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Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 04 / 23

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe acht Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE <strong>04</strong>.<strong>23</strong><br />

DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION<br />

DAS<br />

GEDÄCHTNIS<br />

DER<br />

RHEINISCHEN<br />

WIRTSCHAFT<br />

Interview mit Dr. Ulrich S. Soénius,<br />

Direktor und Vorstand der Stiftung RWWA<br />

POSITIVE<br />

BILANZ<br />

NetCologne auf Erfolgskurs<br />

Foto: Alex Weis<br />

KÖLNER<br />

ARBEITSMARKT<br />

Beschäftigungsrekord in 2022


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Vorwort |<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER,<br />

nachdem wir in der letzten <strong>Ausgabe</strong> ein<br />

ausführliches Interview mit Georg Schäfer,<br />

dem Geschäftsführer vom Haus Kölscher<br />

Brautradition, geführt haben, kommen wir<br />

auch in diesem Editorial nicht am <strong>Köln</strong>er<br />

Gerstensaft vorbei. Besser gesagt an seinem<br />

Preis.<br />

Denn Stück für Stück kletterte der Preis für<br />

die Stange Kölsch in den vergangenen Monaten<br />

in die Höhe. 1,80 Euro – da schluckt<br />

der Genießer, aber trägt es mit. Schließlich,<br />

das wollen wir nicht vergessen, hatte<br />

die Gastronomie unter den Folgen von Corona<br />

extrem zu leiden. 1,90 Euro – na ja,<br />

solange noch keine 2 vorne steht, schmeckt<br />

das Kölsch immer noch. <strong>Die</strong> glatten 2 Euro<br />

fürs Bier wurden dann einfach übersprungen<br />

und man landete direkt bei 2,10 Euro.<br />

<strong>Die</strong> Vermutung: Fünf Kölsch für zehn Euro<br />

sind schnell mit dem entsprechenden<br />

Schein bezahlt, fürs Trinkgeld ist da kein<br />

Platz mehr übrig. Fünf Kölsch für 10,50<br />

Euro, da kann der Gast schon mal auf elf<br />

Euro aufrunden.<br />

Was wir aber aktuell in den Tagesnachrichten<br />

lesen mussten, das haut dem Fass den<br />

Boden aus. Passt zum Thema. Denn Wirte<br />

sagen, um über die Runden zu kommen,<br />

müsste ein Kölsch zwei Euro und 70 Cent<br />

kosten. Achtung, macht bei fünf Kölsch<br />

13,50 Euro. Nicht zu vergessen die 50 Cent<br />

Tipp, die diese krumme Summe hergibt.<br />

Es betrifft natürlich nicht nur die Getränke.<br />

Wir können hier ebenso gut die Portion<br />

Freibadpommes für 7 Euro an den Pranger<br />

stellen wie die Lebensmittel im Allgemeinen,<br />

die momentan Hersteller und Handel<br />

satte Gewinne in die Kasse spülen.<br />

Wir wollen hier keine Rechnung ohne den<br />

Wirt machen. Sondern ihm einfach mal<br />

unterstellen, dass er weiß, was er tut. Zumindest<br />

sollte er immer mal zum Fenster<br />

raus auf die Straße gucken und sehen,<br />

wie viele Menschen in den Abendstunden<br />

mit einer Flasche Bier in der Hand übers<br />

Trottoir schlendern. Das machen die nicht,<br />

weil es aus der Flasche besser schmeckt,<br />

sondern viel preiswerter ist. <strong>Die</strong>se Klientel<br />

für einen Platz am Tresen oder einen Stuhl<br />

im Biergarten zu begeistern wird nicht einfach<br />

sein.<br />

Für die Bürger dieser Stadt ist der 3. März<br />

2009 einer dieser seltenen Tage, die sich in<br />

die Köpfe eingebrannt haben. „Wo warst du<br />

denn seinerzeit, als am frühen Nachmittag<br />

das historische Archiv der Stadt <strong>Köln</strong> eingestürzt<br />

ist?“ <strong>Die</strong> meisten werden sich erinnern,<br />

wo sie waren, als sie von der Katastrophe<br />

in der Severinstraße erfuhren. So<br />

wie bei den Terroranschlägen auf das World<br />

Trade Center, so wie beim Fall der Mauer.<br />

Allerdings: Zahlreiche <strong>Köln</strong>er wussten überhaupt<br />

nicht, dass das Gedächtnis der Stadt<br />

in unmittelbarer Nähe des Waidmarkts untergebracht<br />

war. Auch ein weiteres <strong>Köln</strong>er<br />

Archiv dürfte nicht in allzu vielen <strong>Köln</strong>er<br />

Köpfen verankert sein. Daher legen wir Ihnen<br />

die Lektüre unseres Interviews mit Ulrich<br />

S. Soénius ans Herz. Der ist Direktor<br />

und Vorstand der Stiftung RWWA, des Rheinisch-Westfälischen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sarchivs. Es<br />

steht vom Umfang her dem Stadtarchiv in<br />

nichts nach und steht Unternehmen, Journalisten<br />

und allen Interessierten für Recherchezwecke<br />

zur Verfügung. Auch über<br />

den Bierpreis im Jahre 1966 werden Sie dort<br />

sicherlich so einiges erfahren können. Lassen<br />

Sie es sich schmecken.<br />

Herzlichst<br />

Eugen Weis, Herausgeber<br />

IMMER<br />

UP TO<br />

DATE<br />

www.diewirtschaft-koeln.de<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 3


| Inhalt<br />

HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE<br />

Foto: malp – stock.adobe.com<br />

Foto: Alex Weis<br />

12<br />

WASSERSTOFF IM GASNETZ<br />

Feldtest in Erftstadt<br />

...........................................................ab Seite 12<br />

Foto: Koelnmesse GmbH / Thomas Klerx<br />

06<br />

21,5 KM WIRTSCHAFT ARCHIVIERT<br />

Im Gespräch: Dr. Ulrich S. Soénius<br />

...........................................................ab Seite 06<br />

16<br />

POLISMOBILITY MESSE 20<strong>23</strong><br />

Mittendrin in der Mobilitätswende<br />

...........................................................ab Seite 16<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag und Herausgeber:<br />

Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH<br />

Eugen Weis<br />

Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />

Telefon 0221.4743924<br />

info@diewirtschaft-koeln.de<br />

www.diewirtschaft-koeln.de<br />

Objekt- und Anzeigenleitung:<br />

Alex Weis<br />

Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />

Telefon: 0221.4743924<br />

anzeigen@diewirtschaft-koeln.de<br />

Redaktionsleitung:<br />

Matthias Ehlert (ViSdP)<br />

Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />

redaktion@diewirtschaft-koeln.de<br />

Redaktion:<br />

Matthias Ehlert (me), Heribert Eiden (he),<br />

Monika Eiden (mei), Jana Leckel (jl),<br />

Karoline Sielski (ks), Astrid Waligura<br />

(aw), Eugen Weis (ew)<br />

Jahrgang: 8, Heft <strong>04</strong>/20<strong>23</strong><br />

Auflage: 17.000 Exemplare<br />

Fotos: stock.adobe.com, Alex Weis,<br />

Envato, sowie Kunden und privat<br />

Druck: Druckhaus DOC<br />

Zeißstr. <strong>23</strong>-27<br />

50171 Kerpen<br />

Telefon: 02<strong>23</strong>7.9757011<br />

Gestaltung / Layout:<br />

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Humboldtstr. 60<br />

51379 Leverkusen<br />

www.amanndesign.de<br />

© Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH 20<strong>23</strong> - Nachdruck und Vervielfältigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Alle Urheberrechte<br />

liegen bei<br />

/ oder beim Verlag bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Es gelten unsere AGBs. Erfüllungsort<br />

und Gerichtsstand ist <strong>Köln</strong>. Unser Verlag wird beraten und rechtlich vertreten durch: Rechtsanwälte Stiletto Wilhelm & Kollegen.<br />

4 www.diewirtschaft-koeln.de


18<br />

GUTE BILANZ<br />

NetCologne verbessert Ergebnis<br />

................................ ab Seite 18<br />

ENERGIE-ZUSCHUSS<br />

Solaranlagen und Balkonkraftwerke<br />

................................ ab Seite 30<br />

Hinweise: Es gilt die Anzeigenpreisliste aus<br />

November 2021. Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

geben nicht in jedem Falle die Meinung des<br />

Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos übernimmt w<br />

keine Haftung. Für fehlerhafte oder unterbliebene<br />

Angaben übernehmen wir keine Gewähr.<br />

Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages<br />

oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens<br />

bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.<br />

Es gelten unsere AGBs.<br />

Copyright/ Urheberrecht: Nachdruck und Vervielfältigung,<br />

auch auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung von Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien<br />

GmbH.<br />

Alle Urheberrechte liegen bei w<br />

bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Erfüllungsort und Gerichtsstand<br />

ist <strong>Köln</strong>.<br />

Datenschutz/Disclaimer: Sie finden in unserer<br />

Print-<strong>Ausgabe</strong> an verschiedenen Stellen sogenannte<br />

QR-Codes. <strong>Die</strong>se ermöglichen Ihnen mit<br />

Foto: NetCologne / Marius Becker Foto: bht2000– stock.adobe.com<br />

Inhalt |<br />

24<br />

HINWEISGEBERSCHUTZ<br />

Neues Gesetz für "Whistleblower"<br />

................................ ab Seite 24<br />

WEITERE THEMEN:<br />

Rekord-Arbeitsausfall.................. S.10<br />

Aldi Süd plant "Grüne Höfe"........... S.15<br />

<strong>Köln</strong>er Arbeitsmarktdaten............ S.20<br />

Testamentsvollstreckung.............. S.22<br />

... und vieles mehr ...<br />

30 IMMER<br />

UP TO<br />

DATE<br />

www.diewirtschaft-koeln.de<br />

einer App für das Smartphone oder Tablet diese<br />

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Zudem können Sie direkt auf Links klicken, die sich in<br />

unserer <strong>Ausgabe</strong> befinden (z.B. im E-Paper oder der<br />

PDF- Version). Der Verlag übernimmt dabei keine<br />

Haftung für etwaige Fehler oder Irrtümer und wir<br />

weisen daraufhin, dass allein die jeweiligen Seitenbetreiber<br />

für die Inhalte verantwortlich sind.<br />

Stand Juni 20<strong>23</strong><br />

www.diewirtschaft-koeln.de 5<br />

Foto: freshidea– stock.adobe.com<br />

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Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />

Tel.: 0221 - 47 43 9<strong>23</strong><br />

info@citynews-koeln.de


w | Titelstory<br />

Foto: Alex Weis<br />

DAS GEDÄCHTNIS<br />

DER RHEINISCHEN<br />

WIRTSCHAFT<br />

Interview mit Dr. Ulrich S. Soénius, Direktor und Vorstand der Stiftung RWWA<br />

6 www.diewirtschaft-koeln.de


Titelstory | w<br />

In der <strong>Köln</strong>er Gereonstraße, vis-à-vis der Industrie- und Handelskammer, befindet<br />

sich das Rheinisch-Westfälische <strong>Wirtschaft</strong>sarchiv (RWWA). Neben der Zentrale gibt<br />

es drei Magazine, in denen teils mehrere Hundert Jahre alte Dokumente sicher aufbewahrt<br />

werden. Im Gespräch erläutert Dr. Ulrich S. Soénius, Direktor und Vorstand<br />

der Stiftung RWWA, die Wichtigkeit des Archivs für Forscher, Historiker und Journalisten<br />

und nicht zuletzt für die <strong>Köln</strong>er Bürgerschaft.<br />

w: Herr Dr. Soénius, wissen<br />

Sie in etwa, wie viele Archivstücke das<br />

RWWA beherbergt?<br />

Dr. Ulrich Soénius: Eine gute Frage – aktuell<br />

belegen wir mit historischen Unterlagen<br />

rund 21,5 laufende Kilometer Regalfläche.<br />

In unserer Datenbank sind 500.000<br />

Objekte erfasst: Akten, Fotos, Filme, Pläne,<br />

Urkunden, Reklamemarken, Notgeldscheine,<br />

Geschäftsberichte und Werkzeitschriften.<br />

Hinzu kommen ca. 20.000 Firmenfestschriften,<br />

150.000 Zeitungsausschnitte<br />

und Sondersammlungen. Stetig wächst der<br />

Bestand an digitalen Unterlagen, vor allem<br />

im Bereich der Fotografie.<br />

w: Von welchen Firmen<br />

und Organisationen sind Unterlagen im<br />

Bestand – um einen Blick auf die Vielfalt<br />

zu richten?<br />

Dr. Ulrich Soénius: Das RWWA ist für das<br />

ganze Rheinland zuständig – wir sind als<br />

regionales <strong>Wirtschaft</strong>sarchiv Ansprechpartner<br />

für alle Unternehmen in den Regierungsbezirken<br />

Düsseldorf und <strong>Köln</strong>,<br />

unabhängig von der Branche. Wir sichern<br />

die Bestände von vielen <strong>Köln</strong>er Traditionsunternehmen,<br />

wie Felten & Guilleaume,<br />

Stollwerck, Chemische Fabrik Kalk, Deutz,<br />

Mülhens, Farina – um nur einige zu nennen.<br />

Insgesamt haben wir derzeit fast 700<br />

Bestände. Dazu zählen auch die Unterlagen<br />

von drei Handwerkskammern sowie<br />

von acht Industrie- und Handelskammern<br />

in NRW. <strong>Die</strong>se sind per Gesetz verpflichtet,<br />

ihre Unterlagen dauerhaft zu archivieren.<br />

Aber auch <strong>Wirtschaft</strong>sverbände und Innungen<br />

zählen dazu.<br />

w: Wer sind Ihre „Kunden“,<br />

wer greift auf das <strong>Wirtschaft</strong>sgedächtnis<br />

des Rheinlands zurück?<br />

Dr. Ulrich Soénius: Wir bedienen täglich<br />

Anfragen aus Wissenschaft, <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

Medien, Politik und Bürgerschaft. Unsere<br />

Bestände dienen vor allem der geschichtswissenschaftlichen<br />

Forschung – dank der<br />

Quellen aus Beständen des RWWA entstehen<br />

jährlich zahlreiche Abschlussarbeiten, Dissertationen<br />

und historische Abhandlungen<br />

zu Themen der <strong>Wirtschaft</strong>, teilweise mit aktuellem<br />

Bezug. Unternehmen wollen etwas<br />

über Vorgänger wissen, andere über Altlasten<br />

oder die Entstehung von Infrastrukturanlagen,<br />

wie Gleisanschlüsse oder Straßen.<br />

Verwaltung und Politik fragen zum Beispiel<br />

nach Vorschlägen zu Straßennamen, mancherorts<br />

auch, um bestehende Straßen neu<br />

zu benennen. Besonders gerne fragen uns<br />

Journalisten nach Hintergründen zu Ereignissen,<br />

Personen und Daten. Wir liefern<br />

Quellen und Informationen für Zeitungen,<br />

Zeitschriften, Radio- und TV-Sender, aber<br />

auch für Internetmedien. Wir selbst sind<br />

im Internet, auf Facebook und Instagram zu<br />

finden.<br />

w: Warum ist im RWWA<br />

auch ein westfälischer Part enthalten?<br />

<strong>Köln</strong> ist ja eher als Zentrum des Rheinlands<br />

zu betrachten.<br />

Dr. Ulrich Soénius: Der Name „Rheinisch-<br />

Westfälisches <strong>Wirtschaft</strong>sarchiv“ wurde bei<br />

der Gründung 1906 gewählt, weil neben der<br />

Stadt <strong>Köln</strong> und der IHK <strong>Köln</strong> auch die IHKs<br />

der beiden preußischen Provinzen Rheinland<br />

und Westfalen beteiligt waren. Wir<br />

sind das älteste regionale <strong>Wirtschaft</strong>sarchiv<br />

der Welt – nach unserem Muster sind weitere<br />

entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

nahm in Dortmund unser westfälisches<br />

Schwesterarchiv die Arbeit auf, sodass wir<br />

uns heute auf das Rheinland beschränken<br />

und in NRW zwei regionale <strong>Wirtschaft</strong>sarchive<br />

bestehen, die aber eng zusammenarbeiten.<br />

Unsere westfälischen Bestände<br />

Ein Blick in das Hauptmagazin des RWWA<br />

haben wir inzwischen an das Dortmunder<br />

Archiv abgegeben, den Eigennamen führen<br />

wir unverändert weiter.<br />

Schon 1996 startete<br />

die Transformation<br />

ins digitale Archiv<br />

w: Inwieweit sind die Bestände<br />

des RWWA bereits digitalisiert?<br />

Dr. Ulrich Soénius: <strong>Die</strong> Transformation in<br />

die digitale Welt hat bei uns schon 1996<br />

begonnen und schreitet stetig fort. Bereits<br />

jetzt können ca. 30.000 Fotos und 4.500<br />

Sammelbilder aus den Stollwerck-Alben im<br />

Internet abgerufen werden (www.rwwa.<br />

de, Recherche). In Kürze werden wir weitere<br />

8.000 Digitalisate von Reklamemarken,<br />

Vignetten, Wertpapieren, Notgeldscheinen,<br />

Katalogen, Prospekten und Preislisten im<br />

Internet anbieten. Deren Digitalisierung<br />

wurde von der Bundesregierung mit dem<br />

Projekt „Wissenswandel“ gefördert – auf<br />

die Förderung sind wir besonders stolz.<br />

Weitere Digitalisierungsprojekte stehen an.<br />

Bereits jetzt kann in unseren Beständen online<br />

recherchiert werden. <strong>Die</strong>s erleichtert<br />

die Benutzung – insbesondere auswärtige<br />

BenutzerInnen können so vorab Unterlagen<br />

zur Einsichtnahme bestellen und ihre Reisen<br />

besser planen.<br />

w: Sie haben ja ein Interesse<br />

daran, die Historie von Unternehmen<br />

ins RWWA einzubinden. Muss man da viel<br />

Überzeugungsarbeit leisten und dicke<br />

Bretter bohren, oder geben Firmen ihre<br />

Archive gerne ans RWWA ab?<br />

Fotos: Stiftung Rheinisch-Westfälisches <strong>Wirtschaft</strong>sarchiv zu <strong>Köln</strong><br />

www.diewirtschaft-koeln.de 7


w | Titelstory<br />

Dr. Ulrich Soénius: Wir sind in erster Linie<br />

Rettungsstation für Unterlagen, die von<br />

der Vernichtung bedroht sind. Das betrifft<br />

meist Unternehmen, die sich z. B. verlagern.<br />

Wenn Unternehmen nicht archivieren<br />

können, übernehmen wir in Ausnahmefällen.<br />

Da ist schon bei den meisten<br />

eine große Offenheit zu spüren.<br />

Zur inhaltlichen<br />

Erschließung kommt<br />

auch die konservatorische<br />

Behandlung<br />

w: Sie beraten Unternehmen<br />

auch beim Aufbau eigener Archive –<br />

was gibt es da besonders zu beachten?<br />

Dr. Ulrich Soénius: Viele Unternehmen<br />

sind bereits gut aufgestellt, was die Aufbewahrung<br />

ihrer historischen Unterlagen anbelangt.<br />

Aber es gibt auch einige, die erst<br />

bei bevorstehenden Anlässen, wie etwa<br />

ein Jubiläum, die Einführung einer Marke<br />

oder ein Mitarbeiter-Event, auf historische<br />

Daten zurückgreifen wollen und dabei<br />

feststellen, dass ihnen die Basis fehlt. Gerade<br />

wenn kommende Ereignisse bekannt<br />

sind, sollten frühzeitig Maßnahmen ergriffen<br />

werden. Nicht alles muss aufgehoben<br />

werden – wir helfen, die archivwürdigen<br />

Unterlagen zu identifizieren und richtig<br />

zu verwahren. Wir heben auch „Schätze“<br />

– manche Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

sind ganz begeistert, wenn sie sehen,<br />

welche Urkunden, Gemälde, Briefe<br />

und Fotografien sich in ihrem Besitz befinden.<br />

Neben der inhaltlichen Erschließung<br />

ist die konservatorische Behandlung ein<br />

Teil der Tätigkeit. Wichtig ist auch, dass<br />

<strong>Köln</strong> ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts Standort der Chemie-<br />

Industrie, hier die „Chemische Fabrik Kalk“ ca. 1900<br />

bei der digitalen Aufbewahrung Richtlinien<br />

erlassen werden, ein Dokumentenmanagementsystem<br />

unterstützt und Zugriffsberechtigungen<br />

erteilt werden.<br />

w: Wie hat sich die <strong>Köln</strong>er<br />

<strong>Wirtschaft</strong> in den vergangenen Jahren<br />

entwickelt? – Was läuft, und wo hapert<br />

es?<br />

Dr. Ulrich Soénius: <strong>Köln</strong> hat immer von<br />

seiner wirtschaftlichen Vielfalt, von dem<br />

Engagement der Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer für die Stadt und die Gesellschaft<br />

sowie von der Weltoffenheit profitiert.<br />

Wenn dies nachließ, lief es meist<br />

auch schlecht. In den letzten 200 Jahren<br />

sind Berufe und Branchen gekommen und<br />

wieder verschwunden: Denken Sie nur an<br />

die Knechte, die die Treidelpferde stromaufwärts<br />

auf dem Leinpfad führten – die<br />

Dampfschifffahrt löste das Treideln ab, dafür<br />

entstanden neue Berufe in der Schifffahrt.<br />

Genauso sind in den letzten Jahrzehnten<br />

neue Branchen, Unternehmen<br />

und Berufe hinzugekommen, auch neue<br />

Ausbildungs- und Studiengänge. Auf diese<br />

neuen Entwicklungen muss reagiert und<br />

ihre Chancen genutzt werden. Das passiert<br />

zum Teil auch, gerade bei erfolgreichen<br />

Playern wie Messe, Flughafen, NetCologne,<br />

RheinEnergie und vor allem bei vielen Mittelständlern,<br />

die sich am Markt mit neuen<br />

Ideen und Produkten behaupten. <strong>Die</strong> Unternehmen<br />

in der Region sind gut aufgestellt<br />

und entwickeln sich stetig weiter.<br />

Der Ruf nach<br />

Bürokratieabbau –<br />

ein immerwährendes<br />

historisches Phänomen<br />

w: Man hat den Eindruck,<br />

<strong>Köln</strong> steht sich selbst auf den<br />

Füßen. Interessante Projekte werden bis<br />

auf den kleinsten gemeinsamen Nenner<br />

zerredet, Wichtiges wie der Bau von Schulen<br />

und Kitas bleibt liegen oder wird doppelt<br />

so teuer wie veranschlagt, vom Bau<br />

bezahlbaren Wohnraums ganz zu schweigen<br />

– wie kommt das und wie kann man<br />

dagegen ankommen?<br />

Dr. Ulrich Soénius: Ein Blick in die Geschichte<br />

zeigt, dass mit einer gehörigen<br />

Portion Mut und Durchhaltewillen bei<br />

gleichzeitiger Kreativität und Entscheidungsfreude<br />

die Dinge geregelt wurden.<br />

In den schwierigen 1920er-Jahren hatte<br />

Oberbürgermeister Konrad Adenauer ei-<br />

In der Gummifabrik von Franz Clouth nähen 1910 Arbeiterinnen Hüllen für Ballons<br />

8 www.diewirtschaft-koeln.de<br />

Fotos: Stiftung Rheinisch-Westfälisches <strong>Wirtschaft</strong>sarchiv zu <strong>Köln</strong>


Titelstory | w<br />

nen Gestaltungswillen, der viel mit der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung zu tun hatte.<br />

