Abschied - SIFAT Heft 2/2023 - Leseprobe
Abschied ist ein universelles menschliches Erlebnis, das jeden von uns in einer Vielzahl von Formen berührt. Es ist ein Phänomen, das uns vereint und doch individuell betrifft. Unsere Beiträge untersuchen dieses Thema aus einer Vielzahl religiöser und spiritueller Perspektiven, in der Hoffnung, tieferes Verständnis und mehr Raum für Reflexion und Dialog zu bieten.
Abschied kann eine schmerzhafte Erfahrung sein, ein Gefühl des Verlusts und der Trauer hervorrufen. Aber wie es in den verschiedenen Beiträgen dieser Ausgabe beschrieben wird, kann Abschied auch ein Neubeginn sein, ein Übergang in eine neue Phase des Lebens. Es ist eine Gelegenheit, das Alte loszulassen und das Neue zu begrüßen. In jeder großen Religion finden wir den Glauben an diese Wiedergeburt, diese Erneuerung, diese Veränderung.
Darüber hinaus erkennen wir, dass der Abschied ein Prozess ist, kein einmaliges Ereignis. Man kann das Ende eines Kapitels betrachten als den Beginn des nächsten, wobei jeder Schritt uns auf einen Pfad führt, der uns verändert und uns auf eine unerwartete Weise wachsen lässt.
Abschied ist ein universelles menschliches Erlebnis, das jeden von uns in einer Vielzahl von Formen berührt. Es ist ein Phänomen, das uns vereint und doch individuell betrifft. Unsere Beiträge untersuchen dieses Thema aus einer Vielzahl religiöser und spiritueller Perspektiven, in der Hoffnung, tieferes Verständnis und mehr Raum für Reflexion und Dialog zu bieten.
Abschied kann eine schmerzhafte Erfahrung sein, ein Gefühl des Verlusts und der Trauer hervorrufen. Aber wie es in den verschiedenen Beiträgen dieser Ausgabe beschrieben wird, kann Abschied auch ein Neubeginn sein, ein Übergang in eine neue Phase des Lebens. Es ist eine Gelegenheit, das Alte loszulassen und das Neue zu begrüßen. In jeder großen Religion finden wir den Glauben an diese Wiedergeburt, diese Erneuerung, diese Veränderung.
Darüber hinaus erkennen wir, dass der Abschied ein Prozess ist, kein einmaliges Ereignis. Man kann das Ende eines Kapitels betrachten als den Beginn des nächsten, wobei jeder Schritt uns auf einen Pfad führt, der uns verändert und uns auf eine unerwartete Weise wachsen lässt.
Zeitschrift für Universalen Sufismus51. Jg.Heft 2Juli 2023Abschied
- Seite 2 und 3: Die ReiseIch spüre es ganz deutlic
- Seite 4 und 5: Vorwort der RedaktionLiebe Leserinn
- Seite 6 und 7: Claudia Nüssen: Abschied von Wolfg
- Seite 8 und 9: Hazrat Inayat Khan: Gedanken über
- Seite 10 und 11: Hazrat Inayat Khan: Gedanken über
- Seite 12 und 13: Elisabeth de Jong-Keesing: Inayat K
- Seite 14 und 15: Claudia Nüssen: Buchbesprechung: C
- Seite 16 und 17: Anahita Junge: Buchbesprechung: Wal
- Seite 18: Der TürmerZum Sehen geboren,Zum Sc
Zeitschrift für Universalen Sufismus
51. Jg.
Heft 2
Juli 2023
Abschied
Die Reise
Ich spüre es ganz deutlich.
Mein Körper und meine Seele werden weich und durchlässig.
Ich nehme Abschied von alten Mustern,
öffne mich Neuem und Unbekanntem.
Lange war ich Beschützerin, Pflegerin, Wächterin und Kontrolleurin.
Ich habe meinen Dienst gewissenhaft verrichtet.
Meine Liebe und mein Herz waren im Gleichklang mit dem deinen.
Nun ist es Zeit,
dieses Gewand abzulegen.
Es ist mir zu eng geworden.
Ein Erwachen aus der Starre.
Ein taumelndes Auftauchen aus dem Eise.
Ich durfte in der Vergangenheit eine große Liebe leben.
Sie ging in die tiefste Tiefe des Herzens.
Manchmal lagen wir dicht beieinander auf einer Welle der Liebe
und ließen uns lachend und singend treiben.
Ein anderes Mal erreichten wir gemeinsam Abgründe,
waren ohne Halt und vergossen zusammen Tränen.
Nun erwarten mich Liebe und Weite.
Wie wird das sein?
Wer bin ich?
Wer werde ich sein?
Wo führt mich dieses Abenteuer hin?
Sehnsucht.
Loslassen.
Entdecken.
Ich reise in unerforschte Länder.
Im Gepäck das Vertrauen meiner Vergangenheit
und die Zuversicht der Zukunft.
Vielleicht werde ich irgendwo erwartet
und kann mich dort ein wenig niederlassen.
In einem Land der Freiheit,
Leichtigkeit,
Freude und des Tanzes.
