom bietet.<br />
Neuer Videoclip<br />
zur Bewerbung der<br />
Kongressdestination <strong>Köln</strong><br />
Auch ein neuer Videoclip des Cologne Convention<br />
Bureau (CCB) der <strong>Köln</strong>Tourismus<br />
GmbH soll dazu beitragen, <strong>Köln</strong> als eine herausragende<br />
Destination für Tagungen und<br />
Kongresse vorzustellen, und zudem als Reiseanreiz<br />
dienen. In dem rund zweiminütigen<br />
Clip wird ein Kongressteilnehmender bei seinem<br />
Aufenthalt in der Stadt begleitet, und<br />
zwar von der Ankunft in der Stadt bis zum<br />
Abendprogramm. So erhalten Interessierte<br />
einen umfangreichen Einblick in die vielen<br />
Angebote der <strong>Köln</strong>er Tagungslandschaft.<br />
Amann dazu: "Aufgrund gestiegener Nachfrage<br />
nach umfassenderen Präsentationsmöglichkeiten<br />
für die Stadt haben wir diesen<br />
hochwertigen Clip entwickelt. Veranstaltungsplanenden<br />
geben wir die Möglichkeit,<br />
authentische Impressionen <strong>Köln</strong>s zu zeigen<br />
und schließen somit eine Angebotslücke."<br />
Der Videoclip steht ab sofort auf YouTube<br />
kostenfrei zur Verfügung. W<br />
Monika Eiden<br />
12 www.diewirtschaft-koeln.de
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| Macher & Märkte<br />
STADT KÖLN FÖRDERT<br />
LOKALEN HANDEL<br />
<strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> unterstützt das Sonderförderprogramm „Unterstützung Handel“ mit 300.000 Euro<br />
<strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> unterstützt den <strong>Köln</strong>er Einzelhandel mit einem Sonderförderprogramm<br />
Im Jahr 2<strong>02</strong>3 startete die Stadt <strong>Köln</strong> erfolgreich das Sonderförderprogramm „Unterstützung<br />
Handel“. Und auch im Jahr 2<strong>02</strong>4 führt sie das Programm weiter und stellt<br />
dazu erneut 300.000 Euro zur Verfügung. Das Ziel ist, den <strong>Köln</strong>er Einzelhandel in<br />
den Bezirks- und Stadtteilzentren zu unterstützen und dadurch die Attraktivität der<br />
Geschäftsstraßen wiederzubeleben und zu stärken.<br />
Bereits am 29. Februar 2<strong>02</strong>4 hatte der <strong>Wirtschaft</strong>sausschuss<br />
des Rates in seiner Sitzung<br />
die Haushaltsmittel zur erneuten<br />
Durchführung des Förderprogramms freigegeben.<br />
„<strong>Die</strong> Konkurrenz durch den Onlinehandel,<br />
aber auch weltweite Krisen wie<br />
die Coronapandemie und kriegerische Auseinandersetzungen<br />
hatten negative Auswirkungen<br />
auf die Umsatzentwicklung der Geschäftstreibenden.<br />
Ich bin daher sehr froh,<br />
dass es uns gemeinsam gelungen ist, das erfolgreiche<br />
Programm aus dem vergangenen<br />
Jahr fortzuführen, um die Händler*innen<br />
im <strong>Köln</strong>er Stadtgebiet zu unterstützen“, erklärt<br />
Andree Haack, Beigeordneter für Stadtentwicklung,<br />
<strong>Wirtschaft</strong>, Digitalisierung<br />
und Regionales der Stadt <strong>Köln</strong>.<br />
Förderkatalog<br />
wurde erweitert<br />
Dabei wurde der Katalog der Fördermaßnahmen<br />
auf Wunsch der Einzelhändler erweitert.<br />
Im vorigen Jahr wurden gemeinsame<br />
dekorative Maßnahmen gefördert. Dazu<br />
kommen nun Maßnahmen im Zusammenhang<br />
mit Veranstaltungen, Werbemaßnahmen,<br />
Begrünung und Sitzmöbeln im öffentlichen<br />
Raum. Zudem ist ein Antrag auf<br />
Finanzierung von organisatorischen Unterstützungskräften<br />
möglich. Weg fällt in diesem<br />
Jahr die Förderung zur Anschaffung<br />
von Winter- oder Weihnachtsbeleuchtung<br />
sowie zu deren Montage und Demontage.<br />
Neu ist außerdem, dass sich das Förderprogramm<br />
ausschließlich auf die Bezirks- und<br />
Stadtteilzentren („Veedelszentren“) konzentriert.<br />
Für die <strong>Köln</strong>er City hingegen steht ein<br />
separates Förderbudget zur Verfügung.<br />
Ziele des Programms<br />
Mit dem Förderprogramm beabsichtigt die<br />
Stadt <strong>Köln</strong> die Erreichung folgender Ziele:<br />
→ Stärkung und Belebung<br />
der Handelslagen<br />
→ Verbesserung der Sichtbarkeit<br />
von lokalen Handelslagen<br />
→ Nachhaltigkeit und Energieeffizienz<br />
→ Stärkung von Kooperationen/<br />
Zusammenschlüssen<br />
→ Unterstützung der Selbstorganisation<br />
durch die Finanzierung projektbezogener<br />
Personalkapazitäten<br />
Foto: MP Studio – stock.adobe.com<br />
Dabei können <strong>Die</strong>nstleistungen und Sachausgaben<br />
in folgenden Bereichen gefördert<br />
werden:<br />
Marketingmaßnahmen: Radiowerbung, analoge<br />
Werbung (beispielsweise Broschüre,<br />
Plakatierung, Veedelsheft etc.), Pflege<br />
Homepage/Social Media, Werbung auf beleuchteten<br />
Werbeträgern, Banner etc.<br />
Unterstützung bei der Durchführung von<br />
Veranstaltungen: technische Infrastruktur,<br />
Programmförderung, Agenturbegleitung<br />
etc.<br />
Dekorative und gestalterische Maßnahmen:<br />
saisonale und ganzjährige Straßendekorationen,<br />
Fassaden-/Straßenbegrünung,<br />
Sitzmöbel im öffentlichen Straßenland (keine<br />
Außengastronomiemöblierung)<br />
Dekorative und gestalterische Maßnahmen,<br />
die zur Einhaltung der Klimaschutzziele<br />
beitragen, werden zudem priorisiert.<br />
Organisationskräfte: projektbezogen arbeitende<br />
Personalkapazitäten in den zur Antragstellung<br />
berechtigten Organisationen<br />
(beispielsweise Einsatz als „Veedelskümmerer“<br />
etc.)<br />
Antrag bis 10. April 2<strong>02</strong>4<br />
einreichen<br />
Ab sofort und bis zum 10. April 2<strong>02</strong>4 können<br />
Interessierte, die das lokale Geschäftszentrum<br />
vor Ort aufwerten möchten, die Fördermittel<br />
beantragen. Angesprochen sind damit<br />
Werbe-, Interessengemeinschaften und<br />
Verbände, sonstige Zusammenschlüsse aus<br />
Einzelhandels-, Gastronomie- und Handwerksbetrieben<br />
sowie Einzelhändler aus den<br />
Bezirks- und Stadtteilzentren. Berücksichtigt<br />
werden Projekte, deren Förderbedarf zwischen<br />
8.000 und 20.000 Euro netto liegt. W<br />
Monika Eiden<br />
Weitere Informationen zum Sonderförderprogramm<br />
„Unterstützung Handel“ sowie<br />
das Antragsformular sind auf der Seite<br />
der Stadt <strong>Köln</strong> unter https://www.stadtkoeln.de/artikel/72928/index.html<br />
abrufbar.<br />
Bei Fragen können sich Interessierte an das<br />
Team der Stabsstelle <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
per E-Mail unter stabsstelle-wirtschaftsfoerderung@stadt-koeln.de<br />
wenden.<br />
14 www.diewirtschaft-koeln.de
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können Sie Ihre Anfrage direkt, digital<br />
und zu jeder Zeit über das Finanzierungsportal<br />
finanzierungsportal.ermoeglicher.de<br />
an die Bürgschaftsbank NRW senden.<br />
Denn „gute Ideen dürfen nicht an fehlenden<br />
Sicherheiten scheitern. Für uns zählen<br />
die handelnden Personen und die<br />
Geschäftsaussichten“, erklärt Manfred Thivessen,<br />
Geschäftsführer der Bürgschaftsbank<br />
Nordrhein-Westfalen GmbH, „zusammen<br />
mit ihrer Hausbank finden wir dann<br />
die beste Lösung.“<br />
Als <strong>Wirtschaft</strong>sförderinstitut besichert die<br />
Bürgschaftsbank NRW seit über 65 Jahren<br />
Kredite von Hausbanken bis zu 80 Prozent.<br />
Auch Steuer- und Unternehmensberater<br />
können die Plattform für ihre Mandanten<br />
nutzen und das Vorhaben vorab schildern.<br />
Eine erste Rückmeldung und Einschätzung<br />
erhält der Anfragesteller von dem Expertenteam<br />
der Bürgschaftsbank NRW spätestens<br />
am nächsten Werktag. Das Portal und<br />
der komplette Service bleiben dabei kostenlos.<br />
Eine weitere Alternative bietet die Kapitalbeteiligungsgesellschaft<br />
mbH (KBG) NRW,<br />
die in Form einer stillen Beteiligung die<br />
Eigenkapitalbasis von Existenzgründern<br />
und bestehenden Unternehmen stärkt und<br />
somit auch direkt Finanzierungsmittel zur<br />
Verfügung stellt. So können Unternehmen<br />
eine bessere Kapitalquote erreichen, die<br />
wiederum den Zugang zu Fremdkapital erleichtert.<br />
Weitere Informationen unter<br />
nrw.ermoeglicher.de /<br />
kbg-nrw.ermoeglicher.de<br />
Manfred Thivessen,<br />
Geschäftsführer der Bürgschaftsbank NRW<br />
Foto: Bürgschaftsbank NRW
| Macher & Märkte<br />
MIT VIEL ZUVERSICHT<br />
IN DIE ZUKUNFT<br />
Der Verband der FAMILIENUNTERNEHMER feiert sein 75-jähriges Bestehen<br />
Vor Ort führen die Regionalkreise hochkarätige Veranstaltungen durch. Hier die beiden Vorsitzenden<br />
Frank Oelschläger und Olaf Ziegs mit der <strong>Köln</strong>er Oberbürgermeisterin Henriette Reker.<br />
Familienunternehmer sind das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. Nachhaltigkeit,<br />
Standorttreue und Verantwortung zeichnen den familiengeführten Mittelstand<br />
aus. Ob in Krisenzeiten als Fels in der Brandung für Arbeits- und Ausbildungsplätze,<br />
ob als Innovationstreiber oder Hidden Champion mit Weltgeltung – mit den<br />
deutschen Familienunternehmen verbinden sich Wohlstand und <strong>Wirtschaft</strong>skraft in<br />
Deutschland.<br />
Um die Überlebensbedingungen für das<br />
Erfolgsmodell Familienunternehmer zu erhalten,<br />
brauchte und braucht es eine starke<br />
Stimme. Eine starke Stimme, die maßgeblich<br />
dazu beigetragen hat, die soziale<br />
Marktwirtschaft zum Erfolg zu führen, und<br />
die auch zukünftig – gegen alle Widerstände<br />
– für einen klaren ordnungspolitischen<br />
Kurs steht. Eine starke Stimme, die für Werte<br />
wie Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und<br />
Verantwortung in <strong>Wirtschaft</strong> und Gesellschaft<br />
eintritt.<br />
<strong>Die</strong>se starke Stimme ist der Verband DIE FA-<br />
MILIENUNTERNEHMER mit seinen 16 Landesverbänden.<br />
Regelmäßig treffen sich die<br />
Mitglieder zum Austausch und zur Diskussion<br />
über Herausforderungen und politische<br />
Weichenstellungen oder sind vor Ort aktiv.<br />
Seit 75 Jahren<br />
für Wohlstand und<br />
<strong>Wirtschaft</strong>skraft aktiv<br />
2<strong>02</strong>4 feiern DIE FAMILIENUNTERNEHMER<br />
Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde der Verband<br />
(damals als Arbeitsgemeinschaft Selbständiger<br />
Unternehmer) in Wiesbaden gegründet.<br />
Ein kleiner Rückblick:<br />
→ Im Jahr 1949 schließen sich 80 Unternehmerfamilien<br />
zur Arbeitsgemeinschaft<br />
Selbständiger Unternehmer<br />
(ASU) zusammen. Ludwig Erhard und<br />
seine soziale Marktwirtschaft brauchen<br />
Rückendeckung. Teile der Industrie<br />
wollen zurück zu den kartellierten<br />
Strukturen der Vorkriegszeit.<br />
→ In den 1950er-Jahren setzt die ASU<br />
gemeinsam mit Ludwig Erhard das<br />
künftige Grundgesetz der sozialen<br />
Marktwirtschaft, das „Gesetz gegen<br />
Wettbewerbsbeschränkungen“ (GWB),<br />
durch. Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung<br />
werden tragende Säulen<br />
des <strong>Wirtschaft</strong>swunders.<br />
→ In den 1960er-Jahren wird Erhard<br />
Kanzler, und dies, obwohl er die nicht<br />
nachhaltige Rentenpolitik des Altkanzlers<br />
Adenauer gut begründet angezweifelt<br />
hatte. <strong>Die</strong> ASU frohlockt. „Ich<br />
wünschte, ich hätte es mehr mit Leuten<br />
Ihrer geistigen Haltung zu tun, dann<br />
Foto: Ingrun Sauer / DIE FAMILIENUNTERNEHMER<br />
wäre das alles für mich viel einfacher“,<br />
sagt er zu ASU-Mitgliedern.<br />
→ In den 1970er-Jahren erleidet die Weltwirtschaft<br />
zwei Ölpreis-Schocks. <strong>Die</strong><br />
SPD-geführten Bundesregierungen<br />
reagieren keynesianisch mit mehreren<br />
Konjunktur- und <strong>Ausgabe</strong>nprogrammen.<br />
<strong>Die</strong> ASU sieht das kritisch. <strong>Die</strong><br />
Schuldenlast für die zukünftigen Generationen<br />
birgt Gefahren. So steht auch<br />
die Jahresversammlung zum 30-jährigen<br />
Bestehen 1979 unter dem Motto<br />
„Weniger Staat – mehr Selbständigkeit“.<br />
→ In den 1980er-Jahren formieren sich<br />
„<strong>Die</strong> Grünen“ in der Politik. <strong>Die</strong> Konjunktur<br />
flacht ab. <strong>Die</strong> ASU kämpft<br />
weiter gegen die ausufernde Staatsverschuldung.<br />
ASU-Präsident Martin<br />
Leicht fordert 1982 von Otto Graf<br />
Lambsdorff, die Koalition mit den Sozialdemokraten<br />
„… statt eines Schreckens<br />
ohne Ende“ aufzukündigen.<br />
Sechs Monate später zerbricht die Koalition<br />
aus SPD und FDP.<br />
→ <strong>Die</strong> 1990er-Jahre: Das Jahrzehnt steht<br />
im Zeichen der Wiedervereinigung. Der<br />
Verband sieht die Chancen und gründet<br />
zwei Monate nach dem Mauerfall eine<br />
erste Kontaktbörse für DDR-Bürger. Er<br />
setzt sich gegenüber der Treuhandanstalt<br />
für das Prinzip „Rückgabe vor<br />
Privatisierung“ und für eine möglichst<br />
zügige Privatisierung der DDR-Staatsbetriebe<br />
ein. Der Verband gerät in<br />
Konflikt mit Kanzler Helmut Kohl, der<br />
immer wieder von marktwirtschaftlichen<br />
Prinzipien abrückt. Bundespräsident<br />
Roman Herzog dagegen nimmt<br />
den Verband auf einer ASU-Jahresversammlung<br />
als „Herzstück der sozialen<br />
Marktwirtschaft“ in Schutz.<br />
→ <strong>Die</strong> 2000er-Jahre: <strong>Die</strong> dotcom-Blase<br />
platzt. Der Verband bleibt dabei: Unternehmerisches<br />
Handeln folgt langfristig<br />
altbewährten Regeln – auch auf<br />
neuen Wegen. „Wer glaubt, der Staat<br />
hätte die Aufgabe, eine Art Oberbetreuer<br />
zu sein, der entmündigt die<br />
Menschen von Anfang an und hat ein<br />
falsches Verständnis von ihnen“, sagt<br />
CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel<br />
auf der ASU-Jahresversammlung in<br />
16 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte |<br />
Stuttgart. Unter dem Motto „Auf die<br />
Verpackung schreiben, was drin ist“<br />
wird aus der ASU 2007 DIE FAMILIEN-<br />
UNTERNEHMER.<br />
→ <strong>Die</strong> 2010er-Jahre: 2012 und 2013 verhindern<br />
DIE FAMILIENUNTERNEHMER<br />
in einer bis dato beispiellosen Kampagne<br />
die von Rot und Grün geplante<br />
Wiederbelebung einer Vermögensbesteuerung.<br />
Unter dem Motto „DAS WIR<br />
IN WIRTSCHAFT“ feiert der Verband<br />
im Jahr 2019 sein 70-jähriges Verbandsjubiläum.<br />
Mit dem „Nationalen<br />
Fitness-Programm“ stellt der Verband<br />
eigene strategische Leitlinien für eine<br />
wettbewerbsfähige <strong>Wirtschaft</strong>spolitik<br />
auf und stellt sich damit gegen die<br />
wettbewerbsschädliche Industriepolitik<br />
des Bundeswirtschaftsministers<br />
Peter Altmaier.<br />
→ <strong>Die</strong> 2<strong>02</strong>0er-Jahre: Im Superwahljahr<br />
2<strong>02</strong>1 machte der Verband die Politik<br />
mit seiner Kampagne „Vermögensteuer<br />
ist Mittelstandsbremse“ darauf aufmerksam,<br />
dass nachhaltiges Wachstum<br />
der Weg aus der Krise ist. Mit<br />
vollem Erfolg: Nein zu Steuererhöhungen.<br />
Nein zu einer Vermögensteuer.<br />
Nein zu Rot-Rot-Grün.<br />
Aktuelle Verbandspräsidentin<br />
Marie-Christine Ostermann<br />
Vom <strong>24</strong>. bis zum 26. April 2<strong>02</strong>4 feiern DIE<br />
FAMILIENUNTERNEHMER ihr 75-jähriges<br />
Jubiläum am Gründungsort des Verbandes,<br />
in Wiesbaden. Der Verband bleibt<br />
zuversichtlich, auch in Zukunft erfolgreich<br />
für das Familienunternehmertum in<br />
Deutschland und damit für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg sowie den Wohlstand aller in<br />
Deutschland arbeiten zu können.<br />
DIE FAMILIENUNTERNEHMER verstehen<br />
sich als politische Interessenvertretung<br />
für mehr als 180.000 Familienunternehmer.<br />
Über alle Branchen betrachtet, beschäftigen<br />
die Familienunternehmer in<br />
Deutschland über acht Millionen Mitarbeiter<br />
und erwirtschaften jährlich einen Umsatz<br />
in Höhe von 1.700 Milliarden Euro.<br />
Für Nordrhein-Westfalen setzt sich speziell<br />
der Regionalkreis Metropolregion <strong>Köln</strong><br />
Bonn mit seinem Regionalvorsitzenden<br />
Frank Oelschläger für Familienunternehmer<br />
ein. W<br />
Monika Eiden<br />
Foto: <strong>Die</strong> Familienunternehmer e.V. / Anne Großmann Fotografie<br />
Sicher. Bezahlbar.<br />
Klimafreundlich.<br />
Mit Strom, Wärme und Wasser tragen wir Verantwortung für die Menschen<br />
in <strong>Köln</strong> und der rheinischen Region. Für unsere bundesweit ansässigen<br />
Geschäftskunden entwickeln wir individuelle, innovative und nachhaltige<br />
Energiedienstleistungen. Damit sichern wir Wohlstand für heute und<br />
ermöglichen Innovationskraft für die Zukunft.<br />
RheinEnergie.<br />
<strong>Die</strong> Energie einer ganzen Region.