Verwaltung und Politik nahmen <strong>Wirtschaft</strong>sbelange<br />

ernst und schufen dafür<br />

die benötigten Rahmenbedingungen. Das<br />

historische Vorbild hat heute noch Bestand.<br />

Aber die Zeiten sind auch nicht<br />

immer zu vergleichen. Zwischen Baubeschluss<br />

und Eröffnung der Mülheimer Brücke<br />

lagen zweieinhalb Jahre – 1927 waren<br />

die rechtlichen Voraussetzungen völlig andere<br />

als heute. Viele Unternehmen haben<br />

sich trotz der schwierigen Lage in den letzten<br />

Jahren auf die veränderten Rahmenbedingungen<br />

eingestellt, aber sie benötigen<br />

Planungssicherheit mit klaren Fristen und<br />

weniger Bürokratie. Der Ruf nach Bürokratieabbau<br />

ist aber auch ein immerwährendes<br />

historisches Phänomen der letzten 150<br />

Jahre. Leider hat der Staat wenig Einsehen<br />

bei der Abschaffung von Gesetzen, Verordnungen<br />

und Richtlinien.<br />

w: Wenn Sie als Historiker<br />

mal einen Blick in die Zukunft wagen,<br />

wo sehen Sie <strong>Köln</strong> – und besonders die<br />

<strong>Köln</strong>er <strong>Wirtschaft</strong> – in den kommenden<br />

zehn Jahren?<br />

Dr. Ulrich Soénius: Ich bin zuversichtlich,<br />

dass die <strong>Wirtschaft</strong> in der Stadt sich stetig<br />

weiterentwickelt und ausgebaut wird.<br />

Es gilt aber auch die veränderten Rahmenbedingungen<br />

anzuerkennen. Schauen<br />

Sie sich nur das Sanitärhandwerk an,<br />

das durch den Klimaschutz eine ganz<br />

neue Bedeutung gewonnen hat. Es wird<br />

neue Industriebranchen geben, die sich<br />

niederlassen, und viele mittelständische<br />

Unternehmen werden neue Produkte und<br />

Ideen entwickeln. Einige Branchen stellen<br />

sich bereits auf die Zukunft ein – sehr<br />

bedeutsam ist das beim Einzelhandel, der<br />

auch eine wichtige stadtentwicklungspolitische<br />

Wertigkeit besitzt. <strong>Köln</strong> war immer<br />

eine Handelsstadt – das wird sie auch in<br />

zehn Jahren sein, wenn die Infrastruktur<br />

und der Erlebnisraum Stadt – Innenstadt<br />

und Stadtbezirkszentren – sich fortentwickeln.<br />

Da bieten sich auch historische Bezüge<br />

an, etwa als Geschichten, die in Erlebniswelten<br />

erzählt werden.<br />

w: Das RWWA ist ja eine<br />

Stiftung – warum wurde dieses Konstrukt<br />

gewählt, wo liegen die Vorteile?<br />

Dr. Ulrich Soénius: Das RWWA ist 2000<br />

in eine Stiftung umgewandelt worden, um<br />

einerseits der Institution gesicherte Bedingungen<br />

zu verschaffen und sie für die<br />

„Ewigkeit“ zu erhalten, andererseits aber<br />

auch, um ihre Bedeutung und die lange<br />

Tradition herauszustellen. Das RWWA ist<br />

eine starke Marke, aber die Stiftung verleiht<br />

ihr große Solidität.<br />

w: Als Vorstandsvorsitzender<br />

des Vereins <strong>Köln</strong>er Stiftungen e.<br />

V. liegt Ihnen das Thema besonders am<br />

Herzen – warum sollte man darüber nachdenken,<br />

in eine Stiftung zu investieren?<br />

Dr. Ulrich Soénius: Viele Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer haben etwas Bleibendes<br />

geschaffen und wollen einen Teil<br />

davon an die Gemeinschaft zurückgeben.<br />

Meist verbinden sie das mit einem Zweck,<br />

der ihnen am Herzen liegt, aber es gibt<br />

auch Menschen, die allgemein fördern wollen.<br />

Es gibt so viele gute Dinge, die getan<br />

werden können, da fehlt es manchmal nur<br />

an einer Person, die die Dinge in die Hand<br />

nimmt. Dafür sind Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer prädestiniert. Es ist nicht<br />

nur die Anlage von Kapital, das an die gute<br />

Sache gebunden wird, sondern auch der<br />

gute Zweck, der animiert. Stiftungen sind<br />

eng an den Stifterwillen gebunden – diese<br />

Erfahrung, mit einer Stiftung etwas Gutes<br />

zu tun, prägt die Menschen. Und ich finde<br />

es völlig normal und überhaupt nicht<br />

falsch, die Stiftung mit dem eigenen Namen<br />

zu versehen. So werden Frauen und<br />

Männer zu namentlich bekannten Vorbildern,<br />

die andere wiederum motivieren. Als<br />

Beispiel nenne ich Hans Imhoff, der mit<br />

der Imhoff-Stiftung eine vorbildliche Stiftung<br />

ins Leben gerufen hat und in der die<br />

Familie sich weiter engagiert. So schafft<br />

Stiften Freude und Freunde. W<br />

Heribert Eiden und Eugen Weis<br />

Daten, Fakten und<br />

Ansprechpartner<br />

<strong>Die</strong> Stiftung Rheinisch-Westfälisches<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sarchiv zu <strong>Köln</strong> (RWWA) ist<br />

seit 1906 das regionale <strong>Wirtschaft</strong>sarchiv<br />

für das Rheinland. Es hat die Aufgabe,<br />

<strong>Wirtschaft</strong> zu dokumentieren.<br />

Das RWWA bietet ca. 700 Bestände aus<br />

dem 16. bis zum 21. Jahrhundert zur<br />

Benutzung an: 21,5 lfd. Regalkilometer<br />

Akten, Fotos, Filme, Drucksachen,<br />

Firmenfestschriften und Zeitungsausschnitte.<br />

Es berät Unternehmen bei<br />

der Einrichtung von Archiven. Ansprechpartner:<br />

Dr. Ulrich S. Soénius (Direktor),<br />

Tel. 0221 1640-4800,<br />

E-Mail: rwwa@koeln.ihk.de,<br />

Internet: www.rwwa.de. W<br />

Fotos: Stiftung Rheinisch-Westfälisches <strong>Wirtschaft</strong>sarchiv zu <strong>Köln</strong><br />

Teststrecke der Wuppertaler Schwebebahn in <strong>Köln</strong>-Deutz, 1893<br />

Aus Anlass der „PRESSA“ entstand<br />

1928 der Messeturm, erbaut von der<br />

Maschinenbauanstalt Humboldt<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 9


| Macher & Märkte<br />

JUNGE BESCHÄFTIGTE<br />

LÄNGER KRANK<br />

Atemwegserkrankungen sorgen für Rekord-Arbeitsausfall, Coronafehlzeiten weiter rückläufig<br />

Im ersten Quartal 20<strong>23</strong> gab es so viele Krankschreibungen wie nie zuvor<br />

Das Berliner IGES Institut wertete rund 2,2 Millionen Daten von erwerbstätigen Versicherten<br />

der DAK aus und erstellte so für das erste Quartal 20<strong>23</strong> die Fehlzeiten-Analyse.<br />

Dabei stellte sich heraus, dass in keinem anderen Quartal vorher so viele Arbeitnehmer<br />

krankgeschrieben waren wie von Januar bis März 20<strong>23</strong>.<br />

Auffällig ist, dass viele jüngere Beschäftigte<br />

mindestens einmal krankgeschrieben<br />

waren. Bei den erwerbstätigen Frauen zwischen<br />

20 und 25 Jahren war rund die Hälfte<br />

betroffen. Und auch bei den gleichaltrigen<br />

Männern legten ungewöhnlich viele<br />

eine Krankschreibung vor, hier waren es 44<br />

Prozent. Insgesamt über alle Altersgruppen<br />

stieg der Krankenstand im ersten Quartal<br />

20<strong>23</strong> im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte<br />

auf 5,9 Prozent.<br />

<strong>Die</strong> deutliche Zunahme bei den jüngeren<br />

Arbeitnehmern wie auch die allgemeine<br />

Zunahme ist auf Atemwegserkrankungen<br />

wie beispielsweise Erkältungen und Bronchitis<br />

zurückzuführen. Ausfälle, die auf Corona-Erkrankungen<br />

zurückzuführen sind,<br />

gingen hingegen um 60 Prozent zurück.<br />

In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass<br />

Atemwegserkrankungen in den ersten drei<br />

Monaten des Jahres je 100 Versicherte 137<br />

Fehltage verursachten. <strong>Die</strong>s sind 53 Tage<br />

oder 63 Prozent mehr als im ersten Quartal<br />

2022 und entspricht einem Rekord-Ausfall.<br />

Nachholeffekte bei Infekten<br />

und Immunisierungen<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin<br />

und Familienmedizin (DEGAM) erklärt<br />

Foto: mpix-foto – stock.adobe.com<br />

dies mit einer Überlagerung verschiedener<br />

Effekte: „Einerseits erleben wir ein Nachholen<br />

von Infekten und Immunisierungen,<br />

die durch die Kontaktbeschränkungen von<br />

2020 bis Anfang 2022 verhindert wurden.<br />

Es fiel also einiges an ‚Infekt-Training‘ aus“,<br />

so DEGAM-Präsident Professor Dr. Martin<br />

Scherer. „Andererseits ist inzwischen auch<br />

die Sensibilität dafür gestiegen, dass man<br />

mit Infekt potenziell immer andere anstecken<br />

kann. So kommen weniger Menschen<br />

noch hustend und schniefend an ihren Arbeitsplatz<br />

zurück. Generell empfiehlt das<br />

Robert Koch-Institut, bei Atemwegsinfekten<br />

drei bis fünf Tage zu Hause zu bleiben<br />

– und dafür braucht man eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.“<br />

Dunkelziffer geht zurück<br />

Allerdings hängt der Anstieg nach Sicht der<br />

DAK auch mit der elektronischen Meldung<br />

der Krankschreibungen (eAU) zusammen.<br />

Seit dem 1. Januar 20<strong>23</strong> kommen Krankmeldungen<br />

automatisch online von den<br />

Arztpraxen zu den Krankenkassen und gehen<br />

von dort aus auch direkt an die entsprechenden<br />

Arbeitgeber. Dass die elektronische<br />

eAU eine geringere Dunkelziffer garantiere<br />

und einen genaueren Blick auf den Krankenstand<br />

erlaube, hatte die DAK-Gesundheit<br />

bereits 2022 vorhergesagt. „Durch die<br />

neue eAU gehen weniger Kurzmeldungen<br />

verloren. Auch dadurch steigen die Zahlen“,<br />

erklärt Professor Scherer. W<br />

Monika Eiden<br />

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Aronia B-Komplex<br />

Er besteht zu 86% aus Aronia Direktsaft, zu 11% aus<br />

Sauerkirschsaftkonzentrat und zu 3% aus schwarzer Johannisbeere.<br />

B1 Thiamin trägt zu einer normalen<br />

Herzfunktion bei.<br />

B2 Riboflavin trägt zur Veringerung<br />

von Müdigkeit und Ermüdung bei.<br />

B6 Trägt zu einer normalen Funktion<br />

des Immunsystems bei.<br />

B12 Trägt zu einer normalen Funktion<br />

des Nervensystems bei.<br />

Eisen trägt zur normalen Bildung von<br />

roten Blutkörperchen und Hämoglobin bei.<br />

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| Macher & Märkte<br />

WASSERSTOFF IM<br />

ERFTSTÄDTER GASNETZ<br />

Der TÜV Rheinland, die Rheinische NETZGesellschaft und GVG Rhein-Erft führen Feldtest durch<br />

<strong>Die</strong> Zwischenbilanz der drei beteiligten Unternehmen zum Wasserstoff-Feldtest fällt<br />

dabei positiv aus. Seit Oktober testen TÜV Rheinland, der Energieversorger GVG<br />

Rhein-Erft und die Rheinische NETZgesellschaft (RNG) als regionaler Netzbetreiber<br />

in Erftstadt, wie sich die Beimischung von 20 Volumenprozent Wasserstoff im Gasnetz<br />

auswirkt. Fazit: <strong>Die</strong> angeschlossenen Gasverbrauchseinrichtungen liefen während<br />

des ersten, 6-monatigen Testzeitraums zu 100 Prozent störungsfrei.<br />

<strong>Die</strong> Bürgerinnen und Bürger sowie das angeschlossene<br />

Gewerbe konnten über die<br />

gesamte Heizperiode hinweg ihre Geräte<br />

wie gewohnt nutzen. <strong>Die</strong>se mussten für<br />

das veränderte Gasgemisch nicht umgestellt<br />

werden. Auch hatte die veränderte Zusammensetzung<br />

des Gasgemisches keine<br />

Auswirkungen auf die Dichtigkeit des Gasnetzes.<br />

Der Feldtest soll noch bis Ende Dezember<br />

andauern; insgesamt nehmen 100<br />

Haushalte aus den Stadtteilen Niederberg,<br />

Borr und Friesheim daran teil.<br />

„Bisher ist das deutsche Gasnetz nur für<br />

eine Beimischung von 10 Volumenprozent<br />

Wasserstoff zugelassen. Der aktuelle Test<br />

bestätigt: Sowohl das Gasnetz als auch die<br />

angeschlossenen Gasverbrauchseinrichtungen<br />

vertragen eine doppelt so hohe Beimischung<br />

an Wasserstoff“, erklärt Projektmanager<br />

Reiner Verbert von TÜV Rheinland.<br />

Weitere Besonderheit: Es ist deutschlandweit<br />

der erste Test dieser Art, der in einem<br />

L-Gasnetz durchgeführt wird. Weite Teile<br />

Westdeutschlands werden noch mit sogenanntem<br />

L-Gas versorgt, das sich in seiner<br />

Beschaffenheit und Herkunft von sogenanntem<br />

H-Gas unterscheidet.<br />

Störungsfreier Testlauf: <strong>Die</strong> Beimischung von 20 Volumenprozent<br />

Wasserstoff im Gasnetz verlief problemlos<br />

Repräsentative<br />

Ergebnisauswertung<br />

Foto: malp – stock.adobe.com<br />

Niederberg, Borr und das Gewerbegebiet<br />

Friesheim eignen sich besonders gut für einen<br />

Feldtest dieser Art. Der Grund: Das rund<br />

neun Kilometer lange Netz wurde erst 2007<br />

errichtet und ist damit technisch auf einem<br />

sehr modernen Stand. Mit seinen Hausanschluss-<br />

und Verteilleitungen lässt es sich<br />

zudem sehr gut überwachen. Sowohl Netztopologie<br />

als auch Gerätetechnik der Testhaushalte<br />

eignen sich besonders gut für eine repräsentative<br />

Ergebnisauswertung, die sich<br />

auf andere Gebiete übertragen lässt.<br />

„<strong>Die</strong> positive Zwischenbilanz des Feldtests<br />

ist eine gute Nachricht für die Energiewende“,<br />

ergänzt Reiner Verbert. „Denn das bestehende<br />

Erdgasnetz stellt einen idealen<br />

Speicher für klimaneutrale Gase dar. So<br />

könnte beispielsweise Grünstrom, der in<br />

wind- und sonnenreichen Zeiten aufgrund<br />

drohender Netzüberlastung bisher nicht ins<br />

Netz eingespeist wird, mittels Elektrolyse<br />

vermehrt in grünen Wasserstoff umgewandelt<br />

und im bestehenden Gasnetz eingespeichert<br />

werden.“ Im Fachjargon wird dies<br />

Power to Gas genannt. Allein in Deutschland<br />

gibt es 500.000 Kilometer Gasnetz.<br />

Neben dem Wind- und Fotovoltaik-Ausbau<br />

sowie Wärmepumpeninstallationen könnte<br />

mittels Power to Gas auch das bestehende<br />

Gasnetz einen erheblichen Beitrag zur<br />

Dekarbonisierung leisten. Bisher steht besonders<br />

die Stromerzeugung im Fokus der<br />

Energiewende. Dabei kann grüner Wasserstoff<br />

auch wesentlich zu einer Dekarbonisierung<br />

des Wärmebereichs beitragen. Um<br />

die technischen Möglichkeiten von Power<br />

to Gas weiter auszuloten, plant TÜV Rheinland<br />

aktuell, in geeigneten Gasnetzen eine<br />

Wasserstoffbeimischung von bis zu 30 Volumenprozent<br />

Wasserstoff zu testen.<br />

Schrittweise Erhöhung<br />

des Wasserstoffanteils<br />

<strong>Die</strong> Fachleute von TÜV Rheinland, der GVG<br />

Rhein-Erft und der RNG haben den Wasserstoff<br />

im Testgebiet in Erftstadt in mehreren<br />

Stufen beigemischt: Zunächst mischten<br />

sie dem Erdgas 10 Prozent Wasserstoff bei,<br />

nach vier Wochen erhöhten sie den Anteil<br />

schrittweise auf 15 Prozent und seit Oktober<br />

2022 läuft das Gasnetz mit 20 Prozent Wasserstoffbeimischung.<br />

„Im Vorfeld haben wir<br />

alle Gasverbrauchseinrichtungen im Testgebiet<br />

mit einem Prüfgas beaufschlagt, welches<br />

einen Anteil von <strong>23</strong> Volumenprozent<br />

Wasserstoff enthält. Dadurch haben wir die<br />

Eignung jedes einzelnen Gasgerätes im Projektgebiet<br />

sichergestellt“, erklärt Projektleiter<br />

Michael Thys (GVG). „Im weiteren Verlauf<br />

des Projektes wurden an ausgewählten<br />

Referenzgeräten Stichprobenmessungen<br />

durchgeführt, um die Verbrennungsgüte<br />

der Geräte direkt vor Ort zu beurteilen,<br />

je nach beigemischtem Wasserstoffanteil.<br />

Zudem sind bei ausgewählten Haushalten<br />

spezielle Messgeräte des Schweizer Unternehmens<br />

MEMS AG verbaut worden, über<br />

welche der Wasserstoffgehalt des Gasgemischs<br />

vor Ort beim Endkunden kontinuierlich<br />

überwacht werden kann“, ergänzt Felix<br />

Schönwald von der RNG und stellvertretender<br />

Projektleiter. W<br />

Heribert Eiden<br />

12 www.diewirtschaft-koeln.de


Macher & Märkte |<br />

BRANDSCHUTZ<br />

IN DER BOX<br />

Ausgezeichnete Sicherheit aus dem <strong>Köln</strong>er Norden<br />

<strong>Die</strong> Geschäftsleitung und Produktentwicklung bei der Preisübergabe (von links nach rechts):<br />

Lars Volkmer, Karl Zimmermann, Daniel Thissen, Anke Eickhoff und Marc Zimmermann.<br />

Der Brandschutzhersteller ZAPP-ZIMMERMANN hat mit seiner neu auf den Markt<br />

gebrachten Kombiabschottung ZZ® M60-S90 den Preis des Produkts des Jahres in der<br />

Kategorie Baulicher Brandschutz von FeuerTrutz, einer Marke von RM Rudolf Müller<br />

Medien, verliehen bekommen. Der Preis wurde am 15.06.20<strong>23</strong> im Rahmen einer<br />

Mitarbeiterveranstaltung von Nicole Lammerich aus der Redaktion des FeuerTrutz<br />

Fachmagazins übergeben.<br />

<strong>Die</strong> Freude in der Geschäftsführung ist<br />

groß: „<strong>Die</strong> Entwicklung des Systems bis<br />

zur Marktreife hat viel Zeit und Herzblut<br />

Foto: ZAPP-ZIMMERMANN GmbH<br />

in Anspruch genommen – umso mehr freuen<br />

wir uns, dass das System überzeugt und<br />

die Mühen von der Fachjury sowie den Leserinnen<br />

und Lesern des Fachmagazins honoriert<br />

wurden“, sagt Marc Zimmermann.<br />

Anke Eickhoff fügt hinzu: „Wir bedanken<br />

uns vor allem bei unseren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern für Ihren Einsatz und das<br />

Durchhaltevermögen, um dieses Produkt<br />

auf den Markt zu bringen.“<br />

Das neue System des Brandschutzexperten<br />

bietet Brandschutz in der Box für Massivwände<br />

und -decken sowie leichte Trennwände<br />

mit der Feuerwiderstandsklasse EI<br />

90. Es ist darüber hinaus bei Steigleitungen<br />

und Hohlböden, zum Beispiel unter Brandschutztüren,<br />

einsetzbar. Das bedarfsgerechte<br />

Produktprogramm ist auf die gängigen<br />

Abmessungen von Kabeltragsystemen ausgerichtet<br />

und bietet in 3- oder 4-seitiger Variante<br />

maximale Planungsflexibilität.<br />

Durch das vordefinierte Schottdesign ist<br />

das modulare Brandschutzboxsystem ideal<br />

für die frühe Gebäudeplanung und kann<br />

auch schon in der Rohbauphase eingesetzt<br />

werden. Auf der Baustelle gewährleistet<br />

die robuste Brandschutzauskleidung eine<br />

hohe Anwendungssicherheit bei der Ausführung<br />

mit wenigen Einbauregeln. Damit<br />

bietet ZAPP-ZIMMERMANN sowohl Planungs-<br />

und Architekturbüros als auch den<br />

ausführenden Gewerken auf der Baustelle<br />

eine flexible und sicher umsetzbare Brandschutzlösung<br />

an, die in wenigen Schritten<br />

realisierbar ist. W<br />

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| Macher & Märkte<br />

JUBILÄUM IM BAUTURM<br />

„Mit Pauken und Trompeten“ von Berthold Brecht startete das Theater im Bauturm vor 40 Jahren<br />

Das Theater im Bauturm an der Aachener Straße unweit des Rudolfplatzes<br />

Heute ist das Theater längst eine <strong>Köln</strong>er Kulturinstitution. <strong>Die</strong> sich in den vergangenen<br />

