20.05.2023 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 03 / 23

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe acht Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE <strong>03</strong>.<strong>23</strong><br />

DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION<br />

KÖLSCH IST<br />

ABSOLUT<br />

MEIN BIER<br />

Interview mit Georg Schäfer,<br />

Geschäftsführer vom<br />

"Haus Kölscher Brautradition"<br />

NEUE<br />

QUARTIERE<br />

ENTSTEHEN<br />

<strong>Köln</strong> entwickelt sich<br />

Foto: Alex Weis<br />

NAHEZU KEIN<br />

FORTSCHRITT<br />

Digitalisierungs-Schub blieb 2022 aus


Jetzt der<br />

Konkurrenz<br />

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Vorwort |<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER,<br />

nüchtern betrachtet ist diese <strong>Ausgabe</strong> etwas<br />

bierselig geraten. Unsere Redaktion begab<br />

sich unter anderem in das „Haus Kölscher<br />

Brautradition“ und sprach mit Geschäftsführer<br />

Georg Schäfer. „Kölsch drinke und<br />

schwade“ – das ist Kölsch-Kultur im doppelten<br />

Sinn für den Mann, in dessen Adern<br />

Kölsch zu fließen scheint. Dabei müssen<br />

sich die sechs Kölschmarken unter seinem<br />

Dach nicht nur gegen die übrigen kölschen<br />

Biere durchsetzen, sondern gegen rund<br />

7.000 Marken, die allein in Deutschland<br />

gebraut werden. Kein Problem für Schäfer,<br />

der jüngst Dom Kölsch als neuen Hausbewohner<br />

aufnahm. Das eine ist Malz lastig,<br />

beim anderen ist der Hopfen ausgeprägter.<br />

Das eine wird vorrangig in der Gastronomie<br />

ausgeschenkt, das andere findet über den<br />

Getränkemarkt seine Kunden. Das Haus<br />

Kölscher Brautradition kann sämtliche Präferenzen<br />

abdecken.<br />

Wieder mal ist <strong>Köln</strong> auf den Zahn gefühlt<br />

worden, diesmal vom VSVBB. Das Kürzel<br />

muss man nicht unbedingt kennen, gehört<br />

es doch zum Verbraucherschutzverein<br />

Berlin/Brandenburg. <strong>Die</strong> kümmern<br />

sich in schöner Regelmäßigkeit um ein Behördenranking.<br />

Wo werden Bürger in den<br />

Ämtern bedient? Und wo eher nur abgefertigt?<br />

Letzteres scheint in den Kundenzentren<br />

in Mülheim und Kalk der Fall zu<br />

sein. Insgesamt liegt <strong>Köln</strong> bei 40 befragten<br />

Städten auf Rang 38. Kein Ruhmesblatt.<br />

Was Angelika Menze, Erste Vorsitzende<br />

des VSVBB, dabei besonders stört:<br />

<strong>Die</strong> Kommunenchefs scheinen sich in keiner<br />

Weise für die Ergebnisse zu interessieren<br />

und Verbesserungen voranzutreiben.<br />

Aber es wird fleißig entwickelt und gefördert<br />

und gebaut in der Stadt. Sürther Feld<br />

und Max-Becker-Areal, Otto-Langen-Quartier<br />

und das Ovum in Braunsfeld: In Stadtteilen<br />

quer durch <strong>Köln</strong> entstehen neue<br />

Büro- und Gewerbeflächen – und natürlich<br />

Wohnungen. Beim Wohnungsbau hängt die<br />

Stadt ihren selbstgesteckten Zielen hinterher.<br />

Aber damit ist <strong>Köln</strong> nicht allein. Auch<br />

andere Kommunen tun sich schwer, sich<br />

dem ausgerufenen Ziel von 400.000 neuen,<br />

bezahlbaren und klimagerechten Wohnungen<br />

anzunähern.<br />

Auch wenn wir in dieser <strong>Ausgabe</strong> nicht über<br />

ihn berichten, darf hier ein Name nicht fehlen:<br />

Jonas Hector. Wenn Charakter eine fußballerische<br />

Eigenschaft wäre, stünde Jonas<br />

Hector vielleicht vor den mit Petrodollars<br />

überschütteten Herren Messi und Ronaldo.<br />

Der 1990 in Saarbrücken geborene Profi des<br />

1. FC <strong>Köln</strong> hängt zum Saisonende die berühmten<br />

Schuhe an den Nagel. In Müngersdorf<br />

wird er zum Bundesligaabschluss gegen<br />

den FC Bayern München letztmalig für<br />

die Geißböcke auflaufen. <strong>Die</strong> Fortsetzung<br />

seiner Karriere bei einem anderen Verein ist<br />

für ihn keine Option - obwohl er in den vergangenen<br />

Jahren von den ganz großen europäischen<br />

Clubs umworben wurde. Erst 2014<br />

wurde er in die Nationalmannschaft berufen,<br />

ohne vorher in einer der DFB-Jugendteams<br />

gespielt zu haben. In den sozialen<br />

Netzwerken findet man über den bescheidenen<br />

Linksverteidiger eigentlich keine negativen<br />

Zeilen. Aufgrund seiner Erfahrung,<br />

seiner Spielintelligenz und -übersicht hätte<br />

Hector durchaus noch auf internationalem<br />

Niveau spielen können. Bleibt zu hoffen,<br />

dass sich der FC die <strong>Die</strong>nste Hectors zukünftig<br />

sichert. Einen besseren Botschafter<br />

kann sich kein Fußballverein wünschen.<br />

Herzlichst<br />

Eugen Weis, Herausgeber<br />

IMMER<br />

UP TO<br />

DATE<br />

www.diewirtschaft-koeln.de<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 3


| Inhalt<br />

HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE<br />

Foto: HHVision<br />

Foto: Alex Weis<br />

12<br />

EIN JAHR VOLLER VERÄNDERUNGEN<br />

Im Gespräch: Uwe Mortag<br />

...........................................................ab Seite 12<br />

Foto: pixeldeus – stock.adobe.com<br />

06<br />

KÖLSCH IST ABSOLUT MEIN BIER<br />

Im Gespräch: Georg Schäfer<br />

...........................................................ab Seite 06<br />

18<br />

NEUE PERSPEKTIVEN<br />

Machbarkeitsstudie zum Rheinpendel<br />

...........................................................ab Seite 18<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag und Herausgeber:<br />

Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH<br />

Eugen Weis<br />

Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />

Telefon 0221.4743924<br />

info@diewirtschaft-koeln.de<br />

www.diewirtschaft-koeln.de<br />

Objekt- und Anzeigenleitung:<br />

Alex Weis<br />

Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />

Telefon: 0221.4743924<br />

anzeigen@diewirtschaft-koeln.de<br />

Redaktionsleitung:<br />

Matthias Ehlert (ViSdP)<br />

Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />

redaktion@diewirtschaft-koeln.de<br />

Redaktion:<br />

Matthias Ehlert (me), Heribert Eiden (he),<br />

Monika Eiden (mei), Jana Leckel (jl),<br />

Karoline Sielski (ks), Astrid Waligura<br />

(aw), Eugen Weis (ew)<br />

Jahrgang: 8, Heft <strong>03</strong>/20<strong>23</strong><br />

Auflage: 17.000 Exemplare<br />

Fotos: stock.adobe.com, Alex Weis,<br />

Envato, sowie Kunden und privat<br />

Druck: Druckhaus DOC<br />

Zeißstr. <strong>23</strong>-27<br />

50171 Kerpen<br />

Telefon: 02<strong>23</strong>7.9757011<br />

Gestaltung / Layout:<br />

amannDESIGN<br />

Humboldtstr. 60<br />

51379 Leverkusen<br />

www.amanndesign.de<br />

© Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH 20<strong>23</strong> - Nachdruck und Vervielfältigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Alle Urheberrechte<br />

liegen bei<br />

/ oder beim Verlag bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Es gelten unsere AGBs. Erfüllungsort<br />

und Gerichtsstand ist <strong>Köln</strong>. Unser Verlag wird beraten und rechtlich vertreten durch: Rechtsanwälte Stiletto Wilhelm & Kollegen.<br />

4 www.diewirtschaft-koeln.de


20<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Der Schub blieb 2022 aus<br />

................................ ab Seite 20<br />

WEITERBILDUNG<br />

Neuer Gesetzesentwurf<br />

................................ ab Seite 30<br />

Hinweise: Es gilt die Anzeigenpreisliste aus<br />

November 2021. Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

geben nicht in jedem Falle die Meinung des<br />

Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos übernimmt w<br />

keine Haftung. Für fehlerhafte oder unterbliebene<br />

Angaben übernehmen wir keine Gewähr.<br />

Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages<br />

oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens<br />

bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.<br />

Es gelten unsere AGBs.<br />

Copyright/ Urheberrecht: Nachdruck und Vervielfältigung,<br />

auch auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung von Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien<br />

GmbH.<br />

Alle Urheberrechte liegen bei w<br />

bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Erfüllungsort und Gerichtsstand<br />

ist <strong>Köln</strong>.<br />

Datenschutz/Disclaimer: Sie finden in unserer<br />

Print-<strong>Ausgabe</strong> an verschiedenen Stellen sogenannte<br />

QR-Codes. <strong>Die</strong>se ermöglichen Ihnen mit<br />

Foto: vegefox.com – stock.adobe.com Foto: Sergey Nivens – stock.adobe.com<br />

Inhalt |<br />

24<br />

CHEMIEINDUSTRIE<br />

Nachhaltig und Digital<br />

................................ ab Seite 24<br />

WEITERE THEMEN:<br />

VRS 2022....................................... S.16<br />

<strong>Köln</strong>s Behörden............................ S.26<br />

<strong>Köln</strong> der Zukunft........................... S.34<br />

Koelnmesse.................................. S.35<br />

... und vieles mehr ...<br />

30 IMMER<br />

UP TO<br />

DATE<br />

www.diewirtschaft-koeln.de<br />

einer App für das Smartphone oder Tablet diese<br />

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unserer <strong>Ausgabe</strong> befinden (z.B. im E-Paper oder der<br />

PDF- Version). Der Verlag übernimmt dabei keine<br />

Haftung für etwaige Fehler oder Irrtümer und wir<br />

weisen daraufhin, dass allein die jeweiligen Seitenbetreiber<br />

für die Inhalte verantwortlich sind.<br />

Stand Mai 20<strong>23</strong><br />

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Foto: pickup – stock.adobe.com<br />

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Hahnenstr. 12, 50667 <strong>Köln</strong><br />

Tel.: 0221 - 47 43 9<strong>23</strong><br />

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| Titelstory<br />

Foto: Alex Weis<br />

KÖLSCH<br />

IST ABSOLUT<br />

MEIN BIER<br />

Interview mit Georg Schäfer über die Eigenheiten der Kölschmarken und den engen Markt in <strong>Köln</strong><br />

6 www.diewirtschaft-koeln.de


Titelstory | w<br />

Georg Schäfer, Geschäftsführer vom Haus Kölscher Brautradition, ist vor allem „ne<br />

kölsche Jung“ mit Leib und Seele. Direkt nach dem Studium in <strong>Köln</strong> (BWL) startete<br />

er im Biermarkt. Angefangen hat er im Jahr 1989 bei Gilden Kölsch, dann ging es<br />

zu Sion Kölsch, Sester Kölsch und Küppers Kölsch. Gefolgt von einem Abstecher zu<br />

einer sauerländischen Pilsmarke. Nach einem erneuten Zwischenstopp bei einer weiteren<br />

<strong>Köln</strong>er Brauerei ist er seit dem Jahr 2010 zurück am Ursprung. Obwohl immer<br />

viel unterwegs, nicht nur im Fastelovend, bleibt trotzdem Zeit für das Wichtigste im<br />

Leben: die Familie. Im Gespräch mit w gibt er einen Einblick in das<br />

Haus Kölscher Brautradition und verrät uns, wie die Brauereien mit den wachsenden<br />

Herausforderungen des engen Kölschmarktes umgehen.<br />

Georg Schäfer: Das sehe ich nicht. Deshalb<br />

nochmals zurück zu unseren kölschen<br />

Hausbewohnern, die – wie gesagt – alle ihre<br />

Eigenheiten haben: Mal ist der Hopfen<br />

ausgeprägter, mal kommt das Malz etwas<br />

stärker durch. Einer tummelt sich lieber in<br />

der Gastronomie, ein anderer ist vor allem<br />

im Getränkemarkt zu finden, und im Karneval<br />

treiben es allesamt bunt. Jedes Familienmitglied<br />

hat also seinen ganz eigenen<br />

Charakter – und deshalb auch einen anderen<br />

Freundeskreis. Genauso ist das bei den<br />

Marken in unserem Haus Kölscher Brautradition.<br />

Wichtig ist nur, dass wir ihren Persönlichkeiten<br />

ausreichend Entwicklungsspielraum<br />

lassen. Was nichts anderes heißt,<br />

als dass wir bei Rezepturen, Optik, Aroma<br />

und Geschmack, aber auch bei Vertrieb und<br />

Vermarktung differenzieren.<br />

w: Ist Kölsch ein regionales<br />

Produkt? Oder anders gefragt: Kölsch<br />

ist Bier; ist Bier auch Kölsch?<br />

Georg Schäfer: Was ich sagen kann, ist,<br />

dass Kölsch absolut mein Bier ist!<br />

w: Sehr geehrter Herr<br />

Schäfer, was genau ist das „Haus Kölscher<br />

Brautradition“?<br />

Georg Schäfer: Jedes Haus hat seine Bewohner,<br />

meist ganz verschiedene Charaktere.<br />

Nicht anders ist es bei unserem Haus Kölscher<br />

Brautradition: Unter diesem Dach leben<br />

Sion Kölsch, Peters Kölsch, Dom Kölsch<br />

und Gilden Kölsch sowie Küppers Kölsch<br />

und Sester Kölsch. Und auch sie haben ihre<br />

Eigenheiten …<br />

w: Wenn man den Biermarkt<br />

bundesweit betrachtet, was macht<br />

die Region <strong>Köln</strong> so interessant?<br />

Georg Schäfer: <strong>Die</strong> Identifikation der Menschen<br />

mit „ihrem“ Heimatgetränk ist wohl<br />

einmalig. „Kölsch drinke und schwade“ –<br />

das ist Kölsch-Kultur im doppelten Sinn.<br />

Deshalb verkauft sich unser Nationalgetränk<br />

aber nicht von allein. Immerhin gibt<br />

es auf begrenztem Raum gut zwei Handvoll<br />

Kölsch-Brauereien und noch mehr Kölschmarken.<br />

Sie stehen nicht nur untereinander<br />

im Wettbewerb. Sie müssen sich auch<br />

gegen die rund 7.000 Biere verteidigen, die<br />

es allein in Deutschland gibt und die natürlich<br />

auch gerne mehr davon in unserer<br />

Millionenstadt mit ihrem dicht besiedelten<br />

Umland verkaufen würden.<br />

Keine einfache Aufgabe, die allerdings ganz<br />

gut gelingt. Deshalb vergleiche ich <strong>Köln</strong><br />

auch gerne mit dem bekannten gallischen<br />

Dorf, das der römischen Übermacht trotzt –<br />

auch dank eines Zaubertranks.<br />

w: Wie funktioniert die<br />

„Mehrmarkenstrategie“ in einem so engen<br />

Markt wie dem Kölschmarkt? Besteht nicht<br />

die Gefahr der Kannibalisierung?<br />

Dom-Kölsch: Drei Buchstaben,<br />

zwei Türme,<br />

ein Dom<br />

w: Was waren die Motive<br />

für die jüngste Übernahme von Dom<br />

Kölsch?<br />

Georg Schäfer: Wenn sich die Chance bietet,<br />

die Marke zu erwerben, die DAS <strong>Köln</strong>er<br />

Wahrzeichen im Namen trägt, muss man sie<br />

einfach nutzen. Selbst, wenn Dom Kölsch<br />

zu dem Zeitpunkt etwas angestaubt daherkam.<br />

Das haben wir dann jedoch geändert:<br />

Goldkanten, Medaillen, und alles Überflüssige<br />

kam weg. Geblieben ist das Wesentliche:<br />

drei Buchstaben, zwei Türme, ein Dom.<br />

Und alles in den Farben unserer Stadt, Rut<br />

un Wiess. Versteht jeder sofort, auch außerhalb<br />

<strong>Köln</strong>s.<br />

w: Ist die Flaschenform<br />

Motor für mehr Abverkauf?<br />

Georg Schäfer: Zunächst einmal sollte natürlich<br />

der Inhalt überzeugen. Aber Studien<br />

haben auch gezeigt, dass unentschlossene<br />

Verbraucher in Sekundenbruchteilen vor<br />

Foto: Alex Weis<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 7


w | Titelstory<br />

allem anhand der Verpackung entscheiden,<br />

zu welchem Produkt sie greifen. <strong>Die</strong>se erste<br />

Hürde können Brauer bei vergleichbaren<br />

Standardflaschen nur über die Etikettenoptik<br />

nehmen. Mit der Bügelflasche kann unser<br />

Peters Kölsch dann ein weiteres Ass aus dem<br />

Ärmel holen, denn diese Flaschenform ist<br />

schon etwas Besonderes im Getränkeregal.<br />

Auch in der flaschenbierorientierten Gastronomie<br />

– also in Clubs, Szenekneipen oder<br />

an Stadtstränden – spielt die Verpackung<br />

eine wichtige Rolle. Das haben wir bei Sion<br />

Kölsch gesehen: Als wir bei der Gastronomieflasche<br />

das blaue gegen ein schlichtes<br />

mattschwarzes Etikett getauscht haben, haben<br />

wir viel Zuspruch bekommen. Das war<br />

schon ein mutiger Schritt, doch Mut wird<br />

bekanntlich gerne belohnt.<br />

w: Wie wichtig ist heutzutage<br />

in einer digitalisierten, globalen<br />

Welt das Thema „Tradition“ für die Sorte<br />

Kölsch?<br />

Georg Schäfer: Zukunft braucht Herkunft,<br />

zitiere ich an dieser Stelle gerne Philosophie-Professor<br />

Odo Marquard. Vor allem in<br />

unserer globalisierten Welt spüren wir eine<br />

Rückbesinnung auf fast vergessene Traditionen.<br />

Auf Ursprünge. Auf Verwurzelungen.<br />

Wie bei unserem Gilden Kölsch, dessen Historie<br />

bis ins Mittelalter zurückreicht. Oder<br />

auch bei unserem Sion Kölsch, das nicht<br />

minder geschichtsträchtig ist. Mit Namensgeber<br />

Hans Sion gab es zudem einen Visionär<br />

in der direkten Familienlinie. Er erkannte<br />

die enorme Wichtigkeit einer lokalen, unverwechselbaren<br />

Spezialität. Dass er seither als<br />

„Vater des Kölsch“ bekannt ist, zollt seinen<br />

Verdiensten den gebotenen Respekt.<br />

w: Neben Kölsch bieten<br />

Sie auch andere Getränke an. Inwieweit<br />

hilft diese heterogene Angebotsvielfalt<br />

und -struktur beim Bierverkauf und bei<br />

der Akzeptanz?<br />

Georg Schäfer: Unser Haus Kölscher Brautradition<br />

ist Teil einer großen Unternehmensfamilie,<br />

richtig. Deshalb können<br />

unsere Partner der Gastronomie, im Veranstaltungsbereich<br />

und im Handel weitere<br />

Sorten unter bekannten Markenabsendern<br />

aus einer Hand beziehen, neben Kölsch.<br />

Denn auch in unserem Heimatmarkt besteht<br />

durchaus der Wunsch, mehr anzubieten als<br />

nur eine Sorte. Zum Beispiel friesisch-herbes<br />

Jever oder Allgäuer Büble Bier: Das eine<br />

steht bei Nordsee-Liebhabern hoch im Kurs,<br />

das andere bei Alpen-Fans. Oder Original<br />

Selters, das als Inbegriff für Mineralwasser<br />

gilt. Wie auch Pepsi-Cola und Pepsi Zero, die<br />

sich immer erfolgreicher entwickeln. Doch<br />

es geht noch um viel mehr als „nur“ Getränke.<br />

Mit Beratungsleistungen und Zusatzangeboten<br />

können wir vor allem auch unsere<br />

Partner entlasten, damit sie wieder mehr<br />

Zeit für ihr Kerngeschäft haben – Gastgeber<br />

und Kundenberater zu sein.<br />

Gastronomie ist<br />

ein Ort der Begegnungen<br />

w: <strong>Die</strong> üblichen Vertriebskanäle<br />

für Bier und Getränke sind ja<br />

Handel, Gastronomie und Events. Wie positioniert<br />

sich hier das Haus der Kölschen<br />

Brautradition?<br />

Georg Schäfer: Was allen Objektarten gemeinsam<br />

ist: <strong>Die</strong> Gastronomie ist ein Ort<br />

der Begegnungen. „Treffen wir uns auf ein<br />

Kölsch?“ ist vielleicht die beliebteste Frage,<br />

die man in unserer Stadt hört – quer durch<br />

alle Altersgruppen, unabhängig von der Dicke<br />

des Portemonnaies.<br />

Nicht viel anders sieht es bei Veranstaltungen<br />

aus: rausgehen, Erlebnisse teilen, Lebensfreude<br />

genießen. <strong>Köln</strong> bietet unendlich<br />

viele Möglichkeiten, drinnen wie draußen.<br />

Dass in den Getränkemärkten der Stadt und<br />

Region auch Kölschmarken von uns zu finden<br />

sind, ist selbstverständlich. Im Handelsgeschäft<br />

gibt es in der Regel jedoch wenige<br />

Entscheider, die gleich für viele angeschlossene<br />

Märkte über Sortimente bestimmen.<br />

Viel kleinteiliger und damit vielfältiger ist<br />

die Gastronomie: nicht nur, weil das Spektrum<br />

von der klassischen Eckkneipe über<br />

die mondäne Hotelbar, vom rustikalen Brauhaus<br />

bis zum sterneverdächtigen Restaurant<br />

reicht. Meist ist auch nur ein Ansprechpartner<br />

entscheidend, der über die Getränkekarte<br />

für sein Lokal bestimmt.<br />

Und hier sind wir schon etwas stolz, dass unsere<br />

Kölschmarken in den bekannten und<br />

gerne besuchten Locations getrunken wird.<br />

Angefangen bei der LANXESS arena, dem<br />

Gürzenich oder den Sartory-Sälen, die wir<br />

mit Dom Kölsch bespielen, über das E-Werk<br />

oder dem Palladium, in welchen man Gilden<br />

Kölsch stets frisch gezapft genießt bis hin<br />

zur Flora oder den Schiffen der KD, auf denen<br />

kühles Sion Kölsch serviert wird. Gäste<br />

begrüßen wir zudem in fast allen Hotels mit<br />

Kölsch: im Lindner, in den Dorint-Häusern,<br />

im Schloss Bensberg, im Radisson, im Pullman,<br />

im Steigenberger, im Hyatt sowie im<br />

Foto: Alex Weis<br />

8 www.diewirtschaft-koeln.de


Titelstory | w<br />

Maritim im Hilton Cologne, im Mariott und<br />

im Motel One. Und was wäre <strong>Köln</strong> ohne seine<br />

Brauhäuser? <strong>Köln</strong>er und Besucher aus aller<br />

Welt steuern sie gleichermaßen an. Dass<br />

wir gleich mit vier beliebten und sehr schönen<br />

Objekten im Herzen der Stadt vertreten<br />

sind, freut mich sehr. Angefangen bei<br />

dem traditionsreichen Brauhaus Sion über<br />

das gemütliche Peters Brauhaus, dem Dom<br />

im Stapelhaus in erster Rheinlage bis hin<br />

zum Gilden im Zims, der Heimat kölscher<br />

Helden, bieten wir Gästen in der <strong>Köln</strong>er Altstadt<br />

eine denkbar breite gastronomische<br />

Erlebnispalette an.<br />

Foto: Alex Weis<br />

„Vogel-Strauß-Taktik“<br />

keine Lösung<br />

w: 2,5 Jahre Pandemie<br />

und Stillstand. Welche Auswirkungen und<br />

Konsequenzen haben diese auf Brauereien<br />

und ihr Kerngeschäft?<br />

Georg Schäfer: Wo anfangen, wo aufhören?<br />

<strong>Die</strong> Coronapandemie hat einiges verändert.<br />

Vieles davon wird erst jetzt richtig spürbar,<br />

und das auf lange Sicht, fürchte ich.<br />

<strong>Die</strong> Gastronomie hat zwar wieder geöffnet,<br />

Events sind gut besucht. Der Hotel- und<br />

Gaststättenverband meldet steigende Zahlen,<br />

der Fassbierabsatz beim Kölsch kommt<br />

aus der tiefsten Talsohle der Nachkriegszeit<br />

heraus. Das ist eine gute Nachricht, für die<br />

Wirte, die Veranstalter, für uns als engagierter<br />

Partner.<br />

Trotzdem sind wir noch nicht wieder auf<br />

dem „Vor-Corona-Niveau“. Parallel sind außerdem<br />

weitere Herausforderungen hinzugekommen:<br />

<strong>Die</strong> Kosten sind in allen Bereichen<br />

massiv gestiegen. <strong>Die</strong> Inflation ist<br />

galoppiert. Durch Abwanderung in andere<br />

Bereiche fehlen Fachkräfte – beispielsweise<br />

in Küche und Service. Auch die verfügbaren<br />

Einkommen schrumpfen. <strong>Die</strong> Menschen<br />

überlegen noch genauer, was sie sich leisten<br />

können und wollen.<br />

„Vogel-Strauß-Taktik“ ist allerdings keine<br />

Lösung. Denn umgekehrt ist das Nachholbedürfnis<br />

spürbar groß, das haben wir im<br />

Karneval gesehen. Gastronomen und Veranstalter<br />

sind zudem sehr kreativ, wenn es darum<br />

geht, Hürden zu überwinden.<br />

w: Welche Auswirkungen<br />

haben die Krisen in der Welt auf die Produktion<br />

von Bier und den Absatz? Wird in<br />

Krisenzeiten eigentlich mehr getrunken?<br />

Georg Schäfer: Das Thema „Kostensteigerungen“<br />

trifft auch unsere Branche, und<br />

zwar ganz erheblich. Wir sehen Preishöchststände<br />

bei Malz und Hopfen, bei Glas, Kronkorken<br />

und Papier, bei Logistik und vor al-<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 9