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ZU ZWEIT DEN KARRIERE-<br />
WEG VERKÜRZEN<br />
Das 10. CROSS MENTORING des <strong>Köln</strong>er Unternehmensbündnisses MIT FRAUEN IN FÜHRUNG ist gestartet<br />
Two shorten the road – unter diesem Motto startete das 10. CROSS MENTORING des<br />
<strong>Köln</strong>er Unternehmensbündnisses MIT FRAUEN IN FÜHRUNG. <strong>Die</strong> Auftaktveranstaltung<br />
mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker als Schirmfrau und 22 Tandems<br />
(Mentees und Mentoren und Mentorinnen) aus 16 Unternehmen fand am 27. Februar<br />
2<strong>02</strong>4 im Wallraf-Richartz-Museum statt.<br />
<strong>Die</strong>smal begleiten Mentoren und Mentorinnen<br />
aus dem C-Level eines Unternehmens<br />
bereits erfolgreiche Frauen (Mentees) aus<br />
<strong>Köln</strong>s Topunternehmen in ihrer Karriereentwicklung.<br />
Und das ganze 14 Monate<br />
lang. Für die weitere Karriereentwicklung<br />
erfolgreicher Frauen setzen sich bereits<br />
insgesamt acht Vorstandsvorsitzende sowie<br />
etliche Vorstände und Vorständinnen<br />
ganz persönlich ein. Teil dieses „hochkarätigen“<br />
Projektes sind beispielsweise<br />
die Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse<br />
<strong>Köln</strong>Bonn und der Kreissparkasse <strong>Köln</strong>,<br />
Ulrich Voigt und Alexander Wüerst, sowie<br />
die beiden Geschäftsführer von NetCologne,<br />
Timo von Lepel und Dr. Claus van der<br />
Velden.<br />
22 Tandems gebildet<br />
Dementsprechend spannend gestaltete<br />
sich die Verkündung bei der Auftaktveranstaltung<br />
im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums.<br />
22 Mentees<br />
warteten gespannt darauf zu erfahren,<br />
Gute Wünsche der OB für die Tandems: NetCologne-Chef<br />
Dr. Claus van der Velden mit Katrin Süßbrich, Stadt <strong>Köln</strong><br />
mit wem sie ein Tandem bilden und in den<br />
kommenden 13 Monaten zusammenarbeiten<br />
würden. Oberbürgermeisterin Henriette<br />
Reker, die als Schirmfrau fungiert, gab<br />
den Tandems dann noch einige Tipps mit<br />
auf den Weg. Zudem brachte sie sich noch<br />
ganz persönlich ein, indem sie die Mentees<br />
zu sich ins Rathaus einlud.<br />
Insgesamt haben bisher über 200 karriereorientierte<br />
Frauen an den Cross Mentorings<br />
teilgenommen. Christine Kronenberg, Initiatorin<br />
des Unternehmensbündnisses, zur<br />
Erfolgsgeschichte: „Unsere Cross Mentorings<br />
sind wirklich Karrierebeschleuniger.<br />
Mehr als 85 Prozent unserer Mentees<br />
erleben hierdurch eine schnellere berufliche<br />
Entwicklung, sei es ein Karriereschritt<br />
oder eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung.<br />
Mich ergreift es immer wieder,<br />
wenn Mentees mir zurückmelden, dass sie<br />
mit Unterstützung ihres Mentors oder ihrer<br />
Mentorin sich auf die Karriereleiter nach<br />
oben trauen und tatsächlich eine Sprosse<br />
weiter geklettert sind oder auch einen<br />
<strong>Die</strong>nstwagen ,rausgehandelt‘ haben.“<br />
Fotos: Susanne Lührig<br />
Mentees fühlen sich<br />
stärker an ihr<br />
Unternehmen gebunden<br />
Zudem zeigt sich aber auch, dass die Mentees<br />
sich – insbesondere in Zeiten des<br />
Fachkräftemangels – stärker an ihr Unternehmen<br />
gebunden fühlen. So berichtet Chefarzt<br />
Prof. Dr. Claus Eisenberger, der selbst<br />
Mentor in diesem Programm ist, aus Sicht<br />
einer Führungskraft eindrucksvoll von den<br />
Persönlichkeitsentwicklungen seiner ärztlichen<br />
Mitarbeiterinnen, die Teil des Cross<br />
Mentorings waren.<br />
Mehr als 20 <strong>Köln</strong>er Topunternehmen haben<br />
sich zum Ziel gesetzt, MIT FRAUEN IN FÜH-<br />
RUNG zu gehen. Dazu wurde im Jahr 2016<br />
auf Initiative von Christine Kronenberg das<br />
Netzwerk gegründet. <strong>Die</strong> Unternehmen des<br />
Bündnisses bieten mit zahlreichen Aktivitäten<br />
sowohl Frauen als auch Männern gleiche<br />
Entwicklungsmöglichkeiten. Damit setzt das<br />
Bündnis für den Standort <strong>Köln</strong> ein Zeichen<br />
für mehr Geschlechterparität in Führungspositionen.<br />
Durch die Zusammenarbeit bringen<br />
die Unternehmen im bereits 2018 beim<br />
ZEIT-<strong>Wirtschaft</strong>sforum mit dem Award der<br />
Initiative CHEFSACHE ausgezeichneten<br />
Bündnis ihre frauenfördernden und Gleichstellungsstrategien<br />
voran.<br />
Beim 10. Jubiläum des CROSS MENTORINGS<br />
sind dabei: Delvag Versicherungs-AG, Eurowings,<br />
Kliniken der Stadt <strong>Köln</strong>, Kreissparkasse<br />
<strong>Köln</strong>, DuMont, LUTHER, NetCologne,<br />
PSD Bank West eG, REWE Group, Quinfos,<br />
Sparkasse <strong>Köln</strong>Bonn, Stadt <strong>Köln</strong>, StEB-Stadtentwässerungsbetriebe,<br />
STRÖER, Volksbank<br />
<strong>Köln</strong> Bonn, WDR, Zurich. W<br />
Das nächste MENTORING startet im Juni.<br />
Bei Unternehmensinteresse:<br />
Christine.Kronenberg@female-resources.koeln<br />
PSD-Bank-Chef Renè Königshausen<br />
mit Sara Braun, Eurowings<br />
18 www.diewirtschaft-koeln.de
„MENTORING IST DIE ÄLTESTE<br />
UND ERFOLGREICHSTE<br />
FORM TALENTE ZU FÖRDERN!“<br />
MIT UNSEREN CROSS MENTORINGS BRINGEN WIR FRAUEN IN FÜHRUNG<br />
MENTEES 10. CROSS MENTORING<br />
MENTOR:INNEN 10. CROSS MENTORING<br />
Swetlana Niekisch-Krelowetz |<br />
Leiterin Luftfahrt und<br />
Transport Schaden<br />
Sara Braun | Head of Channel<br />
Management & Distribution<br />
Birgit Raunig |<br />
Head of Cabin Operation<br />
Dr. med. Melanie Berger |<br />
Geschäftsführende<br />
Oberärztin Lungenklinik<br />
Natascha Deckers |<br />
Bereichsdirektorin<br />
Regulatory Affairs<br />
Martin Schmatz |<br />
Vorstandsmitglied<br />
Kai Duve |<br />
CFO & CHRO<br />
Franziska Hagenlocher |<br />
Managing Director<br />
Prof. Dr. med. C. F.<br />
Eisenberger | Chefarzt<br />
Rita Markus-Schmitz |<br />
Regionalvorständin<br />
Elisa Schumacher | Bereichsdirektorin<br />
Vertriebsberatung<br />
Firmenkunden<br />
Franziska Neugebauer |<br />
Rechtsanwältin I<br />
Senior Associate<br />
Kristiane Burg |<br />
Leiterin Online & CRM,<br />
Privatkunden<br />
Stephanie Meier-Herbring |<br />
Abteilungsleiterin<br />
Kommunikation<br />
Sara Riese |<br />
Vorstandsreferentin<br />
Alexander Wüerst |<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Elisabeth Lepique |<br />
Managing Partnerin<br />
Timo von Lepel |<br />
Geschäftsführer<br />
Dr. Claus van der Velden |<br />
Geschäftsführer<br />
René Königshausen |<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Marieke Stöcker-Pritz |<br />
Publishing Director<br />
Janina Jacobsen |<br />
Senior Buyer<br />
Heidi Kelter |<br />
Bereichsleiterin Marktfolge<br />
Services<br />
Barbara Kramer | Abteilungsleiterin<br />
Bestandsgeschäft<br />
und Nachhaltigkeit<br />
Judith Kaltscheuer | Stabsstelle<br />
Amt für Recht, Vergabe<br />
und Versicherungen<br />
Kai Kalchthaler |<br />
CEO<br />
Ines Schurin | Group<br />
Director Unternehmenskommunikation<br />
Cathrin Dauven |<br />
Generalbevollmächtigte<br />
Ulrich Voigt |<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Andrea Blome |<br />
Stadtdirektorin<br />
Katrin Süßbrich | Abteilungsleiterin<br />
Verwaltung und<br />
Versicherungen<br />
Dr. Maria Ceylan | Sachgebietsleiterin<br />
Erschließung<br />
und Klimafolgenanpassung<br />
Eva Rudek |<br />
Regionalverkaufsleiterin<br />
Franziska Reuter |<br />
VP Finance & Controlling<br />
Laura Riehm-Peters |<br />
Abteilungsleiterin Grundsatzaufgaben<br />
Firmenkunden<br />
Prof. Dr. Dörte <strong>Die</strong>mert |<br />
Stadtkämmerin<br />
Ulrike Franzke |<br />
Vorständin<br />
Henning Gieseke |<br />
CFO<br />
Birgit Oßendorf-Will |<br />
Director HR<br />
Jürgen Neutgens |<br />
Mitglied des Vorstandes<br />
Stefanie Drinhausen |<br />
Leiterin Hauptabteilung<br />
Finanzen<br />
Dr. Barbara Ploeckl |<br />
Chief Compliance Officer<br />
Jörg Schönenborn |<br />
WDR-Programmdirektor<br />
Uwe Schöpe |<br />
Personalvorstand +<br />
Arbeitsdirektor<br />
SCHIRMFRAU<br />
HENRIETTE REKER<br />
OBERBÜRGERMEISTERIN<br />
der STADT KÖLN<br />
UNTERNEHMEN IM BÜNDNIS MIT FRAUEN IN FÜHRUNG<br />
FRIENDS<br />
Das 11. CROSS MENTORING startet im Juni 2<strong>02</strong>4.<br />
IHR UNTERNEHMEN ODER IHRE GESCHÄFTSLEITUNG HAT INTERESSE?<br />
christine.kronenberg@female-resources.koeln I 0163 772 64 73<br />
www.female-resources.koeln. I www.mitfraueninführung.de<br />
Christine Kronenberg |<br />
Geschäftsführerin
| Branchen & Betriebe<br />
DAS VORUM<br />
<strong>Die</strong> digitalisierte Büroimmobilie in <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld<br />
Back to office<br />
Zukunftsvision vom Vorum, rechts neben dem bestehenden The Ship<br />
Neben die digitalisierte Büroimmobilie The Ship und die Alte Wagenfabrik wird<br />
eine neue digitalisierte Büroimmobilie gesetzt: das Vorum. Das erklärte Ziel der<br />
Investment-Management-Gesellschaft evolutiq GmbH, die das Projekt leitet, ist:<br />
High-End-Gebäudetechnologien einsetzen, um den individuellen Bedürfnissen von<br />
Menschen gerecht zu werden.<br />
<strong>Die</strong> Planungsphase ist bereits abgeschlossen<br />
und die Baugenehmigung wurde im<br />
Jahr 2<strong>02</strong>3 erteilt. Aufgrund der gegenwärtigen<br />
Marktbedingungen hat sich die evolutiq<br />
dazu entschieden eine Besserung der<br />
Marktlage abzuwarten und den Baustart<br />
zu verschieben. Für den Bau hat die evolutiq<br />
ein Teilgrundstück des SEGRO-Gewerbeparks<br />
im Kreuzungsbereich Vitalisstraße/<br />
Vogelsanger Straße mit einer Fläche von<br />
circa 9.000 Quadratmetern erworben. Auf<br />
ungefähr 20.000 Quadratmetern sollen<br />
mit dem Vorum 800 Arbeitsplätze entstehen.<br />
Hier hat man das Human-Centric-Building-Konzept<br />
im Sinn, genau wie beim benachbarten<br />
Gebäude The Ship, welches auch<br />
den Mensch in den Mittelpunkt nimmt. Alle<br />
Feinheiten sollen dahin gehend abgestimmt<br />
sein. Unterschiedliche Bürobedürfnisse soll<br />
das Vorum stillen. So kann ein Mieter bis zu<br />
4.000 Quadratmeter auf einer Etage anmieten.<br />
<strong>Die</strong>se teilen sich auf fünf Büroflächen<br />
ab ca. 400 Quadratmeter auf. Alle Flächen<br />
können dabei individuell angepasst werden.<br />
Evolutiq Real Estate leitet das Projekt, der<br />
Ansprechpartner für Mietinteressenten ist<br />
Savills. Chancen gibt es – denn bislang gibt<br />
es noch keine geschlossenen Mietverträge.<br />
<strong>Die</strong> evolutiq teilte uns mit, dass das Konzept<br />
des Gebäudes neben jungen, aufstrebenden<br />
Firmen auch etablierte Firmen, die Wert auf<br />
eine New-Work Atmosphäre legen, ansprechen<br />
wird. Weitere Projektpartner sind u. a.<br />
Drees & Sommer sowie Kadawittfeldarchitektur,<br />
IQ Real Estate und die Soda Group.<br />
Dr. Oliver Steinki, Bauherr des Vorum von<br />
der evolutiq GmbH, sagt hierzu: „Wir schaffen<br />
mit dem Vorum einen Marktplatz für<br />
Interaktion und Inspiration. Unser Ziel ist<br />
es, eine ideale Arbeitsumgebung zu kreieren,<br />
die voll und ganz auf die Bedürfnisse<br />
der Menschen ausgerichtet ist, die sich hier<br />
wohlfühlen und entfalten können. Einen<br />
Ort für inspirierende Begegnungen, lebendigen<br />
Austausch und innovativen Unternehmergeist.“<br />
Zahlreiche Büroimmobilien sind nach<br />
der Coronapandemie und mit der Homeoffice-Welle<br />
mittlerweile so gut wie<br />
leer gefegt. Büroimmobilien in Deutschland<br />
sind nun schwerer vermietbar, im<br />
Gegenteil, immer mehr Büroflächen werden<br />
frei. Der Trend besagt: <strong>Die</strong>se müssen<br />
für neue Nutzungen angemietet werden,<br />
denn so viele klassische Büroflächen<br />
werden einfach nicht mehr gebraucht.<br />
Foto: Evolutiq GmbH<br />
Vorum will Büroimmobilien jedoch attraktiv<br />
machen durch sein Konzept, das den<br />
Menschen in den Fokus nimmt. Es gibt immer<br />
noch zahlreiche Firmen, die auf Begegnungen<br />
in der Arbeitswelt und Netzwerke<br />
setzen – gerade nach den gemachten<br />
Erfahrungen der Pandemie. <strong>Die</strong>se Firmen<br />
nehmen diesen Ansatz und können ihn im<br />
Vorum individuell ergänzen durch passgenaues,<br />
neues Büro-Feeling. So soll die<br />
digitalisierte Büroimmobilie Vorum u. a.<br />
die gesundheitliche Sicherheit am Arbeitsplatz<br />
sichern, etwa mit modernen Luftfilteranlagen<br />
mit Extra-High-Efficiency-Particulate-Air(HEPA)-Filtern,<br />
die bis zu 99<br />
Prozent der Aerosole, die Viren enthalten<br />
könnten, filtern. Wie in modernen Fitnessclubs<br />
soll sich der Mitarbeiter auch die<br />
Auslastung von diversen Räumen via App<br />
anzeigen lassen können. So kann er entscheiden,<br />
ob ihm ein bestimmter Bereich<br />
des Vorum gerade eventuell zu voll ist,<br />
um Menschenmassen zu meiden. Auch die<br />
Raumbuchung etwa für Konferenzen soll<br />
per App funktionieren. Gezielt sollen Begegnungsstätten<br />
geschaffen werden, damit<br />
der menschliche Austausch gefördert wird.<br />
Denn das Vorum setzt dem Trend zum Vollzeit-Homeoffice<br />
etwas entgegen. Da man<br />
die Arbeitsflächen im Vorum flexibel gestalten<br />
kann, etwa als Konferenzraum, als<br />
Lounge oder mehr, ist der Anspruch an die<br />
Büroflächen des Vorum höher als in klassischen<br />
Büros. So könnte die Nutzung eines<br />
Büros statt des Homeoffice-Gangs wieder<br />
für einige Arbeitnehmer attraktiver werden.<br />
Saubere Luft, viel Grün, eine angenehme<br />
Beleuchtung und Temperatur per App<br />
steuerbar, eine gute Schallisolierung, ein<br />
hauseigenes Fitness-Studio, ein Bio-Hofladen,<br />
ein Eiscafé, Street Food, Event-Locations,<br />
E-Ladestationen, E-Scooter und<br />
Car-Sharing-Plätze sowie eine fortschrittliche<br />
Gebäudedigitalisierung sind dabei<br />
die Pluspunkte. Am Eingang begrüßt der<br />
digitale Concierge. Das Vorum soll zudem<br />
nach dem Gold-Standard der Deutschen<br />
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V.<br />
zertifiziert werden. Wer im Vorum anmietet,<br />
der bietet seinen Mitarbeitern höchste<br />
Standards. W<br />
Karoline Sielski<br />
20 www.diewirtschaft-koeln.de
Branchen & Betriebe |<br />
WÄRMEWENDE IN KÖLN<br />
Erste Schritte der kommunalen Wärmeplanung<br />
Derzeit entsteht am Standort Merheim ein 23 Meter hoher Fernwärmespeicher<br />
mit einer Kapazität von 3.000 Kubikmetern Heizwasser<br />
Da die Stadt <strong>Köln</strong> mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner hat, muss die<br />
Stadt laut Bundesgesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung (WPG) bis<br />
zum 30. Juni 2<strong>02</strong>4 einen kommunalen Wärmeplan aufstellen. Anfang 2<strong>02</strong>4 ist das<br />
Gesetz in Kraft getreten. <strong>Die</strong> Wärmeplanung muss dazu den Energiebedarf und die<br />
örtlichen Potenziale für eine klimafreundliche Wärmeversorgung aufzeigen.<br />
Erneuerbare Energien und unvermeidbare<br />
Abwärme sollen in Zukunft in <strong>Köln</strong><br />
verstärkt zur Wärmeversorgung genutzt<br />
werden. Zahlreiche Studien zeigten in der<br />
Vergangenheit bereits, dass Abwärme ein<br />
hohes Potenzial hat, die Wärmeversorgung<br />
im Bereich Wohnen zu sichern. <strong>Die</strong> kommunale<br />
Wärmeplanung <strong>Köln</strong>s soll gleichsam<br />
für die Stadt und für Eigentümerinnen<br />
und Eigentümer einen Leitfaden bzw.<br />
eine Orientierung darstellen. Für Eigentümerinnen<br />
und Eigentümer von Immobilien<br />
gibt es Unterstützung und Beratungsangebote<br />
rund um die Wärmewende. So hat die<br />
Stadt <strong>Köln</strong> Förderprogramme aufgesetzt,<br />
zum Beispiel für Zuschüsse zu Wärmepumpen,<br />
Photovoltaik und energetischer<br />
Gebäudesanierung. Oberbürgermeisterin<br />
Henriette Reker sagt: „<strong>Die</strong> Wärmewende<br />
ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg<br />
zur Klimaneutralität und die kommunale<br />
Wärmeplanung dafür ein wichtiger Baustein.<br />
Sie ist ein umfassendes Transformationsprojekt,<br />
das unsere Stadt verändern<br />
wird – und gleichzeitig zukunftsfähig<br />
macht. <strong>Die</strong> großen koordinativen Herausforderungen<br />
werden wir gemeinsam mit<br />
der RheinEnergie stemmen.“<br />
Der Plan besagt, dass der Rat der Stadt <strong>Köln</strong><br />
am 21. März 2<strong>02</strong>4 die Verwaltung formell<br />
beauftragt, eine Wärmeplanung für <strong>Köln</strong><br />
zu erstellen. Fünf Schritte werden hierzu<br />
angepeilt. Schritt eins: Wie sind die einzelnen<br />
Stadtgebiete geeignet für eine Wärmeplanung<br />
inklusive Einteilung der Stadt in<br />
entsprechende Gebiete? Schritt zwei: die<br />
Bestandsanalyse mit dem aktuellen Wärmebedarf.<br />
<strong>Die</strong> Versorgungsstruktur wird<br />
deutlich durch Gebäudetypen und Baualtersklassen.<br />
Schritt drei: <strong>Die</strong> Potenzialanalyse<br />
