Lotus Quartett
Kulturringkonzert: Streichquartett, Heilbronn, Theodor-Heuss-Saal des Konzert- und Kongresszentrums Harmonie, 16.4.2024, 19.30 Uhr
Kulturringkonzert: Streichquartett, Heilbronn, Theodor-Heuss-Saal des Konzert- und Kongresszentrums Harmonie, 16.4.2024, 19.30 Uhr
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Das Trio entwickelt sich in schubertischer Manier als<br />
Quasi-Chaconne über einem gespenstischen »Basso<br />
ostinato» von Bratsche und Cello.<br />
Mit dem Adagio scheint Mendelssohn endlich wieder<br />
»Haltung« gewonnen zu haben, seine eigene Sprache<br />
zu sprechen. Auf die harmonisch noch recht fremdartige<br />
Einleitung des Satzes folgt eines jener Lieder ohne<br />
Worte, wie sie der Komponist häufig als Stilisierung<br />
gebrauchte, um auch im pathetischsten Rahmen innig<br />
bleiben zu können. Wenn dann allerdings im Mittelteil<br />
ein großer Trauergesang aller vier Instrumente anhebt,<br />
zollt die Musik unmissverständlich der Komponistin<br />
Fanny ihren Tribut. Es scheint, als habe Mendelssohn<br />
in seinem As-Dur-Adagio den eigenen Stil und den<br />
Fannys posthum in Einklang bringen wollen.<br />
Das Finale variiert einen Topos, den beide Geschwister<br />
liebten: das Feen- und Elfenstück, das hier einmal<br />
nicht schwebend-virtuos, sondern schwer lastend,<br />
von Synkopen zerrissen daherkommt und am Ende<br />
in hämmernden Triolen zum Affekt des ersten Satzes<br />
zurückkehrt.<br />
BRAHMS STREICHQUARTETT A-MOLL<br />
Für Johannes Brahms (1833-1897) war das <strong>Quartett</strong>komponieren<br />
ein schweres Unterfangen, und er hat es<br />
nicht im ersten Anlauf gelöst. Bevor er 1873 mit den<br />
beiden <strong>Quartett</strong>en op. 51 an die Öffentlichkeit trat,<br />
hatte er nach eigenen Angaben bereits mehr als 20<br />
<strong>Quartett</strong>e komponiert und wieder verworfen. Auch die<br />
Entstehung der <strong>Quartett</strong>e Nr. 1 und 2 war eine »Zangengeburt«.<br />
Als »Geburtshelfer« zog er seinen Freund<br />
Theodor Billroth heran, den weltberühmten Wiener<br />
Chirurgen und Kammermusikfreund, dem er sein Opus<br />
51 widmete. Trotz unendlich langen Reifens und letzten<br />
Feilens während einer ersten Probenphase mit<br />
dem Walter-<strong>Quartett</strong> aus München im Sommer 1873 in<br />
Tutzing war Brahms mit dem Ergebnis zwar nicht zufrieden,<br />
aber für die Rezeption der brahmsschen Musik<br />
spielen diese beiden Werke bis heute eine zentrale