Abschied - SIFAT Heft 2/2023 - Leseprobe
Abschied ist ein universelles menschliches Erlebnis, das jeden von uns in einer Vielzahl von Formen berührt. Es ist ein Phänomen, das uns vereint und doch individuell betrifft. Unsere Beiträge untersuchen dieses Thema aus einer Vielzahl religiöser und spiritueller Perspektiven, in der Hoffnung, tieferes Verständnis und mehr Raum für Reflexion und Dialog zu bieten. Abschied kann eine schmerzhafte Erfahrung sein, ein Gefühl des Verlusts und der Trauer hervorrufen. Aber wie es in den verschiedenen Beiträgen dieser Ausgabe beschrieben wird, kann Abschied auch ein Neubeginn sein, ein Übergang in eine neue Phase des Lebens. Es ist eine Gelegenheit, das Alte loszulassen und das Neue zu begrüßen. In jeder großen Religion finden wir den Glauben an diese Wiedergeburt, diese Erneuerung, diese Veränderung. Darüber hinaus erkennen wir, dass der Abschied ein Prozess ist, kein einmaliges Ereignis. Man kann das Ende eines Kapitels betrachten als den Beginn des nächsten, wobei jeder Schritt uns auf einen Pfad führt, der uns verändert und uns auf eine unerwartete Weise wachsen lässt.
Abschied ist ein universelles menschliches Erlebnis, das jeden von uns in einer Vielzahl von Formen berührt. Es ist ein Phänomen, das uns vereint und doch individuell betrifft. Unsere Beiträge untersuchen dieses Thema aus einer Vielzahl religiöser und spiritueller Perspektiven, in der Hoffnung, tieferes Verständnis und mehr Raum für Reflexion und Dialog zu bieten.
Abschied kann eine schmerzhafte Erfahrung sein, ein Gefühl des Verlusts und der Trauer hervorrufen. Aber wie es in den verschiedenen Beiträgen dieser Ausgabe beschrieben wird, kann Abschied auch ein Neubeginn sein, ein Übergang in eine neue Phase des Lebens. Es ist eine Gelegenheit, das Alte loszulassen und das Neue zu begrüßen. In jeder großen Religion finden wir den Glauben an diese Wiedergeburt, diese Erneuerung, diese Veränderung.
Darüber hinaus erkennen wir, dass der Abschied ein Prozess ist, kein einmaliges Ereignis. Man kann das Ende eines Kapitels betrachten als den Beginn des nächsten, wobei jeder Schritt uns auf einen Pfad führt, der uns verändert und uns auf eine unerwartete Weise wachsen lässt.
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Elisabeth de Jong-Keesing: Inayat Khans Abschied vom Westen
Elisabeth de Jong-Keesing
Inayat Khans Abschied vom Westen
Am Ende seiner Autobiografie beschreibt Inayat Khan sein Idealbild von
Indien – Sonne, offene Weite, wahre Kultur, wahrer Respekt. Jahrelang war
es nur ein Traum. Doch im Sommer 1926 war die Entscheidung gefallen: Er
wollte nach Hause gehen. Er schrieb voller Leidenschaft:
‚Indien, Indien, du Land meiner Geburt,
kein Gebiet auf der Erde lässt sich mir dir vergleichen …
In meiner tiefsten Verzweiflung hörte ich dich rufen.
Deine heiligen Flüsse, deine Pilgerstätten,
deine erhabene Natur, dein göttlicher Geist,
deine Mondschein-Nächte und dein herrliches Morgenrot …
Sie zogen mich so sehr an, dass ich wünschte zu fliegen.‘
Seine Abreise wurde lange geheim gehalten, aber sie war zu spüren. Während
der Sommerschule wurde sein am meisten orientalisches Theaterstück aufgeführt,
das mit einem Abschied endet: ‚Ich gehe auf die Suche nach einem anderen
Königreich.‘ Die Zeremonie der Grundsteinlegung und die Einführung der
Confraternity waren ebenfalls Akte des Lebewohl.
Zu Weihnachten 1926 erhielten seine Mitarbeiter/innen seine Weihnachtsgrüße
aus Indien (deren Text später in die Sammlung Nirtan aufgenommen wurde):
‚Bevor Du meine Taten richtest, bitt‘ ich, o Herr, mir zu vergeben.
Bevor das Herz mir stille steht, hilf meiner Seele, hilf ihr leben.
Bevor mir noch die Augen brechen, darf ich Dein Angesicht wohl sehn?
Bevor die Füße mir ermüden, darf ich zu Deiner Wohnstatt gehn?
Bevor ich aus dem Schlaf erwache, bewahre mich vor Not und Harm.
Bevor die Hülle von mir fällt, nimm mich in Deinen Vaterarm.
Bevor ich noch mein Werk vollende, mach‘ wieder gut, was mir misslang.
Bevor Du Deine Weise spielst, lässt Du mir Zeit für meinen Sang?‘
Dieses Gedicht war am Ende ein Trost für Menschen, die ihr Leben ohne Religion
gelebt hatten. Alle, die an den eigenen Tod denken, können das sagen. Es
ist nicht so schwierig wie viele andere Gedichte Inayats, in denen der Mystiker
leidenschaftlich nach Gott sucht und Ihn in sich selbst, in der Natur oder in
anderen Wesen findet. Die Bilder erinnern an frühere Werke – in Minqar-é-
Musiqar sagt er schon: ‚Lass mich Dein Angesicht sehen‘, und in Nirtan: ‚Ich
erreiche Dich, bevor meine Füße Deine Wohnstatt erreichen können‘ und
12 SIFAT 2 | 2023 – Abschied