Claudia Nüssen, 09.04.2023
In Erinnerung an Michael Nüssen
Inhaltsverzeichnis
Abschied
Vorwort der Redaktion 4
Claudia Nüssen: Abschied von Wolfgang Huraksh Meuthen 5
Hazrat Inayat Khan: Gedanken über Sterben und Tod 8
Elisabeth de Jong-Keesing: Inayat Khans Abschied vom Westen 12
Pir Zia Inayat Khan: Reflexionen über Leben und Tod 14
Musharaff Moulamia Khan: Der Tod meines Vaters 19
Sufi-Geschichte: Wie kann man vor dem Tod sterben? 21
Llewellyn Vaughan-Lee: Sterben 22
Moineddin Jablonski: Zwei Briefe in Erwartung des bevorstehenden Todes 26
Rabindranath Tagore: Abschied 28
Matthieu Ricard: Abschied von Tokden Rinpoche 29
Hauke Burgarth: Mehr als Trauer:
Kaddisch – Gebet für die Lebenden, nicht die Toten 32
Uri Rothschild: Abschied im Takt mit der Religion 34
Elisabeth Kübler-Ross: Bedingungslose Liebe 38
Nico ter Linden: Menschenfischer (nach Markus 1, 14-20) 39
Blerta Kamberi: „Ist die Seele meiner Mutter hier bei uns?“ –
Erfahrungen einer muslimischen Leichenwäscherin 42
Hildegard Thevs und Claudia Nüssen: Reise ohne Wiederkehr 44
Christel Ludewig: „Abschied muss man üben“ oder „Die Kraft der Rituale“ 48
Peter Wehmann: Abschied 50
Jan Alim Müntinga: Abschied von Irmgard 52
Texte aus den Heiligen Schriften der Weltreligionen 53
Blick aus dem Fenster: …in eine Kunstwerkstatt mit ukrainischen Mädchen 57
Regina Armaiti Winkler-Reber: Die Karawane ist weitergezogen:
Bach meets Ney-Flute: J. S. Bachs h-Moll Messe in der St. Agnes Kirche Köln 59
Buchbesprechung: Chris Paul: Ich lebe mit meiner Trauer 60
Buchbesprechung: Wali van der Zwan: Die Reise der Seele 62
Impressum 63
SIFAT 2 | 2023 – Abschied 3
Vorwort der Redaktion
Liebe Leserinnen und Leser,
Abschied ist ein universelles menschliches Erlebnis, das jeden von uns in einer
Vielzahl von Formen berührt. Es ist ein Phänomen, das uns vereint und doch
individuell betrifft. Unsere Beiträge untersuchen dieses Thema aus einer Vielzahl
religiöser und spiritueller Perspektiven, in der Hoffnung, tieferes Verständnis
und mehr Raum für Reflexion und Dialog zu bieten.
Abschied kann eine schmerzhafte Erfahrung sein, ein Gefühl des Verlusts und
der Trauer hervorrufen. Aber wie es in den verschiedenen Beiträgen dieser Ausgabe
beschrieben wird, kann Abschied auch ein Neubeginn sein, ein Übergang
in eine neue Phase des Lebens. Es ist eine Gelegenheit, das Alte loszulassen und
das Neue zu begrüßen. In jeder großen Religion finden wir den Glauben an
diese Wiedergeburt, diese Erneuerung, diese Veränderung.
Darüber hinaus erkennen wir, dass der Abschied ein Prozess ist, kein einmaliges
Ereignis. Man kann das Ende eines Kapitels betrachten als den Beginn des
nächsten, wobei jeder Schritt uns auf einen Pfad führt, der uns verändert und
uns auf eine unerwartete Weise wachsen lässt.
Die Beiträge in dieser Ausgabe bieten eine Fülle von Einsichten in diese vielschichtigen
Aspekte des Abschieds. Sie erkunden sowohl die Herausforderungen
als auch die Chancen, die damit einhergehen.
Indem wir uns diese verschiedenen Perspektiven anschauen, laden wir Sie,
liebe Leserinnen und Leser, ein, über Ihre eigenen Erfahrungen und Überzeugungen
nachzudenken. Wir hoffen, dass Sie ermutigt werden, Ihre eigenen
Abschiede als Teil des Lebensprozesses anzunehmen.
Während der Arbeit an diesem Heft erreichte uns die Nachricht vom Übergang
von Huraksh Meuthen – unserem sehr geschätzten und jahrzehntelangem Leiter
in unserem Orden. Zudem war er zusammen mit seiner Frau Ishtar Dvorak
jahrelang der Herausgeber und Redakteur dieser Zeitschrift. Claudia Nüssen
verbindet eine langjährige Freundschaft mit ihm. Sie hat Huraksh sehr persönliche
Worte gewidmet, denen die anderen Redaktionsmitglieder und die Herausgeber
nichts hinzufügen wollten. Möge in unser aller Namen das Licht Gottes
seine Seele mit der alles umfassenden Liebe empfangen.
Hans-Peter Baum, Claudia Nüssen, Regina Armaiti Winkler-Reber
& Uta Maria Baur, Josef Ries
Redaktion & Verlag
4 SIFAT 2 | 2023 – Abschied
Claudia Nüssen: Abschied von Wolfgang Huraksh Meuthen
Claudia Nüssen
Abschied von Wolfgang Huraksh Meuthen
Einige persönliche Erinnerungen
Lieber weiser Freund und Wegbegleiter,
nun hast auch du dich auf die große Reise begeben.
Ich empfinde es als kostbares Geschenk, dass ich dich während deiner letzten Tage
einige Male besuchen konnte und Abschied von dir nehmen durfte. Liebevoll,
manchmal mit einem Schmunzeln, blicke ich auf einige gemeinsame Erlebnisse
zurück.
Verzeih mir die Unvollständigkeit meiner Aufzählung. Es sind nur ein paar
Stationen und Highlights, die mir spontan eingefallen sind. Vielen Dank für
deine Freundschaft!
Zunächst fällt mir die erste Begegnung zwischen Michael und dir im Grindelhof
ein. Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen euch. Du wurdest sein
spiritueller Mentor und hast ihn zu einer Cheragarbeit über das Judentum animiert.
Damit hast du ihm einen entscheidenden Anstoß gegeben, sich mit seiner
Ursprungsreligion und -kultur auseinanderzusetzen und wieder zu verbinden.