soll zeigen, ob die verfügbaren Wärmequellen<br />
bereits ausreichen. Schritt vier:<br />
<strong>Die</strong> Analyse muss in Zielszenarien münden,<br />
die angepeilt werden. Schritt fünf: <strong>Die</strong><br />
Wärmepläne müssen bis in das Jahr 2045<br />
fortgeschrieben werden.<br />
<strong>Köln</strong> ist Pilotkommune<br />
für die Wärmeplanung<br />
Foto: Ralph Kruppa<br />
<strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> ist bereits tätig geworden<br />
und wird im zweiten Halbjahr die Ergebnisse<br />
ihrer Bestands- und Potenzialanalyse<br />
veröffentlichen. Dann werden auch<br />
vorgeschriebene Beteiligungsverfahren<br />
gestartet. Fachliche Arbeiten sollen bis Ende<br />
2<strong>02</strong>5 fertiggestellt sein. Im ersten Halbjahr<br />
2<strong>02</strong>6 sind die Prüfung durch das Land<br />
NRW und die Beschlussfassung durch den<br />
Rat der Stadt <strong>Köln</strong> geplant. Dank der Vorarbeiten<br />
konnte sich die Stadt <strong>Köln</strong> als Pilotkommune<br />
der Landesagentur „NRW.<br />
Energy4Climate“ (E4C) für die Wärmeplanung<br />
qualifizieren. Bei der kommunalen<br />
Wärmeplanung spielen die Energieversorger<br />
eine zentrale Rolle. Das Wärmeplanungsgesetz<br />
verpflichtet sie, ihre<br />
Wärmenetze zu dekarbonisieren und umzurüsten.<br />
<strong>Die</strong> RheinEnergie AG ist dabei<br />
eine zentrale Akteurin und Partnerin auf<br />
dem Weg zur Wärmewende in <strong>Köln</strong>. <strong>Die</strong><br />
RheinEnergie wird in den kommenden Jahren<br />
die Fernwärme in <strong>Köln</strong> in erheblichem<br />
Umfang ausbauen. Sie umfasst heute rund<br />
380 Kilometer Leitungslänge, 200 Kilometer<br />
sollen hinzukommen. Der Anteil des<br />
vor Ort emissionsfreien Energieträgers soll<br />
von heute 18 Prozent auf rund 30 Prozent<br />
wachsen. Gleichzeitig verfolgt die RheinEnergie<br />
systematisch ihre Pläne, die Quellen<br />
für die Fernwärme zu dekarbonisieren.<br />
Als erste Grundlage für die nachhaltige<br />
Wärmeversorgung der Stadt hat sie einen<br />
Transformationsplan für das Fernwärmenetz<br />
Innenstadt erstellt. <strong>Die</strong>ser findet somit<br />
Berücksichtigung in der kommunalen<br />
Wärmeplanung. <strong>Die</strong> Transformationspläne<br />
für die beiden anderen Netze im <strong>Köln</strong>er<br />
Norden und im Rechtsrheinischen sind<br />
ebenfalls bereits in Arbeit. W<br />
<strong>02</strong>651 96200<br />
STAHL<br />
HALLEN<br />
Karoline Sielski<br />
Andre -Michels.de<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 21
| Branchen & Betriebe<br />
DER DEUTZER<br />
HAFEN KÖLN<br />
In Deutz entsteht ein urbanes Viertel mit Wohnraum<br />
für 6.900 Menschen und 6.000 Arbeitsplätzen<br />
Foto: moderne stadt GmbH I COBE<br />
Im Deutzer Hafen entsteht ein urbanes Viertel mit bestem Blick auf die Stadtsilhouette und den <strong>Köln</strong>er Dom<br />
Der Deutzer Hafen <strong>Köln</strong> ist ein städtebauliches Exzellenzprojekt. <strong>Die</strong> Konversion des<br />
ehemaligen Industrieareals besitzt Strahlkraft über die Stadtgrenzen <strong>Köln</strong>s hinaus<br />
und misst sich mit den Zukunftsvisionen europäischer Städte.<br />
Einmalige Chance für die<br />
<strong>Köln</strong>er Stadtplanung<br />
<strong>Die</strong> Möglichkeit, in einer organisch gewachsenen<br />
und dicht bebauten Millionenstadt<br />
ein neues urbanes Viertel in<br />
Innenstadtlage zu erschließen, ist ein<br />
historisch einmaliger Glücksfall. Oder eine<br />
Stadtplanung mit einem langen Atem.<br />
Im Deutzer Hafen in <strong>Köln</strong> kam beides zusammen:<br />
Das 37,7 Hektar große Areal rund<br />
um die historische Ellmühle ist ein Quartier,<br />
das sowohl die Siedlungsgeschichte<br />
der Stadt als auch ihre unternehmerische<br />
Identität geprägt hat. <strong>Die</strong> Metamorphose<br />
dieser Flächen in ein lebendiges neues<br />
Viertel verbindet Sensibilität, Planungsgeschick<br />
und auch ein Stück Kreativität.<br />
Geschichte<br />
wird fortgeschrieben<br />
Der Siegerentwurf des städtebaulichen<br />
Wettbewerbs, entwickelt vom Architekturbüro<br />
Cobe, Kopenhagen, ist geprägt durch<br />
den Erhalt sichtbarer industriekultureller<br />
Spuren. Als Trägerin dieses besonderen<br />
Entwicklungsprojekts setzt die moderne<br />
stadt GmbH auf das Zusammenspiel historischer<br />
Zitate mit nachhaltiger Architektur<br />
und ausgedehnten öffentlichen<br />
Flächen. Es entstehen ein lebendiger Ort<br />
mit Wohnraum für 6.900 Menschen und<br />
6.000 Arbeitsplätzen und ein Viertel mit<br />
Identität, das mit hoher Aufenthaltsqualität<br />
und Lebendigkeit zum Anziehungspunkt<br />
für seine Nachbarschaften wird.<br />
Mehr Grün<br />
<strong>Die</strong> aktualisierten Planungen für Parks<br />
und Plätze und die künftige Hafenpromenade<br />
weisen schon heute einen deutlich<br />
höheren Anteil an klimarelevantem Grün<br />
aus, als es in den ursprünglichen Planungen<br />
aus dem Jahr 2018 vorgesehen war.<br />
Es geht darum, Lebensräume zu schaffen,<br />
die die Beziehung zur Natur im Kontext<br />
zur Stadt neu definieren. <strong>Die</strong> Planungen<br />
der Planergemeinschaft COBE/RMP Stefan<br />
Lenzen haben dabei eine klare Vision: die<br />
Schaffung einer urbanen Landschaft, die<br />
den klimatischen Anforderungen der Zukunft<br />
gerecht wird.<br />
Exponierter Ort für<br />
Projekte mit Strahlkraft<br />
Erster Baustein der Realisierung des Deutzer<br />
Hafens wird das Quartier im Baufeld<br />
22 www.diewirtschaft-koeln.de
Branchen & Betriebe |<br />
07 sein: eine prominente Lage, die mit<br />
besten Blickachsen auf die Stadtsilhouette<br />
und den <strong>Köln</strong>er Dom besonders für konzeptionsstarke<br />
Leuchtturmprojekte geeignet<br />
ist. Insgesamt 31.000 Quadratmeter<br />
BGF weist der integrierte Plan an diesem<br />
Entree zum Deutzer Hafen für Gewerbenutzung,<br />
Kultur und öffentliche Einrichtungen<br />
aus.<br />
Raum für Ideen:<br />
Vergabeverfahren<br />
in zwei Stufen<br />
Der erfolgreich abgeschlossenen Bewerbungsphase<br />
– Stufe eins des Verfahrens<br />
– folgten im Oktober 2<strong>02</strong>3 Investoren und<br />
Eigennutzer, die sich über festgelegte Kriterien<br />
wie Kompetenz, Erfahrung, finanzielle<br />
Leistungsfähigkeit und Standortfaktoren<br />
für die Konzeptphase – Stufe zwei<br />
des Verfahrens – qualifizieren konnten.<br />
Stufe zwei sieht die Entwicklung konkreter<br />
Vorschläge für die Umsetzung vor. Mit<br />
je 40 Prozent werden die Besonderheit der<br />
Nutzungskonzepte und die Nachhaltigkeit<br />
der Vorhaben bewertet, als drittes Kriterium<br />
fließt das Kaufpreisangebot in die Entscheidungsfindung<br />
ein. W<br />
Monika Eiden<br />
Weitere Informationen zum Projekt<br />
Deutzer Hafen <strong>Köln</strong> gibt es auf<br />
www.deutzerhafen.koeln.<br />
Foto: moderne stadt GmbH I COBE RMP Lenzen<br />
<strong>Die</strong> Vision der Planer: die Schaffung einer urbanen Landschaft,<br />
die den klimatischen Anforderungen der Zukunft gerecht wird<br />
Foto: moderne stadt GmbH I COBE RMP Lenzen<br />
Über die moderne<br />
stadt GmbH<br />
moderne stadt ist die Stadtentwicklungsgesellschaft<br />
der Stadtwerke <strong>Köln</strong><br />
GmbH und der Stadt <strong>Köln</strong>. Das Unternehmen<br />
realisiert seit mehr als 50<br />
Jahren in <strong>Köln</strong> große Stadtentwicklungsprojekte<br />
wie den stadtbildprägenden<br />
Rheinauhafen, das mit Awards<br />
ausgezeichnete Clouth-Quartier, den<br />
Butzweilerhof, die prämierte Neue Mitte<br />
Porz und zukünftig den Deutzer Hafen<br />
<strong>Köln</strong>. <strong>Die</strong> Gesellschaft investiert in<br />
diesen Quartieren auch selbst in die<br />
Entwicklung nachhaltiger Wohn- und<br />
Geschäftsimmobilien.<br />
Mehr über die Stadtentwicklungsgesellschaft<br />
finden Interessierte unter<br />
www.modernestadt.de.<br />
In Deutz entsteht ein lebendiger Ort mit Wohnraum<br />
für 6.900 Menschen und 6.000 Arbeitsplätzen<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 23
| Branchen & Betriebe<br />
WAS KOMMT STATT DEM<br />
BRAUNKOHLETAGEBAU?<br />
Strukturwandel im Rheinischen Revier<br />
Foto: Zukunftsagentur Rheinisches Revier / Henn<br />
Brainergy Hub Zentralgebäude<br />
Das Rheinische Revier bzw. das Rheinische Braunkohlerevier erstreckt sich von <strong>Köln</strong> über Düsseldorf bis Mönchengladbach und<br />
von Aachen bis Euskirchen. Ein riesiges Gebiet im <strong>Köln</strong>er Umland, und damit sind etliche Menschen und ihre Arbeit und ihr Leben<br />
hier angesiedelt. Das Ende des Braunkohlebaus führt zu einem Strukturwandel. Rund 14.000 Arbeitsplätze werden entfallen.<br />
<strong>Die</strong> Zukunftsagentur ist als Unternehmen mit Land und Bund im Austausch und Kommunikator des Strukturwandels Rheinisches<br />
Revier sowie beauftragt, die Transformationsprozesse zu koordinieren. Sie sagt zum Arbeitsplatzwegfall: „Bei richtiger Weichenstellung<br />
und kluger Verwendung der zugesagten Strukturmittel von Bund und Land Nordrhein-Westfalen in Höhe von 14,8 Mrd. €<br />
können jedoch bis 2038 rund 27.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.“ <strong>Die</strong> Region soll sich sogar zum Pionier für ganzheitliche<br />
Nachhaltigkeit und hohe Lebens- und Arbeitsqualität entwickeln. <strong>Die</strong> Zukunftsagentur sieht es so, dass sie damit das europaweit<br />
größte Klimaschutzprojekt steuert. Welche Maßnahmen werden während des Strukturwandels ergriffen?<br />
Der Braunkohleabbau soll bis spätestens<br />
2030 komplett zurückgefahren werden,<br />
die Braunkohleverstromung in Deutschland<br />
sieht ihrem Ende entgegen. Drei große<br />
Braunkohleabbaugebiete liegen im Rheinischen<br />
Revier: Inden, Garzweiler und Hambach.<br />
Dort sind die sechs Kreise Düren,<br />
Euskirchen, Heinsberg, Rhein-Erft-Kreis,<br />
Rhein-Kreis Neuss, die Städteregion Aachen<br />
und die kreisfreie Stadt Mönchengladbach –<br />
damit insgesamt 65 Städte und Gemeinden<br />
und ca. 2,5 Millionen Einwohner auf 4800<br />
Quadratkilometern. Für viele Menschen wird<br />
sich in den nächsten zehn Jahren also einiges<br />
ändern, denn der Strukturwandel soll<br />
diverse Lebens- und Arbeitsbereiche umfassen.<br />
Erneuerbare Energien sollen hier<br />
angesiedelt werden, Kultur soll geschaffen<br />
werden, Naturräume verbessert werden,<br />
Stadt- und Dorfzentren sollen belebt bleiben.<br />
So die Zukunftsvision der Zukunftsagentur<br />
Rheinisches Revier GmbH, die als regionale<br />
Entwicklungsagentur mit dem Schwerpunkt<br />
Strukturwandel betraut ist. Politisch neutral,<br />
ist diese dazu auch im Austausch mit<br />
Fachleuten, Netzwerken und deutschlandsowie<br />
weltweit mit Akteuren, die ähnliche<br />
Transformationsprozesse durchlebt haben.<br />
Unternehmensförderung<br />
Das Institut der Deutschen <strong>Wirtschaft</strong> hat<br />
im Jahr 2<strong>02</strong>1 dem Rheinischen Revier gute<br />
Chancen prognostiziert, von der heutigen<br />
Braunkohleregion zu einer Pilotregion<br />
für nachhaltige Industrieproduktion zu<br />
werden. Wichtige Basis für die Entwicklung<br />
neuer Geschäftsmodelle und die Ansiedlung<br />
neuer Unternehmen sind laut Zukunftsagentur<br />
geeignete Industrie- und<br />
Gewerbestandorte in den Kommunen des<br />
Rheinischen Reviers. Dazu wurden 60<br />
Standorte in dem betroffenen Gebiet identi-<br />
<strong>24</strong> www.diewirtschaft-koeln.de
Branchen & Betriebe |<br />
Brainergy Hub<br />
fiziert, die als besonders strukturwandelrelevant<br />
klassifiziert werden. Im Fokus steht<br />
dabei die Entwicklung neuer Gewerbegebiete.<br />
Hier wird vom Land NRW in Kürze ein<br />
Förderangebot aufgelegt, mit dem die Erschließung,<br />
die Planung und teilweise auch<br />
der Erwerb einer Gewerbefläche möglich<br />
sein werden. Daneben wird die Entwicklung<br />
durch eine systematische Ansiedlungswerbung<br />
und die Hilfe bei planerischen Hürden<br />
unterstützt. Zu den Flächen, die eine besondere<br />
Rolle im Strukturwandel spielen, gehören<br />
etwa die im Landesentwicklungsplan<br />
verankerten Landesflächen FutureSite In-<br />
West im Kreis Heinsberg, PrimeSite in Euskirchen<br />
sowie die Flächen, die heute noch<br />
für die Braunkohleverstromung genutzt<br />
und in Zukunft für eine Firmenansiedlung<br />
frei werden.<br />
Insgesamt zwei Millionen Euro stellt das<br />
Bundesministerium für <strong>Wirtschaft</strong> und Klimaschutz<br />
(BMWK) auch in diesem Jahr für<br />
das Bundesmodellprogramm „Unternehmen<br />
Revier“ dem Rheinischen Revier zur<br />
Verfügung. Mit bis zu 200.000 Euro (Verbundvorhaben<br />
bis zu 800.000 Euro) können<br />
neuartige Projekte mit dem Themenschwerpunkt<br />
„nachhaltiges <strong>Wirtschaft</strong>en“, die auf<br />
den Strukturwandel im Rheinischen Revier<br />
einzahlen, mit den Mitteln des BMWK gefördert<br />
werden. <strong>Die</strong> Zukunftsagentur berät<br />
Unternehmen hierzu. Interessierte können<br />
sich bereits für die Fördermittel bewerben.<br />
Das Modellvorhaben „Unternehmen Revier“<br />
gestaltet seit 2017 aktiv den Strukturwandel<br />
in der Braunkohleregion Rheinisches<br />
Revier. Als etabliertes Förderprogramm<br />
des Bundesministeriums für <strong>Wirtschaft</strong><br />
und Klimaschutz (BMWK) unterstützt es<br />
jährlich mit zwei Millionen Euro zukunftsweisende<br />
Projektideen, die auch eine über<br />
Nachhaltige Luftfahrt wird gefördert<br />
Foto: Rendervision<br />
die Region hinausragende Strahlkraft haben.<br />
Hier wird deutlich, wie der Wandel<br />
im Rheinischen Revier konkret aussehen<br />
kann – schließlich möchte man sich den<br />
Strukturwandel konkret vorstellen können.<br />
Welche zukunftsweisenden Unternehmen<br />
können sich im Rheinischen Revier ansiedeln,<br />
um die Lebens- und Arbeitsqualität<br />
sogar noch zu verbessern? <strong>Die</strong> Projekte<br />
sind vielfältig und reichen von Themen wie<br />
Wasserstoff-Technologie über regenerativen<br />
Obstbau bis hin zum Tourismus. Zahlreiche<br />
Unternehmen sind bereits in das Rheinische<br />
Revier mit Ideen eingebunden. So<br />
zum Beispiel Textilunternehmen, die neue<br />
Faserstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
entwickeln und die Bioökonomie und<br />
Kreislaufwirtschaft beachten für mehr Ressourceneffizienz<br />
und Nachhaltigkeit. Oder<br />
auch die Baubranche, die innovative Produkte<br />
vorantreibt, wie ressourcenschonende<br />
Holzstecksysteme, Beton ohne Zemente,<br />
Modulbauten aus Holz, Wände aus Hanfbeton<br />
und Dämmmaterial aus dem Rohstoff<br />
Stroh. Dazu gehören auch zementfreie oder<br />
poröse, aber druckfeste Betonalternativen<br />
und wasserdurchlässige Straßenbeläge<br />
mit einer rezyklierten Gesteinskörnung,<br />
Gesteinskörnungen als Blähtonersatz aus<br />
gipshaltigem Rezyklat und Wandsysteme<br />
aus steckbaren Bausteinen für einen einfachen<br />
Auf- und Abbau. Für Innovationen<br />
und eine ressourcenschonende Baukultur<br />
mit rückbaubaren Materialien setzte sich<br />
auch das RebAU-Projekt bis 2<strong>02</strong>2 ein, das<br />
von der EU gefördert wurde und in das das<br />
Land NRW eingebunden war.<br />
Weitere vom Bund geförderte Projekte sind<br />
zum Beispiel das Projekt SAMU, entwickelt<br />
von der FH Aachen. Hier geht es darum,<br />
die Fahrt von Zügen vom Bahnhof zum Abstellgleis<br />
zu automatisieren, damit die Lokführer<br />
ihre Arbeitszeit effizient mehr im<br />
Personenverkehr verbringen, statt bis zu<br />
drei Stunden damit zu verbringen, den Zug<br />
abzustellen. SAMU ist dazu eine Datenerfassungs-<br />
und Auswertungseinheit sowie eine<br />
Steuerungseinheit. Selbstfahrende Züge<br />
auf den letzten Metern wären effizient und<br />
das Zugpersonal kann nützlicher eingesetzt<br />
werden, sodass perspektivisch Fahrpläne<br />
besser eingehalten werden könnten.<br />
Ein weiteres gefördertes Projekt (2,33 Millionen)<br />
ist die Erfassung digitaler Daten mit<br />
dem Internet of Things, kurz IoT. Je besser<br />
die Vernetzung und der Datenaustausch,<br />
umso besser können Geschäftsabläufe opti-<br />
Foto: Zukunftsagentur Rheinisches Revier / Tomas Rodriguez<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 25
| Branchen & Betriebe<br />
Energiepark Herzogenrath, Förderbescheidübergabe im Juni 2<strong>02</strong>3<br />
miert und damit auch Ressourcen geschont<br />
werden. In <strong>Köln</strong> ist damit z. B. NetCologne<br />
befasst. Im Rheinischen Revier soll das<br />
über den Datenmarktplatz erreicht werden,<br />
der Lieferanten, Konsumenten und Serviceanbieter<br />
von Daten vernetzt. Das Projekt<br />
Blockchain4DatenMarktplatz.NRW, kurz<br />
Blockchain4DMP, schafft die technische<br />
Voraussetzung für den sicheren Austausch<br />