w | Titelstory<br />

lem bei Wärme und Strom. <strong>Die</strong> Ressourcen<br />

sind ebenfalls knapp, ob Leergut oder Fahrer<br />

– es mangelt in vielen Bereichen. Damit<br />

umzugehen, ist durchaus anspruchsvoll.<br />

Darauf zu hoffen, dass in Krisen mehr konsumiert<br />

wird, ist sicherlich keine Option<br />

– zumal uns der bewusste Genuss unserer<br />

Kölschmarken am Herzen liegt.<br />

Foto: Alex Weis<br />

Biermarkt wird weiter<br />

schrumpfen<br />

w: Wie entwickelt sich<br />

der hiesige Kölschmarkt in den nächsten<br />

zehn Jahren? Wird sich die Tendenz der<br />

Konsolidierung fortsetzen?<br />

Georg Schäfer: Langfristig wird der Biermarkt<br />

weiter schrumpfen. Schon heute liegen<br />

wir bei rund 90 Litern, die in Deutschland<br />

pro Kopf konsumiert werden. Zehn<br />

Jahre zuvor waren es noch rund 110 Liter.<br />

Tendenz weiter sinkend.<br />

<strong>Die</strong> Folge sind hohe Überkapazitäten, die<br />

auf deutsche Sudkessel drücken. Darauf<br />

müssen sich die Brauer einstellen. Wir<br />

haben das bereits getan, indem wir eine<br />

wegweisende Kooperation mit der Cölner<br />

Hofbräu Früh eingegangen sind. <strong>Die</strong> Kölschmarken<br />

beider Häuser teilen sich nun<br />

die Brau- und Abfüllkapazitäten, wobei<br />

die Rezepturen, die spezifischen Rohstoffe<br />

dafür und die Gär- und Lagerzeiten unterschiedlich<br />

sind. In der Vermarktung und<br />

dem Vertrieb agieren wir natürlich weiterhin<br />

als Wettbewerber.<br />

Ein Modell, das bei seiner Bekanntgabe<br />

viel Aufsehen erregt hat. Das aber sehr gut<br />

funktioniert, wie sich seither zeigt.<br />

w: Abschlussfrage: Herr<br />

Schäfer, trinken Sie auch Alt?<br />

Georg Schäfer: Zum Glück bin ich noch nie<br />

in die Verlegenheit gekommen, dass lediglich<br />

Alt angeboten wurde …<br />

Spaß beiseite: Ich probiere gerne auch<br />

andere Biersorten. Es gibt hierzulande<br />

schließlich eine unglaublich hohe Bierqualität,<br />

nicht umsonst sind deutsche Brauer<br />

weltweit gesucht und begehrt. Aber es gibt<br />

leider schlecht gepflegte Biere: Sie mögen<br />

es schließlich gerne dunkel und kühl. Ein<br />

Flaschenbier, das lange grellem Sonnenlicht<br />

ausgesetzt war, oder eines, das zu<br />

warm ins Glas gezapft wird, ist leider kein<br />

Genuss.<br />

Umso mehr freue ich mich, wenn Händler<br />

und Gastronomen das beherzigen, was<br />

die Brauer „Bierpflege“ nennen. Dann<br />

schmeckt’s auch! W<br />

Eugen Weis & Monika Eiden<br />

10 www.diewirtschaft-koeln.de


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Steiermark, u.s.w.). Durch eine besonders schonende Presstechnik<br />

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Lagerzeiten, Überreife der Beeren oder Plantagen-Massenproduktion<br />

lehnen wir strikt ab.<br />

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und Ingwer aufkochen - etwas ziehen lassen, Zitronen und Orangensaft<br />

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| Macher & Märkte<br />

2022 WAR EIN JAHR<br />

VOLLER VERÄNDERUNGEN<br />

Interview mit Uwe Mortag von der Larbig & Mortag Immobilien GmbH<br />

Der Immobilienexperte über die Situation am <strong>Köln</strong>er Gewerbeimmobilienmarkt, den<br />

Umgang mit der Bastei vor seiner Bürotür und die Mitgliedschaft bei den Familienunternehmern.<br />

w: Herr Mortag, blicken<br />

wir zurück auf 2022 – für die Immobilienbranche<br />

ein gutes Jahr oder besser drüber<br />

hinwegsehen?<br />

Uwe Mortag: Ich würde es so formulieren,<br />

dass es für die Branche das herausforderndste<br />

der letzten 15 Jahre war. In keinem<br />

Jahr gab es so viele Veränderungen,<br />

welche den Immobilienmarkt betrafen. Am<br />

Transaktionsmarkt, also dem Verkauf von<br />

Immobilien, hat das sich schnell verändernde<br />

Zinsniveau (von fast null auf über<br />

vier Prozent) zu einer Lähmung des Marktes<br />

geführt. <strong>Die</strong> Gesamtkosten eines Immobilienankaufs<br />

sind damit deutlich gestiegen.<br />

Im Bereich des Vermietungsmarktes spielen<br />

Pandemie-Auswirkungen, Homeoffice,<br />

ESG/Nachhaltigkeit und der Arbeitnehmermarkt<br />

eine große Rolle. <strong>Die</strong> Unternehmen<br />

beschäftigen sich sehr intensiv mit<br />

diesen Themen und verändern entsprechend<br />

ihren Bürobedarf – in unterschiedlichsten<br />

Ausprägungen. <strong>Die</strong> beste Büroqualität<br />

setzt sich zukünftig immer mehr<br />

durch und veraltete Bürogebäude werden<br />

immer weiter verlieren. Eigene Nachhaltigkeitsverpflichtungen<br />

auf Mieterseite<br />

prägen immer mehr die Anforderungsprofile<br />

der Bürosuchenden.<br />

Also in Summe ein Jahr voller Veränderungen<br />

und Herausforderungen. <strong>Die</strong> Immobilienunternehmer<br />

sind nun gefragt,<br />

ihre Firmen entsprechend für<br />

die Trendwende zu verändern.<br />

w: Was waren die<br />

Highlights in Sachen Büroflächenvermietung?<br />

den spannend. Wir erleben alle Branchen,<br />

Ausprägungen und unterschiedlichste Anforderungsprofile.<br />

w: Inwieweit hatte Corona<br />

noch Einfluss auf das Ergebnis, eigentlich<br />

müsste ja vermehrtes Homeoffice<br />

dazu führen, dass Unternehmen sich von<br />

Teilen ihrer Räumlichkeiten trennen?<br />

Uwe Mortag: <strong>Die</strong> Auswirkungen der Pandemie<br />

spüren wir besonders mit dem Jahreswechsel<br />

20<strong>23</strong>. <strong>Die</strong> meisten Unternehmen<br />

haben ihre Post-Corona-Analysen durchgeführt<br />

und ihren eigenen Bedarf überprüft<br />

sowie die Mitarbeiter in die Überlegungen<br />

mit einbezogen. Ergebnis: höherer nachhaltiger<br />

Homeoffice-Anteil, welcher sich<br />

nun auch in geringeren Bedarfen an Büros<br />

widerspiegelt. Das Spannungsfeld: <strong>Die</strong> ersten<br />

Mitarbeitergruppen strömen von selbst<br />

wieder ins Büro. Vermehrt aus dem Grund,<br />

dass das eigene private Umfeld keine adäquate<br />

Arbeitsumgebung bietet und die eigene<br />

Veränderung dieser Situation im heutigen<br />

Wohnungsmarkt nicht möglich ist.<br />

Darüber hinaus gibt es immer mehr junge<br />

Menschen, die ihr soziales Umfeld nicht zu<br />

Hause finden, sondern Kommunikation im<br />

Büro ausleben wollen.<br />

w: Wie steht <strong>Köln</strong> im<br />

bundesweiten Vergleich da?<br />

Foto: Kay-Uwe Fischer<br />

Immobilienexperte Uwe Mortag<br />

über die aktuelle Lage der Branche<br />

Neuer Standort<br />

für Renault in der<br />

Schanzenstraße<br />

Uwe Mortag: Mein persönliches<br />

Highlight war 2022 die<br />

Beratung des Headquarters<br />

von Renault Deutschland.<br />

Das Unternehmen saß seit<br />

1961 in Brühl und hat sich<br />

entschieden, einen kompetitiven<br />

Standort in <strong>Köln</strong><br />

unter New-Work-Gesichtspunkten<br />

anzumieten. Das<br />

Projekt war intensiv und<br />

das Ergebnis in der <strong>Köln</strong>er<br />

Schanzenstraße absolut zukunftsfähig.<br />

Darüber hinaus<br />

sind für uns alle Kun-<br />

Uwe Mortag: Im bundesweiten Vergleich<br />

bietet <strong>Köln</strong> seit eh und je einen sehr stabilen<br />

Büroimmobilienmarkt. <strong>Die</strong> breite<br />

Branchendurchmischung bietet keine großen<br />

Peaks nach oben, wie etwa der Finanzmarkt<br />

in Frankfurt. Dafür fällt der Markt<br />

aber auch nicht so stark wie in anderen<br />

Märkten. In den letzten 15 Jahren ist dieser<br />

konstant gestiegen und die Vermietungsvolumina<br />

liegen durchschnittlich<br />

bei 290.000 Quadratmetern. <strong>Die</strong> Durchschnittsmiete<br />

ist mittlerweile auf knapp<br />

18 Euro je Quadratmeter gestiegen. 2013<br />

lag die noch bei knapp 12 Euro je Quadratmeter.<br />

w: Das erste Drittel des<br />

Jahres ist auch schon Vergangenheit.<br />

Inwieweit sind Ihre Erwartungen erfüllt<br />

worden – oder eben in welchen Beziehungen<br />

auch nicht?<br />

12 www.diewirtschaft-koeln.de


Macher & Märkte |<br />

Uwe Mortag: <strong>Die</strong> ersten vier Monate sind<br />

„leider“ voll in den Erwartungen geblieben.<br />

Wir haben bereits vorhersehen können,<br />

dass der Vorjahresvergleich im Bereich Bürovermietung<br />

und Gewerbe-Investments<br />

deutlich hinterherhängen wird. Im Bereich<br />

der Bürovermietung verzeichneten wir<br />

ein außergewöhnlich starkes erstes Quartal<br />

2022 durch einige Megavermietungen<br />

an die öffentliche Hand. <strong>Die</strong>se haben<br />

sich 20<strong>23</strong> bisher noch nicht eingestellt.<br />

Im Bereich Immobilienverkauf hat sich<br />

das deutlich gestiegene Zinsniveau bisher<br />

nicht wieder deutlich abgesenkt, was den<br />

Transaktionsmarkt aktuell zum Erliegen<br />

bringt. Erste Preiskorrekturen sind zu verzeichnen,<br />

diese reichen aber bisher noch<br />

nicht aus. Darüber hinaus sind die Käufer<br />

derzeit zurückhaltend, da gerade das Zinsniveau,<br />

aber auch Anforderungen an ESG<br />

und Baukosten skeptisch beobachtet werden.<br />

<strong>Die</strong>se Vorzeichen gab es bereits Ende<br />

2022, sodass die Erwartungen für den Jahresstart<br />

20<strong>23</strong> bereits gesenkt wurden.<br />

w: Kann man die Entwicklung<br />

dieses ersten Quartals für den<br />

Jahresrest fortschreiben oder rechnen Sie<br />

mit gravierenden Verschiebungen – in<br />

welche Richtung auch immer?<br />

Uwe Mortag: Im Bereich der Bürovermietung<br />

erwarten wir weiterhin einen lebhaften<br />

Markt, allerdings mit langsamen<br />

Entscheidungswegen. Der <strong>Köln</strong>er Büroflächenmarkt<br />

wird weiterhin gut funktionieren,<br />

da wir immer noch einen niedrigen<br />

Leerstand von ca. drei Prozent haben.<br />

Im Bereich Investment erwarten wir eine<br />

Trendwende bis Ende 20<strong>23</strong>. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

daraus werden aber erst Anfang 2024<br />

sichtbar werden.<br />

w: Welche wichtigen Projekte<br />

werden 20<strong>23</strong> noch fertiggestellt und<br />

bringen Schwung in den <strong>Köln</strong>er Gewerbe-Immobilienmarkt?<br />

Eines der Highlights:<br />

das Kite Loft am<br />

Butzweilerhof<br />

Uwe Mortag: In 20<strong>23</strong> ist für uns das Highlight<br />

das Kite Loft am Butzweilerhof. Das<br />

Gebäude konnten wir mit der Landmarken<br />

AG gestalten und befinden uns derzeit in<br />

der aktiven Vermarktung. Im Vorfeld konnten<br />

wir bereits die ersten drei Bauabschnitte<br />

des Kite vollvermieten. <strong>Die</strong> hochwertige<br />

Ausstattung nach New-Work-Kriterien und<br />

der moderate Mietpreis bieten eine sehr gute<br />

Ausgangsbasis für die zukünftigen Mieter.<br />

Von der großen Dachterrasse mit Domblick<br />

einmal abgesehen.<br />

w: Eine Frage nebenbei:<br />

Wir sind hier ja nur ca. 100 Meter von der<br />

Bastei entfernt. Dem Gebäude droht der<br />

Abriss, die Stadt hat das Denkmal verkommen<br />

lassen.<br />

Uwe Mortag: Eine Katastrophe. Uns Immobilisten<br />

blutet jeden Tag das Herz beim<br />

Blick auf das Gebäude. Ich würde hier von<br />

einem Versagen der Politik sprechen. <strong>Die</strong><br />

zuletzt vorgelegten und veröffentlichten<br />

Pläne privater Investoren wären aus meiner<br />

Sicht eine sehr gute Chance und würden<br />

wir befürworten. <strong>Köln</strong> braucht mehr<br />

solche Leuchtturmprojekte, um im internationalen<br />

Vergleich bestehen zu können.<br />

<strong>Die</strong> Bastei wäre für mich eine solche Chance.<br />

Darüber hinaus muss die Politik mutiger<br />

in der Architektur werden. Städte wie<br />

Wien machen dies vor und ziehen Unternehmen<br />

und Touristen damit nachhaltig<br />

an. Nur auf den Kranhäusern kann sich die<br />

Stadt <strong>Köln</strong> nicht ewig ausruhen.<br />

w: Was wäre Ihre Idee für<br />

eine Nutzung, die den Bürgern der Stadt<br />

zugutekäme?<br />

Uwe Mortag: <strong>Die</strong> Bastei sollte ein öffentlich<br />

zugänglicher Ort werden. Ob Restaurant,<br />

Veranstaltungsetage oder Galerie für<br />

Kunst, wäre aus meiner Sicht egal. Hauptsache,<br />

das Gebäude wird einer attraktiven<br />

Nutzung zugeführt und bildet den glänzenden<br />

Abschluss des <strong>Köln</strong>er Rings. Der<br />

Theodor-Heuss-Ring hat sich in den letzten<br />

Jahren hervorragend entwickelt und bietet<br />

daher die richtige Basis.<br />

Foto: HHVision<br />

w: Ihr Unternehmen ist<br />

auch Mitglied bei den Familienunternehmern.<br />

Seit wann haben Sie sich in diesem<br />

Umfeld engagiert?<br />

Uwe Mortag: Ich bin mit Larbig & Mortag<br />

seit 2009 Mitglied. Ich war über lange Jahre<br />

hinweg Vorstandsmitglied des Regionalkreises<br />

Nordrhein, zeitweise auch in der<br />

Funktion als Vorstandsvorsitzender.<br />

w: Was schätzen Sie besonders<br />

an dem Verein?<br />

Familienunternehmer<br />

bieten breites Netzwerk<br />

auf vertrauensvoller<br />

Ebene<br />

Uwe Mortag: Ich bin bis heute den Familienunternehmern<br />

e. V. verbunden, da er<br />

mir als Unternehmer eine politische Interessenvertretung<br />

bietet und einen unternehmerischen<br />

Austausch fördert. Darüber<br />

hinaus sind die Regionalkreise sehr gut<br />

geführt und bieten ein breites Netzwerk<br />

auf vertrauensvoller Ebene und gute Veranstaltungen.<br />

w: Welche Veranstaltung<br />

fanden Sie besonders gelungen – und<br />

warum?<br />

Uwe Mortag: Ich finde die Familienunternehmertage<br />

bzw. die Unternehmertage der<br />

jungen Unternehmer als zentrale Veranstaltung<br />

in Deutschland sehr gut. Hier gibt<br />

es eine breite Austauschplattform, interessante<br />

und wichtige Fachvorträge sowie die<br />

Netzwerkplattform. Darüber hinaus sind<br />

die lokalen Veranstaltungen ein erheblicher<br />

Mehrwert für jedes einzelne Mitglied<br />

in der Region.<br />

Interview: Heribert Eiden<br />

Das Kite Loft am Butzweilerhof befindet sich momentan in der aktiven Vermarktung<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 13


| Macher & Märkte<br />

AUFWÄRTSTREND<br />

BEI SELBSTSTÄNDIGEN<br />

Laut dem Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex stabilisiert sich die Lage<br />

der Selbstständigen in kleinen Schritten<br />

Geschäftsklima<br />

• Selbstständige | ___ Mittelwert der letzten 12 Monate | • Gesamtwirtschaft | ___ Mittelwert der letzten 12 Monate<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

Mai 22<br />

Jun 22<br />

„Das Geschäftsklima der Selbstständigen klart weiter auf. Zum ersten Mal seit Februar<br />

2022 ist ihr Klimaindikator positiv”, so Katrin Demmelhuber vom ifo-Institut.<br />

