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Dorothea Wendebourg (Hrsg.): Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte, 101/102 (2022/2023) (Leseprobe)

Der Schwerpunkt des Jahrbuches liegt auf den Themen Reformation in Schlesien und der Herrnhuter Brüdergemeine in Schlesien. Dazu gibt es zum einen Beiträge zu »Der junge Johannes Hess und seine Bedeutung für die Breslauer Reformation« (Thomas Kaufmann), »Der Oderraum als Kernregion der Reformation?« (Andreas Stegmann) und »Innerprotestantische Auseinandersetzungen in Schlesien« (Gabriele Wąs), zum anderen zu »Die Brüdergemeine als Sammelbecken des schlesischen Pietismus und ihre Widersacher«  (Dietrich Meyer), »Die Familie Schleiermacher und die Brüdergemeine in Schlesien« (Simon Gerber), »Die schlesische Brüdergemeine als Wirtschaftsfaktor in der Weltwirtschaftskrise« (Susanne Kokel) und »Diakonissen der schlesischen Brüdergemeine in Jerusalem« (Angela Koppehl).

Der Schwerpunkt des Jahrbuches liegt auf den Themen Reformation in Schlesien und der Herrnhuter Brüdergemeine in Schlesien. Dazu gibt es zum einen Beiträge zu »Der junge Johannes Hess und seine Bedeutung für die Breslauer Reformation« (Thomas Kaufmann), »Der Oderraum als Kernregion der Reformation?« (Andreas Stegmann) und »Innerprotestantische Auseinandersetzungen in Schlesien« (Gabriele Wąs), zum anderen zu »Die Brüdergemeine als Sammelbecken des schlesischen Pietismus und ihre Widersacher«  (Dietrich Meyer), »Die Familie Schleiermacher und die Brüdergemeine in Schlesien« (Simon Gerber), »Die schlesische Brüdergemeine als Wirtschaftsfaktor in der Weltwirtschaftskrise« (Susanne Kokel) und »Diakonissen der schlesischen Brüdergemeine in Jerusalem« (Angela Koppehl).

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144 DIETRICH MEYER<br />

(1685–1746) in Teschen durch die Regierung in Wien abgesetzt und vertrieben. 2<br />

Schon 1726 wurde das Waisenhaus in Ober-Glauche bei Trebnitz unter Pfarrer<br />

Johann Mischke (1679–1734) geschlossen und 1727 erfolgte ein zweites kaiserliches<br />

Mandat gegen den Pietismus, das Pfarrer zum Verlassen des Landes veranlasste<br />

wie Pfarrer Benjamin Lindner (1694–1754) in Schönbrunn. Zinzendorf<br />

selbst hatte das Pädagogium in Halle von 1710 bis 1716 besucht und<br />

verstand sich als Schüler Halles. Erst nach dem Tode von August Hermann<br />

Francke 1727 kam es zu einem Bruch und der Entstehung einer Zinzendorf<br />

feindlichen Partei in Halle und schließlich seit 1734 zu Zinzendorfs theologischer<br />

Abkehr vom halleschen Pietismus und einer eigenständigen Lutherrezeption.<br />

Schlesien stand <strong>für</strong> ihn und schon <strong>für</strong> seine Großmutter Henriette Katharina<br />

von Gersdorf (1648–1726) im Blick ihrer Aufmerksamkeit, um den dortigen<br />

Evangelischen unter dem Druck der Habsburger Regierung zu Hilfe zu kommen.<br />

Diese Fürsorge <strong>für</strong> verfolgte Adlige leitete ihn auch, als er 1724 sehr zum<br />

Ärger August Hermann Franckes ein Adelspädagogium gründete. Erich Ranzau<br />

(1719–1796) gibt in seiner handschriftlichen Geschichte der brüderischen Diaspora<br />

und Gemeinschaftspflege eine kurze Beschreibung von Zinzendorfs fast<br />

jährlichen Reisen nach Schlesien vom Sommer 1723 bis 1727. 3 Dabei wird deutlich,<br />

dass Zinzendorf die wichtigsten Vertreter des halleschen Pietismus in Schlesien<br />

wie Johann Christoph Schwedler (1672–1730) in Nieder Wiesa, Pfarrer<br />

Melchior Gottlieb Minor (1693–1748) in Landshut, Pfarrer Heinrich Sommer<br />

in Dirsdorf, Pfarrer Johann Adam Steinmetz und Johann Muthmann in Teschen<br />

besuchte, sowie die Verbindung mit pietistisch geprägten Adligen 4 wie Graf Erdmann<br />

Heinrich Henkel (1681–1752) auf Oderberg, Graf Karl Friedrich Pfeil<br />

(1695–1767) in Dirsdorf, Graf Johann Heinrich Morawitzky (1685–1775) in<br />

Boblowitz und Ernst Julius von Seidlitz (1695–1766), in dessen Haus in Schönbrunn<br />

er in einer Versammlung vor 300 Besuchern 1726 sprach, suchte. In<br />

Hirschberg hielt Zinzendorf eine Erbauungsstunde bei Familie Glafey, einem<br />

der dortigen Schleierherren, die ihren Sohn zur Ausbildung in das Seminar der<br />

Brüder in Urschkau/Orsk Kreis Wohlau unter der Leitung von Bischof Polycarp<br />

Müller gaben. Der Kaufmann schrieb 1735 an Zinzendorf eindrücklich:<br />

2<br />

Über die von Halle geprägten Pfarrer in Schlesien vgl. DIETRICH MEYER, Der Einfluß des<br />

hallischen Pietismus auf Schlesien, in: Johannes Wallmann und Udo Sträter (Hg.), Halle<br />

und Osteuropa. Zur europäischen Ausstrahlung des hallischen Pietismus, Tübingen 1998<br />

(Hallesche Forschungen 1), 211-229.<br />

3<br />

ERICH RANZAU, Historie der Brüder-Diaspora (NB I.R.3.148.b.1, S. 93–100).<br />

4<br />

Vgl. dazu GERHARD MEYER, Gnadenfrei. Eine Siedlung des schlesischen Pietismus im 18.<br />

Jahrhundert, Hamburg 1950, 25–33.

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