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Einheit - SIFAT Heft 1/2024-Leseprobe

Wenn man Hazrat Inayats Text „Einheit und Einheitlichkeit“ liest, dann kann man nur staunen, mit welcher Klarheit er die Probleme der Menschheit in unserer Zeit vorausschauend beschreibt. Unsere Welt ist gekennzeichnet von Zerrissenheit, polarisierenden und rivalisierenden Gruppierungen bis zur Zerstörung von Mensch und Umwelt. Folgt man Hazrat Inayat Khan, dann wird deutlich, dass das wahre Verständnis von der Vielfalt des EINEN in dem EINEN verloren gegangen ist und die Menschheit im Streben nach vermeintlichem Fortschritt einen zerstörerischen Weg eingeschlagen hat. Umso wichtiger erscheint uns daher zu DEM, was uns eint und was eigentlich nicht in Worte zu fassen ist, eine Vielfalt von Gedanken und Worten vorzustellen, die jeweils zu umschreiben versuchen, was diese EINHEIT ist. Hidayat Inayat Khan zum Beispiel beschreibt den Weg „Dem Einen entgegen …“ als einen Prozess des Vergessens, eine mystische Erfahrung der Transzendenz des eigenen Bewusstseins. Es geht um einen inneren Weg, Frieden im eigenen Sein zu finden. Die letzten Zeilen des Gebets von Hazrat Inayat Khan „Saum“ machen das sehr deutlich: „Ziehe uns näher zu Dir in jedem Augenblick unseres Lebens, bis in uns sich widerspiegelt Deine Gnade, Deine Herrlichkeit, Deine Weisheit, Deine Freude und Dein Frieden.“ Dann haben wir das Ziel erreicht. Aus den Gedanken zur Einheit ergibt sich folgerichtig eine Richtschnur, die das Miteinander der Menschen betrifft: die Bruder- und Schwesternschaft oder auch Geschwisterlichkeit im Rahmen einer einzigen Menschenfamilie, auch Kinship genannt. Wenn wir alle teilhaben an dem einen Bewusstsein und genährt werden aus ein und derselben Quelle, dann ist eine Trennung in Freund und Feind nicht möglich. Du und ich verschmelzen letztlich miteinander. Mitgefühl bestimmt dann den Umgang untereinander.

Wenn man Hazrat Inayats Text „Einheit und Einheitlichkeit“ liest, dann kann man nur staunen, mit welcher Klarheit er die Probleme der Menschheit in unserer Zeit vorausschauend beschreibt. Unsere Welt ist gekennzeichnet von Zerrissenheit, polarisierenden und rivalisierenden Gruppierungen bis zur Zerstörung von Mensch und Umwelt. Folgt man Hazrat Inayat Khan, dann wird deutlich, dass das wahre Verständnis von der Vielfalt des EINEN in dem EINEN verloren gegangen ist und die Menschheit im Streben nach vermeintlichem Fortschritt einen zerstörerischen Weg eingeschlagen hat.

Umso wichtiger erscheint uns daher zu DEM, was uns eint und was eigentlich nicht in Worte zu fassen ist, eine Vielfalt von Gedanken und Worten vorzustellen, die jeweils zu umschreiben versuchen, was diese EINHEIT ist. Hidayat Inayat Khan zum Beispiel beschreibt den Weg „Dem Einen entgegen …“ als einen Prozess des Vergessens, eine mystische Erfahrung der Transzendenz des eigenen Bewusstseins.

Es geht um einen inneren Weg, Frieden im eigenen Sein zu finden. Die letzten Zeilen des Gebets von Hazrat Inayat Khan „Saum“ machen das sehr deutlich: „Ziehe uns näher zu Dir in jedem Augenblick unseres Lebens, bis in uns sich widerspiegelt Deine Gnade, Deine Herrlichkeit, Deine Weisheit, Deine Freude und Dein Frieden.“ Dann haben wir das Ziel erreicht.