Laut Demmelhuber liegt dies daran, dass die Bewertung der Selbstständigen über ihre<br />

aktuelle Geschäftslage bei der Befragung im März 20<strong>23</strong> spürbar besser ausfiel als<br />

in den Monaten davor.<br />

Auch der herrschende Pessimismus bezüglich<br />

der Geschäftserwartungen nimmt weiter<br />

ab. Zudem zeigte die Befragung auch,<br />

dass bei Unternehmen der Druck zu weiteren<br />

Preiserhöhungen nachlässt – und das<br />

sowohl bei Solo- und Kleinstunternehmen<br />

als auch bei den größeren Unternehmen.<br />

Für Matthias Henze, CEO und Gründer von<br />

Jimdo, ist es ermutigend zu sehen, dass die<br />

wirtschaftliche Lage der Selbstständigen<br />

mit einem Plus von 7,9 Punkten wieder ein<br />

stabiles positives Niveau erreicht hat. Auch<br />

dass die Schere zur Gesamtwirtschaft allmählich<br />

kleiner wird, bewertet er positiv. Er<br />

sieht gleichzeitig aber noch viel ungehobenes<br />

Potenzial. „Dennoch ist der Abstand mit<br />

9,5 Punkten noch erheblich und Selbstständige<br />

arbeiten derzeit hart daran, sich aus<br />

den Krisen der letzten Jahre herauszuarbeiten”,<br />

erklärt Henze. „Gerade in der jetzigen<br />

Situation benötigen wir mehr Forschung zu<br />

diesem wichtigen <strong>Wirtschaft</strong>ssektor. Wenn<br />

wir verstehen, was Selbstständige wirklich<br />

brauchen, können sie sich nachhaltig erholen<br />

und wachsen. In der Resilienz und dem<br />

Jul 22<br />

Aug 22<br />

Sep 22<br />

Okt 22<br />

Nov 22<br />

Dez 22<br />

-2,9<br />

-7,3<br />

Jan <strong>23</strong><br />

Gründergeist von Solos und kleinen Unternehmen<br />

steckt noch so viel ungehobenes<br />

Potenzial.”<br />

Mehr zielgerichtete<br />

staatliche Unterstützung<br />

für Selbstständige<br />

erforderlich<br />

Dazu ist jedoch mehr staatliche Unterstützung<br />

erforderlich. <strong>Die</strong> bisherige Unterstützung<br />

der Selbstständigen hält Dr. Andreas<br />

Lutz, der Vorstandsvorsitzende des VGSD<br />

e. V. (Verband der Gründer und Selbstständigen<br />

Deutschland), für nicht zielgerichtet<br />

genug. Um sicherzustellen, dass sich diese<br />

auch langfristig von den Folgen der Krisen<br />

erholen können, bedürfe es weiterer Maßnahmen:<br />

„<strong>Die</strong> Regierung sollte endlich die<br />

Vereinbarungen im Koalitionsvertrag umsetzen.<br />

Das sind die Senkung der GKV-Beiträge<br />

auf das Niveau von Angestellten und<br />

Arbeitgebern und die Schaffung von Rechtssicherheit<br />

bei der Statusfeststellung. Beide<br />

Maßnahmen sind grundlegende Voraussetzungen,<br />

um eine Altersvorsorgepflicht für<br />

Selbstständige einführen zu können. Darüber<br />

hinaus halten wir es beim VGSD für<br />

dringend notwendig, als Lehre aus der Coronakrise<br />

ein Altersvorsorgedepot mit Insolvenzschutz<br />

zu schaffen.”<br />

Der Geschäftsklimaindex<br />

von Jimdo und ifo-Institut<br />

<strong>Die</strong> Münchner Forschungseinrichtung Leibniz-Institut<br />

für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung an der<br />

Universität München e. V., kurz ifo Institut,<br />

analysiert die <strong>Wirtschaft</strong>spolitik und ermittelt<br />

bereits seit 1972 den ifo-Geschäftsklimaindex.<br />

Auf der Basis der so gewonnenen<br />

Erkenntnisse beteiligt sich das ifo Institut<br />

an öffentlichen Debatten.<br />

Jimdo, mit Hauptsitz in Hamburg, bietet seit<br />

2007 Online-Tools an, die im Besonderen<br />

auf die Bedürfnisse von Selbstständigen<br />

und Kleinstunternehmen abgestimmt sind.<br />

Von „Statista“ und „Capital“ wurde Jimdo<br />

2022 zu einem der fünf innovativsten Internet-Unternehmen<br />

Deutschlands gekürt.<br />

Gemeinsam veröffentlichen das ifo-Institut<br />

und Jimdo den „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“<br />

bereits seit Dezember 2021 regelmäßig<br />

monatlich. Solo-Selbstständigen<br />

und Kleinstunternehmen soll so zu mehr<br />

Sichtbarkeit in der politischen und gesellschaftlichen<br />

Diskussion verholfen werden.<br />

<strong>Die</strong> Konjunkturindikatoren werden auf Basis<br />

von Unternehmensbefragungen von<br />

Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen,<br />

die über weniger als neun Mitarbeiter<br />

verfügen, berechnet. Dabei decken<br />

die teilnehmenden Betriebe alle Sektoren<br />

wie im Gesamtindex ab. Allerdings liegt der<br />

Schwerpunkt hier auf dem <strong>Die</strong>nstleistungssektor.<br />

In Kooperation mit Jimdo sowie dem<br />

Verband der Gründer und Selbstständigen<br />

in Deutschland (VGSD e. V.) werden laufend<br />

neue Teilnehmer gewonnen. <strong>Die</strong> Betroffenen<br />

werden dabei aufgerufen, sich zu registrieren<br />

und sich entsprechend Gehör zu verschaffen.<br />

W<br />

Monika Eiden<br />

14 www.diewirtschaft-koeln.de<br />

-0,8<br />

-1,1<br />

Feb <strong>23</strong><br />

+3,8<br />

+1,8<br />

Mär <strong>23</strong><br />

Quelle: Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex, Februar 20<strong>23</strong>


Macher & Märkte |<br />

SCHUTZZONEN<br />

FÜR GRÜNDER<br />

Laut BVMW leidet die Gründerkultur unter der Staatsbürokratie<br />

Foto: Nomad Soul – stock.adobe.com<br />

<strong>Die</strong> CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat dem Bundestag konkrete Vorschläge vorgelegt,<br />

um den <strong>Wirtschaft</strong>sstandort Deutschland zu stärken und überflüssige und überbordende<br />

Bürokratie abzubauen. Unter anderem soll es nach dem Willen der CDU/<br />

CSU-Bundestagsfraktion zukünftig „Gründerschutzzonen“ zur Förderung der Unternehmenskultur<br />

geben.<br />

Der <strong>Wirtschaft</strong>sstandort Deutschland<br />

leidet unter zu viel Bürokratie, meint<br />

die CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

Gerade in Zeiten rezessiver Tendenzen sowie<br />

wachsender Staatsbürokratie empfindet<br />

dies Herbert Schulte, NRW-Landesgeschäftsführung<br />

von „Der Mittelstand.<br />

BVMW“, als guten Ansatz. „Das billige Geld<br />

der jahrelangen Nullzinsperiode hat die<br />

Tendenz zur Bürokratisierung befördert<br />

und den Staat zu einem fragilen Gebilde<br />

anwachsen lassen, das sich nun gesundschrumpfen<br />

muss. Künstlich geschaffener<br />

Staatsaktionismus, Verstaatlichungsrunden<br />

und Regulierung haben uns in die<br />

Rezession geführt und den Inflationsmotor<br />

heiß laufen lassen. Bricht das Steueraufkommen<br />

ein, werden weitere Steuererhöhungen<br />

und versteckte Zusatzlasten das<br />

Investitionsklima weiter schwächen“, erklärt<br />

er.<br />

Während der lang anhaltenden Billiggeldphase<br />

habe es die Politik verlernt,<br />

angemessen zu wirtschaften, so Schulte.<br />

Er drängt daher auf eine Revitalisierung<br />

marktwirtschaftlicher Prinzipien: „<strong>Die</strong><br />

Staatsquote von über 52 Prozent ist zu<br />

hoch. Der Staat verdrängt aktiv die Privatwirtschaft.<br />

Es ist Zeit, Ideen wie eine steuerbefreite<br />

,Gründerschutzzone‘ oder die<br />

kaufkraftindexierte Anpassung der Minijobgrenzen,<br />

wie sie die CDU/CSU-Fraktion<br />

diskutiert, aufzugreifen und ein Konjunkturpaket<br />

zu schnüren, das unser Investitionsklima<br />

fördert“, fordert Schulte. Er<br />

bezeichnete den Staat als Bürokratiemoloch,<br />

vor dessen fiskalischem Zugriff man<br />

Gründer schützen müsse. <strong>Die</strong>s sei bedenklich,<br />

und dass dies nun ausgerechnet von<br />

der Politik gefordert werden müsse, mache<br />

beinahe sprachlos, so Schulte weiter. W<br />

Monika Eiden<br />

Geht nicht gibt’s nicht.<br />

Was macht man, wenn es auf dem Markt keinen Ziegel gibt, dessen Farbe den Vorstellungen der Stadt und des<br />

Bauherrn entspricht? Man produziert einen eigenen Stein! Für den Zurich Campus in der <strong>Köln</strong>er MesseCity haben<br />

wir ein komplett neues Riemchen entwickelt, das die Erwartungen aller Beteiligten erfüllt.<br />

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15


| Branchen & Betriebe<br />

VRS 2022: 52 MILLIONEN<br />

WENIGER EINNAHMEN<br />

Corona-Nachwehen und 9-Euro-Ticket sorgen beim VRS für Einnahmeverluste<br />

<strong>Die</strong> Coronapandemie, das 9-Euro-Ticket und der Ukraine-<br />

Krieg sorgten für weniger Einnahmen beim VRS<br />

Das Jahr 2022 war für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Region erneut<br />

ein Jahr mit vielen Herausforderungen. Auch beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg<br />

kamen neben den anhaltenden Folgen der Coronapandemie noch Einnahmeverluste<br />

aufgrund des 9-Euro-Tickets dazu. Und die vor allem durch den Ukraine-Krieg explodierten<br />

Kosten schaffen neue Herausforderungen für das Verkehrsunternehmen.<br />

„<strong>Die</strong> Auswirkungen durch die Coronapandemie<br />

scheinen zwar ein Stück weit eingebremst<br />

zu sein, halten aber weiterhin an.<br />

Hinzu kam das 9-Euro-Ticket, das die Einnahmen<br />

in der Bilanz 2022 erheblich beeinflusst<br />

hat und eine Vergleichbarkeit mit<br />

den Vorjahren kaum zulässt“, so das Fazit<br />

von Michael Vogel, Geschäftsführer des<br />

Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS).<br />

Zusammengerechnet erwirtschafteten die<br />

22 im VRS zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen<br />

im Jahr 2022 Einnahmen<br />

in Höhe von 483,15 Millionen Euro.<br />

Das entspricht einem Minus von 52,<strong>03</strong> Millionen<br />

Euro (- 9,72 Prozent) im Vergleich<br />

zum Jahr 2021 (535,18 Millionen Euro).<br />

Über 30 Millionen Einnahmen<br />

aus 9-Euro-Ticket<br />

Dabei wurden von Juni bis einschließlich<br />

August 2022 im Gebiet des VRS mehr als<br />

3,57 Millionen des 9-Euro-Tickets verkauft.<br />

In Euro gerechnet machen das Einnahmen<br />

von 32,1 Millionen, die in die Kasse des<br />

Verkehrsunternehmens flossen. In der Statistik<br />

fehlen dabei allerdings die Zahlen<br />

externer Vertriebsstellen, sodass vermutlich<br />

weit mehr der verbilligten Tickets verkauft<br />

wurden.<br />

Verglichen mit 2021 hat auch der Bartarif,<br />

dazu gehören Einzel-, Anschluss-, Mehrfahrten-<br />

und 24-Stunden-Tickets, im Jahr<br />

2022 zugelegt. Hier konnte der VRS Einnahmen<br />

von 124,88 Millionen Euro verbuchen.<br />

Das entspricht einer Zunahme<br />

von 13,66 Prozent zum Vorjahr. Besonders<br />

zugelegt hat dabei das 24Stunden-<br />

Ticket mit einem Plus von 58,34 Prozent,<br />

gefolgt vom EinzelTicket mit einem Plus<br />

von 11,48 Prozent. Durch das 9-Euro-Ticket<br />

sind die Einnahmen bei den ZeitTickets<br />

allerdings im gleichen Zeitraum bei<br />

nahezu konstanten Kundenzahlen zurückgegangen.<br />

Bei den ZeitTickets im Ausbildungsverkehr<br />

sind auch die Kundenzahlen<br />

deutlich gesunken, bei Einnahmen von<br />

143,62 Millionen Euro. <strong>Die</strong>s entspricht einem<br />

Einnahmeverlust von 15,88 Prozent<br />

oder umgerechnet 27,11 Millionen Euro.<br />

Foto: Björn Wylezich – stock.adobe.com<br />

HandyTickets<br />

nach wie vor beliebt<br />

Digitale Tarife sind nach wie vor im Trend.<br />

Hier sind auch im Jahr 2022 die Einnahmen<br />

beim VRS gestiegen. So konnten im<br />

Jahr 2022 mit den HandyTickets 49,59 Millionen<br />

Euro eingenommen werden. Das ist<br />

ein Zuwachs von satten 37,41 Prozent. So<br />

macht der Anteil an HandyTickets in einigen<br />

der Bartarife annähernd die Hälfte der<br />

verkauften Tickets aus. So nutzen bereits<br />

49,3 Prozent das 24StundenTicket. „<strong>Die</strong>se<br />

Zahlen demonstrieren eindrücklich, dass<br />

die Digitalisierung der Tickets nicht mehr<br />

aufzuhalten ist und die Fahrgäste diesen<br />

komfortablen Vertriebsweg über das<br />

Smartphone, das als Fahrkartenautomat<br />

in der Hosen- oder der Handtasche dient,<br />

schätzen“, erklärt Michael Vogel.<br />

<strong>Die</strong> Mindereinnahmen der Verkehrsunternehmen<br />

wurden mit Unterstützung<br />

des Bundes und des Landes NRW größtenteils<br />

durch den sogenannten Rettungsschirm<br />

aufgefangen. Im Jahr 20<strong>23</strong><br />

wird es diese Unterstützung allerdings<br />

nicht mehr geben.<br />

Neben den noch immer spürbaren Folgen<br />

der Coronapandemie stehen die Verkehrsunternehmen<br />

erneut vor neuen<br />

schweren Herausforderungen. Durch den<br />

Krieg in der Ukraine explodierten auch bei<br />

ihnen die Kosten für Energie. Im Jahr 2022<br />

mussten für <strong>Die</strong>sel 44,77 Prozent mehr im<br />

Jahresdurchschnitt aufgewendet werden<br />

als noch 2021. Für Strom fielen 22,53 Prozent<br />

Mehrkosten an. Und die Befürchtung<br />

ist, dass sich die Preisspirale noch weiterdreht.<br />

<strong>Die</strong> Verkehrsunternehmen rechnen<br />

im Jahr 20<strong>23</strong> mit Mehrkosten zwischen 13<br />

und 17 Prozent für Energie, Material und<br />

Personal. Dabei spielen auch die neuen<br />

Tarifabschlüsse eine große Rolle. <strong>Die</strong> Geschäftsführung<br />

des VRS bittet daher die<br />

Entscheider sowohl im Land NRW als auch<br />

im Bund, sich nach wie vor zum öffentlichen<br />

Nahverkehr zu bekennen. Zugleich<br />

fordert sie, die Kommunen mit entsprechend<br />

ausreichenden finanziellen Mitteln<br />

auszustatten. W<br />

Monika Eiden<br />

16 www.diewirtschaft-koeln.de


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ZURICH CAMPUS IN<br />

DER MESSECITY KÖLN<br />

Neuentwicklungen für ein rundum gelungenes Projekt<br />

Für den Zurich Campus in der <strong>Köln</strong>er MesseCity hat das Backstein-Kontor eigens<br />

neue Riemchen und besondere Mörtelfarben entwickelt. Der drei Gebäude umfassende<br />

Zurich Campus im westlichen Bereich der MesseCity basiert auf einem Entwurf<br />

des Frankfurter Büros KSP Jürgen Engel Architekten. Das 16-geschossige Hochhaus<br />

und zwei sechsgeschossige Blockrandstrukturen bilden ein repräsentatives Ensemble,<br />

in dem rund 2700 Mitarbeiter der Zurich Gruppe ihre neuen Büros bezogen haben.<br />

Mit ihrer Klinkerfassade erweisen die Gebäude<br />

den angrenzenden denkmalgeschützten<br />

Rheinhallen aus den 1920er-Jahren<br />

ihre Reverenz. Für die Ziegelfassade<br />

der neuen Gebäude hatten die Bauherren<br />

und die Stadt <strong>Köln</strong> bestimmte Farbvorstellungen,<br />

denen kein auf dem Markt befindliches<br />

Riemchen entsprach. Deshalb hat das<br />

Backstein-Kontor speziell für das Projekt<br />

ein neues Produkt entwickelt. Mit mehreren<br />

Probebränden wurde in einem langwierigen<br />

Prozess auf die gewünschte Farbanmutung<br />

hingearbeitet, bis das Ergebnis<br />

die Zustimmung aller Beteiligten fand.<br />

Foto: Jörg Seiler<br />

<strong>Die</strong> Fassade umfasst 17.000 Quadratmeter<br />

Ziegelfläche und ca. 160.000 Eckwinkel-Formteile.<br />

Um sichtbare Differenzen<br />

zwischen Flächen und Eckwinkeln zu vermeiden,<br />

wurden die Formteile nach einem<br />

speziellen Verfahren geklebt. Das Ergebnis<br />

ist eine homogene Farbanmutung, die<br />

bei Ziegelfassaden mit Formteilen nur sehr<br />

selten erreicht wird. Für die Verfugung hat<br />

das Backstein-Kontor eigens zwei neue Mörtelfarben<br />

entwickelt. Damit ließen sich mit<br />

nur einer Riemchenfarbe unterschiedliche<br />

Farbeffekte in der Fläche erzielen.<br />

Mit dem Projekt MesseCity konnte das Backstein-Kontor<br />

wieder einmal seine ganz besondere<br />

Kompetenz bei der Kreation neuer<br />

Lösungen ausspielen. Vom Ziegel bis zur<br />

Mörtelfarbe wurde alles neu entwickelt –<br />

mit einem überzeugenden Ergebnis. W<br />

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| Branchen & Betriebe<br />

NEUE KÖLNER<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Technische Machbarkeitsstudie zum Rheinpendel soll im<br />

nachhaltigen Mobilitätsplan berücksichtigt werden<br />

<strong>Die</strong> alte Rheinseilbahn zwischen Rheinpark und Zoo<br />

könnte durch das Rheinpendel sinnvoll ergänzt werden<br />

Zu schön, um wahr zu sein: im Zickzack mit der Seilbahn über den Rhein. Das Thema<br />

Rheinpendel kommt einen Schritt weiter. Das Seilbahnsystem, das in mehreren<br />

Etappen den Rhein kreuzen soll, soll als ÖPNV-Angebot im Rahmen der zukünftigen<br />

Gesamtverkehrsplanung mitbetrachtet werden. Inzwischen liegen die Ergebnisse aus<br />

der technischen Machbarkeitsstudie vor und sollen dementsprechend in den zu entwickelnden<br />

nachhaltigen Mobilitätsplan „Besser durch <strong>Köln</strong>“ einfließen.<br />

Ob das Projekt weiter vorangetrieben wird,<br />

hängt von der Prüfung der Wechselwirkung<br />

des Rheinpendels mit anderen, zukünftigen<br />

verkehrlichen Maßnahmen ab. In den<br />

kommenden zwei Jahren wird untersucht,<br />

wie der Bau neuer Rheinbrücken, der Einsatz<br />

zusätzlicher Stadtbahnlinien oder der<br />

Betrieb eines Wassertaxis im Zusammenspiel<br />

mit einer Seilbahnverbindung Sinn<br />

machen. <strong>Die</strong>s kann dementsprechend erst<br />

nach der Fertigstellung des Mobilitätsplans<br />

entschieden werden.<br />

Zunächst wurden Seilbahnstrecken mit<br />

den Stationen im Bereich des neuen Deutzer<br />

Hafen-Viertels, der Deutzer Werft, des<br />

Breslauer Platzes (Musical-Dome) und des<br />

Rheinparks mit einer Anbindung an das<br />

nördliche Messegelände untersucht. Es ging<br />

um den Einsatz unterschiedlicher technischer<br />

Seilbahnsysteme, eine grobe Dimensionierung<br />

der Stationen, betriebliche Abläufe<br />

und nicht zuletzt um eine erste grobe<br />

Kalkulation der voraussichtlichen Kosten.<br />

Entsprechend dieser Machbarkeitsstudie<br />

würden für die Strecken Riehl (Zoo) –<br />

Rheinpark, Rheinpark – Breslauer Platz,<br />

Breslauer Platz – Deutzer Freiheit und Deutzer<br />

Freiheit – Deutzer Hafen Dreiseilumlaufbahnen<br />

zum Einsatz kommen. <strong>Die</strong> Kabinen<br />

sind ausgelegt für jeweils 26 Personen,<br />

was eine Förderleistung von 1.500 Personen<br />

pro Stunde ermöglicht. Selbst bei Windgeschwindigkeiten<br />

von bis zu 100 Kilometer<br />

pro Stunde kann der Seilbahntyp noch<br />

betrieben werden – und wäre entsprechend<br />

zu nahezu 100 Prozent verfügbar.<br />

Für die Strecke Rheinpark – Messe Nord<br />

bildet eine Pendelbahn für 35 Personen je<br />

Kabine mit einer Förderleistung von 930<br />

Personen pro Stunde die Vorzugsvariante.<br />

<strong>Die</strong> Fahrgeschwindigkeit wurde mit<br />

sechs Metern pro Sekunde (21,6 Kilometer<br />

je Stunde) angenommen, sodass die<br />

Fahrzeiten je nach Strecke zwischen einer<br />

Minute und 33 Sekunden und 4 Minuten<br />

und 24 Sekunden betragen würden.<br />

Foto: pixeldeus – stock.adobe.com<br />

<strong>Die</strong> urbane Seilbahnverbindung im Streckenabschnitt<br />

Riehl (Zoo) bis Deutzer<br />

Hafen würde entsprechend den Anforderungen<br />

des ÖPNV der Stadt <strong>Köln</strong> im kontinuierlichen<br />

Betrieb gefahren werden.<br />

Der Streckenabschnitt vom Rheinpark zur<br />

Messe würde nach Bedarf temporär „on<br />

demand“ betrieben werden. So öffnet der<br />

Fahrgast bei Bedarf mittels Knopfdrucks<br />

den Zugang zur Seilbahnkabine und aktiviert,<br />

ähnlich einem Gebäudeaufzug, den<br />

Transport.<br />

<strong>Die</strong> Seilbahnanlagen des „inneren Rheinpendels“<br />

würden mit der sogenannten „integrierten<br />

Räumung“ ausgestattet. Darin<br />

enthaltene Sicherheitseinrichtungen und<br />

Maßnahmen zum Betriebsablauf ermöglichen<br />

es, dass die Kabinen in jedem Fall<br />

sicher in die Seilbahnstationen zurückgeführt<br />

und die Fahrgäste dort über die Zuund<br />

Abgangsbereiche der Stationen evakuiert<br />

werden könnten. <strong>Die</strong> erforderliche<br />

Stationsgröße variiert zwischen 780 Quadratmeter<br />

(Messe Nord) und 3.650 Quadratmeter<br />

(Rheinpark), die Stützen benötigen<br />

zwischen 26 Quadratmeter und 36 Quadratmeter<br />

Grundfläche bei Höhen bis 58<br />

Meter (Breslauer Platz/Hohenzollernbrücke).<br />

<strong>Die</strong> Kostenschätzung erfolgte auf der<br />

Grundlage einfacher Standardlösungen,<br />

unabhängig von der Gestaltung, Ausführung<br />

und dem Design von Seilbahnstationen<br />

und -stützen. W<br />

Heribert Eiden<br />

Investitionskosten je<br />

Streckenabschnitt:<br />

Riehl (Zoo) → Rheinpark<br />

53,2 Mio. Euro<br />

Rheinpark → Messe Nord<br />

19,3 Mio. Euro<br />

Breslauer Platz → Rheinpark<br />

56 Mio. Euro<br />

Breslauer Platz → Deutzer Freiheit<br />

51,8 Mio. Euro<br />

Deutzer Freiheit → Deutzer Hafen<br />

52,5 Mio. Euro<br />

<strong>Die</strong> geschätzte Gesamtinvestitionssumme<br />

beträgt somit <strong>23</strong>2,8 Mio. Euro.<br />

Für die Betriebskosten müssten jährlich<br />

rund 6,8 Mio. Euro aufgewendet<br />

werden. Das Rheinpendel wäre nicht<br />

nur eine wichtige Säule im <strong>Köln</strong>er Mobilitätsmix,<br />

sondern würde mit Sicherheit<br />

zu einer weiteren Touristenattraktion<br />

avancieren. W<br />

18 www.diewirtschaft-koeln.de


Branchen & Betriebe |<br />

HILFE FÜR PORZER<br />

KRANKENHAUS<br />

Stadt <strong>Köln</strong> gewährt kurzfristiges Darlehen,<br />

um eine drohende Insolvenz abzuwenden<br />

Vor Kurzem geriet das Krankenhaus Porz am Rhein wegen einer drohenden Insolvenz<br />

in die Schlagzeilen. In den Jahren 2021 und 2022 soll die Klinik Verluste in Millionenhöhe<br />

eingefahren haben.<br />

In der vergangenen Woche haben sich nun<br />

Vertreter der Krankenhaus Porz am Rhein<br />

gGmbH, der Stadt <strong>Köln</strong> sowie <strong>Wirtschaft</strong>sprüfer<br />

der Gesellschaft getroffen und über<br />

die aktuelle wirtschaftliche Lage der Klinik<br />

gesprochen. Ziel der Gespräche war die<br />

Klärung der aktuellen Situation sowie der<br />

nun notwendigen Handlungen.<br />

Angesichts der Bedeutung der Klinik vor<br />

allem für die rechtsrheinische Bevölkerung<br />

hat die Stadt <strong>Köln</strong> die Entscheidung<br />

getroffen, dem Krankenhaus Porz am<br />

Rhein ein Darlehen in Höhe von neun Millionen<br />

Euro zu gewähren. Gewährt wird<br />

das Darlehen zunächst für die kommenden<br />

vier Monate, eine Verlängerung bis hin zu<br />

einem Jahr wurde jedoch bereits jetzt in<br />

Aussicht gestellt. Am 24. April 20<strong>23</strong> wurde<br />

bereits eine entsprechende Dringlichkeitsentscheidung<br />

gefasst.<br />

Bedingung der Stadt ist jedoch, dass vor<br />

Ablauf der ersten vier Monate sowohl die<br />

Stiftungssatzung als auch der Gesellschaftsvertrag<br />

der gGmbH überarbeitet<br />

werden. <strong>Die</strong> Verwaltung erwartet, dass die<br />

zukünftige Satzung sowie der aktualisierte<br />

Gesellschaftsvertrag klare Entscheidungsstrukturen<br />

sowie leistungsfähige Controlling-Instrumente<br />

enthalten. Außerdem<br />

muss ein plausibler Sanierungsplan erarbeitet<br />

werden. Zudem muss zukünftig ein<br />

Vorkaufsrecht an den gGmbH-Anteilen für<br />

die Stadt vorgesehen werden.<br />

Aus Sicht der Stadt <strong>Köln</strong> sind die Überarbeitungen<br />

nötig, um eine Stärkung der Kontroll-<br />

und Steuerungsfunktionen im Krankenhaus<br />

und in der Krankenhausstiftung<br />

zu erreichen. Im Hinblick auf die bevorstehenden<br />

Krankenhausreformen sind sowohl<br />

die Stadt als auch das Krankenhaus Porz<br />

zudem der Ansicht, dass das Angebotsspektrum<br />

der Klinik überprüft und verändert<br />

werden muss. Grundsätzlich sieht die Stadt<br />

die Entwicklung des Krankenhauses nach<br />

der Pandemie aber positiv, daher gehen die<br />

Verantwortlichen davon aus, dass das Krankenhaus<br />

Porz am Rhein mit dem Darlehen<br />

in der Lage ist, eine gute Zukunftsperspektive<br />

zu schaffen. W<br />

Monika Eiden<br />

AUF DER SUCHE NACH<br />

NEUEM PERSONAL?<br />

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Unterstützung durch die <strong>Köln</strong>er Arbeitsagentur möglich<br />