Jahren der Pandemie immer wieder neu erfinden musste, um überleben zu<br />

können. Ein Großteil der Mitarbeiter ist von der Krankheit verschont geblieben oder<br />

hatte, wenn überhaupt nur leichte Krankheitsverläufe.<br />

<strong>Die</strong> Coronanothilfen von Stadt und Land<br />

haben verhindert, dass man finanziell<br />

existenziell bedroht war. Und wenn es<br />

doch mal knapp wurde, halfen die mit dem<br />

Theater eng verbundenen Freunde des Bauturms<br />

mit finanzieller Unterstützung aus.<br />

Deshalb konnte man sich neu aufstellen,<br />

die Theaterarbeit in der Pandemie fortsetzen<br />

und neue Formate wie Livestreaming,<br />

Video-on-Demand sowie Doku- und Spielfilme<br />

produzieren, um das Gefühl zu bekommen,<br />

mit der Stadtgesellschaft weiterhin<br />

verbunden zu sein.<br />

Als der „Normalbetrieb“ wieder möglich<br />

war, wurde man fast buchstäblich vom<br />

Spielbetrieb überrollt, da durch die Pandemie<br />

nicht nur neue Formate, sondern auch<br />

neue Partnerschaften entstanden waren,<br />

die nun zum Normalbetrieb hinzugekommen<br />

sind. Es war nun wichtig, sich neu<br />

zu strukturieren und diese neue Vielfalt<br />

in bestehende Formate zu integrieren. Geholfen<br />

hat bis heute ein begleitendes Coaching,<br />

um den gemeinsamen Weg im Sinne<br />

des großen Denkens weiterzugehen.<br />

Foto: Alex Weis<br />

Kurzum: Das Theater hat sich neu aufgestellt.<br />

So wurde unter anderem der Grüngürtel<br />

als „Außenauftrittsfläche“ gefunden,<br />

man hat die Arbeit im Theater inhaltlich<br />

und künstlerisch weiterentwickelt und die<br />

Mitarbeiter haben sich umgestellt. Ein gutes<br />

Beispiel dafür: Der Ticketmann hat die<br />

Leerlaufzeit genutzt und sich für Film und<br />

Schnitt weiterqualifiziert.<br />

Es sind viele Personen von außen auf<br />

das Theater mit neuen Ideen zugekommen.<br />

Der Bauturm ist ein Ort, an dem Geschichten<br />

erzählt werden und neue Perspektiven<br />

entstehen, die Vorfreude auf das<br />

Experimentieren machen sollen. Der Chefdramaturg<br />

René Michael hat sich mit zwei<br />

Gastspielproduktionen der neuen Zeit gewidmet,<br />

das Jazztrio Autochrom mit großartigen<br />

prämierten Künstlern stellt ebenfalls<br />

musikalisch zeitgemäße Fragen und<br />

verarbeitet diese in ihren Aufführungen.<br />

Ein weiteres Beispiel für die neuen Inszenierungen<br />

ist die Aufführung der <strong>Köln</strong>er<br />

Opernsängerin Dalia Schächter, die bereits<br />

am Theater im Bauturm bekannt ist. Mit einer<br />

neuen Durchlässigkeit ihrer Stimme erfindet<br />

sie sich als Künstlerin neu und entwickelt<br />

gemeinsam mit dem jungen Pianisten<br />

Boaz Krauzer aus Tel Aviv eine wilde Revue<br />

mit Musik der jüdischen Diaspora.<br />

Viele Impulse sind an die Theatermacher<br />

von außen angetragen wurden, die sich nun<br />

in der neuen Spielzeit wiederfinden. Da ist<br />

nicht nur die Schauspielerin und Komödiantin<br />

Susanne Pätzold, die <strong>Köln</strong>erinnen aus<br />

den unterschiedlichsten Perspektiven der<br />

Historie beleuchtet und mit lustigen und<br />

bitterernsten Fragen konfrontiert. Da ist<br />

mit Bernd Schlenkrich auch der vielleicht<br />

einzige Geschäftsführer eines Theaters, der<br />

selbst Theater spielt.<br />

Jubiläumsfestakt<br />

im Oktober<br />

<strong>Die</strong> Jubiläumsfeierlichkeiten werden im<br />

Herbst mit der Premiere „Von Käfern und<br />

Menschen“ stattfinden. Der Festakt findet<br />

in drei Vorstellungen am 28. September von<br />

den Nachmittagsstunden bis zum Abend<br />

statt und wird nicht nur die vergangenen<br />

40 Jahre des Bauturms würdigen, sondern<br />

auch zukünftige Themen aufzeigen. Der<br />

Festakt ist mit einem Rechercheprojekt von<br />

Regisseurin Susanne Schmelcher verbunden,<br />

um die Geschichte des Bauturms nochmals<br />

intensiv zu beleuchten. Am 7. Oktober<br />

verleiht der Förderverein des Theaters in einem<br />

eigenen Festakt den Bauturm-Kunstpreis<br />

an den Schauspieler Markus John<br />

(Schauspielhaus Hamburg), der am Bauturm<br />

seit 2016 regelmäßig seinen Abend<br />

FOXI JUSSUF EDELTRAUD spielt.<br />

Dass die Pandemie Entwicklungen beschleunigt,<br />

ist sicherlich eine Erkenntnis,<br />

die in vielen Bereichen deutlich geworden<br />

ist. Der Bauturm ist ein schönes Beispiel,<br />

welche Rolle das Theater dabei spielen<br />

kann und wie interdisziplinär die Kultur gesellschaftliche<br />

Prozesse unterstützen kann.<br />

Auch wird erlebbar, welche Kraft und Kreativität<br />

aus der Kultur hervorgeht.<br />

Denn getreu dem Motto des Bauturms –<br />

vieles ist noch offen, viele neue Ideen sind<br />

ständig in Bewegung – führt vielleicht am<br />

Ende immer mal wieder der Weg an die Aachener<br />

Straße 24–26, um mit dem Ensemble<br />

zu feiern oder sich auf die vielen unterschiedlichen<br />

Formate einzulassen. W<br />

Heribert Eiden<br />

14 www.diewirtschaft-koeln.de


Macher & Märkte |<br />

ALDI PLANT „GRÜNE HÖFE“<br />

IN KÖLN-EHRENFELD<br />

Stadt <strong>Köln</strong> sieht darin Chance, städtebaulichen Missstand vor Ort zu beheben<br />

Foto: gehapromo – stock.adobe.com<br />

kommen, werden viele Fahrradstellplätze<br />

eingerichtet. Außerdem wird es eine Reparaturstation<br />

geben. Bei dem Projekt sollen<br />

auch ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt<br />

werden. <strong>Die</strong> Planer setzen hier auf<br />

umfangreiche Grünanlagen sowie eine insektenfreundliche<br />

Dachbegrünung. Auch<br />

Fotovoltaikanlagen sowie eine moderne<br />

Haustechnik mit Wärmerückgewinnung<br />

spielen bei der Planung eine große Rolle.<br />

Ebenso wie eine holzhybride Bauweise.<br />

Clubkultur ist nicht<br />

gefährdet<br />

<strong>Die</strong> Filiale von Aldi Süd in Ehrenfeld ähnelt noch dem oben abgebildeten<br />

Gebäude. <strong>Die</strong>s soll sich mit dem Projekt "Grüne Höfe" ändern<br />

Seit 1996 betreibt Aldi Süd in <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld eine klassische Filiale der Kette auf<br />

insgesamt rund 1.500 Quadratmeter. Nun plant der Discounter, den bestehenden<br />

Filialstandort umfangreich weiterzuentwickeln. Dabei sollen über 100 neue Wohnungen,<br />

auf fünf Gebäude verteilt, eine Kita sowie ein lokales Wohnprojekt vor Ort<br />

Platz finden.<br />

Laut Aldi haben sich die Rahmenbedingungen<br />

in puncto Kaufverhalten geändert. So<br />

würden Kunden häufiger in der Woche einkaufen<br />

und näher gelegene Geschäfte bevorzugen.<br />

Zudem kämen immer mehr Personen<br />

zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum<br />

Einkauf. Auch legten Kunden mehr Wert auf<br />

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.<br />

<strong>Die</strong> derzeitigen Verhältnisse vor Ort am Grünen<br />

Weg mit dem hohen Versiegelungsgrad<br />

würden dementsprechend, laut Unternehmen,<br />

„wie aus der Zeit gefallen“ wirken.<br />

Auf dem Grundstück mitten im lebendigen<br />

Stadtteil Ehrenfeld soll daher ein nutzungsgemischtes<br />

Projekt entstehen. Das Unternehmen<br />

hat das Architekturbüro Molestina<br />

Architekten und Stadtplaner damit beauftragt,<br />

ein entsprechendes Konzept zu entwickeln.<br />

Geplant ist ein Mix aus Wohnen,<br />

Arbeiten und Freizeitgestaltung, der sich<br />

positiv auf das Zusammenleben im Viertel<br />

auswirken soll. Dabei sollen im Erdgeschoss<br />

eine ALDI-SÜD-Filiale mit 1.400 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche Platz finden, ebenso<br />

wie ein Quartierscafé und eine Kindertagesstätte.<br />

Weiterhin könnten auf rund 6.500<br />

Quadratmeter bis zu 100 Wohneinheiten<br />

unterschiedlicher Größen entstehen. Hier<br />

könnten sowohl Familien als auch Singles<br />

und Senioren ein neues Heim finden.<br />

Auch alternative<br />

Wohnformen finden Platz<br />

Auch alternative Wohnformen stehen in der<br />

Diskussion. Hierzu wurden bereits Gespräche<br />

mit dem Mehrgenerationenprojekt „Unter<br />

einem Dach“ geführt. In einem der fünf<br />

Gebäude sollen etwa 27 Wohnungen von 35<br />

bis 120 Quadratmetern für das Projekt entstehen.<br />

Davon wird ein Teil Menschen mit<br />

Wohnberechtigungsschein zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Auch das Dach der Filiale spielt eine Rolle<br />

bei der Planung. So ist hier eine grüne Erschließungsebene<br />

für Wohnen, Büros oder<br />

auch <strong>Die</strong>nstleistungen im Gespräch. Für das<br />

Untergeschoss sehen die Planungen rund<br />

180 großzügig geplante Komfortstellplätze<br />

vor. Zudem soll es eine Mobilitätsstation<br />

mit Elektroladestationen geben. Hiervon<br />

sollen nicht nur Kunden des Discounters<br />

profitieren, sondern auch die Nachbarschaft.<br />

Für die, die lieber mit dem Fahrrad<br />

Ein weiterer Punkt bei der Planung des Projektes<br />

spielen die Musikclubs an der Lichtstraße.<br />

Laut Angaben der Stadt <strong>Köln</strong> befindet<br />

sich das Grundstück, auf welchem das<br />

Projekt „Grüne Höfe“ geplant ist, im Geltungsbereich<br />

eines Bebauungsplanes, der<br />

die dort vorhandene Clubkultur sichern soll.<br />

So soll Wohnen im direkten Umfeld eines<br />

Clubs eigentlich ausgeschlossen werden, da<br />

sich Clubkultur und Wohnungsnutzung in<br />

direkter Nachbarschaft zumeist nicht vertragen.<br />

In diesem Fall sieht die Stadt jedoch<br />

keine Probleme, da sich das Grundstück im<br />

Randbereich des Planes befindet. Im Gegenteil<br />

sieht die Stadt die Chance, den derzeitigen<br />

städtebaulichen Missstand vor Ort zu<br />

beheben, und empfiehlt somit die Anpassung<br />

des Bebauungsplans.<br />

Auch der Gutachter ADU cologne, Institut für<br />

Immissionsschutz, sieht aus der Erfahrung<br />

mit anderen Projekten in der Umgebung heraus<br />

keine Nutzungskonflikte mit den Musikclubs.<br />

Aldi plant im Gegenteil sogar, die<br />

lokale Musikszene durch die Einrichtung eines<br />

schallisolierten Probenraums für Musiker<br />

zu unterstützen.<br />

Was die Zeitplanung angeht, könnten die<br />

Baumaßnahmen innerhalb eines Jahres<br />

nach Eingang der Baugenehmigung starten.<br />

Für den Rückbau der vorhandenen Filiale<br />

sind drei Monate geplant. Anschließend<br />

soll innerhalb eines Jahres der Bau der neuen<br />

Filiale abgeschlossen werden. Wohnungen<br />

und Kita sollen nach insgesamt ca. zwei<br />

Jahren bezugsfertig sein. W<br />

Monika Eiden<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 15


| Branchen & Betriebe<br />

POLISMOBILITY MESSE 20<strong>23</strong><br />

Mittendrin in der Mobilitätswende<br />

Zum zweiten Mal fand die polisMOBILITY Messe – eine internationale Dialog- und<br />

Ausstellplattform für die Zukunft der Mobilität und des urbanen Lebens – vom 24.<br />

bis 26. Mai in den <strong>Köln</strong>er Messehallen statt. <strong>Die</strong> Schirmherrschaft übernahm wieder<br />

der Deutsche Städtetag. Das Konferenzprogramm mit Entscheidern aus der Branche<br />

zum Thema Mobilitätswende fand im selben Zeitraum statt. Das polisMOBILITY<br />

camp konnte man vom 26. bis 28. Mai in der <strong>Köln</strong>er Innenstadt rund um den Hohenzollernring<br />

erleben, wobei das bürgernahe Event Infos rund um das Thema direkt<br />

auf der Straße an den Mann und die Frau brachte.<br />

Messe, Konferenz und<br />

Camp-Event<br />

<strong>Die</strong> polisMOBILITY vereint drei Formate.<br />

<strong>Die</strong> polisMOBILITY expo ist, wie der Name<br />

schon sagt, das Messeformat, bei dem 160<br />

Aussteller und Partner ihre Anliegen in Halle<br />

1 der Messe präsentierten. Vor allem die<br />

öffentliche Hand, ob Energieversorger, Verkehrsverbünde<br />

oder die Politik, wurde hier<br />

angesprochen sowie Unternehmen, ob Städteplaner,<br />

Sharing-Anbieter, IT-<strong>Die</strong>nstleister<br />

oder mehr. Insbesondere waren deutsche<br />

und niederländische Aussteller vor Ort,<br />

aber auch tschechische, österreichische,<br />

französische oder belgische Unternehmen<br />

waren dort. <strong>Die</strong>ses Jahr fokussierte sich die<br />

Messe auf die Kommunen und deren Mobilitätsgestaltung.<br />

Dabei ging es vor allem um<br />

praxiserprobte Lösungsansätze und daraus<br />

resultierende Konzepte für die Zukunft,<br />

die man im Areal „cities + regions“ auf der<br />

Messe fand. Ein generelles Themenfeld auf<br />

der Messe waren der öffentliche Nahverkehr<br />

und Mobilitätsdienstleistungen. Ein<br />

Bundeskanzler Olaf Scholz und OB Reker auf dem<br />

Deutschen Städtetag 20<strong>23</strong>, Congress-Centrum Ost<br />

Schlüssel soll hier die Intermodalität sein,<br />

das heißt die Verbindung von bestehenden<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln mit innovativen<br />

Alternativen, die flexibel miteinander<br />

kombiniert werden können. So beispielsweise<br />

mietbare Elektroräder, die man ab einer<br />

ÖPNV-Haltestelle für einige Meter oder<br />

Kilometer der geplanten, individuellen<br />

Strecke verwenden kann und die man mit<br />

Apps auf dem Smartphone buchen kann.<br />

„Mobility as a Service“ (MaaS) oder On-Demand-Mobilität<br />

(Mobility-on-Demand, kurz<br />

MoD) von Sharing- und Pooling-Anbietern<br />

weisen zwar starkes Wachstum auf, fordern<br />

doch auch städtische Regulatorik und Planung.<br />

In vielen Städten ergänzen Wasserbusse,<br />

Seilbahnen oder Schwebebahnen<br />

das Angebot. Visionäre Konzepte erweitern<br />

das Spektrum sogar um Air- und Wassertaxis<br />

sowie Hyperloops. Spannend bleibt<br />

die Frage, welche Angebote und Lösungen<br />

künftig Marktrelevanz haben werden. Der<br />

„startupHub“ und der „startupPitch“ boten<br />

jungen Unternehmen auf der Messe eine<br />

Plattform, um ihre Impulse und Ideen<br />

vorzustellen. Hierbei wurden Preise an die<br />

Foto: Koelnmesse GmbH<br />

besten Gedanken verliehen. <strong>Die</strong> Gewinner<br />

des ersten „startupPitch“ sind me energy,<br />

Istmobil GmbH und RheinSharing. Dr.<br />

Olga Nevska, Geschäftsführerin Telekom<br />

Mobility Solutions, sagte dazu: „Start-ups<br />

geben der Mobilitätswende entscheidende<br />

Impulse. Ihre disruptiven Ideen bringen im<br />

besten Wortlaut Geschwindigkeit bei der<br />

Umsetzung innovativer Lösungen. Als Jurymitglied<br />

des Start-up-Pitches bei der polis-<br />

MOBILITY ist mir abermals deutlich geworden,<br />

wie sehr auch große Unternehmen wie<br />

die Telekom von der Kreativität der Startups<br />

profitieren können. <strong>Die</strong> jungen Unternehmen<br />

bringen Geschwindigkeit und Kreativität<br />

und die großen Unternehmen haben<br />

die Power, die Ideen an den Markt zu bringen.<br />

<strong>Die</strong> polisMOBILITY ist das ideale Event,<br />

beide Parteien zusammenzubringen.“ Ein<br />

weiteres Themenfeld auf der Messe war die<br />

„Letzte-Meile-Logistik“, wobei es hier auch<br />

um den Transport von Gütern geht. <strong>Die</strong>ser<br />

soll klimaschonend und nachhaltig gestaltet<br />

werden. Für eine zukunftsfähige Logistik<br />

auf der letzten Meile liegen die Lösungen<br />

weitgehend auf dem Tisch. Regionale<br />

und innerstädtische Mikro-Verteilzentren,<br />

von denen aus Zustellfahrzeuge mit alternativen<br />

Antrieben die letzte Meile zurücklegen<br />

– zunehmend auch autonom –, prägen<br />

die Zukunft. Schon heute gehören elektrische<br />

Fahrzeuge – ob Transporter oder Lastenrad<br />

– in vielen Städten zur Realität. Der<br />

modale Mix gewinnt auch hier immer mehr<br />

an Bedeutung: <strong>Die</strong> Auslieferungsdrohne<br />

ist ebenso als Lösung für nachhaltige Logistik<br />

vorstellbar wie der KEP-Transporter,<br />

der als mobiles Paketlager autonom seinem<br />

Fahrer auf dessen Tour durch die Innenstadt<br />

folgt. Auch folgende Themen fand<br />

man auf der polisMOBILITY: Lösungen für<br />

vernetzte Mobilität, Digitalisierung, innovative<br />

Ladekonzepte, Antriebstechnologien<br />

wie elektrifizierte Micro-Cars oder autonome<br />

People-Mover und emissionsfreie Fahrzeugkonzepte.<br />

Wer sich für die Zukunft der<br />

Mobilität interessiert, bekam hier also interessante<br />

Eindrücke von neuartigen Fahrzeugen<br />

vor Ort.<br />

An den großen Konferenztagen der polisMO-<br />

BILITY Conference Ende Mai haben mehr<br />

als 200 Redner aus Politik, Stadt- und Verkehrsplanung<br />

sowie Forschung und <strong>Wirtschaft</strong><br />

Fragen, Bedarfe, Herausforderungen<br />

und Lösungen im Zusammenhang mit der<br />

Mobilitätswende besprochen. <strong>Die</strong> Idee war,<br />

16 www.diewirtschaft-koeln.de


Branchen & Betriebe |<br />

konkrete Ansätze für Strategien und Umsetzungen an die Hand zu<br />

geben – ob an Kommunen oder die Privatwirtschaft. Ein Highlight<br />

des Konferenzprogramms war die Paneldiskussion zum Thema<br />

„Team up for Verkehrswende! Wie gelingt die Dekarbonisierung des<br />

Verkehrssektors?” eingeleitet durch politische Key Notes von Oliver<br />

Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen, sowie Henriette Reker, Oberbürgermeisterin<br />

der Stadt <strong>Köln</strong>. Reker sagte: „<strong>Die</strong> Mobilitätswende darf nicht nur in<br />

den Köpfen stattfinden, sie muss auch auf der Straße ankommen.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse der jüngsten repräsentativen Mobilitätsbefragung,<br />

die die Stadt <strong>Köln</strong> gerade veröffentlicht hat, zeigen, dass die <strong>Köln</strong>erinnen<br />

und <strong>Köln</strong>er diese Mobilitätswende bereits leben. Wir sind auf<br />

einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Das Ziel ist Klimaneutralität<br />

2035. Sowohl der Austausch mit den <strong>Köln</strong>erInnen und<br />

den <strong>Köln</strong>er Initiativen als auch auf der Dialogbühne des polisMOBI-<br />

LITY camps soll uns alle inspirieren und motivieren, nicht nachzulassen,<br />

sondern die Mobilitätswende konsequent voranzutreiben.“<br />

Das polisMOBILITY camp im Mai war ein interaktives Event, bei<br />

dem Bürger neue Mobilitätslösungen vor Ort am Hohenzollernring<br />

ausprobieren und in den Dialog mit Experten treten konnten. Denn<br />

die Ideen müssen nicht nur wegweisend sein, sondern sie müssen<br />

auch im Alltag von den meisten umgesetzt werden können. Darüber<br />

durfte diskutiert werden. Gerade auf dem viel befahrenen Hohenzollernring<br />

hat man urbane Mobilität gut vor Augen. Zwischen Rudolfplatz<br />

und Friesenplatz kamen Bauwagen zu dem Camp zusammen<br />

und die Straße wurde an dem Pfingstwochende für das Event gesperrt.<br />

Dort gab es u. a. einen Testparcours für verschiedene Zweiräder<br />

und begleitete Testfahrten in einem Elektrofahrzeug. Zehnminütige<br />

Audiowalks erzählten über bereits getroffene Maßnahmen<br />

– man konnte damit über die Ehrenstraße, die <strong>Köln</strong>er Ringe, den<br />

Friesenwall und die Deutzer Freiheit spazieren, zuhören und sich<br />

die umgesetzten Maßnahmen vor Ort anschauen. Im Stadtpavillon<br />

an der Ecke Hohenzollernring/Ehrenstraße stellten VerwaltungsmitarbeiterInnen<br />

den Mobilitätsplan der Stadt vor, der mehr Raum<br />

für den Fuß- und Radverkehr und mehr Aufenthaltsqualität in Geschäftsstraßen<br />

vorsieht. Auch hier waren Bürger explizit zum Dialog<br />

eingeladen. Bei den Bauwagen, den sogenannten „Inseln des<br />

Wandels“, waren auch zahlreiche engagierte zivilgesellschaftliche<br />

Initiativen dabei. Noch vor Ort diskutierten am Ende VertreterInnen<br />

lokaler Initiativen, von Verwaltung und Politik die Erkenntnisse<br />

von drei Tagen Bürgerdialog. Ein unterhaltendes Kulturprogramm<br />

sowie ein informierendes Bühnenprogramm fanden ergänzend<br />

statt. <strong>Die</strong> polisMOBILITY 20<strong>23</strong> verzeichnete insgesamt rund 5.000<br />

BesucherInnen an den drei Messetagen und anschließend 12.000<br />

BesucherInnen auf den Aktionsflächen in der <strong>Köln</strong>er Innenstadt.<br />

Pilotprojekt in <strong>Köln</strong><br />

Foto: Koelnmesse GmbH / Thomas Klerx<br />

vativer E-Mobilitätsprojekte in <strong>Köln</strong> – von der ersten öffentlichen<br />

Ladestation im Jahr 2010 über die Ladeinfrastruktur für die erste<br />

vollelektrische Buslinie und die Weiterentwicklung mit 2nd-Life-Speichertechnologie<br />

bis hin zum induktiven Laden für Taxis.<br />

Und nun testen wir als TankE gemeinsam mit Rheinmetall und der<br />

Stadt <strong>Köln</strong> eine weitere innovative Technologie und schaffen damit<br />

eine städtebaulich verträgliche Alternative für das Laden von Elektroautos<br />

im öffentlichen Straßenraum.“ Das induktive Laden von Taxen<br />

wurde am Hauptbahnhof ausprobiert. <strong>Die</strong> Ladepunkte an der<br />

Bordsteinkante sollen nun eine flexible, kosteneffiziente und platzsparende<br />

Lösung für frei zugängliche, öffentliche Ladepunkte für<br />

Elektroautos in der Stadt sein. TankE GmbH ist ein Unternehmen<br />

der RheinEnergie AG. W<br />

Impression der polisMOBILITY Messe 20<strong>23</strong><br />

Karoline Sielski<br />

In der so ausgerufenen Smart City Cologne werden diverse zukunftsweisende<br />

Pilotprojekte angegangen, um die Stadt effizienter, umweltfreundlicher<br />

und lebenswerter zu machen. Eines der Projekte<br />

schließt innovative Ladebordsteine ein – die Idee ist, den Autostrom<br />

an der Bordsteinkante zu laden. <strong>Die</strong> Messeteilnehmer TankE GmbH<br />

und Rheinmetall entwickeln hier. Im Sommer 20<strong>23</strong> werden hierzu<br />

in zwei <strong>Köln</strong>er Stadtgebieten Bordsteinkanten zur Probe bestückt,<br />

um zu schauen, ob sich die Ziele bewahrheiten. Dabei ist besonders<br />

die kurze Umsetzungszeit zu nennen – die Stadt <strong>Köln</strong> hat hier<br />

schnell in das Pilotprojekt eingewilligt. Was bereits alles in <strong>Köln</strong><br />

von TankE gemacht wurde, wird in einer Aussage von Jörn Hansen,<br />

Leiter der Unternehmensentwicklung von TankE GmbH, deutlich:<br />

„Das Pilotprojekt ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung inno-<br />

Vertragswerkstatt für BMW - MINI - Hyundai<br />

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| Branchen & Betriebe<br />

GUTE BILANZ AUS<br />

DEM NETBÜDCHEN<br />

Jahresbilanz 2022: NetCologne Gruppe verbessert Ergebnis und investiert weiter in Glasfaser<br />