Eine wichtige Station war dabei das Cheragseminar in Wien mit dem Schwerpunkt
Jüdische Religion. Nie werde ich ein lustiges Erlebnis in einem israelischen
Restaurant vergessen. Es sollte ein Festmahl am Abschlussabend einer
wunderbaren Seminarwoche werden. Wir waren alle entspannt und ausgelassen
und wollten uns bei einem leckeren Essen voneinander verabschieden. Leider
gab es dort zu wenige Plätze für alle Teilnehmer*innen. Deshalb bekam ich
spontan einen Platz auf deinem Schoß angeboten. Es wurde ein sehr lustiger
Abend! Richtig bequem wurde es allerdings erst, als ich später selbst einen Stuhl
erhielt.
Ich erinnere mich an zahlreiche Meditationsabende unter deiner Leitung.
Zunächst im Grindelhof und später in der Virchowstraße. Ein paarmal hast du
deinen Freund Gerhard Kissel eingeladen.
Er verzauberte uns mit seiner schönen Musik. Neben diesem wunderbaren
Klangerlebnis war es für mich berührend zu sehen, wie dich diese Begegnungen
erfreuten. Ich danke dir für die Teilhabe!
Du hattest eine spezielle Variante beim Einführen des Dhikrs. Damit auch die
Unbegabtesten unter uns (zu denen ich sicher ebenfalls gehörte) begriffen, wel-
SIFAT 2 | 2023 – Abschied 5
Claudia Nüssen: Abschied von Wolfgang Huraksh Meuthen
che Worte sie dabei zu sprechen hätten, hast du ein Schild in die Mitte gestellt,
von dem wir ablesen konnten z. B. La ilaha ila Hu.
Jedes Mal war ich gespannt, ob das Schild heute Abend wieder zum Vorschein
kommt. Die Antwort lautete stets Ja!
Auch als deine Kräfte schwächer wurden, bist du noch einmal von Lüneburg
mit der Bahn nach Hamburg gefahren und hast eine Meditationseinheit (mit
Schild) für uns durchgeführt.
Es fiel dir bereits sehr schwer, den Weg zu bewältigen. Deshalb geleitete ich
dich auf dem Rückweg durch die Menschenmassen am Hauptbahnhof zum
Zug. Weil ich mich fürsorglich bei dir einhakte, um ein mögliches Fallen zu
verhindern, war dein Kommentar: Jetzt glauben alle, wir sind ein Liebespaar. Ich
war sehr berührt und habe dich in dem Glauben gelassen, mein Freund!
Häufig haben Michael und ich euch in Lüneburg besucht. Der Gesprächsstoff
ging uns niemals aus. Es gab eine große Bandbreite an Themen, die uns alle
beschäftigten. Oh je, konnten wir zusammen lachen und herrlich albern sein!
Aber auch mit ernsten Themen beschäftigten wir uns gemeinsam. Wir tauschten
uns über unsere zukünftigen Grabplätze, Vollmachten, Patientenverfügungen,
dem ganzen Rundum-Vorsorgepaket, wenn man älter wird, aus. Von der
Kindheit bis zur Bahre wurde kein Thema ausgelassen!
Deine Lebensplanung erschien mir oftmals weitsichtig und konsequent. Wenn
du merktest, dass etwas dem Ende entgegen ging, hast du Abschied genommen.
Beizeiten hast du deine Ämter im Sufiorden niedergelegt und Jüngeren übergeben.
Du bist als Herausgeber der Zeitschrift Sifat zurückgetreten und hast die
Verantwortung in unsere Hände gelegt. Deine Arbeit als Psychotherapeut hast
du beendet, um als Privatier dein Leben zu genießen. Und als es Zeit wurde,
das große Haus in Undeloh zu verlassen, hast du nicht lange gezögert, nach
Lüneburg umzusiedeln.
Lieber Huraksh,
scheinbar ist jetzt für dich der richtige Zeitpunkt für den nächsten Wechsel
gekommen. Ich durfte Zeugin sein, wie ruhig und friedlich du dich auf den
Weg begeben hast. Ich wünsche dir, dass du an einem Ort ankommst, der dir
zum Labsal für Herz, Geist und Seele sein wird.
6 SIFAT 2 | 2023 – Abschied
Claudia Nüssen: Abschied von Wolfgang Huraksh Meuthen
Während unseres letzten Studienkreises zitierte Ishtar folgende Zeilen von
Johann Wolfgang von Goethe:
Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Feme,
Ich seh in der Näh
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir's gefallen,
Gefall ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei wie es wolle,
Es war doch so schön!
Ich wünsche dir, dass du diesem Credo rückblickend und vorwärtsschauend,
auf dein eigenes Leben bezogen, zustimmen kannst.