Strategische Personalplanung ist heute so wichtig wie nie. Demografischer Wandel,<br />

Internationalisierung der Arbeitsmärkte, Nachhaltigkeit und Transformation beeinflussen<br />

das Geschehen am Arbeitsmarkt. All diese Themen im Blick zu halten ist<br />

herausfordernd für jedes Unternehmen. Wie aber gutes Personal finden und an das<br />

Unternehmen binden?<br />

Foto: PantherMedia<br />

<strong>Die</strong> Agentur für Arbeit <strong>Köln</strong> bietet dafür<br />

unterschiedliche Lösungen an:<br />

→ Qualifizierung<br />

von Beschäftigten<br />

Das Unternehmen investiert in die Fortbildung<br />

der bereits Beschäftigten, gefördert<br />

durch Zuschüsse zum Arbeitsentgelt und<br />

zu Weiterbildungskosten.<br />

→ Qualifizierung<br />

einer Neueinstellung<br />

Wird ein Arbeitnehmer/eine Arbeitnehmerin<br />

ohne Berufsabschluss eingestellt,<br />

wird der Erwerb des Berufsabschlusses finanziell<br />

unterstützt – mit einem Zuschuss<br />

von bis zu 100 Prozent des Arbeitsentgeltes<br />

sowie der Übernahme der Schul- und<br />

Prüfungsgebühren.<br />

→ Eingliederungszuschuss<br />

bei Neueinstellung<br />

Wird eine grundsätzlich qualifizierte Arbeitskraft<br />

neu eingestellt, die noch in kleinere<br />

oder unternehmensspezifische Themen<br />

eingearbeitet werden muss, kann<br />

dieser Mehraufwand bei der Einarbeitung<br />

mit einem Eingliederungszuschuss kompensiert<br />

werden.<br />

Der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit<br />

<strong>Köln</strong> steht für individuelle Anfragen,<br />

auch zu weiteren Fragen der Personalrekrutierung,<br />

Weiterbildung oder der strategischen<br />

Personalplanung, zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Köln</strong>er Agentur für Arbeit gewährt Zuschüsse<br />

zur Qualifizierung von bereits Beschäftigten<br />

sowie Eingliederungszuschüsse<br />

für neu eingestellte Arbeitnehmer<br />

Beratungstermine können vereinbart werden<br />

unter Tel. 0800 4 5555 20 (gebührenfrei)<br />

oder E-Mail: Koeln.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de.<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.arbeitsagentur.de/<br />

vor-ort/koeln/<br />

unternehmen<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 19


| Branchen & Betriebe<br />

DIGITALISIERUNG<br />

KOMMT NICHT VORAN<br />

Der im Jahr 2022 erwartete Digitalisierungsschub in Deutschland ist ausgeblieben<br />

<strong>Die</strong> Digitalisierung in Deutschland ist im Jahr 2022 nicht vorangekommen<br />

<strong>Die</strong> Digitalisierung in Deutschland hat im vergangenen Jahr nur minimal zugenommen.<br />

Das zeigt der Digitalisierungsindex, den das IW <strong>Köln</strong> im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für <strong>Wirtschaft</strong> und Klimaschutz erhoben hat. Und dies, obwohl nach Ende<br />

der Coronapandemie mit einem Schub der Digitalisierung gerechnet wurde. Nachdem<br />

die Digitalisierung besonders im Jahr 2021 Fahrt aufgenommen hatte, wurde<br />

sie 2022 stark abgebremst. Der Indexwert stieg lediglich um einen Punkt auf 108,9<br />

Punkte. Das IW <strong>Köln</strong> spricht daher von einer Stagnation.<br />

Der Index für das Jahr 2022 gibt an, wie<br />

sich die Digitalisierung der deutschen <strong>Wirtschaft</strong><br />

entwickelt – trotz Coronapandemie<br />

und Ukraine-Krieg. Auch untersucht er, ob<br />

der Digitalisierungsschub, den viele Experten<br />

vorhergesagt haben, tatsächlich eingetroffen<br />

ist. Unterteilt wurde hierbei in<br />

Branchen, Unternehmensgrößenklassen,<br />

Bundeslandgruppen sowie Regionstypen.<br />

Unterschieden wurde zudem zwischen unternehmensinternen<br />

und unternehmensexternen<br />

Indikatoren der Digitalisierung, die<br />

sich wiederum jeweils in fünf Kategorien<br />

unterteilen. Zu den unternehmensinternen<br />

Indikatoren zählen die Kategorien Prozesse,<br />

Produkte, Geschäftsmodelle, Qualifizierung<br />

sowie Forschungs- und Innovationsaktivitäten.<br />

<strong>Die</strong> Kategorien der unternehmensexternen<br />

Indikatoren sind technische<br />

Infrastruktur, administrativ-rechtliche<br />

Rahmenbedingungen, Gesellschaft, Humankapital<br />

und Innovationslandschaft.<br />

Unternehmensexterne<br />

und -interne Kategorien<br />

Im Jahr 2021 galten besondere Rahmenbedingungen<br />

durch die Coronapandemie, die<br />

insbesondere die Indikatoren der unternehmensexternen<br />

Kategorien haben ansteigen<br />

lassen. <strong>Die</strong>se trieben die Digitalisierung an.<br />

Im Jahr 2022 fehlte ebendieser Treiber, sodass<br />

sie im Schnitt sogar 0,3 Punkte verloren.<br />

<strong>Die</strong> unternehmensinternen stiegen dagegen<br />

nur minimal um 0,9 Punkte an.<br />

Den stärksten Anstieg kann man in der unternehmensexternen<br />

Kategorie Gesellschaft<br />

beobachten. <strong>Die</strong>se Kategorie zeigt das Interesse<br />

der Bevölkerung an digitalen Produkten<br />

und <strong>Die</strong>nstleistungen sowie deren Nutzung.<br />

Der Wert hier steigt um 8,8 Punkte<br />

auf 122,5 Punkte an. Am stärksten gewachsen<br />

seit 2020 ist jedoch die technische Infrastruktur,<br />

die mit 122,9 Punkten zudem den<br />

Foto: vegefox.com – stock.adobe.com<br />

höchsten Wert der Kategorie aufweist. Verlierer<br />

hier sind das Humankapital mit einem<br />

Verlust von 6,0 Punkten sowie die administrativ-rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen, die<br />

2,8 Punkte verlieren. Den größten Verlust<br />

verzeichnet jedoch die Kategorie Innovationslandschaft<br />

mit minus 7,9 Punkten.<br />

Dass die Kategorie Gesellschaft deutlich zugenommen<br />

hat, liegt vor allem am starken<br />

Anstieg des genutzten Datenvolumens. <strong>Die</strong><br />

technische Infrastruktur kann die Zuwächse<br />

auf die bessere Breitbandverfügbarkeit<br />

für das Gewerbe zurückführen. Der Rückgang<br />

in der Kategorie Humankapital ist vor<br />

allem dem Fachkräftemangel in Digitalisierungsberufen<br />

geschuldet. Im Vorjahr konnte<br />

noch ein Punkteanstieg verbucht werden.<br />

Der Abfall in der Kategorie Innovationslandschaft<br />

kann darauf zurückgeführt werden,<br />

dass es weniger digitale Start-ups gibt.<br />

Bei den unternehmensinternen Kategorien<br />

konnte besonders die der Prozesse um<br />

8,3 Punkte zulegen und kommt damit auf<br />

129,5 Punkte. Wie bereits im Jahr 2021 erreicht<br />

sie auch dieses Mal den höchsten<br />

Wert unter allen Kategorien. Weiter legen<br />

die Kategorien Geschäftsmodelle sowie die<br />

Forschungs- und Innovationsaktivitäten<br />

um jeweils rund einen Punkt leicht zu. <strong>Die</strong><br />

Kategorie Qualifizierung legt mit 0,1 Punkt<br />

lediglich einen Hauch zu. Verlierer bei den<br />

unternehmensinternen Kategorien sind die<br />

Produkte, die 6,2 Punkte verlieren.<br />

Bei den unternehmensinternen Kategorien<br />

wird deutlich, dass die Prozesse in Deutschland<br />

zwar digitaler aufgestellt werden, die<br />

Produkte und Geschäftsmodell jedoch nicht<br />

weiter digitalisiert werden. Hier gehen in<br />

beiden Fällen die Werte zurück. Der Digitalisierungsschub<br />

im Jahr 2021 hat sich nicht<br />

ausgeweitet. Sicherlich trägt das Zusammenwirken<br />

aktueller Krisen, wie der Ukraine-Krieg,<br />

die Energiekrise, die Inflation<br />

etc., dazu bei, dass viele Unternehmen das<br />

Thema Digitalisierung nur zögerlich, wenn<br />

denn überhaupt angehen.<br />

Nahezu kein Fortschritt<br />

in den Branchengruppen<br />

Betrachtet man die zehn Branchengruppen,<br />

die zugrunde gelegt wurden, zeigt sich,<br />

20 www.diewirtschaft-koeln.de


Branchen & Betriebe |<br />

dass es nahezu keinen Digitalisierungsfortschritt<br />

in 2022 gegeben hat. Im Durchschnitt<br />

stieg der Index von 104,8 Punkten<br />

im Jahr 2021 um magere 0,3 Punkte auf<br />

105,1 in 2022. Auch gibt es keine großen<br />

Verschiebungen.<br />

An der Spitze steht erneut die Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie<br />

mit 275,9 Punkten. Auf dem zweiten Platz<br />

konnte sich der Fahrzeugbau mit 188,3<br />

Punkten behaupten. Den dritten Platz belegen<br />

die unternehmensnahen <strong>Die</strong>nstleister<br />

mit 147,0 Punkten. Am meisten zugelegt<br />

hat die Branchengruppe Sonstiges Produzierendes<br />

Gewerbe mit 7,4 Punkten auf<br />

insgesamt 63,3 Punkte. Allerdings liegt sie<br />

damit immer noch am Ende der Rangliste.<br />

Verloren hingegen hat der Tourismus, der<br />

im Vorjahr noch den höchsten Zuwachs<br />

verzeichnen konnte. Er musste mit 7,0<br />

Punkten den stärksten Rückgang der Branchen<br />

hinnehmen und muss sich mit 77,4<br />

Punkten begnügen.<br />

Starke Unterschiede<br />

in den Unternehmensgrößenklassen<br />

In Bezug auf die drei Unternehmensgrößenklassen<br />

zeigen sich insgesamt starke<br />

Unterschiede. Während zwei Klassen zunehmen,<br />

nimmt eine ab. Erstmals verlieren<br />

große Unternehmen ab 250 Beschäftigten<br />

Indexpunkte, mit 201,8 Punkten bleiben<br />

sie jedoch trotzdem die Unternehmensgrößenklasse<br />

mit dem höchsten Digitalisierungsgrad.<br />

Mittlere Unternehmen mit 50<br />

bis 249 Beschäftigten hingegen können einen<br />

Anstieg verbuchen und verfügen nun<br />

über 124,0 Punkte. Mit 94,8 Punkten bilden<br />

kleine Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten<br />

das Schlusslicht und sind zudem<br />

nach wie vor am wenigsten digitalisiert.<br />

Stagnierende Entwicklung<br />

in den Bundeslandgruppen<br />

Im Jahr 2021 zeigte sich bei den Bundeslandgruppen<br />

insgesamt ein deutlicher Zuwachs<br />

bei der Digitalisierung. Das Jahr 2022 weist<br />

hingegen eine stagnierende Entwicklung<br />

auf. Zwei der vier Bundeslandgruppen können<br />

eine Zunahme vermelden, zwei jedoch<br />

einen Rückgang. Im Vorjahr konnten noch<br />

alle Gruppen einen Zuwachs verzeichnen.<br />

<strong>Die</strong> Bundeslandgruppe Ost (Berlin, Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen) konnte<br />

die stärksten Gewinne verbuchen. Ihr<br />

Indexwert stieg auf 105,5 Punkte. Damit<br />

konnte sie ihren letzten Platz aus dem Vorjahr<br />

verlassen und stieg auf Platz drei auf.<br />

Stattdessen ist nun die Bundeslandgruppe<br />

Nord (Niedersachsen, Schleswig-Holstein,<br />

Bremen und Hamburg) mit 1<strong>03</strong>,2<br />

Punkten die am schwächsten digitalisierte<br />

Bundeslandgruppe im Jahr 2022. Auf dem<br />

zweiten Platz liegt die Bundeslandgruppe<br />

West (Hessen, Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz und Saarland) mit 106,7<br />

Punkten, obwohl sie einen leichten Verlust<br />

hinnehmen musste. Unangefochten<br />

Spitzenreiter bleibt die Bundeslandgruppe<br />

Süd (Bayern und Baden-Württemberg) mit<br />

130,6 Indexpunkten, die einen leichten Anstieg<br />

von 1,8 Punkten vermerken konnte.<br />

Leichter Anstieg<br />

in den Regionstypen<br />

In den fünf Regionstypen konnten im Jahr<br />

2022 Zuwächse, aber auch Rückgänge bei<br />

der Digitalisierung vermeldet werden.<br />

Durchschnittlich stiegen die Indexpunkte<br />

von 113,8 Punkten im Vorjahr auf 116,5<br />

Punkte in 2022.<br />

<strong>Die</strong> größten Anstiege können die Kernstädte<br />

verbuchen. Hier steigt der Wert von 112,2<br />

in 2021 auf satte 149,6 in 2022. Damit führen<br />

sie nun die Rangliste der Regionstypen<br />

an. <strong>Die</strong> bisherigen Spitzenreiter, die Agglomerationen<br />

(Ballungsgebiete), stagnieren<br />

dagegen und liegen nun mit 134,7 Punkten<br />

auf Platz zwei. Während die hochverdichteten<br />

ländlichen Räume einen deutlichen<br />

Zuwachs von 113,8 auf 122,9 Punkten verzeichnen<br />

können und damit auf dem dritten<br />

Platz liegen, müssen die verdichteten ländlichen<br />

Räume einen Rückgang von 89,3 auf<br />

88,2 Punkte hinnehmen. Sie bilden damit<br />

das Schlusslicht unter den Regionstypen.<br />

<strong>Die</strong> Erhebung macht deutlich, dass der prognostizierte<br />

Digitalisierungsschub bisher<br />

ausgeblieben ist. Es ist nach Ansicht des<br />

IW <strong>Köln</strong> jedoch durchaus möglich, dass dieser<br />

Schub aufgrund des Verschmelzens der<br />

verschiedenen Krisen und der nach wie vor<br />

bestehenden Ausnahmesituation doch noch<br />

ausgelöst wird. Umso wichtiger ist es aus<br />

Sicht des IW <strong>Köln</strong> daher, dass die Rahmenbedingungen<br />

für die Digitalisierung weiter<br />

verbessert werden. W<br />

Monika Eiden<br />

Foto: vegefox.com – stock.adobe.com<br />

Der Digitalisierungsschub des Jahres 2021 hat sich leider nicht fortgesetzt<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 21


| Branchen & Betriebe<br />

VIER JAHRE DIGITALE<br />

PROJEKTARBEIT IN KÖLN<br />

<strong>Die</strong> Stadt kann auf zahlreiche Erfolge im Digitalisierungsprogramm zurückblicken<br />

<strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> konnte mittlerweile bereits 105 Projekte<br />

ihres Digitalisierungsprogramms erfolgreich umsetzen<br />

Vor vier Jahren hat die Stadt <strong>Köln</strong> begonnen, verschiedene digitale Projekte sowie<br />

Online-<strong>Die</strong>nstleistungen mit dem Schwerpunkt „<strong>Die</strong>nstleistungen für Bürger*innen<br />

und Unternehmen“ umzusetzen. Nun hat die Stadt eine erste Bilanz gezogen.<br />

Das Digitalisierungsprogramm wurde im<br />

November 2018 mit dem Ziel gestartet, Verwaltungsprozesse<br />

durch zahlreiche Maßnahmen<br />

durchgängig digital zu ermöglichen.<br />

Dabei wurde das Programm in vier<br />

Teilprogramme unterteilt: „Soziales und<br />

Familie“, „Bürgerdienste der Zukunft“, „Bürokratieabbau<br />

für Unternehmen“ und „Stärkung<br />

der Arbeitgebermarke“.<br />

„Wir kommen aus einer Zeit, in der zahlreiche<br />

Vorgänge rein analog gedacht wurden.<br />

Sie nachträglich zu digitalisieren, ist nicht<br />

immer einfach und stellt uns noch immer<br />

vor Herausforderungen“, sagt Andrée<br />

Haack, Beigeordneter für Stadtentwicklung,<br />

<strong>Wirtschaft</strong>, Digitalisierung und Regionales.<br />

„Daher setzen wir uns für einen sogenannten<br />

Digitalcheck bei allen neuen Gesetzen<br />

ein. Das bedeutet, wir überprüfen schon in<br />

der Entstehung, ob Digitalisierung mitgedacht<br />

wurde, um künftig alle Leistungen<br />

für <strong>Köln</strong>er*innen möglichst schnell und<br />

zeitsparend zu ermöglichen.“<br />

Bereits 105 Projekte<br />

erfolgreich umgesetzt<br />

Laut Angabe der Stadt kann das Digitalisierungsprogramm<br />

schon einige Erfolge vorweisen.<br />

So konnten bisher 105 Projekte erfolgreich<br />

umgesetzt werden. In diesem Jahr<br />

werden weitere 50 Projekte abgeschlossen.<br />

Weitere 14 Projekte sind bereits in der Umsetzung<br />

und finden 2024 und in den folgenden<br />

Jahren ihren Abschluss.<br />

Zu den bereits nutzbaren <strong>Die</strong>nsten zählt beispielsweise<br />

die digitale Ehrenamtskarte,<br />

mit der <strong>Köln</strong>er Bürger, die ehrenamtlich tätig<br />

sind, Vergünstigungen für Kultur-, Sportund<br />

Freizeitangebote in Anspruch nehmen<br />

können. <strong>Die</strong> digitale Ehrenamtskarte können<br />

Interessierte über die App „Ehrenamtskarte“<br />

erhalten. Weiterhin hat die <strong>Köln</strong>er<br />

Stadtbibliothek ihr Angebot um viele digitale<br />

Inhalte erweitert. So sind die Angebote<br />

nun rund um die Uhr nutzbar. Das Angebot<br />

beinhaltet unter anderem elektronische Medien<br />

zum Download, Online-Tutorials, digitale<br />

Presse- und Rechercheportale sowie<br />

Lernprogramme. Dazu kommen nun auch<br />

ein Film- und ein Musik-Streamingdienst.<br />

Im Projekt „in.koeln – Soziale Infrastruktur“<br />

werden zu den Themen Soziales, Senioren<br />

und Gesundheitswesen viele Informationen<br />

zusammengeführt. Etwa 3.000<br />

Angebote sind zurzeit bei „in.koeln“ zu finden.<br />

Zudem gibt es Informationen über Beratungsstellen,<br />

Freizeitangebote, Pflegeeinrichtungen<br />

usw.<br />

Foto: 3dkombinat – stock.adobe.com<br />

Beantragung vieler <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

online möglich<br />

Neben etlichen weiteren Auskünften, die<br />

online zur Verfügung stehen, wie Auskünfte<br />

zu Baulasten und Grundstücksinformationen<br />

sowie eine digitale Denkmalliste<br />

können viele <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

inzwischen online beantragt werden, wie<br />

unter anderem:<br />

→ der Wohnberechtigungsschein<br />

→ die Karte zum elektronischen Identitätsnachweis<br />

(eID-Karte)<br />

→ der Tausch alter Papier-Führerscheine<br />

gegen Führerschein in Scheckkartenformat<br />

→ der Bewohnerparkausweis<br />

→ Flurkarten<br />

→ Kopien der Geburtsurkunde<br />

Einige <strong>Die</strong>nstleistungen erfordern keinen<br />

Gang zum Amt mehr, wie beispielsweise<br />

der Bewohnerparkausweis, der ausgedruckt<br />

werden kann, oder die Flurkarte,<br />

die nach elektronischer Bezahlung im<br />

PDF-Format zum Download bereitsteht.<br />

Auch für andere Maßnahmen, wie beispielsweise<br />

die Hygienebelehrung (früher<br />

Gesundheitszeugnis), ist kein Erscheinen<br />

beim Gesundheitsamt mehr erforderlich.<br />

Auf Wunsch kann die Belehrung nun per<br />

Videokonferenz vom Sofa daheim aus erfolgen.<br />

Und auch das Bewerbungsverfahren<br />

der Stadt <strong>Köln</strong> erfolgt nun im Online-Verfahren.<br />

Bei der Beantragung vieler <strong>Die</strong>nstleistungsangebote<br />

fallen bekanntermaßen Gebühren<br />

an. Auch hier hat sich einiges getan. So<br />

können Gebühren oder auch Verwarngelder<br />

nun auch über Online-Zahlungsanbieter<br />

wie zum Beispiel PayPal oder per QR-Code<br />

über die eigene Bank-App gezahlt werden.<br />

Und auch im Einzelhandel an der Kasse<br />

können die Zahlungen erfolgen.<br />

Für die breite Nutzung wurde zudem das<br />

Public WLAN hotspot.koeln erweitert. Außerdem<br />

wurde die VPN-Infrastruktur bezüglich<br />

der Anbindung von Schulen, Kitas,<br />

Außenstellen und weiteren öffentlichen<br />

Einrichtungen modernisiert.<br />

Monika Eiden<br />

22 www.diewirtschaft-koeln.de


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| Branchen & Betriebe<br />

NACHHALTIGE UND<br />

DIGITALE CHEMIEINDUSTRIE<br />

Open-Innovation-Plattform Chemtelligence sucht neue Kooperationspartner<br />

Eng vernetzte Partnerschaften sollen die Chemieunternehmen der Region nach vorne bringen<br />