Das NetBüdchen des <strong>Köln</strong>er Kommunikationsdienstleisters NetCologne befindet sich<br />

in der Richmodstraße inmitten der <strong>Köln</strong>er City. Im vorderen Teil können sich Kunden<br />

und Interessierte über die Produkte informieren. Im hinteren Teil ist Platz genug,<br />

um im gediegenen Rahmen etwa die jährliche Bilanzpressekonferenz abzuhalten.<br />

Dann mutiert das NetBüdchen quasi zum NettBüdchen. <strong>Die</strong> vorgelegten Zahlen<br />

jedenfalls sorgten für gute Stimmung.<br />

<strong>Die</strong> NetCologne Gruppe, zu der die NetCologne<br />

GmbH, NetCologne ITS, NetAachen<br />

und seit diesem Jahr die NetDüsseldorf<br />

gehören, zeigt im Jahr 2022 stabile Erträge<br />

und Wachstum. Mit 22,9 Millionen Euro<br />

wuchs das Ergebnis vor Steuern und vor<br />

außerordentlichem Ergebnis um 8 Prozent<br />

(2021: 21,2 Millionen Euro). Beim Umsatz<br />

konnte die NetCologne Gruppe 2,7 Millionen<br />

Euro zulegen und erhöhte diesen auf<br />

320,7 Millionen Euro (2021: 318 Millionen<br />

Euro). <strong>Die</strong> Gesamtzahl der Kundenanschlüsse<br />

stieg ebenfalls leicht auf 462.000<br />

(2021: 458.000). Das bereits dichte Glasfasernetz<br />

von NetCologne wurde nochmals<br />

650 Kilometer ausgebaut auf jetzt 29.500<br />

Kilometer Gesamtlänge.<br />

Rund 640.000 Haushalte<br />

verfügen über<br />

Glasfaseranschlüsse<br />

Im Geschäftsjahr 2022 investierte die Net-<br />

Cologne Gruppe 55,7 Millionen Euro in Netzausbau<br />

und Sachgüter. Das sind rund <strong>23</strong><br />

Stabile Erträge und weiteres Wachstum verkündete<br />

NetCologne auf der Bilanzpressekonferenz<br />

Prozent mehr als im Vorjahr (2021: 45,3 Millionen<br />

Euro). Durch den Ausbau der digitalen<br />

Infrastruktur können inzwischen rund<br />

640.000 Haushalte mit Glasfaseranschlüssen<br />

versorgt werden. Mit den erhöhten Investitionen<br />

begegnet NetCologne auch dem<br />

zunehmenden Wettbewerbsdruck. Denn<br />

Wettbewerber und ausländische Geldgeber<br />

investieren zunehmend in die Glasfaserinfrastruktur<br />

in Deutschland. Gleichzeitig ist<br />

das Betreiben digitaler Infrastruktur energieintensiv<br />

und damit teurer geworden.<br />

„<strong>Die</strong> stark gestiegenen Energiepreise<br />

und der zunehmende Wettbewerb schaffen<br />

ein sehr herausforderndes Marktumfeld<br />

für NetCologne. Dennoch konnten<br />

wir im vergangenen Jahr erneut Umsatz<br />

und Ergebnis steigern. Gleichzeitig müssen<br />

wir mehr in die digitale Infrastruktur<br />

der Stadt investieren, um zukunftsfähig<br />

zu bleiben. Mit dem derzeit angestoßenen<br />

Ausbau unseres Glasfasernetzes erreichen<br />

wir bis Ende 2024 rund 80 Prozent<br />

der Bürgerinnen und Bürger in <strong>Köln</strong>“,<br />

sagt Dr. Claus van der Velden, Kaufmännischer<br />

Geschäftsführer der NetCologne.<br />

Foto: NetCologne / Marius Becker<br />

Knapp 30.000 Kilometer<br />

Glasfaser sind<br />

in <strong>Köln</strong> verlegt<br />

Und der Markt wächst weiter rasant. Jedes<br />

Jahr steigert NetCologne seine Ergebnisse<br />

deutlich. „Mit dem Aufbau eines leistungsfähigen<br />

Glasfasernetzes haben wir<br />

erst im Jahr 2006 begonnen, also eigentlich<br />

viel zu spät“, blickt Timo von Lepel<br />

zurück. Jetzt gibt NetCologne Gas, um die<br />

Stadt und die Region für die digitale Zukunft<br />

stark zu machen. Über den Stand der<br />

Dinge in Sachen Glasfaser können sich die<br />

Bürger auch im Internet informieren. Net-<br />

Cologne hat für jeden <strong>Köln</strong>er Stadtteil, für<br />

jeden Ort im Umland aufgelistet, wie weit<br />

die Anbindung ans schnelle Netz vorangeschritten<br />

ist.<br />

Für Bürger, Unternehmen und Verwaltung<br />

gewinnt die digitale Daseinsvorsorge an<br />

Bedeutung. Jedes Jahr kommen neue Internet-Services<br />

und Anwendungen dazu, der<br />

Online-Handel wächst, mehr Menschen arbeiten<br />

im Homeoffice und neue Streamingdienste<br />

bieten hochauflösendes Fernsehen<br />

an. <strong>Die</strong> zunehmende Digitalisierung der<br />

Unternehmen braucht ein ebenso stabiles<br />

wie leistungsfähiges Internet. Auch für die<br />

Anwendung künstlicher Intelligenz wird<br />

in Zukunft mehr Datenvolumen benötigt.<br />

So steigt jedes Jahr die Menge der Daten,<br />

die über das Internet versendet werden,<br />

stark an. Zukunftsfähige Glasfaser bietet<br />

die dafür notwendigen Bandbreiten und<br />

Geschwindigkeiten.<br />

Digitale Daseinsvorsorge<br />

ist unverzichtbar<br />

„Ob Homeoffice, E-Learning oder Online-Handel:<br />

Schnelles und zuverlässiges<br />

Internet ist zu einem unverzichtbaren<br />

Bestandteil der digitalen Daseinsvorsorge<br />

geworden – so wie Strom, Wasser und<br />

Straßenbau. Dafür bauen wir mit unserem<br />

leistungsfähigen Glasfasernetz die digitalen<br />

Lebensadern der Stadt und in der Region“,<br />

sagt Timo von Lepel, Geschäftsführer<br />

der NetCologne.<br />

18 www.diewirtschaft-koeln.de


Branchen & Betriebe |<br />

Zahlen eines ereignisreichen Jahres verkündete Dr. Claus van<br />

der Velden, Kaufmännischer Geschäftsführer der NetCologne<br />

Seit knapp 30 Jahren baut NetCologne das<br />

Netz für <strong>Köln</strong> und in der Region aus und<br />

sichert so die digitale Daseinsvorsorge. In<br />

Erwartung der steigenden Datenmenge hat<br />

NetCologne früh auch private Haushalte<br />

mit Glasfaser angeschlossen. Dafür wurden<br />

jährlich zweistellige Millionenbeträge<br />

investiert. Heute ist <strong>Köln</strong> Glasfaserhauptstadt<br />

und im Smart-City-Ranking des Beratungsunternehmens<br />

Haselhorst auf Platz<br />

3. Mit einem der dichtesten Glasfasernetze<br />

in Deutschland werden heute rund 75<br />

Prozent der <strong>Köln</strong>er erreicht. An über 2.000<br />

Hotspots bietet NetCologne kostenfreies<br />

WLAN in der Stadt. Alle 275 Schulen in<br />

<strong>Köln</strong> wurden von NetCologne an ihr Glasfasernetz<br />

angeschlossen und der Digitalisierungsgrad<br />

sowie die Support-Leistungen<br />

im Auftrag der Stadt deutlich ausgeweitet.<br />

Gerade das Thema Schulen liegt Timo von<br />

Lepel besonders am Herzen. „Wir stehen in<br />

der Pflicht, unsere Kinder auf das Leben<br />

in der digitalen Welt optimal vorzubereiten“,<br />

so von Lepel. Der in diesem Zusammenhang<br />

auch auf den von NetCologne<br />

initiierten Schulmedienraum verweist, in<br />

dem Lehrer digitale Lernkonzepte erstellen<br />

können.<br />

NetCologne-Gewinne<br />

fließen ins Stadtsäckel<br />

Als städtisches Unternehmen hat NetCologne<br />

beim Ausbau und bei der Sicherung der<br />

digitalen Infrastruktur die gesamte Stadtentwicklung<br />

im Blick. Dafür kooperiert der<br />

Telekommunikationsdienstleister mit städtischen<br />

Unternehmen, entwickelt Smart-City-Lösungen<br />

und unterstützt die Stadt bei<br />

ihren Klimazielen. NetCologne verfolgt das<br />

Open-Access-Prinzip und stellt Wettbewerbern<br />

das eigene Glasfasernetz zu fairen Bedingungen<br />

zur Verfügung. Dadurch wird<br />

der Bau einer nicht nachhaltigen doppelten<br />

Infrastruktur vermeidbar. Seit Bestehen liefert<br />

NetCologne Gewinne an die Stadt ab und<br />

trägt positiv zum Gesamtergebnis der SWK<br />

bei. Dr. Claus van der Velden: „NetCologne<br />

ist für die <strong>Köln</strong>er Stadtwerke ein wichtiger<br />

Nettozahler. Während wir die Stadtentwicklung<br />

als Ganzes im Blick haben, agieren wir<br />

gleichzeitig effizienz- und kostenorientiert.“<br />

Und das nach dem Motto „Es gibt nichts Gutes<br />

außer man tut es“, wie es Timo von Lepel<br />

umschreibt. Bereits im Jahr 2006 begann<br />

NetCologne mit dem Ausbau des Glasfasernetzes.<br />

Heute sind über 75 Prozent der <strong>Köln</strong>er<br />

Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser<br />

versorgt. Jetzt gilt es, die Aorta der<br />

Digitalisierung in den kommenden Jahren<br />

an die 100-Prozent-Marke zu bringen. Denn<br />

ein sehr gut ausgebautes Glasfasernetz ist<br />

ein gutes Argument, Unternehmen, die einen<br />

neuen Standort suchen, <strong>Köln</strong> schmackhaft<br />

zu machen.<br />

Foto: NetCologne / Constantin Ehrchen<br />

"Digitale Daseinsvorsorge ist der Schlüssel für die Stadtentwicklung",<br />

so NetCologne-Geschäftsführer Timo von Lepel<br />

Kooperation<br />

mit verlässlichen<br />

Partnern<br />

Dabei ist NetCologne auch im Umland aktiv.<br />

In Bonn, Leverkusen, Dormagen und<br />

dem Rhein-Erft-Kreis sowie in Düsseldorf<br />

sind die <strong>Köln</strong>er engagiert. Der rasante Anstieg<br />

der Datenmengen, der in den kommenden<br />

Jahren stattfinden wird, kann<br />

durch Kooperationen mit Partnern aufgefangen<br />

werden. <strong>Die</strong> digitale Daseinsvorsorge<br />

sieht man bei NetCologne als<br />

Schlüssel für die Stadtentwicklung.<br />

Nach dem IoT-Funknetz LoRaWAN für die<br />

Anwendung von Smart-City-Lösungen<br />

baut NetCologne ab 20<strong>23</strong> auch die kritische<br />

Infrastruktur für <strong>Köln</strong> und die Region<br />

aus. Im Krisenfall ermöglicht künftig<br />

das LTE-450-MHz-Funknetz die Kommunikation<br />

von Behörden, Polizei oder Feuerwehr<br />

sowie die Steuerung der Energienetze<br />

für bis zu 72 Stunden ohne Strom.<br />

Bis 2035 will die Stadt <strong>Köln</strong> klimaneutral<br />

werden. Dazu trägt NetCologne mit dem<br />

Bau des ersten nachhaltigen Rechenzentrums<br />

ab Herbst 20<strong>23</strong> in <strong>Köln</strong> bei.<br />

„Das Handling wachsender Datenmengen<br />

einerseits und das Ziel, CO 2<br />

zu reduzieren,<br />

andererseits stehen grundsätzlich<br />

im Widerspruch. Mit unserem neuen Rechenzentrum<br />

werden wir aber im Sinne<br />

der Nachhaltigkeit künftig Energie noch<br />

effizienter nutzen. Soweit wir diese Energie<br />

nicht selbst CO 2<br />

-neutral produzieren,<br />

kaufen wir sie aus erneuerbaren Quellen<br />

hinzu“, sagt Timo von Lepel. NetCologne<br />

selbst ist seit 2022 CO 2<br />

-neutral. W<br />

Heribert Eiden<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 19<br />

Foto: NetCologne / Constantin Ehrchen


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KÖLNER ARBEITS-<br />

MARKTDATEN 2022<br />

Trotz Krisen konnte der <strong>Köln</strong>er Arbeitsmarkt einen Beschäftigungsrekord verzeichnen<br />

<strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> hat die Auswertung der <strong>Köln</strong>er Arbeitsmarktdaten für das Jahr 2022<br />

vorgelegt. Den Zahlen ist zu entnehmen, dass sich der Arbeitsmarkt in <strong>Köln</strong> im Vorjahr<br />

größtenteils von den negativen Auswirkungen der Coronapandemie erholt hat.<br />

Wie auch schon 2021 entwickelten sich die Beschäftigungs- sowie Arbeitslosenzahlen<br />

weiterhin positiv. <strong>Die</strong> jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote sank im Jahr 2022<br />

von 9,3 auf 8,6 Prozent. Als Grundlage für die Auswertung dienten die Statistiken<br />

der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Bereits zur Jahresmitte 2021 hatte die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

in <strong>Köln</strong> wieder das Niveau von vor der Coronakrise<br />

erreicht. Im vergangenen Jahr ist<br />

sie weiter gestiegen: Mitte des Jahres 2022<br />

standen bereits 15.200 mehr Arbeitsplätze,<br />

insgesamt 606.600, als im Vorjahr zur<br />

Verfügung. <strong>Die</strong>s entspricht einem Plus von<br />

2,6 Prozent. Ende September 2022 konnte<br />

dann mit 613.500 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten ein neuer Beschäftigungsrekord<br />

erreicht werden.<br />

Deutliche Steigerung<br />

im <strong>Die</strong>nstleistungssektor<br />

Vor allem im <strong>Die</strong>nstleistungssektor erhöhte<br />

sich die Zahl der Arbeitsplätze deutlich.<br />

So gab es im Bereich „Verwaltung und Führung<br />

von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung“<br />

einen Anstieg von<br />

11,3 Prozent, was 3.200 Arbeitsplätzen<br />

Der <strong>Köln</strong>er Arbeitsmarkt hat sich im Jahr 2022 größtenteils<br />

von den negativen Folgen der Coronapandemie erholt<br />

entspricht. Auch die Gastronomie konnte<br />

ein Plus von 14,3 Prozent oder 2.000 Stellen<br />

vermelden. Ebenfalls einen Anstieg<br />

verzeichnete der Sektor <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

der Informationstechnologie. Hier gab es<br />

1.900 oder 7,3 Prozent mehr Stellen. Und<br />

im Gesundheits- und Sozialwesen gab es<br />

einen Anstieg von 1.700 Stellen. Das entspricht<br />

einem Plus von 2,2 Prozent. Auch<br />

das Baugewerbe innerhalb des Produktionssektors<br />

erreichte mit 1.500 Stellen oder<br />

8,8 Prozent eine deutliche Steigerung.<br />

Arbeitslosigkeit<br />

deutlich rückläufig<br />

Foto: nmann77 – stock.adobe.com<br />

Was die Arbeitslosigkeit in <strong>Köln</strong> angeht,<br />

hatte diese im Jahr 2021 noch zugenommen.<br />

Im Jahresdurchschnitt 2022 ist sie<br />

jedoch wieder deutlich zurückgegangen.<br />

So sank die Zahl der Arbeitslosen gegenüber<br />

2021 merklich um rund 4.500 Personen<br />

auf 52.000. Das ist ein Anstieg von 8<br />

Prozent. <strong>Die</strong> jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote<br />

sank damit von 9,3 auf 8,6<br />

Prozent. <strong>Die</strong> Zahl der ausschließlich geringfügig<br />

Beschäftigten in <strong>Köln</strong> hat allerdings<br />

mit 0,8 Prozent leicht zugenommen.<br />

Noch mehr zugenommen hat die Zahl der<br />

Personen, die eine geringfügig entlohnte<br />

Beschäftigung als Nebenjob zusätzlich zu<br />

ihrer Hauptbeschäftigung ausüben. Hier<br />

beträgt der Anstieg sogar 7,8 Prozent, was<br />

3.700 Personen entspricht.<br />

Während die Arbeitslosenquote zurückgegangen<br />

ist, ist die Zahl der offenen Stellen<br />

leicht gestiegen. So standen im Jahr 2022<br />

18.000 offene Stellen in <strong>Köln</strong> zur Verfügung.<br />

Das sind 360 mehr als noch im Jahr<br />

2021 und entspricht einer Steigerung von<br />

zwei Prozent.<br />

Kurzarbeit aufgrund<br />

Pandemie geht zurück<br />

<strong>Die</strong> Kurzarbeit, bezogen auf die Pandemieentwicklung,<br />

ging im Vorjahr weiter zurück.<br />

Aufgrund der durch den Krieg in der<br />

Ukraine ausgelösten Probleme bei der Produktion<br />

und der Lieferengpässe wirkt die<br />

Kurzarbeit jedoch weiterhin stabilisierend.<br />

<strong>Die</strong>s gilt vor allem für die Industrie, wo beispielsweise<br />

im Maschinenbau 11,4 Prozent<br />

der Arbeitsplätze abgebaut wurden und so<br />

rund 800 Mitarbeiter ihre Jobs verloren.<br />

Auf das gesamte Jahr 2022 betrachtet, wurden<br />

in <strong>Köln</strong> 1.<strong>23</strong>5 neue Anträge für 15.562<br />

Arbeitnehmer auf Kurzarbeitergeld gestellt.<br />

2021 stellten <strong>Köln</strong>er Unternehmen<br />

noch 3.<strong>23</strong>1 Anträge für 45.077 Beschäftigte<br />

auf Kurzarbeitergeld. Das ist ein deutlicher<br />

Rückgang von fünf auf drei Prozent<br />

aller Arbeitnehmer.<br />

Zu den Zahlen äußerte sich Andree Haack,<br />

Beigeordneter für Stadtentwicklung, <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

Digitalisierung und Regionales der<br />

Stadt <strong>Köln</strong>, wie folgt: „<strong>Die</strong> jetzt vorgelegten<br />

Zahlen zeigen deutlich, dass <strong>Köln</strong><br />

nicht nur ein attraktiver, sondern auch<br />

ein resilienter <strong>Wirtschaft</strong>sstandort ist, der<br />

auch aus längeren Krisen gestärkt hervorgehen<br />

kann.“ W<br />

Monika Eiden<br />

20 www.diewirtschaft-koeln.de


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SYMPOSIUM 100 PROZENT<br />

TEILZEIT IN KÖLN<br />

Ein Nachbericht zur Veranstaltung am 10. März 20<strong>23</strong> in <strong>Köln</strong><br />

Im Mittelpunkt des Symposiums 100 Prozent Teilzeit standen innovative Arbeitszeitmodelle zur Fachkräftesicherung<br />

Foto: Competentia Region <strong>Köln</strong>/M.Nonnenmacher<br />

Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Region <strong>Köln</strong> und das Amt für Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern der Stadt <strong>Köln</strong> hatten am 10. März 20<strong>23</strong> zum ersten Symposium<br />

zum Thema Teilzeit eingeladen. Dazu erschienen über 150 Interessierte. Unter<br />

den Teilnehmenden waren auch Vertreter aus <strong>Wirtschaft</strong>, Politik, Wissenschaft, Verwaltung<br />

sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung<br />

standen innovative Arbeitszeitmodelle zur Fachkräftesicherung.<br />

<strong>Die</strong> Stadtkämmerin der Stadt <strong>Köln</strong>, Prof.<br />

Dr. Dörte <strong>Die</strong>mert, eröffnete die Veranstaltung<br />

nach der Begrüßung durch die Moderatorin<br />

Prasanna Oommen und überbrachte<br />

zudem ein digitales Grußwort der Oberbürgermeisterin<br />

Henriette Reker. In ihrer Ansprache<br />

betonte sie, dass es sich kein Arbeitgeber<br />

mehr leisten könne, auf flexible<br />

Arbeitszeitmodelle zu verzichten. Um Beruf<br />

und Privatleben gut vereinbaren zu können,<br />

würden sich Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer heutzutage gut überlegen,<br />

wo sie arbeiten. Teilzeitangebote seien dabei<br />

ein wichtiger Faktor, denn Teilzeitkräfte<br />

würden eine wertvolle Ressource für die<br />

Arbeitgeber darstellen. Außerdem betonte<br />

sie, dass eine Teilzeit-Tätigkeit der Karriere<br />

nicht entgegenstehen dürfe. Sie ermutigte<br />

alle Teilnehmende, die Teilzeit-Beschäftigung<br />

als Chance zur Bekämpfung des Mangels<br />

an Fachkräften zu sehen.<br />

<strong>Die</strong> Arbeitswelt muss sich<br />

an die Menschen anpassen<br />

Im Anschluss plädierte Nina Straßner, Global<br />

Head of People Initiatives @ SAP SE und<br />

Fachanwältin für Arbeitsrecht, in ihrer Rede<br />

für einen Perspektivwechsel in der Arbeitswelt:<br />

„<strong>Die</strong> Vollzeitsache funktioniert<br />

nicht, sie hat noch nie funktioniert und sie<br />

wird auch nicht funktionieren, auch nicht<br />

mit mehr Kita-Plätzen und mehr Geld. Eine<br />

40-Stunden-Woche mit Familie geht nicht,<br />

irgendwer zahlt immer drauf.“ Sie forderte:<br />

„Wir müssen Lösungen finden, die alle<br />

Menschen in ihrem individuellen familiären<br />

Beziehungsgeflecht sehen. Es gibt einen<br />

großen Bedarf, dass der Arbeitsplatz das<br />

aushält und nicht mehr nur das Individuum.<br />

<strong>Die</strong> Arbeitszeit muss sich an meiner Lebenssituation<br />

orientieren.“ Auch müsse die<br />

Frage nach den Kosten anders lauten, nämlich:<br />

„Was kostet es uns, wenn wir nichts<br />

ändern?“<br />

Dass sich die Arbeitswelt ändern muss,<br />

machte auch die anschließende Podiumsdiskussion<br />

klar. So hob Kim Bauer, Geschäftsführerin<br />

der Netempire Software<br />

GmbH in Rösrath und Vertreterin der IHK,<br />

die Rolle von Führungskräften hervor,<br />

die, wenn sie selbst in Teilzeit gehen würden,<br />

andere Führungskräfte dazu ermutigen<br />

könnten, dieses auch zu wagen. Statt<br />

weiterhin auf eine Zeitmess- und Präsenzkultur<br />

zu setzen, plädierte Johannes Klapper,<br />

Geschäftsführung der Agentur für Arbeit<br />

<strong>Köln</strong>, dafür, mit jedem Einzelnen zu<br />

verhandeln, um herauszufinden, was dieser<br />

zu leisten bereit sei. Auch Teilzeitmöglichkeiten<br />

für ältere Arbeitnehmer brachte<br />

er ins Gespräch. Unternehmensberater Robert<br />

Franken befürwortete, die Systeme in<br />

der Arbeitswelt an die Menschen anzupassen<br />

und nicht umgekehrt. Und auch Prof.<br />

Dr. Anja Karlshaus, Präsidentin der Cologne<br />

Business School, vertrat die Meinung,<br />

die Menschen ins Zentrum der Arbeitswelt<br />

zu stellen. Außerdem wies sie darauf hin,<br />

bei der Konzeption von Arbeitszeitmodellen<br />

die Lebensphasenorientierung im Blick zu<br />

behalten.<br />

<strong>Köln</strong> als positives Beispiel<br />

für andere Städte<br />

Für den unterhaltsamen Teil der Veranstaltung<br />

sorgte im Anschluss das Improvisationstheater<br />

„Freestyle Comedy“ mit kleinen<br />

Mitmachaktionen. Danach verknüpften<br />

Vera Passý und Gilly Alfeo in zwei Spielszenen<br />

prägnante Sätze aus dem anfänglichen<br />

Grußwort, den Reden und der Diskussion<br />

auf dem Podium und stellten damit einen<br />

Bezug zum Thema Teilzeit her. Das Publikum<br />

honorierte dies mit viel Gelächter und<br />

Applaus.<br />

In vier anschließenden Workshops konnten<br />

die Teilnehmenden das Thema weiter erörtern<br />

und diskutieren. Als Resümee zogen<br />

Bettina Mötting und Agnes Wojtacki als Veranstalterinnen<br />

eine positive Bilanz. Besonders<br />

betonte Bettina Mötting die Rolle der<br />

Stadt <strong>Köln</strong>, die als erste Stadt ein Symposium<br />

zum Thema Teilzeit organisiert hat. Sie<br />

hofft, dass dies auch als positives Signal bei<br />

anderen Städten ankommt. W<br />

Monika Eiden<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 21


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TESTAMENTSVOLLSTRECKUNG<br />