Aus den Gedanken zur Einheit ergibt sich folgerichtig eine Richtschnur, die das Miteinander der Menschen betrifft: die Bruder- und Schwesternschaft oder auch Geschwisterlichkeit im Rahmen einer einzigen Menschenfamilie, auch Kinship genannt. Wenn wir alle teilhaben an dem einen Bewusstsein und genährt werden aus ein und derselben Quelle, dann ist eine Trennung in Freund und Feind nicht möglich. Du und ich verschmelzen letztlich miteinander. Mitgefühl bestimmt dann den Umgang untereinander.

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Hazrat Inayat Khan: Einheit und Einheitlichkeit

verkündet, dass wir nur in Gott leben, uns bewegen, nur in Ihm existieren.

Von den vielen Millionen Menschen, die an Gott glauben, macht vielleicht nur

einer Gott zur Realität seines Lebens. Das Gottesbild eines Menschen ist ebenso

begrenzt wie er selbst. Die Gotteserkenntnis geschieht jenseits der Begrenzungen

des Verstandes. Der Mensch nimmt nur die Dinge wahr, die er auch wahrnehmen

kann. Seine Vorstellungskraft kann die ihr vertrauten Grenzen nicht

überschreiten, und er kann auch nicht über seine Vorstellung hinaus in jenen

Raum vordringen, wo das Sein Gottes ist. Das Geheimnis Gottes ist in der

Erkenntnis der Einheit verborgen. Der Mensch denkt vielleicht: „Was kann die

Einheit mir geben? Bringt sie mir das Glück? Was bedeutet sie im Innersten?“

Die Antwort kann ihm aufleuchten, sobald er das Leben intensiver beobachtet

und erforscht. Welche Atmosphäre kann von zehn Menschen geschaffen werden,

die in Harmonie verbunden sind! Zehn Menschen haben eine machtvollere

Liebesausstrahlung und einen größeren Einfluss, als ein einzelner Mensch es

haben kann. Welch ein Segen wäre es für die Menschheit, wenn die Nationen,

Kulturen und Gemeinschaften wirklich vereint wären!

Ohne Zweifel kann uns die Einheitlichkeit vieles über die Einheit lehren,

aber dann darf sie nicht an irdische Zwecke gebunden sein; denn so wird sie

destruktiv. Die großen Weisen aller Zeitalter haben sich tief in das Geheimnis

des Lebens versenkt, um in sich selbst zur Einheit vorzudringen und dann die

Einheit zu verbreiten. Im gewöhnlichen Leben führt jeder Mensch Klage über

irgendetwas, weil ihm etwas fehlt oder weil ihn etwas stört. Aber das sind nur

äußerliche Erklärungen. In Wirklichkeit ist der Mensch nicht in Einklang mit

seinem eigenen Wesen. Wie können wir Harmonie um uns herum verbreiten,

wenn in uns selbst Disharmonie herrscht! Wenn Geist und Körper miteinander

streiten, möchte die Seele etwas ganz anderes: Seele und Geist werden vom

Körper irgendwohin gezogen, oder Körper und Geist von der Seele; so entsteht

Disharmonie. Ist der Mensch mit sich selbst in Einklang, so ist er es auch mit

allen anderen. Dann erzeugt er Harmonie, gibt sie an alle weiter und strahlt sie

ständig aus.

Auf die Frage, mit der wir uns hier befassen, können wir die Antwort finden,

wenn wir unsere Beziehung zu Gott wirklich verstehen. Das Innerste Sein

des Menschen ist das wahre Sein Gottes; der Mensch ist immer mit Gott verbunden.

Könnte er nur einsehen, dass er seine Verbundenheit mit Gott erfährt,

wenn er Harmonie in seiner eigenen Seele entstehen lässt! Alle Meditationen

und Kontemplationen werden allein mit der Absicht gelehrt, dass wir unser

innerstes Sein so mit Gott in Einklang bringen, dass Er es ist, der durch uns

8 SIFAT 1 | 2024 – Einheit

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