solcher Daten. Und da Daten weltweit erhoben<br />
werden, ergibt sich für das Rheinische<br />
Revier die Chance, zu einem weltweiten Exporteur<br />
zu werden – nicht für Kohle und<br />
Energie, sondern von IoT-Daten und -Services.<br />
Der Nutzen für den <strong>Wirtschaft</strong>sstandort<br />
kann enorm sein und reicht von der Vernetzung<br />
und Bündelung von KI-Expertise<br />
aus Forschung, <strong>Wirtschaft</strong> und Bildung über<br />
die Förderung der Ansiedlung von Start-ups<br />
und Spin-offs von Forschungsinstituten bis<br />
hin zu Impulsen für die Entwicklung innovativer<br />
Produkte sowie neuer Geschäftsmodelle<br />
und Wertschöpfungsketten.<br />
Nachhaltige Energie<br />
Der sogenannte aktuelle Gigawattpakt soll<br />
das Rheinische Revier zu einem Leuchtturm<br />
für erneuerbare Energien machen. Dazu<br />
gibt es u. a. eine Landesförderung von bis<br />
zu 60 Millionen Euro in den kommenden<br />
vier Jahren, um die Installation von Photovoltaik-Anlagen<br />
auf den Dächern der Kommunen<br />
zu unterstützen. Gefördert werden<br />
Photovoltaik-Dachanlagen auf kommunalen<br />
Gebäuden und Planungsleistungen zum<br />
Photovoltaikausbau. NRW.Energy4Climate<br />
und die Zukunftsagentur Rheinisches Revier<br />
bieten im Rahmen des Gigawattpaktes<br />
gemeinsam Unterstützungsangebote für die<br />
Akteurinnen und Akteure vor Ort an und organisieren<br />
unter anderem den Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den Beteiligten. Der Gigawattpakt<br />
wurde im März 2<strong>02</strong>2 vom Land<br />
NRW, von Kommunen, Energieunternehmen<br />
und Projektträgern für erneuerbare Energien<br />
im Rheinischen Revier geschlossen. Rund 50<br />
Landkreise, Kommunen, energiewirtschaftliche<br />
Unternehmen und Projektträger haben<br />
sich zusammengeschlossen, um den Ausbau<br />
der erneuerbaren Energien im Rheinischen<br />
Revier durch eigene Beiträge zu beschleunigen.<br />
Bis Ende 2<strong>02</strong>3 wurden im Rheinischen<br />
Revier Erneuerbare-Energien-Anlagen mit<br />
einer Gesamtleistung von rund 3,2 Gigawatt<br />
installiert. Ziel ist es, die installierte Stromerzeugungsleistung<br />
der Erneuerbaren bis<br />
zum Jahr 2<strong>02</strong>8 auf mindestens 5 Gigawatt<br />
auszubauen. Der Gigawattpakt wird dabei<br />
als gesellschaftliches Gemeinschaftsprojekt<br />
betrachtet, bei dem jeder Akteur dazu aufgerufen<br />
ist, seinen Beitrag zu leisten.<br />
Der Brainergy Park in Jülich ist ein weiteres<br />
Beispiel für den Strukturwandel im Rheinischen<br />
Revier und markant für die Energiewende.<br />
Auf einem 52 ha großen inter-<br />
Foto: Zukunftsagentur Rheinisches Revier / Tomas Rodriguez<br />
kommunalen Gewerbegebiet siedeln sich<br />
Unternehmen mit dem Schwerpunkt „Neue<br />
Energien“ an. Hier wird abgebildet, wie die<br />
Zukunft der Energie aussehen kann. Der<br />
Zentralbau ist der Brainergy Hub (siehe Foto).<br />
Das Gebiet wird nach dem neusten Stand<br />
der Kenntnisse mit Wärme, Energie, Kälte<br />
und Internet versorgt und ist ein attraktiver<br />
Standort für Energieunternehmen. <strong>Die</strong><br />
Brainergy Park Jülich GmbH hält als Mitgesellschafter<br />
einen Anteil von 50 Prozent am<br />
Unternehmen. <strong>Die</strong> andere Hälfte hält E.ON.<br />
<strong>Die</strong> Liegenschaften am Brainergy Park sollen<br />
mit nahezu CO 2<br />
-freier Wärme und Kühlung<br />
versorgt werden. Photovoltaik-Anlagen,<br />
nahe gelegene Windräder, Wärmepumpen<br />
und ein Eisspeicher werden dazu verwendet.<br />
Prof. Dr. Bernhard Hoffschmidt, Geschäftsführer<br />
der BPE, sagt hierzu: „<strong>Die</strong> BPE<br />
wird das Niedrigenergie-Netz (Low-Ex-Netz)<br />
zur Heizung und Kühlung aller Gebäude im<br />
Brainergy Park Jülich errichten und betreiben,<br />
und dies zu marktüblichen Preisen.“<br />
<strong>Die</strong> BPE erhält eine Förderung von 19,3 Millionen<br />
Euro für den Aufbau des Energiesystems<br />
im Brainergy Park Jülich. Eingebunden<br />
sind auch die Fachhochschule Aachen, das<br />
Forschungszentrum Jülich und das Deutsche<br />
Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik,<br />
die in der Region angesiedelt sind.<br />
Auch die Luftfahrtindustrie soll sich auf<br />
dem Weg zur Klimaneutralität wandeln. Das<br />
Production Launch Center Aviation (PLCA)<br />
startet das erste Projekt für die nachhaltige<br />
Luftfahrt aus Strukturstärkungsmitteln<br />
für das Rheinische Revier. Das Projektvorhaben<br />
am Forschungsflugplatz Würselen-Aachen<br />
soll mit 53,7 Millionen Euro<br />
gefördert werden. Unter Federführung des<br />
Forschungsinstituts Access e. V. und des<br />
Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik<br />
soll die Entwicklungslücke zwischen<br />
Forschung und Anwendung im Bereich der<br />
Herstellung effizienter Komponenten für<br />
die Luftfahrt geschlossen werden.<br />
Ein weiteres Beispiel ist der Energiepark<br />
Herzogenrath, denn Herzogenrath hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, als erste Stadt in NRW eine<br />
CO 2<br />
-neutrale Energieversorgung aufzubauen.<br />
Im Zentrum steht dabei der Energiepark<br />
Herzogenrath als Vorzeigeprojekt für<br />
eine klimaneutrale kommunale Energieversorgung.<br />
<strong>Die</strong> Fördersumme von rund 2,7<br />
Millionen Euro wurde an das Forschungskonsortium<br />
aus Siemens Energy, RWTH<br />
Aachen, FH Aachen und Hochschule Niederrhein<br />
übergeben. <strong>Die</strong> assoziierten Partner<br />
Nivesteiner Sandwerke, Wasserverband<br />
Eifel-Rur und der ENWOR unterstützen<br />
das Vorhaben. Für das Gesamtprojekt sind<br />
mehr als 50 Millionen Euro an Strukturfördermitteln<br />
vorgesehen.<br />
26 www.diewirtschaft-koeln.de
Branchen & Betriebe |<br />
Weiterbildung<br />
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Lebenslanges Lernen ist immer ein Faktor,<br />
nicht nur bei einem Strukturwandel. Um<br />
sich zu orientieren, bieten viele lokale Einrichtungen,<br />
wie Volkshochschulen, die Arbeitsämter,<br />
die Zukunftsagentur, die IHK,<br />
Berufskollege etc. Informationen an, wie<br />
man sich geeignet weiterbilden kann, um<br />
den Betroffenen des Strukturwandels ein Angebot<br />
zur Neuorientierung zu machen. Fachkräfte<br />
und die Wertschöpfung in der Region<br />
sollen gehalten werden. <strong>Die</strong> Bildungslokale<br />
sind ein neues, wichtiges Element der strukturwandelbezogenen<br />
(Weiter-)Bildungsangebote,<br />
die Menschen und Unternehmen im<br />
Rheinischen Revier für sich nutzen können<br />
– wie das „Förderprogramm Zukunftsgutscheine<br />
Rheinisches Revier“, das mit den<br />
„Bildungschecks NRW“, dem Programm<br />
„Coach2Change“ und dem Qualifizierungschancengesetz<br />
einen wichtigen Beitrag zur<br />
„Investition in die eignen Ressourcen“ darstellt.<br />
So kann man z. B. mithilfe der Zukunftsgutscheine<br />
sein Unternehmen fit für<br />
die Zukunft machen. Das Netzwerkbüro des<br />
Kompetenzzentrums „Bildung im Strukturwandel“<br />
analysiert den Arbeitsmarkt und die<br />
Ausbildungssituation und gibt die Ergebnisse<br />
an die Bildungsinstitutionen und die Kommunen<br />
weiter, sodass diese gezielt ausbilden<br />
können, damit neue Jobs, die im Strukturwandel<br />
entstehen, mit fachlichem Knowhow<br />
besetzt werden können. Menschen, die<br />
im Areal leben, können sich qualifiziert weiterbilden<br />
und auch Fachkräfte aus dem Umland<br />
können zuziehen. Neue Generationen<br />
werden ganz anders arbeiten als noch in Zeiten<br />
des Braunkohlebaus. So zum Beispiel bei<br />
Microsoft. An den Standorten Bergheim und<br />
Bedburg wird Microsoft neue, hochmoderne<br />
Rechenzentren errichten – und dafür Milliarden<br />
investieren. Hyperscale-Rechenzentren<br />
sollen gebaut werden. Datenspeicherung und<br />
Datendrehkreuze sind hier die Stichworte.<br />
w fragte Herrn Middeldorf,<br />
den Geschäftsführer der Zukunftsagentur<br />
Rheinisches Revier: Der Strukturwandel<br />
im Rheinischen Revier kann, richtig umgesetzt,<br />
zu einem Standortvorteil in Deutschland<br />
und Europa werden. Stimmen Sie zu?<br />
Herr Middeldorf: „Das Rheinische Revier<br />
wird durch gezielte Investitionen und innovative<br />
Entwicklungen zur Modellregion für<br />
Foto: Zukunftsagentur Rheinisches Revier<br />
Bodo Middeldorf, Geschäftsführer<br />
Zukunftsagentur Rheinisches Revier<br />
eine zukunftsfähige, nachhaltige <strong>Wirtschaft</strong><br />
in Deutschland und Europa. <strong>Die</strong> Ansiedlung<br />
von Microsoft und der Bau von Hyperscalern<br />
weisen in diese Richtung, darüber hinaus<br />
sorgen wir für eine nachhaltige, wirtschaftsnahe<br />
Infrastruktur, zukunftsfähige <strong>Wirtschaft</strong>scluster<br />
wie Aviation, erneuerbare<br />
Energien, künstliche Intelligenz oder auch<br />
Kreislaufwirtschaft. <strong>Die</strong>se breit angelegte<br />
Transformation der Industrie in Richtung<br />
einer stärker diversifizierten <strong>Wirtschaft</strong> ist<br />
für uns gleichzeitig die Voraussetzung für<br />
die Schaffung neuer Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />
in der Region.“ W<br />
Karoline Sielski<br />
Vorsorge treffen. Unabhängig bleiben.<br />
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Gesellschaftsräume, Bibliothek,<br />
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| Geld & Geschäft | Sonderthema Recht & Steuern<br />
NEUES ZUM<br />
KURZARBEITERGELD<br />
Nach der Krise ist vor der Krise? Das Thema Kurzarbeit verliert nichts an Aktualität.<br />
Foto: KingDOM82 – stock.adobe.com<br />
Während der Pandemie wurden die Zugangsvoraussetzungen<br />
zum Kurzarbeitergeld<br />
in wesentlichen Teilen erleichtert –<br />
was auch in Zukunft durch eine neuerliche<br />
Rechtsverordnung der Bundesregierung<br />
wieder möglich wäre. Nach § 109 Abs. 5<br />
SGB III können im Fall „außergewöhnlicher<br />
Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt“ ohne<br />
Zustimmung des Bundesrats drei zentrale<br />
Modifikationen erfolgen: einmal das Absenken<br />
des Quorums der vom Arbeitsausfall<br />
betroffenen Arbeitnehmer von einem<br />
Drittel auf bis zu 10 Prozent, der Verzicht<br />
auf den Einsatz von Urlaubsansprüchen,<br />
um dem Arbeitsausfall zu begegnen, und<br />
der Verzicht auf den Einsatz von Arbeitszeitguthaben.<br />
Durch Verordnungsermächtigungen<br />
ist zudem eine Erstattung der<br />
Sozialversicherungsbeiträge während des<br />
Kurzarbeitergeldbezugs für den Arbeitgeber<br />
möglich, auf Arbeitnehmerseite kann<br />
ferner die Anrechnung zum Hinzuverdienst<br />
aus geringfügiger Beschäftigung ausbleiben.<br />
Bei neu auftretenden wirtschaftlichen<br />
Krisen kann der Gesetzgeber so auch durch<br />
kurzfristige Maßnahmen den verbundenen<br />
Belastungen begegnen.<br />
Dauer des Bezugs<br />
Das Thema Kurzarbeitergeld ist nach wie vor aktuell<br />
Mitte 2<strong>02</strong>3 liefen die befristeten Sonderregelungen zum Kurzarbeitergeld aus der<br />
COVID-19-Pandemie aus, Anfragen aus Unternehmen zum Thema Kurzarbeit häuften<br />
sich jedoch zuletzt wieder. Weil etwa auch aufgrund der „Energiekrise“ Produktionsstillstände<br />
drohen, verliert das Thema Kurzarbeit nichts an Aktualität. Gelegenheit,<br />
die Kriterien dafür neuerlich zu begutachten.<br />
Grundlegende<br />
Voraussetzungen<br />
Der Bezug von Kurzarbeitergeld folgt seit<br />
dem Ende der Pandemie wieder den allgemeinen<br />
Parametern. Der Anspruch setzt<br />
grundlegend voraus, dass ein erheblicher<br />
Arbeitsausfall vorübergehender Natur mit<br />
Entgeltausfall eingetreten ist. Dazu müssen<br />
bestimmte betriebliche und persönliche<br />
Voraussetzungen erfüllt sein, ferner<br />
muss der Arbeitsausfall der Agentur<br />
für Arbeit fristgerecht angezeigt werden<br />
– im Falle eines unabwendbaren Ereignisses<br />
unverzüglich. Der für den Bezug<br />
von Kurzarbeitergeld notwendige „erhebliche“<br />
Arbeitsausfall liegt vor, wenn er auf<br />
wirtschaftlichen Gründen oder einem unabwendbaren<br />
Ereignis beruht, vorübergehend<br />
ist, nicht vermeidbar ist und im jeweiligen<br />
Kalendermonat mindestens ein<br />
Drittel der in dem Betrieb beschäftigten Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer von<br />
einem Entgeltausfall von jeweils mehr als<br />
10 Prozent ihres monatlichen Bruttoentgelts<br />
betroffen ist. Der Entgeltausfall kann<br />
dabei auch gar 100 Prozent des monatlichen<br />
Bruttoentgelts betragen (sog. Kurzarbeit<br />
Null).<br />
Erleichterte Kriterien<br />
im Krisenfall<br />
Während der Pandemie erhöhte die Bundesregierung<br />
die maximale Bezugsdauer<br />
für Kurzarbeitergeld auf 28 Monate, generell<br />
gilt aber eine Bezugsdauer von maximal<br />
zwölf Monaten. Maßgeblich ist hier eine<br />
betriebsbezogene Perspektive – nicht der<br />
einzelne von Kurzarbeit betroffene Arbeitnehmer.<br />
Der Zeitraum kann sich indes um<br />
die Monate verlängern, in denen zwischenzeitlich<br />
womöglich kein Kurzarbeitergeld<br />
gezahlt wurde. Wird drei Monate lang kein<br />
Kurzarbeitergeld im Betrieb bezogen, beginnt<br />
der Zwölf-Monats-Zeitraum neu.<br />
<strong>Wirtschaft</strong>liche Gründe<br />
und unabwendbare<br />
Ereignisse<br />
Inhaltliches Kernkriterium für den Anspruch<br />
auf Kurzarbeitergeld ist ein erheblicher<br />
Arbeitsausfall aus wirtschaftlichen<br />
Gründen oder aufgrund eines unabwendbaren<br />
Ereignisses. Gemäß der Rechtsprechung<br />
des Bundessozialgerichts müssen<br />
die wirtschaftlichen Gründe auf einen Zusammenhang<br />
mit der Gesamtheit der laufenden<br />
Produktions- und Konsumvorgänge<br />
abstellen, was konkret bedeutet, dass<br />
sie von externen <strong>Wirtschaft</strong>sprozessen<br />
und ihren konjunkturellen, zyklisch verlaufenden<br />
Phasen sowie den hierfür verantwortlichen<br />
Strukturelementen wie den<br />
28 www.diewirtschaft-koeln.de
Sonderthema Recht & Steuern | Geld & Geschäft |<br />
Vor der Beantragung von Kurzarbeitergeld sind Arbeitgeber verpflichtet, unter Anwendung<br />
der allgemeinen Regelungen potenzielle arbeitsrechtliche Möglichkeiten zu nutzen<br />
ökonomischen und außerökonomischen<br />
Rahmenbedingungen abhängig sind. Hierzu<br />
zählen explizit auch die ökonomischen<br />
Auswirkungen politischer Entscheidungen.<br />
Notwendig ist zudem eine konjunkturelle<br />
und strukturelle Störung der Gesamtwirtschaftslage.<br />
Demgegenüber ist ein<br />
unabwendbares Ereignis ein objektiv feststellbares<br />
Ereignis, das auch durch die äußerste,<br />
nach den Umständen des Falles gebotene<br />
Sorgfalt durch den Arbeitgeber oder<br />
seine Mitarbeiter nicht abzuwenden ist. Es<br />
muss daher zeitlich begrenzt und außergewöhnlich<br />
sein und von außen auf den Betrieb<br />
einwirken. Klassisches Beispiel sind<br />
extreme Wetterereignisse.<br />
Folgen der aktuellen<br />
Energiepolitik<br />
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs<br />
auf die Ukraine sowie auch bereits durch<br />
den deutschen Atomausstieg und aufgrund<br />
der allgemeinen Inflationslage kam die<br />
Frage auf, ob der sprunghafte Anstieg der<br />
Energiekosten die Möglichkeit zum Bezug<br />
von Kurzarbeitergeld eröffnet. Hiervon betroffen<br />
sind naturgemäß vor allem energieintensive<br />
Branchen, zum Beispiel die<br />
chemische Industrie oder das Handwerk.<br />
Obwohl das Problem schon im Herbst 2<strong>02</strong>2<br />
im Bundestag diskutiert wurde, folgten<br />
keine gesetzlichen Anpassungen. Auch<br />
unter Geltung der allgemeinen Voraussetzungen<br />
kann aber argumentiert werden,<br />
dass wirtschaftliche Gründe vorliegen,<br />
die einen Anspruch auf Kurzarbeitergeld<br />
begründen. Der sprunghafte Anstieg der<br />
Energiekosten hat keinen betriebsspezifischen,<br />
vom einzelnen Unternehmen zu<br />
verantwortenden Ursprung, während die<br />
ökonomischen Auswirkungen auch auf politischen<br />
Entscheidungen beruhen. Durch<br />
entsprechende gerichtliche Entscheidungen<br />
abgesichert ist dies jedoch nicht.<br />
Arbeitgeberinstrumente<br />
Unter Anwendung der allgemeinen Regelungen<br />
zur Kurzarbeit sind Arbeitgeber jedenfalls<br />
zuvor verpflichtet, potenzielle arbeitsrechtliche<br />
Möglichkeiten zu nutzen.<br />
So muss beispielsweise ein möglicherweise<br />
bestehendes einseitiges Anordnungsrecht<br />
– sei es einzelvertraglich oder durch Betriebsvereinbarung<br />
– genutzt werden, um<br />
den Arbeitsausfall durch Arbeitszeitsalden<br />
abzufangen, das heißt durch den Aufbau<br />
von Minusstunden in der Belegschaft. Allerdings<br />
besteht keine Verpflichtung des<br />
Arbeitgebers, eine Rechtsgrundlage hierfür<br />
zu schaffen, sofern diese bisher noch<br />
nicht besteht. Bei der Gestaltung der Arbeitszeitregelungen<br />
kann derweil ein bestimmter<br />