MIT HERZ UND HIRN<br />

Sich frühzeitig um den Nachlass zu kümmern, vermeidet<br />

Unklarheiten und bewahrt den Frieden unter den Erben<br />

Foto: ??? Jeanette – stock.adobe.com<br />

<strong>Die</strong>tl – stock.adobe.com<br />

Testamentsvollstrecker. Das Problem ist,<br />

dass diese die genauen Vermögensverhältnisse<br />

oft nur unzureichend kennen oder<br />

keine Erfahrung in Nachlassangelegenheiten<br />

haben und zudem mit dem Vermögensinhaber<br />

altern. Es ist also kein Wunder,<br />

wenn sie sich überfordert fühlen oder sich<br />

gegenüber den Erben in einer persönlich<br />

heiklen Situation sehen. So kommt es dann<br />

regelmäßig zur Ausschlagung des Amtes<br />

durch die sorgfältig ausgewählte Vertrauensperson.<br />

In solchen Fällen ist es daher<br />

ratsamer, einen Akteur zu betrauen, der den<br />

letzten Willen des Erblassers ebenso kenntnisreich<br />

wie gewissenhaft umsetzen kann.<br />

Eine Möglichkeit dafür, die in der Diskussion<br />

mehr Beachtung verdient, ist die Beauftragung<br />

eines vertrauenswürdigen, eventuell<br />

bereits seit vielen Jahren vertrauten<br />

Vermögensverwalters. Indem dieser die Expertise<br />

eines professionellen Vermögensspezialisten<br />

mit der eines qualifizierten<br />

Testamentsvollstreckers vereint, bietet er<br />

die besten Voraussetzungen für eine reibungslose<br />

Übertragung eines Vermögens<br />

auf die nächste Generation. Der Vermögensverwalter<br />

B&K Vermögen hat sich aus ebendiesem<br />

Grund schon früh dazu entschieden,<br />

Nachlassplanung und Testamentsvollstreckung<br />

als eigenständiges Beratungsangebot<br />

für seine Kunden anzubieten. Im Rahmen<br />

der Testamentsvollstreckung ordnen<br />

die Experten insbesondere den Nachlass,<br />

regeln eventuelle Verbindlichkeiten, kümmern<br />

sich um die Erbschaftsteuererklärung<br />

und verteilen schließlich das Erbe<br />

exakt nach den Vorgaben im Testament.<br />

Einfühlungsvermögen<br />

benötigt<br />

In Deutschland wird jedes Jahr Vermögen im Wert von schätzungsweise 200 bis 400<br />

Milliarden Euro vererbt oder verschenkt. Nach einer Studie des Deutschen Instituts<br />

für Altersvorsorge gehen allein zwischen 2015 und 2024 insgesamt rund 3,1 Billionen<br />

Euro auf die nächste Generation über. Etwas mehr als 1,4 Billionen Euro davon<br />

in Form von Barvermögen und Wertpapieren, knapp 1,3 Billionen Euro in Form von<br />

Immobilien.<br />

Wer Vermögen zu vererben hat, kommt<br />

nicht umhin, sich besser früher als später<br />

Gedanken über dieses sensible und anspruchsvolle<br />

Thema zu machen. Nicht<br />

allein um des eigenen Seelenfriedens willen,<br />

sondern auch des Friedens unter den<br />

Erben. Eine frühzeitige Planung ist daher<br />

mehr als empfohlen, um Unklarheiten<br />

und mögliche Konflikte von Anfang an zu<br />

vermeiden. „Der letzte Wille“, so heißt das<br />

Testament umgangssprachlich, scheint<br />

allerdings das komplexeste und schwierigste<br />

Schriftstück zu sein, das wir in unserem<br />

Leben auf Papier bringen. Daher versuchen<br />

es die einen leider gar nicht erst, die<br />

anderen mithilfe Dritter. Nicht selten wird<br />

in dem Zusammenhang ein Testamentsvollstrecker<br />

eingesetzt.<br />

Nachlassplanung und<br />

Testamentsvollstreckung in<br />

einer Hand<br />

Manche Vermögende bestimmen enge<br />

Freunde oder nahe Angehörige zu ihrem<br />

Um den späteren Erben viel Kummer und Schmerz zu ersparen,<br />

ist es ratsam, seinen Nachlass bereits zu Lebzeiten zu regeln<br />

Das Unternehmen legt bei der Nachfolgeplanung<br />

auch größten Wert darauf, den Erblasser<br />

und die einzubeziehenden Familienangehörigen<br />

von Anfang behutsam an die mit<br />

einer Nachfolgeplanung verbundenen Herausforderungen<br />

heranzuführen und ihnen<br />

bei jedem Schritt zur Seite zu stehen. Am<br />

Anfang steht dabei ein weißes Blatt Papier.<br />

Der Kunde berichtet vollkommen formfrei<br />

von seinem „letzten Willen“, welcher dann<br />

zunächst gemeinsam „hemdsärmlig“ ausformuliert<br />

wird; Für und Wider einer Testamentsvollstreckung<br />

werden besprochen<br />

und deren Notwendigkeit wird sondiert. Im<br />

weiteren Verlauf begleiten die Experten des<br />

Vermögensverwalters das Erstellen eines<br />

passgenauen Testaments mit Herz und Hirn<br />

und bringen ihre Erfahrung als unabhängiger<br />

Vermögensverwalter aus vielen Praxisfällen<br />

der Vergangenheit ein. Sie bauen dabei<br />

auch die Brücke zwischen dem Kunden,<br />

einem steuerlichen Berater sowie einem<br />

rechtlichen Berater, denn das Hinzuziehen<br />

ist ratsam. <strong>Die</strong> Themen in diesem Beratungsfeld<br />

sind so vielfältig wie komplex.<br />

Vorsorgevollmacht, Betreuungsrecht, Patientenverfügung<br />

sind weitere regelungswürdige<br />

Dokumente. Auch hier gilt es für den<br />

Kunden rechtzeitig den Stift anzusetzen.<br />

Auch steuerliche Aspekte rücken immer<br />

weiter in den Fokus. Das ergibt sich gerade<br />

in jüngster Zeit aus der gesetzlichen Anpassung<br />

des Bewertungsgesetzes bei der Vererbung<br />

und Verschenkung von Immobilien<br />

ab 20<strong>23</strong>. <strong>Die</strong>se werden seit Beginn dieses<br />

Jahres höher bewertet. Experten gehen von<br />

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Sonderthema Recht & Steuern | Geld & Geschäft |<br />

Steigerungen um 20 bis 30 Prozent aus –<br />

was eine sorgfältige und vorausschauende<br />

Planung des Erbes umso wichtiger macht.<br />

Wenn es um erbschafts- und schenkungsteuerliche<br />

Fragen geht, bedient sich B&K<br />

Vermögen beispielsweise daher immer öfter<br />

des eigenen Netzwerks an Notaren, Rechtsanwälten<br />

und Steuerberatern, sofern die<br />

Kunden die Expertise ihrer Berater nicht<br />

einschätzen können oder auch keine qualifizierten<br />

Kontakte zu Beratern mit diesem<br />

Spezial-Know-how haben.<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten Formen der<br />

Testamentsvollstreckung<br />

Insbesondere zwei Formen der Testamentsvollstreckung<br />

verdienen besondere<br />

Beachtung: erstens die Abwicklungsvollstreckung<br />

und zweitens die sogenannte<br />

Dauertestamentsvollstreckung. Bei der<br />

Abwicklungsvollstreckung ist es von unschätzbarem<br />

Vorteil, dass der Verwalter<br />

mit der Vermögens- und Familiensituation<br />

seiner Mandanten bestens vertraut ist und<br />

sich umfassend und aktiv für ihren letzten<br />

Willen einsetzen kann. <strong>Die</strong>se Tätigkeit bedeutet<br />

auch für die Familie eine erhebliche<br />

zeitliche wie organisatorische Entlastung.<br />

Sie kann zwar die emotionalen Belastungen<br />

der Angehörigen nicht mildern, unnötige<br />

Streitigkeiten aber sollten sich damit<br />

in jedem Fall verhindern lassen. Mit<br />

Sicherheit können sich alle darauf verlassen,<br />

dass die Vermögen der Mandanten des<br />

Vermögensverwalters bis zur vollständigen<br />

Umsetzung des im Testament festgeschriebenen<br />

Willens unter dessen Verwaltung<br />

bleiben.<br />

<strong>Die</strong> zweite Form der Testamentsvollstreckung<br />

ist die Dauertestamentsvollstreckung.<br />

Sie ist zu empfehlen, wenn ein gesamter<br />

Nachlass oder Erbteile für einzelne<br />

Miterben eine bestimmte Zeit verwaltet<br />

werden sollen. <strong>Die</strong>s kann der Fall sein,<br />

wenn es minderjährige Erben gibt oder junge<br />

Erwachsene mit dem Tod der Eltern konfrontiert<br />

werden, die noch nicht in der Lage<br />

sind, sich selbst um das geerbte Vermögen<br />

zu kümmern. Auch hier gilt es, frühzeitig<br />

Vorsorge zu tragen, um auf alle Eventualitäten<br />

des Lebens vorbereitet zu sein. Auch<br />

für junge Erwachsene macht es Sinn, sich<br />

mit dem Themenkomplex auseinanderzusetzen.<br />

Gerade für die aktuelle Erbengeneration<br />

der Millennials gehören Gedanken<br />

über den eigenen Tod verständlicherweise<br />

nicht zu den Themen, mit denen sie sich beschäftigen<br />

möchten. In dieser Lebensphase<br />

bestimmen zahlreiche private oder berufliche<br />

Ziele den Alltag und Prioritäten werden<br />

anders gesetzt. Dennoch stellt sich auch<br />

für sie irgendwann die Frage, was mit ihren<br />

Vermögen eines Tages geschehen soll,<br />

wie es am besten weiter verwaltet, angelegt<br />

und vererbt werden soll. Spätestens in der<br />

Kombination minderjähriger Kinder und<br />

Immobilieneigentum ergeben sich Konstellationen,<br />

in denen ein Testament und die<br />

Verfügung eines Testamentsvollstreckers<br />

unerlässlich sind.<br />

Fazit: einfach machen!<br />

Abschließend bleibt<br />

zu sagen: Sich mit<br />

allen den oben<br />

aufgeführten Themen<br />

auseinanderzusetzen,<br />

bleibt niemandem<br />

von uns<br />

erspart. Je früher<br />

man Antworten auf<br />

die unvermeidlichen<br />

Fragen erhält,<br />

desto entspannter<br />

lässt sich das Leben<br />

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Gastautor: Maik Bolsmann, B&K Vermögen<br />

Foto: Nicole Loehr<br />

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Bei komplizierten Vermögensverhältnissen ist es ratsam,<br />

einen Testamentsvollstrecker zu bestimmen<br />

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HINWEISGEBERSCHUTZ-<br />

GESETZ JETZT UMSETZEN<br />

In Kürze tritt das Hinweisgeberschutzgesetz in Kraft, welches sogenannten<br />

„Whistleblowern“ mehr Schutz garantieren soll<br />

Mehr Schutz für Whistleblower<br />

Nach mehrjährigen Verhandlungen wurde am 11. Mai 20<strong>23</strong> endlich die sogenannte<br />

Whistleblowing-Richtlinie der Europäischen Union (Richtlinie (EU) 2019/1937) in<br />

das deutsche Recht umgesetzt und das „Hinweisgeberschutzgesetz“ („HinSchG“) soll<br />

noch im Juni verkündet werden und tritt dann unmittelbar in Kraft. Was bedeutet<br />

dies konkret für Unternehmen?<br />

1. Was ist das Ziel des Hinweisgeberschutzgesetzes<br />

(„HinSchG“)?<br />

Das HinSchG soll die Aufdeckung von Verstößen<br />

gegen geltendes Recht, Missstände<br />

etc. unterstützen und innerhalb der EU einen<br />

einheitlichen Standard zum Schutz<br />

der hinweisgebenden Personen und weiteren<br />

beteiligten Personen (z. B. Zeugen,<br />

Unterstützern oder den vom Hinweis Betroffenen)<br />

gewährleisten. Es umfasst Regelungen<br />

zum Schutz vor Repressalien, zum<br />

Schadenersatz oder zum Umgang mit gutgläubigen<br />

Meldungen. Das Gesetz enthält<br />

auch detaillierte Regelungen zur Ausgestaltung<br />

von Meldeverfahren sowie Mindeststandards,<br />

die von Unternehmen bei<br />

deren Einrichtung einzuhalten sind, damit<br />

einerseits sichergestellt werden kann, dass<br />

Missstände ungefährdet gemeldet werden<br />

und andererseits Unschuldige nicht ins Visier<br />

von Falschmeldenden geraten. Wenn<br />

Unternehmen diese Anforderungen nicht<br />

einhalten, drohen Bußgelder.<br />

2. Für wen und für welche Fälle ist<br />

das HinSchG anwendbar?<br />

Der persönliche Anwendungsbereich umfasst<br />

natürliche Personen (= Beschäftigte),<br />

die im Zusammenhang mit ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit oder in deren Vorfeld Informationen<br />

über Verstöße erlangt haben und<br />

diese über Meldestellen melden bzw. offenlegen<br />

(sogenannte hinweisgebende<br />

Personen). Zudem werden auch Personen<br />

geschützt, die Gegenstand einer Meldung<br />

sind oder die in sonstiger Weise von ihr betroffen<br />

sind, wie beteiligte Personen oder<br />

auch Unterstützer.<br />

Der sachliche Anwendungsbereich wird<br />

in § 2 HinSchG definiert bzw. dort werden<br />

Foto: freshidea– stock.adobe.com<br />

Verstöße katalogartig aufgelistet, die gemeldet<br />

werden können. Umfasst sind z. B.<br />

Informationen über strafbewehrte Handlungen,<br />

Verstöße gegen Vorschriften zum<br />

Schutz von Leben, Leib oder Gesundheit,<br />

der Rechte von Beschäftigten oder auch<br />

gegen Vorschriften bestimmter Rechtsgebiete<br />

(z. B. Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung,<br />

Vorgaben zum Umweltschutz,<br />

Regelungen zum Verbraucherschutz, Vorgaben<br />

zur IT-Sicherheit oder Regelungen<br />

zum Datenschutz).<br />

<strong>Die</strong> Meldungen müssen im Zusammenhang<br />

mit rechtswidrigen Handlungen oder<br />

Unterlassungen im Rahmen von beruflichen,<br />

unternehmerischen oder dienstlichen<br />

Tätigkeiten stehen.<br />

3. Wer muss eine Meldestelle bis<br />

wann einrichten?<br />

Unternehmen (auch natürliche Personen<br />

mit einem Beschäftigten) sind verpflichtet,<br />

eine interne Meldestelle einzurichten,<br />

wenn bei ihnen in der Regel mindestens 50<br />

Beschäftigte tätig sind oder sie einem bestimmten<br />

Bereich, wie Wertpapierdienstleistungen<br />

oder Kreditwesen, zuzuordnen<br />

sind. <strong>Die</strong> Umsetzung muss ab Inkrafttreten<br />

des Gesetzes erfolgen; eine Ausnahme ergibt<br />

sich für private Beschäftigungsgeber<br />

mit zwischen 50 und 249 Beschäftigten –<br />

diese müssen erst zum 17. Dezember 20<strong>23</strong><br />

die interne Meldestelle einrichten.<br />

<strong>Die</strong> interne Meldestelle kann direkt bei<br />

dem Beschäftigungsgeber eingerichtet<br />

werden oder er kann einen Dritten damit<br />

beauftragen. Daher können Externe (z. B.<br />

externe Anwälte als Ombudspersonen) beauftragt<br />

werden oder eine zentrale Meldestelle<br />

in einer Konzerngruppe. <strong>Die</strong> interne<br />

Meldestelle muss unabhängig sein und es<br />

dürfen sich keine Interessenkonflikte ergeben,<br />

sodass hier genau geprüft werden<br />

sollte, wer diese betreibt. Der Beschäftigungsgeber<br />

bleibt dafür verantwortlich,<br />

den Verstoß abzustellen.<br />

Der Bund richtet bei dem Bundesamt für<br />

Justiz eine externe Meldestelle ein; daneben<br />

sollen in speziellen Bereichen (z. B.<br />

bei dem Bundeskartellamt) eigene externe<br />

Meldestellen eingerichtet werden.<br />

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Sonderthema Recht & Steuern | Geld & Geschäft |<br />

4. Welche Meldewege<br />

sind einzuhalten?<br />

Grundsätzlich soll sich die hinweisgebende<br />

Person erst dann an die externe Meldestelle<br />

wenden, wenn ihrer Meldung intern<br />

nicht abgeholfen wird. <strong>Die</strong>s gilt insbesondere<br />

in den Fällen, in denen intern wirksam<br />

gegen den Verstoß vorgegangen werden<br />

kann und sie keine Repressalien<br />

befürchten muss. Es steht ihr aber frei, den<br />

Meldeweg für die Erstmeldung zu wählen.<br />

Interne Meldestellen müssen ihre Beschäftigten<br />

zudem über externe Meldeverfahren<br />

etc. transparent und leicht zugänglich informieren.<br />

<strong>Die</strong>s erfolgt idealerweise in einer<br />

Richtlinie, die über das gesamte Meldeverfahren<br />

informiert. <strong>Die</strong> hinweisgebende<br />

Person kann die Meldung auch offenlegen,<br />

d. h. öffentlich machen und z. B. die Medien<br />

einbinden; dies kann für sie zu einem<br />

dezimierten Schutz bei Falschmeldungen<br />

führen.<br />

Dokumentationspflichten datenschutzkonform umsetzen<br />

Auskunft mit Echtdaten - ja oder nein?<br />

5. Welche Meldekanäle muss<br />

das Unternehmen anbieten?<br />

Meldungen können mündlich, elektronisch<br />

oder schriftlich erfolgen. Üblich ist<br />

es z. B., für interne Meldestellen eine Online-Plattform<br />

zu nutzen (ein „Hinweisgebersystem“)<br />

oder eine Telefonhotline.<br />

Alternativ kann auch auf Ersuchen der<br />

hinweisgebenden Person eine persönliche<br />

oder digitale (mittels Bild-, Tonübertragung)<br />

Zusammenkunft erfolgen.<br />

Werden die Plattformen etc. von externen<br />

Anbietern betrieben, kommt es darauf an,<br />

ob diese als eigenständige externe Dritte<br />

zur Verfügung stehen (z. B. als unabhängiger<br />

Anwalt) oder ob der Beschäftigungsgeber<br />

gegenüber den hinweisgebenden Personen<br />

als Verantwortlicher auftritt. Setzt<br />

er den externen Anbieter nur als Auftragsverarbeiter<br />

ein, muss er mit diesem u. a.<br />

einen Auftragsverarbeitungsvertrag nach<br />

Art. 28 Datenschutzgrundverordnung (DS-<br />

GVO) abschließen.<br />

<strong>Die</strong> Meldekanäle sollten auch anonyme<br />

Meldungen bzw. eine anonyme Kommunikation<br />

ermöglichen; dies ist allerdings<br />

nicht verpflichtend.<br />

Foto: weyo – stock.adobe.com<br />

6. Wie ist das Verfahren<br />

zu gestalten?<br />

So transparent wie möglich – den Beschäftigten<br />

sollte in einer Richtlinie erläutert<br />

werden, was sie wie an wen melden können,<br />

wie das Meldeverfahren abläuft und<br />

was im Anschluss passiert. Das HinSchG<br />

sieht zudem diverse Vorgaben für dessen<br />

Ausgestaltung vor. <strong>Die</strong>se Richtlinie sollte<br />

mitsamt den Informationen zu den Meldekanälen<br />

an die Beschäftigten kommuniziert<br />

werden.<br />

Ergänzend ist – vorausgesetzt, es existiert<br />

ein Betriebsrat – eine Betriebsvereinbarung<br />

über das Verfahren bzw. die Prozesse<br />

abzuschließen, da entsprechende Hinweisgebersysteme,<br />

Hotlines etc. eine technische<br />

Einrichtung im Sinne des § 87 Abs.<br />

1 Nr. 6 BetrVG darstellen. Werden zudem<br />

über die geplanten gesetzlichen Regelungen<br />

hinaus spezielle Meldepflichten für<br />

Beschäftigte eingeführt, ist dies in der Regel<br />

als „Frage des Verhaltens der Arbeitnehmer<br />

im Betrieb“ nach § 87 Abs. 1 Nr.<br />

1 BetrVG einzuordnen und daher ebenfalls<br />

mitbestimmungspflichtig. <strong>Die</strong>se Betriebsvereinbarungen<br />

sind vor Implementierung<br />

des Meldekanals abzuschließen.<br />

<strong>Die</strong> Richtlinie sollte die Anforderungen<br />

an die Richtigkeit, Verdachtshöhe, Gegenstand<br />

etc. der Meldung, den Umgang mit<br />

Falschmeldungen oder anonymen Hinweisen<br />

definieren.<br />

Das Verfahren sieht vor, dass die interne<br />

Meldestelle innerhalb von sieben Tagen<br />

nach Zugang der Meldung eine Bestätigung<br />

über deren Eingang an die hinweisgebende<br />

Person senden muss. Dabei erfolgt<br />

eine erste Prüfung der Meldung. <strong>Die</strong> interne<br />

Meldestelle ergreift dann Folgemaßnahmen,<br />

wie die Durchführung weiterer interner<br />

Untersuchungen oder die Einschaltung<br />

einer anderen zuständigen Stelle (z. B.<br />

Compliance oder die Behörden). <strong>Die</strong> hinweisgebende<br />

Person ist über den Fortlauf<br />

des Verfahrens bzw. die Folgemaßnahmen<br />

maximal drei Monate nach Bestätigung<br />

des Eingangs der Meldung bzw. – sollte in<br />

Ausnahmefällen keine Bestätigung erfolgt<br />

sein – drei Monate nach Ablauf der Frist<br />

von sieben Tagen nach Eingang der Meldung<br />

zu informieren. <strong>Die</strong> Rückmeldung<br />

kann unterbleiben, wenn dadurch die internen<br />

Nachforschungen oder Ermittlungen<br />

gefährdet würden oder die Rechte der<br />

gemeldeten Person beeinträchtigt würden.<br />

Foto: Reddavebatcave– stock.adobe.com<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 25