Viel Licht und Frieden
Claudia
SIFAT 2 | 2023 – Abschied 7
Hazrat Inayat Khan: Gedanken über Sterben und Tod
Hazrat Inayat Khan
Gedanken über Sterben und Tod
Sterben vor dem Tod
„Der Mensch kann aus dem lebenslangen Studium von Philosophie und
Metaphysik durch Nachdenken Beweise dafür ableiten, dass es eine Kontinuität
des Lebens über den Tod hinaus gibt, doch wird ihm diese durch geistige
Anstrengung erhaltene Erkenntnis nicht das Gefühl von Sicherheit geben, das
er sich wünscht. Daher übt sich der Sufi in einem Prozess, der ihm ermöglicht,
mit dem Teil des Lebens in Berührung zu kommen, der dem Tod nicht unterworfen
ist; und wenn er diesen Teil des Lebens gefunden hat, beginnt er auf
natürliche Weise die Gewissheit des Lebens zu spüren.“
The Sufi Message of Hazrat Inayat Khan, Vol. VI 272
„In der anderen Welt' meint eine Welt, die unseren Augen, unseren physischen
Augen verborgen ist, aber es bezeichnet nicht eine Welt, die weit entfernt von
uns und unerreichbar ist. Beide, die Lebenden und die Toten, bewohnen denselben
Raum; wir leben alle zusammen. Nur ein Schleier trennt uns, der Schleier
dieses physischen Körpers.“ X 39
„Der Mensch ist bewegungslos, steif geworden dadurch, dass er dieser Welt
anhaftet, in die er hineingeboren wurde und der sein ganzes Interesse gilt. Wenn
er es schafft, seine Seele beweglicher zu machen und sich dadurch von all dem
abzuwenden, kann er alles erfahren, was über die verschiedenen Ebenen der
unterschiedlichen Welten gesagt wurde, die in Wirklichkeit verschiedene Ebenen
des Bewusstseins sind.“ VIII 321
„In den Heiligen Schriften, in den Hadith, heißt es: 'Stirb, bevor du stirbst!'
(mutu qabla an tamutu). Was ist dieses Sterben? Dieses Sterben ist ein Spiel mit
dem Tod. Alle Mystiker haben ihr ganzes Erdenleben lang das Spiel mit dem
Tod geübt. Durch das Spiel mit dem Tod vermochten sie zu erkennen, was der
Tod ist. Dadurch blieb es nicht nur intellektuelles Wissen, sondern sie haben
gesehen, dass die Seele unabhängig von ihrer physischen Hülle existiert.“ VI 27
„Ich sehe das jenseitige Leben hier; es ist nicht nach dem Tod. Ich sehe die Vergangenheit
und Gegenwart und Zukunft alle im selben Moment.“ IX 58
8 SIFAT 2 | 2023 – Abschied
Hazrat Inayat Khan: Gedanken über Sterben und Tod
Die Angst vor dem Tod
„Ich erinnere mich, dass ich als Kind, als ich zuerst vom Tod erfahren habe,
stundenlang traurig war und dachte: ‚Dieser mein Körper, das Instrument,
durch das ich das Leben erfahre, wird eines Tages im Grabe liegen. Ich werde
weg sein von allen Dingen und Wesen, denen heute das ganze Interesse meines
Lebens gilt. Alles um mich herum, das mich interessiert und mich den ganzen
Tag lang fesselt, wird sich eines Tages in Nebel auflösen; weder werde ich jemanden
sehen noch wird mich jemand sehen; alle, die ich jetzt liebe, werden eines
Tages von mir getrennt sein.‘ Mein eigenes Erleben in der Vergangenheit sagt
mir deutlich, wie andere sich fühlen müssen bei dem Gedanken, sich von etwas
in nichts zu verwandeln. Jedenfalls ist das der Fall bei all jenen, die so im Traum
des Lebens gefangen sind, dass die Idee des Todes, der eigentlich ein viel realerer
Seinszustand ist, sie in Schrecken versetzt.“ V 123
„Wenn der Gedanke in einem Menschen auftaucht: ‚Eines Tages muss ich all
das verlassen und ins Grab steigen‘, überfällt ihn eine tiefe Trauer. Einige begleitet
diese Angst eine Strecke ihres Lebens, andere ihr ganzes Leben lang. Der
Beweis für die Stärke der Angst vor dem Tod ist, dass der Tod als schlimmste
Bestrafung angesehen wird, obgleich er nicht annähernd so schlimm ist wie die
Schmerzen, der Kummer und die Sorgen im Leben.“ V 44
„Sobald der Mensch einmal das innere Leben erfahren hat, lässt die Angst vor
dem Tod nach, denn dann weiß er, dass der Tod nur den Körper betrifft, nicht
aber sein inneres Wesen. Wenn er das Leben in seinem Herzen und in seiner
Seele erkennt, betrachtet er seinen Körper nur noch als Kleidungsstück. Wenn
das Kleidungsstück alt geworden ist, legt er es ab und zieht ein neues an. Die
Angst vor dem Tod hält nur so lange an, bis er realisiert, dass sein wahres Wesen
nicht vom Körper abhängt.“ I 80
S uizid
„Es gibt zahllose Menschen, die unglücklich, deprimiert oder total verzweifelt
sind und vielleicht Selbstmord begehen möchten, die aber, nachdem sie es
versucht haben, schließlich erkannten, dass das Leben doch lebenswert ist.“
VI 104
„Wie unglücklich ein schwacher Mensch auch sein mag, sein Leben ist zu kostbar,
um es zu opfern. Suizid ist nur möglich unter großem emotionalem Stress.