ChemCologne, die Brancheninitiative der Chemieindustrie im Rheinland, hat einen<br />

weiteren Batch der Online-Plattform ChemTelligence gestartet. Zahlreiche Chemieunternehmen<br />

suchen dort nach zukunftsorientierten Lösungen für aktuelle Herausforderungen.<br />

Insbesondere Startups, Studierende, Wissenschaftler und Fachleute aus<br />

der Industrie können sich als Kooperationspartner bewerben.<br />

Foto: Artofinnovation – stock.adobe.com<br />

Auf www.chemtelligence.de sind nun wieder<br />

neue Challenges der Unternehmen beschrieben<br />

und sichtbar gemacht. Dort können<br />

sich Lösungsanbieter – wie Start-ups,<br />

Studierende, Wissenschaftler oder Fachleute<br />

– auf die jeweiligen Themen bewerben.<br />

Nach einem Auswahlprozess werden<br />

Projektteams zusammengestellt, die ab Mai<br />

gemeinsam an der Findung von Lösungen<br />

arbeiten und so Mehrwerte schaffen. „<strong>Die</strong>se<br />

Verknüpfung von internem Wissen mit<br />

externer Expertise fördert einmal mehr die<br />

Innovationskraft der rheinischen Chemieunternehmen.<br />

Unser Ziel ist es, den Status<br />

des Rheinlands als führende Chemie-Region<br />

in Europa auf diesem Wege weiter zu untermauern“,<br />

sagt Wauben.<br />

ChemCologne ist eine Initiative mit dem<br />

Ziel, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Chemie-Region weiterzuentwickeln<br />

und sie bei in- und ausländischen<br />

Investoren noch bekannter zu machen.<br />

ChemCologne wird gefördert und unterstützt<br />

von den Chemieunternehmen der<br />

Region, dem Arbeitgeberverband Chemie<br />

Rheinland, Städten und Kreisen der Region,<br />

der IHK Düsseldorf und <strong>Köln</strong>, der Bezirksregierung<br />

<strong>Köln</strong>, Hochschulen, der <strong>Wirtschaft</strong>sförderungsgesellschaft<br />

des Landes<br />

NRW Global Business sowie der Industriegewerkschaft<br />

Bergbau, Chemie, Energie.<br />

<strong>Die</strong> ChemCologne-Region erstreckt sich von<br />

Krefeld bis Bonn und von Aachen bis Wuppertal.<br />

Sie zeichnet sich durch eine außergewöhnliche<br />

Agglomeration sowohl von<br />

Chemie- und Industrieparks sowie bedeutenden<br />

Industrieunternehmen als auch Bildungsinstituten<br />

wie Hochschulen und Akademien<br />

aus. Sie ist mit mehr als 20 Prozent<br />

des gesamten deutschen Chemieumsatzes<br />

die stärkste Chemieregion Europas.<br />

Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Energiewende<br />

und Digitalisierung – das sind nur<br />

einige der strukturellen Herausforderungen,<br />

vor denen die Chemieindustrie aktuell<br />

steht. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit verschiedener<br />

eng vernetzter Partner wird ausschlaggebend<br />

für die erfolgreiche Bewältigung dieser<br />

Herausforderungen und somit für die<br />

Zukunftsfähigkeit der ganzen Branche sein.<br />

Mehr denn je ist die Branche gefordert, in<br />

immer kürzer werdenden Entwicklungszyklen<br />

stets anspruchsvollere Lösungen zu entwickeln.<br />

Daher suchen die Chemieunternehmen<br />

zunehmend nach externen Kooperationspartnern,<br />

um diese Herausforderungen zu<br />

bewältigen. „In den letzten beiden Jahren<br />

haben wir die Open-Innovation-Plattform<br />

etabliert und bereits sehr gute Kooperationspartner<br />

für die Challenges unserer Mitgliedsunternehmen<br />

finden können“, sagt<br />

ChemCologne-Geschäftsführer Daniel Wauben.<br />

ChemTelligence initiiert, fördert und<br />

festigt diese Zusammenarbeit und bietet die<br />

Plattform, auf der Unternehmen der chemischen<br />

Industrie ihre Challenge bereitstellen<br />

und intelligente Lösungen von innovativen<br />

und interdisziplinären Teams erhalten.<br />

Neue Challenges<br />

warten auf Bewerber<br />

Kooperationspartner<br />

für die Chemieindustrie<br />

gesucht<br />

Ende April 20<strong>23</strong> fand das zweite ChemTelligence-Community-Event<br />

unter dem Motto<br />

„Best of Next Batch & Networking“ in <strong>Köln</strong><br />

statt. Über 100 Personen besuchten die Veranstaltung,<br />

um sich über die dritte <strong>Ausgabe</strong><br />

des Challenge-Formats zu informieren. Bis<br />

zum 16. Mai 20<strong>23</strong> können sich interessierte<br />

Lösungsanbieter noch bewerben. „Mit<br />

ChemTelligence unterstützen wir die Chemieunternehmen<br />

im Rheinland mit einer<br />

zusätzlichen Facette dabei, Innovationspotenziale<br />

zu heben, Transformationsprozesse<br />

anzustoßen und die Zukunftsfähigkeit<br />

sicherzustellen“, sagt ChemCologne-Geschäftsführer<br />

Daniel Wauben.<br />

Auf dem Community-Event in <strong>Köln</strong> kamen<br />

Challenge-Geber und potenzielle Kooperationspartner<br />

zusammen. Nachdem der<br />

24 www.diewirtschaft-koeln.de


Branchen & Betriebe |<br />

Foto: pickup – stock.adobe.com<br />

→ Prozessautomatisierung der visuellen<br />

Dokumentation von Industrieanlagen<br />

– Shell Energy und Chemicals Park<br />

Rheinland<br />

→ Innovative technische Services für<br />

mehr Nachhaltigkeit in der chemischen<br />

Industrie – YNCORIS GmbH &<br />

Co. KG<br />

→ Webshop-Konzept für Industrie-Service-<strong>Die</strong>nstleistungen<br />

– YNCORIS GmbH<br />

& Co. KG W<br />

Heribert Eiden<br />

02651 96200<br />

Mehr Bewerber aus dem Hochschulumfeld wünscht man sich bei ChemTelligence<br />

ChemCologne-Vorstandsvorsitzende Christoph<br />

Kappenhagen die Teilnehmer begrüßt<br />

hatte, gab Professor Carsten Suntrop einen<br />

Einblick in die beiden bereits absolvierten<br />

Runden. Suntrop ist Geschäftsführer von<br />

der Strategieberatung CMC², welche federführend<br />

in sämtliche Prozesse von Chem-<br />

Telligence involviert ist. „Wir sind stolz,<br />

dass wir heute bereits die dritte <strong>Ausgabe</strong><br />

vorstellen können. Viele Themen laufen<br />

schon gut, aber wir können uns alle weiter<br />

verbessern. <strong>Die</strong> Unternehmen könnten beispielsweise<br />

mutiger sein und einen größeren<br />

Mix an Kooperationspartnern zulassen.<br />

Gleichzeitig würden wir uns über mehr Bewerber<br />

aus dem Hochschulumfeld freuen“,<br />

motivierte er die Zuhörer.<br />

<strong>Die</strong> anschließende Paneldiskussion zeigte<br />

anhand von zwei Praxisbeispielen aus der<br />

zweiten Runde, wie die Zusammenarbeit<br />

zwischen den verschiedenen Kooperationspartnern<br />

funktionieren kann und wie unterschiedlich<br />

die Herausforderungen in den<br />

Unternehmen aufgebaut sein können. <strong>Die</strong><br />

aktuellen Challenges wurden abschließend<br />

in einer Speed-Pitch-Session vorgestellt, bevor<br />

es bei Kölsch und Snacks zum Netzwerken<br />

überging.<br />

Folgende Challenges und Unternehmen<br />

sind Teil der dritten Runde von ChemTelligence:<br />

→ Matching-Plattform Fachkräfte – Arbeitgeberverband<br />

Chemie Rheinland<br />

→ Praxisnahe Vermittlung von datenbezogenem<br />

Wissen – Evonik AG<br />

→ Dekarbonisierungs-Konzept für das<br />

Ökosystem <strong>Köln</strong>er Rheinhäfen –<br />

Häfen und Güterverkehr <strong>Köln</strong> AG<br />

→ Reduktion von Korrosion an Rohrleitungen<br />

– Deutsche Infineum GmbH & Co. KG<br />

→ Verwendung des SEEQ Workbench<br />

zur Verbesserung der Datenanalyse –<br />

Deutsche Infineum GmbH & Co. KG<br />

→ Effiziente & nachhaltige Prozessführung<br />

zur Trocknung von Flüssiggas –<br />

Deutsche Infineum GmbH & Co. KG<br />

→ Robuste & nachhaltige dreidimensionale<br />

Bedruckung von Kunststoffanwendungen<br />

– Sihl GmbH<br />

Foto: Natis – stock.adobe.com<br />

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| Geld & Geschäft<br />

KÖLNS BEHÖRDEN<br />

SCHLECHT BEWERTET<br />

Eine Studie des VSVBB zeigt auf, dass <strong>Köln</strong> in Sachen Behördenbeliebtheit noch viel Luft nach oben hat<br />

<strong>Köln</strong>s Ämter sind nicht gerade sehr beliebt und haben<br />

in den Augen der Bürger noch viel Luft nach oben<br />

VSVBB steht für den Verbraucherschutzverein Berlin/Brandenburg. Der ist bundesweit<br />

aktiv und erarbeitet seit 2020 in schöner Regelmäßigkeit ein Behördenranking.<br />

Ein Bewertungssystem, das mit Sternen arbeitet. Es reicht von einem Stern, sagen<br />

wir mal Pension garni, bis hinauf in die Fünf-Sterne-Kategorie à la Dom Hotel –<br />

wenn es denn mal fertig wird.<br />

In die Wertung wurden die 40 einwohnerreichsten<br />

deutschen Städte aufgenommen.<br />

Pech für <strong>Köln</strong>, dass es als Millionenstadt<br />

und viertgrößte deutsche City die strengen<br />

Teilnahmebedingungen locker erfüllte.<br />

Denn dadurch kamen Ergebnisse ans Licht,<br />

die man in der Domstadt am liebsten so geheim<br />

gehalten hätte wie Kardinal Woelki<br />

seine Gutachten.<br />

Schlechte Bewertungen<br />

für Kalk und Mülheim<br />

„Wenn es um die Beliebtheit der Behörden<br />

vor Ort geht, hat <strong>Köln</strong> im deutschlandweiten<br />

Vergleich noch Luft nach oben“, heißt es<br />

in einer soeben erschienenen aktuellen Untersuchung.<br />

Abgefragt wurde die Kundenzufriedenheit<br />

mit Bürgerämtern und -büros.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Köln</strong>er Kundenzentren kamen dabei<br />

auf einen Gesamtnotenschnitt von 2,79<br />

von fünf möglichen Sternen. Im Ranking<br />

liegt <strong>Köln</strong> damit auf einem enttäuschenden<br />

Platz 38. Gleich zwei <strong>Köln</strong>er Kundenzentren,<br />

nämlich das in Kalk (2,3 Sterne)<br />

sowie das in Mülheim (2,4 Sterne), zählen<br />

zu den 15 Servicestellen, die bundesweit<br />

am negativsten wahrgenommen werden.<br />

Grundlage des Rankings war die Auswertung<br />

von 47.521 Befragungen in 346<br />

deutschen Behörden, in denen Meldeangelegenheiten<br />

erledigt werden können.<br />

Nordrhein-Westfalen erweist sich dabei keinesfalls<br />

als Musterland. Im bevölkerungsreichsten<br />

Bundesland befinden sich vier<br />

der fünf Städte mit den unbeliebtesten Behörden.<br />

An der Tabellenspitze hat das nordhessische<br />

Kassel mit 4,1 Sternen das bayerische<br />

Augsburg (4,07 Sterne) abgelöst. Interessanterweise<br />

gibt es in Kassel nur eine einzige<br />

Anlaufstelle, in der sämtliche Meldeangelegenheiten<br />

erledigt werden können. Anscheinend<br />

hat sich dort aber eine Servicementalität<br />

etabliert, die auf die Mitarbeiter<br />

motivierend wirkt und sich in der Bestbewertung<br />

entsprechend niederschlägt.<br />

Hinter Kassel und Augsburg können sich<br />

auch Bielefeld, Bochum und Berlin über<br />

das Ranking freuen. Denn diese Städte<br />

belegen die Plätze drei bis fünf. Wobei<br />

Bielefeld (4,06 Sterne) und Bochum<br />

(4 Sterne) die 4-Sterne-Hürde meistern<br />

konnten. <strong>Die</strong> 46 analysierten Bürgerämter<br />

in der Bundeshauptstadt wurden mit<br />

durchschnittlich 3,97 Sternen bewertet.<br />

Foto: Alex Weis<br />

Berlin ist beste<br />

Millionenstadt<br />

Berlin schlägt sich damit unter den Millionenstädten<br />

am besten. Es liegt mit den<br />

3,97 Sternen klar über dem Durchschnittswert<br />

von 3,59 Sternen. <strong>Die</strong> weiteren Platzierungen<br />

der „Millionäre“: Hamburg erreicht<br />

Rang <strong>23</strong>, München wird auf 34 notiert und<br />

<strong>Köln</strong> liegt auf einem schlechten Platz 38.<br />

Mit weniger als drei Sternen mussten sich<br />

auch noch Bremen, Bonn, Duisburg und<br />

Mönchengladbach begnügen. <strong>Die</strong> Stadt am<br />

Niederrhein landete mit einer Sternenbewertung<br />

von nur 2,34 deutlich abgeschlagen<br />

auf dem letzten Platz.<br />

Damit hat Mönchengladbach seinen letzten<br />

Platz wiederholt „verteidigt“. Wobei<br />

nicht alles schlecht ist. Denn im Sonderranking<br />

der beliebtesten Einzelbehörden landet<br />

die Gladbacher Meldestelle Hardt mit einer<br />

durchschnittlichen Bewertung von 4,8<br />

Sternen nämlich auf dem zweiten Platz. Besser<br />

schneidet nur die Bezirksstelle West in<br />

Braunschweig (4,9 Sterne) ab, die den Titel als<br />

Deutschlands beliebteste Behörde nun schon<br />

zum dritten Mal in Folge verteidigen konnte.<br />

„Seit wir das VSVBB-Behördenranking im<br />

Jahr 2020 zum ersten Mal durchgeführt<br />

haben, hat sich die bundesweite Durchschnittsbewertung<br />

jedes Mal verbessert.<br />

Das ist grundsätzlich ein positives Signal.<br />

Mit durchschnittlich 3,59 Sternen werden<br />

die Behörden in Deutschlands größten Städten<br />

aber trotzdem nicht wirklich positiv<br />

bewertet“, kommentiert Angelika Menze,<br />

Erste Vorsitzende des VSVBB, die Untersuchungsergebnisse.<br />

„Zudem haben wir festgestellt, dass die analysierten<br />

Behörden die eigenen Bewertungen<br />

weiterhin kaum zu reflektieren scheinen.<br />

Noch immer signalisieren nämlich die wenigsten<br />

Behörden ein Interesse an der Meinung<br />

der Bürger, indem sie auf öffentliche<br />

Bewertungen reagieren“, so Angelika Menze.<br />

Für <strong>Köln</strong> – hier hat sich Oberbürgermeisterin<br />

Henriette Reker ja das Thema Digitalisierung<br />

auf die Fahne geschrieben – kann es ob des<br />

miesen Rankings eigentlich nur in eine Richtung<br />

gehen. Nämlich nach oben. W<br />

Heribert Eiden<br />

26 www.diewirtschaft-koeln.de


Geld & Geschäft |<br />

KONSUMRÜCKGANG IM<br />

ERSTEN QUARTAL 20<strong>23</strong><br />

Foto: Composer – stock.adobe.com<br />

BMVW beklagt Desinteresse der Politik an der Lage<br />

der privaten Haushalte und der gewerblichen Mittelschicht<br />

Laut Statistischem Bundesamt beträgt die Inflation im April in Deutschland voraussichtlich<br />

7,2 Prozent und ist damit leicht rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr<br />

jedoch führte die beschleunigte Geldentwertung zum Ende des 1. Quartals zu einem<br />

nominalen Konsumrückgang von 8,6 Prozent.<br />

NRW-Landesgeschäftsführer Herbert Schulte<br />

von „Der Mittelstand. BVMW“ sieht die<br />

Staatsschuldenmonetarisierung sowie eine<br />

entgleiste Energiepolitik als Ursache.<br />

Sie „beschädigten das ökonomische Fundament<br />

des Landes“, so Schulte. Er fordert<br />

ein Ende des wirtschaftspolitischen<br />

Crashkurses: „Der Zusammenbruch des<br />

Konsums ist hausgemacht und wird unsere<br />

<strong>Wirtschaft</strong> in eine tiefe Rezession<br />

führen. Eine Dekade der unkontrollierten<br />

Geldschöpfung durch die Zentralbank<br />

beschleunigt das wirtschaftliche Ausbluten<br />

der Mittelschicht, indem Politik und<br />

Notenbank die Erosion unserer Kaufkraft<br />

billigend in Kauf nehmen, um harte<br />

Sparmaßnahmen zu vermeiden. Das<br />

Desinteresse der Politik an der Situation<br />

der privaten Haushalte und der gewerblichen<br />

Mittelschicht ist vielsagend und erschreckend<br />

zugleich. Es zeigt, dass man<br />

den Ernst der Lage nicht erkannt hat und<br />

nach wie vor am Crashkurs mit der ökonomischen<br />

Realität festhalten wird. Der Zusammenbruch<br />

des Konsums bei gleichzeitig<br />

rückläufiger Investitionsbereitschaft<br />

ist ein Schrei nach einer wirtschaftspolitischen<br />

Wende und nach fiskalischen Entlastungen.<br />

Es ist höchste Zeit zur Konsolidierung<br />

der öffentlichen Haushalte und<br />

zur Wiederbelebung wirtschaftlicher Aktivität<br />

des privaten Sektors durch Entlastungen<br />

und Bürokratieabbau.“<br />

Mittlerweile geht die Konjunkturprognose<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums von<br />

einem leichten <strong>Wirtschaft</strong>swachstum für<br />

dieses Jahr aus. Dennoch sieht der Verband<br />

noch deutliches Potenzial für größere<br />

Wachstumsraten. W<br />

Monika Eiden<br />

Nachhaltigkeit als unternehmerischer Erfolgsfaktor<br />

Anzeige<br />

<strong>Die</strong> Volksbank <strong>Köln</strong> Bonn folgt dem<br />

genossenschaftlichen Geschäftsmodell,<br />

das auf langfristiges, solides Wachstum<br />

setzt. Somit ist die Bank nachhaltig<br />

ausgerichtet, denn sie verbindet<br />

wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischen<br />

Anforderungen und gesellschaftlichem<br />

nachhaltigen Handeln.<br />

Jürgen Pütz,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der<br />

Volksbank <strong>Köln</strong><br />

Bonn:„ W i r<br />

haben unsere<br />

Mitglieder- und<br />

Geschäftsstrategie<br />

um<br />

das Kapitel der<br />

Nachhaltigkeit erweitert und uns<br />

ambitionierte Ziele gesetzt. Bei uns sind<br />

ausnahmslos alle Bereiche in den<br />

Nachhaltigkeitsprozess einbezogen.<br />

Nebenregulatorischen Anforderungen,<br />

den EU-Klimazielen und dem<br />

Nachhaltigkeitsleitbild der genossenschaftlichen<br />

Finanzgruppe sind die<br />

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung<br />

der UN die Leitlinie für uns. Unsere<br />

Aufgabe sehen wir auch darin, unsere<br />

Kunden im Transformationsprozess<br />

intensiv zu begleiten.“<br />

„Eine wichtige Säule für nachhaltiges<br />

Banking ist die Finanzierung nachhaltiger<br />

Vorhaben. 2022 machte die Summe<br />

nachhaltiger Kreditvermittlung bei der<br />

Volksbank <strong>Köln</strong> Bonn 15,7 Mio. Euro aus.<br />

Kunden mit nachhaltigem Geschäftsmodell<br />

brauchen eine transparente<br />

Finanzberatung mit viel Marktkenntnis<br />

und Wissen über nachhaltige<br />

Finanzierungsmöglichkeiten.“, so Daniela<br />

Probandt, Nachhaltigkeitskoordinatorin<br />

der Bank.<br />

<strong>Die</strong> in <strong>Köln</strong> ansässige smartvélo mobility<br />

GmbH entwickelt und produziert<br />

robuste und wartungsarme E-Bikes, die<br />

für den Einsatz im Last-Mile Delivery<br />

Bereich konzipiert sind. Ihre Kunden und<br />

Kundinnen nutzen die Fahrräder, um<br />

per App bestellte Speisen oder Lebensmittel<br />

direkt zu den Endverbrauchern<br />

und Endverbraucherinnen zu liefern.<br />

Henry Horn:<br />

„<strong>Die</strong> Volksbank<br />

<strong>Köln</strong> Bonn erweist<br />

sich aufgrund ihrer<br />

Agilität als starker<br />

Partner für uns.<br />

Für SMARTVÉL ist<br />

es von Bedeutung,<br />

dass unsere Bank die Marktdynamik<br />

versteht und uns dabei unterstützt, zum<br />

richtigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung<br />

zu treffen.“<br />

Detailinformationen zur Nachhaltigkeit<br />

der Volksbank <strong>Köln</strong> Bonn im aktuellen<br />

Nachhaltigkeitsbericht:<br />

Pressekontakt<br />

Sonja Kattwinkel<br />

Tel: 0221/20<strong>03</strong>-60210<br />

sonja.kattwinkel@volksbank-koeln-bonn.de<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 27


| Leben & Wissen<br />

ZAPPES BIO-PILS AUS KÖLN<br />

Bio-Pils etabliert sich in <strong>Köln</strong><br />

Foto: Frank Grimm / Zappes Bio-Pils<br />

Gründer Dr. Nicolas Lutz und Gründer Maximilian Koeser von Zappes Broi<br />

Das Gründer-Team des Zappes Bio-Pils aus <strong>Köln</strong> besteht aus Dr. Nicolas Lutz und Maximilian<br />