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7. Welche Dokumentationspflichten<br />

sind einzuhalten?<br />

<strong>Die</strong> interne Meldestelle ist zur umfassenden<br />

Dokumentation von schriftlichen und<br />

elektronischen Meldungen (Textform)<br />

verpflichtet. <strong>Die</strong>se sind unter Berücksichtigung<br />

des geltenden Datenschutzrechts<br />

zugriffsgeschützt zu speichern. Für mündliche<br />

Meldungen sind spezielle Regelungen<br />

für die Anfertigung von Tonaufzeichnungen<br />

oder Wortprotokollen vorgesehen,<br />

die u. a. der Einwilligung bzw. Prüfung der<br />

hinweisgebenden Person bedürfen. Gleiches<br />

gilt für persönliche oder digitale Zusammenkünfte.<br />

Dokumentationen sind grundsätzlich drei<br />

Jahre nach Abschluss des Verfahrens zu löschen,<br />

können aber aufgrund von gesetzlichen<br />

oder rechtlichen Vorgaben auch länger<br />

aufbewahrt werden.<br />

8. Wie wird der Schutz der<br />

hinweisgebenden Person<br />

und anderer Beteiligter<br />

gewährleistet?<br />

<strong>Die</strong> interne Meldestelle bzw. die dort tätigen<br />

Personen sind zur Vertraulichkeit über<br />

die Identität der hinweisgebenden Person,<br />

der von der Meldung betroffenen Personen<br />

oder auch sonstiger genannter Personen<br />

verpflichtet. Informationen dürfen nur in<br />

bestimmten, gesetzlich definierten Fällen<br />

weitergegeben werden; teilweise nur mit<br />

Einwilligung des jeweils Betroffenen.<br />

Das HinSchG sieht ausdrückliche Regelungen<br />

zum Schutz der hinweisgebenden Personen<br />

und weiterer Beteiligter vor. <strong>Die</strong>se<br />

dürfen nicht – wie auch die anderen Regelungen<br />

des HinSchG – vertraglich abbedungen<br />

werden.<br />

Jegliche Repressalien, ihre Androhung<br />

oder der Versuch, diese auszuüben, sind<br />

generell verboten. Als Repressalien gelten<br />

grundsätzlich alle Benachteiligungen,<br />

die Folge einer Meldung oder einer Offenlegung<br />

sind. Das HinSchG stellt die Vermutung<br />

auf, dass eine berufliche Benachteiligung<br />

nach einer Meldung oder Offenlegung<br />

eine Repressalie ist (z. B. eine Abmahnung,<br />

Gehaltskürzung, Kündigung, Befristung<br />

oder auch das Unterlassen begünstigender<br />

Maßnahmen). Macht die hinweisgebende<br />

Person geltend, dass sie zeitlich nach der<br />

Meldung eine Benachteiligung erlitten hat,<br />

greift die Vermutung der Benachteiligung.<br />

Der Beschäftigungsgeber muss dann beweisen,<br />

dass die Benachteiligung nicht ursächlich<br />

auf die Meldung zurückgeht und<br />

die Benachteiligung gerechtfertigt war.<br />

Ausreichend ist, dass die hinweisgebende<br />

Person zum Zeitpunkt der Meldung hinreichenden<br />

Grund zur Annahme hatte, dass<br />

diese auch wahr ist.<br />

Verstöße können zu Schadenersatzansprüchen<br />

führen oder mit Bußgeldern bis<br />

zu 50.000 Euro geahndet werden (z. B.<br />

wenn keine interne Meldestelle eingerichtet<br />

wird, Meldungen behindert, gegen das<br />

Vertraulichkeitsgebot verstoßen wird oder<br />

Repressalien verhängt werden).<br />

Auch die hinweisgebende Person kann<br />

zum Schadenersatz oder zu Bußgeldern bis<br />

zu 20.000 Euro verpflichtet sein, wenn aus<br />

einer vorsätzlichen oder grob fahrlässigen<br />

Meldung oder Offenlegung unrichtiger Information<br />

ein Schaden entsteht oder sie<br />

wissentlich eine unrichtige Information<br />

offenlegt.<br />

9. Was ist datenschutzrechtlich<br />

zu beachten?<br />

Unternehmen als Betreiber des Hinweisgebersystems<br />

bzw. der internen Meldestelle<br />

müssen die datenschutzrechtlichen<br />

Prinzipien des Art. 5 Datenschutzgrundverordnung<br />

(„DSGVO“) umsetzen und sicherstellen,<br />

dass die Verarbeitung (inklusive<br />

der Weitergabe der Daten) rechtmäßig<br />

erfolgt, die erforderlichen Berechtigungsund<br />

Löschkonzepte umgesetzt werden, die<br />

Transparenzpflichten der DSGVO und nicht<br />

zuletzt die umfassenden Rechte der Betroffenen<br />

auf Auskunft, Löschung etc. gemäß<br />

Art. 12 ff. DSGVO umgesetzt werden – auch<br />

dies kann zu Interessenkonflikten führen.<br />

Das HinSchG sieht datenschutzrechtlich<br />

nur vor, dass die Meldestellen Daten (auch<br />

besondere personenbezogene Kategorien)<br />

verarbeiten dürfen, soweit dies für die<br />

Durchführung ihrer Aufgaben erforderlich<br />

ist. Im Übrigen gilt die DSGVO.<br />

Daher ist insbesondere sicherzustellen,<br />

dass die Datenschutzinformation nach Art.<br />

13 DSGVO jedem Beschäftigten und auch<br />

weiteren Betroffenen z. B. als Anhang zu<br />

oben beschriebener Richtlinie zur Verfügung<br />

gestellt wird. Wann und wie z. B.<br />

die beschuldigte Person nach Art. 14 DS-<br />

GVO über die Herkunft der Daten und damit<br />

auch über die hinweisgebende Person<br />

informiert werden muss, ist im Einzelfall<br />

abzuwägen. Es sind interne Prozesse zu<br />

schaffen, die den Umgang mit diesen Herausforderungen<br />

regeln.<br />

Gleiches gilt für Auskunftsbegehren<br />

nach Art. 15 DSGVO: <strong>Die</strong> deutsche Rechtsprechung<br />

bejaht umfassende Auskunftsansprüche<br />

der vom Hinweis betroffenen<br />

Person, die allerdings durch<br />

das Bundesdatenschutzgesetz bzw. das<br />

Vertraulichkeitsgebot des HinSchG ggf.<br />

verweigert werden können. Hier ist<br />

eine Abwägung im Einzelfall erforderlich.<br />

Empfehlenswert ist auch die Umsetzung<br />

eines Löschkonzeptes, das neben den Dokumentationsanforderungen<br />

des HinSchG,<br />

Archivierungspflichten etc. auch den Umgang<br />

mit Fehlmeldungen regelt.<br />

10. Fazit<br />

<strong>Die</strong> neuen Anforderungen sollten – sofern<br />

noch nicht erfolgt – kurzfristig umgesetzt<br />

werden bzw. bestehende Prozesse geprüft<br />

werden. Es ist nicht damit getan, auf der<br />

Webseite Kontaktdaten der neuen internen<br />

Meldestelle zu veröffentlichen, sondern<br />

diese muss auch in die Lage versetzt werden,<br />

ihre Aufgaben im Einklang mit den<br />

geltenden Regelungen umzusetzen.<br />

<strong>Die</strong> Prozesse sind komplex. Sie müssen<br />

dokumentiert, implementiert und transparent<br />

kommuniziert werden. <strong>Die</strong>s sollte<br />

in einer Richtlinie, die die verschiedenen<br />

Anforderungen konkretisiert und über die<br />

Rechte, Pflichten und Risiken, die sich für<br />

die einzelnen Beteiligten ergeben, informiert,<br />

erfolgen. Themen wie z. B. die Vertraulichkeit,<br />

die Dokumentation des Meldeverfahrens<br />

bzw. der Folgemaßnahmen,<br />

die Zugriffsberechtigungen, technisch-organisatorische<br />

Maßnahmen, der Umgang<br />

mit Einwilligungen in die Weitergabe von<br />

Informationen, die Information der Betroffenen<br />

und der Umgang mit ihren Rechten<br />

oder auch die Umsetzung der Löschkonzepte<br />

sind zu regeln. Sofern ein Dritter mit<br />

dem Betrieb der internen Meldestelle beauftragt<br />

wird, sind geeignete Vereinbarungen<br />

zur Umsetzung des HinSchG und des<br />

Datenschutzrechts abzuschließen.<br />

Zudem ist ggf. eine Betriebsvereinbarung<br />

abzuschließen, die das Thema arbeitsrechtlich<br />

korrekt abbildet. W<br />

Gastautorin: Silvia C. Bauer,<br />

Rechtsanwältin, Partnerin,<br />

Datenschutzbeauftragte<br />

Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

<strong>Köln</strong><br />

Foto: Luther Rechtsanwaltsgesellschaft / laif / Jörg Modrow<br />

26 www.diewirtschaft-koeln.de


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| Geld & Geschäft<br />

ERFOLGSBILANZ<br />

VORGELEGT<br />

Cologne Convention Bureau hat positven Einfluss<br />

auf Entwicklung <strong>Köln</strong>s als Eventlocation<br />

Foto: Tomy Badurina<br />

Bei der Gelegenheit präsentierte Leiterin<br />

Filiz Ük ihr nun vollständiges Team mit<br />

teilweise neuen Mitarbeitenden der <strong>Köln</strong>er<br />

Veranstaltungsbranche. Für den Bereich<br />

Convention Marketing mit Schwerpunkt<br />

auf Corporate-Kunden, Internetauftritt und<br />

Betreuung zeigen sich Jana Culemann und<br />

Sandra Aufschnaiter verantwortlich. Lisa<br />

Bewersdorff übernimmt die Sparte Business<br />

Development mit Schwerpunkt Kongress-<br />

und Neukundenakquise und Stefan<br />

Freihaut ist Ansprechpartner für Convention<br />

Marketing mit Schwerpunkt Wissenschaft<br />

und Betreuung Locationpartner.<br />

Stolz ist das neue Team gemeinsam mit Filiz<br />

Ük über das in den vergangenen Monaten<br />

Erreichte. Vor allem im Bereich Kongressakquise<br />

finden sich herausragende Beispiele<br />

wie die FEBS-IUBMB-ENABLE Conference<br />

20<strong>23</strong> (Biochemie), die ISOQOL 31st Annual<br />

Conference 2024 (Pharmazeutik und Biotechnologie)<br />

mit dazugehöriger PHO 2024<br />

Konferenz sowie die PCE World Conference<br />

2026 (Psychotherapie). <strong>Die</strong>se internationalen<br />

Veranstaltungen bringen Fachleute aus<br />

aller Welt nach <strong>Köln</strong> und tragen neben der<br />

Förderung von Wissen und Innovation auch<br />

zur weiteren Etablierung <strong>Köln</strong>s als herausragende<br />

MICE-Destionation bei.<br />

Dr. Jürgen Amann:<br />

„Arbeit zeigt<br />

bereits Erfolge“<br />

In Sachen Veranstaltungsanliegen ist das Cologne Convention Bureau (CCB) in <strong>Köln</strong><br />

erster Ansprechpartner. <strong>Die</strong> Plattform bündelt in der Tagungs-, Kongress- und Incentive-Metropole<br />

zum einen Anfragen zur Planung von Events und präsentiert sich<br />

zum anderen als helfende Hand zwischen den Initiatoren und den Akteuren. Ziel des<br />

CCBs ist es, <strong>Köln</strong> als Zentrum für Veranstaltungen aller Art auch international attraktiver<br />

aufzustellen.<br />

CCB: Anlauf- und Servicestelle<br />

für MICE-Partner<br />

Dazu ist jede Menge Kooperationsarbeit<br />

und Netzwerkpflege notwendig. Für eine<br />

Stadt wie <strong>Köln</strong> mit der enorm hohen<br />

Dichte an im Veranstaltungsbereich tätigen<br />

Unternehmen ist der Austausch, insbesondere<br />

der Wissenstransfer, untereinander<br />

über das CCB unabdingbar für die<br />

Entwicklung neuer Ideen sowie um das<br />

Angebot auf einem gleichbleibend hohen<br />

Niveau zu halten. Das Cologne Convention<br />

Bureau steht dabei allen, aber vor allem<br />

Veranstaltungsplanenden als Anlaufund<br />

Servicestelle zur Verfügung und hilft<br />

beispielsweise dabei, die passenden Ansprechpartner<br />

zu finden.<br />

Veranstaltungen wie das MICELab Cologne<br />

Netzwerktreffen „Networking am<br />

Beim MICELab Cologne Netzwerktreffen präsentierte CCB-Leiterin Filiz<br />

Ük ihr nun vollständiges Team: v.l.n.r. unten Jana Culemann, Stefan<br />

Freihaut, Filiz Ük; v.l.n.r. oben Sandra Aufschnaiter, Lisa Bewersdorff<br />

Rhein“ helfen dabei, Ziele zu definieren,<br />

Herausforderungen anzusprechen und<br />

Hürden aus dem Weg zu räumen.<br />

CCB-Leiterin Filiz Ük<br />

präsentiert vollständiges<br />

Team<br />

Von der jüngsten IMEX in Frankfurt (<strong>23</strong>.–<br />

25. Mai), wo sich das Team des CCB dem<br />

Fachpublikum vorstellte und <strong>Köln</strong> als attraktiven<br />

Tagungsstandort präsentierte,<br />

erhofft man sich bereits kurzfristig eine<br />

bessere Außenwahrnehmung.<br />

Dr. Jürgen Amann hat für die Arbeit nur<br />

lobende Worte. Der Geschäftsführer von<br />

<strong>Köln</strong>Tourismus bekräftigte auf Nachfrage<br />

den positiven Einfluss des CCB und die dadurch<br />

blühende Entwicklung für die Stadt<br />

als Eventlocation: „<strong>Die</strong> Erfolge unseres<br />

CCB-Teams zeigen, dass <strong>Köln</strong> auch international<br />

ein herausragender und gefragter<br />

MICE-Standort ist.“ Bereits jetzt könne eine<br />

Zunahme der Anfragen für <strong>Köln</strong> aufgrund<br />

des 2024 an den Markt gehenden Confex<br />

Event- und Kongresszentrums wahrgenommen<br />

werden. „Ausgelegt für Veranstaltungen<br />

mit höherer Kapazität schließt<br />

das Confex eine aktuell bestehende Angebotslücke<br />

und wirkt positiv auf die Wahrnehmung<br />

der MICE-Destination <strong>Köln</strong>“, so<br />

Amann.<br />

Auch hinsichtlich der künftigen Planung<br />

setzt das CCB hoch an: Zu den kommenden<br />

Projekten zählen neben dem Launch<br />

der neuen Website mit inkludiertem überarbeitetem<br />

Tagungsplaner und weiteren<br />

MICELab-Veranstaltungen auch zwei Fam-<br />

Trips – im September begrüßt das CCB<br />

in Kooperation mit dem MICE Club Entscheiderinnen<br />

und Entscheider aus dem<br />

Bereich Corporate in <strong>Köln</strong>, im November<br />

setzt eine Zusammenarbeit mit dem Verbändereport<br />

ebenfalls neue Kooperationspotenziale<br />

in Gang. W<br />

Katharina Loof<br />

28 www.diewirtschaft-koeln.de


Geld & Geschäft |<br />

ÜBER 2.300 NEUE<br />

WOHNUNGEN IN KÖLN<br />

Bilanz für das Baujahr 2022 nahezu auf Vorjahresniveau, IG BAU warnt vor Abwärtstrend<br />

In <strong>Köln</strong> wurden im Jahr 2022 minimal mehr Wohnungen gebaut, in NRW<br />

hingegen ist die Zahl der neu gebauten Wohnungen stark gesunken<br />

Laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt <strong>Köln</strong>-Bonn wurden im Jahr<br />

2022 in <strong>Köln</strong> genau 2.337 Wohnungen neu gebaut, einschließlich 328 Ein- und Zweifamilienhäusern.<br />

Unterm Strich sind das 89 Wohnungen mehr als im Vorjahr 2021.<br />

<strong>Die</strong> Bauherren investierten somit insgesamt rund 299,5 Millionen Euro für den Wohnungsneubau<br />

in <strong>Köln</strong>. Als Quelle nennt die IG BAU <strong>Köln</strong>-Bonn aktuelle Zahlen des<br />

Statistischen Bundesamtes.<br />

Für das laufende Baujahr sieht der<br />

IG-BAU-Bezirksvorsitzende Mehmet Perisan<br />

eher negative Tendenzen und warnt<br />

vor einem Abwärtstrend: „Bauvorhaben<br />

werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten<br />

treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden<br />

beim Bauen durch staatliche Auflagen<br />

und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix<br />

für den Wohnungsbau.“ Vor allem bei neu<br />

gebauten Wohnungen und Häusern seien<br />

die Mieten und auch die Kaufpreise enorm<br />

gestiegen. „<strong>Die</strong> Wohnungen müssen zur<br />

Lohntüte der Menschen passen. Es kommt<br />

darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen<br />

und Sozialwohnungen zu bauen“, erklärt<br />

Perisan.<br />

Für soziale und bezahlbare Wohnungen<br />

werde jetzt ein „Booster für den Neubau“<br />

gebraucht. Der Staat müsse dafür bis<br />

2025 mindestens 72 Milliarden Euro bereitstellen.<br />

Er beruft sich damit auf zwei<br />

Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU<br />

beim Pestel-Institut (Hannover) und beim<br />

Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) mit angestoßen<br />

hat. Konkret benötigte der soziale<br />

Wohnungsbau ein Sondervermögen<br />

von 50 Milliarden Euro. Zudem würden<br />

dringend 22 Milliarden Euro für den Neubau<br />

von 60.000 bezahlbaren Wohnungen<br />

gebraucht. „Nur dann kann es noch<br />

klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen<br />

pro Jahr zu bauen“, appelliert der<br />

IG-BAU-Bezirkschef. Weiter fordert die IG<br />

BAU, Gesetze, Verordnungen und Normen<br />

zu durchforsten und so das Baugesetzbuch<br />

zu verschlanken. „Das muss jetzt passieren<br />

– und nicht irgendwann im nächsten<br />

Jahr“, so Perisan.<br />

Signifikanter Rückgang im<br />

Wohnungsbau in NRW<br />

Während in <strong>Köln</strong> ein minimales Plus zu<br />

verzeichnen ist, wurde in NRW im Jahr<br />

2022 ein Rückgang beobachtet. Denn laut<br />

Statistischem Landesamt IT.NRW wurden<br />

47.354 neue Wohnungen fertiggestellt. Das<br />

Foto: Suplim– stock.adobe.com<br />

sind 2.192 weniger als im Vorjahr. Vor allem<br />

bei Einfamilienhäusern ist ein signifikanter<br />

Rückgang von minus 6,2 Prozent<br />

zu verzeichnen. Aber auch bei Wohnungen<br />

in Mehrfamilienhäusern sank die Zahl um<br />

1,7 Prozent auf 26.461.<br />

Alexander Rychter, Direktor des Verbandes<br />

der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />

(VdW) Rheinland Westfalen, erklärt dies<br />

so: „Ursächlich dafür sind die zyklischen<br />

Schwankungen im Mehrjahresvergleich.<br />

<strong>Die</strong> 2022 fertiggestellten Wohnungen sind<br />

noch unter vollkommen anderen Rahmenbedingungen<br />

geplant und gebaut worden,<br />

als wir sie heute haben. <strong>Die</strong> aktuelle Lage<br />

wird sich erst in den kommenden Jahren<br />

abbilden, wenn die Folgen der zahlreichen<br />

Stornierungen zum Tragen kommen. Wir<br />

werden einen signifikanten Einbruch der<br />

Baufertigstellungszahlen erleben. Neben<br />

den hohen Baukosten, den steigenden Zinsen<br />

und der Verunsicherung in der Energieversorgung<br />

verträgt die Baukonjunktur<br />

keine weiteren Belastungen mehr.“<br />

Zudem erklärt er, dass die sozial orientierte<br />

Wohnungswirtschaft in den letzten Jahren<br />

viel gebaut hätte. Und auch die Planungen<br />

aus 2022 seien nicht komplett auf Eis gelegt<br />

worden. Demnach wurden 1,6 Prozent<br />

mehr Wohnungen genehmigt als noch zuvor.<br />

Nun müssten diese Bauvorhaben umgesetzt<br />

werden. Durch die massiven Preisentwicklungen,<br />

die steigenden Zinsen,<br />

aber auch durch Lieferengpässe und den<br />

Mangel an Handwerkskapazitäten würde<br />

dies jedoch immer schwieriger. Auch<br />

die schlechten Förderbedingungen der<br />

Bundesförderung für effiziente Gebäude<br />

(BEG), der Mangel an freien Grundstücken<br />

und die gestiegenen energetischen Anforderungen<br />

an Gebäude hemmten den bezahlbaren<br />

Mietwohnungsneubau. Rychter<br />

befürchtet, dass der Neubau bezahlbarer<br />

und energetisch zukunftsfähiger Wohnungen<br />

unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen<br />

zurückgehen wird: „<strong>Die</strong><br />

Wohnungsunternehmen und -genossenschaften<br />

wollen bezahlbaren Wohnraum<br />

schaffen, im Neubau ist es ihnen aber derzeit<br />

wirtschaftlich kaum möglich.“ W<br />

Monika Eiden<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 29


| Leben & Wissen<br />

Foto: bht2000– stock.adobe.com / Illustration: antto– stock.adobe.com<br />

Balkonkraftwerke auf einem Mietshaus<br />

FÖRDERUNG 20<strong>23</strong><br />

Solaranlagen und Balkonkraftwerke<br />

<strong>Die</strong> Energiepreise sind durch den Ukraine-Krieg durch die Decke geschossen und<br />

so denken Hausbesitzer und MieterInnen über diverse Maßnahmen zur Einsparung<br />

nach. Eine Möglichkeit ist die eigene Gewinnung von Energie über Solaranlagen und<br />

sogenannte Ballkonkraftwerke. Für diese Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) gibt es<br />

nun für 20<strong>23</strong> neue Zuschüsse – die Anschaffung wird dadurch günstiger und Vergütungen<br />

für die Einspeisung ins Energienetz werden höher.<br />

→ Regionale Förderprogramme<br />

Förderprogramme, egal ob für die PV-Anlage<br />

auf dem Dach, dem Balkon oder aber<br />

für Zusatz-Technologien, sind meist gedeckelt.<br />

Das heißt, sie laufen nur so lange,<br />

bis das dafür zur Verfügung stehende Kapital<br />

erschöpft ist. <strong>Die</strong> Empfehlung ist, vor<br />

dem Kauf schon die Förderprogramme zu<br />

kennen und bereits einen Antrag gestellt<br />

zu haben. Der Antrag vor dem Kauf ist bei<br />

manchen Fördergeldern nämlich auch Bedingung.<br />

<strong>Köln</strong> gehört zu den Städten, die<br />

Förderprogramme anbieten. Sogenannte<br />

Balkonkraftwerke bzw. Steckersolargeräte<br />

können einfach an die Steckdose angeschlossen<br />

werden – der Strom kann direkt<br />

genutzt werden. Steckersolargeräte bis<br />

600 Watt sind in <strong>Köln</strong> förderfähig, wenn<br />

eine fachgerechte Montage der Einzelmodule<br />

und ein fachgerechter Anschluss an<br />

die Hausstromanlage bestätigt werden. Es<br />

gibt 200 Euro pro Anlage.<br />

→ Zinsgünstige Kredite<br />

<strong>Die</strong> KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau)<br />

bietet über den „Erneuerbare Energien –<br />

Standard“ einen zinsgünstigen Kredit für<br />

aktuell knapp 2 Prozent Zinsen für den<br />

Kauf einer Solaranlage. <strong>Die</strong>s gilt auch für<br />

den Kauf des Stromspeichers als Zubehör.<br />

Auch die Kosten für Planung und Umsetzung<br />

der Solaranlage können berücksichtigt<br />

werden.<br />

→ Einspeisevergütung<br />

<strong>Die</strong> Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) besteht bereits seit<br />