Einfluss genommen werden, etwa<br />
durch eine Anpassung des Umfangs der<br />
zulässigen Minusstunden eines Arbeitszeitkontos.<br />
Auch im Rahmen von Betriebsvereinbarungen<br />
zur Einführung der Kurzarbeit<br />
sind entsprechende Regelungen dem<br />
Grunde nach denkbar; sie sollten aber zum<br />
gesetzlichen Konzept und zu den betrieblichen<br />
Arbeitszeitregelungen passen.<br />
Daneben kommt zur Vermeidung des Arbeitsausfalls<br />
auch die Gewährung von Urlaub<br />
in Betracht. Vorrangige Urlaubswünsche<br />
der Arbeitnehmer dürfen allerdings<br />
der Urlaubsgewährung nicht entgegenstehen.<br />
Gerade bei einer möglichen Kurzarbeit<br />
gegen Jahresende kann von Arbeitnehmern<br />
nicht gefordert werden, dass<br />
diese ihren Resturlaub bis zum Ende des<br />
laufenden Urlaubsjahres zur Vermeidung<br />
von Kurzarbeit einbringen bzw. dass der<br />
Arbeitgeber eine Bestimmung über den<br />
Antritt des Urlaubs trifft. Gemäß der Bundesagentur<br />
für Arbeit besteht aber eine<br />
Obliegenheit des Arbeitgebers, den Urlaubszeitpunkt<br />
einseitig festzulegen, da<br />
anderenfalls kein unvermeidbarer Arbeitsausfall<br />
vorliegt. Im Übrigen entschied erst<br />
jüngst das Bundesarbeitsgericht, dass der<br />
Arbeitgeber für jeden Monat der Kurzarbeit<br />
den Urlaubsanspruch anteilig kürzen darf.<br />
Fazit<br />
Auch ohne gesetzgeberische Initiative im<br />
Lichte der energiepolitischen Entwicklungen<br />
kann potenziellen Arbeitsausfällen<br />
in Unternehmen mit dem Instrument<br />
der Kurzarbeit begegnet werden. Ob die<br />
Anspruchsvoraussetzungen vorliegen, ist<br />
gleichwohl eine Frage des Einzelfalls. Unternehmen<br />
ist jedenfalls zu raten, bei finanziellen<br />
Problemen aufgrund der gestiegenen<br />
Energiekosten den Bezug von<br />
Kurzarbeitergeld zu prüfen, sofern ein signifikanter<br />
Teil der Belegschaft betroffen ist<br />
und somit die notwendigen Schwellenwerte<br />
erreicht werden. W<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 29<br />
Foto: Jörg Modrow/laif/ Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />
Foto: DG PhotoStock – stock.adobe.com<br />
Gastautoren: Axel Braun, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Partner,<br />
Dr. Christoph Corzelius, Rechtsanwalt, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft, <strong>Köln</strong><br />
Foto: Jörg Modrow/laif/Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
| Leben & Wissen<br />
222 JAHRE HÄNNESCHEN<br />
Das <strong>Köln</strong>er Theater feiert Jubiläum<br />
Foto: Julia Glasner/Hänneschen-Theater<br />
im November werden wir gemeinsam mit<br />
dem Gürzenich Orchester das Stück „Dornröschen“<br />
geben. Nach dem Motto „Raus aus<br />
dem Theater, rein in die Veedel“ soll dieses<br />
Stück in den Bürgerzentren stattfinden.<br />
w: In einem kurzen Ritt<br />
durch die Zeit – wie hat das Hänneschen<br />
Theater angefangen?<br />
Mareike Marx: Angefangen hat alles 18<strong>02</strong>,<br />
als der Schneider Johann Christoph Winters<br />
begann, Krippenspiele für Kinder<br />
zu produzieren. Das Theater war von Anfang<br />
an ein Erfolg. Sogar beim ersten Rosenmontagszug<br />
1823 war das Hänneschen<br />
Theater dabei!<br />
w: Trotz des neuen Jahrtausends,<br />
gibt es Traditionen, die beibehalten<br />
worden sind?<br />
Im Hänneschen Theater werden alle Stücke auf Kölsch verfasst und auch aufgeführt.<br />
Eine lange Tradition begleitet dieses urkölsche Theater mit seinen Stockpuppen<br />
und seiner handgemachten Musik: 222 Jahre gibt es das nun schon und<br />
das darf gefeiert werden.<br />
Im Jahr 18<strong>02</strong> war der Startpunkt für die<br />
Puppen. Der Gründer Winters starb dann<br />
aber 1862 und die Witwe Winters führte<br />
das Ganze fort. Als 1919 das letzte Mitglied<br />
der Puppenfamilie verstorben war,<br />
versuchten der Heimatverein Alt <strong>Köln</strong> und<br />
der <strong>Köln</strong>ische Geschichtsverein das Theater<br />
zu erhalten. Doch erst 1925 wurde die<br />
Kommission zur Wiederbelebung der <strong>Köln</strong>er<br />
Puppenspiele gegründet. Damit waren<br />
die Puppenspiele der Stadt <strong>Köln</strong> offiziell seit<br />
1926 in städtischer Hand und konnten 1926<br />
wiedereröffnen. Ungewöhnlich und bemerkenswert<br />
ist die Förderung durch die öffentliche<br />
Hand als „Städtische Bühne“. Es ist<br />
damit das einzige Figurentheater Deutschlands,<br />
das über Jahrzehnte von seiner Stadt<br />
getragen wird. Nach zahlreichen Umzügen<br />
ist das Hänneschen Theater im <strong>Köln</strong>er Martinsviertel<br />
beheimatet. Zum Jubiläum sprechen<br />
wir mit Mareike Marx – sie ist seit November<br />
2<strong>02</strong>2 Intendantin der Puppenspiele<br />
der Stadt <strong>Köln</strong>. Mareike Marx ist als Schauspielerin,<br />
Regisseurin, Autorin und Theaterleiterin<br />
tätig. Sie erzählt auch von dem<br />
Jubiläumsstück „Medden im kölsche Levve,<br />
iewich jung jeblevve“, welches seine Premiere<br />
am 15. März hat. Es ist eines von jährlich<br />
sechs Stücken im Hänneschen Theater.<br />
Puppensitzung an Karneval 2<strong>02</strong>4 „Wat e Thiater“<br />
w: Ab dem 15. März zeigt<br />
das Hänneschen das Jubiläumsstück<br />
„Medden im kölsche Levve, iewich jung<br />
jeblevve.“ Wie würden Sie das Stück beschreiben?<br />
Mareike Marx: Das Stück ist in jedem Falle<br />
etwas sehr Besonderes, denn es ist kein<br />
Theaterstück im traditionellen Sinne, sondern<br />
ein Gala-Abend, der vor allem unsere<br />
Knollendörper Figuren feiert. Dabei erfährt<br />
der Zuschauer allerhand Geheimnisse über<br />
unsere Stars, das gesamte „Hänneschen<br />
Schmölzcher“. Wie wurde Schäl so böse?<br />
Wer ist die Herzdame von Schnäuzerkowski?<br />
Wer ist Röschens Mutter? Und wie wird<br />
eine Puppe „geboren“? <strong>Die</strong> Gala liefert Antworten<br />
auf diese und viele weitere Fragen<br />
rund um unser wunderbares Ensemble.<br />
w: Welche Aktionen zum<br />
222-jährigen Jubiläum darf man noch<br />
erwarten?<br />
Mareike Marx: Es ist ein großartiges und<br />
sehr abwechslungsreiches Programm geplant.<br />
Im August findet ein Theaterfest auf<br />
dem Eisenmarkt statt. Dann folgt im Oktober<br />
eine Kooperation mit der Band Kasalla,<br />
auf die ich mich schon sehr freue. Und<br />
Mareike Marx: Ich denke, es ist bemerkenswert,<br />
in welcher humorvollen Weise<br />
das Hänneschen Theater <strong>Köln</strong> den Spiegel<br />
vorhält. Das ist für mich etwas, das über<br />
die Jahre beibehalten wurde und das bis<br />
heute Bestand hat. Jedoch gibt es natürlich<br />
immer wieder Veränderungen. Und auch<br />
die Typen unseres Theaters sind, so traditionsreich<br />
sie auch sein mögen, einem stetigen<br />
Wandel ausgesetzt.<br />
w: Welche Neuerungen<br />
gibt es nach 222 Jahren? So habe ich<br />
gehört, dass das Hänneschen u. a. weiblicher<br />
werden soll.<br />
Mareike Marx: Ja. Ich hatte in der Pressekonferenz<br />
zu der Spielzeit 2<strong>02</strong>3/2<strong>02</strong>4 angekündigt,<br />
dass die Puppensitzung 2<strong>02</strong>4<br />
weiblicher werden wird. Und das war sie.<br />
Mit tollen, mal nachdenklichen, mal frechen<br />
Beiträgen und einem weiblichen Dreigestirn<br />
war die Sitzung 2<strong>02</strong>4 modern, aber<br />
unterhaltsam und karnevalistisch.<br />
w: Wie schaut das Team<br />
aus, das sich im Hintergrund um das Theater<br />
kümmert? U. a. die Puppen müssen<br />
sicherlich auch mal gewartet werden.<br />
Mareike Marx: Jeder Puppenspieler, jede<br />
Puppenspielerin hat zusätzlich zu der<br />
Spieltätigkeit noch eine andere Aufgabe<br />
im Haus. Sie kümmern sich um die Puppen<br />
– Kostüm, Frisur, Bemalung –, um<br />
Requisiten, das Licht oder die Bühne. Das<br />
ist in jedem Falle ein besonderes System<br />
und an anderen städtischen Häusern so<br />
30 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Foto: Hänneschen. Puppenspiele der Stadt <strong>Köln</strong><br />
Hänneschen und Bärbelchen<br />
nicht üblich. Ich finde dieses Vorgehen<br />
sehr schön: Es zeigt, wie verwachsen das<br />
Ensemble mit den Puppen und dem Theater<br />
ist.<br />
w: Ist es schwierig,<br />
Nachwuchskräfte für ein Puppentheater<br />
zu bekommen?<br />
bringen muss: eine gute, kräftige Stimme,<br />
Gesangstalent, die kölsche Sproch. Und:<br />
Man darf nicht größer als 180 cm sein,<br />
denn sonst ragt man über unsere „Britz“,<br />
die Balustrade, hinter der gespielt wird.<br />
Aber ich bin froh, ein paar junge Talente<br />
gefunden zu haben, die das Theater weitertragen<br />
werden.<br />
w: Ich stamme noch aus<br />
einer Generation, die mit Puppentheater<br />
als Kind im Rheinland aufgewachsen ist.<br />
Sehen Sie noch heute viele strahlende<br />
Kinderaugen bei den Aufführungen für<br />
die Pänz? Wie erreicht man diese heute?<br />
Mareike Marx: Man erreicht die Pänz genau<br />
wie früher. Der Zauber des Theaters<br />
ist ungebrochen und auch heute sehen<br />
wir strahlende Kinderaugen und hören<br />
Kinderlachen. Ich persönlich glaube, dass<br />
dieser Zauber ewig ist und gerade während<br />
der Digitalisierung unserer Welt immer<br />
wichtiger wird.<br />
w: Der Karneval hat<br />
immer noch einen festen Platz im Hänneschen<br />
Theater. Für alle, die es nicht<br />
kennen – was gibt es da für Specials?<br />
Mareike Marx: Natürlich. <strong>Die</strong> Puppensitzungen<br />
sind legendär. Mit Recht: <strong>Die</strong> Sit-<br />
Mareike Marx: Es sind schon einige Dinge,<br />
die ein neues Ensemblemitglied mitzungen<br />
sind lustig, unterhaltsam, aber<br />
auch kritisch und politisch. In jedem Fall<br />
etwas ganz Besonderes.<br />
w: Was gefällt Ihnen<br />
persönlich am besten daran, in so einem<br />
traditionsreichen Haus zu arbeiten?<br />
Mareike Marx: Es ist eine besondere Herausforderung,<br />
die Tradition weiterzuführen<br />
und behutsam in die „Moderne“ zu<br />
führen. Das ist nicht neu. Immer wieder<br />
hat es Umbrüche an unserem Haus gegeben.<br />
Nun ist es an mir, das Haus zu gestalten<br />
und zu „reformieren“. Das empfinde<br />
ich als große Ehre. W<br />
Intendantin der Puppenspiele<br />
der Stadt <strong>Köln</strong>, Mareike Marx<br />
Karoline Sielski<br />
Foto: Julia Glasner<br />
Geförderte Fort- und Weiterbildung<br />
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Tel.:<strong>02</strong>21/9429-5555<br />
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| Leben & Wissen<br />
Foto: ESA/DLR<br />
MONDSIMULATIONS-<br />
ANLAGE LUNA<br />
Mondmissionen in <strong>Köln</strong> trainieren<br />
So in etwa soll die Mondsimulationsanlage Luna in <strong>Köln</strong> mal aussehen<br />
Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wird derzeit die Test- und<br />
Trainingseinheit Luna erbaut. <strong>Die</strong>s ist eine 700 Quadratmeter große und neun Meter<br />
hohe Halle, in der Boden wie auf dem Mond eingebaut wird, um die Umweltbedingungen<br />
des Mondes zu simulieren. So können die Mondmissionen der nächsten Jahrzehnte<br />
gut vorbereitet werden.<br />
Neil Armstrong war der erste Mensch auf<br />
dem Mond. Beinahe 50 Jahre ist es nun her,<br />
dass ein Mensch zuletzt seinen Fußabdruck<br />
im Mondstaub hinterließ. Doch die Rückkehr<br />
des Menschen zu unserem Erdtrabanten<br />
ist ein erklärtes Ziel der internationalen<br />
Raumfahrt. Anders als bei den kurzen Besuchen<br />
der Apollo-Astronauten soll die zukünftige<br />
Präsenz auf dem Mond permanent<br />
angelegt sein. Schritt für Schritt wird Infrastruktur<br />
auf der Mondoberfläche platziert,<br />
um wiederholte und längere Aufenthalte zu<br />
ermöglichen, bis schließlich eine Mondstation<br />
den AstronautInnen als Forschungsbasis<br />
und Lebensraum dient.<br />
Luna ist ein Gemeinschaftsprojekt des DLR<br />
und der Europäischen Weltraumorganisation<br />
ESA, die in <strong>Köln</strong> das Europäische Astronautenzentrum<br />
(EAC) betreibt. Gefördert<br />
wird das Projekt auch durch das Land NRW.<br />
Wie wird die Mondsimulationsanlage aussehen?<br />
In Luna wird unter anderem mondähnlicher<br />
Staub, sogenannter Regolith,<br />
den kompletten Boden der Halle bedecken,<br />
es werden mondähnliche Krater nachgebildet<br />
und Felsen vorhanden sein, und es wird<br />
ein Aufhängungssystem geben, mit dem<br />
AstronautInnen auf ein Sechstel ihres irdischen<br />
Gewichts abgefedert werden und somit<br />
die reduzierte Schwerkraft des Mondes<br />
erfahren. So trainieren die AstronautInnen<br />
unter so realistischen Bedingungen wie<br />
möglich. So wird zum Beispiel ein Rettungseinsatz<br />
trainiert, falls ein Astronautenkollege<br />
auf der Mondoberfläche einen Unfall<br />
hat. Auch die Entwicklung und Erforschung<br />
treibt das Projekt Luna voran. Künftige Geräte<br />
kann man so besser kalibrieren. Zum<br />
Beispiel können hier Rover besser entwickelt<br />
werden, da sie testen können, wie es<br />
ist, einen Mondkrater entlang zu fahren.<br />
So ist Luna auch ein Forschungsumfeld,<br />
das der universitären Forschung ebenso offensteht<br />
wie der Industrie, Start-ups sowie<br />
kleineren und mittelständischen Unternehmen.<br />
Dabei kann die Halle nämlich sogar<br />
als Testsite für mondfremde Themen dienen.<br />
<strong>Die</strong> Themenfelder reichen von Umwelttechnologien<br />
über innovative Energiesysteme,<br />
künstliche Habitate, neue Werkstoffe<br />
und Bauverfahren bis hin zu neuen Anwendungen<br />
im Gesundheitswesen. <strong>Die</strong> langen<br />
Nachtphasen auf dem Mond geben ein Umfeld<br />
her, das Technologien für die Energiewende<br />
schulen kann – ein Umfeld, in dem<br />
eine zähe Energieversorgung getestet wird.<br />
Der Innovations- und Forschungsstandort<br />
NRW wird somit gestärkt.<br />
Einzigartig auf der Welt<br />
<strong>Die</strong> ESA finanziert den Bau der Halle, während<br />
das DLR mit Unterstützung des Landes<br />
NRW von bis zu 25 Millionen Euro die technische<br />
Ausstattung der Halle und des angeschlossenen<br />
Mondtechnologiezentrums<br />
übernimmt. Hier werden ein Großteil der<br />
technischen Infrastruktur sowie Vorbereitungsräume,<br />
Labore und Besucherräume<br />
untergebracht werden. Das Richtfest der<br />
bereits überdachten Halle war am 26. Januar<br />
2<strong>02</strong>4. Unter anderen nahm der bekannte<br />
Astronaut Alexander Gerst hier teil. In<br />
den nächsten Monaten soll die Luna-Halle<br />
fertiggestellt werden, damit der Betrieb beginnen<br />
kann. Dazu wird die Halle nicht nur<br />
mit dem mondähnlichen Staub Regolith gefüllt,<br />
sondern es werden auch Sensoren und<br />
andere wissenschaftliche Instrumente installiert.<br />
<strong>Die</strong> offizielle Eröffnung ist für den<br />
Herbst geplant. Nirgends auf der Welt gibt<br />
es eine vergleichbare Anlage. <strong>Köln</strong> wird mit<br />
Luna als wichtiger Standort in der europäischen<br />
Luft- und Raumfahrt um einen weiteren<br />
Baustein gestärkt. W<br />
Karoline Sielski<br />
32 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
KONTAKTE KNÜPFEN,<br />
BEVOR MAN SIE BRAUCHT<br />
Martin Müller veranstaltet Networking-Events seit letztem Jahr über LinkedIn<br />
Martin Müller mit Co-Moderatorin Ellen Kamrad bei der Eventplanung<br />
„Persönliches zählt – Geschäftliches ergibt sich“ – <strong>Die</strong>ses Motto der Networking<br />
Events der XING Regionalgruppe <strong>Köln</strong> kennen sicher noch zahlreiche Geschäftsleute<br />
in <strong>Köln</strong> – seit 2004 organisierte Martin Müller als XING Ambassador <strong>Köln</strong> Networking-Events,<br />
zu denen in der Spitze Hunderte Teilnehmer zusammenkamen, um das<br />
eigene Netzwerk auszubauen.<br />
Aber was ist aus den Events geworden,<br />
seit XING die Geschäftsausrichtung im<br />
Jahr 2<strong>02</strong>2 geändert hat und heute nur<br />
noch ein Jobs-Netzwerk sein möchte? <strong>Die</strong><br />
XING-Gruppen wurden im Januar 2<strong>02</strong>3 geschlossen<br />
– offizielle XING-Events gibt es<br />
nun auch nicht mehr. Aber das Interesse<br />
an Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />
bleibt bestehen.<br />
Nach dem Rücktritt als XING Ambassador,<br />
wenige Monate vor dem endgültigen Ende<br />
des XING-Eventprogramms, gelang es Müller,<br />
sehr viele XING-Mitglieder in die neue<br />
„Business Regionalgruppe <strong>Köln</strong>“ nach LinkedIn<br />
zu überführen. Glücklicherweise<br />
stand auch ein großer Newsletter mit eventwilligen<br />
Teilnehmern zur Verfügung,<br />
sodass die Veranstaltungen seit Januar<br />
2<strong>02</strong>3 über LinkedIn durchgeführt werden.<br />
Das Ticketingsystem wechselte zu Eventbrite,<br />
und der Event-Letter verzeichnete<br />
großen Zulauf von <strong>Köln</strong>er Unternehmern,<br />
die regelmäßig per E-Mail zu den Events<br />