Koeser. Mit Letzterem haben wir dieses Interview geführt. <strong>Die</strong>ses Jahr wird<br />

das Zappes drei Jahre alt.<br />

w: Wie ist eure<br />

Hintergrundgeschichte?<br />

Maximilian Koeser: Dr. Nicolas Lutz hat an<br />

der RWTH Aachen promoviert und hat eine<br />

Zeit lang in München bei BMW gearbeitet,<br />

bevor er der Automobilbranche den Rücken<br />

gekehrt hat und zurück nach <strong>Köln</strong> gegangen<br />

ist. Er hat zuvor bereits in <strong>Köln</strong> gelebt<br />

und kommt ursprünglich aus dem Bergischen.<br />

Ich bin gebürtiger Dortmunder, habe<br />

einen Bachelor und Master in BWL und<br />

habe als Selbstständiger bereits zahlreiche<br />

Biertastings und Brauhaustouren gemacht,<br />

und zwar in <strong>Köln</strong>, Düsseldorf, Prag<br />

und München. <strong>Die</strong> Wahl des Business fiel<br />

auf <strong>Köln</strong>, da ich hier schon seit über elf<br />

Jahren lebe.<br />

w: Wie seid ihr darauf gekommen,<br />

das Zappes Bio-Pils zu brauen?<br />

Maximilian Koeser: Wir standen auch<br />

während der Unizeit am Kiosk, tranken<br />

diverse Biere und wollten auch mal etwas<br />

anderes probieren. Da fragten wir uns: Warum<br />

macht eigentlich keiner ein hochwertiges<br />

regionales Pils? Und wir entschieden<br />

uns, es selbst zu machen.<br />

w: Wie habt ihr den Start<br />

finanziert?<br />

Maximilian Koeser: Es gibt zahlreiche Investoren<br />

im Zappes Club, die wir durch<br />

ein Crowd Lending bekommen haben,<br />

es ist also quasi ein Darlehen. <strong>Die</strong> Zinsen<br />

werden in Bier ausgezahlt. Am Anfang<br />

waren das viel Family und Friends,<br />

mittlerweile sind es Studenten und Berufstätige,<br />

also bunt gemischt. Wir haben<br />

für das Crowd Lending auf der Webseite<br />

und auf Instagram geworben. Das hat ge-<br />

reicht, um das Business zu starten, und ist<br />

eine ongoing Sache bis heute.<br />

w: Wie war der Entstehungsweg<br />

des Bieres, bis ihr es verkaufen<br />

konntet, und was ist das Besondere beim<br />

Zappes Bio-Pils?<br />

Maximilian Koeser: Wir haben uns bei einer<br />

kleinen Brauerei eingemietet, auf der<br />

Luxemburger Straße in <strong>Köln</strong>-Hürth. Wir<br />

halten uns an das Deutsche Reinheitsgebot<br />

beim Brauen. Wir hatten das große Glück,<br />

dass wir einen Braumeister kennengelernt<br />

haben. Das war durch Zufall in München<br />

in einer Brauerei. <strong>Die</strong>ser konnte uns durch<br />

seine Expertise direkt das Produkt nach<br />

unseren eigenen Vorstellungen zuschneiden.<br />

Ansonsten mussten wir uns noch mit<br />

Vorschriften befassen, die man einhalten<br />

muss. Das Logo designte ein Kumpel und<br />

ansonsten haben wir schon länger Frau<br />

Nussbaum, eine feste Mitarbeiterin, die für<br />

uns das CI macht und das Artwork erstellt<br />

etc. Das Besondere am Zappes Bio-Pils ist<br />

beim Produkt, dass es ein hochwertiges<br />

Bio-Pils, naturtrüb und ungefiltert, ist, und<br />

das gibt es auch als Radler – so was gab es<br />

in der Geschmacksintensität vorher noch<br />

nicht. Das Besondere an der Marke ist – also<br />

Bier an sich ist jetzt nicht gerade eine<br />

neue Erfindung –, aber mit der gesamten<br />

Marke wollen wir uns <strong>Köln</strong> schöner trinken<br />

und haben rund um die Marke auch diverse<br />

künstlerische und soziale Projekte.<br />

28 www.diewirtschaft-koeln.de


Leben & Wissen |<br />

w: Was wollt ihr mit dem<br />

Zappes Bio-Pils, den sozialen Projekten<br />

und der Kunst alles erreichen?<br />

Maximilian Koeser: Jeden Morgen um 7.30<br />

Uhr bieten wir ein Sportprogramm auf den<br />

Grüngürtelwiesen an. Zudem gibt es samstags<br />

das Radfahren, an dem 300 Leute teilnehmen.<br />

Wir haben eine Laufgruppe und<br />

auch eine Comedygruppe, bei der sich die<br />

Comedians ausprobieren und ihre Inhalte<br />

testen können. Zweimal im Jahr gibt es das<br />

Zappes Reisen, da machen 70 Leute mit, im<br />

September fahren wir nach Portugal. Bier<br />

ist für uns das soziale Schmiermittel für<br />

Leute, die eine gute Zeit haben wollen. Das<br />

meiste ist umsonst. Bei ein paar Sachen<br />

wie den Reisen muss man sich anmelden.<br />

<strong>Die</strong> Infos dazu stehen alle auf der Webseite.<br />

Beim Sport sind es alles erfahrene Coaches,<br />

die das leiten. Sie bekommen andere<br />

Benefits, wir bezahlen diese nicht, sie machen<br />

das freiwillig. Ansonsten haben wir<br />

eigene Ausstellungen von Künstlern, wir<br />

bieten diesen Platz, sich zu zeigen. <strong>Die</strong>se<br />

werden aufgehängt entweder in der Bar in<br />

der Roonstraße 71, Ecke Moltkestraße in<br />

<strong>Köln</strong>, aber auch regelmäßig woanders, wie<br />

in Galerien, Ausstellungsräumen und anderen<br />

Bars. Wir sind offen für vieles, ich<br />

würde nicht, sagen wir, alles nehmen, aber<br />

viele können mitmachen, man kann uns<br />

einfach anschreiben. Das Ganze geschieht<br />

mit dem Ziel, <strong>Köln</strong> ein bisschen schöner zu<br />

machen. <strong>Die</strong> Kunst wird auch gekauft und<br />

ist zu ganz verschiedenen Preisen erhältlich.<br />

Wir haben uns gedacht, wir machen<br />

mit dem Zappes Bio-Pils ein schönes Angebot<br />

für alle, die gerne Pils trinken im<br />

Rheinland. In <strong>Köln</strong> trinken natürlich viele<br />

Kölsch, aber viele, die nach <strong>Köln</strong> kommen,<br />

kommen zum Studieren und Arbeiten nach<br />

<strong>Köln</strong>, die Pilstrinker sind. Für die, aber<br />

nicht nur für die machen wir das Pils.<br />

w: Wofür steht das bunte<br />

Logo?<br />

Maximilian Koeser: Das Logo ist eine stilisierte<br />

Ähre der Malzpflanze Gerste – Malz<br />

in der Naturform. Das Logo ist bunt wie<br />

<strong>Köln</strong>, wobei nur die Grundfarben drin sind,<br />

und wie beim Bier gibt es drei Zutatensorten,<br />

also auch drei Farben im Logo. Es steht<br />

dafür, dass <strong>Köln</strong> offen und bunt ist.<br />

w: Hattet ihr schon einmal<br />

Probleme mit Leuten in der Bar, die<br />

dieser Gesinnung nicht gleich kommen?<br />

Maximilian Koeser: Wir haben das Glück,<br />

dass wir ein offenes und friedfertiges Publikum<br />

bei uns in der Bar haben.<br />

w: Was habt ihr für 20<strong>23</strong><br />

und 2024 noch vor?<br />

Maximilian Koeser: Wir werden dieses<br />

Jahr drei Jahre alt. Wir freuen uns riesig,<br />

dass wir in den Lebensmitteleinzelhandel<br />

eingetreten sind mit Rewe und Edeka.<br />

Wir fahren im September wie gesagt nach<br />

Portugal mit Zappes Reisen. Und unsere<br />

Sportgruppe wird bei „Rund um <strong>Köln</strong>“<br />

auftreten, das wird auch eine große Sache.<br />

Wir haben zudem ein neues Produkt, das<br />

es bislang nur in der Bar zu kriegen gab.<br />

Es heißt Kölsches Koks und ist ein Kaffeelikör.<br />

Seit April gibt es diesen online und<br />

in ausgewählten Shops. <strong>Die</strong> Flasche, 0,5<br />

Liter, kostet dabei 20 Euro. W<br />

Karoline Sielski<br />

Foto: Zappes Bio-Pils<br />

▲<br />

ERNTEFRISCH VERARBEITET 100% aus Österreich<br />

Aronia B-Komplex<br />

Er besteht zu 86% aus Aronia Direktsaft, zu 11% aus<br />

Sauerkirschsaftkonzentrat und zu 3% aus schwarzer Johannisbeere.<br />

B1 Thiamin trägt zu einer normalen<br />

Herzfunktion bei.<br />

B2 Riboflavin trägt zur Veringerung<br />

von Müdigkeit und Ermüdung bei.<br />

B6 Trägt zu einer normalen Funktion<br />

des Immunsystems bei.<br />

B12 Trägt zu einer normalen Funktion<br />

des Nervensystems bei.<br />

Eisen trägt zur normalen Bildung von<br />

roten Blutkörperchen und Hämoglobin bei.<br />

Bestellung:<br />

Tel.: +49 (0) 8<strong>03</strong>3 6929 190<br />

Info: +43 699 8168 5122<br />

office@aronialand.at<br />

www.aronialand.at


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BESSERE AUS- UND<br />

WEITERBILDUNG FÜR ALLE<br />

Bundeskabinett beschließt Entwurf des Weiterbildungsgesetzes<br />

Foto: Sergey Nivens – stock.adobe.com<br />

Jahren. Voraussetzung für die Förderung<br />

ist, dass im betroffenen Betrieb mindestens<br />

20 Prozent (bei Betrieben mit weniger<br />

als 250 Arbeitnehmern zehn Prozent) der<br />

Beschäftigten innerhalb von drei Jahren<br />

durch den Strukturwandel bedingten Qualifizierungsbedarf<br />

aufweisen. Außerdem<br />

werden eine Betriebsvereinbarung sowie<br />

ein betriebsbezogener Tarifvertrag benötigt.<br />

Zudem muss der Träger der Weiterbildungsmaßnahme<br />

für die Förderung zugelassen<br />

sein.<br />

Mit dem sogenannten Weiterbildungsgesetz hat die Bundesregierung<br />

neue Möglichkeiten im Rahmen der Aus- und Weiterbildung geschaffen<br />

Damit die Arbeitnehmer von heute die Arbeit von morgen bewältigen können, hat die<br />

Bundesregierung neue Möglichkeiten in Form des sogenannten Weiterbildungsgesetzes<br />

geschaffen. Der Entwurf des Gesetzes zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung<br />

wurde Ende März vom Bundeskabinett beschlossen.<br />

Mit dem Weiterbildungsgesetz werden die<br />

bereits bestehenden Möglichkeiten zur<br />

Aus- und Fortbildung erweitert und ergänzt.<br />

Dazu soll ab 1. Dezember 20<strong>23</strong> ein<br />

Qualifizierungsgeld sowie ab 1. April 2024<br />

eine Ausbildungsgarantie eingeführt werden.<br />

Außerdem werden bereits zum 1. Juni<br />

20<strong>23</strong> die möglichen Erstattungen bei beruflicher<br />

Weiterbildung während Kurzarbeit<br />

verlängert.<br />

Berufliche Weiterbildung<br />

während Kurzarbeit<br />

Bereits jetzt können sich Unternehmen die<br />

Kosten, die während einer Weiterbildung<br />

ihrer in Kurzarbeit befindlichen Arbeitnehmer<br />

anfallen, vollständig oder teilweise<br />

erstatten lassen. Zudem können Arbeitgebern<br />

Sozialversicherungsbeiträge, die<br />

sie allein tragen, zur Hälfte erstattet werden,<br />

sofern die Bildungsmaßnahmen bestimmten<br />

Standards entsprechen. <strong>Die</strong>se<br />

Möglichkeit, die eigentlich Mitte des Jahres<br />

enden sollte, wird im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes<br />

um ein Jahr bis 31. Juli<br />

2024 verlängert.<br />

Durch das neue Gesetz sollen die Beschäftigten<br />

aller Unternehmen von der Weiterbildungsförderung<br />

profitieren. Feste<br />

Fördersätze für Unternehmen sollen Weiterbildung<br />

und Förderung noch attraktiver<br />

und verlässlicher machen. Im Mittelpunkt<br />

des Gesetzes steht daher das Qualifizierungsgeld.<br />

Gedacht ist das Qualifizierungsgeld<br />

für Unternehmen, die besonders mit<br />

dem Strukturwandel zu kämpfen haben.<br />

Mit der zielgerichteten Qualifizierung soll<br />

erreicht werden, dass Arbeitnehmer, denen<br />

ansonsten Jobverlust droht, im Unternehmen<br />

bleiben können. <strong>Die</strong> betroffenen<br />

Beschäftigten werden freigestellt und<br />

gehen in eine Weiterbildungsmaßnahme.<br />

Während dieser Maßnahme erhalten sie<br />

von ihrem Arbeitgeber keinen Lohn, sondern<br />

das erwähnte Qualifizierungsgeld<br />

von der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Beim Qualifizierungsgeld handelt es sich<br />

um eine Lohnersatzleistung. <strong>Die</strong> Höhe beträgt<br />

daher zwischen 60 und 67 Prozent<br />

des Nettolohnes. Der Arbeitgeber hat die<br />

Möglichkeit, die Leistung durch eigene<br />

Zahlungen aufzustocken. Damit die Arbeitnehmer<br />

in der Lage sind, durch die Weiterbildung<br />

ggf. auch einen neu qualifizierenden<br />

Berufsabschluss zu erwerben, beträgt<br />

die Dauer der Förderung bis zu dreieinhalb<br />

Ausbildungsgarantie<br />

für betriebliche<br />

Berufsausbildungen<br />

Das Ziel der Ausbildungsgarantie ist es,<br />

junge Menschen bei der Aufnahme und<br />

dem erfolgreichen Abschluss einer betrieblichen<br />

Ausbildung zu unterstützen. Dafür<br />

werden bereits vorhandene unterstützende<br />

Angebote der Agentur für Arbeit bzw.<br />

des Jobcenters mit den neuen gesetzlichen<br />

Möglichkeiten kombiniert. So werden zukünftig<br />

Berufsorientierungspraktika gefördert,<br />

während derer sich Jugendliche in<br />

Ausbildungsbetrieben über dort vorhandene<br />

Berufsbilder informieren können. Nach<br />

Möglichkeit sollen sie noch im selben Jahr<br />

eine Ausbildung dort beginnen können.<br />

Dazu werden die Regelungen zur Einstiegsqualifizierung<br />

flexibilisiert.<br />

Zudem können Fahrkosten und unter Umständen<br />

Unterkunftskosten übernommen<br />

werden. Sollte sich der Ausbildungsbetrieb<br />

in einer anderen Region befinden und müssen<br />

die jungen Menschen daher ihr bisheriges<br />

Wohnumfeld verlassen, ist es möglich,<br />

einen Mobilitätszuschuss zu erhalten.<br />

Insgesamt sollen sie über dieses Langzeitpraktikum<br />

nach Möglichkeit direkt in eine<br />

betriebliche Ausbildung starten. Jugendliche,<br />

die keinen betrieblichen Ausbildungsplatz<br />

finden konnten, weil sie in einer<br />

Region mit geringen entsprechenden<br />

Möglichkeiten leben, sollen künftig einen<br />

Rechtsanspruch auf eine außerbetriebliche<br />

Ausbildung erhalten. W<br />

Monika Eiden<br />

30 www.diewirtschaft-koeln.de


Leben & Wissen |<br />

DUALE STUDIEN-<br />

GÄNGE IM<br />

AUFWÄRTSTREND<br />

<strong>Die</strong> Auswertung der BIBB-Datenbank „AusbildungPlus“ zeigt,<br />

dass duale Studiengänge immer beliebter werden<br />

Duale Studiengänge werden immer beliebter<br />

Foto: Marco2811 – stock.adobe.com<br />

Zertifikatslehrgänge der<br />

Reguvis Akademie<br />

IHK Zertifikatslehrgang – <strong>Die</strong> Praxis<br />

des Zollrechts<br />

ab 10.08.20<strong>23</strong> in <strong>Köln</strong><br />

Der Kurs ist insbesondere auf praktische<br />

Umsetzbarkeit im Unternehmen<br />

ausgerichtet, so können Sie mit dem<br />

Erlernten unmittelbar arbeiten.<br />

AW NEXT Fernlehrgang Manager:in Zoll<br />

ab 05.09.20<strong>23</strong> Online<br />

Erlangen Sie eine sichere Basis für die<br />

schnelle und korrekte Abwicklung<br />

aller Zollformalitäten, die Sie durch die<br />

Kombination verschiedener Medien mit<br />

anschaulichen Praxisbeispielen spielerisch<br />

erlernen.<br />

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat bei der Auswertung seiner Datenbank<br />

festgestellt, dass sich immer mehr junge Menschen für ein duales Studium<br />

entscheiden. Damit setzt sich die positive Entwicklung weiter fort. Zum Stichtag 28.<br />

Februar 2022 waren bei den Hochschulen insgesamt 1.749 duale Studiengänge mit<br />

rund 120.000 Studenten registriert. Im Ergebnis sind das im Vergleich zu 2019 fünf<br />

Prozent mehr Studiengänge. Auch die Anzahl der Studierenden hat um 10,9 Prozent<br />

zugenommen. Ebenso hat die Zahl der Betriebe, die Ausbildungsplätze für ein duales<br />

Studium anbieten, zugenommen. Im Jahr 2022 waren es 56.852 Betriebe, 2019 waren<br />

es noch 51.060 Unternehmen.<br />

Ein duales Studium bietet Studierenden<br />

die Möglichkeit, ein Studium an einer<br />

Hochschule mit einer integrierten Berufsausbildung<br />

in einem Betrieb zu kombinieren.<br />

<strong>Die</strong>s verschafft den Studierenden in<br />

bestimmten Studiengängen einen höheren<br />

Praxisbezug. Angeboten werden duale<br />

Studiengänge vor allem in den Ingenieurwissenschaften<br />

(805 Angebote/46,0<br />

Prozent), den Rechts-, <strong>Wirtschaft</strong>s- und<br />

Sozialwissenschaften (783 /44,8) sowie<br />

den Gesundheitswissenschaften (121/6,9).<br />

Dabei werden mit dem Kombi-Modell vor<br />

allem folgende Berufsabschlüsse erreicht:<br />

Industriemechaniker und Mechatroniker,<br />

Fachinformatiker, Industriekaufleute,<br />

Elektroniker, Kaufleute für Büromanagement<br />

sowie Bankkaufleute.<br />

Das Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

analysiert seit 2004 Trends und Entwicklungen<br />

zur beruflichen Bildung in<br />

Deutschland. Zudem erstellt das BIBB<br />

ein Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe.<br />

Vom Beginn der Aufzeichnungen<br />

im Jahr 2004 hat die Zahl der<br />

Betriebe, die Ausbildungsplätze für ein<br />

duales Studium anbieten, immer mehr zugenommen.<br />

Im Jahr 2004 boten noch lediglich<br />

18.168 Unternehmen Plätze an. Im<br />

Jahr 2022 meldeten die Hochschulen insgesamt<br />

56.852 teilnehmende Unternehmen<br />

und Standorte. <strong>Die</strong> Zahl der Studiengänge<br />

wuchs in dieser Zeit von damals<br />

512 auf 1.749 und somit auf mehr als das<br />

Dreifache an. Gleichzeitig ist die Anzahl<br />

der Studierenden von 40.982 auf über<br />

120.000 im Jahr 2022 gestiegen.<br />

Monika Eiden<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 31<br />

Zollfachwirt:in (brav)®<br />

ab 11.09.20<strong>23</strong> in Bremen<br />

Werden Sie zum Spezialisten in der<br />

Zollabwicklung.<br />

IHK Zertifikatslehrgang – Einführung<br />

in das Energie- und Stromsteuerrecht<br />

ab 14.09.20<strong>23</strong> in <strong>Köln</strong>/Hybrid<br />

Der Lehrgang befasst sich mit dem<br />

am 1. August 2006 in Kraft getretenen<br />

Energiesteuergesetz, dem Stromsteuergesetz<br />

und den bis zum 2022/<strong>23</strong> erfolgten<br />

einschlägigen Gesetzes- und<br />

Verordnungsänderungen.<br />

Exportkontrollfachwirt:in (brav)®<br />

ab 18.09.20<strong>23</strong> in Bremen<br />

Werden Sie zum Spezialisten in der<br />

Exportkontrolle.<br />

Weitere Informationen und<br />

Anmeldung unter:<br />

www.reguvis.de/akademie


| Leben & Wissen<br />

QUARTIERSENTWICKLUNG<br />

IN KÖLN<br />

Überall in <strong>Köln</strong> wird gebaut<br />

Quartier Ovum in <strong>Köln</strong>-Braunsfeld<br />

400.000 neue, bezahlbare und klimagerechte Wohnungen pro Jahr hat die Bundesregierung<br />

versprochen. Auch wenn dieses Ziel bundesweit nicht erreicht wird, so sehen<br />

wir in <strong>Köln</strong> neue Bauvorhaben – ganze neue Quartiere sind in Planung. Dort entstehen<br />

neue Wohnungen, Gewerbeflächen und Erholungsplätze. So auf dem Sürther<br />

Feld, in Bilderstöckchen, im neuen Veedel <strong>Köln</strong>-Kreuzfeld, auf dem Max-Becker-Areal<br />

bei Ehrenfeld und in Braunsfeld. Wie diese genau aussehen, lesen Sie hier.<br />

<strong>Die</strong> RheinEnergie hat mit der Stadt <strong>Köln</strong> als<br />