2002. Betreiber von PV-Anlagen bekommen<br />

nach der Installation ihrer PV-Anlage<br />

20 Jahre lang einen festen Vergütungssatz<br />

für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde<br />

Strom. <strong>Die</strong> Einspeisung kann man<br />

mit dem Netzbetreiber veranlassen, den<br />

man dazu kontaktieren muss. Im Osterpaket<br />

von 2022 wurde beschlossen, die Einspeisevergütung<br />

steigen zu lassen. Nochmals<br />

neue Regelungen ab dem 1. Januar<br />

20<strong>23</strong> gelten auch rückwirkend für alle Anlagen,<br />

die ab dem 30. Juli 2022 in Betrieb<br />

genommen wurden. Größere Solaranlagen,<br />

wie diese auf dem Dach eines Einfamilienhauses,<br />

bemisst man in der Einheit<br />

Kilowatt Peak (kWp), wobei ein Kilowatt<br />

1.000 Watt entspricht. Bei einer Solaranlage,<br />

die weniger als 10 kWp einbringt,<br />

liegt die aktuelle Höhe der EEG-Einspeisevergütung<br />

bei 13 Cent pro kWh im Gegensatz<br />

zu 8,2 Cent pro kWh Ende 2022. Bei<br />

30 www.diewirtschaft-koeln.de


Leben & Wissen |<br />

Foto: AHatmaker– stock.adobe.com<br />

bis 200 Euro im Jahr sparen, wenn man<br />

den erzeugten Strom selbst nutzt. Am<br />

wirtschaftlichsten arbeitet die private<br />

Solaranlage, wenn man einen hohen Eigenverbrauch<br />

hat und wenig Strom vom<br />

Netzbetreiber bezieht. <strong>Die</strong> übrig gebliebene<br />

Energie kann man sich dann mit der<br />

Einspeisevergütung zumindest ein wenig<br />

bezahlen lassen.<br />

Privat in Solaranlagen investieren<br />

PV-Anlagen zwischen 10 und 40 kWp sind<br />

es 10,9 Cent pro kWh statt wie vorher 7,1<br />

Cent pro kWh. Bei Solaranlagen, die mehr<br />

als 40 kWp groß sind, gibt es nun 10,9<br />

Cent pro kWh Einspeisevergütung, statt<br />

5,8 Cent pro kWh. <strong>Die</strong>s ist eine weitere Erhöhung,<br />

nachdem die Einspeisung 2022<br />

mit dem Osterpaket bereits einmal angehoben<br />

wurde. Neu ist, dass man den Gewinn<br />

der Einspeisung nicht mehr auf Antrag<br />

von der Einkommenssteuer befreien<br />

muss. Der Liebhabereiantrag bei Anlagen<br />

bis 10 kWp entfällt also und wurde sogar<br />

ausgeweitet: Von der Einkommensteuer<br />

ausgenommen sind nun Solaranlagen mit<br />

einer Leistung bis 30 kWp für Einfamilienhäuser<br />

sowie Gewerbeimmobilien und<br />

Mehrfamilienhäuser bis 15 kWp je Wohnung<br />

oder Geschäftseinheit. Insgesamt<br />

beschränkt sich die Befreiung auf 100<br />

kWp Peakleistung pro Steuerpflichtigem.<br />

Dennoch muss man die PV-Anlage steuerlich<br />

anmelden, wenn man eine Einspeisevergütung<br />

erhält, weil man dann als<br />

Unternehmer im Sinne des Umsatzsteuergesetzes<br />

gilt.<br />

→ Keine Drosselung mehr<br />

Um die Energieversorgung zu gewährleisten,<br />

hat die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

(EEG) die 70-Prozent-Regelung<br />

aufgehoben, die eine<br />

Drosselung der Einspeisung vorsah und<br />

die in vielen Fällen die Anbringung einer<br />

Steuervorrichtung für diesen Zweck verlangte.<br />

Der Betrieb wird also einfacher<br />

und unbürokratischer. Konkret sagen die<br />

neuen Regelungen: Neuanlagen bis 25<br />

kWp, die nach dem 14. September 2022<br />

in Betrieb gegangen sind, müssen die<br />

70-Prozent-Regelung nicht erfüllen. Ab 1.<br />

Januar 20<strong>23</strong> entfällt die 70-Prozent-Hürde<br />

für kleinere Bestandsanlagen bis zu<br />

7 kWp Modulleistung. Wer schon eine<br />

PV-Anlage mit mehr als 7 kWp Modulleistung<br />

betreibt, muss nach dem Messstellenbetriebsgesetz<br />

allerdings noch ein intelligentes<br />

Messsystem, ein sogenanntes<br />

Smart Meter, einbauen, damit die 70-Prozent-Regelung<br />

als erfüllt gilt.<br />

→ Eigene Stromnutzung<br />

Statt einer Einspeisung ins Netz lohnt es<br />

sich oft allerdings mehr, den erzeugten<br />

Strom selbst zu nutzen, da die Strompreise<br />

auf dem Markt so hoch sind. Eine Kilowattstunde<br />

selbst erzeugter Strom kostet<br />

nämlich, je nach Anlage, Leistung<br />

und vorhandenem Zubehör, von 8 bis etwa<br />

15 Cent. Ein Kilowatt vom Netzbetreiber<br />

dagegen kostet im Juni 20<strong>23</strong> mindestens<br />

27 Cent. Man kann je nachdem 50<br />

Foto: Robert Poorten – stock.adobe.com<br />

Private Balkonkraftwerke<br />

→ Keine Mehrwertsteuer mehr<br />

Für die Lieferung und Installation von<br />

PV-Anlagen an Gebäuden entfällt die<br />

Mehrwertsteuer (MwSt). Der Gesetzgeber<br />

hat mit dem Jahressteuergesetz 2022 die<br />

Umsatzsteuer auf 0 Prozent gesenkt. So<br />

kann man 100 Euro beim Kauf einer Solaranlage<br />

sparen, wenn die Händler die Einsparung<br />

in den Kaufpreis einbringen. <strong>Die</strong><br />

ab dem 1. Januar 20<strong>23</strong> installierten Solaranlagen<br />

werden ebenso günstiger, da die<br />

Umsatzsteuer von 19 Prozent auf die Installation<br />

entfällt. Auch für das Zubehör<br />

wie die Kabel und Speicher gilt die Umsatzsteuerbefreiung.<br />

→ Fazit<br />

20<strong>23</strong> gibt es diverse weitere Zuschüsse<br />

und Erleichterungen für den Kauf und<br />

Betrieb von Solaranlagen und Balkonkraftwerke<br />

vor allem zur eigenen Stromnutzung<br />

und als Zweites zur Einspeisung<br />

in das Netz. Es lohnt sich, die aktuellen<br />

Angebote zu nutzen, um im Endeffekt die<br />

eigenen Energiekosten zu senken, wenn<br />

man die Möglichkeit hat, eine Solaranlage<br />

auf dem Dach oder ein Balkonkraftwerk<br />

auf dem Balkon anzubringen. W<br />

Karoline Sielski<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 31


| Leben & Wissen<br />

GESUNDHEITS-<br />

KOMMUNIKATION<br />

MADE IN KÖLN<br />

<strong>Die</strong>nstleister unterstützen Unternehmen in der Kommunikation<br />

von Unternehmens- und Produktinformationen<br />

<strong>Köln</strong> ist ein starker Standort für Gesundheit – und das aus Tradition. Zahlreiche<br />

Pharmaunternehmen sind in <strong>Köln</strong> und im Umland angesiedelt, von den Big Playern<br />

der Industrie bis hin zu kleineren, inhabergeführten Unternehmen. Für diesen<br />

hochinnovativen Markt, der eigenen Regeln und Regularien unterliegt, braucht es<br />

auch in der Kommunikation von Unternehmens- und Produktinformationen hoch<br />

spezialisierte <strong>Die</strong>nstleister. Wir schauen uns den regionalen Health-Care-Markt an<br />

und betrachten, welche Herausforderungen heute an die Gesundheitskommunikation<br />

gestellt werden.<br />

Pharma ist für <strong>Köln</strong> ein wichtiger <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor.<br />

Mit gut einem Drittel des Gesamtumsatzes<br />

der verarbeitenden Industrie<br />

sind die Branchen Chemie und Pharma zentral<br />

für die <strong>Wirtschaft</strong> in und um <strong>Köln</strong>. Mehr<br />

als ein Viertel des in Deutschland erzielten<br />

Chemieumsatzes wird hier erwirtschaftet.<br />

So sind nahezu alle großen deutschen Chemiekonzerne<br />

in der <strong>Wirtschaft</strong>sregion vertreten.<br />

Laut Angabe der Stadt <strong>Köln</strong> arbeiten<br />

fast 70.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

in den rund 150 Unternehmen in der Region<br />

<strong>Köln</strong>.<br />

„<strong>Die</strong> Gesundheitswirtschaft und insbesondere<br />

die pharmazeutische und biotechnologische<br />

Industrie sind ganz eindeutig<br />

Zukunftsbranchen“, sagt Ursula Schmitz,<br />

Der <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor Pharma macht <strong>Köln</strong> auch zu einem<br />

wichtigen Standort für Gesundheitskommunikation<br />

Inhaberin der auf Gesundheitskommunikation<br />

spezialisierten <strong>Köln</strong>er Agentur Selinka/Schmitz<br />

Health Communications.<br />

Gesundheit ist in <strong>Köln</strong> ein Trendthema. <strong>Die</strong><br />

Stadt verfügt über eine starke Forschungslandschaft<br />

und dadurch über gute Standortbedingungen<br />

für die forschungsintensive<br />

Pharma- und Biotechnologiebranche. „Für<br />

diese Unternehmen braucht es Kommunikationsdienstleister,<br />

die den stark regulierten<br />

Markt verstehen, wissenschaftliche Inhalte<br />

verständlich aufbereiten und zielgruppengerecht<br />

servieren sowie kreative Lösungen<br />

für immer wieder neue knifflige Herausforderungen<br />

finden“, so Schmitz, deren Agentur<br />

seit Gründung 1962 ausschließlich auf Gesundheitskommunikation<br />

spezialisiert ist.<br />

Foto: Toowongsa – stock.adobe.com<br />

<strong>Köln</strong>: starke Forschung<br />

am Rhein<br />

Am Standort <strong>Köln</strong> werden Wirkstoffe und<br />

Therapien für den heimischen und für den<br />

Weltmarkt erforscht, entwickelt und produziert.<br />

Dabei nimmt das <strong>Köln</strong>er Universitätsklinikum<br />

eine wichtige Rolle ein. <strong>Die</strong><br />

Uniklinik ist naturgemäß eng mit der Universität<br />

zu <strong>Köln</strong> verbunden. Deren Medizinische<br />

Fakultät ist mit rund 3.600 Studierenden<br />

eine der bundesweit größten. Hier wird<br />

bereits in der Ausbildung der angehenden<br />

Medizinerinnen und Mediziner ein Schwerpunkt<br />

auf die Forschung gelegt: In <strong>Köln</strong> findet<br />

das Studium im Rahmen von Kompetenzfeldern<br />

statt, die die Studentinnen und<br />

Studenten stärker in die medizinische Forschung<br />

einbinden sollen.<br />

Wie das Institut der deutschen <strong>Wirtschaft</strong><br />

(IDW) feststellt, hat ein starker Forschungsund<br />

Pharmastandort vielfältige sich gegenseitig<br />

verstärkende Auswirkungen auf die<br />

Region: So führt die Herstellung pharmazeutischer<br />

Erzeugnisse zu technologischem<br />

Fortschritt vor allem im medizinischen Bereich.<br />

Zudem werden Arbeitsplätze für gut<br />

ausgebildete Mitarbeitende geschaffen. Und<br />

nicht zuletzt haben international wettbewerbsfähige<br />

Unternehmen positive Ausstrahleffekte<br />

auf vorgelagerte <strong>Wirtschaft</strong>ssektoren<br />

im Inland.<br />

<strong>Köln</strong> und das <strong>Köln</strong>er Umland sind daher<br />

eine interessante Region für Unternehmen<br />

der Pharmaindustrie, Biotechnologie und<br />

Medizintechnik, die durch diese Verstärkungseffekte<br />

weiter an Strahlkraft gewinnt.<br />

Hinzu kommt die enge Kooperation zwischen<br />

medizinischen Einrichtungen, Forschungsinstituten,<br />

Hochschulen, Start-ups<br />

und der öffentlichen Verwaltung, die dabei<br />

hilft, die zum Teil komplexen und langwierigen<br />

Prozesse von der Forschung bis zum<br />

Markteintritt optimal zu gestalten.<br />

Pharmastandort <strong>Köln</strong>:<br />

eine gute Umgebung<br />

für spezialisierte<br />

Kommunikationsagenturen<br />

Große Pharmaunternehmen wie die Bayer<br />

AG in Leverkusen, Mylan Germany GmbH (A<br />

Viatris Company), ehemals Madaus und UCB<br />

Pharma in Monheim sowie die Merck KGaA,<br />

Abbott Laboratories GmbH, Sanofi Aventis<br />

Deutschland GmbH, Klosterfrau Deutschland<br />

GmbH und die Grünenthal GmbH haben<br />

Niederlassungen in ganz NRW und betreiben<br />

Forschung und Entwicklung sowie<br />

32 www.diewirtschaft-koeln.de


Leben & Wissen |<br />

Blick auf <strong>Köln</strong> bzw. alte Krewelhalle, <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld<br />

die Produktion von Arzneimitteln. Für diese<br />

Unternehmen gibt es spezialisierte Kommunikationsdienstleister<br />

wie zum Beispiel die<br />

Agentur Selinka/Schmitz. Das in einer ehemaligen<br />

„Pillenfabrik“ in <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld<br />

ansässige Unternehmen ist seit über 60 Jahren<br />

ausschließlich in der Kommunikation<br />

für den Gesundheitsbereich tätig.<br />

„Kommunikation im Health-Care-Sektor<br />

unterliegt besonderen Regeln“, stellt Ursula<br />

Schmitz fest. „Neben den Herausforderungen,<br />

denen sich PR- und Werbeagenturen<br />

branchenunabhängig stellen, wie den<br />

Einsatz von künstlicher Intelligenz und Big<br />

Data, haben wir es auch mit ethischer Verantwortung<br />

und engen rechtlichen Regularien<br />

wie etwa dem Heilmittelwerbegesetz<br />

zu tun.“ Das Heilmittelwerbegesetz (HWG)<br />

regelt in Deutschland unter anderem, wie<br />

für Arzneimittel, Medizinprodukte, Behandlungsmethoden<br />

und andere gesundheitsbezogene<br />

Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen geworben<br />

werden darf. Es gilt für die Hersteller<br />

und Anbieter dieser Produkte genauso wie<br />

für die sogenannten Leistungserbringer, das<br />

sind etwa Krankenhäuser, Apotheken sowie<br />

Ärztinnen und Ärzte. Das bedeutet: Unternehmen<br />

und Werbetreibende müssen sicherstellen,<br />

dass ihre Werbematerialien den gesetzlichen<br />

Anforderungen entsprechen und<br />

ethischen Standards genügen.<br />

„Für Pharmaunternehmen zu arbeiten, bedeutet<br />

auch, sich in einem <strong>Wirtschaft</strong>ssegment<br />

zu bewegen, das sehr agil ist“, so Ursula<br />

Schmitz. Zur Einordnung: <strong>Die</strong> Entwicklung<br />

eines Arzneimittels dauert rund zwölf Jahre.<br />

Gleichzeitig ist sie unsicher und teuer.<br />

Aus mehr als 5.000 möglichen Substanzen<br />

schafft es gerade eine bis zur Zulassung als<br />

Arzneimittel (Quelle: Verband forschender<br />

Arzneimittelhersteller). Aus diesem Grund<br />

sind die Kommunikation und Vermarktung<br />

von Therapien und Arzneien für die Unternehmen<br />

von größter Bedeutung, denn das<br />

vorangegangene Investment ist sehr groß.<br />

Von Profis für Profis<br />

„Nur Profis mit tiefem wissenschaftlichen<br />

Verständnis können eine richtig gute Gesundheitskommunikation<br />

sicherstellen.<br />

Deshalb arbeiten bei uns nur Experten, die<br />

sich genau darauf spezialisiert haben und<br />

die vielfältigen Stakeholder verstehen und<br />

bedienen können“, sagt Schmitz.<br />

Agenturen für Gesundheitskommunikation<br />

setzen deshalb auf hoch spezialisierte<br />

Foto: Selinka/Schmitz<br />

Foto: Selinka/Schmitz<br />

Fachkräfte. Doch genau die sind oft schwer<br />

zu finden, wie Ursula Schmitz erklärt: „Gesundheitskommunikation<br />

braucht fast immer<br />

hohes Fachverständnis, darum sind<br />

hier häufig Naturwissenschaftler zu finden.<br />

Gleichzeitig muss die Bereitschaft vorhanden<br />

sein, sich tagtäglich den sich immer<br />

schneller entwickelnden Kommunikationsmöglichkeiten<br />

zu stellen. Viele interessieren<br />

sich brennend für das Thema, aber<br />

leider gibt es so gut wie keinen klassischen<br />

Ausbildungsweg, der junge Menschen auf<br />

den tatsächlichen Job vorbereitet.“<br />

Dabei ist die Jobdescription viel mehr als<br />

„irgendwas mit Medien“. Gesundheit als<br />

äußerst sensibles und emotionales Thema<br />

verlangt Fingerspitzengefühl. Zum Aufgabenfeld<br />

in der Gesundheitskommunikation<br />

gehören etwa Health-Care-Werbung, Medical<br />

Writing, medizinische Übersetzungen,<br />

Medical PR, Medical Marketing oder die Erstellung<br />

und Platzierung medizinischer Inhalte<br />

für Fachzeitschriften, für Laien verständlich<br />

aufbereitete Informationen für<br />

Medien, die Erstellung von Websites sowie<br />

von Patienteninformationsmaterialien.<br />

Und das alles unter einem strategischen<br />

Dach, das genau diese Maßnahmen konzentriert<br />

zusammenführt. Darüber hinaus<br />

ist der kontinuierliche Austausch mit Medizinerinnen<br />

und Medizinern mit eigener<br />

Praxis oder aus dem Krankenhaus und mit<br />

Vertreterinnen und Vertretern von Patientenorganisationen<br />

und Selbsthilfegruppen<br />

ein wichtiger Baustein der Arbeit.<br />

„Unser Aufgabenfeld in der Gesundheitskommunikation<br />

ist abwechslungsreich,<br />

sinnstiftend und gesellschaftlich relevant“,<br />

stellt Ursula Schmitz fest. W<br />

Gastautorin: Rahel Huhn<br />

Spannende<br />

Herausforderungen<br />

gehören zum Geschäft<br />

<strong>Die</strong> Krewelhalle in <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld, Sitz der Selinka/Schmitz Health Communications GmbH<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 33


| Leben & Wissen Anzeige<br />

DIE RADONQUELLEN<br />

VON BAD SCHLEMA<br />

Radonanwendungen können bei chronischen Schmerzen Linderung verschaffen<br />

Blick vom Hammerberg auf das Kurgebiet Bad Schlema<br />

Rheuma, Arthrosen, Fibromyalgie, Polyneuropathie und viele weitere Erkrankungen<br />

des Bewegungsapparates sind oft mit starken Schmerzen und Einschränkungen verbunden.<br />

Zur Linderung dieser kann das natürliche Heilmittel Radon eingesetzt werden.<br />

Es reaktiviert die körpereigenen Selbstheilungskräfte, stärkt das Immunsystem<br />

und hemmt die Entzündungen. Nebenwirkungen sind dabei nicht bekannt.<br />

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlangte<br />

das Radiumbad Oberschlema im<br />

schönen Erzgebirge durch diese Heilmethode<br />

große Bekanntheit. Hier fand man<br />

die stärksten Radonquellen der Welt und<br />

Bad Schlema entwickelte sich zu einem<br />

der größten Kurbäder Deutschlands. Durch<br />

den nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzenden<br />

Uranbergbau wurde die Ära des<br />

Radiumbades Oberschlema beendet. Aufgrund<br />

der großen Heilerfolge bei Erkrankungen<br />

des Bewegungsapparates aus der<br />

Zeit des Radiumbades beschloss man nach<br />

Ende des Uranbergbaus im Jahr 1991, den<br />

Kurbetrieb wieder aufzunehmen.<br />

Heute werden im Radonheilbad Bad Schlema<br />

Radonwannenbäder, Radontrockengasbäder<br />

und Trinkkuren mit radonhaltigem<br />

Heilwasser angeboten. <strong>Die</strong>se können im<br />

Rahmen von ambulanten Vorsorgeleistungen<br />

(ambulante Badekuren) sowie privaten<br />

Gesundheitsaufenthalten durchgeführt<br />

werden. Ein sehr guter Service und hohe<br />

Qualitätsstandards stehen dabei stets im<br />

Mittelpunkt des Handelns.<br />

Kurort Bad Schlema<br />

mitten im Erzgebirge<br />

Der Kurort Bad Schlema liegt eingebettet<br />

in schöner Mittelgebirgslandschaft des<br />

Erzgebirges. Der 16 Hektar große Kurpark,<br />

der Kurboulevard mit kleinen Geschäften,<br />

Wanderwege, Besucherbergwerke, Bergbaumuseen<br />

sowie mehrere Restaurants<br />

sorgen für einen abwechslungsreichen<br />

Aufenthalt. <strong>Die</strong> Bergbaulandschaft Uranerzbergbau<br />

sowie die Bergbaulandschaft<br />

des benachbarten Schneeberg sind sogar<br />

wichtige Bestandteile der UNESCO-Welterbe-Montanregion<br />

Erzgebirge/Krušnohoří.<br />

Das täglich geöffnete Gesundheitsbad<br />

ACTINON ist das Herzstück des Kurortes<br />

Bad Schlema. Hier können sich die Gäste<br />

im angenehm warmen Wasser entspannen<br />

und eine Auszeit vom Alltag genießen.<br />

Auch die Saunalandschaft lässt mit<br />

neun verschiedenen Saunen, Saunabar<br />

und Saunagarten keine Wünsche offen.<br />

Besonders großer Beliebtheit erfreut sich<br />

dabei die Afrikanische Sonnensauna. Eine<br />

bildhaft dargestellte beleuchtete Landschaftskulisse,<br />

Tag- und Nachtwechsel sowie<br />

eine akustische Untermalung lassen<br />

den Gast abtauchen in eine andere Welt.<br />

In der Erzgebirgischen Heusauna erleben<br />

die Gäste dagegen das ursprüngliche Gefühl<br />

von Heimat sowie Gebirge. Weiterhin<br />

stehen den Gästen unter anderem die Harmonie-Aufguss-Sauna,<br />

die Kristallsauna,<br />

die Blockhaussauna, das Dampfbad und<br />

das Sanarium zur Verfügung.<br />

Wohltuende Massagen<br />

zur Entspannung<br />

Wer noch mehr Entspannung möchte,<br />

sollte sich eine wohltuende Massage in<br />

der Wellnessoase gönnen. Bei der Tibetischen<br />

Massage können durch besonders<br />

sanfte Streichungen mit erwärmtem<br />

Öl Verspannungen und Blockaden gelöst<br />

werden. Bei der Klangmeditation erleben<br />

die Gäste in einer kleinen Gruppe bei einem<br />

Wechselspiel zwischen Erzählen und<br />

Beschallung Erholung und Wohlbefinden.<br />

Daneben stehen unter anderem Ayurveda,<br />

Hot-Stone-Behandlung, Seifenschaummassage<br />

und afrikanische Anwendungen<br />

zur Auswahl. Zu Beginn des Jahres 20<strong>23</strong><br />

soll das Gesundheitsbad ACTINON um ein<br />

zweites Außenbecken sowie um eine Solewelt<br />

erweitert werden.<br />

Für die Übernachtung stehen zahlreiche<br />

Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und<br />

ein Campingplatz im Kurort zur Verfügung.<br />

Das Kurhotel Bad Schlema befindet<br />

sich zum Beispiel nur 300 Meter vom Kurmittelhaus<br />

mit dem Anwendungsbereich<br />

sowie von dem Gesundheitsbad ACTINON<br />

entfernt und bietet auf Wunsch auch einzelne<br />

Therapieformen direkt im Haus an.<br />

Eine Anmeldung zur Behandlung im Voraus<br />

ist dringend erforderlich. W<br />

Kurgesellschaft Schlema mbH<br />

Richard-Friedrich-Boulevard 7<br />

08301 Bad Schlema<br />

Tel. 03771 215500<br />

www.bad-schlema.de<br />

34 www.diewirtschaft-koeln.de<br />

Foto: Dirk Rückschloss – BUR-Werbeagentur | Foto: Fouad-Vollmer Werbeagentur


Anzeige Leben & Wissen |<br />

ZU HAUSE IST’S HALT<br />

AM SCHÖNSTEN, ODER?<br />

Genau das findet man bei Luga Homes<br />

<strong>Die</strong> beiden Gründer sind vom aufstrebenden Leipzig überzeugt. So hat es sich das<br />

