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Dorothea Wendebourg (Hrsg.): Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte, 101/102 (2022/2023) (Leseprobe)

Der Schwerpunkt des Jahrbuches liegt auf den Themen Reformation in Schlesien und der Herrnhuter Brüdergemeine in Schlesien. Dazu gibt es zum einen Beiträge zu »Der junge Johannes Hess und seine Bedeutung für die Breslauer Reformation« (Thomas Kaufmann), »Der Oderraum als Kernregion der Reformation?« (Andreas Stegmann) und »Innerprotestantische Auseinandersetzungen in Schlesien« (Gabriele Wąs), zum anderen zu »Die Brüdergemeine als Sammelbecken des schlesischen Pietismus und ihre Widersacher«  (Dietrich Meyer), »Die Familie Schleiermacher und die Brüdergemeine in Schlesien« (Simon Gerber), »Die schlesische Brüdergemeine als Wirtschaftsfaktor in der Weltwirtschaftskrise« (Susanne Kokel) und »Diakonissen der schlesischen Brüdergemeine in Jerusalem« (Angela Koppehl).

Der Schwerpunkt des Jahrbuches liegt auf den Themen Reformation in Schlesien und der Herrnhuter Brüdergemeine in Schlesien. Dazu gibt es zum einen Beiträge zu »Der junge Johannes Hess und seine Bedeutung für die Breslauer Reformation« (Thomas Kaufmann), »Der Oderraum als Kernregion der Reformation?« (Andreas Stegmann) und »Innerprotestantische Auseinandersetzungen in Schlesien« (Gabriele Wąs), zum anderen zu »Die Brüdergemeine als Sammelbecken des schlesischen Pietismus und ihre Widersacher«  (Dietrich Meyer), »Die Familie Schleiermacher und die Brüdergemeine in Schlesien« (Simon Gerber), »Die schlesische Brüdergemeine als Wirtschaftsfaktor in der Weltwirtschaftskrise« (Susanne Kokel) und »Diakonissen der schlesischen Brüdergemeine in Jerusalem« (Angela Koppehl).

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114 GABRIELA WĄS<br />

der Landesherr darüber entscheide, welche Religion in seinem Hoheitsgebiet<br />

legal sein solle, wurde zwar in Anspruch genommen, aber nicht angewandt.<br />

Die Tatsache, dass Schlesien Teil des Königreiches Böhmen war, hatte jedoch<br />

vor allem die Folge, dass der erste schriftliche Schutz der Rechte der Protestanten<br />

in Schlesien der Majestätsbrief Rudolfs II. von 1609 war. Er wurde auf<br />

Druck des im Juni dieses Jahres gegründeten Militärbundes der nichtkatholischen<br />

böhmischen Stände mit den protestantischen Fürsten und Ständen Schlesiens<br />

herausgegeben. Der Majestätsbrief von 1609 bedeutete nicht nur die Legalisierung<br />

des Augsburger Bekenntnisses. Vielmehr besagte dieses Dokument<br />

auch – zusammen mit einem weiteren, gut einen Monat zuvor verabschiedeten<br />

Majestätsbrief <strong>für</strong> Böhmen aus demselben Jahr – die Dreikonfessionalität (eigentlich<br />

Multikonfessionalität 2 ) Schlesiens sowie – und das <strong>für</strong> Schlesien als einziges<br />

Gebiet dieses Königreiches – die Gleichberechtigung zwischen Katholiken<br />

und Anhängern der Augsburger Konfession. In Böhmen hingegen mussten<br />

Katholiken ihren Rechtsstatus mit allen „sub-utraque-Gläubigen“, die sich unter<br />

dem Namen „böhmische Konfession“ vereinten, teilen 3 .<br />

Bis zur Niederlage der schlesisch-protestantischen Fürsten und Stände in<br />

der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges, also während des sogenannten<br />

Aufstandes der böhmischen Stände gegen die habsburgischen Könige (1618-<br />

1621), dem sich die protestantische Opposition der schlesischen Fürsten und<br />

Stände anschloss, 4 war das rechtlich respektierte Leitmotiv der Reformation in<br />

Schlesien, dass die Entscheidung zur Einführung der Reformation oder zum Verbleib<br />

beim Katholizismus in Schlesien nicht nur von Fürsten und König als<br />

Herrschern über die einzelnen Fürstentümer abhängig war, sondern auch von<br />

2<br />

Der <strong>für</strong> das Königreich Böhmen ausgestellte Majestätsbrief erkannte die in der böhmischen<br />

Konfession versammelten Kirchen rechtlich an, die in diesem Gesetz synonym als<br />

Konfessionen „sub utraque“ (Altutraquisten, Neoutraquisten, Lutheraner, Böhmische Brüder)<br />

definiert wurden.<br />

3<br />

WINFRIED EBERHARD, Monarchie und Widerstand. Zur ständischen Oppositionsbildung<br />

im Herrschaftssystem Ferdinands I. in Böhmen, München 1985; idem, Konfessionelle Polarisierung,<br />

Integration und Koexistenz in Böhmen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, in:<br />

Religion und Politik im frühneuzeitlichen Böhmen. Der Majestätsbrief Kaiser Rudolfs II<br />

von 1609, hg. von Jaroslava Hausenblasová, Jiří Mikulec, Martina Thomsen, Stuttgart 2014,<br />

25-44; David V. Zdeněk, A Cohabitation of Convenience: The Utraquists and the Lutherans<br />

under the Letter of Majesty 1609–1620, in: Bohemian Reformation and Religious<br />

Practice, Praque 2000, 3, 173-214.<br />

4<br />

JOACHIM BAHLCKE, Regionalismus und Staatintegration im Widerstreit. Die Länder der<br />

Böhmischen Krone im ersten Jahrhundert der Habsburgermonarchie (1526–1619), München<br />

1994, 400–445.

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