Alle Anstrengung, alle Kämpfe sollten eingesetzt werden, um zu leben.“ VII 184
SIFAT 2 | 2023 – Abschied 9
Hazrat Inayat Khan: Gedanken über Sterben und Tod
Euthanasie und künstliche Lebensverlängerung
„Ist es falsch, einen Menschen, der sehr leidet, sterben zu lassen? Sollte man
künstliche Mittel einsetzen, einen Menschen am Leben zu halten? Es ist nicht
empfehlenswert, dass ein Arzt, ein Verwandter oder sonst wer einen Menschen,
der sehr stark leidet, tötet, um ihm weitere Schmerzen zu ersparen, denn die
Natur ist weise, und jeder Augenblick, den man hier auf der physischen Ebene
verbringt, hat seinen Sinn. Wir Menschenwesen sind zu begrenzt, um die Situation
zu beurteilen und zu entscheiden, dem Leben und Leiden eines andern
ein Ende zu setzen. Wir müssen versuchen, den Schmerz dieses Menschen zu
lindern, alles in unserer Macht Stehende zu tun, damit er sich besser fühlt. Aber
es ist auch nicht das Richtige, einen Menschen künstlich für Stunden oder Tage
am Leben zu halten, denn es wirkt der Weisheit der Natur und dem göttlichen
Plan entgegen. Es ist ebenso schlimm wie einen Menschen zu töten. Der
Mensch neigt dazu, immer weiter zu gehen, als er sollte; an der Stelle macht er
einen Fehler.“ IV 46
Der Tod von geliebten Angehörigen
Begräbnisansprache
„Ruft die wandernde Seele nicht zurück, die sich auf ihrer Reise zum Ziel befindet,
denn ihr wisst nicht, wonach sie sucht. Wenn ihr um den Toten (die Tote)
weint, werdet ihr die Seele traurig machen, die nicht auf die Erde zurückkehren
kann. Wenn ihr euch mit ihm (ihr) zu verbinden sucht, werdet ihr ihn (sie) nur
betrüben. Er (sie) ist glücklich dort, wo er (sie) jetzt ist. Mit dem Wunsch, zu
ihm (ihr) zu gelangen, könnt ihr ihm (ihr) nicht helfen; Euer Lebensziel hält
euch noch auf der Erde.
Kein Geschöpf, das je geboren wurde, hat in Wirklichkeit einem andern angehört.
Jede Seele wird von Gott geliebt. Deshalb ist der Tod nichts anderes als die
Vereinigung mit Gott. Denn wem die Seele in Wahrheit angehört, zu dem kehrt
sie am Ende zurück. Wahrlich, der Tod ist ein Schleier, hinter dem das Leben
verborgen ist. Das ist für den Menschen auf der Erde jenseits allen Begreifens.
Wenn ihr nur um die Freiheit jener Welt wüsstet, und wie den betrübten Herzen
ihre Last abgenommen wird! Wenn ihr wüsstet, wie die Kranken gesund
gemacht und die Verletzten geheilt werden und welche Befreiung die Seele
erfährt, wenn sie aus diesem Leben der Begrenzungen fortschreitet! Ihr würdet
nicht mehr um die Verstorbenen trauern, sondern ihr würdet beten für ihr
Glück auf ihrer Weiterreise und für den Frieden ihrer Seele.“
10 SIFAT 2 | 2023 – Abschied
Hazrat Inayat Khan: Gedanken über Sterben und Tod
S piritismus
„Wir tun den Seelen Verstorbener, die keinen Körper mehr haben, nichts
Gutes, wenn wir sie zurückrufen. Warum lassen wir sie nicht in Ruhe die Erfahrungen
dieser Welt der Illusion vergessen, anstatt sie an uns zu binden?“ VII 151
„Über das heikle Thema der Kommunikation mit Geistern Verstorbener möchte
ich sagen, dass wir lieber mehr Verbindung mit den Wesen, die hier auf der Erde
leben, aufnehmen sollten, als von dem Wunsch besessen zu sein, Wesen auf der
anderen Seite des Lebens zu begegnen. Wir sollen uns hier entwickeln, und
wenn wir uns zu intensiv mit denen befassen, die diese Erde verlassen haben,
entfernen wir uns aus unserem Leben, das uns zugeteilt wurde.“ V 70
„Ich habe mich für das Wohl einiger Medien eingesetzt, die von den großen
Erforschern des Spiritismus ausgenutzt wurden, indem ich mein Missfallen an
dieser Praxis geäußert habe; nicht als jemand, der nicht daran glaubt, auch nicht
als jemand, der sich darüber lustig macht, sondern allein aus Sorge um die einfachen
Seelen, die benutzt wurden und deren Leben ruiniert wurde, damit die
anderen irgendein Geheimnis herausfinden konnten. Aber was für ein Geheimnis
finden sie denn heraus? Nichts. Nicht der Zuschauer ergründet das Geheimnis
eines Theaterstücks, sondern der Schauspieler, der es spielt. Wenn jemand
etwas erfahren will, dann muss er es selbst erfahren und die Folgen davon tragen.
Aber eine junge, unerfahrene und als Medium geeignete Person zu wählen
und von ihrem Ruin zu profitieren, das bringt weder Segen noch das Wissen,
das man sucht.“ IV 249/50
„Manchmal gibt es Visionen der Murshids, der höheren Wesen, die zu den Eingeweihten
kommen. Sie kommen, um zu leiten und in allen Schwierigkeiten
zu helfen. Jemand, der ganz und gar in Gedanken an einen Propheten oder
Murshid absorbiert ist, kann so darin aufgehen, dass auf seinen Ruf das Wesen,
das er angerufen hat, immer erscheint und ihm hilft.“ V 70
„Im Evangelium wird berichtet, dass Christus einige Male von seinen Jüngern
gesehen wurde. Es ist die Erfahrung jedes Menschen, der Konzentration und
Meditation geübt hat, zu sehen, was er in seinem Bewusstsein gehalten hat,
nicht nur im Innern, sondern auch vor sich im Außen. Das ist die erste Erfahrung,
die jeder Mystiker macht. Die Jünger waren ganz in ihre Gedanken an
Christus eingetaucht; wie sollten sie ihn da nicht sehen?“
VIII
SIFAT 2 | 2023 – Abschied 11
Elisabeth de Jong-Keesing: Inayat Khans Abschied vom Westen
Elisabeth de Jong-Keesing
Inayat Khans Abschied vom Westen
Am Ende seiner Autobiografie beschreibt Inayat Khan sein Idealbild von
Indien – Sonne, offene Weite, wahre Kultur, wahrer Respekt. Jahrelang war
es nur ein Traum. Doch im Sommer 1926 war die Entscheidung gefallen: Er
wollte nach Hause gehen. Er schrieb voller Leidenschaft:
‚Indien, Indien, du Land meiner Geburt,
kein Gebiet auf der Erde lässt sich mir dir vergleichen …
In meiner tiefsten Verzweiflung hörte ich dich rufen.