Kooperationspartner ein neues Projekt zur<br />

Quartiersentwicklung in <strong>Köln</strong>: das Sürther<br />

Feld. In diesem Neubaugebiet soll auf<br />

72.000 Quadratmetern Nachhaltigkeit gelebt<br />

werden. Das klimaschonende Konzept<br />

weitet sich auf die Themen Wohnen, Wärmeversorgung<br />

und Elektromobilität aus.<br />

Da das Sürther Feld laut RheinEnergie neue<br />

Maßstäbe in puncto energiesparendes und<br />

CO 2<br />

-armes Wohnen setzen soll, ist es eingebunden<br />

in die Initiative SmartCity Cologne,<br />

welche besonders zukunftsträchtige Projekte<br />

in der Rheinmetropole fördert. Smart<br />

City können sich derzeit nur wenige Städte<br />

in ganz Deutschland nennen. <strong>Die</strong> Initiative<br />

fördert smarte, effiziente und klimaschonende<br />

Leuchtturmprojekte.<br />

Das Sürther Feld in Zahlen<br />

<strong>Die</strong> Gesamtfläche des Projektes beträgt<br />

72.000 Quadratmeter, es werden 13 Mehrfamilienhäuser<br />

gebaut und 360 Einfamilienhäuser.<br />

<strong>Die</strong> CO 2<br />

-Einsparung jährlich soll bei<br />

417 Tonnen liegen. Es gibt ein neues 3 Kilometer<br />

langes Nahwärmenetz und der sogenannte<br />

Primärenergiefaktor beträgt 0,0.<br />

Ehrgeiziges<br />

Energieprojekt<br />

Mit Mitteln aus dem Topf des Klimaschutzprogramms<br />

des Bundes Energie und Klima<br />

2<strong>03</strong>0 wird das neuartige und individuelle<br />

Energiekonzept der RheinEnergie für das<br />

Sürther Feld gefördert. Es sieht vor, den<br />

CO 2<br />

-Ausstoß der Neubauten deutlich unter<br />

den für Referenzobjekte festgelegten Wert<br />

von neun Kilogramm CO 2<br />

pro Jahr und Quadratmeter<br />

zu senken. Wesentlicher Baustein<br />

für die klimaschonende Siedlung ist<br />

die vor Ort erzeugte Wärme aus dem zentralen<br />

Biomethan-Blockheizkraftwerk der<br />

RheinEnergie und einer modernen Kesselanlage.<br />

<strong>Die</strong>se sind bereits in Betrieb. Zusammen<br />

bilden diese die Nahwärmeinsel,<br />

die im Sürther Feld als Energieversorgungspunkt<br />

angeboten wird. Wärme und Strom<br />

können so CO 2<br />

-neutral produziert werden.<br />

<strong>Die</strong> ökologische Wärmeversorgung<br />

Foto: Ein Projekt von FAY Projects und Alfons & alfreda<br />

sieht ein unterirdisches Heizwerkgebäude<br />

vor. Unter dem Haus wird dabei eine Kompaktstation<br />

gebaut, die durch Leitungen<br />

an die sogenannte Nahwärmeinsel in der<br />

Nähe angeschlossen wird, die Nahwärme<br />

liefert. Heizungen und Warmwasser werden<br />

so versorgt. Laut RheinEnergie haben<br />

sich bereits 85 Prozent der Haushalte freiwillig<br />

für einen Anschluss an das Rhein-<br />

Energie-Nahwärmenetz entschieden. <strong>Die</strong><br />

Bewohner haben damit eine CO 2<br />

-Bilanz, die<br />

sich an die Vorgaben der Energieeinsparverordnung<br />

hält und begünstigt somit die<br />

KfW-Förderung für ein sogenanntes Energie-Effizienz-Haus.<br />

Der Energieversorger<br />

wirbt des Weiteren damit, dass Anwohner<br />

Wartung und Instandhaltung inklusive haben,<br />

Investitionen in die Anlagetechnik und<br />

Schornsteine einsparen und dass Bewohner<br />

Platz sparen, da sie die zentralen Heizungsanlagen<br />

in den Wohnhäusern sparen.<br />

Zusätzlich werden im Sürther Feld Fotovoltaikanlagen<br />

realisiert, es gibt Ökostrom<br />

und Anschlüsse an Elektromobilität. Zum<br />

Laden der Elektromobilität auf dem eigenen<br />

Grundstück wird eine Wallbox angeboten,<br />

die an der Hauswand installiert wird. Dabei<br />

hat man die Option, diesen Strom aus 100<br />

Prozent Wasserkraftenergie zu erhalten.<br />

Aktuell gibt es etwa 500 Ladepunkte der<br />

RheinEnergie für Elektromobilität in und<br />

um <strong>Köln</strong>. Dem Quartier Sürther Feld geht<br />

voraus, dass die Gemeinde Rodenkirchen<br />

ein neues Ortszentrum erbauen wollte. Deshalb<br />

hatte man die Gesamtschule Rodenkirchen<br />

gebaut. Zusätzlich werden eine offene<br />

Schule und eine Grundschule hier gebaut.<br />

In dieser Umgebung wird das neue Quartier<br />

Sürther Feld errichtet, samt neuer Anbindung<br />

an den ÖPNV.<br />

Neues Quartier<br />

in Bilderstöckchen<br />

Wohnungen und Gewerbe sind auch in<br />

<strong>Köln</strong>-Bilderstöckchen im Entstehen. Der<br />

Bebauungsplan sieht das Gebiet zwischen<br />

Longericher Straße und den Bahngleisen<br />

vor. Am 25.04.<strong>23</strong> gab es eine Veranstaltung<br />

zur Bürgerbeteiligung, in der die Ziele der<br />

Stadt vorgestellt wurden und in der BürgerInnen<br />

ihre Bedürfnisse mitteilen und ein-<br />

32 www.diewirtschaft-koeln.de


Leben & Wissen |<br />

bringen konnten. <strong>Die</strong> Cube Real Estate GmbH<br />

aus Leverkusen hatte die Fläche 2020<br />

angekauft. Seitdem wird die städtebauliche<br />

Entwicklung in Zusammenarbeit mit<br />

der <strong>Köln</strong>Business <strong>Wirtschaft</strong>sförderung,<br />

dem Stadtplanungsamt und mit Unterstützung<br />

des Büros Ulrich Hartung kontinuierlich<br />

vorangetrieben. Im weiteren Verfahren<br />

wird es ein Workshop-Verfahren für<br />

interessierte Unternehmen zum Pilotprojekt<br />

„Urbane Produktion“ geben, welches<br />

im neuen Quartier angesiedelt werden soll.<br />

Bilderstöckchen soll insgesamt einmal im<br />

Norden und einmal im Süden ausgebaut<br />

werden. <strong>Die</strong> GAG saniert hier bestehende<br />

Hochhäuser. Das Bauvorhaben befindet<br />

sich auf einer Fläche von 6260 Quadratmetern.<br />

Es gibt die Idee, ein Blockheizkraftwerk<br />

für die Energieversorgung zu nutzen.<br />

Südlich des Parkgürtels werden 86<br />

Wohneinheiten in vier Wohnhäusern auf<br />

vier Etagen mit zwei Tiefgaragen gebaut.<br />

Hier ist der halb kirchliche Bauträger,<br />

die Aachener Siedlungs- und Wohngesellschaft,<br />

involviert. An der St.-Monika-Kirche<br />

in Bilderstöckchen sollen im Auftrag<br />

derselben Gesellschaft das neue St.-Monika-Quartier<br />

mit 60 Wohneinheiten in fünf<br />

Wohnhäusern sowie eine Kita entstehen.<br />

<strong>Köln</strong>-Kreuzfeld<br />

Im Stadtbezirk Chorweiler entsteht ein neuer<br />

Stadtteil namens Kreuzfeld. Auf einer<br />

Fläche von etwa 80 Hektar werden hier<br />

mehr als 3.000 Wohneinheiten sowie neue<br />

Arbeitsplätze entstehen. Vielfältige zusätzliche<br />

Nutzungen sind von der Stadt <strong>Köln</strong><br />

vorgesehen, wie Kultur, Soziales, Freiflächen<br />

und Bildungseinrichtungen. Für das<br />

neue Veedel gab es diverse im Wettbewerb<br />

befindliche städtebauliche Entwürfe, an denen<br />

die Öffentlichkeit im Dialog beteiligt<br />

war. Der Entwurf „The Woodhood – Kreuzfeld<br />

Gartenstadt 2.0“ ging als Sieger hervor.<br />

Ausgearbeitet wurde der Entwurf durch das<br />

Planungsteam um ADEPT ApS aus Kopenhagen<br />

mit Karres en Brands, Landschapsarchitecten<br />

b.v. aus Hilversum, ARGUS Stadt<br />

und Verkehr PartG mbH aus Hamburg und<br />

Metabolic BV aus Amsterdam. Ökologie und<br />

Verkehr sowie Lärm sind Teile, die berücksichtigt<br />

werden sollen. Vor dem Wettbewerb<br />

der Entwürfe wurde ein Leitbild erstellt, das<br />

die Ziele des neuen Quartiers herausstellen<br />

sollte. An diesem Leitbildprozess waren<br />

entsprechende Fachämter der Verwaltung,<br />

Vertretungen der Stadt- und Bezirkspolitik,<br />

externe Sachverständigenbüros sowie die<br />

Öffentlichkeit beteiligt. Im Leitbild enthalten<br />

ist der Punkt „nachhaltig vernetzen“.<br />

Laut Stadt <strong>Köln</strong> sind ökologische Komponenten<br />

und eine umweltverträgliche Mobilität<br />

berücksichtigt. <strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> sagt in diesem<br />

Kontext: „Kreuzfeld schafft sozial und<br />

räumlich integrierte, nachhaltige Quartiere<br />

und bringt Menschen unterschiedlichen Alters,<br />

unterschiedlicher Lebensstile und unterschiedlicher<br />

Herkunft zusammen.“ Der<br />

zweite Punkt ist „Bildung fördern“ und der<br />

dritte Punkt heißt „Für Gesundheit sorgen“.<br />

<strong>Die</strong>s zielt auf geplante Einrichtungen ab,<br />

aber auch auf die verfügbaren Grün- und<br />

Freiräume sowie die Sport- und Freizeitangebote.<br />

Max-Becker-Areal<br />

In dem beliebten Szeneviertel Ehrenfeld<br />

wird laut Stadt <strong>Köln</strong> nördlich der Widdersdorfer<br />

Straße das Max-Becker-Areal zu einem<br />

stylishen Quartier ausgebaut. Max<br />

Becker ist ein Rohstoffverwertungsunternehmen,<br />

das dieses Gebiet geprägt hat. Da<br />

es nun seine Produktionsstätte in den Niehler<br />

Hafen verlegt, werden hier Nutzungsflächen<br />

frei. Zusammen mit einem Grundstück<br />

der RheinEnergie wird dieses Areal<br />

nun in den Stadtteil Ehrenfeld integriert.<br />

Darüber hinaus sollten für die angrenzenden<br />

Flächen westlich des Maarweg und östlich<br />

bis zur Oskar-Jäger-Straße in einem Ideenteil<br />

erste Konzepte zur städtebaulichen<br />

Einbindung und Vernetzung entwickelt<br />

werden. Vielfältige, auch hochwertige Nutzungen<br />

sind hier vorgesehen. Der Entwurf<br />

des Planungsbüros Cityförster aus Hannover<br />

als Gemeinschaftsprojekt mit urbanegestalt<br />

Landschaftsarchitekten aus <strong>Köln</strong><br />

wurde von der Jury 2022 als Siegerentwurf<br />

für die große Fläche von 17,3 Hektar ausgewählt.<br />

Das neue Quartier heißt Pan und und<br />

steht für modernes Wohnen und Arbeiten,<br />

bietet Gastronomie und Einzelhandel sowie<br />

eine Schule und Kitas. Besonders urbaner<br />

Häuser im Sürther Feld<br />

Lifestyle soll hier gelebt werden und so wird<br />

die „Urban Future“ hier von der Pandion Real<br />

Estate GmbH beworben. Auch hier wurde<br />

der öffentliche Dialog von Anfang an gefördert.<br />

Auf dem ehemaligen Schrottplatz des<br />

Areals werden zudem die Quartiere „The<br />

Wid“ und „The Two“ gebaut.<br />

Otto-Langen-Quartier<br />

<strong>Die</strong> erste Gasmotorenfabrik der Welt befand<br />

sich in <strong>Köln</strong>-Mülheim im Otto-Langen-Quartier.<br />

Nun wird das Industriegelände für die<br />

Zwecke Wohnen und Arbeiten umgebaut. Es<br />

geht um ein Areal von 6,8 Hektar, im Osten<br />

durch die Deutz-Mülheimer Straße begrenzt,<br />

im Norden und Westen durch den Auenweg<br />

und im Süden durch den Grünzug Charlier.<br />

Hier kommen 450 Wohnungen hin, Gastronomie<br />

und Gewerbe, eine Kita, Spielplätze,<br />

Kulturbetriebe und Grünflächen. <strong>Die</strong> denkmalgeschützten<br />

Gebäude werden laut Stadt<br />

<strong>Köln</strong> integriert.<br />

Ovum in Braunsfeld<br />

In <strong>Köln</strong>-Braunsfeld wird das neue Quartier<br />

an der Stolberger Straße Ecke Eupener Straße<br />

Ovum heißen. Das urbane Quartier, unmittelbar<br />

an die Innenstadt angrenzend,<br />

soll Gastronomie, Handel, ein Hotel und<br />

Büros beheimaten. <strong>Die</strong> Fertigstellung wird<br />

im Sommer 20<strong>23</strong> sein. Im März 20<strong>23</strong> meldeten<br />

die Fay Projects und Alfons & afreda,<br />

dass der Büroanteil des <strong>Köln</strong>er Ovum vor<br />

Fertigstellung vollständig vermietet wurde.<br />

Hauptnutzer wird die Bundesanstalt für<br />

Immobilienaufgaben sein, zudem wird ein<br />

Meininger Hotel im Gebäude an der Stolberger<br />

Straße eröffnen. W<br />

Karoline Sielski<br />

Foto: Rheinenergie AG<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 33


| Leben & Wissen<br />

LEBEN IM KÖLN<br />

DER ZUKUNFT<br />

Barrierefrei, grün und sauber stellen sich die <strong>Köln</strong>er ihre Stadt der Zukunft vor<br />

Regional und Bio<br />

einkaufen<br />

<strong>Die</strong> <strong>Köln</strong>er wünschen sich Bürogebäude mit Barrierefreiheit,<br />

Fotovoltaikanlagen sowie Dachbegrünungen<br />

Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey befragte DC Developments<br />

erneut 10.000 Menschen in Deutschland, wie sich ihre Stadt entwickeln muss, damit<br />

sie sich dort auch in Zukunft wohlfühlen. Im Fokus der Quartierstudie 20<strong>23</strong> standen<br />

dieses Mal der ÖPNV, die Nachhaltigkeit im Alltag sowie die Entwicklung der Innenstädte.<br />

Befragt wurden unter anderem die Top 8 der Großstädte mit über 600.000<br />

Einwohnern.<br />

Bei der Befragung der <strong>Köln</strong>er Bürger stellte<br />

sich heraus, dass ihnen, im Vergleich<br />

zu den anderen sieben Großstädten, insbesondere<br />

die Barrierefreiheit im öffentlichen<br />

Raum am meisten am Herzen liegt.<br />

36,7 Prozent sehen hier Handlungsbedarf.<br />

Damit liegt <strong>Köln</strong> als einzige über dem Bundesdurchschnitt<br />

von 31,8 Prozent. <strong>Die</strong>ser<br />

soziale Aspekt spiegelt sich auch bei den<br />

Büroimmobilien wider, denn hier wünschen<br />

sich satte 67,3 Prozent der <strong>Köln</strong>er ein<br />

barrierefreies Arbeitsumfeld.<br />

Sehr viel Wert legen die Domstädter auch<br />

auf Grünflächen, nämlich 47,3 Prozent.<br />

Weiterhin wünschen sich 16,4 Prozent<br />

mehr Begegnungsorte wie Spielplätze, Sitzgelegenheiten<br />

etc. Außerdem sprechen<br />

sich 64,2 Prozent für mehr Toiletten im öffentlichen<br />

Raum aus. Und was die Sauberkeit<br />

angeht, halten deutliche 80,4 Prozent<br />

mehr regelmäßige Pflege und Reinigung<br />

sowie mehr Mülleimer für nötig.<br />

Das Thema Klimaschutz ist offensichtlich<br />

ein zwiespältiges Thema für die <strong>Köln</strong>er. So<br />

wünschen sich rund 29 Prozent eine autofreie<br />

Innenstadt sowie autofreie Fahrradzonen<br />

(26,6 Prozent) und liegen damit sogar<br />

über dem Bundesdurchschnitt (26,9 und<br />

<strong>23</strong>,1 Prozent). Gleichzeitig möchten aber<br />

36,1 Prozent nicht auf den Pkw verzichten<br />

und lehnen jede Einschränkung ab. Trotzdem<br />

sind 43 Prozent der Befragten bereit,<br />

im Rahmen einer nachhaltigen Lebensführung<br />

das Auto öfter stehen zu lassen.<br />

Um den Autoverkehr wirksam zu reduzieren,<br />

bedarf es jedoch eines funktionierenden<br />

und großflächig ausgelegten ÖP-<br />

NVs. Und hier sind die Domstädter eher<br />

skeptisch. Ganze 46,3 Prozent fahren<br />

weder Bus noch Bahn, das sind immerhin<br />

20 Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt,<br />

der bei 66 Prozent liegt.<br />

Nur 17,1 Prozent nutzen die Öffentlichen<br />

zumindest einmal die Woche. Kein Wunder,<br />

dass hier 43,6 Prozent, bundesweit<br />

37,4 Prozent, dringenden Bedarf sehen.<br />

Foto: DC Developments<br />

In anderen Bereichen der nachhaltigen Lebensführung<br />

sind die Bürger der viertgrößten<br />

Stadt Deutschlands wesentlich kompromissbereiter.<br />

So gaben 51,3 Prozent an,<br />

regional einzukaufen und zu Bio-Produkten<br />

zu greifen. Auch möchten 42,4 Prozent in<br />

Zukunft weniger Flugreisen antreten.<br />

Weiterhin behandelte die Studie die Themen<br />

Wohnräume und Büroimmobilien. So<br />

wurden die <strong>Köln</strong>er gefragt, ob sie sich vorstellen<br />

könnten, bestimmte Wohnflächen<br />

mit anderen Hausbewohnern zu teilen.<br />

Hier endete die Kompromissbereitschaft der<br />

Domstädter dann doch deutlich. So konnte<br />

sich lediglich ein kleiner Teil vorstellen,<br />

die Küche (6,5 Prozent) oder das Esszimmer<br />

(5,8 Prozent) mit anderen zu teilen. Bei Partyräumen<br />

(43,5 Prozent), Werk- und Bastelräumen<br />

(32,7 Prozent) sowie Spielzimmern<br />

(26,5 Prozent) waren sie dann schon eher<br />

dazu bereit. 38,4 Prozent würden keinen<br />

der genannten Räume teilen.<br />

Büroimmobilien sollen<br />

barrierefrei und grün sein<br />

Auf die Frage nach Aspekten, die bei einem<br />

modernen Bürogebäude wünschenswert<br />

wären, nannten 61,9 Prozent die Barrierefreiheit,<br />

wie bereits oben beschrieben.<br />

Weitere oft gewünschte Aspekte waren Fotovoltaikanlagen<br />

(54,1 Prozent) und Dachbegrünungen<br />

(49,9 Prozent). Auch Unisex-Toiletten,<br />

die keine Geschlechtertrennung<br />

vorsehen, wurden von 13,5 Prozent der Befragten<br />

gewünscht.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse der Quartierstudie 20<strong>23</strong> zeigen<br />

deutlich, dass noch einige Anstrengungen<br />

erforderlich sind, um <strong>Köln</strong> auch in Zukunft<br />

lebenswert zu machen. Besonders<br />

heraus stechen die Themen Autoverkehr und<br />

ÖPNV, bei denen dringender Handlungsbedarf<br />

besteht. Grünflächen, Begegnungsorte<br />

und vor allem die Sauberkeit im öffentlichen<br />

Raum sind weitere Themen, die die<br />

Menschen in der Domstadt bewegen. Auch<br />

hier muss dringend nachgebessert werden.<br />

Monika Eiden<br />

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Leben & Wissen |<br />

KOELNMESSE GESTALTET<br />

PAVILLON DER EXPO 2025<br />

Das Unternehmen wurde mit dem Bau des deutschen Pavillons beauftragt<br />

Foto: MIR_LAVA_ff<br />

„Mit dem Motto ‚Designing Future Society<br />

for Our Lives‘ stellt die Expo 2025 Osaka<br />

auch die Frage, wie nachhaltiges Bauen in<br />

Zukunft funktionieren kann. Deshalb soll<br />

der Deutsche Pavillon auf vielfache Weise<br />

als Beispiel dienen: Als vollständig zirkuläres<br />

Gebäude zeichnet er sich durch einen<br />

minimalen Materialeinsatz und die Verwendung<br />

innovativer zirkulärer Werkstoffe<br />

aus. Ergänzt wird dies durch ein intelligentes<br />

Klimakonzept und einen Park als funktionale,<br />

atmosphärisch dichte Landschaft.<br />

Der Pavillon verbindet Architektur, Landschaft<br />

und Ausstellung zu einem Ganzen<br />

und zeigt so Wege in eine zirkuläre Zukunft<br />

auf“, sagt Christian Tschersich, Partner<br />

von LAVA – Laboratory for Visionary Architecture.<br />

„Im Deutschen Pavillon möchten wir Lösungen<br />

für eine zirkuläre Welt zeigen, in<br />

der wir im Einklang mit der Natur leben<br />

und wirtschaften. Unsere Gäste werden<br />

dank vieler ermutigender Beispiele erkennen,<br />

dass die Zeit reif ist, die ambitionierten<br />

Visionen einer zirkulären Welt gemeinsam<br />

in die Realität umzusetzen“, sagt Dr.<br />

Wiebke Hahn von facts and fiction, die das<br />

Konzept des Deutschen Pavillons mit verantwortet.<br />

„In der Ausstellung tauchen Besucher<br />

immer wieder in neue Atmosphären<br />

ein, und Inhalte werden spielerisch vermittelt.<br />

So können komplexe Themen auf eine<br />

Weise erfahrbar gemacht werden, die lange<br />

in Erinnerung bleibt und die Menschen vor<br />

allem emotional anspricht.“<br />

„Wa! Germany“ ist<br />

der Titel des Pavillons<br />

Das Bundesministerium für <strong>Wirtschaft</strong> und Klimaschutz in Berlin hat das Konzept<br />

für den Deutschen Pavillon auf der Expo 2025 in Osaka vorgestellt. Der deutsche<br />

Beitrag in der japanischen Metropole greift sowohl architektonisch als auch in der<br />

Ausstellung die Thematik der Kreislaufwirtschaft auf. Der Pavillon mit dem Titel<br />