junge, kreative Team zur Aufgabe gemacht, dass sich Gäste in der vielseitigen Stadt<br />

heimisch fühlen. Fußläufig zum historischen Stadtkern, zu dem berühmten Zoo oder<br />

dem imposanten Hauptbahnhof, ist die beste Lage garantiert.<br />

Vom charmanten Studio mit Miniküche bis<br />

hin zum luxuriösen Appartement für größere<br />

Gruppen: Für jedes Bedürfnis und jeden<br />

Geschmack ist etwas dabei. Zu fairen<br />

Preisen findet man ein „Zuhause auf Zeit“<br />

mit allem, was man braucht – und einigen<br />

Extras. In stylisher, urbaner Atmosphäre<br />

und durchdacht ausgestattet, sorgen liebevolle<br />

Details für die persönliche Note.<br />

Während Boxspringbetten für besten<br />

Schlaf sorgen, gehören Bettwäsche, Handtücher,<br />

Duschgel und Co zur Grundausstattung.<br />

Auch in der Küche muss man nicht<br />

bei null anfangen, denn Kaffee, Zucker,<br />

Gewürze und Öl stehen schon bereit. Für<br />

die kleinsten Gäste gibt’s passende Miniaturmöbel.<br />

Und die vielen grünen Seiten<br />

Leipzigs locken zudem so manchen Hundebesitzer<br />

mit willkommenem Vierbeiner.<br />

Wer mit Lust auf eine Radtour den Verkehr<br />

umgehen will, bekommt kostenlos ein Luga-Bike.<br />

Im Hintergrund arbeitet das bunte Team<br />

fleißig mit frischen Ideen daran, sämtliche<br />

Abläufe reibungslos und modern zu gestalten.<br />

Mit der Zeit gehend setzt man auf digitale<br />

Lösungen, die sogar pandemietauglich<br />

kontaktloses Reisen ermöglichen. Das<br />

erleichtert es nicht nur Gästen, sondern<br />

erlaubt auch Mitarbeitern mehr Work-Life-Balance.<br />

Es bleibt mehr Zeit, sich auf verschiedene<br />

Wünsche flexibel einzustellen und die<br />

kleinen Dinge nicht aus den Augen zu verlieren.<br />

<strong>Die</strong> Gäste werden mit sorgsam ausgearbeiteten<br />

E-Mails durch den Aufenthalt begleitet<br />

und bekommen alle wichtigen Infos<br />

und die besten Tipps rund um die Stadt<br />

mit an die Hand. So kann jeder seine Unabhängigkeit<br />

und Freiheit genießen, die<br />

Stadt entdecken oder einfach mal die Füße<br />

baumeln lassen. Trotzdem ist das sympathische<br />

Team immer da und kümmert<br />

sich. Dass Leipzig in bester Erinnerung<br />

bleibt, ist Luga Homes eine Herzensangelegenheit.<br />

Foto: Tom Thiele<br />

Wohnzimmer des *Bright* Appartements nahe dem Leipziger Zoo<br />

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| Leben & Wissen<br />

WIE ALLERGIEN UNSERE<br />

ATMUNG BEEINFLUSSEN<br />

Etwa 25 Prozent aller Deutschen leiden unter einer Allergie, die die Lebensqualität beeinträchtigt<br />

Foto: drubig-photo?– stock.adobe.com<br />

Jede Allergie ist eine Reaktion des Immunsystems<br />

auf einen Kontakt mit Fremdstoffen.<br />

Da wir kontinuierlich mit Fremdstoffen<br />

in Kontakt kommen, bedarf es aber einer<br />

bestimmten Veranlagung, damit es zur allergischen<br />

Reaktion kommt. Ein Beispiel:<br />

Wenn Menschen mit einer Veranlagung für<br />

Allergien z. B. Blütenstaub inhalieren, dann<br />

kommt es zur Entwicklung einer bestimmten<br />

Antikörpergruppe IgE, die sich spezifisch<br />

gegen bestimmte Eiweißkörper genau<br />

dieser Pollen richten. Menschen, die nicht<br />

zu Allergien neigen, produzieren beim Kontakt<br />

mit diesen Pollen zwar ebenfalls Antikörper,<br />

aber einerseits sind dies andere Antikörper<br />

und andererseits ist die Intensität<br />

der Immunantwort deutlich geringer. In der<br />

Evolution haben diese IgE-Antikörper vermutlich<br />

eine wichtige Rolle als Träger der<br />

Immunität gegen Parasiten gespielt. Heute<br />

gilt als sicher, dass die Neigung zu Allergien<br />

erblich ist, dass also Kinder, die aus Allergikerfamilien<br />

stammen, ein bedeutend höheres<br />

Allergierisiko haben. Aber auch nicht<br />

genetische Faktoren wie virale Infektionen,<br />

Allergenvorkommen in der Umwelt oder<br />

hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle.<br />

Heuschnupfen<br />

Wenn sich endlich die Winterwolken verzogen haben, die ersten Sonnenstrahlen den<br />

Himmel erhellen und die winterlichen Grippeviren mit ihren Infektionskrankheiten<br />

verschwunden sind, dann warten im Frühjahr jeden Jahres schon neue Herausforderungen<br />

für unser Gesundheitssystem: die Allergien.<br />

<strong>Die</strong> Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“<br />

(GEDA 2019/2020-EHIS) hat für den<br />

Befragungszeitraum zwischen April 2019<br />

und September 2020 ergeben, dass die<br />

12-Monats-Prävalenz von Allergien unter<br />

Frauen in Deutschland bei durchschnittlich<br />

34,7 Prozent lag. Männer gaben zu 27 Prozent<br />

an, in den letzten zwölf Monaten unter<br />

einer Allergie gelitten zu haben. Unter<br />

Prävalenz versteht man die Anzahl der im<br />

vorangegangenen Zeitraum aufgetretenen<br />

Fälle.<br />

Das bedeutet, dass etwa 25 Prozent aller<br />

Deutschen unter einer Allergie leiden. <strong>Die</strong><br />

Symptome sind vielen Menschen bekannt:<br />

laufende Nase, zugeschwollene Nase, Augen<br />

tränen und jucken, Jucken im Gaumen,<br />

Abgeschlagenheit, Erschöpfung. <strong>Die</strong> schulischen<br />

Leistungen von Kindern mit Allergien<br />

sind nachweislich schlechter und auch die<br />

Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz sinkt.<br />

Viele verschiedene Nasensprays kommen bei Allergien zur Anwendung<br />

Woher kommen Allergien?<br />

Bei der allergischen Rhinitis (AR, auch allergischer<br />

Schnupfen genannt) handelt es<br />

sich um eine entzündliche Erkrankung der<br />

Nasenschleimhaut und der oberen Luftwege<br />

durch allergieauslösende Stoffe (Allergene).<br />

<strong>Die</strong> AR ist eine häufige und weltweit offensichtlich<br />

zunehmende Erkrankung, von der<br />

ca. 25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland<br />

betroffen sind. <strong>Die</strong> Patienten leiden<br />

unter lästigen Symptomen wie verstopfter,<br />

juckender oder laufender Nase und sind zu<br />

einem hohen Prozentsatz in ihrer täglichen<br />

Aktivität und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.<br />

<strong>Die</strong> Erkrankung tritt häufig schon<br />

im Kindesalter auf, wobei etwa jedes zehnte<br />

Kind betroffen ist. Es gibt Hinweise, dass<br />

eine unbehandelte Rhinitis häufig über den<br />

sogenannten Etagenwechsel in allergisches<br />

Asthma übergeht.<br />

<strong>Die</strong> AR und ihre Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)<br />

verursachen enorme Kosten im<br />

Gesundheitswesen. <strong>Die</strong> <strong>Ausgabe</strong>n der ambulanten<br />

Versorgung für die AR 1996 werden<br />

auf 75 Millionen DM geschätzt. Es sind vor allem<br />

die direkten Kosten durch Medikamente.<br />

Hierbei gibt das Statistische Bundesamt<br />

1996 Kosten in Höhe von 350 Millionen DM<br />

für Antiallergika an, was ca. 75 Prozent der<br />

Gesamtausgaben für AR ausmacht. Bei den<br />

indirekten Kosten sind die Kosten durch Arbeitsunfähigkeit<br />

erheblich, 29 Millionen DM<br />

für 1996. <strong>Die</strong> Gesamtkosten der AR (direkte<br />

und indirekte Kosten) werden 1996 insgesamt<br />

in Höhe von 467 Millionen DM angegeben.<br />

Für das Jahr 2000 wurden die Kosten<br />

im Gesundheitswesen für Deutschland auf<br />

ca. 240 Millionen Euro geschätzt.<br />

Der Heuschnupfen ist eine allergisch bedingte<br />

Erkrankung der Nasenschleimhaut<br />

und der Augen, die durch eine IgE-vermittel-<br />

36 www.diewirtschaft-koeln.de


Leben & Wissen |<br />

te Entzündungsreaktion entsteht. Er zählt zu<br />

den Allergien vom Soforttyp (Typ I), da die<br />

allergische Reaktion sofort, also innerhalb<br />

von Sekunden oder Minuten, stattfindet.<br />

Was bewirken<br />

Antiallergika?<br />

Schnelle Hilfe bei einer beeinträchtigten Nasenatmung<br />

bieten Nasensprays. So enthalten<br />

Antihistamin-Nasensprays Antihistaminika,<br />

die helfen können, die Verstopfung<br />

der Nase, den Juckreiz und das Laufen der<br />

Nase zu reduzieren. Kortikosteroid-Nasensprays<br />

enthalten entzündungshemmende<br />

Steroide, die die Entzündung in der Nase<br />

reduzieren und die allergischen Symptome<br />

lindern können. Kortikosteroid-Nasensprays<br />

werden oft zur langfristigen Behandlung<br />

von Allergien eingesetzt. Nasentropfen<br />

mit abschwellender Wirkung enthalten in<br />

der Regel Wirkstoffe wie Xylometazolin oder<br />

Oxymetazolin, die die Blutgefäße in der<br />

Nase verengen und so die Schwellung und<br />

verstopfte Nase reduzieren. Letztere sollten<br />

aber wegen der Gefahr der „Nasenspray-Abhängigkeit“<br />

nur für einen kurzen Zeitraum<br />

eingenommen werden, da nach zu langer<br />

Anwendung nach dem Absetzen des Sprays<br />

eine verstärkte Nasenverstopfung auftritt.<br />

<strong>Die</strong>s kann zu einem Teufelskreis führen, bei<br />

dem die Verwendung des Sprays zur Linderung<br />

der Verstopfung führt, aber langfristig<br />

die Verstopfung verschlimmert.<br />

<strong>Die</strong> allergenspezifische<br />

Immuntherapie (AIT),<br />

Hypo- oder<br />

Desensibilisierung<br />

<strong>Die</strong> allergenspezifische Immuntherapie<br />

(AIT) – auch unter der Bezeichnung spezifische<br />

Immuntherapie (SIT) oder Hypo- oder<br />

Desensibilisierung bekannt – ist die einzige<br />

ursächliche Behandlung der IgE-vermittelten,<br />

Typ I-allergischen Erkrankungen wie<br />

allergisches Rhinokonjunktivitis, allergisches<br />

Asthma bronchiale und anaphylaktische<br />

Reaktionen auf Insektengift („venom<br />

immunotherapy“, VIT). Sie wird entweder<br />

subkutan (SCIT) oder sublingual (SLIT) über<br />

in der Regel drei Jahre verabreicht. <strong>Die</strong> Prognose<br />

nach einer Hyposensibilisierung ist<br />

gut: Bei 90 Prozent der Patienten ist die Behandlung<br />

erfolgreich, und zwar anhaltend<br />

für bis zu zehn Jahre. Ziel der SIT ist es,<br />

durch die Verabreichung allmählich ansteigender<br />

Dosen des allergiebezogenen Allergenextrakts<br />

eine klinische Toleranz gegen<br />

die jeweiligen Allergene zu erreichen.<br />

Auch die Anatomie<br />

spielt eine Rolle<br />

Der Grad der Beeinträchtigung der Nasenatmung<br />

durch Heuschnupfen hängt in<br />

erster Linie davon ab, wie stark der Heuschnupfen<br />

ausgeprägt ist. Aber auch körperliche<br />

Gegebenheiten spielen hier eine<br />

Rolle. Denn wenn die Nasenatmung z.<br />

B. durch eine sehr schiefe (deviierte) Nasenscheidewand,<br />

durch eine zusätzlich<br />

bestehende chronische Nasennebenhöhlenentzündung<br />

behindert wird und die<br />

Schwellkörper der Nase, die sogenannten<br />

Nasenmuscheln, zusätzlich krankhaft vergrößert<br />

sind, wirkt sich der Heuschnupfen<br />

unweigerlich schlimmer aus.<br />

<strong>Die</strong> Nasenscheidewand ist die knorpelige<br />

und knöcherne Trennwand in der Mitte der<br />

Nase, die die Nasenhöhle in zwei Hälften<br />

teilt. Eine Verkrümmung der Nasenscheidewand<br />

ist sehr häufig und führt regelmäßig<br />

zur eingeschränkten Nasenatmung, chronischen<br />

Nasenverstopfung, Schnarchen,<br />

wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündungen<br />

und oft auch Nasenbluten.<br />

Behoben werden kann die Deviation der Nasenscheidewand<br />

durch einen kleinen operativen<br />

Eingriff, die Korrektur der Nasenscheidewand<br />

oder Septumplastik. Während<br />

einer Septumplastik wird die deviierte oder<br />

deformierte Nasenscheidewand durch einen<br />

chirurgischen Zugang in der Nase repositioniert.<br />

Je nach Ausmaß der Deformation<br />

kann Knorpel- und/oder Knochengewebe<br />

entfernt, neu modelliert oder hinzugefügt<br />

werden, um eine gerade Nasenscheidewand<br />

und offene Nasenhöhle zu schaffen. Der<br />

Eingriff wird in der Regel unter Vollnarkose<br />

durchgeführt. Früher und leider auch<br />

häufig heute immer noch werden Patienten<br />

für diesen Eingriff drei oder mehr Tage<br />

stationär im Krankenhaus behandelt, was<br />

Tränende und juckende Augen treten regelmäßig bei Allergien auf<br />

und können auch lokal durch Augentropfen behandelt werden<br />

aber aus Sicht und nach jahrelanger chirurgischer<br />

Erfahrung des Autors nicht notwendig<br />

ist. Meist reichen ein bis max. zwei<br />

Nächte stationäre Überwachung oder die<br />

Operation kann sogar auch ambulant erfolgen,<br />

d. h., die Patienten gehen dann nach<br />

der Operation nach Überwachung nach<br />

Hause. Auch die zu Recht gefürchteten Nasentamponaden,<br />

deren Entfernung meist<br />

als sehr unangenehm empfunden wird,<br />

setzt der Autor NICHT ein, d. h., diese Operation<br />

ist sehr gut OHNE Tamponaden möglich,<br />

auch wenn sicherlich über 90 Prozent<br />

der deutschen Nasen-Operateure diese immer<br />

noch benutzen.<br />

Auch vergrößerte Schwellkörper in der Nase,<br />

die sogenannten Nasenmuscheln, können<br />

zu einer Beeinträchtigung der Nasenatmung<br />

beitragen. Gegebenenfalls bietet<br />

sich auch eine operative teilweise Verkleinerung<br />

der Schwellkörper an, diese Operation<br />

ist regelmäßig ambulant möglich, also<br />

ohne Krankenhausaufenthalt, wenn sie allein<br />

erfolgt, oft werden die Nasenmuscheln<br />

aber mit der Nasenscheidewand direkt zusammen<br />

operiert. W<br />

Foto: Privat<br />

Gastautor: Dr. med. Gero Quante,<br />

Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />

Zusatz Stimm- und Sprachstörungen<br />

HNO-Praxis der Klinik LINKS VOM RHEIN<br />

Foto: megaflopp– stock.adobe.com<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 37


| Leben & Wissen<br />

DER 1. FC KÖLN<br />

IN RUHIGEM FAHRWASSER<br />

<strong>Die</strong> Fußballer vom Geißbockheim blicken auf eine befriedigende<br />

Saison zurück, in der der Abstieg kein Thema war<br />

Am Ende standen der 11. Platz mit 42 Punkten. <strong>Die</strong> harten Fans ärgert dabei natürlich,<br />

dass die Gladbacher Borussia nach 34 Spielen einen Punkt mehr auf dem Zettel<br />

hatte. Dabei wurde seitens der <strong>Köln</strong>er aufgrund mangelnder Chancenverwertung der<br />

ein oder andere Punkt liegen gelassen.<br />

<strong>Die</strong> gesteckten Ziele – 40 Punkte einfahren<br />

und nicht in Abstiegsgefahr zu kommen –<br />

wurden erreicht. Für die kommende Saison<br />

gilt es, die 40-Punkte-Marke hinter sich zu<br />

lassen und sich weiter nach oben zu orientieren.<br />

Was nicht einfach umzusetzen ist,<br />

denn personell steht das Team von Trainer<br />

Steffen Baumgart vor einem Umbruch.<br />

Neun Verträge laufen aus<br />

In diesem Sommer wird die Mannschaft ein<br />

neues Gesicht bekommen. Denn neun Verträge<br />

laufen aus, leider auch von Leistungsträgern<br />

wie Jonas Hector, der seinen Rücktritt<br />

bekannt gab, Ellyes Skhiri und sieben<br />

weiteren. Anthony Modeste verließ den FC<br />

bereits im Vorjahr, sportlich ein Verlust,<br />

aber gut für die Kasse des Traditionsvereins.<br />

Durch die Abgänge von Hector, Skhiri und<br />

auch Torwart Timo Horn, der als Ersatzkeeper<br />

fürstlich entlohnt wurde, wird sich<br />

das Gehaltsgefüge nach unten verschieben.<br />

Viel Geld, um große Sprünge zu machen, ist<br />

Ziel für die kommende Saison: Mehr Punkte und<br />

eine höhere Platzierung in der Tabelle als in 20<strong>23</strong><br />

dennoch nicht vorhanden. Das bedeutet Talente<br />

aus der eigenen Jugend an die Profis<br />

heranführen und hungrige Spieler holen,<br />

die sich in unteren Ligen bewährt haben. So<br />

scheint es, dass sich Stürmer Benedict Hollerbach<br />

vom SV Wehen Wiesbaden dem 1. FC<br />

<strong>Köln</strong> anschließen wird.<br />

Marvin Schwäbe ist ein<br />

Punktegarant<br />

Selbstverständlich muss beim Bau des neuen<br />

Kaders auch auf die Wünsche von Trainer<br />

Baumgart eingegangen werden. Der<br />

wird bestimmt an seinem laufintensiven<br />

Spiel festhalten, mit dem die <strong>Köln</strong>er den<br />

Gegner immer wieder vor Probleme stellen.<br />

Baumgart sollte allerdings nicht nur auf die<br />

Karte „hohes Anlaufen“ setzen. Denn viele<br />

Gegner haben sich auf diese Spielweise eingestellt<br />

und das System entschlüsselt. Oftmals<br />

überbrücken sie ihrerseits schnell das<br />

Feld und stellen die anfällige FC-Abwehr, in<br />

der Torhüter Marvin Schwäbe (Vertrag bis<br />

2026 verlängert) herausragt, vor Probleme.<br />

Foto: Alex Weis<br />

<strong>Die</strong> linke Abwehrseite ist durch Hectors Abgang<br />

verwaist. Rechts braucht es für Benno<br />

Schmitz, der eine gute Saison gespielt<br />

hat, einen schnellen und erfahrenen Backup.<br />

In der Mitte liefern Chabot und Hüber<br />

saubere Arbeit ab, wobei sich Hüber zuletzt<br />

auch in die Reihen der Torschützen eingegliedert<br />

hat.<br />

Davie Selke ins Team von<br />

Hansi Flick?<br />

An vorderster Front, wo nach Modestes Weggang<br />

nach Dortmund ein überzeugender<br />

Knipser fehlte, hat der FC hingegen in der<br />

Winterpause einen Coup gelandet. Der von<br />

Absteiger Hertha BSC verpflichtete Davie<br />

Selke hat sich schnell in der neuen Umgebung<br />

zurechtgefunden und zum Saisonende<br />

wichtige Treffer beigesteuert. Trainer Steffen<br />

Baumgart sieht Selke gar als einen Kandidaten<br />

für die von Hansi Flick trainierte<br />

Nationalmannschaft.<br />

Das Budget für neue Spieler ist bei dem<br />

rheinischen Club weiterhin limitiert. Große<br />

Sprünge sind nicht drin. Sport-Geschäftsführer<br />

Christian Keller und sein Team müssen<br />

quasi die Fehler der vergangenen Jahre,<br />

in denen durchschnittliche Spieler mit<br />

stattlich dotierten langfristigen Verträgen<br />

ausgestattet wurden, ausbügeln. Gemessen<br />

an den bisher getätigten Transfers können<br />

die Fans hoffen, dass auch weitere Neuzugänge<br />

sowohl menschlich als auch fußballerisch<br />

gut zum vorhandenen Kader passen<br />

und sich schnell integrieren.<br />

Steffen Baumgart wird keinen aufgeblähten<br />

Kader mehr vorfinden, sondern genau<br />

die Spieler, die er für seine Art des Fußballspielens<br />

benötigt. Bisher muss man dem<br />

an der Seitenlinie stets lauten Trainer bescheinigen,<br />

dass sich unter seiner Leitung<br />

Spieler deutlich verbessert haben. Hier erwähnen<br />

wir gerne Florian Kainz, der eine<br />

tolle Saison gespielt hat und <strong>Köln</strong>s bester<br />

Scorer wurde. An ihm sollten sich Kollegen<br />

wie Jan Thielmann, die noch nicht beständig<br />

in ihren Leistungen sind, ein Beispiel<br />

nehmen. W<br />

Heribert Eiden<br />

38 www.diewirtschaft-koeln.de


ERNTEFRISCH VERARBEITET • 100% aus Österreich<br />

Hochwertige Aronia Produkte von Aronialand®<br />

Wir von Aronialand® befassen uns seit Jahren mit der Veredelung der<br />

Aroniabeeren aus der Österreichischen Alpenregion (Tirol, Kärnten,<br />

Steiermark, u.s.w.). Durch eine besonders schonende Presstechnik<br />

und spezielle Trocknungsverfahren sind wir in der Lage, die wertvollen<br />

Inhaltstoffe, wie Vitamine, OPC und Spurenelemente der dunkelblauen<br />

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Aronia. Unsere oberste Priorität ist es, diese kraftvolle Beere<br />

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Immunsystems bei).<br />

Rezept: Aronia Tee 1-2 TL Aronia Bio-Trockenbeeren gerieben,<br />

500 ml Wasser, 2 Gewürznelken, 1 Stange Zimt, Saft einer Zitrone, Saft<br />

einer Orange, etwas Ingwer, Honig (nach Belieben).<br />

Wasser mit Aronia Bio-Trockenbeeren gerieben, Zimt, Gewürznelken<br />

und Ingwer aufkochen - etwas ziehen lassen, Zitronen und Orangensaft<br />

dazu, mit Honig süßen.<br />

Heißer Tipp für<br />

kalte Tage<br />

Aronia Tee<br />

<strong>Die</strong> beste Medizin ist die Natur<br />

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Josef Lengauer Straße 14 – 6341 Ebbs / office@aronialand.at


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