Deine heiligen Flüsse, deine Pilgerstätten,
deine erhabene Natur, dein göttlicher Geist,
deine Mondschein-Nächte und dein herrliches Morgenrot …
Sie zogen mich so sehr an, dass ich wünschte zu fliegen.‘
Seine Abreise wurde lange geheim gehalten, aber sie war zu spüren. Während
der Sommerschule wurde sein am meisten orientalisches Theaterstück aufgeführt,
das mit einem Abschied endet: ‚Ich gehe auf die Suche nach einem anderen
Königreich.‘ Die Zeremonie der Grundsteinlegung und die Einführung der
Confraternity waren ebenfalls Akte des Lebewohl.
Zu Weihnachten 1926 erhielten seine Mitarbeiter/innen seine Weihnachtsgrüße
aus Indien (deren Text später in die Sammlung Nirtan aufgenommen wurde):
‚Bevor Du meine Taten richtest, bitt‘ ich, o Herr, mir zu vergeben.
Bevor das Herz mir stille steht, hilf meiner Seele, hilf ihr leben.
Bevor mir noch die Augen brechen, darf ich Dein Angesicht wohl sehn?
Bevor die Füße mir ermüden, darf ich zu Deiner Wohnstatt gehn?
Bevor ich aus dem Schlaf erwache, bewahre mich vor Not und Harm.
Bevor die Hülle von mir fällt, nimm mich in Deinen Vaterarm.
Bevor ich noch mein Werk vollende, mach‘ wieder gut, was mir misslang.
Bevor Du Deine Weise spielst, lässt Du mir Zeit für meinen Sang?‘
Dieses Gedicht war am Ende ein Trost für Menschen, die ihr Leben ohne Religion
gelebt hatten. Alle, die an den eigenen Tod denken, können das sagen. Es
ist nicht so schwierig wie viele andere Gedichte Inayats, in denen der Mystiker
leidenschaftlich nach Gott sucht und Ihn in sich selbst, in der Natur oder in
anderen Wesen findet. Die Bilder erinnern an frühere Werke – in Minqar-é-
Musiqar sagt er schon: ‚Lass mich Dein Angesicht sehen‘, und in Nirtan: ‚Ich
erreiche Dich, bevor meine Füße Deine Wohnstatt erreichen können‘ und
12 SIFAT 2 | 2023 – Abschied
Elisabeth de Jong-Keesing: Inayat Khans Abschied vom Westen
‚Ich sehe Dich, bevor meine Augen Deine Sphären erreichen können‘. Das
Abschiedsgedicht ist einfacher in Ton und Form.
‚Wenn du Gott nicht im Menschen siehst, wirst du Ihn nirgendwo sehen.‘
Der Mensch, der sich in diesem Gedicht ausdrückt, ist in Erwartung seines
Todes, und er wendet sich nicht nur an ein Gottesideal außerhalb seiner selbst
– angesprochen als Du; es spricht auch Gott im Menschen an, in dir. ‚Gott in
meinem Mitmenschen, in Schülerin und Schüler, bevor du richtest‘ (und sie
haben gerichtet!), vergib mir‘. ‚Bevor das Herz mir stille steht‚ wirst du meiner
Seele helfen zu leben?‘ Aber lebt die Seele eines Mystikers nicht tief und vollständig?
‚Wirst du mich dein Angesicht schauen lassen?‘ Gott in meinen Schülerinnen
und Schülern, in meinen Mitgeschöpfen, enthülle dich. Lass mich deine
Wohnstatt sehen, wo du bist und dass es dich gibt. ‚Bevor ich erwache‘ – das
Leben ist für ihn ein Traum – ‚wirst du mich anschauen‘. ‚Bevor ich mein Leben
niederlege, nimm mich in dein Leben.‘ Und dann kommt der Musiker auf den
Anfang zurück, eine beeindruckende Variation. Er bittet nicht um Vergebung,
sondern dass seine Fehler wiedergutgemacht werden. Er fragt nicht nach etwas,
sondern er vertraut: ‚Du wirst wiedergutmachen, was misslang.‘ Und schließlich
als Bestätigung die persönliche Note, Worte, die nur ein Sänger sagen kann:
‚Lass mich mein Lied singen.‘ Bittet der Mystiker, dessen ganzes Leben Gottes
Musik war (‚Geh und vereine Ost und West mit der Musik deiner Seele‘), Gott
in seinen Schülerinnen und Schülern (die es immer besser wussten: ‚Im Westen
gibt es keine Lernenden, nur Meister‘), auf seine Note zu hören, bevor sie auf
eigene Weise weitermachen?
Es ist beides, und noch mehr. Es ist auch der Künstler, der seine Musik für seine
Mission geopfert hat. Es ist auch das Kind aus dem Haus von Maula Bakhsh,
das sich so lange angepasst hat und nun zum Schluss, nach sechzehn Jahren
Umherwandern im Westen, die so wundervoll waren, mit Freude zurückkehrt.
‚Engel würden sich in Demut tief verbeugen, wenn sie mein Land sähen.‘ Das
nie vergessene Haus in Baroda, wo er als Kind nachts in seinem Bett dem gesungenen
Koran lauschte und am Morgen der Großvater
kam und ihn dazu brachte, sein Lied zu lernen.
aus: Elisabeth de Jong-Keesing, Inayat Khan – a biography.