„Wa! Germany“ wird mit zirkulären Bauten und Ausstellungskonzepten für einen im<br />

wahrsten Sinne des Wortes nachhaltigen Eindruck bei den Besuchern sorgen.<br />

Der Pavillon, der 2025 in Osaka Millionen<br />

Besucher anziehen soll, wird sich thematisch<br />

und architektonisch um Kreislaufwirtschaft<br />

drehen. „Das sollte eines der zentralen<br />

Themen auf einer solchen globalen<br />

Veranstaltung sein. Denn hier wollen wir<br />

gemeinsam Lösungen für die Zukunft unserer<br />

Gesellschaft erarbeiten. Der Deutsche<br />

Pavillon setzt sich das Ziel, seinen Besuchern<br />

das in Deutschland so wichtige Thema<br />

der Nachhaltigkeit zu vermitteln“, erläutert<br />

Patrick Specht, Generalkommissar des<br />

Deutschen Expo-Pavillons aus dem Bundeswirtschaftsministerium.<br />

Das Leitmotiv der Zirkularität wirkt sich auf<br />

alle Aspekte der deutschen Beteiligung aus:<br />

den Pavillon selbst, das Besuchserlebnis,<br />

das Design und die präsentierten Technologien<br />

und Zukunftsvisionen. Ins Gestalterische<br />

übersetzt entspricht das der Form des<br />

Kreises. <strong>Die</strong>ser Ansatz wird schon auf den<br />

ersten Blick deutlich: Sieben kreisförmige<br />

Baukörper aus Holz laden zu einem besonderen<br />

Besuchserlebnis ein. Der Pavillon zeigt<br />

als begehbares Exponat, welchen Einfluss<br />

Architektur und Städtebau auf mehr Nachhaltigkeit<br />

und Zirkularität haben können.<br />

Das Thema Nachhaltigkeit<br />

im Fokus<br />

Auch der Titel des Pavillons ist eine „runde<br />

Sache“: „Wa! Germany“ hat im Japanischen<br />

gleich mehrere positiv besetzte Bedeutungen:<br />

„Wa“ bedeutet zum einen „Kreis“ und<br />

passt somit perfekt zum Leitmotiv. Zum anderen<br />

steht der Begriff aber auch für „Harmonie“<br />

und repräsentiert den Einklang<br />

von Natur und Technik, das Ziel der Kreislaufwirtschaft.<br />

Und schließlich steht „Wa“<br />

eben auch für den Ausruf „Wow!“ und damit<br />

für die Begeisterung, die der Pavillon<br />

auf der Expo hervorrufen soll.<br />

„Bei der Entscheidung des Bundesministeriums<br />

für <strong>Wirtschaft</strong> und Klimaschutz<br />

für dieses spannende Konzept kam es vor<br />

allem darauf an, das Thema der Expo ‚Designing<br />

Future Society for Our Lives‘ und<br />

das von Deutschland gewählte Unterthema<br />

‚Connecting Lives‘ möglichst prägnant<br />

und ansprechend umzusetzen. Dabei sollten<br />

die Architektur des Pavillons und das<br />

inhaltliche Konzept perfekt ineinandergreifen.<br />

Ich finde, das ist der Arbeitsgemeinschaft<br />

hervorragend gelungen. Wir<br />

sind begeistert von dem Konzept und freuen<br />

uns auf 2025“, erzählt Gerald Böse, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Koelnmesse<br />

GmbH. Das Team der Koelnmesse<br />

leitet die Organisation des Projekts im Auftrag<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums.<br />

Für die baufachliche Aufsicht des Projekts<br />

ist Laumann/Scheßl/Weismüller Projectmanagement<br />

an Bord.<br />

Heribert Eiden<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 35


| Leben & Wissen<br />

SCHLITTENPROTHESE<br />

Durch Nutzung einer Schlittenprothese muss ein Kniegelenk nicht vollständig ersetzt werden<br />

Foto: Jo Panuwat D – stock.adobe.com<br />

60 Jahren an Arthrose leiden. Dabei sind<br />

Frauen mit 18 Prozent wesentlich häufiger<br />

betroffen als Männer mit 9,6 Prozent.<br />

Wenn im Knie Arthrose entsteht, kann<br />

dies Entzündungen und Schmerzen im<br />

Knie auslösen und im weiteren Verlauf zu<br />

einer deutlichen Schädigung der Knochenstruktur<br />

führen. <strong>Die</strong> Arthrose ist eine degenerative<br />

und meist altersbedingte Abnutzung<br />

der Knorpeloberflächen, die nicht<br />

heilbar ist. Typisch sind degenerative Veränderungen<br />

an den Gelenken, die mit der<br />

allmählichen Zerstörung des Gelenkknorpels<br />

beginnen und bis zur Freilegung der<br />

Knochenoberfläche führen können. Eine<br />

Arthrose kann sich jedoch auch als Folge<br />

eines entzündlichen Rheumatismus, nach<br />

Knieverletzungen und auch nach Meniskusoperationen<br />

entwickeln. Bei ungünstigem<br />

Verlauf, hohen körperlichen Belastungen<br />

und anderen Risikofaktoren – zum<br />

Beispiel einer O-Beinachse – kann sich in<br />

der Folge ein einseitiger Kniegelenksverschleiß<br />

mit einer erheblichen Knorpelabnutzung<br />

entwickeln. <strong>Die</strong> Schädigung des<br />

Knorpels ist die häufigste Ursache für den<br />

Kniegelenkersatz.<br />

Bei frühzeitiger Diagnose kann Besserung<br />

durch Schonung, stadienabhängige Wärme-<br />

oder Kältebehandlung und entzündungshemmende<br />

und schmerzstillende<br />

Medikation erreicht werden. Injektionen<br />

mit Knorpelaufbauspritzen können helfen,<br />

die Aktivität der Betroffenen zu steigern<br />

und das Fortschreiten der Arthrose<br />

zu verlangsamen. Physikalische und krankengymnastische<br />

Behandlung oder Gelenkschienen<br />

können ebenfalls von Nutzen<br />

sein. Bei stärkeren Schmerzen ist eine<br />

entzündungshemmende und schmerzstillende<br />

Injektion in das Kniegelenk möglich.<br />

(Teil-)Gelenkersatz<br />

<strong>Die</strong> Arthrose ist eine degenerative und vielfach altersbedingte Abnutzung der Knorpeloberfläche,<br />

und sie ist nicht heilbar. Ist im Knie nur ein Teilbereich betroffen, dann ist<br />

eine Knie-Teilprothese eine hervorragende Alternative zur Totalendoprothese.<br />

Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers, und es ist unverzichtbar<br />

für eine ungestörte Fortbewegung. Das Kniegelenk stellt die Verbindung<br />

zwischen Unterschenkel- und Oberschenkelknochen dar. Bei körperlicher Aktivität<br />

(besonders bei Sportausübung) ist es durch die langen Hebel der Knochen und<br />

durch den komplexen Aufbau der Bauteile einer Vielzahl möglicher Schädigungen<br />

ausgesetzt.<br />

Das Kniegelenk wird geführt und stabilisiert<br />

durch einen fein abgestimmten Bandapparat:<br />

die Kreuzbänder in der Mitte des<br />

Kniegelenkes, die Seitenbänder innen und<br />

außen über dem Gelenk und den Außenund<br />

Innenmeniskus. Der Aufbau des Kniegelenks<br />

erlaubt eine große und durchaus<br />

individuelle Beweglichkeit mit kombinierten<br />

Beuge-, Streck- und in geringem Maße<br />

auch Drehbewegungen. <strong>Die</strong> Gelenkflächen<br />

des Knies sind von einer Knorpelschicht<br />

überzogen, die das Gleiten der Gelenkteile<br />

ermöglicht. Das Gelenk unterliegt im<br />

Alltag und beim Sport enormen Belastungen<br />

und ist insbesondere im gebeugten Zustand<br />

verletzungsgefährdet.<br />

Arthrose ist irreparabel<br />

Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung.<br />

<strong>Die</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) geht davon aus, dass 10<br />

Prozent der Weltbevölkerung im Alter ab<br />

Sind bei einer Kniegelenksarthrose alle<br />

konservativen und therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten<br />

ausgeschöpft<br />

bzw. zeigen keine Wirkung mehr, dann<br />

besteht die Möglichkeit, ein abgenutztes<br />

Kniegelenk zu ersetzen. In vielen Fällen<br />

wird dann den Patienten die Implantation<br />

eines vollständigen Kniegelenkersatzes<br />

empfohlen, auch wenn nicht alle Teile des<br />

Kniegelenks betroffen sind. Bei einer Beschränkung<br />

des Verschleißes auf nur eine<br />

Knieseite ist aber häufig ein einseitiger<br />

Teilersatz des Gelenkes, eine sogenannte<br />

Schlittenprothese, eine hervorragende Alternative<br />

zu einem vollständigen Kniegelenkersatz.<br />

Voraussetzung für diesen teilweisen<br />

Gelenkersatz ist jedoch, dass der<br />

gegenüberliegende Gelenkanteil und der<br />

Knorpel hinter der Kniescheibe in gutem<br />

Zustand sind. Gut funktionieren müssen<br />

dafür auch alle Bänder des Gelenks, besonders<br />

die Kreuzbänder.<br />

Vorteile einer<br />

Schlittenprothese<br />

<strong>Die</strong> Vorteile des einseitigen Gelenkersatzes<br />

gegenüber der Vollprothese beziehen sich<br />

auf verschiedene Bereiche, die für die Patienten<br />

wichtig sind. So wird bei der Schlittenprothese<br />

nur der geschädigte Teil des<br />

Kniegelenks ersetzt und die normale Kniemechanik<br />

bewahrt, da auch beide Kreuzbänder<br />

erhalten bleiben. Hinzu kommt die<br />

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Röntgenbild eines rechten Kniegelenks<br />

in der Ansicht von vorn und von der Seite<br />

unmittelbar nach dem Eingriff mit unzementierter<br />

Verankerung. Der innenseitige<br />

Gelenkteil ist durch das Kunstgelenk ersetzt.<br />

Der übrige (nicht erkrankte) Teil des<br />

Gelenks bleibt vollständig erhalten.<br />

schnellere Erholung nach dem Eingriff,<br />

was in der Regel eine schnellere Rückkehr<br />

in das Alltagsleben ermöglicht. Auch ist<br />

erwiesen, dass die Patienten im unmittelbaren<br />

Verlauf nach der Operation weniger<br />

Schmerzen haben. Ganz wesentlich ist<br />

zudem der Vorteil, dass den Patienten im<br />

Vergleich zu einer Totalendoprothese mit<br />

einer Schlittenprothese oft auch ein stärkeres<br />

eigenes „Knie-Gefühl“ verbleibt. Mäßige<br />

körperliche Aktivitäten sind oft ohne<br />

jede Einschränkung möglich.<br />

Zu den Erfolgsfaktoren dieser minimalinvasiven<br />

Implantation von Schlittenprothesen<br />

zählen vor allem die technischen Fortschritte,<br />

die die Hersteller der Implantate<br />

in den vergangenen Jahren gemacht haben,<br />

und die Erfahrung im Hinblick auf eine<br />

schonende OP-Technik. Zahlreiche Studien<br />

konnten zeigen, dass die Erfahrung<br />

der Operateure für den langfristigen Erfolg<br />

dieser Art von Eingriffen von großer Bedeutung<br />

ist.<br />

Gut vorbereitet operieren<br />

Entscheidend für den Erfolg einer solchen<br />

Operation ist die individuelle Vorbereitung,<br />

bei der die spezifische Anatomie des Patienten<br />

sehr genau evaluiert werden muss.<br />

Um ein optimales Ergebnis zu erreichen,<br />

sind im Vorfeld Faktoren wie die Funktionalität<br />

des Kniegelenks, die Beinachse und<br />

Begleit- und Vorerkrankungen wie rheumatische<br />

und metabolische Erkrankungen zu<br />

berücksichtigen, da diese den Stoffwechsel<br />

und die Durchblutung des Gelenks beeinträchtigen<br />

können. <strong>Die</strong> Implantation einer<br />

Im seitlichen Bild wird erkenntlich, dass die<br />

Kontur der metallenen Oberschenkelkomponente<br />

an einen Schlitten erinnert, daher<br />

stammt der Name dieses Implantates.<br />

Schlittenprothese kann minimalinvasiv, d.<br />

h. mit einem relativ kleinen Hautschnitt<br />

über der betroffenen Gelenkseite, erfolgen.<br />

Dabei bleiben die umgebenden Strukturen<br />

wie Kapselbandapparat oder die Kniescheibe<br />

unversehrt. <strong>Die</strong> Schlittenprothese<br />

besteht aus zwei Metallkomponenten, die<br />

am Schienbein und am Oberschenkelknochen<br />

befestigt werden. Danach wird eine<br />

Gleitfläche aus einem Kunststoff (Polyethylen)<br />

zwischen die beiden Prothesenteile geschoben<br />

und die Wunde verschlossen. Zum<br />

Abfluss der Wundflüssigkeit wird meist eine<br />

Drainage gelegt, die nach kurzer Zeit<br />

wieder entfernt werden kann.<br />

Zementiert<br />

oder zementfrei?<br />

Röntgenbilder: Professor Dr. med. Jürgen Höher<br />

<strong>Die</strong> Befestigung der Prothese am Schienbein<br />

und am Oberschenkelknochen erfolgt<br />

entweder durch eine Zementierung oder –<br />

in geeigneten Fällen – zementfrei. Zementfreie<br />

Prothesen werden so angefertigt, dass<br />

sie sich optimal und fest in den Knochen<br />

einpassen und eine dauerhafte Verbindung<br />

mit dem Knochen bilden. Bei diesen Prothesen<br />

wird eine spezielle Oberflächenbeschichtung<br />

verwendet, die das Knochenwachstum<br />

fördert und im Ergebnis<br />

einen mit der zementierten Befestigung<br />

vergleichbaren Halt ermöglicht. Voraussetzung<br />

für die zementfreie Implantation<br />

sind ein intakter Knochenstoffwechsel<br />

und eine ausreichende Knochenfestigkeit.<br />

Das Besondere der unzementierten Schlittenprothesen<br />

liegt darin, dass sie möglicherweise<br />

eine höhere Stabilität und verbesserte<br />

Überlebensdauer aufweisen als<br />

zementierte Prothesen. <strong>Die</strong>s kann sich im<br />

Hinblick auf die Sportfähigkeit und Aktivität<br />

der Patienten dauerhaft positiv bemerkbar<br />

machen. Mit der Einbringung von unzementierten<br />

Prothesen ist allerdings eine<br />

etwas längere Genesungszeit innerhalb der<br />

ersten Wochen nach dem Eingriff verbunden.<br />

Generell sind viele Faktoren für die<br />

Haltbarkeit von Schlittenprothesen oder<br />

Totalprothesen relevant: Hierzu gehört die<br />

Belastung des Knies nach einer Implantation,<br />

also die sportliche Aktivität der Patienten.<br />

Hinzu kommen Faktoren wie u. a. das<br />

Körpergewicht, da Übergewicht zu einer<br />

schnelleren Abnutzung der Prothese führen<br />

kann, oder generell ein ungesunder Lebensstil.<br />

Nach dem Eingriff<br />

Der Krankenhausaufenthalt nach der Implantation<br />

einer Schlittenprothese beschränkt<br />

sich meist auf drei bis fünf Tage.<br />

Nach der Operation sind Krankengymnastik<br />

mit frühfunktioneller Mobilisation im<br />

schmerzfreien Bereich, entzündungshemmende<br />

und schmerzstillende Medikation<br />

und Kühlung von großem Nutzen. Um eine<br />

Überlastung des Knies zu vermeiden, ist<br />

für einen Zeitraum von ca. vier bis sechs<br />

Wochen der Gebrauch von Gehhilfen empfohlen.<br />

Oft ist auch ein mehrwöchiger systematischer<br />

Kraftaufbau erforderlich, um<br />

die körperliche Belastbarkeit vollständig<br />

zurückzugewinnen. In der Regel kann der<br />

Patient das Bein jedoch innerhalb von zwei<br />

bis vier Wochen wieder voll belasten. <strong>Die</strong><br />

notwendige Nachbehandlung kann in einer<br />

Rehaklinik unter stationären Bedingungen<br />

oder auch in einer ambulanten<br />

Einrichtung erfolgen, sodass der Patient<br />

abends in seiner häuslichen Umgebung<br />

verbleiben kann. W<br />

Gastautor: Professor Dr. med. Jürgen Höher,<br />

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,<br />

Sportmedizin und M-Arzt,<br />

Klinik LINKS VOM RHEIN<br />

Foto: Jana Sauer<br />

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| Leben & Wissen<br />

HOHE STRASSE<br />

IM WANDEL<br />

Hohe Straße / Schildergasse gelten als das Namenspaar<br />

für die beiden <strong>Köln</strong>er Einkaufsstraßen schlechthin<br />

Foto: Alex Weis<br />

auf. Während einer Protestveranstaltung<br />

der „Arbeitsgemeinschaft der Hohe Straße“<br />

am 24. Oktober 1950 äußerte man die Sorge,<br />

dass die Hohe Straße ihren internationalen<br />

Charakter als Geschäftsstraße zu verlieren<br />

drohe und in einen „orientalischen Trödlermarkt“<br />

verwandelt werden könne. Eine Prophezeiung,<br />

die sich von selbst erfüllte.<br />

<strong>Die</strong> Hohe Straße wurde 1948 als eine der<br />

ersten Geschäftsstraßen in Deutschland<br />

für den Autoverkehr gesperrt, zunächst erlaubte<br />

man noch lediglich Lieferfahrzeuge<br />

zwischen 5 und 10 Uhr morgens; bei der<br />

Eröffnung der Fußgängerzone am 29. September<br />

1967 entfiel auch diese Möglichkeit.<br />

Heute zählt die Hohe Straße noch immer<br />

zu den meistfrequentierten deutschen<br />

Einkaufsstraßen.<br />

Aber auch hier ist der Transformationsprozess<br />

der Innenstädte deutlich sichtbar und<br />

nicht nur die Angebote des Handels verändern<br />

sich, sondern Mischnutzungen werden<br />

in die Immobilien einziehen. Verstärkt<br />

wird es dann neben Handels-, Gastronomie-,<br />

Kulturnutzungen auch noch stärker<br />

Büros geben.<br />

Es tut sich was<br />

Noch immer zählt die Hohe Straße zu den beliebtesten deutschen Einkaufsmeilen<br />

Doch wo steht die geschichtsträchtige Hohe Straße heute? Wie hat sie sich im Laufe<br />

von mehr als 2.000 Jahren entwickelt? Fest steht: Beide Einkaufsmeilen könnten eigentlich<br />

unterschiedlicher nicht sein. <strong>Die</strong> Schildergasse breit und ausladend, die Hohe<br />

Straße fast schon mittelalterlich eng, sodass deren Zugänge an den Einkaufstagen<br />

in der Vorweihnachtszeit abgeriegelt werden müssen, weil die vielen Menschen nicht<br />

mehr aufgenommen werden können.<br />

Wie wichtig die Hohe Straße schon zur Römerzeit<br />

war, zeigte sich an ihrer Befestigung.<br />

<strong>Die</strong> Nord-Süd-Achse war gepflastert<br />

und konnte schon seinerzeit sicher befahren<br />

werden. Aus der römischen „Cardo<br />

maximus“ wurde in der Franzosenzeit<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts der Name<br />

„Rue haute“. <strong>Die</strong> deutsche Entsprechung<br />

– Hohe Straße – folgte 1816. Der Hintergrund:<br />

<strong>Die</strong> Straße lag so hoch, dass auch<br />

extremes Rheinhochwasser sie nicht erreichen<br />

konnte. Entlang der Hohe Straße<br />

existierte einst eine Anzahl Ordenshäuser<br />

und Kirchen, so die Stephanuskapelle<br />

(1009 bis 1834), das Kloster der Augustinereremiten<br />

und das Kloster „St. Agatha“.<br />

Um 1802 verschwand der Orden „St. Maria<br />

in Bethlehem“, ein sich An der Rechtschule<br />

befindender Klarissenkonvent. <strong>Die</strong><br />

Zisterzienserinnen des Ordens St. Nikolaus<br />

mussten 1802 wie alle nicht krankenpflegenden<br />

Orden ebenfalls aufgeben.<br />

Amüsement<br />

in der Hohe Straße<br />

<strong>Die</strong> Hohe Straße war nicht nur Einkaufsmeile,<br />

sondern auch Unterhaltungsviertel. Im<br />

Restaurant „Burghof“ fanden auch Konzerte<br />

aller Art statt. Das Varieté „Simplicissimus“<br />

eröffnete im Jahr 1909. Erstes Kino auf der<br />

Hohe Straße waren die Kosmos-Lichtspiele,<br />

im Jahre 1906 eröffnet und mit 839 Plätzen<br />

ausgestattet. Es folgten weitere Kinos wie<br />

das „Lux am Dom“ und das Passage-Theater,<br />

die in der Nachkriegszeit erfolgreich bespielt<br />

wurden und vielen noch bekannt sein<br />

dürften.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurde die <strong>Köln</strong>er Innenstadt<br />

bei mehreren Fliegerangriffen fast<br />

vollständig zerstört. Auch die Hohe Straße<br />

musste wiederaufgebaut werden. Moderne<br />

Zweckbauten ersetzten die zahlreichen Fassaden<br />

des Historismus. <strong>Die</strong> Weihnachtsbeleuchtung<br />

kam erstmals im Dezember 1948<br />

<strong>Die</strong> Eigentümer haben im ersten Schritt<br />

vor allem den Antritt der Hohe Straße vom<br />

Wallrafplatz kommend in die Umbauarbeiten<br />

einbezogen, um eine Ergänzung zum<br />

wertigen Angebot vom Dom kommend weiterzuführen.<br />

Denn, ist das Domhotel eröffnet<br />

und die ersten Mieter ziehen ins Laurenz<br />

Carree ein, soll das attraktive Angebot<br />

weitergeführt werden.<br />

Den Immobilieneigentümern und Projektentwicklern<br />

kommt bei den aktuellen Prozessen<br />

eine wichtige Rolle zu. Auch wenn aktuell<br />

auf der Hohe Straße die umfangreichen<br />

Planungen noch nicht sichtbar werden, sind<br />

große Projektentwicklungen angestoßen. So<br />

entwickelt das Starnberger Unternehmen<br />

Ehret+Klein auf der Hohe Straße 93-99 und<br />

134-136 zwei Projektareale, die mit Mischnutzungen<br />

geplant sind. Hier wird es auch<br />

eine erste begrünte Fassade in der <strong>Köln</strong>er<br />

Innenstadt geben, um sich aktiv am Stadtklima<br />

zu beteiligen. Gastronomie auf der<br />

Dachfläche sorgt für einen tollen Blick auf<br />

den nahe gelegenen <strong>Köln</strong>er Dom und könnte<br />

somit zum Place to be werden.<br />

Am Antritt der südlichen der Hohe Straße<br />

(Hausnummer 68-82) zieht nach dem Umbau<br />

die Stadtbibliothek in die Immobilie ein.<br />

Damit gibt es dann die erste kulturelle Vermietung<br />

inmitten einer Einkaufsstraße. W<br />

Heribert Eiden mit Hartmut Kramer,<br />

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