eingeladen werden möchten.<br />
Kooperationspartner wie die LANXESS arena<br />
oder die <strong>Köln</strong>-Düsseldorfer Deutsche<br />
Rheinschiffahrt AG folgten der Gruppe<br />
Foto: Julia Holland<br />
nach LinkedIn, sodass es im Sommer wieder<br />
ein großes Networking-Event auf dem<br />
KD-Schiff gegeben hat. Im September fand<br />
ein ebenso großes Event mit vielen Sponsoren<br />
und Partnern in der Motorworld in<br />
<strong>Köln</strong>-Ossendorf statt und auch das bekannte<br />
Rotating Dinner – ein Networking-Dinner<br />
mit Tischwechsel bei jedem Gang –<br />
bleibt im Programm.<br />
Events können auch ohne XING organisiert<br />
werden. Aber was ist mit Online-Networking,<br />
Diskussionen und Kontaktanbahnungen,<br />
für die damals XING die Basis<br />
darstellte? Nicht nur die regionalen Aktivitäten<br />
haben sich zu LinkedIn verlagert,<br />
praktisch alle Funktionalitäten und Aktivitäten<br />
für Online-Networking finden nun<br />
auf der blauen Plattform LinkedIn statt.<br />
Das Profil als Basis der wahrgenommenen<br />
Kompetenz stellt die persönlichen Schwerpunkte<br />
dar, mit der beruflichen Zielgruppe<br />
kann man sich zuerst online vernetzen<br />
und dann, getreu dem Motto von Martin<br />
Müller „Online finden – offline binden“,<br />
auch vor Ort.<br />
Kontakte sollte man knüpfen, bevor man<br />
sie braucht. In <strong>Köln</strong> gibt es laut LinkedIn Sales<br />
Navigator mehr als 230.000 LinkedIn-<br />
Mitglieder und diese lassen sich nach diversen<br />
Kriterien filtern und kontaktieren.<br />
Hier kommt es darauf an, in der Kontaktierungsnachricht<br />
einen konkreten Nutzen<br />
und Bezug zum Profil zu schildern, um eine<br />
Kontaktbestätigung zu erhalten. So kann<br />
man in genau der richtigen Zielgruppe das<br />
eigene Netzwerk erweitern. Ein professionelles<br />
Profil gibt den ersten Eindruck, die<br />
passenden fachlichen und persönlichen<br />
Beiträge auf der Plattform führen zu Bekanntheit<br />
und zur Kompetenzvermutung.<br />
Eventbesuche verstärken den Ausbau des<br />
Kontaktes. Kundenanfragen lassen dann<br />
zumeist nicht lange auf sich warten. Als<br />
ersten Schritt empfiehlt Müller Kontaktanfragen<br />
an ausgewählte Kunden, Kollegen<br />
und andere Personen des eigenen<br />
Netzwerks, um die Sichtbarkeit und Nähe<br />
zu den gewünschten Kontakten auch online<br />
zu gewährleisten. Neben den normalen<br />
Vernetzungen ist der Königsweg dann<br />
die öffentliche Empfehlung, die sich über<br />
LinkedIn darstellen lässt. <strong>Die</strong>s kann eine<br />
Referenz im Profil, aber auch ein aktives<br />
Matching mit den passenden Zielpersonen<br />
sein. Das Matching als Vernetzung kann<br />
jeder selbst umsetzen, für das Matching<br />
als Empfehlung ist Martin Müller für seine<br />
Community in <strong>Köln</strong> der richtige Ansprechpartner.<br />
W<br />
Weitere Informationen über:<br />
www.mister-matching.de<br />
Monika Eiden<br />
Auch für 2<strong>02</strong>4 stehen wieder interessante<br />
Events auf der Agenda:<br />
9. April Rotating Dinner im Restaurant<br />
LATIF’S: Networking<br />
beim Business-Dinner mit<br />
Tischwechsel<br />
7. Mai Experten-Dialog in Backyard<br />
Loft: drei Lösungsanbieter<br />
für die passende Zielgruppe<br />
28. Mai Networking auf dem Dach<br />
der LANXESS arena<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 33
| Leben & Wissen | Sonderthema: Gesundheit am Arbeitsplatz<br />
OPTIMALE BEDINGUNGEN<br />
IM HOMEOFFICE<br />
TÜV gibt Tipps für eine funktionale und gesunde Arbeitsatmosphäre in den eigenen vier Wänden<br />
Ein ergonomisch eingerichteter Heimarbeitsplatz beugt gesundheitlichen Prolemen vor<br />
Während der Coronapandemie waren viele Unternehmen gezwungen, ihre Mitarbeiter<br />
ins Homeoffice zu schicken. Nach Corona hat sich diese Arbeitsform bewährt und<br />
auf dem Arbeitsmarkt etabliert. Allerdings kann die Arbeit in den eigenen vier Wänden<br />
auch Nachteile, vor allem gesundheitliche, mit sich bringen. Der TÜV-Verband<br />
gibt dazu einige Tipps, um eine funktionale und gesunde Arbeitsatmosphäre in den<br />
eigenen vier Wänden zu schaffen.<br />
Rücken-, Nacken- oder Hüftschmerzen, das<br />
sind die häufigsten Probleme, die ein Heimarbeitsplatz<br />
mit sich bringt. Daher sollten<br />
Beschäftigte dringend darauf achten, dass<br />
der Arbeitsplatz zu Hause den eigenen körperlichen<br />
Bedürfnissen entspricht. „Arbeitsplätze<br />
sollten so gestaltet sein, dass<br />
längeres Arbeiten ohne gesundheitliche<br />
Beeinträchtigungen möglich ist“, so André<br />
Siegl, Arbeitsschutzexperte beim TÜV-Verband.<br />
„Eine gute Ergonomie schafft nicht<br />
nur eine Wohlfühlatmosphäre, sondern<br />
sorgt auch für höhere Produktivität und<br />
bessere Arbeitsergebnisse.“ Manche Unternehmen<br />
unterstützen ihre Mitarbeiter dabei,<br />
ihren Arbeitsplatz in den eigenen vier<br />
Wänden ergonomisch einzurichten.<br />
Räumliche Gegebenheiten<br />
anpassen<br />
Einen Arbeitsplatz ergonomisch einzurichten<br />
bedeutet, diesen an die individuellen<br />
Bedürfnisse des Menschen anzupassen und<br />
so ein möglichst optimales Arbeitsumfeld<br />
zu schaffen, welches die körperliche und<br />
geistige Gesundheit des Arbeitnehmers fördert<br />
und nicht schädigt.<br />
Laut TÜV beginnt ein ergonomischer Arbeitsplatz<br />
mit den räumlichen Gegebenheiten.<br />
So sollte der Raum über optimale Lichtverhältnisse<br />
verfügen. Neben Lampen, die<br />
den Raum gleichmäßig ausleuchten, sollte<br />
ein Fenster vorhanden sein, welches sich<br />
entweder links, rechts oder auf beiden Seiten<br />
des Arbeitsplatzes befindet. Weiterhin<br />
sollte sich der Raum gut lüften lassen und<br />
zwischen 40 und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit<br />
sowie eine Raumtemperatur zwischen<br />
20 und 22 Grad aufweisen. Ein wichtiger<br />
Aspekt ist zudem Lärm. Bereits geringer<br />
Lärm kann Stress hervorrufen. Das wiederum<br />
kann die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.<br />
Der Geräuschpegel sollte daher nicht<br />
höher als 55 Dezibel liegen, was ungefähr<br />
einem normal lauten Gespräch entspricht.<br />
Der passende Bürostuhl<br />
Foto: Jose – stock.adobe.com<br />
Um Muskel- und Skeletterkrankungen zu<br />
vermeiden, sind der passende Schreibtischstuhl<br />
und die richtige Sitzhaltung entscheidend.<br />
„Ein ergonomischer Bürostuhl<br />
sorgt bei korrekter Nutzung für eine Stärkung<br />
des Rückens und eine gleichmäßige<br />
Belastung der Bandscheiben. Rückenschmerzen<br />
aufgrund von Haltungsschäden<br />
können so vermieden werden“, führt André<br />
Siegl aus. Ein ergonomischer Stuhl ist idealerweise<br />
höhenverstellbar, drehbar und<br />
verfügt über verstellbare Armlehnen, eine<br />
flexibel verstellbare Rückenlehne, eine integrierte<br />
Sitzneigeverstellung, eine starke<br />
Federung sowie eine Kopf- oder Nackenstütze.<br />
Richtig eingestellt, lassen sich so Schäden<br />
an der Wirbelsäule und Verspannungen<br />
im Schulter- und Nackenbereich vorbeugen.<br />
Aber auch die Sitzhaltung spielt dabei eine<br />
große Rolle. Laut TÜV sollte der Mitarbeiter<br />
beim Sitzen die gesamte Sitzfläche ausnutzen<br />
und der Rücken Kontakt zur Lehne haben.<br />
<strong>Die</strong> Füße sollten vollständig den Boden<br />
berühren und die Ober- und Unterschenkel<br />
einen Winkel von etwa 90 bis 100 Grad bilden.<br />
<strong>Die</strong> Arme sollten in Höhe des Schreibtisches<br />
in einem Winkel von ca. 90 Grad locker<br />
auf den Armlehnen liegen.<br />
Der höhenverstellbare<br />
Schreibtisch<br />
<strong>Die</strong> optimalen Maße des Schreibtisches<br />
hängen in erster Linie von der Größe der<br />
Person ab, die ihn benutzt. Im Durchschnitt<br />
sollte er jedoch 75 Zentimeter hoch, 160<br />
Zentimeter breit sowie mindestens 80 Zentimeter<br />
tief sein. Das garantiert genügend<br />
Arbeitsfläche. Zudem sollte der Tisch genügend<br />
Beinfreiheit bieten. Am besten geeignet<br />
ist ein höhenverstellbarer Schreibtisch.<br />
Mit diesem hat man die Möglichkeit, unkompliziert<br />
zwischen Stehen und Sitzen zu<br />
wechseln und sich damit mehr zu bewegen.<br />
„Durch das ständige Sitzen wird die Blutzirkulation<br />
eingeschränkt und die Muskulatur<br />
wenig angeregt“, erklärt André Siegl. „Als<br />
Faustregel gilt: 60 Prozent sitzen, 30 Prozent<br />
stehen und 10 Prozent bewegen.“<br />
Großer Monitor<br />
für bessere Haltung<br />
und Schonung der Augen<br />
Laptops sind für die Heimarbeit eher nicht<br />
geeignet bzw. nur für reine mobile Arbeit,<br />
denn sie führen auf Dauer zu einer ungesunden<br />
Körperhaltung. Daher sollten Be-<br />
34 www.diewirtschaft-koeln.de
Sonderthema: Gesundheit am Arbeitsplatz | Leben & Wissen |<br />
schäftigte im Homeoffice einen separaten<br />
Monitor verwenden. <strong>Die</strong>ser sollte idealerweise<br />
eine Größe ab <strong>24</strong> Zoll haben sowie höhenverstell-<br />
und schwenkbar sein. Außerdem<br />
sollte er aus reflexionsarmem Material<br />
bestehen, strahlungsarm und flimmerfrei<br />
sein und über eine hohe Bildwiederholungsfrequenz<br />
verfügen. Abhängig von der Größe<br />
des Monitors und der Tätigkeit wird ein Sehabstand<br />
von 50 bis 90 Zentimetern empfohlen.<br />
Zudem sollte sich die Oberkante des<br />
Bildschirms ungefähr auf Augenhöhe befinden<br />
und der Bildschirm leicht nach hinten<br />
geneigt sein, damit der Kopf etwa 10 bis 15<br />
Grad nach unten geneigt ist.<br />
Um die Augen zu schonen, sollten Helligkeit,<br />
Kontrast und Schriftgröße an die Lichtbedingungen<br />
des Raums angepasst werden.<br />
Auch sollte man, sofern möglich, schwarze<br />
Schrift auf weißem Hintergrund verwenden.<br />
Und ein Blaulichtfilter schützt vor künstlichem<br />
Blaulicht und beugt so Augenreizungen,<br />
Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit vor.<br />
Den Mausarm vermeiden<br />
Der TÜV-Verband empfiehlt, mit einer separaten<br />
ergonomischen Tastatur zu arbeiten,<br />
die die natürliche Haltung der Arme und<br />
Hände unterstützt. Sie sollte dabei nah am<br />
<strong>Die</strong> täglich Arbeit im Büro sollte idealerweise aus 60 Prozent sitzen,<br />
30 Prozent stehen und 10 Prozent bewegen bestehen<br />
Körper liegen, um eine aufrechte Sitzposition<br />
zu gewährleisten. Außerdem sollte sie<br />
etwa 10 Zentimeter von der Tischkante entfernt<br />
liegen und die Hände sollten flach vor<br />
der Tastatur aufliegen, quasi als Verlängerung<br />
der Armlehnen des Stuhles. Personen,<br />
die häufiger Probleme mit dem RSI-Syndrom,<br />
auch Mausarm genannt, zu tun haben,<br />
sollten auch eine ergonomische Maus<br />
verwenden, auf der die Hand senkrecht aufliegt.<br />
Zudem sollten die Hände hin und wieder<br />
ausgeschüttelt und gedehnt werden.<br />
Egal, ob Bürostuhl, Schreibtisch, Bildschirm,<br />
Tastatur oder Maus: Bei allen Produkten<br />
empfiehlt der TÜV-Verband, auf das<br />
GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit sowie<br />
die Prüfsiegel unabhängiger Prüforganisationen<br />
wie des TÜVs zu achten. Nur so kann<br />
man sich sicher sein, dass man Produkte<br />
erhält, die den Vorgaben, Richtlinien und<br />
Normen hinsichtlich Konstruktion, Funktion<br />
und gesundheitlich unbedenklicher Materialien<br />
entsprechen. W<br />
Monika Eiden<br />
Foto: Jose – stock.adobe.com
| Leben & Wissen<br />
DER WANDEL IM<br />
BUSINESS DEVELOPMENT<br />
Unternehmen sollten Trends und Innovationen nutzen, um im Wettbewerb erfolgreich zu sein<br />
Trends im Business Development fördern Effizienz und Unternehmenswachstum<br />
Der technologische Fortschritt, neue Verbrauchertrends und dynamische Marktbedingungen<br />
haben einen tiefgreifenden Wandel im Bereich des Business Development<br />
ausgelöst. <strong>Die</strong>ser Wandel beeinflusst maßgeblich die Art und Weise, wie Unternehmen<br />
wachsen und sich ausdehnen. Um eine erfolgreiche Zukunft in der Unternehmensentwicklung<br />
zu gewährleisten, ist es entscheidend, sich nicht nur an diese Veränderungen<br />
anzupassen, sondern auch geschickt neue Trends und Innovationen zu<br />
nutzen, um in einem zunehmend herausfordernden Wettbewerbsumfeld erfolgreich<br />
zu sein. Jedes Unternehmen sollte dabei die für sich relevanten Veränderungen herausfiltern<br />
und darauf eingehen.<br />
Globalisierung<br />
einfacher denn je?<br />
In der modernen Geschäftswelt erweitert<br />
sich der Horizont der Unternehmensentwicklung<br />
über nationale Grenzen hinaus.<br />
Durch die Dynamik der Globalisierung, unterstützt<br />
durch Neuerungen in Kommunikationstechnologien<br />
und Logistik, haben<br />
Unternehmen jeglicher Größe die Möglichkeit,<br />
in internationale Märkte vorzustoßen<br />
und ihre Einkommensströme zu erweitern.<br />
→ Das Eingehen strategischer Allianzen,<br />
auch mit Wettbewerbern, kann Türen<br />
zu neuen Wachstumschancen öffnen. Indem<br />
Unternehmen ihre Ressourcen und<br />
Expertise zusammenlegen, können sie<br />
unbekannte Märkte betreten oder innovative<br />
Ansätze schaffen, die beiden Partnern<br />
Vorteile bringen.<br />
→ <strong>Die</strong> Anpassung an neue Märkte umfasst<br />
weit mehr als die bloße Übersetzung von<br />
Sprachen. Für eine effektive Ausweitung<br />
ist es entscheidend, kulturelle Besonderheiten,<br />
rechtliche Anforderungen und<br />
lokale Vorlieben zu verstehen. Unternehmen<br />
sollten ihre Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
so modifizieren, dass sie bei<br />
verschiedenen Zielgruppen auf Interesse<br />
stoßen.<br />
→ Der Online-Handel hat die Hürden für<br />
den internationalen Handel deutlich gesenkt.<br />
Dank Plattformen, die internationale<br />
Transaktionen und Logistik vereinfachen,<br />
ist es für Unternehmen nun<br />
einfacher, Märkte zu erreichen, die zuvor<br />
schwer zugänglich waren. <strong>Die</strong>s ermöglicht<br />
es selbst kleineren Firmen, global<br />
zu agieren und neue Kundensegmente<br />
zu erschließen.<br />
Foto: Monster Ztudio – stock.adobe.com<br />
Digitale Transformation<br />
<strong>Die</strong> Zukunft des Business Developments<br />
hängt eng mit der Integration von Technologien<br />
wie künstlicher Intelligenz, IoT und<br />
Big Data zusammen, um Produktionsprozesse<br />
zu verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu steigern. <strong>Die</strong> Verschiebung von<br />
erfahrungsbasierten zu datenbasierten Entscheidungen<br />
ist für den Unternehmenserfolg<br />
entscheidend. Ohne diese Technologien<br />
riskieren Unternehmen, gegenüber der Konkurrenz<br />
zurückzufallen.<br />
→ Datenbasierte Entscheidungsfindung,<br />
verstärkt durch den Einsatz von KI-<br />
Tools, spielt eine zentrale Rolle in der<br />
Entwicklung von Geschäftsfeldern. Sie<br />
ermöglicht nicht nur eine präzise Analyse<br />
der betrieblichen Effizienz und ein<br />
vertieftes Verständnis der Zielgruppen,<br />
sondern auch das Erkennen von<br />
Markttrends. Der Zugang zu umfangreichen<br />
Datenmengen über Kundenverhalten<br />
und die Fähigkeit von KI, komplexe<br />
Datenmuster zu erkennen und<br />
zu analysieren, führen zu fundierteren<br />
Entscheidungen, verbessern die Zielgruppenanalyse<br />
und optimieren die<br />
strategische Weiterentwicklung sowie<br />
die Effizienz in neuen Geschäftsbereichen.<br />
→ Das Aufkommen sozialer Medien hat in<br />
vielen von uns den Wunsch nach Personalisierung<br />
geweckt. Durch Algorithmen<br />
erhält jeder Nutzer einen individuell<br />
zugeschnittenen Feed. Wir haben<br />
uns daran gewöhnt, genau das zu sehen,<br />
was wir auch wirklich sehen wollen. <strong>Die</strong><br />
Zeit einheitlicher Verkaufs- und Marketingstrategien<br />
für einen breiten Markt<br />
ist vorbei. Unternehmen müssen sich<br />
weiterentwickeln, um personalisierte<br />
Erfahrungen für ihre Kunden anbieten<br />
zu können, denn genau das wird von ihnen<br />
erwartet. <strong>Die</strong> Zukunft des Geschäfts<br />
liegt darin, die Vorlieben jedes Kunden<br />
genau zu kennen und dieses Wissen zu<br />
nutzen, um eine stärkere Bindung aufzubauen<br />
und dadurch den Umsatz zu<br />
steigern. Auch dieses Geschäftsfeld erfährt<br />
eine Revolution durch KI. Künstliche<br />
Intelligenz liefert Unternehmen die<br />
36 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Technologieintegration, Marktanpassung und Kundenausrichtung bieten großartige Chancen<br />
erforderlichen Daten für maßgeschneiderte<br />
Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
sowie zur Schaffung einer personalisierten<br />
Customer Journey.<br />
→ Obwohl Virtual Reality (VR) und Augmented<br />
Reality (AR) vielen bereits bekannt<br />
sind, setzen noch nicht alle Unternehmen<br />
diese Technologien ein.<br />
Unternehmen, die sich weiterentwickeln<br />