East-West Publications, 1974, S. 254-256,
Übersetzung H.-P. Baum
Elisabeth Keesing (1911-2003) war eine niederländische
Schriftstellerin, die ab 1938 eine Zeit lang in Niederländisch-Ostindien
lebte. Nach umfangreicher Recherche
schrieb sie eine Biografie von Inayat Khan, die 1973 auf
Niederländisch und ein Jahr später auf Englisch erschien
SIFAT 2 | 2023 – Abschied 13
Claudia Nüssen: Buchbesprechung: Chris Paul: Ich lebe mit meiner Trauer
„Music for Peace“ hat mit diesem Konzert bewiesen, dass Musik in der Lage
ist, Grenzen zu überwinden und die Herzen der Menschen zu berühren
Der Vorstand des Vereins möchte allen Unterstützerinnen und Unterstützern
ausdrücklich und von Herzen für die großzügigen Spenden danken. Ohne diese
finanzielle Zuwendung hätten wir das Konzertprojekt nicht durchführen können.
Claudia Nüssen: Buchbesprechung
Chris Paul: Ich lebe mit meiner Trauer
Manchmal kann ein Buch in einer schwierigen Phase Trost spenden. Das
Buch „Ich lebe mit meiner Trauer“ der Psychotherapeutin und Trauerbegleiterin
Chris Paul war ein richtiger Glücksgriff für mich. Ich entdeckte es
im Bücherschrank einer Freundin und kaufte es mir später selbst. Inzwischen
wurde es ein wertvoller Wegbegleiter, während ich mich im Trauerprozess um
einen geliebten Menschen befand.
Bereits die Einleitung „Trauern ist die Lösung, nicht das Problem!“, klingt
vielversprechend, gab mir die Erlaubnis zu trauern und machte mich neugierig
auf mehr. Beim weiteren Lesen kam es mir teilweise vor, als wenn ich ein
Buch über mich selbst lesen würde, ergänzt mit Erklärungen und Vorschlägen,
die Bewältigungsstrategien und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Ich suchte
nach Antworten auf das „Warum“ und „Was nun?“ und bekam wertvolle Anregungen.
Chris Paul zeigt verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten eines Trauerweges auf
und macht deutlich, dass dieser nicht nur mit Leid und Schmerz, sondern auch
mit Dankbarkeit und Liebe verbunden sein kann. Beim Lesen des Buches fühlte
ich mich plötzlich nicht mehr alleingelassen mit meiner Trauer, es war jemand
da, der mich an die Hand nahm und mich auf meinem steinigen Weg begleitete.
Ich denke, hilfreicher kann ein Buch nicht sein und dafür bin ich der
Autorin dankbar.
Chris Paul präsentiert einen ganz neuen Ansatz des Trauerns und bezeichnet
ihn als „Kaleidoskop des Trauerns“. Hiermit bietet sie uns ein lebensnahes,
verständliches Bild an und zeigt viele unterschiedliche Reaktionen und Gestaltungsmöglichkeiten
eines Trauerweges.
60 SIFAT 2 | 2023 – Abschied
Claudia Nüssen: Buchbesprechung: Chris Paul: Ich lebe mit meiner Trauer
Hier ein kurzer Überblick über Inhalt und Aufbau des Buches:
Die Autorin hat ein Modell entwickelt, mit dem sie den Trauerprozess vom
Eintritt des Todes bis in die Zeit der Jahre nach dem Tod erklären.
Sie nennt es „das Kaleidoskop des Trauerns“ und definiert darin sechs Elemente,
die von Anfang an immer gleich präsent sind:
• Überleben
• Wirklichkeit
• Gefühle
• Sich anpassen
• Verbunden bleiben
• Einordnen
Nachdem sie zu Beginn des Buches diese Elemente kurz erläutert, erklär sie ihre
Bedeutung und ihr Wirken in jeder der folgenden Phasen des Trauerns:
• Die ersten Stunden. Der Trauerweg beginnt
• Die ersten Wochen. Eine besondere Zeit
• Das erste Trauerjahr. Der Trauermarathon hat begonnen
• Todestage. Der erste Todestag
• Die weiteren Trauerjahre. Trauerwege und Trauerentwicklungen
Mit ihrem Modell des Kaleidoskops bietet Chris Paul Trauernden in den unterschiedlichen
Phasen ein lebensnahes, leicht verständliches Bild, in dem sie sich
wiedererkennen und durch das sie Kraft und Hoffnung für ihr eigenes Leben
schöpfen können.
Ein hilfreiches Buch, das durch seine Systematik und durch die immer wiederkehrenden
Elemente wirken kann wie eine Stütze, wie ein Korsett und
Lebensanker, der einen durch die Zeit der Trauer begleiten kann. Aber auch für
die Unterstützung von Freunden und Bekannten, die vom
Tod betroffen sind, kann es wichtige Impulse und Hinweise
geben.
Und es ist eine wichtige Unterstützung für alle, die professionell
mit Tod, Trauer und Seelsorge zu tun haben.
Chris Paul, Ich lebe mit meiner Trauer,
Gütersloher Verlagshaus 270 Seiten, 2. Ausgabe 2022
SIFAT 2 | 2023 – Abschied 61
Anahita Junge: Buchbesprechung: Wali van der Zwan: Die Reise der Seele
Anahita Junge: Buchbesprechung
Wali van der Zwan: Die Reise der Seele
H
azrat Inayat Khan auf dem Rücken eines Pferdes – dieses ungewöhnliche
Bild ziert den Umschlag des Buches, und der Untertitel weist auf seinen
weiten Horizont hin: „Der Aufenthalt der Seele auf der Erde gemäß Hazrat Inayat
Khan, Ramakishna und den Upanischaden“. Wali van der Zwan stellt mit seinem
Wissen und seiner Erfahrung dieses grundlegende und umfassende Thema in
gut lesbarer Form dar, und er legt Wert darauf, Bezüge zum täglichen Leben
herzustellen.
