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Dorothea Wendebourg (Hrsg.): Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte, 101/102 (2022/2023) (Leseprobe)

Der Schwerpunkt des Jahrbuches liegt auf den Themen Reformation in Schlesien und der Herrnhuter Brüdergemeine in Schlesien. Dazu gibt es zum einen Beiträge zu »Der junge Johannes Hess und seine Bedeutung für die Breslauer Reformation« (Thomas Kaufmann), »Der Oderraum als Kernregion der Reformation?« (Andreas Stegmann) und »Innerprotestantische Auseinandersetzungen in Schlesien« (Gabriele Wąs), zum anderen zu »Die Brüdergemeine als Sammelbecken des schlesischen Pietismus und ihre Widersacher«  (Dietrich Meyer), »Die Familie Schleiermacher und die Brüdergemeine in Schlesien« (Simon Gerber), »Die schlesische Brüdergemeine als Wirtschaftsfaktor in der Weltwirtschaftskrise« (Susanne Kokel) und »Diakonissen der schlesischen Brüdergemeine in Jerusalem« (Angela Koppehl).

Der Schwerpunkt des Jahrbuches liegt auf den Themen Reformation in Schlesien und der Herrnhuter Brüdergemeine in Schlesien. Dazu gibt es zum einen Beiträge zu »Der junge Johannes Hess und seine Bedeutung für die Breslauer Reformation« (Thomas Kaufmann), »Der Oderraum als Kernregion der Reformation?« (Andreas Stegmann) und »Innerprotestantische Auseinandersetzungen in Schlesien« (Gabriele Wąs), zum anderen zu »Die Brüdergemeine als Sammelbecken des schlesischen Pietismus und ihre Widersacher«  (Dietrich Meyer), »Die Familie Schleiermacher und die Brüdergemeine in Schlesien« (Simon Gerber), »Die schlesische Brüdergemeine als Wirtschaftsfaktor in der Weltwirtschaftskrise« (Susanne Kokel) und »Diakonissen der schlesischen Brüdergemeine in Jerusalem« (Angela Koppehl).

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32 THOMAS KAUFMANN<br />

Johannes Hess wuchs also in eine dezidiert humanistische Bildungswelt hinein,<br />

in der nennenswerte Spuren scholastischer Prägung kaum erkennbar sind. Alles<br />

deutet darauf hin, dass die Einwirkungen des aus der Niederlausitz stammenden<br />

Rhagius auf Hess tiefgreifend und nachhaltig waren.<br />

Hess war wohl auch <strong>für</strong> einen Wittenberger Nachdruck eines im Erstdruck<br />

bereits 1507 erschienenen Barbarahymnus 11 des Rhagius verantwortlich. Dieser<br />

nicht-firmierte Druck aus der Wittenberger Offizin Johannes Rhau-Grunenbergs<br />

12 , der den Leipziger Lehrer von Hess durchaus feierlich als Rhetor, Poeten<br />

und Theologen inszenierte und mit dessen dichterischer Verherrlichung seiner<br />

Patronin Barbara religiös exponierte, wird als eine Art Reflex auf die Relegation<br />

des gefeierten Humanisten von der Universität Leipzig zu interpretieren sein.<br />

Die religiöse Poesie unterstrich den Anspruch des sich fromm präsentierenden<br />

Poeten. 13 Der Druck des Barbarahymnus bildete wahrscheinlich die Grundlage<br />

einer kommentierenden Vorlesung des jungen Wittenberger Magisters Hess.<br />

Dass dieser mit dem Druck in Verbindung stand, geht jedenfalls eindeutig aus<br />

einem einzeiligen Vers am Schluss des Hymnus und seinem Namenszug hervor. 14<br />

num presbyterum (ep. 53; CSEL 54, S. 442-465) vgl. Ulrich Bubenheimer, Thomas Müntzer<br />

und der Humanismus, in: Siegfried Bräuer – Helmar Junghans (Hg.), Der Theologe Thomas<br />

Müntzer, Berlin 1989, S. 302–328; ders., Thomas Müntzer. Herkunft und Bildung<br />

[SMRT 46], Leiden 1989, S. 276–297 (Edition der Müntzerschen Nachschrift).<br />

11<br />

Erstdruck in: Epigrammata Johannis Aesticampiani, Leipzig, M. Lotter d.Ä. 1507; VD 16<br />

R 1664, D 3 v -[6] v ; zu dem Text vgl. Susann El Kholi, Der Barbarahymnus des Johannes<br />

Rhagius Aesticampianus, in: Archiv <strong>für</strong> mittelrheinische <strong>Kirchengeschichte</strong> 60, 2008,<br />

S. 293–312. In dem Band A: 64.16 Quod.(8) der HAB Wolfenbüttel ist dieser Druck mit<br />

einer Reihe anderer Wittenberger Drucke der Jahre 1511/2 zusammengebunden.<br />

12<br />

Hymnus Ioannis Rhagii Aesticampiani Lusacii Rhetoris Poetaeque Laureati & sacrae Theologiae<br />

M[a]g[istt]ri … in laudem Divae Barbare martyris & Virginis [Wittenberg, Johann Rhau<br />

Grunenberg um 1511]; VD 16 R 1665; Ex. HAB Wolfenbüttel A: 64.16 Quod.(8). Die reichen<br />

Glossierungen des Drucks, der mit großem Zeilenabstand und breitem Rand gedruckt<br />

wurde, lassen keinen Zweifel daran, dass der Barbarahymnus in einer Vorlesung kommentiert<br />

wurde. Der insgesamt 23 Einzelstücke umfassende Sammelband 64.16 Quod. stammt aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach aus dem Besitz eines um 1511 in Wittenberg Studierenden.<br />

13<br />

Aesticampianus, Oratio Lypsi habita, wie Anm. 9, A [4] r : „Parcite itaque viri germani parcite<br />

dolori meo iustissimo et veritate languidissime/ parumper indulgete. Ut deus omnipotens<br />

peccatis indulgeat vestris. Amen. Valete foeliciter et pro viatore Esticampiano Deum<br />

pie et assidue orate.“<br />

14<br />

Hymnus … in laudem … Barbare, wie Anm. 12, A 4 r : Nach dem griechisch gesetzten<br />

„Telos“ folgt: „M | Casta placent superis. | Io: Hessus.“ Möglicherweise ist das M als „Magister“<br />

aufzulösen; dies entspräche seiner Selbstvorstellung in dem Widmungsschreiben an<br />

Pinder, Elegantissimum et varie erudi=|| tionis caput C. Plinij Secundi || Veronensis ex quartodecimo<br />

Natura|| lis historiae libro de vitanda || EBRIETATE. || … Wittenberg, Johannes

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