möchten und auch zukünftig das<br />
Engagement ihrer Kunden sichern wollen,<br />
sollten sich mit diesen Technologien<br />
auseinandersetzen. Denn VR und AR<br />
bieten die Möglichkeit, dass Kunden auf<br />
eine völlig neue Art und Weise mit Produkten<br />
und <strong>Die</strong>nstleistungen interagieren<br />
können.<br />
Verbraucher verändern<br />
Strategien<br />
<strong>Die</strong> zuvor genannten Veränderungen in den<br />
Verbrauchererwartungen üben einen erheblichen<br />
Einfluss auf die Strategien von Unternehmen<br />
aus. Erfolg verlangt heute ein<br />
Umdenken weg vom Fokus auf einmalige<br />
Transaktionen. Zukünftige Kunden legen<br />
zunehmend Wert auf maßgeschneiderte<br />
Erlebnisse und Markentreue. Langfristige<br />
Kundenbeziehungen zu etablieren und zu<br />
pflegen wird in der Zukunft das vorrangige<br />
Ziel sein, wobei das Bestreben nach einmaligen<br />
Verkäufen in den Hintergrund rückt.<br />
→ Für Unternehmen, die auch in Zukunft<br />
wettbewerbsfähig bleiben möchten, ist<br />
es entscheidend, sich in der Geschäftsentwicklung<br />
auf das Wohl und die Zufriedenheit<br />
der Kunden zu konzentrieren.<br />
<strong>Die</strong>s erfordert ein tiefgreifendes<br />
Verständnis der Kundenerfahrungen.<br />
Ebenso wichtig ist es, Probleme zu erkennen<br />
und aktiv zu lösen, um eine reibungslose<br />
Customer Journey zu gewährleisten.<br />
→ Das Entstehen von Abo-Modellen stellt<br />
einen Wandel vom klassischen Einmalkauf<br />
dar. <strong>Die</strong>se Entwicklung bietet Unternehmen<br />
die Möglichkeit, regelmäßige<br />
Einnahmen zu generieren und ihren<br />
Kunden durch ständigen Zugriff auf<br />
Produkte oder <strong>Die</strong>nstleistungen anhaltenden<br />
Mehrwert zu bieten.<br />
→ Heute sind Themen wie Vielfalt, Gleichberechtigung,<br />
soziales Engagement,<br />
Nachhaltigkeit und Ethik wichtiger<br />
denn je. Auch Verbraucher orientieren<br />
sich zunehmend an Unternehmen, die<br />
ihre Werte widerspiegeln. Durch authentisches<br />
Engagement in Bereichen<br />
wie Vielfalt, Gleichberechtigung oder<br />
Umweltschutz kann eine tiefere Verbindung<br />
zu den Kunden aufgebaut werden.<br />
<strong>Die</strong>s fördert die Zustimmung und stärkt<br />
die Loyalität.<br />
Nachhaltigkeit und Ethik<br />
Wie bereits angesprochen, spielt Nachhaltigkeit<br />
in der zukünftigen Unternehmensentwicklung<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Verbraucher erwarten heutzutage, dass Unternehmen<br />
umweltfreundliche Produkte<br />
und <strong>Die</strong>nstleistungen anbieten, und legen<br />
dabei großen Wert auf Transparenz in den<br />
Geschäftspraktiken.<br />
→ Durch das Aufkommen neuer Technologien,<br />
wie künstlicher Intelligenz,<br />
wächst das Interesse der Verbraucher<br />
an ethischen Aspekten wie Datenschutz<br />
zunehmend. Unternehmen, die eine<br />
verantwortungsvolle Entwicklung in<br />
diesen Bereichen sicherstellen, können<br />
eine stärkere und vertrauensvollere Beziehung<br />
zu ihren Kunden aufbauen.<br />
Foto: Summit Art Creations – stock.adobe.com<br />
→ Innovationen in Bereichen wie erneuerbaren<br />
Energien, umweltfreundlichen<br />
Verpackungen oder nachhaltiger Mobilität<br />
treiben das Wachstum voran und<br />
reduzieren gleichzeitig Umweltbelastungen.<br />
Durch die Einführung nachhaltiger<br />
Praktiken und Innovationen<br />
können Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil<br />
erlangen.<br />
→ Heutzutage wird von Unternehmen erwartet,<br />
dass sie über das reine Profitstreben<br />
hinausgehen und sich aktiv<br />
an der Lösung sozialer Probleme beteiligen.<br />
Zu den wichtigen Initiativen gehören<br />
beispielsweise umweltfreundliche<br />
Betriebspraktiken, die Unterstützung<br />
lokaler Gemeinschaften, ethische Lieferketten<br />
und die Förderung von Diversität<br />
und Inklusion am Arbeitsplatz.<br />
Solche Maßnahmen stärken das Ansehen<br />
der Marke, vertiefen die Kundenbindung<br />
und locken Investoren an, die<br />
Wert auf soziale Verantwortung legen.<br />
Fazit<br />
Der hier skizzierte Überblick über die aktuellen<br />
Entwicklungen und Trends im Business<br />
Development zeigt deutlich, wie<br />
vielschichtig und dynamisch sich die Anforderungen<br />
an Unternehmen gestalten.<br />
Technologieintegration, Anpassung an<br />
Märkte, ethische Praktiken und Kundenausrichtung<br />
bieten großartige Chancen.<br />
Unternehmen, die bereit sind, diese Veränderungen<br />
als integralen Bestandteil ihrer<br />
Strategien zu sehen und sich proaktiv darauf<br />
einzustellen, werden nicht nur im Wettbewerb<br />
bestehen, sondern auch einen positiven<br />
Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt<br />
ausüben. Das Business Development der Zukunft<br />
verlangt eine holistische Betrachtung<br />
und ein tiefgreifendes Verständnis für die<br />
sich wandelnden Bedingungen des Marktes<br />
– eine Aufgabe, die komplex, aber zugleich<br />
auch ungemein lohnend ist. W<br />
Gastautor: Prof. Dr. Michael Bernecker,<br />
Geschäftsführer, DIM Deutsches Institut für<br />
Marketing GmbH<br />
Foto: Philipp Johann | sallyhateswing<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 37
| Leben & Wissen<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Eine nachhaltige Agenda<br />
<strong>Die</strong> Digitalisierung durchwebt immer mehr Arbeitsbereiche<br />
Im <strong>Wirtschaft</strong>sraum <strong>Köln</strong> ist der Digital Hub Cologne (DHC) ein guter Ansprechpartner<br />
für den Mittelstand und für Startups beim Thema Digitalisierung. Von der Unterstützung<br />
bei der Gründung über Netzwerkevents und Workshops bis hin zur Strategien-<br />
und Maßnahmenentwicklung bei allem, was die Digitalisierung betrifft, kann der<br />
Digital Hub Cologne helfen. Der Digitalverband Bitkom e. V. wiederum vereint seine<br />
Mitglieder, die der digitalen Ökonomie zugehören. Das Ziel des Verbandes Bitkom ist<br />
es, Deutschland zu einem führenden Digitalstandort zu machen. Er vermittelt als Experte<br />
auch das Thema Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit.<br />
Als operative Betriebsgesellschaft ist der<br />
Digital Hub Cologne für den PropTech Powerhouse<br />
e. V. tätig und bringt seine fachliche<br />
Expertise und Methodenkompetenz<br />
in die Vereinsarbeit ein. Zudem übernimmt<br />
der Digital Hub Cologne im Mittelstand-Digital<br />
Zentrum Rheinland eine<br />
zentrale Rolle, um kleine und mittelständische<br />
Unternehmen bei Digitalisierungsund<br />
Innovationsthemen zu unterstützen.<br />
Mit seinen Netzwerkpartnern bilden<br />
sie das größte akkreditierte Netzwerk für<br />
das Gründerstipendium.NRW in <strong>Köln</strong> und<br />
richten verschiedene Veranstaltungen für<br />
GründerInnen aus, um diesen die richtigen<br />
Kontakte zu Investoren und Unternehmen<br />
zu vermitteln. Der Digitalverband Bitkom<br />
möchte die digitale Transformation der<br />
deutschen <strong>Wirtschaft</strong> und Verwaltung vorantreiben,<br />
digitale Souveränität stärken<br />
und eine breite gesellschaftliche Teilhabe<br />
an den digitalen Entwicklungen erreichen.<br />
Regelmäßig werden dazu Studien unternommen<br />
und Expertentipps vergeben. Dabei<br />
geht es um den beschleunigten Ausbau<br />
von Gigabitnetzen und die digitalen Infrastrukturen<br />
für Energie und Verkehr, für<br />
den Handel und Smarthomes, für Städte<br />
und Regionen. <strong>Die</strong> Arbeit 4.0 wird in den<br />
Blick genommen wie auch die Bildung im<br />
digitalen Bereich.<br />
Nachhaltigkeit<br />
und Industrie 4.0<br />
Foto: Zaleman – stock.adobe.com<br />
Unternehmen haben zahlreiche Möglichkeiten,<br />
sich über Industrie 4.0 und eine<br />
nachhaltige Strategie zu informieren, um<br />
sich selbst voranzubringen. Hier stellen<br />
wir zwei mögliche Wege über den Digital<br />
Hub Cologne und den Verband Bitkom vor.<br />
Welche Kompetenzen können der Digital<br />
Hub Cologne und der Verband Bitkom konkret<br />
vermitteln? Wichtige Zukunftsthemen<br />
sind die Industrie 4.0 und die Nachhaltigkeit.<br />
Unter Industrie 4.0 versteht man den<br />
Einsatz von KI, um automatisierte Prozesse<br />
einzuleiten und zu verbessern. So können<br />
Industrieanlagen und Bauteile miteinander<br />
kommunizieren, um Prozesse zu<br />
optimieren. Beispielsweise eine Reparatur<br />
kann so von der Maschine selbst angestoßen<br />
werden. <strong>Die</strong> Verbindung von Maschinen,<br />
industriellen Prozessen und dem<br />
Menschen macht die Industrie 4.0 aus. <strong>Die</strong><br />
Nachhaltigkeit wiederum verbindet das Innovationspotenzial<br />
in Deutschland mit der<br />
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, der<br />
ökologischen Verantwortung und der sozialen<br />
Gerechtigkeit. Industrieunternehmen<br />
können mittels der Digitalisierung ihre<br />
Prozesse nachhaltiger machen. Der Digital<br />
Hub Cologne zieht hier zur Erklärung eine<br />
Studie des Bitkom-Verbandes von 2<strong>02</strong>0 heran:<br />
„Der Digitalverband Bitkom führte zu<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit eine repräsentative<br />
Studie mit 552 Industrieunternehmen<br />
ab 100 Mitarbeitern durch. Drei<br />
Viertel der befragten Unternehmen sagen,<br />
dass die Industrie 4.0 den Ausstoß von<br />
CO 2<br />
verringert. Ebenso viele sind der Meinung,<br />
dass sie Ressourcen in der Fertigung<br />
schont. 85 Prozent der Unternehmen sagen<br />
sogar, dass die Industrie 4.0 ausschlaggebend<br />
für die Kreislaufwirtschaft ist. Material-<br />
und Produktkreisläufe werden so geschlossen,<br />
dass Rohstoffe immer wieder<br />
verwendet werden können.“ Es gibt bereits<br />
viele Lösungen: spezielle Sensoren, smarte<br />
Maschinen, die den Energiebedarf auf<br />
ein Minimum reduzieren können, 3-D-Drucker,<br />
die den Materialeinsatz verringern,<br />
sowie verkürzte Transportwege durch intelligente<br />
Logistik“, so Achim Berg, Bitkom-Präsident<br />
bis 2<strong>02</strong>3.<br />
Wenn auch kleine und mittelständische<br />
Unternehmen mit der Digitalisierung<br />
gehen, so sind intelligente Fabriken in<br />
Deutschland ein echter Zukunftsfaktor.<br />
Im Raum <strong>Köln</strong> kann der Digital Hub Cologne<br />
Unternehmen dazu beraten, wie diese<br />
sich auf den Weg in die Digitalisierung<br />
machen können. Es gibt z. B. das Angebot<br />
der DHC Werkstatt, welche einen strategischen<br />
Leitfaden für Unternehmen anbietet<br />
und die zudem Unternehmen vernetzen<br />
kann sowie durch den Besuch von Workshops<br />
und weiteren Events neue Ideen vermittelt.<br />
<strong>Die</strong>se Events sind beim DHC z. B.<br />
der DHC Hackathon. <strong>Die</strong>s ist eine kreative<br />
Ideenschmiede für Innovationsprozesse.<br />
<strong>Die</strong>se Konferenz lädt dazu ein, Digitalisierungsthemen<br />
zu erarbeiten. <strong>Die</strong> DHC Webinare<br />
sind kostenfreie Online-Seminare,<br />
die mit Expertentalks den praxisnahen<br />
Einsatz von digitalen Innovationen vermitteln.<br />
Der XR-Lab des DHC erkundet und<br />
vermittelt die Möglichkeiten von Virtual<br />
Reality (VR) und Augmented Reality (AR).<br />
Es ist ein Training nur z. B. für Chemikanten,<br />
Verkaufshilfen für Optiker sowie<br />
38 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
<strong>Die</strong> Industrie 4.0 wird unterstützt durch die KI - für automatisierte Prozesse<br />
ferngesteuerte Wartung. <strong>Die</strong> Einsatzmöglichkeiten<br />
sind also breit gefächert. Der Arbeitsalltag<br />
wird einfacher, Kosten werden<br />
gespart. So z. B. bei der Produktpräsentation<br />
oder der Aus- und Weiterbildung von<br />
Mitarbeitern. Wer sich für die Produktionsprozesse,<br />
das Marketing und den Vertrieb<br />
von XR-Technologien interessiert – dies<br />
schließt auch 360-Grad-Technologien ein<br />
–, der kann mithilfe des DHC diese Technologien<br />
aus der <strong>Wirtschaft</strong> ausprobieren<br />
und kennenlernen. Der DHC zeigt im Anschluss,<br />
wie man XR im eigenen Unternehmen<br />
einsetzen könnte. Politisch neutral<br />
können Unternehmen einen individuellen<br />
Digitalplan mit dem DHC entwickeln. Auch<br />
interessante Partner in diesem Gebiet werden<br />
vermittelt. Dazu wird das Netzwerk<br />
des DHC verwendet. Insgesamt werden mit<br />
der nachhaltigen Agenda und der Digitalisierung<br />
die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />
und die Innovation in Deutschland<br />
sichergestellt. Achim Berg, bis 2<strong>02</strong>3<br />
der Präsident des Digitalverbandes Bitkom,<br />
sagte hierzu: „Wir brauchen in der<br />
Industrie effiziente und klimaschonende<br />
Produktionsprozesse – und das funktioniert<br />
nur mit digitalen Technologien. Mit<br />
Industrie 4.0 kann die deutsche Industrie<br />
zum Pionier einer klimafreundlichen Produktion<br />
werden.“ Im Grunde stellt die Industrie<br />
4.0 die vierte industrielle Revolution<br />
dar und die Herausforderung ist, dass<br />
Unternehmen mit ihr Schritt halten. Dazu<br />
bedarf es Know-how. Das Ziel ist eine neue<br />
Organisation und Steuerung der gesamten<br />
Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus<br />
von Produkten. Von der neuen Produktidee<br />
bis hin zum Recycling des Produktes<br />
müssen alle Schritte bedacht werden, damit<br />
der Prozess nachhaltig wird. Effizienz<br />
steigert diese Herangehensweise, da sie<br />
Unternehmen und EdTech-Startups diskutiert,<br />
wie man den richtigen Weg in die digitale<br />
Zukunft findet. Der Zugang ist kostenfrei<br />
und online. Am 10. April findet in<br />
Berlin-Mitte wiederum der Digital Sustainability<br />
Summit statt, ausgerichtet von Bitkom,<br />
der diskutiert, wie Unternehmen und<br />
die Gesellschaft die „Twin Transition“,<br />
sprich die Zwillingstransformation, also<br />
die Verbindung von grünem und digitalem<br />
Wandel hin zur Nachhaltigkeit und zur Industrie<br />
4.0, schaffen. Lösungsansätze für<br />
Unternehmen und den Staat sollen hier erarbeitet<br />
werden. Damit Unternehmen sich<br />
digital aufstellen und somit mit der Industrie<br />
4.0 Schritt halten, müssen sie aktiv<br />
werden, Ideen und Strategien entwickeln<br />
– und auch umsetzen. Tatsächlich reicht<br />
es nicht mehr, sich nur zu informieren.<br />
bei der Verbindung von Mensch, Maschine Mithilfe von Experten, wie zum Beispiel<br />
und System eine echtzeitoptimierte, durch den hier genannten, aber auch vielen anderen<br />
den Einsatz von KI selbst organisierende<br />
können Unternehmen Ideen in indi-<br />
und auch dadurch dynamische Wertschöpfungskette<br />
viduelle Taten umsetzen. Zum Weiterlesen<br />
erreicht, auch unternehmens-<br />
lädt auch das folgende Paper von Bitkom<br />
übergreifend. Der Ressourcenverbrauch, ein, downloadbar auf bitkom.org: „Industrial<br />
die Kosten und die Verfügbarkeit können<br />
Metaverse. Use Cases, Mehrwerte und<br />
somit optimiert werden. Wie die neue Bitkom-Studie<br />
von 2<strong>02</strong>4 „Klimaeffekte der Deutschland.“ W<br />
Potenziale für den <strong>Wirtschaft</strong>sstandort<br />
Digitalisierung“ zeigt, kann der jährliche<br />
CO 2<br />
-Ausstoß in Deutschland 2030 um<br />
Karoline Sielski<br />
rund 73 Millionen<br />
Tonnen reduziert<br />
werden, sofern die<br />
Digitalisierung beschleunigt<br />
wird.<br />
In der industriellen<br />
Fertigung lassen<br />
Ihr Servicepartner für<br />
BMW, MINI und Hyundai<br />
sich bis zu 12,7<br />
Millionen Tonnen<br />
CO 2<br />
bei einer beschleunigten<br />
✓ Inspektionen & Reparaturen ✓ TÜV& AU<br />
Digi-<br />
talisierung im Jahr<br />
✓UVV-Prüfung ✓ Instandsetzung<br />
2030 einsparen – ✓ Garantieabwicklung ✓ Nachrüstung<br />
und 5,6 Millionen<br />
Tonnen bei einem<br />
✓ Reifenservice ✓ Original Teileund Zubehör<br />
Standard-Digitalisierungstempo.<br />
Nur<br />
dabei sein,<br />
ist nicht<br />
alles<br />
Am 13. bis 14. März<br />
findet die Bitkom<br />
Bildungskonferenz<br />
statt, die mit Entscheidern<br />
aus Politik,<br />
Wissenschaft,<br />
Bildungspraxis,<br />
Vertragswerkstatt für BMW - MINI - Hyundai<br />
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Foto: muhammad – stock.adobe.com
| Leben & Wissen<br />
KLEINER EINGRIFF,<br />
GROSSE WIRKUNG<br />
<strong>Die</strong> Operation des Grauen Stars ist einer der am häufigsten durchgeführten operativen Eingriffe<br />
Für die Auswahl der richtigen Linse sind die individuellen<br />
Bedürfnisse der Patienten ausschlaggebend<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung ist schleichend, und die Zahlen sind beeindruckend. Rund 900.000<br />
Katarakt-Operationen werden in Deutschland in jedem Jahr durchgeführt. <strong>Die</strong> Katarakt,<br />
auch als Grauer Star bezeichnet, ist eine Augenerkrankung, bei der sich die Linse<br />