Für Inayat Khan, den indischen Sufi-Meister, der seinen Sufismus in den
Westen brachte und ihn zu einem universellen spirituellen Weg machte, ist
die Kultivierung des Charakters und der Persönlichkeit die Essenz seiner Sufi-
Botschaft, denn diese Lehren beziehen sich direkt auf das tägliche Leben und
fördern Frieden und Harmonie im Inneren und Äußeren.
Seine 1923 verfassten und 1931 veröffentlichten Vorträge „Die Entwicklung
des Charakters“ und „Die Kunst der Persönlichkeit“ enthalten einen Plan für die
Reise der Seele auf der Erde und eine Anleitung zur Kultivierung des eigenen
Charakters. Von diesen Vorträgen sagte Inayat Khan, dass sie – zusammen mit
„Die Seele, Woher und Wohin“ über den Abstiegs- und Aufstiegsweg der Seele –
seine Sufi-Lehren zu einem Ganzen machten.
Inayat Khans indische Ausbildung und sein tiefes Interesse an der hinduistischen
Spiritualität würdigend, vergleicht der Autor seine Lehren mit den Lehren
des großen indischen Heiligen des 19. Jahrhunderts, Sri Ramakrishna, und mit
den Upanischaden, wobei er den Schwerpunkt auf die Katha-Upanischad legt,
einen Dialog mit Yama, dem König des Todes.
Mit Kapiteln über das Erwachen der Seele, die Verwirklichung und den Weg
der Meisterschaft (sadhana), das persönliche Lebensziel, die Alchemie der Persönlichkeit,
das Loslassen und die Frage, was die Persönlichkeit
und das Ich-Gefühl ausmachen, bis hin zur Vervollkommnung
unseres Menschseins ist dieses Buch ein
praktisches Handbuch zur Vervollkommnung des eigenen
inneren Seins und zugleich eine Einführung sowohl in den
Sufi-Pfad als auch den hinduistischen Pfad von advaita
vedanta und bhakti.
Peace in Motion Publications, 2023 | Das Buch kann bezogen
werden über die Homepage www.peaceinmotion.info
und auch bei Amazon
62 SIFAT 2 | 2023 – Abschied
Impressum | Mitteilungen vom Verlag Heilbronn
Impressum
SIFAT – Zeitschrift für Universalen Sufismus
ISSN 1420-1712
Gegründet 1972 von Karima Sen Gupta, von 1997 - 2016 von Marita Ischtar Dvořák und
Wolfgang Huraksh Meuthen herausgegeben
Herausgeber und Redaktion:
Hans-Peter Baum hpbaum@nord-com.net 0049-(0)421 353528
Claudia Nüssen claudianuessen@t-online.de 0049-(0)40 215439 (V. i. S. d. P.)
Regina Armaiti Winkler-Reber rwinklerreber@posteo.de 0049(0)731-7187642
Foto Cover: 78677870 © Peter Verreussel | Dreamstime.com
SIFAT
erscheint in der Regel dreimal jährlich zum Selbstkostenpreis
Preise ab 2020: € 18,00 pro Jahr für 3 Hefte inkl. Versand – Abonnement
Geschenk-Abonnement – € 18,00 für 3 Hefte (1 Jahr)
€ 23,70 pro Jahr für 3 Hefte als Printausgabe und als eBook
€ 3,80 als PDF-Book Einzelkauf über unseren Shop | ABO € 11,00
€ 6,00 zzgl. Versandkosten für Einzelhefte, soweit lieferbar
Zahlbar in Euro: Konto Verlag Heilbronn, Josef Ries, Postbank
IBAN: DE54 7001 0080 0714 0168 02 BIC: PBNKDEFF
Vertrieb, Bestellungen und Abonnentenverwaltung:
Verlag Heilbronn, Josef Ries, Kaiser-Heinrich-Straße 37, D-82398 Polling
sifat@verlag-heilbronn.de www.verlag-heilbronn.de
Tel. 0049 (0)881-9275351 Fax 0049 (0)881-9275352
Bestellungen über unsere Homepage: www.verlag-heilbronn.de
Email oder per Brief – bitte vollständige und deutliche Absenderangaben
Abbestellungen zum Ende des bezahlten ABOs sind jederzeit möglich
Folgende SIFAT-Hefte sind noch lieferbar:
Heft 1 / 2023 – Freiheit
Heft 3 / 2022 – Frieden
Heft 2 / 2022 – Angst ausatmen – Mut einatmen
Heft 1 / 2022 – Hoffnung
Heft 3 / 2021 – Nächstenliebe
Heft 2 / 2021 – Heilung
Heft 1 / 2021 – Klangbrücken
Heft 3 / 2020 – Kraftquellen
Heft 2 / 2020 – AUFeinander achten
Heft 1 / 2020 – Die Erde lieben
Heft 3 / 2019 – Religion und Wissenschaft II
Heft 2 / 2019 – Religion und Wissenschaft
Heft 1 / 2019 – Glaube und Zweifel
Heft 3 / 2018 – Mutige Frauen – Gelebte Spiritualität
Heft 2 / 2018 – Sonderheft: Noor-un-Nisa Inayat Khan
Heft 1 / 2018 – Sehnsucht der Seele
Heft 3 / 2017 – Geschwisterlichkeit
Heft 2 / 2017 – Gerechtigkeit
Heft 1 / 2017 – Opfer und Opfern
Heft 2 / 2016 – Religion und Liebe
Heft 1 / 2016 – Ein menschenfreundlicher Islam
SIFAT 2 | 2023 – Abschied 63
Der Türmer
Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Feme,
Ich seh in der Näh
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir's gefallen,
Gefall ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei wie es wolle,
Es war doch so schön!
Johann Wolfgang von Goethe