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Lotus Quartett

Kulturringkonzert: Streichquartett, Heilbronn, Theodor-Heuss-Saal des Konzert- und Kongresszentrums Harmonie, 16.4.2024, 19.30 Uhr

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MENDELSSOHN BARTHOLDY<br />

STREICHQUARTETT F-MOLL<br />

Im Mai 1847 starb Fanny Hensel, die musikalisch<br />

hochbegabte Schwester Felix Mendelssohns (1809-<br />

1847). Ihren Bruder Felix traf die Nachricht hart: »Bis<br />

jetzt kann ich an Arbeit, ja an Musik überhaupt nicht<br />

denken, ohne die größte Leere und Wüste im Kopf und<br />

im Herzen zu fühlen.«<br />

In diametralem Kontrast zu den friedlichen Aquarellen,<br />

die er damals von den Schweizer Bergen malte,<br />

steht die »schwarze Grundfarbe« seines f-Moll-<strong>Quartett</strong>s,<br />

die sich nur an wenigen Stellen, und auch dort<br />

nur über unterschwelliger Erregung aufhellt. Es ist ein<br />

Stück von so rückhaltloser Intensität des Ausdrucks,<br />

wie es Mendelssohn nur einmal geschrieben hat. Als<br />

er es im September 1847 beendete, hatte er selbst nur<br />

noch zwei Monate zu leben.<br />

Das »Allegro vivace assai« fesselt von Beginn an durch<br />

zwei Elemente: die Tremoli und die imitierenden Einsätze<br />

der Stimmen in stets unberechenbaren Intervallen.<br />

Während sich der Klang in immer neuen Tremoloflächen<br />

und wogenden Akkorden Bahn bricht, wird<br />

die Melodik von pathetischen Gesten im punktierten<br />

Rhythmus beherrscht. Wie man es sonst nur von<br />

Tschaikowsky kennt, hat Mendelssohn hier einmal die<br />

klassische Sonatenform völlig der Herrschaft der frei<br />

sich entfaltenden, ausdrucksvollen Geste unterworfen,<br />

gipfelnd in einer Coda, die alle Fesseln zu sprengen<br />

scheint.<br />

Das Scherzo ist schon dadurch bewundernswert, dass<br />

es die Erregung des ersten Satzes zu halten vermag<br />

und gleichzeitig auf die Ebene des romantisch-zwielichtigen<br />

Charakterstücks hebt. Die punktierten Rhythmen<br />

des »Allegro vivace« werden zuerst über Synkopen<br />

zu einer gewaltigen Klimax aufgebauscht, um dann<br />

in einer eleganten Walzergeste zusammenzubrechen.

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