des Auges immer mehr eintrübt. Der Graue Star kann verschiedene Ursachen haben,<br />
am weitaus häufigsten ist die Linsentrübung altersbedingt. Bei dieser Form spricht<br />
man daher vom Grauen Altersstar. Er tritt meist erst jenseits des 60. Lebensjahres auf.<br />
Was geschieht?<br />
Beim Grauen Star wird die Augenlinse, die<br />
ursprünglich klar wie Glas ist, zunehmend<br />
trüb. Das geschieht in der Regel langsam<br />
und macht sich daher auch erst nach und<br />
nach bemerkbar: Wir sehen wie durch einen<br />
Schleier, die Farben verlieren an Leuchtkraft<br />
und Intensität, die Kontraste werden schwächer,<br />
wir reagieren sehr viel empfindlicher<br />
auf Blendungen und die Sehschärfe allgemein<br />
verringert sich ebenfalls. Und damit<br />
auch die Lebensqualität, so empfinden es<br />
sehr viele Patienten.<br />
In den meisten Fällen entwickelt sich der<br />
Graue Star durch den normalen Alterungsprozess.<br />
Der verlangsamte Stoffwechsel<br />
führt zu einer Veränderung der Linseneiweiße<br />
und damit zu einer verminderten Lichtdurchlässigkeit<br />
der Linse. Darüber hinaus<br />
gelten Faktoren wie die genetische Veranlagung,<br />
übermäßige Sonnenexposition ohne<br />
ausreichenden Schutz oder Rauchen als begünstigende<br />
Faktoren. Bestimmte Erkrankungen<br />
wie Diabetes mellitus und Verletzungen<br />
am Auge können das Risiko für die<br />
Entwicklung von Grauem Star erhöhen. Weitaus<br />
seltener sind angeborene Katarakte.<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
Im Gegensatz zu anderen Augenerkrankungen<br />
wie dem Glaukom oder der altersbedingten<br />
Makuladegeneration gibt es keine medikamentöse<br />
Behandlung, die den Grauen<br />
Star effektiv heilen oder auch nur verhindern<br />
kann. Eine Anpassung der Brillenstärke<br />
kann auch im Frühstadium nur eine vorübergehende<br />
Verbesserung der Sehleistung<br />
erreichen. Wird der Graue Star aber nicht behandelt,<br />
kann er zur Erblindung führen. <strong>Die</strong><br />
einzige wirksame Behandlungsmethode für<br />
den Grauen Star ist die Operation, bei der die<br />
trübe Linse entfernt und durch eine klare Intraokularlinse<br />
(IOL) ersetzt wird.<br />
Besser denn je<br />
<strong>Die</strong> Operation des Grauen Stars ist eine Besonderheit<br />
in der modernen Medizin. Sie<br />
dient nicht nur dazu, den Zustand vor der<br />
Erkrankung wiederherzustellen, sondern sie<br />
ermöglicht in vielen Fällen sogar die Erreichung<br />
eines Sehvermögens, das der Patient<br />
vor dem Eingriff nie hatte, etwa weil seit der<br />
Kindheit eine Fehlsichtigkeit vorlag, die mit<br />
dem Einsatz einer Intraokularlinse ebenfalls<br />
korrigiert werden kann.<br />
Foto: Generative ART – stock.adobe.com<br />
Welche Linse?<br />
Es gibt einen grundlegenden Unterschied<br />
zwischen der natürlichen Linse und einer<br />
implantierten Kunstlinse: Im Gegensatz zur<br />
natürlichen Linse können Kunstlinsen nicht<br />
akkommodieren, sich also nicht auf unterschiedliche<br />
Entfernungen scharf stellen.<br />
Um unter diesen Rahmenbedingungen die<br />
größtmögliche Zufriedenheit der Patienten<br />
zu erreichen, ist die Auswahl der richtigen<br />
Linse entscheidend. Hierzu muss definiert<br />
werden, welche Art von Linse verwendet<br />
werden soll. <strong>Die</strong> Wahl der Linse hängt davon<br />
ab, in welchem Bereich der Patient nach der<br />
Katarakt-Operation scharf sehen will (Zielrefraktion)<br />
und in welchem Bereich er die Sehschärfe<br />
ggf. durch eine Brille unterstützen<br />
möchte. <strong>Die</strong> Bedürfnisse der Patienten sind<br />
hierbei ausschlaggebend. So ist der Nahbereich,<br />
in dem scharf gesehen werden sollte,<br />
bei einem Uhrmacher vermutlich deutlich<br />
näher als bei einem Musiker, der Noten auf<br />
einem Notenständer scharf sehen möchte.<br />
Am häufigsten wird die Monofokallinse<br />
– eine Ein-Stärken-Linse – verwendet, ermöglicht<br />
dies das scharfe Sehen in einer<br />
bestimmten Entfernung, entweder in der Nähe<br />
oder in der Ferne. Eine bestehende Fehlsichtigkeit<br />
(Kurz- oder Weitsichtigkeit) kann<br />
durch die Linse mitkorrigiert werden. Für<br />
das scharfe Sehen im anderen Bereich ist eine<br />
Brille notwendig.<br />
Neben den monofokalen Linsen stehen auch<br />
Linsen mit zwei Brennpunkten, also bifokale<br />
Linsen, oder Linsen mit drei Brennpunkten,<br />
trifokale Linsen, zur Verfügung. <strong>Die</strong> bifokalen<br />
Linsen mit zwei Brennpunkten ermöglichen<br />
das scharfe Sehen in der Ferne und<br />
in der Nähe. <strong>Die</strong> trifokalen Linsen verfügen<br />
über drei Brennpunkte (Ferne/Intermediärbereich/Nähe).<br />
Bei manchen Patienten können<br />
nach der Implantation von Multifokallinsen<br />
unerwünschte Blendungsphänomene<br />
auftreten. So kann bei nächtlichen Autofahrten<br />
eine Blendung durch entgegenkommende<br />
Fahrzeuge auftreten oder es werden Ringe<br />
um Lichtquellen wahrgenommen. Aus diesem<br />
Grund werden multifokale Linsen bei<br />
Menschen, die häufig nachts Auto fahren,<br />
nicht empfohlen.<br />
Seit einigen Jahren werden für die Behandlung<br />
vom Grauen Star auch sogenannte<br />
40 www.diewirtschaft-koeln.de
EDoF-Linsen (Extended Depth of Focus) eingesetzt.<br />
<strong>Die</strong>se Linsen haben keine klar definierten<br />
Brennpunkte mehr, sondern eine<br />
erweiterte Tiefenschärfe, der Fokus ist also<br />
über einen weiteren Bereich gestreckt. So<br />
werden weichere Übergänge geschaffen als<br />
bei herkömmlichen Multifokallinsen. Für<br />
die Patienten bedeutet dies scharfes Sehen<br />
im mittleren Bereich und im Fernbereich<br />
und zusätzlich in einer Entfernung von 80-<br />
100 cm. Durch die scharfen Kontraste bieten<br />
sich diese Linsen sehr gut für Menschen<br />
an, die viel an Laptop oder PC arbeiten. <strong>Die</strong><br />
EDoF-Linsen haben überdies den Vorteil,<br />
dass das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen<br />
wie Lichtkreisen oder Blendungen,<br />
die bei Multifokallinsen auftreten können,<br />
deutlich reduziert ist.<br />
Besteht bei den Patienten bereits eine Hornhautverkrümmung<br />
(Astigmatismus) von<br />
mindestens einer Dioptrie, kann diese vielfach<br />
durch spezielle torische Linsen ausgeglichen<br />
werden. Da nicht jede Art von<br />
Astigmatismus durch eine torische Linse<br />
ausgeglichen werden kann, ist eine Topografie<br />
der Hornhaut notwendig, die im Rahmen<br />
der Katarakt-Voruntersuchung erfolgen<br />
kann. Torische Linsen werden als Monofokal-Linsen,<br />
als Multifokal-Linsen und auch<br />
als EDOF-Linsen hergestellt.<br />
Das menschliche Auge besitzt von Natur aus<br />
einen UV-Schutz durch die Sehpigmente der<br />
Netzhaut. Im Laufe der Zeit lagern sich außerdem<br />
gelbe Pigmente in der Augenlinse<br />
ein. <strong>Die</strong> Einlagerungen schützen das Auge<br />
vor den kurzwelligen blauen Anteilen des<br />
Lichts, die zu Schädigungen der Netzhaut<br />
(altersbedingte Makuladegeneration, kurz<br />
AMD) führen können. Kunstlinsen ohne<br />
Blaufilter lassen den blauen Anteil des Lichts<br />
ungefiltert durch. Intraokularlinsen mit speziellen<br />
Lichtfiltereigenschaften übernehmen<br />
die ursprüngliche Schutzfunktion. Eine<br />
Gelbfärbung imitiert die Filterfunktion der<br />
natürlichen Augenlinse. Vor allem für junge<br />
Kataraktpatienten sowie Patienten mit einem<br />
erhöhten AMD-Risiko können Intraokularlinsen<br />
mit Blaulichtfilter angeraten sein.<br />
Foto: Augenzentrum LINKS VOM RHEIN / Johannes Haas<br />
Leben & Wissen |<br />
Berechnung der Linsenstärke<br />
Ist definiert, in welchem Bereich das Scharfsehen<br />
stattfinden soll, wird die Stärke der<br />
Linse berechnet. Hierzu sind im Wesentlichen<br />
drei Faktoren wichtig: die Brechkraft<br />
der Hornhaut, die Länge des Augapfels und<br />
die exakte Position der Linse im Auge. Für die<br />
Berechnung der Hornhautbrechkraft existieren<br />
verschiedene Verfahren, mit denen sich<br />
die Brechkraft gut bestimmen lässt. Auch die<br />
Länge des Augapfels ist entweder durch eine<br />
ultraschallbasierte Messung oder durch optische<br />
Messverfahren im Vorfeld der Operation<br />
bestimmbar. Im Unterschied dazu ist die exakte<br />
Position der Linse im Auge vor der Operation<br />
nur abzuschätzen. Sie hängt u.a. ab<br />
von der Anatomie des Auges und von der Beschaffenheit<br />
der um die Linse im Auge angeordneten<br />
elastischen Fasern (Zonulafasern).<br />
Hat ein Patient, der eine Katarakt-Operation<br />
vor sich hat, in früheren Jahren bereits eine<br />
Laser-Behandlung an einem oder beiden<br />
Augen gehabt, um eine Fehlsichtigkeit zu<br />
reduzieren oder zu beseitigen, dann ist dies<br />
bei der Berechnung der Linsenstärke mit zu<br />
beachten. Sinnvoll, wenn auch nicht unverzichtbar<br />
ist hierbei die Kenntnis, um wieviel<br />
Dioptrien die Sehstärke durch die Laserbehandlung<br />
verändert wurde. Liegt eine solche<br />
Laserbehandlung vor, dann erfolgt die Berechnung<br />
der Linse unter Berücksichtigung<br />
dieser Daten.<br />
Große Patientenzufriedenheit<br />
<strong>Die</strong> Katarakt-Operation ist einer der am häufigsten<br />
durchgeführten operativen Eingriffe<br />
in Deutschland. Der Eingriff erfolgt zumeist<br />
ambulant und in lokaler Anästhesie.<br />
Aufgrund des individuellen Gesundheitszustands<br />
der Patienten kann auch ein kurzstationärer<br />
Aufenthalt angeraten sein. <strong>Die</strong><br />
Komplikationsrate der Eingriffe ist extrem<br />
gering. W<br />
Foto: Augenzentrum LINKS VOM RHEIN / Johannes Haas<br />
ERNTEFRISCH VERARBEITET<br />
100% aus Österreich<br />
Bei Pollenallergie und<br />
Heuschnupfen:<br />
Aronia Konzentrat<br />
und<br />
Schwarzkümmelöl<br />
Sobald die ersten Frühblüher am Ende des<br />
Winters ihren Blütenstaub freigeben, setzt<br />
bei betroffenen Menschen die Überreaktion<br />
des Abwehrsystems gegen die Blütenpollen<br />
ein.<br />
<strong>Die</strong> Symptome sind vielfällig: Atemnot, verstopfte<br />
Nase mit Fließschnupfen und Niesanfällen,<br />
gerötete, brennende, tränende<br />
Augen. Dazu gesellen sich Kratzen im Hals,<br />
Gliederschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit,<br />
juckende Schwellungen im Gesicht<br />
und Lichtempfindlichkeit. Über die Jahre<br />
können sich Symptome in die Lunge verlagern<br />
und bei Immunschwachen ein allergisches<br />
Asthma auslösen.<br />
WICHTIG:<br />
Immunssytem durch<br />
bioaktive Pflanzenstoffe<br />
stärken:<br />
täglich 1 EL Aronia Konzentrat,<br />
es enthält das<br />
Spurenelement Mangan,<br />
das die Zellen vor oxidativen<br />
Stress schützt, beiträgt<br />
zu einem normalen<br />
Energiestoffwechsel, zur<br />
Erhaltung normaler Knochen<br />
und zur Bindegewebsbildung.<br />
Zusätzlich täglich 1 TL kaltgepresstes<br />
Schwarzkümmelöl, mit wertvollen<br />
Fettsäuren und ätherischen Ölen.<br />
Es wirkt immunmodulierend und histaminsenkend<br />
und trägt damit zur Linderung der<br />
Beschwerden bei. Prophylaktisch, 3 Monate<br />
vor dem ersten Pollenflug, hat sich die<br />
Mischung sehr bewährt.<br />
ARONIALAND ®<br />
Alfred Glarcher<br />
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Gastautoren: Heinz-Günther Göddertz, Dr. med. Stefan Christmann, Klinik LINKS VOM RHEIN<br />
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| Leben & Wissen<br />
GANZ KÖLN IN<br />
EINEM MUSEUM<br />
Das <strong>Köln</strong>ische Stadtmuseum zieht mit neuem Konzept in ehemaliges Modehaus ein<br />
Das <strong>Köln</strong>ische Stadtmuseum erzählt die <strong>Köln</strong>er Stadtgeschichte nach dem<br />
Umzug am 23. März 2<strong>02</strong>4 in die neuen Räumlichkeiten anders als bisher<br />
<strong>Köln</strong> hat ein neues Museumsquartier. Durch den Umzug des <strong>Köln</strong>ischen Stadtmuseums<br />
am 23. März 2<strong>02</strong>4 in die komplett umgebauten Räumlichkeiten des ehemaligen<br />
Modehauses Sauer in der Minoritenstraße 13 mausert sich das Kolumbaquartier, welches<br />
unter anderem bereits das MAKK sowie das Museum Kolumba beherbergt, zum<br />
neuen Museumsquartier.<br />
Damit erfährt die Innenstadt im Rahmen<br />
des Transformationsprozesses Innenstadt<br />
eine weitere Aufwertung. Der Transformationsprozess<br />
sieht vor, dass zukünftig Immobilien<br />
stärker mit „Mischnutzungen“<br />
vermietet und somit Wohnen, Verkaufen,<br />
Arbeiten, Soziales und Kultur noch stärker<br />
in den sogenannten Handelslagen etabliert<br />
werden sollen.<br />
Dementsprechend erfreut zeigt sich Helmut<br />
Schmidt, Vorstandsvorsitzender von<br />
STADTMARKETING KÖLN: „Mit der Eröffnung<br />
der neuen Dauerausstellung des<br />
<strong>Köln</strong>ischen Stadtmuseums in der Minoritenstraße<br />
wird das kulturelle Angebot<br />
dieses innerstädtischen Areals nochmals<br />
ergänzt und wir freuen uns sehr, dass die<br />
umliegenden attraktiven Handels- und<br />
Gastronomieformate damit eine nochmalige<br />
Aufwertung erfahren.“<br />
<strong>Die</strong> Geschichte<br />
der Stadt neu erzählt<br />
Im Kolumbaquartier erwartet die Besucher<br />
und Besucherinnen damit ein mitten im<br />
Herzen <strong>Köln</strong>s gelegenes Museum, welches<br />
die <strong>Köln</strong>er Stadtgeschichte anders als bisher<br />
erzählt. <strong>Die</strong> Besucher und Besucherinnen<br />
können sich nun auf unkonventionelle<br />
Perspektiven, moderne Inszenierungen,<br />
aufwendige interaktive und inklusive Angebote<br />
und vor allem auf einzigartige Exponate<br />
freuen. Dabei wird der Besuch der<br />
Dauerausstellung zu einer emotionalen<br />
Zeitreise, denn Emotionen stehen im Mittelpunkt<br />
des Ausstellungsrundgangs.<br />
Eindrucksvolle Exponate aus allen Epochen<br />
sollen dabei helfen, einen ganz neuen<br />
persönlichen Zugang zu <strong>Köln</strong> und seiner<br />
Geschichte zu finden. Sie erzählen von<br />
der Liebe zur Stadt, zu ihrer Musik oder zu<br />
den <strong>Köln</strong>er Weltmarken wie dem Dom. Sie<br />
erzählen aber auch von Aufständen und<br />
Skandalen, von Verfolgung, Krieg und<br />
Tod. Und sie erzählen von bewegenden<br />
oder verbindenden Momenten und vielem<br />
mehr. Über die Jahrhunderte hinweg finden<br />
sich dabei überraschende Parallelen<br />
zur Gegenwart.<br />
Ab Sommer 2<strong>02</strong>4 stehen zudem im öffentlich<br />
zugänglichen „Open Space“<br />
wichtige Gegenwartsthemen und Zukunftsfragen<br />
im Fokus. Gemeinsam mit<br />
Partnern und Partnerinnen aus der Stadtgesellschaft<br />
werden wechselnde Präsentationen<br />
erarbeitet und vorgestellt.<br />
Foto: Constantin Ehrchen<br />
Crashkurs<br />
„<strong>Köln</strong> in 30 Minuten“<br />
Besucher und Besucherinnen, die mit der<br />
<strong>Köln</strong>er Geschichte noch nicht vertraut<br />
sind, können sich vorab einen schnellen<br />
Überblick verschaffen. Dazu fassen am<br />
Beginn der Ausstellung zentrale Objekte<br />
der Sammlung sowie besondere Leihgaben<br />
die wichtigsten Informationen über<br />
die Rheinmetropole zusammen. Kompakt<br />
und kurzweilig werden so die wichtigsten<br />
Entwicklungen der Stadtgeschichte, beginnend<br />
von der römischen Kolonie über die<br />
Wandlung zur mittelalterlichen Handelsmetropole<br />
bis hin zum heutigen Medienhotspot<br />
und zu den aktuellen Ereignissen,<br />
vermittelt. Immer im Mittelpunkt steht dabei<br />
das berühmte historische Stadtmodell<br />
<strong>Köln</strong> im Jahr 1571. Dank Augmented Reality<br />
gibt dieses nun zusätzlich ganz neue Informationen<br />
preis.<br />
Auch in der Ausstellung haben die Besucher<br />
und Besucherinnen an vielen Stellen<br />
die Möglichkeit, sich an interaktiven Stationen<br />
selbst einzubringen, Meinungen und<br />
Kommentare zu hinterlassen oder einfach<br />
zu spielen. Zudem sorgt der moderne Multi-Media-Guide<br />
mit besonderen Angeboten<br />
und vielen Highlight-Führungen für ein<br />
spannendes Museumserlebnis. Im <strong>Köln</strong>ischen<br />
Stadtmuseum ist also Spaß haben<br />
ausdrücklich erwünscht.<br />
Ein Museum für alle<br />
Bei der Neukonzeption des Hauses gehörten<br />
Inklusion und Barrierefreiheit zu den<br />
wichtigsten Zielen. Bei der räumlichen Gestaltung<br />
wurde daher beispielsweise darauf<br />
geachtet, dass alle Etagen barrierefrei<br />
zu erreichen sind. Aber auch bei der inhaltlichen<br />
Vermittlung wurde die Ausstellung<br />
so gestaltet, dass viele Informationen per<br />
Tastsinn erkundbar sind. So ist bei zahlreichen<br />
Exponaten „Anfassen“ explizit erlaubt.<br />
Und auch ein Multi-Media-Guide unterstützt<br />
die Besucher und Besucherinnen<br />
dabei, die Museumserfahrung barrierefrei<br />
zu machen. W<br />
Monika Eiden<br />
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