Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 03 / 24
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
| Macher & Märkte<br />
SAUBERE LUFT<br />
Innovativer Stickoxid-Filter in <strong>Köln</strong><br />
Foto: Ulrik Eichentopf, Stiftung Lebendige Stadt<br />
den über 4400 recycelte PET-Flaschen und<br />
für die Unterkonstruktion Aluminium mit<br />
einem 75-prozentigen Recyclinganteil verwendet.<br />
Auf den Einsatz von Klebestoffen<br />
wurde verzichtet. Damit kann die Textilfassade<br />
später potenziell recycelt werden.<br />
Der photokatalytische Luftfilter besteht<br />
aus zwei bedruckten Membranflächen der<br />
Größe von jeweils 8 mal 20 Metern und ist<br />
dazu mit einer digitalen Messtechnik ausgestattet.<br />
<strong>Die</strong> vierspurige Straße direkt am<br />
Neumarkt in <strong>Köln</strong> liefert dafür eine Umgebung,<br />
an der viele Abgase und mehr ausgestoßen<br />
werden. Durch die Messtechnik<br />
wird die Luftqualität ein Jahr lang vor und<br />
hinter der Membran gemessen, um die<br />
luftreinigende Filterleistung auszuwerten<br />
und zu dokumentieren. Noch ein Clou:<br />
<strong>Die</strong> bei der Umwandlung in unschädliche<br />
Stoffe entstehenden Substanzen dienen,<br />
angereichert mit Regenwasser, als Mineralstoffe<br />
für nährstoffarme Böden oder für<br />
die Gebäudebegrünung. Wissenschaftliche<br />
Untersuchungen belegen den positiven Effekt.<br />
Befinden sich gesundheitsschädliche<br />
Luftschadstoffe, wie z. B. Stickoxide, in der<br />
Nähe der Fassade, setzt unter UV-Licht die<br />
Photokatalyse ein. Durch Oxidationsprozesse<br />
werden die Schadstoffe in unschädliche<br />
Salze umgewandelt und verbleiben zunächst<br />
auf der Fassadenoberfläche. Beim<br />
nächsten Regen werden diese von der<br />
Oberfläche abgewaschen. Sie können auf<br />
natürlichem Weg in den Boden versickern<br />
oder eben kontrolliert als nährstoffreiches<br />
Gießwasser für Pflanzen aufgefangen und<br />
genutzt werden. <strong>Die</strong> textile Membran hat<br />
den zusätzlichen Vorteil, dass sie auch<br />
vor Fenstern angebracht werden kann. So<br />
schützt sie das Gebäude vor Überhitzung.<br />
Dadurch kann der Energieaufwand für die<br />
Kühlung der Innenräume erheblich reduziert<br />
und CO 2<br />
-Emissionen können gesenkt<br />
werden. Gleichzeitig ermöglichen die mikroperforierten<br />
Membranen eine nahezu<br />
ungehinderte Sicht von innen nach außen.<br />
Öffentliche und<br />
private Investitionen<br />
(v.l.) Andreas Engelhardt (Persönlich haftender Gesellschafter der<br />
Schüco International KG), Oberbürgermeisterin Henriette Reker und<br />
Dr. Andreas Mattner (Vorstandsvorsitzender Stiftung Lebendige Stadt)<br />
Um die Luft der <strong>Köln</strong>er Innenstadt von Stickoxiden zu reinigen, haben das Unternehmen<br />
Schüco, die Stadt <strong>Köln</strong> und die Stiftung „Lebendige Stadt“ am 2. April ein<br />
Umwelt-Pilotprojekt in <strong>Köln</strong> gestartet. Um das zu erreichen, wurde eine stickoxidbindende<br />
Textilfassade an das Gebäude der Volkshochschule in der Cäcilienstraße 35<br />
nahe dem Neumarkt angebracht.<br />
Wie funktioniert der Filter? Gesundheits-<br />
und umweltschädliche Nitrate werden<br />
durch die Fassade mit den dort angebrachten<br />
Wirkstoffen gefiltert und in<br />
unschädliche Nitrate umgewandelt. <strong>Die</strong>ses<br />
Umwelt-Pilotprojekt in <strong>Köln</strong> ist eine<br />
Innovation und soll auch andere Städte<br />
inspirieren. Bereits bei einer langfristigen<br />
NO2-Exposition ab 20 μg/m3 gibt es gesundheitliche<br />
Auswirkungen, zudem steigt<br />
das Mortalitätsrisiko. Luftverschmutzung<br />
ist nach wie vor die häufigste umweltbedingte<br />
Ursache für vorzeitige Todesfälle in<br />
der EU mit etwa 300.000 vorzeitigen Todesfällen<br />
pro Jahr. <strong>Die</strong> Textilfassade des<br />
Projekts ist aus wiederverwerteten Materialien<br />
hergestellt: Für ihre Produktion wur-<br />
<strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong> hat hierzu eine Kooperation<br />
mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ und dem<br />
Unternehmen Schüco International KG geschlossen.<br />
<strong>Die</strong> Schüco Gruppe mit Hauptsitz<br />
in Bielefeld entwickelt und vertreibt<br />
Systemlösungen aus Aluminium, Stahl<br />
und Kunststoff für Gebäudehüllen. Zum<br />
Produktportfolio gehören Fenster-, Tür-,<br />
Fassaden-, Lüftungs-, Sicherheits- und Sonnenschutzsysteme.<br />
Intelligente und vernetzbare<br />
Produkte runden das Angebot für<br />
Wohn- und Objektbauten ab. Darüber hinaus<br />
bietet Schüco Beratung und digitale<br />
Lösungen für alle Phasen eines Bauprojektes.<br />
Schüco finanziert die Herstellung und<br />
Montage der Membran mit rund 250.000<br />
Euro und hat dafür die münsterländische<br />
Fassadenfirma Hillebrandt beauftragt. <strong>Die</strong><br />
Stiftung „Lebendige Stadt“ finanziert mit<br />
rund 100.000 Euro die fortlaufende Messung<br />
und Auswertung der Ergebnisse und<br />
hat damit das renommierte Forschungszentrum<br />
Jülich beauftragt. <strong>Die</strong> Stadt <strong>Köln</strong><br />
stellt die Fassadenfläche bereit und erstattet<br />
die anfallenden Gebühren in Höhe von<br />
rund 20.000 Euro. W<br />
Karoline Sielski<br />
18 www.diewirtschaft-koeln.de